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[not so] Secret Santa

Fanfiction-Adventskalender 2016 - Tag 24
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen Tag vor Abgabe auf die Idee zu kommen doch etwas ganz anderes zu schreiben, ist ehm... naja... nennen wir es stressig.
Hoffentlich ist es der Geschichte nicht anzumerken. ^^" Komplett anzeigen

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Heiliger Abend

Secret Santa
 

Als Bobby nach Hause kam, begrüßte ihn die gleiche, kalte Stille, wie schon seit beinahe zwei Jahren. Wie so oft blieb er im Flur stehen, schloss die Augen und lauschte, ob nicht doch irgendwo ein Geräusch zu hören war, aber mit dem Wunsch blieb er auch weiterhin allein. Vermutlich würde es auch nichts gutes heißen, wenn plötzlich jemand hier wäre. Einen Moment lang überzog ihn wieder die Gänsehaut, die er öfter spürte, wenn er Zuhause war und mehrere Stunden mit sich und seinen Gedanken alleine sein würde. Bislang hatte ihm der Alkohol sehr gut dabei geholfen diese Gefühlslage zu verdrängen, aber er hatte vor sich wirklich an sein Versprechen zu halten und keinen Tropfen anzurühren. Leider hatte er die Feiertage nicht bedacht, als er auf das Versprechen eingegangen war. Ansonsten wäre es wohl nie zustande gekommen.

Jetzt, von allen Zeiten.

Er schaffte es nicht, sein eigenes Haus zu betreten. Noch immer stand er mit geschlossenen Augen im Flur und ließ sich langsam an die Haustür sinken. Sie fehlten ihm noch immer. Ihre Bilder drängten sich unwillkürlich vor sein inneres Auge und quälten ihn mit den Erinnerungen. Erst den schönen, als seine Familie noch eine solche war. Die Sonntagmorgende, die Geburtstage und eben Weihnachten. Doch immer kam der Schlag in die Magengegend, wenn er an den einen Dienstag Nachmittag im Februar dachte. Der Anruf der Polizei, die ungewissen Stunden im Krankenhaus und die immer schrecklicher werdenden Mitteilungen.

„Mr Stow, die OP verlief gut. Ihre Frau wird jetzt auf die Intensivstation gebracht und in einigen Stunden, je nachdem wie es ihr geht, können sie zu ihr.“

„Es tut mir leid Mr Stow. Ihre Tochter… Gabriella. Wir konnten nichts mehr für sie tun.“

„Es gab Komplikationen bei ihrer Frau. Sie muss noch einmal in den OP.“

„Möchten sie sich vielleicht lieber setzen, Mr Stow? Tildas Verletzungen sind schwer. Sie wurde im Auto eingeklemmt und musste bereits mehrmals wiederbelebt werden. Im Moment liegt sie im Koma. Wir können nicht sicher sagen, ob sie wieder aufwacht.“

Am Ende fehlten den Krankenschwestern die Worte. Wie sollten sie ihm die schlimmsten Nachrichten denn noch überbringen? Er war zwar schon am Boden, aber keine von ihnen wollte es noch schlimmer machen.

Eine schlechte Wetterlage. Ein LKW, der an einer roten Ampel nicht zum stehen kam und schon waren drei Menschen tot.

Er hätte das Haus verkaufen und zurück nach Portland ziehen sollen. In ein kleines Appartment, mit gerade mal dem Nötigsten. Nur hatte er es nicht über das Herz gebracht die Farm aufzugeben. Den Traum seiner Frau so im Stich zu lassen, nur weil sie nun nicht mehr da war.
 

Bobby hörte das Telefon klingeln, was ihn aus seinen düsteren Gedanken riss und endlich dafür sorgte, das er in sein Wohnzimmer ging. Doch statt den Hörer zu suchen, um den Anruf annehmen zu können, verharrte er direkt wieder.

Da stand ein Karton auf seinem Wohnzimmertisch.

Der war noch nicht da, als er am Morgen gegangen war.

Bobby tastete nach dem Lichtschalter und knipste die Deckenlampe an, um sich die Kiste besser ansehen zu können. Dunkelbrauner Karton mit goldener Verzierung. Nein, so etwas hatte er nicht im Haus und wüsste auch nicht, wie es her gekommen sein sollte. Den Deckel einfach so zu öffnen, traute er sich nicht. Zumindest nicht, solange er nicht wusste, wie das Dingen in sein Wohnzimmer gekommen war.

Stattdessen verließ er den Raum und ging in die Küche. Nachdem er das Licht dort ebenfalls eingeschaltet hatte, nahm er sich ein Glas, öffnete die übliche Schranktür und fand nur gähnende Leere vor sich.

„Beschissenes Versprechen“, grummelte er zu sich selbst. Hatte er sonst noch irgendwo etwas, oder war er zu gründlich gewesen?

