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Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz

Shinji x Kaworu
von

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5. Den meine Seele liebt

Anmerkung: Brazil hat mich auf eigenen Wunsch hin mit Asuka x Shinji Stories gefüttert, damit ich mal sehen kann, ob es ein lesenswertes Pairing ist. Ich hab’ festgestellt, Asuka x Shinji Shipper haben einen entscheidenden Vorteil: Sie können auch niedliche kleine Romantikgeschichten schreiben, ohne sich mit der Storyline von Evangelion herumzustressen. Asuka und Shinji kann man nämlich auch miteinander ins Bett stecken, ohne sich den Kopf über die Herkunft der Engel, die Vervollkommnung der Menschheit, oder den Sinn des Lebens zu zerbrechen.
 

Es ist sogar wunderbar einfach, die beiden aus dem NGE Szenario herauszunehmen und in ein anderes Szenario zu versetzen. Beispielsweise: 3 Jahre nach dieser komischen Sache mit den Evas und den Engeln gingen Asuka und Shinji auf die High School, und Shinji überlegte, ob er Asuka nicht zum Abschlußball einladen sollte. . .
 

Tja, als Shinji-Kaworu Shipper hat man es da entschieden schwerer. Spätestens jetzt muß ich zugeben, daß mein Versuch, eine niedliche kleine Shinj x Kaworu Fanfiction zu schreiben, hoffnungslos fehlgeschlagen ist. Kaworu gehört nunmal mittenrein in das komplizierte Intrigenspiel zwischen NERV und SEELE und ist nicht einfach nur "dieser Schnuffi, in den Shinji sich verliebt." (Zitat Brazil)
 

Aber jemand der wie ich ein total durchgeknallter Eva Fan ist, verworrene Theorien liebt und noch dazu gern ein bißchen heruminterpretiert, und experimentiert, wird an der Story sicher seine Freude haben.
 

Auch wenn Lore und Brazil seit einem halben Jahr verzweifelt versuchen, mir klarzumachen, daß ich zuviel in Eva reininterpretiere. Bisher hat es noch nicht viel gebracht, aber nicht aufgeben, Jungs :)
 

* * *
 

Kapitel 5: Den meine Seele liebt
 

Meinem Freund gehöre ich, und nach mir steht sein Verlangen. Komm, mein Freund, laß uns aufs Feld hinausgehen und unter Zypernblumen die Nacht verbringen, daß wir morgen aufbrechen zu den Weinbergen und sehen, ob der Weinstock sproßt und seine Blüten aufgehen, ob die Granatbäume blühen. Da will ich dir meine Liebe schenken.
 

Hohelied 7.11-13
 


 

UNS MENSCHEN WAR ES NICHT BESTIMMT, GOETTER ZU SEIN.
 

Dies aber war ihre letzte Begegnung, und seine Seele war nicht mehr rein. Er bezweifelte, daß sie es bemerken, würden, oder daß es sie überhaupt interessierte, trotzdem verspürte er Angst. Als ob ihm etwas kalt den Rücken hinunterlief. Als ob er schwitzte, und sein Puls schneller ging.
 

Als ob er sich in einem menschlichen Körper befand. . .
 

Konnten die wenigen Tage, die er als Mensch verbracht hatte, seine Wahrnehmung so entscheidend verändern? Oder war es seine Verbindung zu einer menschlichen Seele?
 

"Wenn die Menschen keine Götter sind, können sie auch nicht etwas aus dem Nichts erschaffen. Ohne irgendetwas geht es nicht." Er sah fragend zu den Monolithen, die ihn umringten, aber er wußte, er würde keine Antwort erhalten. Auf so viele Fragen gab es keine Antwort. Zumindest nicht von ihnen.
 

DOCH UNTER UNS GIBT ES EINEN, DER DIE MACHT GOTTES ZU ERLANGEN SUCHT. EINEN DER DIE BUECHSE DER PANDORA WIEDER ZU OEFFNEN SUCHT UND SIE SCHLIESSEN WILL, BEVOR DIE HOFFUNG ERSCHEINT.
 

