Zum Inhalt der Seite

Zwei mit gleichem Schlag

Lang lebe die Bromantik!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

11 - Vertrauen ist gut - Kämpfen ist besser (02)

Unruhig lief Spider-Man vor dem Quinjet auf und ab. Es hatte alles reibungslos geklappt.

Er hatte sich auf den Helicarrier hoch geschwungen, irgendwelchen Mitarbeitern, die sicher nicht sofort zu Fury oder den höheren Agenten rannten, was von Trainingseinheit erzählt und sich einen der kleinen Quinjets geholt, dann die Peilung von S.H.I.E.L.D. deaktiviert und den Jet auf einem Feld außerhalb der Stadt gelandet.

Und nun wartete er auf Deadpool. Allerdings war er, je länger er wartete und Zeit zum Nachdenken hatte, wieder total verunsichert. Sollte er das Teil wirklich in Deadpools Hände geben? Er wusste noch immer nicht, was der vorhatte. Daten sichern. Aber welche? Und wo? Und für wen? Ob er ihn nochmal ins Kreuzverhör nehmen sollte? Aber was, wenn Deadpool nichts sagte? Oder wenn ihm Deadpools Antwort nicht gefiel?

„Oh man, auf was lasse ich mich da bloß wieder ein?“

Aber nach all den Kämpfen und all dem, was er bis jetzt mit diesem Verrückten mitgemacht hatte... Und vor allem, nach all den... persönlichen... vertraulichen... Treffen und Momenten...

Ja, doch... er... vertraute ihm und glaubte ihm, dass es etwas Wichtiges war und dass er nicht mehr wissen musste, als das, was Deadpool ihm sagte.

Direkt vor der Front des kleinen Jets blieb er stehen. „Ich hoffe echt, du enttäuschst mich nicht... wenn ich dir schon blind vertraue...“, murmelte er leise. Dann zuckte er erschrocken zusammen, weil ihn jemand antippte.

„Awww, wie süß! Sag das nochmal laut!“

„Deadpool! Erschreck mich nicht so! Wieso schleichst du dich immer so an mich an?!“, fuhr Spider-Man Deadpool an, der hinter ihm ganz plötzlich aufgetaucht war. Der tat ganz unschuldig.

„Ich schleich mich doch nicht an. Kann ich was dafür, dass du immer dann unaufmerksam bist, wenn ich in der Nähe bin? Oder... oh... waaarte...“

Erneut zuckte Spider-Man zusammen, als Deadpool unvermittelt seine Hände ergriff.

„Dein Alarm nimmt mich nicht mehr wahr! Yay! Damit ist es offiziell! Wir sind Freunde und du magst mich!“

Schnell zog Spider-Man seine Hände zurück. „Lass das!“

Das war ihm trotz allem wieder unangenehm. Weil es komisch war. Weil ihm sein Kopf immer noch sagte, dass es falsch war, Wade zu mögen. Vor allem... so richtig zu mögen.

„Kennst du dich mit dem Quinjet aus?“, lenkte er stattdessen schnell ab.

„Sicher. Ich hab mir so einen schon ein paar mal...“

„Sag jetzt bitte nicht 'geliehen'“, fiel Spider-Man ihm ins Wort.

„Na schön... dann... sag ich es nicht.“

Spider-Man fuhr sich über den Kopf. „Oh Gott, dass ich dir das Ding besorgt habe, werde ich noch bereuen.“

„Ja... wirst du...“

Sofort sah Spider-Man zu Deadpool, der aber nur den Jet musterte. „Was?!“

Deadpool wandte den Blick in seine Richtung und das so, als hätte er gerade nichts gesagt. „Hm? Was?“

Schnell schüttelte Spider-Man den Kopf. „Gut, okay, lass mich das nochmal zusammenfassen: Du gehst... Daten sichern. Dann kommst du zurück und ich kriege den Jet zurück. Kann ich hier warten? Du hast gesagt, es dauert nicht lang.“

„Was hast du S.H.I.E.L.D. denn erzählt?“, kam Deadpools Gegenfrage und er strich über die Seite des Jets.

„Dass ich eine kleine Manöverübung mache, solange keiner da ist. Ein bisschen Fliegen üben. Noch besser werden. Den Sender zur Verfolgung in der Maschine hab ich ausgeschaltet. Also gibt es ein kleines Zeitfenster, bis das jemandem auffällt und der Jet an seinem Platz zurück sein muss, bevor S.H.I.E.L.D. versucht, ihn zu finden“, erklärte Spider-Man, während Deadpool ihn genau im Auge behielt.

„Mmmh... Perfekt. Und ja, du kannst hier warten. Solange du hier bist... kann nichts schiefgehen.“

Misstrauisch verschränkte Spider-Man die Arme vor der Brust und zog unter der Maske eine Augenbraue hoch.

„Weil ich dir dann nicht rein pfuschen kann? In deinen... Auftrag?“

Deadpool sah sich suchend um, so als wollte er sichergehen, dass keiner sie sah oder generell in der Nähe war. Dann legte er beide Hände auf Spider-Mans Schultern.

„Spidey... Lass mich dir was sagen. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass ich jede Minute meines Lebens mit dir verbringen und JEDEN Auftrag mit dir zusammen erledigen dürfte! Aber das hier geht nicht. Da darfst du nicht dabei sein. Aber ich verspreche dir, dass du, wenn du brav hier wartest, eine Belohnung von mir bekommst.“

„Ich hab dir schon mal gesagt, ich bin kein Hund! Also rede nicht so mit mir!“, beschwerte Spider-Man sich.

