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Die Geschichte ohne Namen

heißt wirklich so
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich möchte darauf hinweisen, dass Tifa sowohl von mir, als auch meiner damaligen besten Freundin NICHT gemocht wurde.
Das nur zur Erklärung, warum sie in dieser FF so schlecht wegkommt. Komplett anzeigen

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Wo ist Marlene?

Ratternd und mit quietschenden Reifen kam Cloud vor dem „7. Himmel“ zum stehen. Er stürzte von Fenrir runter, rannte flach atmend zur Eingangstür, die sich noch bevor er sie erreichte wie von selbst öffnete...

„Wo warst du letzte Nacht?“ Cloud bremste seine Schritte gerade noch rechtzeitig ab und starrte Tifa an, als hätte er sie noch nie gesehen. Wo war er letzte Nacht... Das würde er ihr ganz bestimmt nicht erzählen, schon gar nicht, wenn es viel Wichtigeres zu klären gab!

„Wo ist Marlene?“, fragte er deshalb gereizt zurück. Ein grauer Schimmer hatte sich über seine blasse Haut gelegt und ließ ihn genauso krank aussehen, wie er sich fühlte.

„Weiß ich eben nicht!“, rief sie aufgebracht und griff sich ans Herz... was gar nicht so leicht war, bei ihrer Oberweite... „Marlene muss sich gestern nacht aus dem Haus geschlichen haben! Als ich heute früh aufstand, war die Haustür offen und der Schlüssel steckte im Schloss! Geh sie suchen, Cloud!“

Cloud wollte gerade auf dem Absatz kehrtmachen und sie wirklich suchen, als ihm was auffiel. „Und du, Tifa? Wirst du sie nicht suchen gehen?“

„Ich muss auf die Bar aufpassen! Seitdem du Geld für deinen Chocobo zurücklegst und deine Arbeitszeit zugunsten dem Bau von übergroßen Hundehäusern im Garten opferst, klingelt es in der Kasse nicht mehr! Also muss ich hier bleiben und die Kundschaft bedienen. Und jetzt: MARSCH! Wehe, du kommst ohne sie zurück! Da kannst du unter der Brücke schlafen!“

Erschrocken über ihr hohes Kreischen in seinem Ohr, drehte Cloud sich sofort um und machte, dass er weg kam. Die laute Bemerkung „Und du hast mir immer noch nicht gesagt, wo du gestern nacht warst!“ überhörte er gekonnt.

Cloud hatte keine Ahnung, wo Marlene sein könnte, also lief er auf gut Glück los. Er streifte durch belebte Straßen und über große Plätze, ging durch Parks und Kaufhallen, wurde von vielen Menschen gegrüßt, die ihn aus den Medien kannten, und auch um Autogramme gebeten... Aber nirgendwo war Marlene, oder jemand, der sie gesehen hatte.

Nachdem er nun die Hauptstraßen alle abgeklappert hatte, machte er sich an die Seitengassen, auch wenn er hoffte, dass sie nicht dort ist. Das war kein Umfeld für ein siebenjähriges Mädchen, das merkte Cloud sofort, als er in die erste Nebengasse einbog.

Eine Hand griff von unten an den Saum seiner Jacke, zupfte leicht daran herum. Als Cloud den Besitzer dieser Hand erblickte, wäre er fast in Ohnmacht gefallen – es war ein verschimmelter, bestimmt schon zweihundertjähriger Mann, der auf dem Boden saß und Klamotten anhatte, die er gewiss seit hunderfünfzig Jahren weder gewaschen noch gewechselt oder geflickt hatte. Er grinste Cloud an und zeigte seine letzten Zahnstummel, die trotz des schwachen Lichtes erstaunlich grün schimmerten.