Er wußte bereits, wovon sie sprachen. Und von wem. Ein Kind der Lilith, das sich mit einem Engel verbinden wollte, um Unsterblichkeit zu erlangen. Ewiges Leben. "Hoffnung? Das ist die Hoffnung der Lilim?" Die Unsterblichkeit?
 

ES GIBT SO VIELE HOFFNUNGEN WIE ES MENSCHEN GIBT, DENN DIE HOFFNUNG EXISTIERT NUR IN DEN HERZEN DER MENSCHEN. UNSERE HOFFNUNG NIMMT GESTALT AN IN LILITH, VORFAHRIN DER MENSCHHEIT, DER FALSCHEN NACHFAHREN AUS DEM SCHWARZEN MOND. UND IN ADAM, VORFAHRE DER ENGEL, DER WAHREN NACHFAHREN AUS DEM VERLORENEN WEISSEN MOND.
 

Inwiefern würde es die Lilim betreffen, wenn er mit Adam verschmolz? Oder mit Eva? War es ein Krieg der Menschen untereinander, den er entscheiden sollte. Oder gab es noch etwas wovon er nichts wußte?
 

DESSEN GEBORGENE SEELE IN DIR LIEGT, NUR IN DIR.
 

Die Seele der Engel. Er sollte angeblich der letzte sein. Warum suchte er die Verbindung mit Adam? War es der innere Wunsch eines jeden Engels?
 

DESSEN KOERPER SCHON MIT IKARI VERSCHMOLZEN IST.
 

"Shinji-kun's Vater? Er ist wie ich?" Das ergab ausnahmsweise einmal einen Sinn. Es war also tatsächlich SEELE's Absicht Ikari zu vernichten? Aber warum so ein komplizierter Plan, nur um eine einzige unangenehme Person loszuwerden? Es mußte noch mehr dahinter stecken.
 

DESHALB LIEGT NUN ALL UNSERE HOFFNUNG BEI DIR.
 

* * *
 

Merkwürdig. Äußerst merkwürdig. Wieso zog jemand am frühen Morgen los, um Selbstgespräche zu führen?
 

Höchstwahrscheinlich hatte dieser Junge ein schweres, psychisches Problem. Überraschen würde es sie nicht, er war ihr von Anfang an seltsam erschienen. Außerdem gab es in diesen schweren Zeiten wirklich niemanden, der ohne den einen oder anderen Haschmich davongekommen wäre.
 

Er drehte den Kopf so plötzlich, daß sie erschrocken zusammenzuckte. Kein Zweifel, er sah direkt in ihre Richtung. In ihre Augen!
 

Sie senkte das Fernglas. Es war unmöglich, daß er sie entdeckt haben konnte. Er hatte doch keine Augen im Hinterkopf, und war außerdem viel zu weit weg.
 

Oder hatte er Fähigkeiten, von denen sie nichts ahnte? War Nagisa Kaworu überhaupt ein normaler Mensch? Jetzt, nachdem sie Rei's Geheimnis entdeckt hatte, würde sie nichts mehr überraschen.
 

Vielleicht hatte Makoto inzwischen mehr herausgefunden. Er hatte ihr ja versprochen, sich um die Angelegenheit zu kümmern, und sie war sich sicher, daß er Erfolg gehabt hatte. Das Programm, das vor Makoto's Hackergenie sicher war, mußte erst noch geschrieben werden.
 

* * *
 

DESHALB LIEGT NUN ALL UNSERE HOFFNUNG BEI DIR.
 

Langsam verblaßten die Monolithen im rotgoldenen Licht der Morgensonne, und seine Seele kehrte in seinen Körper zurück. Es war ein schönes Gefühl, so als ob er soeben aus einem langen erholsamen Schlaf erwacht wäre. Das Gras war noch feucht vom Tau, und von überall her klang das Zirpen der Zikaden. Jetzt, wo der Sommer nie zu Ende ging, würde es auch nie verstummen.
 