Darauf ging Deadpool gar nicht ein, sondern umarmte Spider-Man plötzlich. „Schon mal ein Vorgeschmack auf deine Belohnung. Und damit du an was Hübsches denken kannst, während du wartest.“

Mehr aus Reflex schob Spider-Man Deadpool sofort von sich. „Deadpool! Pfui! Aus!“

„Ooohh... nya, du hast recht, die Hundenummer ist gemein. Na schön, ich hab `nen engen Zeitplan einzuhalten. Wir... sehen uns... später...“

Kurz meinte Spider-Man, dass Deadpool sich schon wieder komisch anhörte. Viel darüber nachdenken konnte er aber nicht, denn Deadpool ging an ihm vorbei und umarmte ihn erneut, diesmal von hinten.

„So eine gute Zeit wie mit dir, hatte ich noch nie. Danke für dein Vertrauen...“

Spider-Man merkte, wie ihm schon wieder ganz warm wurde und er machte sich so schnell er konnte von Deadpool los.

„Jetzt geh schon! Sonst dauert es ewig, bis du wieder da bist!“

„Hast du jetzt schon Sehnsucht nach mir? Obwohl ich noch nicht mal weg bin? Ich wusste schon immer, dass du total verrückt nach mir bist!“, meinte Deadpool nur ganz amüsiert und kletterte dabei in die Kanzel des Jets.

„Nein, Wade... sicher nicht... Beeil dich! Ich hasse es, wenn man mich warten lässt.“

„Uuoohh! Darauf komm ich nochmal zurück! Und hier kommt noch ein Versprechen: Wenn es wirklich wichtig ist, lasse ich dich sicher nicht warten. Keine Sekunde. Wenn du verstehst, was ich meine...“

Schon zuckte Spider-Man doch wieder etwas angewidert zurück. „Ich nehm es zurück! Ich hasse es nicht, zu warten... Ich hasse DICH!“

Deadpool betätigte den Schließmechanismus des Cockpits. „Ich weiß, ich weiß...“

Dann winkte er Spider-Man und startete den Jet.

Spider-Man sah ihm noch nach, bis der Jet verschwunden war. Nun musste er sich darauf verlassen, dass Deadpool zurückkam. Und nicht die Hölle losbrach, bei seinem mysteriösen Auftrag. Hoffentlich stellte er nichts Dummes an. Mit einem kleinen Seufzer setzte Spider-Man sich einfach auf den Boden.

„Mach bitte keinen Blödsinn, Wade...“
 

Rund fünfzehn Minuten später beschäftigte Spider-Man sich damit, auf kleine Ziele, die er sich selbst aussuchte, Spinnfäden zu schießen. Treffsicherheit üben. Immerhin war das Training. Was wohl bei Deadpool 'schnell' bedeutete?

Er visierte einen Zaunpfahl in etwa zehn Meter Entfernung an, da ertönte ein Signal an seinem Handgelenk. Überrascht sah Spider-Man auf das kleine elektronische Armband, das wie ein Mini-Handy funktionierte. Zumindest eine Nummer konnte er damit erreichen und umgekehrt. Es war farblich an seinen Anzug angepasst, damit es nicht auffiel und das neuste Hightechspielzeug von S.H.I.E.L.D. Damit konnte er bei Gefahr sofort direkt kontaktiert werden und er erkannte an der Art des Signals, wie dringend es war. Außerdem bekam er auch übermittelt, wo er hinzukommen hatte.

Dieses Signal gerade hieß höchste Alarmstufe.

Schnell drückte Spider-Man auf eine bestimmte Stelle an dem Armband, woraufhin Nick Furys aufgeregte Stimme ertönte, noch bevor er selbst überhaupt etwas sagen konnte.

„Parker! Wo stecken Sie?! Sofort zum Helicarrier! Wir haben einen absoluten Ausnahme-Notfall!“

Wie konnte das denn sein? Er war doch vor noch nicht mal einer halben Stunde dort gewesen.

„Was ist denn passiert, Director?“ Er war sofort auf den Beinen und sah sich nach Möglichkeiten um, sich schnellstens zurück in die Stadt zu schwingen und dann rauf zum Helicarrier. Mist, jetzt hätte er den Jet brauchen können.

„Keine Zeit für lange Erklärungen! Deadpool läuft hier gerade Amok! Beeilung!“

Damit war die Verbindung unterbrochen.

Entsetzt starrte Spider-Man auf das Armband. Deadpool? DEADPOOL?! Aber er hatte doch... er wollte doch...

Spider-Man wurde abwechselnd heiß und kalt. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein! Er hatte den Jet gebraucht, um auf den Helicarrier zu kommen! Und... er hatte ihn... dafür benutzt...

Nein! Noch wollte er das nicht wahrhaben. Das musste ein Missverständnis sein! Das DURFTE einfach nicht stimmen!

Verdammt, er musste sich sofort auf den Weg machen und auf den Helicarrier gelangen!

Ein paar Häuser gab es in der Gegend, an deren Dächern und Mauern er sich entlang schwingen konnte.

Schon kurz darauf war er wieder im Stadtgebiet. Der Helicarrier befand sich in der Nähe des ehemaligen Stark, nun Avengers-Towers. Der war hoch genug, von da aus genügte die Reichweite seiner von S.H.I.E.L.D. modifizierten Spinnfadenschussvorrichtung. Und die ganze Zeit über hoffte Spider-Man, dass, wenn er oben ankam, sich alles aufklären würde.

