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Am seidenen Faden

Der Jubiläumskrimi Lord Sesshoumarus
von

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Die Aussage der Schwiegermutter


 

S

esshoumaru trat an das holzvergitterte Fenster des Gästezimmers und blickte hinaus. Verrannte er sich in eine Idee, eine Theorie? Hatte er sich nicht immer vorgenommen erst alle Fakten zu sammeln, ehe er eine solche aufstellte? Starrte er jetzt zu sehr auf das gemeinsame Essen? Vermutlich. Erst einmal sollte er unvoreingenommen mit dieser Bara reden – immerhin Mutter des Opfers, Schwiegermutter der Angeklagten und mitbetroffen von dem Badeunfall vor einem halben Jahr, dann mit diesem Diener des eigentlichen Hausherrn und dann noch einmal mit Shigeru. Ob es möglich wäre mit Lord Masao irgendwie Kontakt aufzunehmen? Gelähmt hin oder her, seit diesem mehr als peinlichen Zwischenfall mit seiner eigenen angeblichen Hundswut wusste er nur zu gut, dass das, was im Inneren geschah, nicht außen sichtbar sein musste. Dennoch war es Sakura gelungen sich mit ihm zu verständigen. Hm. Er drehte sich um, sicher, dass sie wie immer an ihrem Platz an der Tür knien würde, sprungbereit, aufmerksam, ohne die Höflichkeit zu vernachlässigen, die er forderte. Nun gut, sie hatte nach einigen Strafen gelernt wirklich nützlich zu sein. Ein Dämon sollte das wohl eines Tages schneller und besser hinbekommen, so schweigsam und stets aufmerksam zu sein, seinen, Sesshoumarus, Willen zu erfüllen.

Aber gut, er hatte einen Fall zu lösen. „Öffne die Tür“, befahl er, da er Schritte hörte, die einer älteren Menschenfrau und einem Krieger gehörten. Da wurde wohl Lady Bara gebracht, die Fürstentochter und -schwester, die unter ihrem Stand verheiratet worden war. Nicht ungewöhnlich, zumal man mit der Tochter einer Nebenfrau dem Untergebenen schmeicheln konnte.

Sakura warf nach dem Öffnen einen raschen Blick hinauf zu den Menschen, ehe sie den Kopf neigte, da der Krieger militärisch meldete: „Lord Sesshoumaru, Ihr wünscht Lady Bara zu sprechen.“

Die Frau kam herein. Um die Vierzig, eher darüber, schloss die Heilerschülerin. Der Kimono war mehrlagig, bestickt – und eigentlich zu teuer für die Ehefrau oder auch Mutter eines Webereivorstehers. Aber anscheinend ließ Lord Masao das seiner Halbschwester durchgehen oder auch Fürst Takaeda. Überdies war auch Tsuyoshi auf diese Art ein Familienmitglied gewesen.

Lady Bara verneigte sich höflich, ohne einen Blick an die Dienerin zu verschwenden, ehe sie vor dem angekündigten Dämonenprinzen niederkniete. Diese Wesen galten als gefährlich, aber, was sie so hatte sehen können, war er jung, durchaus gut aussehend. Und sie fühlte sich noch nicht alt genug sich in diesem Schloss weiterhin einsperren zu lassen. So verneigte sie sich bewusst zeremoniell und verharrte auch so, obwohl sie eigentlich hoffte er würde ihr erlauben aufzusehen. Die Seide, die er trug, war schließlich drüben im Hauptschloss hergestellt worden, sie kannte sie nur zu gut. Aber als Mensch durfte man sie nicht tragen, das verboten die Hausregeln, da der jeweilige Fürst es sich nicht mit den dämonischen Kunden verscherzen wollte. Nur der Fürst und dessen Erbe taten das bei Empfängen derartiger Gäste.

Sesshoumaru seufzte fast innerlich, aber er musste wohl anfangen. „Du weißt, dass deine Schwiegertochter verhaftet wurde.“

„Oh ja, und trotz allem, was ich ihr nachsagen musste, so konnte ich mir doch nicht vorstellen, dass sie so dumm ist, so weit geht!“ platzte es aus Bara heraus, ehe sie sich eilig zusammennahm. Das war kein Benehmen für eine Prinzessin vor einem Prinzen.

