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Snuggling Under the Blankets

Fanfic Adventskalender 2016 - 18. Türchen
von

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Horn streckte sich. Alles in ihrem Kopf war schwammig. Hatte sie geschlafen? Sie fühlte sich nicht müde, aber Ungewissheit nagte an ihr. Ungewissheit darüber, was geschehen war. Die Vampirin war sich nicht mal sicher, ob es Tag oder Nacht war. Sie erinnerte sich nur sehr entfernt daran, dass sie zuletzt ihren beiden Seelenverwandten eine gute Nacht gewünscht hatte. Und dass sich ihr letztes Gesprächsthema um Weihnachten gedreht hatte. Doch die Stunden danach waren in Nebel gehüllt. Horn schüttelte den Kopf, um wieder klar im Kopf zu werden. Ihre blonden Locken sprangen von einer zur anderen Seite und machten einen zerzausten Eindruck. Ja, sie muss definitiv längere Zeit geschlafen haben.

Aus einem Reflex heraus gähnte sie. Man gähnte schließlich immer, nachdem man geschlafen hatte. Und jetzt, wo sie darüber nachdachte, fühlte sie tatsächlich eine Müdigkeit. So, als ob sie einen mehrtägigen Schlaf hinter sich hätte.

„Chess?!“, rief die Blondine in die Stille hinein.

Niemand antwortete. Ob ihre Freundin mit Lord Crowley unterwegs war? Aber nein, dann hätten sie sie bestimmt geweckt, um ihr Bescheid zu sagen. Oder? War es auch im Rahmen des Möglichen, dass sie einen Zettel finden würde?

„Chess?!!“, rief sie noch mal, nun lauter. Noch immer keine Antwort. „Lord Crowley?!“

Horn seufzte. Es half schließlich nichts, wenn sie noch mehr Zeit sinnlos im Bett vertrödelte. Schläfrig setzte sie sich auf und rieb sich die Augen. Ein laues Grummeln machte sich in ihrem Bauch breit und die Vampirin wunderte sich über das flaue Gefühl. Sie konnte sich nicht daran erinnern, es schon einmal verspürt zu haben. Ratlos sah sie sich in dem Zimmer um. Zweifelsfrei war es ihr Eigenes. Die Blondine wollte gerade aufstehen, als sie plötzlich Lärm hörte.

„Nanu?“

Das Getrampel kannte sie und würde es immer erkennen. Die Tür zu ihrem Zimmer wurde aufgeschlagen und ein stämmiger Vampir stapfte ins Zimmer. Auf halbem Weg zum Bett blieb er verdutzt stehen. Das verträumte Lächeln, dass er sonst im Gesicht trug, verblasste.

„Horn?“, fragte er unsicher.

Die Angesprochene schob sich zur Bettkante und wollte aufstehen, doch ihre Beine gaben nach. Aus einem Instinkt heraus stürmte der Vampir zu ihr hin, um sie zu stützen. Danach sah Lord Crowley ihr nachdenklich ins Gesicht. Horn lächelte ihm engelsgleich entgegen, nachdem sie sich gefangen hatte. Ihr war immer noch leicht unwohl.

„Was ist nur mit dir passiert?“, murmelte Crowley mehr zu sich selbst.

Verunsichert legte die Vampirin den Kopf schief.

„Was meint ihr, Lord Crowley?“, fragte sie leise.

„Horn, sieh in den Spiegel!“

Als sie sich nicht rührte, zog der Vampir sie in die Höhe und schleppte sie zum nächsten Badezimmer. Dort postierte er sie vorm Spiegel und zwang sie dazu, hinein zu blicken. Was Horn sah, war ihr anfangs nicht ganz bewusst. Es war ihr Spiegelbild, also warum machte Lord Crowley so einen Wirbel darum? Sie hatte keinen hässlichen Fleck im Gesicht und abgesehen von den unordentlichen Haaren sah sie aus wie immer.

„Sieh doch mal genauer!“, drängte er. „Fällt dir nichts auf?“

Horn tat, wie ihr geheißen und fing dann an, sich an ihren Ohren herumzutasten, als sie bemerkte, worauf Lord Crowley hinaus wollte. Sie waren nicht mehr so spitz, wie sie ein Vampir üblicherweise trug. Genau genommen waren sie ziemlich kurz und abgerundet, so wie es bei Menschen üblich war. Wieso hatte sie Menschenohren? Bevor sie sich weitere Gedanken darüber machen konnte, schob Lord Crowley ihre Oberlippe sanft nach oben und betrachtete das Ergebnis im Spiegel.