„Bitte, bitte, sein einfach nur ein dummes Missverständnis...“

Er kletterte bis zur Spitze des Avengers-Towers. Vielleicht hatte Deadpool ja nur Furys Kaffee verschüttet...
 

Weit über sich sah er den Helicarrier, zielte und schoss einen starken Spinnfaden nach oben ab, der zum Glück traf. Kurz zögerte er, schluckte schwer und zog sich dann nach oben. Bei jedem Meter, den er näher kam, fühlte er, wie sein Herz heftiger schlug. Da waren Rauch und Feuer. Und aufgeregtes Rufen. Und... Schüsse? Detonationen?

Nur noch wenige Meter, er schwang sich über den Rand des Carriers auf den Landeplatz der Quinjets und erstarrte erstmal.

„Nein... Nein, nein, nein...“

Es herrschte Chaos. Da waren verschiedene Brände auf dem Deck, einige der Mitarbeiter versuchten zu löschen und wieder andere schienen Verletzte zu versorgen oder zu bergen. Und das alles sollte Deadpool angerichtet haben?

Spider-Man handelte mehr automatisch und brachte die Leute, die sich in unmittelbarer Gefahr befanden, sicher aus den Gefahrenzonen. Einige der Jets waren zerstört, aber mit den restlichen konnten sicher alle heil den Helicarrier verlassen. Aber wo steckte Deadpool? Oder...

„Spider-Man!“

Das war Furys Stimme und sofort fuhr Spider-Man herum.

„Director!“

Erschrocken sah Spider-Man ihn von der Plattform stolpern, die nach unten zur Kommandozentrale führte. Er hielt sich die Seite und schien verletzt zu sein, denn er blutete stark und Spider-Man sprang im letzten Moment an seine Seite, um ihn zu stützen, ehe er zu Boden ging.

„Director Fury! Was ist denn passiert?! Was ist hier los?!“

Vorsichtig ließ er Fury sich hinsetzen. Der presste die Hand weiter fest gegen seine Seite.

„Schuss... wunde... Ist nicht... der Rede wert. Deadpool ist da unten... In der Kommandozentrale. Es ist alles.... evakuiert. Heute... sind nur wenig Leute da...“

Auf einmal fixierte Fury Spider-Man mit einem Blick, der Spider-Man einen kalten Schauer über den Rücken jagte. „Und er hat das gewusst! Er wusste, dass die anderen Helden alle auf Mission sind! UND... er kam mit einem Quinjet!“

Plötzlich packte Fury Spider-Man hart am Arm.

„Was auch immer hier passiert... Es ist IHRE Schuld, Parker! Ich hatte Ihnen die Zusammenarbeit verboten! Alles, was Sie hier sehen... alles, was passiert... haben SIE allein zu verantworten!“

Spider-Man wurde ganz schlecht. Keine Ahnung, was Deadpool hier trieb, aber Fury hatte recht. Die Schäden, die Verletzten... er war Schuld.

Fury ließ seinen Arm los und stöhnte vor Schmerz kurz auf.

„Er... ist unten... in der... Zentrale... Holen Sie... sich Wilson... JETZT!“

Damit stieß er Spider-Man von sich weg. Der taumelte ein paar Schritte rückwärts. Noch immer ganz neben sich wegen der Anschuldigungen und dem Entsetzen darüber, was Deadpool angerichtet hatte, sah er sich nochmal auf dem Helicarrier-Deck um, dann sah er auf Fury und dann war er mit ein paar schnellen Schritten auf der Plattform, die ihn ins Innere des Helicarriers und zur Kommandozentrale bringen würde.

„Parker!“, rief Fury ihm zu und Spider-Mans Hand verharrte kurz über dem Schalter, der die Plattform nach unten befördern würde.

„Wenn er merkt, dass Sie ihn aufhalten wollen, wird er Sie umbringen! Glauben Sie nichts, was er sagt und lassen Sie sich nicht von ihm wieder irgendwas einreden! Er ist NICHT Ihr Freund! Haben Sie mich verstanden?!“

Spider-Mans Hand zitterte leicht, er sah Fury noch einen Moment lang an, dann betätigte er den Schalter und die Plattform setzte sich in Bewegung. Nach unten.
 

In der Sekunde, als die Sicht zur unteren Ebene frei wurde, schlug sein Spinnensinn Alarm und Spider-Man sprang gerade noch aus dem Weg und in Deckung, als auch schon ein Kugelhagel die Wand hinter ihm durchsiebte.

„WADE! Hör auf!“

Deadpool stand ein Stück entfernt vor einem der Hauptcomputer und zielte genau auf den Zugang zur Kommandozentrale. Als er Spider-Mans Stimme hörte, legte er den Kopf leicht schief und ließ die Waffe ein Stück sinken.

„Spidey? Was tust du hier? Ich hab dir doch gesagt, du sollst auf mich warten.“

Vorsichtig trat Spider-Man aus seiner Deckung hervor und ging zwei Schritte auf Deadpool zu, blieb aber sofort wieder stehen und hob beschwichtigend die Hände, als Deadpool die Waffe wieder richtig anhob und ihn ins Visier nahm.

„Was hast du getan, Wade?! Du hast gesagt, du brauchst den Jet um Daten zu holen!“

„Und genau das tue ich“, gab Deadpool zurück und sah kurz auf den Bildschirm hinter sich, ehe er sich wieder Spider-Man zuwandte.