Sesshoumaru war der gleichen Meinung, aber da sie nun schwieg und zu Boden starrte, fragte er nur weiter: „Du warst mit dieser Heirat nicht einverstanden. Was kannst du zu Hitomi sagen?“

„Nein, Euer Lordschaft. Ich war strikt gegen die Ehe, aber natürlich musste ich mich dem Wunsch Masaos als Oberhaupt dieses Schlosses und Fürst Shinichis beugen. Hitomi ist jung und hübsch, zugegeben, aber eine einfache Dienerin ist doch kein Heiratspartner für einen Enkel eines Fürsten Takaeda! Außerdem war sie auch unfähig.“

Sakura ärgerte es, dass die Prinzessin in der Vergangenheitsform von ihrer Freundin redete, Sesshoumaru interessierte es mehr sachlich.

„Du gehst davon aus, dass sie schuldig ist.“

„Ja, natürlich. Sie war ungehorsam und faul, und wenn mein armer Junge sie dann tadelte, oder sie auch bestrafte, weil ich mich dauernd über sie beschweren musste … Sie wurde ja nicht einmal schwanger.“

Arme Hitomi. Mit so einem Drachen im Haus war es kein leichtes Leben. Aber genau dann sollte sie doch ihren Ehemann nicht umbringen, sondern als Schutz gegen seine Mutter nutzen, oder? Sakura war nie in solch einer Lage gewesen, schlug sich jedoch instinktiv auf die Seite des Mädchens, das sie kannte, das Essen für sie gestohlen hatte, wenn sie wieder einmal tagelang zur Strafe nichts bekam.

Den Hundeprinzen hätten Strafen, die widerspenstige Leute bekamen, kalt gelassen, nur: „Aber dein Sohn hätte sich wegen Unfruchtbarkeit scheiden lassen können.“

„Ja, da redete ich ihm auch zu, aber er wollte warten, meinte, ein Jahr sei nicht so lang.“ Lady Bara hob ein wenig den Kopf um die weiße Seide der Hosen des vor ihr Stehenden zu mustern. „Mir wäre eine Scheidung und eine bessere Partie nur zu Recht gewesen.“

„Wer war dein Mann?“ fragte der Hundeprinz umgehend.

Sie wurde rot. „Ich … Vater befahl mir Susumu zu heiraten, den Vorsteher der Weberei hier.“

„Er ist tot.“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Er fiel vor zehn Jahren.“

„Fürst Takaeda ernannte deinen Sohn dann zum Nachfolger seines Vaters und gab ihm eine passende Ehefrau.“

„Passend.“ Die Prinzessin merkte selbst, dass sie höhnisch klang, und lächelte. „Ich bitte um Vergebung. Es erschien mir meine Heirat bereits ungerecht. Meine Schwestern heirateten in andere Schlösser.“

„Der Wunsch eines Fürsten bedarf keiner Erklärung sondern Gehorsam, Prinzessin!“ Sesshoumaru begann die Geduld zu verlieren. „Sakura, aus welchem Haus stammt Hitomi?“

Die Heilerschülerin antwortete hastig möglichst ruhig: „Hitomi ist die Tochter des Ortsvorstehers aus meinem Heimatdorf, Euer Lordschaft. Er verstarb bei dem Überfall vor über zehn Jahren.“ Au weia. Wenn Bara so weiter machte, demonstrierte sie nur, dass die „Rose“ wie ihr Name besagte, kaum Duft aber viele Dornen hatte. Wenn sie immer schon diese Charakterzüge gezeigt hatte, wäre es kein Wunder, wenn sie nicht an einen auswärtigen Fürsten verheiratet worden war. Das wäre ja ein Kriegsgrund. Selbst der Dämonenprinz schien bereits genug von ihr zu haben, nahm sich jedoch für die Ermittlungen zusammen. Aber seine Klaue war ein wenig angespannt. Wenn die Takaeda-Prinzessin nicht aufpasste, würde sie an der Wand landen.