Im Vorratsschrank fand er keinen Tropfen. Den Schlüssel zu seiner kleinen Bar hatte er verschwinden lassen und wusste tatsächlich nicht mehr genau wohin. Aber da war ganz sicher noch etwas drin. Im Notfall könnte er die vielleicht einfach aufbrechen?

Wieder fing das Telefon an zu klingeln und Bobby ignorierte es für einige Sekunden, bis der schrille Ton zu anstrengend für die Ohren wurde.

„Ja?“, fragte er wenig freundlich.

„Hey Bobby. Ich hab gleich Dienstschluss. Kann ich dann zu dir kommen? Susan und Mrs Bellock wollen beide, das ich zu ihnen zum Weihnachtsessen komme, aber ich hab ihnen gesagt, ich hätte schon was vor.“ Das Alex anrief passierte zur Zeit häufiger. Im Grunde war er der Einzige, der hier noch anrief. Die meisten Anderen hatte er bereits vergrault.

„Alex, ich ehm… Ehrlich gesagt, bin ich nicht auf Gäste eingestellt“, versuchte Bobby sich nicht schon wieder in eine Lage bringen zu lassen, die ihm missfallen könnte.

„Ich bring Pizza mit. Dann leistest du mir Gesellschaft und ich achte ein wenig darauf, das du dir nicht vollkommen die Kante gibst.“ Zähneknirschend überlegte Bobby, was er darauf am besten erwiedern sollte. Alex war der Deputy, der ihn in den letzten Monaten am meisten in die Ausnüchterungszelle verfrachtet hatte. Nur so hatten sie sich kennengelernt und er musste gestehen, das Alex einer der wenigen Menschen war, dessen Anwesenheit er mochte. Auch wenn es ihm jetzt so ganz und gar nicht passen wollte. Vor allem war es Alex, der ihm das Versprechen abgerungen hatte.

Vertraute er ihm so wenig?

Das er eben noch darüber nachgedacht hatte, die Bar aufzubrechen, war für den Moment vergessen.

„Komm schon. Ich will nicht, das Mrs Bellock wieder versucht mich mit ihrer Tochter zu verkuppeln und Susans Enkel sind alle so laut, dass muss ich auch nicht haben“, versuchte es Alex weiter. Bobby konnte ihn verstehen. Der junge Mann war noch kein ganzes Jahr hier und während sein Vater ebenfalls nicht mehr unter den Lebenden weilte, lebte seine Mutter zu weit weg, um sie nach der Schicht noch mal eben besuchen zu fahren. Da sie nun beide ansonsten alleine wären, hatte der Deputy ja schon recht, aber Bobby war sich nicht sicher, ob er das auch wirklich wollte. Dabei störte ihn jedes Mal, wenn er hier alleine war und die Stille ihm entgegen schrie.

„Dann komm… Aber lass das mit der Pizza. Ich schau mal, was ich machen kann.“

Wenigstens hatte er so eine Ablenkung, bis Alex da war und vielleicht würde die Holztür zur Bar sogar heile bleiben.
 

Als die Scheinwerfer von Alex Wagen zu sehen waren, hatte Bobby tatsächlich so etwas wie ein Abendessen fertig bekommen. Er war noch nie besonders gut darin gewesen, zu kochen, aber er tat es gern und hoffte somit, das es ihnen auch schmecken würde.

„Hi“, begrüßte ihn sein Gast, als Bobby ihm die Tür aufmachte. „Riecht ja gar nicht mal so schlecht.“ Bobby war sich unsicher darüber, ob Alex das ernst meinte, aber er konnte beobachten, wie Alex sofort in die Küche abbog, wo er noch in der Tür stehen blieb.

„Alter Schwede...“, gab er leise von sich. „Ich hab nicht mit einem Festmahl gerechnet.“ Bobby rollte mit den Augen und ging an Alex vorbei in die Küche. „Das ist doch kein Festmahl. Hab nur ein paar Sachen zusammen geschmissen.“ Während er das erklärte deutete er auf einen der Stühle.

„He, ja. Das sagt meine Ma auch immer.“ Alex kam dem Fingerzeig gerne nach. Seit dem Frühstück hatte er nichts mehr gegessen und sein Magen hing ihm in den Kniekehlen. Darum schwieg er auch beim Essen. Bobby tat es ihm gleich, wenn auch die Gründe nicht die gleichen waren.
 

Kaum das Alex fertig war, streckte er sich und rutschte auf dem Stuhl in eine gemütlichere Position. „Sag mal, du hast da ne Kiste auf dem Wohnzimmertisch. Hast du da mal reingesehen?“ Das dem Polizisten so etwas auffiel musste ja sein. Bobby schüttelte den Kopf und starrte auf seinen Teller. Das er so das leichte Schmunzeln des Deputys nicht mitbekam, spielte dem nur in die Hände. „Warum nicht?“, fragte er.