Ganz langsam machte der noch zwei Schritte in Deadpools Richtung, dann erstarrte er, denn er sah, dass da zwei Menschen in ihrem Blut auf dem Boden lagen.

„Wade...“

„Mach mir keinen Vorwurf. Die haben zuerst geschossen.“

Wieder sah Deadpool zu dem Bildschirm, tippte etwas auf der Tastatur ein und zog dann einen USB-Stick, den er in seinem Gürtel verstaute.

„Du hast sie getötet! Und wenn du hier einbrichst und S.H.I.E.L.D.-Daten stehlen willst, ist es doch klar, dass sie die Daten verteidigen! Oh mein Gott, Wade, warum tust du das hier bloß?! Warum... hast du... mich so belogen? Du hast es ausgenutzt, dass ich... dass ich...“

Er konnte den Satz nicht mal beenden, weil er sich so schrecklich fühlte und so benutzt vorkam.

„Dass du mir vertraut hast? Sorry, Kleiner, aber wenn du mich nach all der Zeit immer noch nicht kennst, bist du dümmer, als ich dachte.“

Das saß. Spider-Man konnte darauf erst mal gar nichts mehr sagen. Sollte das heißen, er war von vorn herein von ihm nur ausgenutzt worden? All dieses andauernde Gerede von Freundschaft und Vertrauen und wie sehr er ihn doch mochte... Alles nur, damit er Deadpool Zugang zum Helicarrier verschaffte?

„Und jetzt geh aus dem Weg“, riss ihn Deadpools Stimme aus seinen Gedanken.

Sofort versteifte er sich. Was auch immer Deadpool da an Daten gestohlen hatte, er durfte ihn damit nicht gehen lassen. Daten von S.H.I.E.L.D. unterlagen der höchsten Geheimhaltung. Das waren Geheimidentitäten, Militärgeheimnisse, politische Hintergrundinformationen aus allen möglichen Staaten und Regionen...

Deadpool zielte noch immer auf ihn und kam nun auf ihn zu.

„Geh mir aus dem Weg. Sonst muss ich dir wehtun.“

„Nein!“ Spider-Man sah böse zu Deadpool und ging in Angriffsstellung.

Das ließ Deadpool kurz zögern.

„Kleiner... du machst einen Fehler. Leg dich nicht mit mir an. Ich hab es eilig und du wirst mich nicht aufhalten. Du bist das einzige Hindernis, das zwischen mir und dem Ausgang steht und ich werde nicht zögern, dich aus dem Weg zu räumen, wenn du nicht sofort da weggehst!“

Den Tonfall kannte Spider-Man nur von dem einen Mal von Deadpool, als der vorgetäuscht hatte, dass er ihn umbringen wollte. Aber das hier war anders. Ganz anders. Er hatte hier schon Menschen getötet, Fury angeschossen und geheime Daten entwendet. Spider-Man konnte beim besten Willen keinen 'anständigen' Grund dafür finden. Und das machte das Ganze noch viel schlimmer.

Allein deshalb rührte Spider-Man sich nicht von der Stelle.

„Schön. Dann lässt du mir keine andere Wahl...“, sagte Deadpool nur ganz ruhig.

Sofort schlug Spider-Mans Spinnensinn Alarm, er feuerte reflexartig Spinnfäden auf Deadpools Waffe, stieß sich gleichzeitig ab, um über Deadpool hinweg zu springen und verriss dabei dessen Arm mit der Waffe. Deadpool zog im selben Moment den Abzug durch, traf Spider-Man aber dank dessen schneller Reaktion nicht. Dafür zog er gleich noch mit der anderen Hand eins seiner Schwerter, um den Spinnfaden durchzuschlagen, drehte sich dabei noch um und schoss erneut auf Spider-Man.

Der brachte sich mit weiteren Sprüngen in Sicherheit, so dass die Kugeln nur in die Einrichtung und Computer in der Kommandozentrale einschlugen.

Sobald Spider-Man das erste Klicken des leeren Magazins hörte, stieß er sich wieder fest vom Boden ab, schoss einen Spinnfaden an die Decke und schwang sich direkt auf Deadpool zu, dann trat er ihn gegen die am nächsten stehenden Computertische, so dass diese bei dem Aufprall teilweise zu Bruch gingen.

„Wade, hör auf! Ich weiß nicht, was das hier soll, aber ich kann dich nicht gehen lassen!“

Deadpool stemmte sich halb aus den zertrümmerten Möbeln hoch.

„Das werden wir ja noch sehen... Eigentlich wollte ich dich genau aus dem Grund aus der Sache raus halten.“

„Damit ich nicht mit dir kämpfe?! Damit ich dir bei der Flucht nicht im Weg stehe?! Damit dich keiner aufhält?!“, schrie Spider-Man ihn an.

Deadpool warf ein paar Trümmerstücke beiseite und teilweise auch in Spider-Mans Richtung, als er sich ganz aufrichtete.

„Nein... Zumindest... ist das nicht der Hauptgrund...“

„Sondern?! Was dann?!“

Wieso rührte Deadpool sich denn nicht? Was hatte er jetzt wieder vor? Etwa doch reden?

„Ich wollte dich nicht ernsthaft verletzen müssen...“

Kaum hatte Deadpool das ausgesprochen, ging Spider-Mans Gefahrenalarm los, aber da detonierte schon die Granate, die Deadpool unauffällig mit den Trümmern bis vor Spider-Mans Füße geworfen hatte.