„Wie lief der Tag ab, an dem Tsuyoshi starb?“

„Oh, wie immer. - Vergebt, Euer Lordschaft. Nach dem Frühstück räumte Hitomi auf und putzte, ich nahm mir eine Stickarbeit, um sie zu beaufsichtigen. Tsuyoshi ging hinüber in die Weberei um die Frauen dort zu kontrollieren, ehe er kam und sich umzog, um zu Masao zum Essen zu gehen. Dieses Essen findet, fand, einmal im Monat statt, seit etwas mehr als einem Jahr.“

„Seit Shigeru hier ist?“

„Seit Masao fand, Shigeru sei ein passender Erbe. Und nicht mein armer Junge.“

„Nannte er einen Grund für diese Entscheidung?“

„Tsuyoshi erzählte, Masao habe ihm gesagt, Shigeru sei eben ranghöher, da er der Sohn eines Prinzen sei und nicht der einer Prinzessin. Außerdem wickelte ihn Shigeru ein, in dem er ihm versprach, ihn als Webereileiter zu belassen, und ihn auch zu diesen Mahlzeiten zuzog. Als ob er einen Besseren finden würde!“

„Tsuyoshi war gar nicht ungehalten?“ Aber dann hätte doch Shigeru tot sein müssen und nicht umgedreht?

„Der liebe Tsuyoshi? Niemals. Ach, Euer Lordschaft hat ihn nicht gekannt ...“

Besagte Lordschaft erinnerte sich sehr wohl an Hitomis Aussage. „Gab es nicht vor einem halben Jahr auch einen Badeunfall?“

„Oh, ja, das war schrecklich. Wir waren alle drei betroffen, also, der liebe Tsuyoshi, ich und sogar Hitomi.“

„Ihr gingt gemeinsam Baden.“

„Ja, Euer Lordschaft, wie immer. Und bereits dort bemerkten wir alle drei so ein Prickeln auf der Haut. Aber, nun ja, wir sprachen nicht darüber, da jeder es ja nur für sich glaubte. Aber dann, nach dem Weg nach Hause, setzte ein fürchterlicher Juckreiz ein, die Haut wurde überall feuerrot und es entstanden solche Blasen, die dann auch aufplatzten. Der Heiler, Minoru, kam dann, da Tsuyoshi nach ihm schicken ließ, und meinte, das Ganze sei eine sehr ungewöhnliche Krankheit. Er empfahl uns im Haus zu bleiben, möglichst keine Kleidung zu tragen und einen Tag lang nur Wasser zu trinken und nichts zu essen. Es wurde dann ja auch besser. Zum Glück blieb mein Gesicht verschont.“

„Nur das deine oder auch die der anderen Zwei?“ Sesshoumaru konnte nicht verhindern, dass er langsam einen scharfen Unterton bekam. Zeugen! Menschen!

„Keiner von uns dreien, nein.“ Lady Bara bemerkte durchaus, dass der junge Herr vor ihr wohl kaum gewillt war, sie als Hofdame mitzunehmen. „Eine solche Krankheit hatte Minoru noch nie gesehen. Es war sicherlich fremdartig und, mehr als unangenehm, das kann ich Euch versichern. Ich dachte, ich müsse sterben!“

Hm. Sesshoumaru vermutete, damit wäre dem Einen oder Anderen sogar gedient. „Du darfst gehen. Wenn ich weitere Fragen habe, wo kann dich Sakura finden?“ Mit dieser Person wollte er so wenig wie möglich zu tun haben.

„Im Haus des Webereivorstehers, natürlich, Lord Sesshoumaru.“ Im Aufstehen warf sie einen raschen Blick auf die Dienerin an der Tür. Sakura, also, und eine Heilerschülerin. Naja. Anscheinend hatte Fürst Shinichi Gift vermutet und dem alten Minoru nicht mehr vertraut. Ach ja, der Tod ihres Sohnes war eine Katastrophe für sie. Gut, wenn Hitomi dafür geköpft wurde.

 

Sesshoumaru atmete ein wenig zu tief durch, ehe er meinte: „Riesenbärenklau oder etwas ähnliches, sagte der Heiler.“

Sakura vermutete in diesem Satz eine Anfrage an sich. „Ja, das scheint er zu erwartet zu haben, denn diese Pflanzengifte verschlimmern ihre Symptome an der Haut im Sonnenlicht. So wird den Patienten empfohlen drinnen zu bleiben.“

Aber dieser Narr von Heiler hatte auch gesagt, dass man diese Gifte selbst als Mensch nicht essen würde, da sie betont schmecken würden. Hm. Zwei Mal Gift gegen Tsuyoshi, nur hatte es einmal der gesamten Familie und einmal ihm gegolten? Unwahrscheinlicher Zufall? Oder nur das erste Mal Zufall und dann Absicht, weil jemand eine Idee bekam? Das wurde immer verworrener. „Sakura, geh in die Küche. Du darfst essen. Und erkundige dich nach dem tödlichen Essen.“

Natürlich, keine Pause ohne Hintergedanken. Sie erhob sich jedoch mit einer tiefen Verneigung. Immerhin bekam sie etwas. „Danke, Lord Sesshoumaru.“

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein netter Hausdrache - aber, was passierte da?