Er setzte sich auf und sah zu, wie der Himmel in allen Farben leuchtete, als die Sonne sich emporschwang. Rot wurde zu Orange, zu Gelb, und schließlich zu Weiß.
 

Merkwürdig, dieser Sonnenaufgang erschien ihm noch viel schöner als der gestrige. War das wirklich so, oder schien einem immer der Sonnenaufgang am schönsten, den man gerade erlebte? Er wußte es nicht, aber da es das letzte Mal war, wollte er die kostbare Zeit nicht mit Grübeleien verschwenden, sondern jede Minute davon genießen.
 

Schade, daß Shinji jetzt nicht hier war. Aber andererseits war es auch wieder gut so, es würde sie beide nur unglücklich machen. Und sie hatten ja einen Sonnenaufgang zusammen gesehen, gestern, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. War das wirklich erst vierundzwanzig Stunden her? Es erschien ihm so lang wie ein ganzes Menschenleben.
 

Denn Shinji war sein Leben. . .
 

Kaworu erhob sich, und machte sich auf den Rückweg zum NERV Hauptquartier. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen.
 

* * *
 

"Und? Bist du an seine Daten rangekommen?"
 

Anstelle einer Antwort kramte Makoto ein Bündel bedruckter Blätter hervor, und reichte sie Misato. "Voila! Das hab' ich mir mal eben schnell von Oberstleutnant Ibuki ausgeborgt." Verschwörerisch zwinkerte er Misato zu. "Sie weiß allerdings nichts davon!"
 

Wie geplant hatten Misato und Makoto sich an einem der Zufahrtswege zum NERV Hauptquartier getroffen. Sie standen auf einer Brücke und blickten auf das Meer und die zerstörte Stadt hinunter.
 

"Es tut mir leid, daß du für mich zum Dieb geworden bist."
 

Es tat ihr nicht leid. Sie mußte das Rätsel lösen, um jeden Preis, sie wußte schon zuviel über die ganze Angelegenheit. Nur bis jetzt paßte das alles nicht zusammen.
 

"Was in aller Welt...?" Im Prinzip hatte sie nichts anderes erwartet, trotzdem war es erschreckend, diese Daten schwarz auf weiß vor sich zu sehen.
 

"Kein Wunder, daß Maya-chan das geheimhalten muß!" Makoto blickte sich um, als fürchtete er beobachtet zu werden. "Theoretisch ist so etwas absolut unmöglich." Obwohl auch Makoto nun schon einiges über die Hintergründe wußte, schien er den Ernst der Lage nicht so ganz erfaßt zu haben. Es war wohl eher eine Art Detektivspiel für ihn, und eine Möglichkeit ihr zu imponieren.
 

"So wie es aussieht, kann Fifth Children seine Synchrorate mit Nigoki wirklich beliebig verändern. Das wird ja immer geheimnisvoller."
 

Ihr war vollkommen klar, daß sie ihn ausnutzte. Trotzdem war er im Augenblick einfach der einzige Verbündete, den sie hatte, und bis zu einem gewissen Grad konnte sie ihm sogar vertrauen. "Wir müssen jetzt wirklich etwas unternehmen, egal was die anderen denken."
 

Die Informationen über Nagisa Kaworu's Synchrorate brachten sie leider nicht viel weiter. So etwas ähnliches hatte sie ja gestern schon vermutet, als die Tests mit Nigoki durchgeführt wurden. Er war kein gewöhnlicher Junge, das hatte sie vom ersten Moment an gewußt.
 

Wer war er? Welchen Plan verfolgte SEELE mit ihm?
 

In Gedanken ging sie noch einmal alles durch, was sie über ihn wußte. Es war immer noch verdammt wenig.
 

* * *
 

Gestern...
 