Spider-Man wurde von den Beinen gerissen und durchschlug gleich mehrere Arbeitsplätze, ehe er zwischen zerstörten Computern auf dem Boden liegen blieb. Sein Kopf dröhnte, in seinen Ohren klingelte es, aber er durfte jetzt nicht nachgeben, er musste wieder auf die Beine! Schnell!

Doch als er mit einem Stöhnen die Augen öffnete, stand Deadpool bereits über ihm und zielte direkt auf seinen Kopf. Kurz hatte Spider-Man ein ganz übles Déjà-Vu...

„Bleib liegen. Ich will dich nicht töten müssen. So 'n bisschen kann ich dich nämlich doch leiden.“

Spider-Man hob langsam einen Arm und fuhr sich über den Kopf, dann ließ er den Arm über seinem Kopf wieder zu Boden sinken.

„Du hast... mich die ganze Zeit... nur angelogen. Alles... was du gesagt hast...“

Das Gefühl war einfach nur furchtbar. Allein bei dem Gedanken daran, dass alles, was Deadpool von ihm gewollt hatte, der Zugang zum Helicarrier gewesen war...

Spider-Man musste schwer schlucken.

„Nicht alles“, widersprach Deadpool.

Kurz schöpfte Spider-Man Hoffnung, dass doch noch eine Erklärung kam. Dass sich alles aufklären würde. Dass er verstehen würde. Dass Deadpool ihm sagen würde, dass er ihn nicht nur benutzt hatte. Dass alles einen Grund hatte.

Aber mit dem, was Deadpool als nächstes sagte, zerschlug er Spider-Mans Hoffnung sofort komplett wieder.

„Du weißt doch, dass du immer genau dem zuhören musst, was ich sage. Ich hab dir gesagt, du bist meine Eintrittskarte. Und dass du es bereuen wirst, mir den Jet zu besorgen. Der Schlüssel zu meinem Erfolg, erinnerst du dich? Das war nicht gelogen. Ich wäre ohne dich nie hier rauf gekommen. Und du warst so freundlich, die Peilung für mich auszuschalten, so dass mich keiner hat kommen sehen. Und du hast mir so bereitwillig bei unserem 'Date' einfach ALLES erzählt, was ich wissen wollte. Dass die großen Helden, wie Stark oder Rogers nicht da sein werden. Dass deine süßen kleinen Freunde heute nicht greifbar sind. Dass du der Einzige bist, der auf Abruf ist. Ich wollte dich – sozusagen als Belohnung – raus halten und wollte darum, dass du wegbleibst und wartest. Damit du nicht mit reingezogen wirst. Aber ich hatte mir schon gedacht, dass du wieder nicht anders kannst. Du musstest ja unbedingt auf das erste Pfeifen von Fury hören und springen. Deswegen habe ich leider keine andere Wahl und muss dich außer Gefecht setzen. Wenn du wenigstens jetzt klug bist, hältst du still und lässt mich gehen. Sonst garantiere ich für gar nichts.“

Bei jedem Wort von Deadpool wurde Spider-Man immer schlechter und jeder Satz traf ihn richtig hart. Alles nur, weil Deadpool S.H.I.E.L.D. bestehlen wollte. Wahrscheinlich um die Daten dann meistbietend zu verkaufen. Und er selbst war einzig und allein Mittel zum Zweck gewesen. Sonst... nichts... Gar nichts...

Spider-Man spürte, wie seine Augen brannten.

„Du... du bist... das Allerletzte... Warum... warum musstest du... ausgerechnet MICH dafür benutzen?!“

Deadpool klang spöttisch, als er Spider-Man das beantwortete: „Ernsthaft? Fragst du mich das wirklich? Ganz einfach: Weil du ein dummes Kind bist. Weil ich wusste, dass ich dich dazu bringen kann, mir zu glauben und zu vertrauen. Weil du der kleine anständige Held bist, der immer an das Gute in jedem glaubt.“

Kurz lehnte Deadpool sich nach unten und näher zu ihm. „Weil ich dich manipulieren kann. Du bist die beste Marionette, die ich je hatte. Etwas mühsam zu lernen, wie ich dich lenken kann, aber ich weiß mittlerweile, dass du für deine Freunde einfach ALLES tun würdest. Und dafür danke ich dir... mein 'bester und einziger' Freund.“

In der Sekunde, als Deadpool das Letzte aussprach, feuerte Spider-Man mit der Hand, die über seinem Kopf lag, einen Spinnfaden auf einen Tisch ab, riss den Tisch zu sich und schlug ihn voll gegen Deadpool, so dass der zur Seite flog. Er selbst sprang auf die Beine, dann hinter Deadpool her und rammte ihm das Knie gegen die Brust, so dass Deadpool gleich noch durch den halben Raum geschleudert wurde.

Aber Spider-Man war noch nicht fertig mit ihm. Er war so furchtbar wütend und enttäuscht. Und er wollte seinen Zorn nur noch an Deadpool auslassen. Schnell war er wieder bei ihm, zog ihn am Kragen hoch, dann packte er Deadpools Hand, als der nach seiner anderen Waffe greifen wollte und brach sie ihm einfach.

Von Deadpool kam nur ein kurzer Schmerzlaut, aber dafür hielt er nun still und versuchte nicht, sich weiter zu verteidigen oder zu befreien.