„Ahh...?“

Die Vampirin starrte ihr Spiegelbild an. Anstatt auf ihre Zähne zu achten, waren ihre Augen auf die großen blauen Seen gerichtet, die in ihrem Gesicht lagen.

„Das ist...“

Crowley ließ ihre Lippe wieder los und fixierte sie von der Seite her.

„Du bist ein Mensch!“, schloss er das Offensichtliche.

Anstatt ihm eine Antwort zu geben, besah Horn sich weiterhin im Spiegel. Träumte sie das nur? Wenn ja, war es ein furchtbar dummer Traum.

„Ich äh...“

Sie beugte sich vor und nahm nun auch ihre Eckzähne unter die Lupe. Damit würde sie wohl keinem Menschen mehr in den Hals beißen können. Wieder grummelte etwas. Warf Lord Crowley daraufhin etwa einen Blick auf ihre Hüfte? Horn drehte ihren Kopf, um erst ihm ins Gesicht zu schauen und danach seinem Blick zu folgen. Sie errötete dezent.

„Ich glaub, du hast Hunger...“

Beschämt sah die Blondine zu Boden. Also das war es, nicht der übliche Drang, jemandem das Blut aus den Adern zu saugen. Sie brauchte feste Nahrung, etwas zwischen die Zähne zum Kauen, wenn man so wollte. Horn überlegte. Sie war schließlich nicht als Vampirin zur Welt gekommen. Doch wo sollte sie in dieser zerstörten Umgebung etwas zu Essen her bekommen? Es half wohl nichts, sie musste die Menschenkinder aufsuchen, die in Sanguinem als unfreiwillige Blutspender herhalten mussten.

Über ihre Gedankengänge hatte sie ganz vergessen, dass sich Lord Crowley noch immer in dem Badezimmer befand. Er lehnte mit verschränkten Armen an der Duschverkleidung und musterte sie aufmerksam. Horn drehte sich langsam zu ihm um. Betreten sah sie ihm erst in sein kindliches Gesicht und dann wieder auf eine Stelle rechts von seinem Knie. Der Vampir seufzte, trat zu ihr hin und hob sie hoch.

„Lord Crowley, was macht Ihr da?“, fragte die Blondine erschrocken.

Sie wollte sich aus seinem Griff befreien, aber er war zu stark. Jetzt, als Mensch, hatte sie sowieso keine Chance gegen ihn.

„Ich hab die Lösung!“, meinte er lapidar, wobei er besonders viel Betonung auf „die“ legte.

Der Vampir schleppte sie aus dem Badezimmer hinaus und hinüber in eines der Schlafzimmer. Die Betten waren wider Erwarten heimelig hergerichtet. Die kleine Partie aus drei Vampiren, hielt sich schon seit einigen Tagen in diesem Gebäude auf. Crowley trug Horn zum Bett hinüber und verfrachtete sie auf die Matratze.

„Aber Lord Crowley!“, meinte sie erschrocken, als er sich zu ihr gesellte und nach der Bettdecke griff.

„Deinem kleinen Unfall kann man nur auf eine Art und Weise Abhilfe verschaffen“, erklärte er.

„Meinem kleinen Unfall...“

Crowley stupste ihr auf die Nase.

„Erinnerst du dich nicht mehr an unser Gespräch von gestern Abend?“

„Ehrlich gesagt nein. Über was haben wir uns unterhalten?“

„Über die Menschen und ihren lächerlichen Aberglauben.“

Horn sah ihn verständnislos an.

„Na, dass man sich von einem Typen im roten Kostüm was wünschen kann. Weißt du nicht mehr, dass du dir zum Spaß gewünscht hast, ein Mensch zu sein?“

„Nein...“

Lord Crowley zog die Augenbrauen nach oben und grinste.

„Anscheinend kann er doch Wünsche erfüllen.“

„Wer?“, fragte Horn.

„Der Weihnachtsmann.