Gestern hatte er auf einem der Trümmer gesessen, aus denen einmal eine Stadt bestand. Er konnte nur erahnen, wie sie ausgesehen haben mochte, bevor sie zerstört wurde. Die Lilim bauten Städte und entwickelten Waffen, um sie wieder zu vernichten. Ihre ganze Geschichte war voller Widersprüche, ein ewiger Zyklus aus Aufbau, Zerstörung und Wiederaufbau. Vom Anbeginn ihrer Kultur bis zur Gegenwart, zog sich dieses Muster wie ein roter Faden durch ihre Evolution.
 

Wenn man es als Evolution bezeichnen wollte, denn jedesmal hatten sie alles, was sie geschaffen hatten auch wieder verloren. Ihre Städte, ihre Gesellschaften, das Wissen ihrer alten Hochkulturen. Und immer wieder waren sie wie der Phönix der Asche entstiegen, und hatten ein weiteres Mal bei Null angefangen. Woher nahmen sie diese gewaltige Kraft? Er war sich sicher, daß der Schlüssel zu diesem Geheimnis in ihren Seelen verborgen lag.
 

Oder war es vielleicht etwas ganz anderes?
 

Ebenso wie die Lilim selbst, faszinierte ihn die Welt, in der sie lebten. Trotz aller Zerstörung erschien sie ihm wie verzaubert. Das Lied der Zikaden. Der Geruch des Meeres in der Luft. Das Leuchten der ersten Sonnenstrahlen auf dem Wasser.
 

Dieses Leuchten. . .
 

Es kam weder vom Himmel, noch vom Wasser, denn wieder einmal hatte die Wahrnehmung des Lilimkörpers seine eigentliche Wahrnehmung überlagert. Das Leuchten, das sein Herz blendete, war nichts anderes als das Licht einer menschlichen Seele.
 

Und was für eine Seele. Golden erstrahlte ihr Glanz aus der Ferne, sanft und silbrig wie der Schimmer des Mondes, funkelnd wie ein kostbarer Edelstein, der in allen Farben des Regenbogens schillerte. Mochte sie auch von hohen, dunklen Mauern umschlossen sein, ebensogut konnten die schwarzen Trümmer der Stadt versuchen die Sonne festzuhalten, und einzuschließen. Zart und kraftvoll, wie eine junge Pflanze die den Asphalt durchbricht, trotzte diese Seele jeder Begrenzung. Es war ihm unbegreiflich, wie etwas so stark und gleichzeitig so verletzlich sein konnte. Er hatte das Geheimnis der menschlichen Seele noch nie verstanden, diese Seele jedoch war mehr als ein Geheimnis, von der Welt verletzt, und doch so unschuldig als wäre sie nie berührt worden.
 

Rein, wie das Leben selbst.
 

Wie der Duft einer berauschenden Blüte, süß und schwer, der ihm die Sinne raubte. Wie eine Melodie, die tief in seinem Herzen erklang.
 

Einen Moment lang vergaß er die Zeit, die Welt, und alles um den Lilimkörper herum, so versunken war er in dem Glücksgefühl, das ihn ganz und gar erfüllte. In den Sprachen der Lilim gab es keine Worte um dieses Gefühl auszudrücken, nur Melodie, die einzige Sprache, die ihn an seine Art zu sprechen erinnerte. Auf manche Weise waren die Lilim und die Kinder Adams einander ähnlich. Warum?
 

Er zwang seine Sinne in die menschliche Realität zurück. Es war das erste und einzige Mal, daß er seiner eigenen Wahrnehmung nicht traute, er mußte die Lilimaugen zu Hilfe nehmen, um glauben zu können, was sein Verstand nicht glauben wollte.
 

Am Ufer des Kraters stand ein Junge und starrte trübsinnig auf das Wasser. Er wandte den Kopf, als er Kaworu summen hörte, und sah ihn an, ein scheuer Blick aus großen dunklen Augen, der ihn bis in die Tiefen seiner Seele berührte.
 