„Hey, Jungchen“, rief er mit einer Stimme, wie sie nur ein Kettenraucher haben kann, „Haste mal`n Gil? Meine Frau is krank, weißte Jungchen, und ich brauche Geld für die Medikamente...“

„Du brauchst wohl eher Geld für dein Gras“, fauchte Cloud leise, bevor er angewidert die Hand des Alten von seinen Sachen fegte und schleunigst weiterlief. Wenn er Marlene in so einer Gasse erwischte... würde er dafür sorgen, dass sie in den nächsten zwei Wochen nicht mehr vernünftig sitzen kann. Aber nicht so, wie ich es gestern mit Sephiroth...

Er schlug sich die Hände vor`s Gesicht und schüttelte den Kopf, während er weiterlief. Nach einer Weile rannte er gegen eine Mülltonne. Er rieb sich das schmerzende Knie und beschloss dann, nun doch lieber wieder mit offenen Augen weiterzugehen.

Langsam aber sicher kam Cloud in das Rotlichtviertel von Edge hinein. Da es noch helllichter Tag war, standen nur wenige Nutten herum, aber die waren umso erfreuter, als sie Cloud sahen.

„Ohoho... Der große Held aus den Jenova-Kriegen sucht nach Spaß?“, fragte ihn eine besonders hässliche Dame mit einem giftgrünen Minirock, bei dem Cloud übel wurde.

„Nein... Ich suche ein Kind, ein kleines Mädchen. Hast du hier irgendwo eines gesehen?“ Die Prostituierten in seiner Nähe hielten sich die Hände vor den Mund, flüsterten miteinander und kicherten.

„Ach, der große Held aus den Jenova-Kriegen sucht nach einem Kinde? Ts... Wir dachten, er wäre ein Mann... Der Babystrich ist dort hinten...“ Clouds Wangen färbten sich rot und er schubste die Nutte von sich weg. Verlegen mit dem Kopfe schüttelnd machte er, dass er weg kam, weg von diesen kichernden Freudenmädchen.

Er setzte seinen Weg durch die finsteren Gegenden von Edge fort und kam nun zum Männerstrich. Er blickte in die größtenteils leeren Gesichter der dünnen Stricher, von denen sich einige nicht mal die Mühe machten, die Einstiche in ihren Armbeugen zu verbergen. Diese Männer taten ihm leid, auch wenn er einige von ihnen noch nicht als „Männer“ bezeichnen würde. Viel zu jung... als ich in dem ihren Alter war, bekam ich gerade das Ergebnis meines Eignungstestes für SOLDIER zu hören... Dass ich psychisch zu labil bin und niemals mehr werden kann als ein Fußsoldat...

Er seufzte. Diese Zeit in seinem Leben war es, die er so lange erfolgreich verdrängt hatte. Es war so peinlich... Er hatte allen erzählt, dass er ein Ex-SOLDIER erster Klasse war, obwohl er in Wirklichkeit nie mehr wurde als ein ShinRa-Soldat... Er hat damals einfach das Schwert seines Mentors und besten Freundes Zack ge- und seinen Lebenslauf angenommen, nachdem dieser erschossen wurde... nachdem er den wegen einer Mako-Vergiftung völlig hilflosen Cloud auf seinem Rücken um den halben Planeten getragen hat...

Es schmerzte immer noch, wenn Cloud daran dachte. Zackary Fair war einer der besten Menschen, die er jemals kennen gelernt hat. Er hätte nicht sterben dürfen – nicht so kurz vor Midgar, nicht auf diese Art. Nach allem, was er mit ihm durchgemacht hat...

Das Gedankenrad in Clouds Kopf fing wieder an sich zu drehen, und jetzt wirbelten Erinnerungen durcheinander, die etwas weiter zurücklagen – seine Kindheit, die Hänseleien bei der Armee wegen seiner geringen Körpergröße, die Nibelheim-Mission, bei der seine Mutter starb, weil Sephiroth in seiner Rage seine Heimatstadt angezündet hat...

Sephiroth... Mit dem Namen verband er jetzt auch ganz andere Erinnerungen.