„Glaubst du etwa, du kannst mir hier ins Gesicht sagen, dass du mich ausgenutzt und belogen und betrogen hast und ich lasse dich dann einfach hier so locker raus spazieren?! Ich erinnere dich mal an etwas, dass auch von DIR kam: ICH bin der Gute! Und DU bist gerade der Böse! Und damit ist klar, dass du hier nicht einfach mit S.H.I.E.L.D.-Daten an mir vorbeikommst!“

„Genau das... ist aber das Problem...“, kam es gepresst von Deadpool. „Du bist... nicht mehr... der Gute...“

Spider-Mans Griff wurde fester und er hob Deadpool noch ein Stück höher. „Was soll das denn bitte heißen?!“

„Denk... doch mal nach... Du... hast mir geholfen...“

Kurz zuckte Spider-Man zusammen. Deadpool hatte... recht. Und Fury hatte recht.

Seine Hände fingen leicht an zu zittern und dann fuhr Deadpool auch noch genau wie Fury zuvor fort: „Du hast... mir geholfen... Also... ist es... deine Schuld.“

Noch immer hielt Spider-Man ihn fest, aber er konnte gar nicht mehr klar denken. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte. Darum achtete er auch auf gar nichts mehr um sich herum. Er konnte nur noch daran denken, dass da zwei Tote lagen. Dass es Verletzte gab. Dass Fury ihm selbst gesagt hatte, es sei alles nur seinetwegen passiert.

Sein Spinnensinn meldete sich, obwohl sein Sinn nicht eindeutig zu wissen schien, ob er sich überhaupt rühren sollte, oder nicht. Das ganze Warnsystem spielte verrückt, weil er Deadpool nicht mehr einschätzen konnte. Und weil er eine Sekunde zu lange zögerte, konnte er nicht mehr schnell genug reagieren.

Deadpool packte mit der heilen Hand Spider-Mans linkes Handgelenk, zog die Beine an, drückte sich fest von Spider-Mans Bauch ab, so dass er sich Schwung gab und sprang so rückwärts über Spider-Man hinweg. Dabei ließ er aber dessen Handgelenk nicht los, auch, als Spider-Man Deadpool loslassen musste, weil er ihm die Arme sonst verdrehte.

Spider-Man schrie laut auf, als Deadpool hinter ihm landete und ihm mit einem Ruck den linken Arm auskugelte, dann trat Deadpool ihm hart in den Rücken und Spider-Man ging mit einem Schmerzlaut zu Boden. Allein der Schmerz im Arm trieb ihm jetzt endgültig die Tränen in die Augen. Er lag heftig atmend auf dem Bauch und versuchte, sich mit der Rechten hoch zu stemmen. Da stellte Deadpool den Fuß zwischen seine Schulterblätter und drückte ihn grob zurück nach unten auf den Boden.

„Unten bleiben. Letzte Warnung.“

Vom Schmerz halb betäubt und mit von Tränen verschleiertem Blick sah Spider-Man halb über die Schulter zu Deadpool hoch. Der rückte gerade seine gebrochene Hand wieder zurecht, wo sie mit einem Knacken einrastete und zog dann in aller Ruhe seine Waffe, entsicherte sie und legte auf Spider-Man an.

„W-warum... tust... du das?“ Irgendwo tief in sich drin hoffte Spider-Man immer noch darauf, dass es einen vielleicht völlig verrückten aber doch guten Grund für all das gab.

„Weil ich so geschrieben wurde. Tut mir leid, aber das hier ist die einzige Möglichkeit für mich, zu bekommen, was ich will. Und das... bist heute leider nicht du, Kleiner.“

Der Druck auf Spider-Mans Rücken erhöhte sich und Spider-Man wusste nicht mal mehr, ob er wegen der Schmerzen oder der Enttäuschung über den Verrat aufschluchzte.

„Danke für die Team-Arbeit, Parker“, gab Deadpool ihm dann nochmal den Rest, dann trat er hart nach ihm und ließ ihn einfach liegen.

Mit zitternder Hand versuchte Spider-Man trotzdem noch, einen Spinnfaden nach Deadpool zu schießen, doch der zerschoss ihn sofort und feuerte dann noch eine Kugel direkt neben Spider-Mans Kopf in den Boden.

„Hör auf, Kleiner. Es ist gelaufen. Du versagst. Leb damit.“

Langsam trat Deadpool rückwärts auf die Plattform, die ihn nach oben und raus aus der Kommandozentrale bringen würde. Dabei ließ er Spider-Man nicht aus den Augen.

„Ich vermisse dich schon jetzt. Irgendwie.“

Bedauernd zuckte Deadpool mit den Schultern, dann betätigte er den Schalter für die Plattform, die sich daraufhin nach oben in Bewegung setzte. Er winkte Spider-Man kurz, dann war er verschwunden.

Und Spider-Man konnte nichts tun. Gar nichts mehr. Er lag einfach nur völlig benommen da und starrte vor sich hin, während seine Maske vor Tränen schon ganz nass war.

Er wollte nicht mehr aufstehen. Er konnte einfach nicht mehr. Alles seine Schuld. Wie sollte er damit klarkommen?
 

Irgendwann – er hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war – kam die Plattform erneut nach unten, diesmal mit ein paar Sicherheitsleuten von S.H.I.E.L.D. Die waren sofort bei ihm, sobald sie festgestellt hatten, dass die Kommandozentrale sonst sicher war. Zwei halfen ihm auf, während die anderen nach den beiden Agenten am Boden sahen und nach den Computern. Die anderen Agenten. Die toten Agenten.