„Weil ich nicht in etwas reinsehe, wenn ich nicht weiß, wie es in mein Haus gekommen ist und vor allem dann nicht, wenn ich nicht weiß, wer es gebracht hat.“ Das Wasser hatte leider überhaupt nicht die Wirkung, die er jetzt so gerne hätte.

„Aber vielleicht ist eine Karte dabei...“, versuchte Alex es weiter. „Ich hol sie mal rüber!“

„NEIN!“ Alex blieb in seiner Bewegung stehen und sah Bobby an. Ihr Blickkontakt hielt an und während sich Alex immer weiter aufrichtete, gab Bobby langsam auf, was auch an seinem Gesicht zu erkennen war.

„Ich will nicht wissen, was es ist“, kommentierte der Hausbesitzer sein Verhalten und folgte kurz darauf seinem Gast. „Keine einzige gute Geschichte fängt mit 'und plötzlich stand da eine Kiste' an.“

Alex blieb vor dem Tisch stehen und musterte den Karton, bevor er ihn hochhob und Bobby reichte. „Schau rein.“ Der gab sich geschlagen und setzte sich auf das Sofa, ohne die Kiste angenommen zu haben. Alex stellte sie also wieder auf den Tisch und setzte sich selbst dann auf den Sessel.

Ganz vorsichtig hob Bobby daraufhin den Deckel.

Auf den ersten Blick war nicht zu erkennen, was in dem Karton war und so schob er auch ein wenig des Füllmaterials zur Seite. Unter den Holzspänen spürte er Glas und als er das weiter ausgrub hielt er schließlich eine Flasche in der Hand. „Glen Breton Rare“, las er vor. „Noch nie von gehört.“ Er stellte ihn zur Seite und fischte die Karte, die er ebenfalls gesehen hatte, aus der Kiste. Alex war währenddessen erstaunlich ruhig und nachdem Bobby die ersten Zeilen auf der Karte gelesen hatte, wanderte sein Blick von dieser zu seinem Freund. „Warum?“, fragte er lediglich.

„Ich dachte, es könnte dir … naja. Ein wenig helfen.“ Ob das so die richtige Wortwahl gewesen war, wusste Alex zwar nicht, aber er konnte sehen, das Bobby nicht sehr davon erbaut war. „Damit meine ich nur, das Weihnachten ist. Wir pausieren das Versprechen für heute und morgen...“

„Was hilft das dann?“

Alex stand auf und holte ein Glas für Bobby. „Ich weiß nicht, ob das hilft und ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, aber… Das ist es doch, was du willst, oder? Sag mir nicht, das du hier in den letzten Stunden, bevor ich da war, nicht nach deinen Vorräten gesucht hast.“

Bobby fühlte sich ertappt. Alex hatte ihn tatsächlich viel zu gut durchschaut und das in so kurzer Zeit. Wenn er gewusst hätte, das hier in der Kiste ein Whiskey auf ihn wartete…

Alex stellte das Glas vor Bobby und setzte sich neben ihn. „Zusammen trinken ist immer noch besser, als alleine.“

„Aber du trinkst nicht.“

„Ja… aber ich bin da. Du bist nicht alleine.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Trollfrau
2018-02-09T15:17:46+00:00 09.02.2018 16:17
Nein, das ist dieser Geschichte nicht anzumerken. ^^
Ich war gelinde gesagt geschockt über die Ereignisse. Ich konnte die Kälte förmlich spüren.
Was hätte ich wohl in dieser Kiste erwartet? Und wer hat die Kiste da hingestellt? Etwas Übernatürliches? ;)
Die Freundschaft zwischen den Beiden und erst recht ihr kennenlernen finde ich erbaulich.
Mir gefällt diese Geschichte, auch wenn sie alles andere als erheiternd ist.
Ein wenig erinnert mich das Geschehene an etwas, was ich längst aufschreiben wollte. Nun ja.
Kommentare habe ich hier recht lange keine mehr verfasst. Ich hoffe ich bin nicht allzu sehr aus der Übung.
Antwort von:  SamAzo
09.02.2018 21:45
Danke für den Kommentar. ^^

Das ist ein Teil einer größeren Geschichte, die ich schreibe. Die Beiden haben dort eine relativ wichtige Rolle und ich konnte es nicht lassen ein wenig mehr zu ihnen zu schreiben. Auch wenn noch keiner die eigentliche Geschichte kennen kann.

Was wolltest du schreiben?
Antwort von:  Trollfrau
10.02.2018 18:42
An meinem Großprojekt, was noch so viele Lücken hat, wo auch Zukunfts-Hank einen Platz hat.
Antwort von:  SamAzo
10.02.2018 20:29
Ich hoffe du kannst alle Lücken stopfen. ^^
Antwort von:  Trollfrau
10.02.2018 20:37
Hat nur keiner etwas davon
Antwort von:  SamAzo
10.02.2018 21:02
Aber natürlich. Du als Autor hast etwas davon. Es ist immer schön etwas beendet zu haben.


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