Wo er gerade daran dachte...

Cloud hatte gar nicht gemerkt, wie seine Füße ihn weitergetragen hatten. Doch nun sah er etwas, was ihn – gelinde ausgedrückt – erstaunte. An dem Gitter eines Hinterhofes, am Ende des Männerstrichs, stand Vincent Valentine, einer seiner alten Gefährten, und krallte sich im Zaun fest, während vor ihm ein Mann stand, den Cloud nicht kannte, und der offenbar gerade dabei war – Vincent seine Zunge in den Hals zu stecken!?

Cloud konnte seinen Augen nicht trauen. Er verkroch sich hinter einer Tonne und beobachtete Vincents Reaktion. Er wollte gar nicht so genau darüber nachdenken, aber... vielleicht... machte er das ja freiwillig? Konnte das sein, dass Vincent so was wollte, dass er vielleicht, ohne dass es jemand wusste, öfters mal auf den Männerstrich ging und sich irgendwelche Typen nahm? Dabei war sein Partner gar nicht mal so hübsch. Im Gegenteil, im Gegensatz zu den anderen Strichern war er alles andere als bulimie-schlank und er trug auch keine engen Klamotten, sondern einen weiten, roten Mantel, an dem eine Sake-Flasche hing. Und er musste schon etwas älter sein, denn in sein schwarzes Haar mischten sich einige graue Strähnen. Merkwürdig... Wieso hat man Vincent nie zuvor irgendetwas angemerkt?

Langsam ließ der fremde Mann von Vincents Mund ab. Er sah in die roten Augen seines an den Zaun gepressten Gegenübers, zeigte ein sehr fies wirkendes Lächeln und öffnete die Schnallen an Vincents roten Umhang. Als die letzte offen war, floss dieser von Vincents schmalen Schultern auf den Boden. Immer noch rührte Vincent sich nicht, auch dann nicht, als sich die Lippen des Mannes wieder den seinen näherten.

Ohne seinen Mantel sah Vincent – fand Cloud – noch viel dünner aus als sonst, sofern das überhaupt möglich war. Besonders seine schmale Taille wirkte so gleich viel unnatürlicher. Wieso war er eigentlich so dünn? Lag es an den dreißig Jahren, die er im Sarg verbracht hat? Aß er nichts? Doch jetzt, wo Cloud darüber nachdachte... Er hatte doch mal Bilder von Vincents Turk-Zeit gesehen, und schon damals ist er das reinste Klappergerüst gewesen.

Die Hände des Fremden glitten an Vincents Oberkörper hinab. Sie zogen Vincents Arme von dem Gitterzaun weg, griffen nach dem Saum des Oberteils und zogen es ihm über den Kopf. Cloud konnte selbst aus acht Metern Entfernung Vincents Rippen zählen. Es sah... gewöhnungsbedürftig aus.

Der Mann entledigte sich seines roten Mantels und küsste Vincents Brust. Mit der Zunge leckte er über die Brustwarzen, biss sanft hinein. Ganz allmählich arbeitete er sich weiter nach unten. Er wollte gerade Vincents Hose öffnen, als dieser plötzlich, als sei er aus einem tiefen Traum erwacht, aufschreckte.

Er griff nach hinten, wo er sich seine Waffen an der Hose befestigt hatte, und zog seine Cerberus. Mit einem sehr kühlen Gesichtsausdruck richtete er sie auf den fremden Mann. Cloud, der jetzt endlich erkannt hatte, dass Vincent sich offenbar nicht darum geprügelt hat, hier von diesem Typ abgeknutscht zu werden, kam hinter seiner Tonne hervor, sprintete auf die beiden zu und riss den Fremden von Vincent weg.

Einen kurzen Moment lang fragte Cloud sich, wieso er gestern nacht bei Sephiroth nicht genauso gehandelt hat wie jetzt Vincent – aber da meldete sich der aggressive Part seines Charakters. Er schlug den Fremden ins Gesicht, sodass die Nase blutete, und fing an, ihn anzubrüllen.