Immer noch einfach nur neben sich ließ Spider-Man sich nach oben bringen. Sein Arm schmerzte höllisch, aber trotzdem fühlte er sich einfach nur wie taub im Inneren.

Oben sah es nicht viel besser aus als in der Kommandozentrale. Hoffentlich gab es keine weiteren Toten. Da waren Notfallsanitäter von der Krankenstation, die sich augenblicklich um ihn kümmerten. Ihm wurde kurz schwarz vor Augen, als ihm einer von denen den Arm wieder einrenkte. Deshalb musste er sich auch auf den Boden setzen und ein paarmal heftig ein- und ausatmen, bis es wieder besser wurde. Fragen nach weiteren Verletzungen beantwortete er nur mit einem Kopfschütteln. Er konnte und wollte nichts sagen. Sein Anzug war zwar durch die Granatenexplosion etwas in Mitleidenschaft gezogen worden, aber außer ein paar Schrammen fehlte ihm ja tatsächlich nichts. Nun ja... Nicht körperlich... Nur der Gedanke, dass...

„Aus dem Weg!“

Plötzlich baute Fury sich direkt vor ihm auf. Er schien selbst notdürftig verarztet worden zu sein und wehrte weitere Versuche, ihn zu behandeln, mit einem bloßen bösen Blick und einer Handbewegung ab. Nur ganz ganz langsam sah Spider-Man zu ihm auf.

„Er ist weg! Mit allen Daten! Mit ALLEM!“ Fury war außer sich.

„Aber... S.H.I.E.L.D. hat doch... bestimmt Backups...“ Mehr fiel Spider-Man gerade nicht ein.

„Nicht, wenn die Hauptrechner die Meldung bekommen, dass das System vor einer Infiltration durch Unbefugte steht! Ich weiß nicht, WIE er an die Codes kommen konnte, aber Wilson hat dem Hauptrechner 'vorgespielt', dass jemand von außen sich in das System hacken will! Er hat alle Daten mit den höchsten Sicherheitscodes vom Speicher gezogen, woraufhin sich das komplette System selbst löscht, um den drohenden Diebstahl zu verhindern! Ist Ihnen klar, was das bedeutet?!“

Spider-Man konnte Fury nur ganz entgeistert anstarren.

„Es ist ALLES weg! ALLES! Unwiederbringlich! Und die einzige Sicherung hat Wilson! Den SIE haben entkommen lassen! Den SIE hergebracht haben! Es würde mich nicht mal wundern, wenn er die Codes auch noch von Ihnen hatte!“, prasselte ein Vorwurf nach dem anderen auf Spider-Man ein.

Der schüttelte nur den Kopf, er wusste überhaupt nicht, was er sagen sollte. Das war alles ein furchtbarer Alptraum. Das konnte doch nicht sein! Das dufte nicht sein!

„Das war's! Ich will Sie hier NIE WIEDER sehen! Ab sofort gehören Sie nicht mehr zu S.H.I.E.L.D.! Mit sofortiger Wirkung verlieren Sie jegliche Privilegien und Ansprüche sowie Ihren Status! Sie können weder auf weitere Unterstützung noch auf weitere Zusammenarbeit mit uns zählen! Mir egal, wem Sie sich dann anschließen, oder ob Sie Ihr eigenes Ding durchziehen, oder gar nicht mehr aktiv werden! Nur wagen Sie es ja nicht mehr, mir oder einem Mitglied meiner Organisation in die Quere zu kommen! Von heute an sind Sie raus! Und jetzt runter von meinem Helicarrier! Verschwinden Sie!“, schrie Fury ihn an, während Spider-Man wie versteinert dasaß.

Die anderen um sie herum wandten sich ganz betreten ab. So hatte wohl keiner von ihnen den Director je erlebt.

„Na los! Hauen Sie ab! Ich will Sie nicht mehr sehen! Sie sind schuld, dass S.H.I.E.L.D. gerade alles verloren hat, was wichtig war und das an einen unberechenbaren Verrückten!“

Jemand wollte Spider-Man aufhelfen, aber er stieß die Hand weg. Dann kam er noch etwas schwankend auf die Füße, sah Fury nur an, ehe er sich umdrehte und beinahe blindlings zum Rand des Helicarriers lief. Sein Kopf war wie leergefegt.

Nur ein einziger Gedanke herrschte darin vor: Fury gab ihm die Schuld. Und damit war es das. Mit S.H.I.E.L.D. Mit den anderen Helden. Mit allem.

Er schoss einen Spinnfaden auf den Rand des Carriers, an dem er sich mit der rechten Hand festhielt, dann sprang er einfach nach unten.
 

Das Spinnseil bremste irgendwann seinen Fall und er schwang sich zum nächsten Hochhaus, auf dessen Dach er ziemlich unsanft landete, weil er den linken Arm nicht richtig zu Hilfe nehmen konnte. Ein paar Augenblicke blieb er einfach liegen.

Es war doch auch schon alles egal. So würde er als Held nie wieder Fuß fassen können.

Wieder spürte er, wie ihm die Tränen kamen.

Nein, nicht hier. Nach Hause. Erstmal in sein kleines Campus-Apartment. Nicht zu Tante May. Er ertrug es gerade nicht, irgendwen zu sehen, der ihm etwas bedeutete. Sie hätte auch nichts tun können. Wie sollte sie ihn trösten, wenn er ihr nicht mal sagen konnte, was los war? Und die anderen? Sam, Ava, Danny, Luke... Mit denen dufte er doch jetzt auch keinen Kontakt mehr haben. Und Deadpool war der, der dafür verantwortlich war. Der ihm alles zerstört hatte.