Das nächste Kapitel bringt: Die Aussage des Dieners, denn Sesshouamru wollte ja auch Masaos Helfer kennen lernen.

Schönes neues Jahr!

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Kerstin-san
2020-05-16T14:52:22+00:00 16.05.2020 16:52
Hallo,
 
oha, da hat wohl wieder jemand sein Auge auf unseren Ermittler geworfen. Das wird bestimmt lustig. Immerhin scheint Bara Hitomi nicht für schuldig zu halten, das hätte ich jetzt nicht erwartet. Allerdings ist Sympathie zur Schwiegertochter wohl gar keine vorhanden, der ist es ja völlig egal, ob Hitomi schuldig ist oder nicht, so lange sie stirbt. Schon ein bisschen seltsam, man sollte meinen, sie als Mutter, die so viel auf ihren Sohn hält, würde nichts sehnlicher wünschen, als dass der wahre Täter geschnappt wird.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Amart
2017-01-18T14:11:50+00:00 18.01.2017 15:11
Der Sohn war in den Augen der Lady Bara ein kleiner Gott, die Seitenhiebe Sesshoumarus göttlich, Hitomi verflucht. Für sie war die Ehe eine Ehre und Bürde zugleich. Aber Schwiegermutter hat sich als Hofdame disqualifiziert. Gut. Besser so. Das wäre ein Kriegsgrund gewesen, die auf Augenhöhe mit dem Charakter zu verheiraten. Wie die sein muss ohne sich zusammenzunehmen..
Wie ist Badereihenfolge? Mann, Mutter, Ehefrau? Dann kann einer an Tsuyoshi testen ... aber wieso hatten die anderen Badenden davor nix? Anderes Wasser?
Mysteriös.
Von:  Teilchenzoo
2017-01-14T17:38:23+00:00 14.01.2017 18:38
Oh Gott, was für eine Schreckschraube. Ja, Hitomi tut mir sehr Leid, mit so einer Schwiegermutter und ihrem verwöhnten Söhnchen, das alles andere als sanftmütig war ...
Hm, was die Auflösung betrifft, habe ich keinen Schimmer. Das wird wohl wieder auf reines Mitlesen statt -raten hinauslaufen ^^°...
Von:  DuchessOfBoredom
2017-01-06T09:46:12+00:00 06.01.2017 10:46
Hm, also da bei der Mahlzeit das Gesicht Tsuyoshis so angeschwollen ist, denke ich da momentan doch sehr an einen anaphylaktischen Schock - ob er gegen irgendetwas allergisch war? Das Essen klingt erstmal nicht sonderlich allergiefördernd, aber wer weiß, was da vielleicht alles noch so drin war...? Dann wäre das ganze wohl eher ein Unfall als vorsätzlich begangen... Und da man zur damaligen Zeit über diese Dinge noch nicht wirklich Bescheid wusste, läge es nahe erst einmal an eine Vergiftung zu denken...
Dass der Badeunfall nur die drei betroffen hat macht natürlich auch stutzig - vielleicht ebenfalls eine körperliche Veranlagung von Sohn und Mutter? Aber warum war dann auch Hitomi betroffen? Alles noch nicht wirklich klar...

Vielleicht liegen die Dinge ja doch auch ganz anders? Wir werden sehen, ich bin jedenfalls gespannt, wie es jetzt weitergeht und freue mich auf die nächsten Kapitel! :)

Bis dahin,
LG
die killerniete
Antwort von:  Hotepneith
06.01.2017 16:43
Dake für den Kommentar. Das nächste Kapitel kommt morgen.
Ja, ein Schock, könnte sein, Allergien, könte sein. Gift und zwei Mal Attentat, könnte sein. Seine Lordshcaft ( und damit natürlich auch Sakura) darf noch nett schuften.

hotep


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