„Du Schwein, was hast du dir denn dabei gedacht!? Hast du ihn überhaupt gefragt, ob er das will? Du verficktes Arschloch, ich mach dich-“

„Cloud.“ Schnaubend wie ein Stier wandte Cloud sich zu Vincent um, der immer noch auf den Mann zielte. Er war leicht rosa auf den Wangen – etwas, was bei ihm nur aller Jubeljahre einmal vorkam – doch ansonsten wirkte er völlig ruhig.

„...Ich glaube nicht, dass er uns verstehen kann.“

„WAS?? Aber wieso...“

„Weiß ich nicht. Aber er scheint unsere Sprache nicht zu verstehen. Das hab ich vorhin schon gemerkt, als ich versuchte, ihm zu erklären, dass ich kein Prostituierter bin.“

„Dass du kein Prostituierter bist!? Warum-“

„Er kam auf mich zu und hat mir merkwürdige Münzen entgegen gehalten und mit mir in einer fremden Sprache geredet“, erzählte Vincent, während er sich wieder anzog. „Dann hat er mit dem Kopf in Richtung dieses Zaunes genickt... Und da hab ich ihm gesagt, dass ich kein Prostituierter bin, aber er verstand kein Wort.“

Er warf dem Fremden seinen Mantel hin. Dieser wischte sich über die blutende Nase und zog ihn wieder an. Fragend blickte er auf Vincent, der immer noch die Waffe auf ihn gerichtet hatte. Merkwürdige Laute verließen seinen Mund, die Cloud nirgends einordnen konnte. Gut, so ein Sprachgenie war er nicht – aber er war weit gereist. Wenn das eine weit verbreitete Sprache war, so hätte er sie an der Tonabfolge erkennen müssen. Doch solche Wörter hatte er noch nie gehört.

„Was machen wir mit ihm?“, fragte Vincent. Cloud, der sich inzwischen beruhigt hatte, brauchte nicht lange zu überlegen.

„Wenn er wirklich kein Wort versteht... Ich meine, dann ist er doch aufgeschmissen in dieser Stadt. Bringen wir ihn zu Tifa.“ Vincent nickte und steckte seine Waffe weg. Cloud ging zu dem Fremden, zwang sich zu einem verkniffenen Lächeln und deutete danach auf Vincent.

„Vincent Valentine“, stellte er ihn vor. Dann zeigte er auf sich.

„Cloud Strife.“ Wenn reden nur immer so einfach wäre wie jetzt... Cloud hatte manchmal Probleme damit, die richtigen Wörter zu finden, doch bei jemandem, der ihn eh nicht versteht, brauchte er ja gar nicht erst zu suchen. Er zeigte auf das Gesicht des Mannes und versuchte, seinen Blick möglichst fragend wirken zu lassen... Na gut, solche Mienenspiele lagen ihm auch nicht, aber das war ihm immer noch lieber, als den Mund aufmachen zu müssen.

Der Fremde begriff sofort, was Cloud meinte. Er öffnete den Mund.

„...Auron.“ Seine Stimme war tief und heiser, ein bisschen wie die von Vincent. Cloud merkte erst jetzt, dass sich über sein Gesicht eine lange Narbe zog.

Er nickte, zeigte danach abwechselnd auf Vincent und sich selbst und machte eine Geste, die „Komm mit“ bedeuten sollte. Auron verstand und folgte den beiden Kampfgefährten.

Minutenlang liefen die drei schweigend durch die dunklen Gassen. Als sie endlich in eine Hauptstraße einbogen und ins Licht traten, war es dann Vincent, der das Schweigen brach.

„Cloud...“

„Mmh?“

„Was hast du in diesem Teil der Stadt zu suchen gehabt?“

Cloud warf ihm einen Blick zu, als wolle er ihn am liebsten für diese Frage töten. Dann sah er wieder stur geradeaus.