Natürlich bestand kein Zweifel daran, daß dieser Junge ein Mensch war. Er wußte sogar, wer es war, der Pilot des ersten Units. Jetzt fühlte er auch deutlich das wohlbekannte Schutzfeld, das die Seele umgab, es hatte sich wieder fest geschlossen, nachdem der andere Junge seine Anwesenheit bemerkt hatte.
 

Und trotzdem - auch die stärkste Schutzbarriere konnte dieses Leuchten nicht zum Erlöschen bringen. In ihm erwachte der Wunsch die Mauern weit zu öffnen, sich von diesem Glanz blenden zu lassen, seine eigene Seele damit zu erfüllen. Für einen kurzen Moment lang wollte ein Teil von ihm einfach darauf losstürmen, mitten in dieses Licht hinein.
 

Aber natürlich war es nicht möglich. Er hätte die andere Seele verletzt, wenn er das AT-Field durchbrochen hätte, und das wollte er nicht. Nur wenn diese Seele sich ihm freiwillig öffnete, würde ihr Licht auch ihn erfüllen. Und vielleicht würde genau das passieren.
 

Er lächelte in sich hinein. Zumindest würde er es versuchen.
 

* * *
 

"Nagisa Kaworu-kun? Mein Name ist Katsuragi, ich bin die Einsatzleiterin."
 

"Es freut mich Sie kennenzulernen, Major Katsuragi."
 

Gestern hatte er zum ersten Mal vor ihr gestanden, ein Fünfzehnjähriger, der für sein Alter viel zu reif wirkte. Hatte er irgendetwas Ungewöhnliches gesagt, oder getan? Abgesehen davon, daß er nicht im geringsten unsicher schien, wie man es von einem Jugendlichen in seinem Alter erwarten würde?
 

Sie hatte angenommen, daß die Pilotentests bereits Routine für ihn sein müßten, deswegen verzichtete sie auf lange Erklärungen. Und wirklich, er zuckte nicht einmal zusammen, als das LCL seine Lungen füllte, so als hätte er sein Lebtag nichts anderes geatmet.
 

Asuka würde vor Wut toben, wenn sie erfuhr, daß jemand anderes ihre Eva steuerte. Aber eine tobende Asuka wäre immer noch besser gewesen, als eine, die im Koma lag.
 

Noch ein Engel! Noch zwei, wenn Kaji die Warheit gesagt hatte. Dann wäre die Bedrohung abgewendet. NERV würde aufgelöst werden, und sie könnte nochmal von vorn anfangen.
 

Aber NERV verfolgte andere Ziele, und SEELE ebenfalls. Es gab jemand, der Bescheid wußte, und diese Person würde sie fragen.
 

Es war an der Zeit für den letzten Ausweg.
 

* * *
 

Nigoki...
 

Evangelion Nigoki.
 

Die Qumran Rollen hatten von Magiern erzählt, die aus Lehm oder totem Fleisch seelenlose Geschöpfe formten, sie enthielten auch genaue Anweisungen, wie man diese mit Hilfe geheimnisvoller Rituale zum Leben erwecken konnte. Unzählige der alten jüdischen Mythen und Legenden rankten sich um diese Geschöpfe, blieben über Jahrhunderte hinweg lebendig, selbst noch als das Zeitalter der Technologie Einzug hielt.
 

Kaworu's erster vorsichtiger Versuch, sich an dieses Wesen anzunähern, schlug fehl. Wie er es bei allen lebendigen Wesen tat, versuchte er die Seele des Geschöpfes zu erfassen.
 

Aber da war nichts.
 

Absolut nichts. Keine Seele, kein Bewußtsein, keine Gefühle. Es war so, als ob dieses Wesen überhaupt nicht wirklich da war.
 

Kein AT-Field, das ihn zurückgeworfen hätte. Im Gegenteil, er hatte eher das Gefühl in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen. Dieses Wesen würde ihn sofort verschlingen, wenn es die Gelegenheit dazu bekam.
 