„Das ist nicht lustig.“

„Doch, eigentlich schon, wenn man mal darüber nachdenkt. Sei froh, dass ich dich gefunden habe und nicht irgendwer anders. Ein anderer Vampir würde nicht so nachsichtig reagieren.“

„Da habt Ihr wohl Recht“, gab Horn leise zu.

Crowley zog die Decke noch weiter nach oben und fing an, Horns Hals zu beschnuppern.

„Was macht Ihr da?“, fragte sie spitz.

„Was wohl, deine Adern auskundschaften.“

Horn zierte sich. Sie war es nicht gewohnt, dass der Vampir ihr so nahe war. Wieso hatte er ausgerechnet jetzt, wo sie zum Menschen geworden war, ein gesteigertes Interesse an ihr? War es nur ihr Blut, das ihn lockte?

„Nicht so schüchtern!“, neckte er und schnupperte auf der anderen Seite weiter.

„Lord Crowley“, konterte die Blondine ermahnend.

Kraftlos versuchte sie, ihn wegzuschieben, doch es gelang ihr nicht. Sie war zu schwach, was sicher nicht nur an ihrer menschlichen Form lag. Der muskulöse Körper des Vampirs allein reichte aus, sie ins Bett zu drücken.

„Was denn?“

„Nicht...!“

Crowley bis ihr sanft in den Hals. Horns Körper versteifte sich ob der ungewohnten Behandlung. Sanft sog er das Blut aus ihren Adern.

„Lord Crowley...“, hauchte sie erschöpft.

„Mh?“

Der Vampir zog sie noch enger an sich, ob aus Zuneigung oder aus Hunger wusste sie nicht. Horn ergab sich in das Gefühl, Crowley so nah zu sein. Sie hatte sich lange danach verzehrt, mehr als nur Komplizin und Dienerin für ihn zu sein. Sie wollte seine Gefährtin sein, mit allem, was dazu gehörte. Doch auch wenn seine nun Lippen ihre Haut berührten, war es nicht wie ein echter Kuss zwischen liebenden. Nie würde er sie als seine Partnerin ansehen.

„... Lord Crowley.“

Der Angesprochene trank noch ein paar Tropfen ihres kostbaren Blutes und ließ dann von ihrem Hals ab.

„Hat es weh getan?“, fragte er.

„Hm?“

„Das Gebissenwerden... Weil du weinst.“

„Nein, es war nur ungewohnt“, antwortete Horn.

Ihr Blick war auf einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand gerichtet. Der Vampir sah skeptisch auf sie hinab, erwiderte aber nichts. Stattdessen biss er sich mit seinem rechten Fangzahn in den Finger und hielt Horn die Wunde hin.

„Hier, trink.“

Schüchtern wandte die Blondine den Kopf um.

„Damit du wieder normal wirst“, fügte Crowley hinzu.

Horn starrte ihm ins Gesicht, ehe sie den Tropfen Blut von seinem Finger leckte. Crowley starrte zurück. Langsam veränderte sie sich wieder, bekam Fangzähne und die spitzen Ohren eines Vampirs. Lediglich ihre Augen blieben blau und würden es auch bleiben, bis sie ihre erste Ration menschlichen Blutes bekam.

„Schon wieder fast die Alte“, kommentierte Crowley.

Bevor er aus dem Bett kletterte, um Chess Belle zu suchen, strich er Horn sanft über ihre rechte Wange und hauchte auf ihren Hals, an jene Stelle, die noch von seinem Bissmal rührte.

 

~ FIN ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2016-12-21T22:23:23+00:00 21.12.2016 23:23
Halli Hallo,
ein wunderschöner Weihnachts-Ons-Shot :3 Die Idee ist so zuckersüß und passt wirklich gut zum Thema: Snuggling Under the Blankets. Den Anime mag ich auch und die Charaktere meinerseits sind meine Lieblingsyampire. Lord Crowley hat das gewisse etwas, denn man lieben muss XD und Horn an seiner Seite ist mir auch sympatisch. Ach! Träume zu Weihnachten sind einfach herrlich :) Ich muss immer noch schmunzeln und freue mich schon auf Weihnachten.

Fröhliche Weihnachten noch^^
LG^^Alien^^
Antwort von: Calafinwe
23.12.2016 15:33
Dank dir :)


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