„...Marlene. Ich hab... Marlene gesucht. Sie ist abgehauen... Hast du sie gesehen?“

„Nein.“

Wieder Schweigen. Und wieder wurde es für wenige Sekunden durchbrochen. Dieses Mal von Cloud.

„Wieso warst du dort, Vincent?“

„Ich? Ich gehe öfters da durch. Es ist eine gute Abkürzung zu dem Waffenladen, in dem ich mir immer meine Munition kaufe...“

Das sollten die letzten Worte sein, die auf dem Weg zu Tifas Haus gesprochen wurden.
 

Tifa war gar nicht begeistert, als sie die Tür öffnete und Cloud nicht Marlene auf dem Arm hatte, sondern Vincent und einen fremden Mann im Schlepptau. Schnell erklärten die beiden ihr die Situation – sie hatten sich wortlos darauf geeinigt, die Tatsache, dass Auron Vincent an die Hose wollte, gekonnt wegzulassen – und Tifa war auch tatsächlich gewillt, Auron dabei zu helfen, sich in Gaia zurechtzufinden. Im Grunde war er ja wie ein Waisenkind... nur älter.

Danach wurde Vincent noch darüber aufgeklärt, was genau es mit Marlenes Verschwinden auf sich hatte. Cloud trank derweil durstig etwas grünen Tee. Was für ein Tag... Erst war er neben Sephiroth aufgewacht, und nun suchte er ein Kind, das vermutlich deshalb abgehauen ist, weil er nachts nicht nach hause kam, und half ganz nebenbei einem alten Freund dabei, den ungewollten Freier abzuwimmeln.

„Du vermutest also, dass Marlene Schuldgefühle gegenüber Cloud hat, weil sie unbedingt einen Chocobo wollte und ihn fast zur Weißglut brachte?“ Tifa nickte. Cloud war bei der Erwähnung seines Namens in die Gegenwart zurückgekehrt und hörte interessiert zu.

„Schuld muss gesühnt werden.“ Er verleierte die Augen. Ging das denn schon wieder los... Vincent und seine kindischen Vorstellungen über Schuld und Sühne, wegen denen er drei Jahrzehnte seines Lebens in diesem Sarg im Keller der ShinRa-Villa in Nibelheim vergeudet hat. Kindisch deshalb, weil normalerweise grundsätzlich er selbst an allem schuld war, was in seiner Nähe so passierte. Dabei... war Cloud doch nicht viel anders.

„Sie wird an einen Ort gegangen sein, an dem sie ihre Schuld aussühnen kann“, führte Vincent weiter aus. In Clouds Ohren klingelte etwas. Ein Ort, an dem man Schuld aussühnen kann... Genau... wieso war er da nicht eher drauf gekommen?

„Danke, Vincent!“, rief er und stand auf. Ohne auf Vincents und Aurons verwirrte Blicke oder Tifas Fragerei zu reagieren, ging er hinaus, bestieg Fenrir und brauste los.
 

Es dauerte nur wenige Minuten, und Cloud hatte die Ruinen von Midgar erreicht. Er öffnete das noch halbwegs intakte Tor, das in den ehemaligen 6. Sektor führte, und fuhr hinein. Sein Ziel war die alte Kirche, in der er von Aeris als Bodyguard angestellt wurde... Als Bezahlung sollte ein Date mit ihr dienen, ein Date, zu dem es dann nie kam... wegen Sephiroth...

Cloud rieb sich die Stirn und kam unweit der alten Kirche zum stehen. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er von einem Reaktor aus von der oberen Platte 50 Meter tief fiel und die Sache wohl nur deshalb überlebte, weil er von den Blumen, die auf dem Dach der Kirche wuchsen, abgebremst wurde. Er hat damals das Dach zerstört, welches niemals repariert wurde... aber dafür waren die Blumen, die ihm damals das Leben gerettet haben, die einzigen, die jetzt immer noch blühten. Alle anderen starben ab, nachdem Midgar verlassen wurde... was auch daran liegen konnte, dass Tifa, die sich jetzt um die Blumen kümmerte, niemals Lust darauf gehabt hat, auf das Dach zu klettern.