Dr. Kiel hatte gelogen, Evangelion war alles andere als eine biomechanische Kampfmaschine. Sie war zweifellos ein Golem, wenn sie auch nicht aus Lehm, oder menschlichen Körperteilen bestand. Sie war ein Seelenfresser, eine Kreatur, die keine eigene Seele besaß und deswegen anderen Geschöpfen danach trachtete. Aus diesem Grund kämpfte sie auch gegen die Engel, sie roch ihre Seelen, wie ein Raubtier das Blut seines Opfers und sie wollte sich diese Seelen einverleiben.
 

Und die Piloten? Auch sie boten Evangelion ihre Seelen an, indem sie sie steuerten. Offensichtlich besaßen nur die Children genügend Widerstandskraft, um nicht völlig von ihr verschlungen zu werden. Jeder andere, der sich in diese Pilotenkapsel setzte, würde sie nie wieder verlassen, soviel war sicher.
 

Kein Wunder, daß NERV und SEELE sie fürchteten und ihr nur für fünf Minuten Energie verliehen. Kein Wunder, daß sie sie in diese Schutzhalterung steckten, denn die angebliche Rüstung war nichts anderes als eine Schutzhalterung. Sie sollte Evangelion daran hindern, ihre ganze Kraft zu entfalten, denn wer konnte sie aufhalten, wenn sie außer Kontrolle geriet?
 

Er dachte an den Vorschlag, den er Dr. Kiel gemacht hatte, Eva mit einer künstlichen Seele auszustatten. Sie hätte ihre eigene Energiequelle, und könnte ihr eigenes AT-Field erzeugen.
 

Sie wäre unkontrollierbar.
 

Sie würde sich nicht mit dieser einen Seele zufriedengeben. Sie würde fressen, fressen und fressen, bis nichts mehr blieb.
 

Unvorstellbar, daß irgend jemand, egal ob Mensch oder Engel sich mit diesem grauenvollen Wesen verbinden wollte. Selbst wenn es ihm Unsterblichkeit verlieh, der Preis war zu hoch. Ewige Gefangenschaft in diesem Entsetzen, dieser dunklen Kälte, diesem Abgrund. War es nicht das, was man unter einer Hölle verstand?
 

Irgendwo in der bedrückenden Dunkelheit spürte er kaum merklich die Aura einer menschlichen Seele, ganz schwach nur, wie flackerndes Kerzenlicht. Wer immer das unglückliche Opfer des Golems geworden war, hatte sich tief in sich selbst zurückgezogen, und wünschte keinen Kontakt.
 

War es die ehemalige Pilotin von Nigoki? Nein, dieser Mensch war keines der Children, sie war eine Erwachsene. Warum war sie hier? Hatte sie versucht, Eva zu steuern?
 

Er würde keine Antworten von ihr bekommen. Er erinnerte sich, daß er sich gefragt hatte, mit was die Piloten synchronisieren würden, wenn Eva keine Seele hatte. Die Erklärung war einfach, so unglaublich einfach. Sie synchronisierten mit den Seelen, die sich die Eva Units angeeignet hatten. Soryu Asuka Langley hatte mit dieser Seele synchronisiert. Und jetzt wo sie sich verschlossen hatte, funktionierte das nicht mehr. Asuka konnte Eva nicht mehr steuern.
 

Ein Zufall?
 

Oder ein Plan von SEELE, um ihn einzuschleusen? Hatte die Organisation Macht über eingeschlossenen Seelen in den Eva Units? Auch diese Frage konnte ihm niemand beantworten.
 

In welchen Punkten hatte Dr. Kiel ihn noch angelogen? Und warum? Er hätte doch wissen müssen, daß Kaworu früher oder später die Wahrheit über Eva herausfand.
 

Jetzt, wo er diese Wahrheit kannte, hatte er auch keine Probleme, Eva Nigoki unter seine Kontrolle zu bringen. Es gab nichts, das ihm Widerstand entgegenbrachte, daher konnte er seine Synchronisationsrate beliebig rauf und runter schrauben. Genaugenommen synchronisierte er überhaupt nicht, denn er war ja kein Mensch. Er ergriff Besitz von diesem Golem, so als ob es eine Verlängerung seines Körpers wäre.
 

