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Inaba

von

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Prolog

Endlich Freiheit.
 

Eigentlich hatte ich mir Fliegen immer aufregend vorgestellt, mit einem Platz am Fenster, einem Blick auf die kleine Welt... aber in der Mitte des Flugzeugs über einem bewölkten Himmel sah die Realität leider anders aus.

Und mit Schlafen war da auch nicht viel... aber immerhin ging es endlich wieder raus, auf japanischen Grund! Ich machte mir ein bisschen Sorgen, ob meine Sprachkenntnisse ausreichen würden... und verfluchte kurz mein vergangenes Ich, das das Lernen immer aufgeschoben hat.

Aber wer hätte auch damit rechnen sollen, dass ich so früh nach Japan würde reisen können? Ich habe nie Glück in Gewinnspielen gehabt, bis auf dieses eine Mal - eine Reise nach Inaba! Nach all den Jahren habe ich Persona 4 zwar immer noch nicht fertig spielen können, aber das tat ja nichts zur Sache. Und für enen Abstecher nach Tokyo war sicher auch Zeit, Ikebukuro sehen, nach Akihabara pilgern...
 

Oh, aber jetzt war es Zeit, erstmal ins Hotelzimmer zu kommen. Zum Glück bekam ich alles Gepäck - was in einer großen Resetasche und dem zugehörigen Rucksack sicher untergebracht war - wieder zurück, also war meine größte Sorge erledigt... und damit war alles gut.

Sollte es jedenfalls sein.

Wie aus dem Nichts war der Flughafen auf einmal in Nebel getaucht. Ich mochte Nebel zwar, aber nicht, wenn ich noch ein gutes Stück bis zur Haltestelle hatte... heute früh war ich glücklich damit gewesen, wie meine Haare gelegen haben, aber na ja. Im Hotelzimmer würde ich sie ja waschen können.
 

Aber in welche Richtung musste ich jetzt überhaupt? Goddammit, der Nebel war so dicht geworden, ich konnte überhaupt nichts erkennen. Und nass und kalt war es auch noch.

Mein Gepäch hinter mir her ziehend wie der allerletzte Tourist versuchte ich, eine andere Person zu finden, oder wenigstens eine Wand, an der ich mich entlangtasten konnte, bis ich an ein Schild kommen würde, was mir weiterhelfen könnte.

Ich lief ein bisschen schneller, so langsam war es mir unangenehm. So weit draußen konnte ich doch nicht sein! Ich steckte mir, so unhöflich es sein mochte, erstmal einen Kopfhörer ins Ohr, ich musste mich erstmal ein bisschen beruhigen.

Oh! Lichtete sich der Nebel nicht schon ein bisschen? Und endlich konnte ich auch wieder eine Wand ausmachen - eine Steinmauer mit Spuren von Moos darauf. Durch die Berührung wurde mir kalt. Wo war ich? War ich in die völlig falsche Richtung gelaufen? Ich hätte mir den Flughafen doch vorher mal online anschauen sollen! Von wegen, "Das wird schon"!

Aber war das möglich? War ich überhaupt noch auf dem Flughafen? Aber wo sollte ich sonst sein?

Ich tastete mich ein Stück an der Wand entlang, bis ich an eine Ecke gelangte. Sollte ich ihr folgen? Einerseits war das keine gute Idee, da ich doch keine Ahnung hatte, wo ich war... aber irgendetwas sagte mir, dass ich meinen Weg nicht finden würde, wenn ich nicht dieser Wand folgte. Sie war etwas... ein fester Gegenstand, wo ansonsten nur Nebel war.

Ich warf hastig einen Blick auf mein Smartphone, aber natürlich hatte ich keinen Empfang. Oh, und niedrig war der Akku auch noch. Hastig schloss ich alle Programme, die ich noch am Laufen hatte und hielt es fest. Ich wollte es nicht wieder in die Tasche packen, ich musste es einfach hier haben. Jeden Moment könnte mein Empfang ja wieder da sein.
 

"N-Nee-san!"
 

Ich erschrak und hielt kurz inne, ehe ich weiter der Wand folgte. Das hörte sich an wie ein Kind... hatte es mich gerufen? Hatte es sich hier verlaufen? Okay, vielleicht würde mein Japanisch ausreichen, um es zu verstehen... schneller Blick aufs Handy, kein Internet, kein Online-Wörterbuch. Goddammit.
 

"Nii-chan!"
 

Ich sah mich schnell um, und da sah ich das Kind. Ein kleiner Junge, der am Boden kniete und sich Tränen aus den Augen rieb.

"A-Ano, Shounen..."

Wenn es nur nicht alles so fremd wäre hier. Unter etwas anderen Umständen hätte ich mich gefreut, mein Japanisch mal anwenden und vielleicht sogar jemandem helfen zu können, aber jetzt war mein Kopf komplett leer.

Dann aber fiel mir was ein, was ich hätte sagen können, zumindest Worte. Eltern wo? Alleine? Angst?

Aber in genau diesem Moment hörte der Junge plötzlich auf zu Weinen und sah zu mir. Das war noch unheimlicher, als alles um mich herum... wusste er vielleicht, wo wir waren?
 

"Mutter hat noch mehr geplant"

Was? Hatte er gerade mit mir gesprochen? Und daus auf einmal auf Deutsch? Oder hatte ich ihn verstanden? So oder so... ich verstand ihn. Ohne weiter nachzudenken, antwortete ich ihm.
 

"Mutter? Sind deine Eltern in der Nähe?"

Wie aus dem Nichts rannte der Junge urplötzlich auf mich zu - wollte er mich umwerfen? Jeder andere wäre wahrscheinlich ausgewichen, aber ich hob nur die Arme schützend, es ging mir einfach alles zu schnell. Noch dazu in der fremden Umgebung.

Allerdings spürte ich keinen Aufprall - dafür eine Art Windstoß, der mich fast von den Füßen riss. Moment, konnte das Wind gewesen sein? So fühlt sich das doch nicht an...

"Wir können sie aufhalten."

Was? Was!? Wo kam das jetzt her? Der Junge war verschwunden, aber seine Stimme hatte ich doch gerade noch gehört... in meinem Kopf?

Was zum-

...

wieso konnte ich auf einen Schlag die Augen gar nicht mehr offen halten... oh, das erklärte es... das erklärte alles... ich war bestimmt doch im Flugzeug eingeschlafen... und jeden Moment würde es landen... gleich... einen Moment konnte ich noch...
 

...

Irgendwas bewegte sich... Ah, das musste das Flugzeug sein. Aber wieso hatte ich mein Gepäck? Ich öffnete meine Augen wieder und setzte mich wieder richtig auf, irgendwie musste ich beim Schlafen komplett zusammengesackt sein.

Tatsache, ich hatte mein Gepäck umklammert, und mein Handy in der anderen Hand.

Moment, Handy?

Mein gutes Nokia? Hä? Wo kam das denn her?

Das hatte ich doch zuletzt... wann war das, 2011?

Ich blickte auf und stellte fest, dass ich definitiv nicht mehr in einem Flugzeug war. Eine kleine LED-Anzeige zeigte in Kanji etwas. Ich konnte nur zwei davon lesen, aber konnte mir zusammenreimen, was sie heißen sollten:

"Nächster Halt: Inaba"



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