In Gedanken versunken schob Cloud die Tür der Kirche auf und betrat das alte Gemäuer. Es war seine letzte Hoffnung... Marlene war an keinem ihrer Lieblingsplätze in Edge gewesen, wenn sie hier nicht war, konnte er nicht mehr tun, als Tifa zu einer Vermisstenanzeige zu zwingen...

Er ging langsam zwischen den zerfallenen Bänken entlang nach vorn. Dort, wo eigentlich der Altar stehen sollte, lag ein Teil des Daches, der mit den schönsten Blumen bedeckt war – Blumen, denen er sein Leben verdankte. Und vor diesen wunderschönen Pflanzen kniete ein Mädchen mit braunem Haar.

Marlene hielt die Augen fest geschlossen. Ihre Hände hatte sie zusammengefaltet. Sie hörte Cloud nicht, wie er näher kam und erleichtert ausatmete, als er sie erkannte. Er ließ sich in einigem Abstand zu ihr nieder und überlegte gerade, wie er sie auf sich aufmerksam machen könnte, als sie anfing zu beten...

„Bitte... Lass ihn zurückkehren...“ Clouds Augenbrauen wanderten nach oben. Meinte sie ihn? So wichtig war er doch gar nicht...

„Ich will, dass er zurückkommt zu Tifa und Denzel und mir nicht mehr böse ist... Sag ihm, ich hab es nicht so gemeint! Sag ihm, ich verzichte auf meinen Chocobo, wenn ich mich manchmal um seinen kümmern darf!“

Clouds Augen füllten sich mit Tränen. So einfache Worte und so eine große Wirkung... er erkannte sich selbst nicht wieder. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass es tatsächlich Menschen gab, denen er etwas bedeutete.

Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Vorsichtig rückte er näher zu Marlene und legte einen seiner starken Arme um sie. Sie schmiegte sich eng an ihn, sah in seine Aquamarine, die heute irgendwie heller strahlten als sonst, und brach in Tränen aus.

„Cloud, du bist zurückgekehrt!“

„Ich weiß“, sagte der Angesprochene. Wie immer in solchen Situationen wusste er nicht, was er sagen oder tun sollte.

„Ich... Es tut mir so leid... Ich bin manchmal bestimmt ein schwieriges Mädchen...“

„Stimmt gar nicht...“ Doch, es stimmt, hallte es durch seinen Kopf, aber selbst er hatte genug Gespür für zwischenmenschliche Kommunikation, um zu wissen, dass dieser Satz jetzt nicht angebracht war. Stattdessen drückte er sie noch etwas näher an sich, weil er sich dunkel daran zu erinnern meinte, dass seine Mutter das früher auch immer mit ihm gemacht hat, wenn er traurig war... und Zack ebenso.

„Komm... Gehen wir heim.“

„Auf Fenrir?“

„Ja... Auf Fenrir.“ Ihre großen Augen blitzten vor Vorfreude. Sie mochte sein Motorrad genauso sehr wie er und sprach auch gern davon, dass sie später ein eigenes haben will.

Cloud erhob sich und nahm Marlene an die Hand. Dann setzte er sie vor sich auf Fenrir und nahm auf der Rückfahrt extra viele steile Hänge mit, weil er wusste, dass sie so was liebte...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich gibt es mal ein paar weitere Charaktere, was?! :D
Das nächste Kapitel wird wieder ein bisschen kürzer als dieses. Und dann kommen die ganz langen Brummer, die ich vermutlich aufsplitten werde, damit es sich angenehmer lesen lässt. @.@ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Waku
2016-11-15T19:48:20+00:00 15.11.2016 20:48
> „Weiß ich eben nicht!“, rief sie aufgebracht und griff sich ans Herz... was gar nicht so leicht war, bei ihrer Oberweite...