Aber er hatte kein gutes Gefühl dabei. Er wußte genau, wenn sie die Gelegenheit dazu hätte, würde sie ihn verschlingen. Und er wollte nicht mit ihr verschmelzen, um keinen Preis.
 

Eher würde er sterben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von: abgemeldet
2005-06-05T16:23:30+00:00 05.06.2005 18:23
des is cool, wieso schreibst du nicht weiter. ich würde gerne wissen, wie es weiter geht. ;_;
Von: abgemeldet
2003-12-28T16:14:04+00:00 28.12.2003 17:14
Um herlich zu sein hab ich die Fanfic schon einmal gelsen, vor zwei Jahren aber auf einer EVA-fan Homepage. Leider iss die zu Bruch gegangen und ich bin froh, diese wunderschöne Fanfic wiedergefunden zu haben! Schade aber, dass sie immernoch nicht zu Ende geschrieben ist...Willst du Kaworu wirklich sterben lassen, wie in der Serie? Ich warte auf deine Version, bitte schreib schnell weiter, es fehlen schließlich noch 2 Teile
Von:  Lucrecia
2003-12-14T17:04:37+00:00 14.12.2003 18:04
Boah O.o
*sprachlos ist*
Das ist echt der Hammer. Du schreibst megagenial! Besonders fasziniert hat mich, wie du die Gefühle der Figuren beschreibst. Man kann sich richtig in sie hineinversetzen (was bei weitem nicht bei vielen Fanfics zutrifft!)
Bin total begeistert. Ich hoffe, es geht bald weiter ^^
Von:  Umi
2003-08-08T19:55:33+00:00 08.08.2003 21:55
Meine erste EVA-FF, muss ich zugeben.
Aber die Story passt ziemlich gut in die NGE-Welt.
Hab zwar die Movies net gesehen, aber dafür die Serie ^^

Und ich finds gut, dass du deine FF Beta-lesen hast. Viele machen das nicht und schauen nicht mal nach Rechtschreibfehlern (und ich muss mich immer arg zusammenreißen, sie nicht beim lesen zu berichtigen >.< hab doch kein Recht in ner fremden Story rumzuberichtigen.......)
Bei dir gabs keine Fehler, die mich von der Story abgelenkt haben.
*strahl*
Nur weiter so!
Von: abgemeldet
2003-03-20T16:44:27+00:00 20.03.2003 17:44
COOL!! Du hasst echt fantasie. Besser hätte der ursprüngliche Autor auch nicht machen können.
Von: abgemeldet
2001-06-16T11:08:47+00:00 16.06.2001 13:08
*schluchz*
Warum schreibst du nicht weiter????
Deine Fans warten!!!!!!!!
CU
Svenni-chan
Von:  Kakeru
2001-06-10T10:39:56+00:00 10.06.2001 12:39
Und Sternschen trocknete aus und aus und aus... Oh schön dich mal wieder zu sehn, Zirkonia :)
Von: abgemeldet
2001-03-23T13:13:05+00:00 23.03.2001 14:13
Wo bleiben denn die nächsten beiden Teile? Willst du mich etwa "austrocknen" lassen? Das ist echt fies von dir!
Schreib bloß jetzt mal langsam weiter.
Bye Sternschen
Von:  Kakeru
2001-01-30T20:40:27+00:00 30.01.2001 21:40
Huch, hab mich wohl geirrt, ich dachte ich hätte noch nen Teil gesehn. Egal

Schreib schnell weiter :)
Von:  Kakeru
2001-01-30T20:39:47+00:00 30.01.2001 21:39
auch ich bin total begeistert über TEil 5
ich wußte nciht das du inzwischen weitergeschrieben hast *böseaufdichsei*

ich werd mir jetzt noch die weiteren Teile einverleiben *g*


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