Nur mit sehr viel Anstrengung schaffte er es in sein Apartment, weil sein linker Arm nicht wollte und er sich bei den Schwüngen kaum am Spinnseil festhalten oder danach greifen konnte.

Doch dann war er endlich da, sackte erst mal auf dem Boden zusammen und riss sich die Maske vom Kopf.

Und dann vergrub er das Gesicht in den Händen und fing an zu weinen.

Er hatte ihm alles genommen, was wichtig war! Erneut! Aber dieses Mal... endgültig! Er hatte ihn zum Komplizen gemacht! Ihn hintergangen und benutzt, um S.H.I.E.L.D. so gut wie zu zerstören! Wegen dieser Sache waren Menschen gestorben!

Und er... er hatte Deadpool nicht mal aufgehalten...

„Wieso bist du so dumm, Peter?! Wieso hast du ihn bloß so gemocht?! Wieso konntest du ihn nicht einfach nur hassen, wie schon die ganze Zeit davor?! Ich bin so dumm! Ich bin so dumm...“

Ein paar mal schluchzte Peter auf, dann wischte er sich fahrig übers Gesicht und stand langsam auf. Gleich darauf griff er sich sein Handy. Er wollte diesen Bastard aus seinem Leben raus haben! Sofort!

Die Nummer. Auf die Sperrliste! Und dann den Teilnehmer aus dem Telefonbuch löschen! Und dann das Foto!

Sein Finger verharrte kurz über dem Bildschirm und ein paar neue Tränen tropften auf das Display.

„Du Dreckskerl...“

Löschen! Dann sackte er erneut auf die Knie, ließ das Handy zu Boden gleiten und schlug wieder die Hände vors Gesicht.

„Ich hasse dich, Deadpool! ICH HASSE DICH, DEADPOOL! Ich hasse dich... Wade...“
 

„Dafür sind Sie mir `ne Menge schuldig. Ich hatte echt Probleme, das Ganze einigermaßen reibungslos durchzuziehen.“

Deadpool ließ den USB-Stick spielerisch durch seine Finger gleiten, ehe er ihn der anderen Person vor sich zuwarf. „Sollte ich nochmal so `nen Auftrag annehmen, verlange ich mindestens das Fünffache. Allein schon wegen der ganzen Vorbereitung und was ich da an Herzblut reinstecken musste. Besonders das Herzblut.“

Der Andere verstaute den Stick und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich dachte, gerade solche 'Herausforderungen' sind Ihre Spezialität. Ich scheue mich etwas, das zu sagen, aber... gute Arbeit. Sehen Sie zu, dass Sie erst mal untertauchen. S.H.I.E.L.D. hat den Befehl, Sie gefangen zu nehmen und wir wissen beide, wie es enden wird, wenn die Sie in die Finger kriegen.“

Deadpool deutete mit einer Hand einen Salut an. „Keine Sorge, ich lass mich nicht festsetzen. Und selbst, wenn... Womit sollen die MICH foltern, um rauszubekommen, WEM ich die Daten besorgt habe?“

Sein Gegenüber schien nicht ansatzweise amüsiert. „Ab jetzt kein Kontakt mehr. Ich werde mich melden, wenn ich Sie brauche.“

Damit drehte der Andere sich um und ging.

Deadpool blieb noch eine Weile allein in der dunklen Gasse zurück.

„Doch! Das war richtig! Ich will nichts mehr davon hören!“

Er machte sich auf den Rückweg in seine Wohnung, packte alles Wichtige zusammen, dann blieb er vor seinem Bett und der Pinnwand stehen.

Eine volle Minute ließ er den Blick über die vielen Listen gleiten, bevor er sich rückwärts aufs Bett fallen ließ und die Zimmerdecke anstarrte.

Dann holte er sein Handy hervor und sah erneut lange schweigend auf das Foto von Peter und sich.

„Ja... ich weiß... Und ich will nicht darüber reden... Also Ruhe!“

Langsam ließ er das Handy sinken, griff nach dem versteckten Zettel unter den Listen, riss ihn ab, zerknüllte ihn und warf ihn weit von sich, ehe er die Hand über seine Augen legte und murmelte: „Es tut mir so leid, Peter...“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Witch23
2016-12-02T15:40:11+00:00 02.12.2016 16:40
Das ist echt Hart.
Wobei ja Peter hat an das gute geglaubt und es wäre schon ätzend wenn er keinem mehr vertrauen kann. wobei das jetzt echt ganz schön Hart war.
Und da er eben ist wer er ist sind die Vorwürfe die ihm gemacht werden auch nicht gerade hilfreich, das ist einem am Boden liegenden nochmal so richtig zu treten.

Ab hier bin ich demnach auch gespannt wie das mit Peter weitergeht, wie der sich jetzt verhalten wird und vor allem ob der jetzt überhaupt noch jemanden sein Vertrauen schenken wird.

Und vor allem bin ich neugierig was der Grund dahinter war.

*Tatü wegpackt*
Antwort von:  Kurama_Kitsune
05.12.2016 20:12
So jetzt komm ich endlich mal zum antworten und mich wieder mal für den Kommentar bedanken!
Ja, ich weiß, das Kapitel ist gemein, aber... es muss leider so sein. Wie du schon selber vermutest... es gibt immer einen Grund... einen guten Grund. ^.~


Zurück