Das ist so genial! XD Tifa ist garnicht so schlimm in der Geschichte finde ich. Sie kommt nur sehr streng rüber.

Yeah, Cloud wird während der Suche um Autogramme gebeten. Die Begegnungen waren sehr amüsant irgendwie. Cloud lässt sich nichts vormachen. Und sehr süß wie ihn das mit Sephiroth nicht mehr los lässt und er deswegen gegen was rennt. XD

Oh, die neuen Charas wurden wirklich sehr elegant eingeführt. Und gar nicht so schlecht beschrieben! *___*
Jetzt fragt sich nur ob es wirklich nur ein Missverständnis war oder ob Vincent das so wirklich wollte. XD
Sehr mysteriös der Fremde! Er versteht die Sprache nicht, ab zu Tifa. XD
Und wieder sehr süß wie Cloud sich die Mühe macht zu kommunizieren. Ich konnte mir das richtig vorstellen.

Das Ende des Kapitels ist mega niedlich! Ich hatte schon Bedenken dass die Suche nebensächlich werden würde, aber so hat es genau gepasst! Auch die Verknüpfung mit Vincent fand ich toll. Der hat Cloud ja auf die Idee gebracht.
Antwort von:  SmilingMana
16.11.2016 12:03
Vielen Dank für den Kommentar,  Waku! :D

Oh, ich hatte damals viel Spaß damit, Clouds Rundgang in der Stadt zu beschreiben!
...Also, eigentlich gar nicht, weil ich ursprünglich keine Ideen dafür hatte und mir dann krampfhaft irgendwas ausgedacht habe, was ich einbringen könnte. Deshalb werden die Begegnungen immer seltsamer, je weiter das Kapitel voranschreitet.

Ohoho, lese ich da heraus, dass du ein Fan von Auron x Vincent bist?
Leider ist das die einzige Szene zwischen den beiden, die ich verfasst habe (glaube ich jedenfalls <_<). Die sollten irgendwann später mal richtig zusammenkommen, aber so weit habe ich dann doch nicht geschrieben.
Ob das ein Missverständnis war oder ob Vincent das wollte, weiß ich übrigens selbst nicht. Wenn er es NICHT wollte, hat er sich aber ziemlich seltsam benommen. x_x

Ja, auf die Verknüpfung mit Vincent war ich damals sehr stolz. Hab mir auch 'nen Ast abgebrochen, Vincents Sprechweise aus den Spielen zu kopieren. Der Kerl schreibt sich ziemlich anstrengend, wenn man sich daran halten will.

Freut mich sehr, dass dir das Kapitel gefallen hat. :D
Das nächste kommt auch bald.
Von:  RandaleEiko
2016-11-12T23:00:54+00:00 13.11.2016 00:00
Awwwwww heeeerlich. Unglaublich sweet. Der letzte part hat sich in meinem Gehirn fesst gefressen >D< so zum knuddeln war der.
Ich freu mich schon auf die nächste Seite.
Bey bey
RandaleEiko
Antwort von:  SmilingMana
13.11.2016 14:55
Danke für den Kommentar, RandaleEiko! :D
Freut mich sehr, dass diese Geschichte ein paar Leute erfreuen kann.
Schön, dass der letzte Abschnitt auf dich genau so wirkt, wie er ursprünglich mal gemeint gewesen ist. :D Ich selbst finde den inzwischen etwas zu dick aufgetragen, aber das ist auch Geschmackssache.
Das nächste Kapitel kommt in ein paar Tagen... vielleicht wieder am Mittwoch. Ist nur ein kurzes Zwischenkapitel, bevor der "interessanteste" Abschnitt in dieser Geschichte losgeht. x_x


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