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Eine Sekunde Ewigkeit

von

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Manchmal, da verfliegt eine Stunde, als sei sie nur ein Wimpernschlag gewesen – und andere Male wird eine einzige Sekunde zur beinahen Ewigkeit und die Zeit bleibt für diesen Moment fast völlig stehen…

Es scheint fast, als habe sie sich einst geirrt, die Zeit, da Letzteres nicht in den Augenblicken, von denen wir uns diese Ewigkeit erhoffen, sondern in Momenten, die uns trotz des Vergessenwollens eingebrannt und unvergesslich in der Seele liegen, der Fall ist.

Auge um Auge… und seine Augen starrten nach vorn. Dunkelblau und kalt.

Seine Mundwinkel waren nach unten, sein Kiefer nach vorn gestreckt, Als ziehe er wie ein Hund die Lefzen nach oben, seine Augen jedoch waren am Starren, die Brauen nicht einmal gesenkt, nur gefühlslos.

Man fror.

Sein Gesicht war hell und seine Haare an den Seiten kürzer als oben, von wo ihm eine dünne Strähne leicht über seine Stirn hing und sich voller Leichtigkeit sacht mit der Briese des Windes bewegte. Sein Kopf und sein Gesicht waren nach hinten gewendet, unterstützt durch seine Schultern, die eine weiter nach hinten, als die andere.

Seine Augen starrten nach vorn und zwei dunkle, fast Schwarze wurden ihm entgegengestreckt. Sie glänzten… denn der weiße Himmel zog sich nicht nur über den Köpfen aller hinweg, sondern verbreitete sich überall, so auch war er in den schwarzen Augen zu sehen. Wer war er?

Seine Haare waren sehr kurz und pechschwarz, seine Jacke tat es ihnen mit ihrem dunklen Braun fast gleich. Auch er hielt die eine Schulter weiter nach vorn als die andere und die Hände mit leichtem Teint, welche zuvor zusammen sein Handy griffen, waren leicht voneinander getrennt. Er blickte über seine hintere Schulter hinweg in die Dunkelblauen seines Gegenübers.

Die weiße, rechte Hand erhob sich, während der Südländer einen Ausdruck machte, als wolle er etwas sagen.

Beide wandten sich dessen Gegenüber zu, blickten sich in die Augen, ohne sich jemals zuvor gesehen zu haben. Die helle Hand, die sich erhob, unterstützt von dessen Zwilling, der linken, die er ebenfalls anhob, während sein Gegenüber weiterhin damit beschäftigt war, sich ihm zuzuwenden, senkte seinen Blick für einen Moment auf die helleren Hände, die sich seinem Oberkörper näherten.

Es dauerte nicht länger als einen Sekundenbruchteil, einen Moment, als diese Hände seine Schultern erreichten, mit einer Geschwindigkeit, die ihm einen Ruck gaben, sodass er einige wenige Schritte nach hinten ausweichte, um nach Gleichgewicht zu schnappen, ein Taumeln zu verhindern.

„Kannst‘ nicht aufpassen, wo du hin läufst?!,“ schrie der Blonde heraus, nahm seine Arme wieder an sich heran und fügte hinzu: „Drecks Ausländer,“ als er sich vor seinem Gegenüber groß machte. Er streckte die Brust nach vorn, ebenso tat es ihm wieder sein Kiefer gleich. Zog die Mundwinkel in einer Art und Weise, wie es ein tollwütiger Wolf während eines Moments vollbringt, in der er sich seiner Beute sicher ist, sie nur noch jagen will, um seine wilden und vollkommen blutdürstigen Triebe auszuleben. Seinen Kopf hob er an, blickte von oben herab auf den Gebräunten in dunkelbrauner Jacke und schwarzer Jeans. Inzwischen verzog sich auch die Mimik des Anderen. Er zog seine Augenbrauen herunter und öffnete aus leichtem Schreck und Stoß den Mund. Sowohl der Effekt der Überraschung als auch Unverständnis und etwas Wut erfüllte seinen Körper. Wut wegen des Ausrufs des Weißen… Dieser hob sein Bein an, setzte einen Schritt nach vorn, als er selbst ruckartig zurückgehalten wurde.

Seine Hände ballten sich zu Fäusten und fanden ihren Weg Richtung seines vorigen Gegenübers, als helle Hände seine hellen Hände berührten, und sich glichen wie Geschwister. Der Blonde wendete seinen Blick zur Seite, weg vom Gebräunten, zu einer Person, ihm selbst ähnelte. Unwissenheit, was er tun sollte, plagte sein Gewissen. „Lass ihn ja in Ruhe,“ drohte der Dritte, der dazu kam. Oder war er die ganze Zeit schon dort?

Er hatte dunkelblonde Haare, blau-grüne Augen und trug eine ähnliche Jacke wie jener, den er in diesem Moment schützen wollte.

Zu konzentriert war der Blonde auf den Südländer, der ihm entgegen kam und seine Schulter angerempelt hatte, sodass er nicht jenen bemerkte, von seiner identischen Herkunft, der ihn begleitete.

Freundschaft zwischen zwei Welten, unabhängig davon derer Herkunft und nichtssagend das äußere Erscheinungsbild aller?

Nahm nun dieser, der augenscheinlich doch zu dem Hellen passte, den Anderen in Schutz?
 

Auge um Auge… Und seine Augen starrten ihn an. Die Blau-Grünen blitzten hervor, direkt in die Dunkelblauen des Blonden, dessen Mimik von dem kalten Gestarre zuvor in ein verdutztes und ahnungsloses Gesicht verschwamm.

Ein Moment, der wie eine Ewigkeit schien, eine Sekunde, die sich wie mehrere Stunden langstreckte… Seine neu erschaffene Mimik war durch die unerwartete Handlung frei von jeglichen Anspannungen, der Mund leicht geöffnet, die Augen klar.

Stille.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, mit einer nun krampfhaft versuchten bösen Mimik jedoch innerer Unsicherheit verschwand der blauäugige Blonde, ging ein-zwei Schritte rückwärts, um sich völlig herumzudrehen und zu gehen. Seine Strähne hing über seine Stirn… wehte mit dem kalten Wind, am Bahnhof.



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