Geheime Gefühle
Ich bin auf dem Heimweg, so wie jeden Abend nach der Arbeit. Mir gefällt es hier sehr gut und meine Leidenschaft für den Schiffsbau kann ich in vollen Zügen ausleben. Natürlich muss ich jeden Tag fürchten, dass es irgendwann vorbei ist, denn immer hin ist das nicht mein wirklicher Job sondern alles nur Tarnung.
An meiner Wohnung angekommen halte ich kurz inne, ehe ich den Schlüssel ins Schloss stecke und die Tür öffne. Es ist dunkel und kein Geräusch ist zu hören, aber eine mir sehr bekannte Aura erfüllt den Raum. Schwer schlucke ich meine aufkommende Angst hinunter, dann wird die Tür geschlossen. Alles ist dunkel, ich sehe ihn nicht aber ich höre seine Schritte die auf mich zukommen. "Ich habe auf dich gewartet", allein durch seine Stimme jagt es mir einen Schauer über den Rücken.
Ich bleibe ruhig, so ruhig wie es mir im Augenblick möglich ist. "Hab ich mir fast gedacht." Meine Antwort ist leise, kaum hörbar und trotzdem....Er hört es ganz genau, sogar mein Herz das wie wild angefangen hat zu schlagen kann ihm nicht entgangen sein. "Du bist nervös. Oder ist das da etwa Angst was ich rieche?" Am liebsten wäre ich sofort davon gerannt, aber zu glauben IHM entkommen zu können wäre nicht nur dumm sondern auch lebensgefährlich.
Langsam gebe ich mich der Situation hin und lasse die Anspannung aus meinen Schultern weichen als mein Gegenüber eine Hand auf diesen platziert. "Lucci...", ich hauche seinen Namen gegen seine Lippen die sich nur wenige Millimeter vor meinen befinden. Wie oft hat er mich nun schon hier aufgesucht? Seit vielen Monaten kommt er zu mir, anfangs nur mit Abstand, aber inzwischen ist er jeden Abend hier und wartet auf mich.
Manchmal wünsche ich mir das er einfach sagen würde was er will doch das ist einfach nicht seine Art. Er ist kühl, unnahbar und dominant, dass war er schon immer und trotzdem fasziniert es mich.
Ich lasse mich gegen die Tür drücken, spüre das Holz in meinem Rücken und wie mir langsam die Mütze vom Kopf gezogen wird. Dann höre ich Flügelschlagen, wahrscheinlich hat Hattorie sich gerade einen angenehmeren Platz als auf Luccis Schulter gesucht. Starke Hände fahren an meinen Seiten hinunter und ich spüre ein Lippenpaar welches sich auf meine drückt.
Instinktiv schließe ich die Augen, ein warmes Gefühl macht sich in mir breit und ich genieße jeden Augenblick. Was es genau ist, dass mich so an ihm reizt? Ich weis es nicht, aber was ich weis...ich begehre ihn. Seine Art wie er mich in den Wahnsinn treibt, seine Ausstrahlung die mich fasziniert und seine Stärke die grenzenlos scheint.
Und trotzdem weis ich das es keine Liebe zwischen uns gibt, allein sein Bedürfnis treibt ihn zu mir, nicht mehr aber auch nicht weniger. Meine Enttäuschung darüber, dass ich ihm nur als Objekt seiner Befriedigung zu dienen scheine halte ich tief in mir verborgen.
Ich genieße meine gemeinsame Zeit mit Lucci und das muss reichen.
Ein Stöhnen entrinnt meiner Kehle als sich seine Zähne in meinen Nacken bohren. Seine raue Zunge bahnt sich den Weg über die Bisswunde um keinen Tropfen meines Blutes entkommen zu lassen.
Ich kralle mich an ihm fest, dabei spüre ich nicht das Hemd was er normalerweise auf der Werft trägt.
Was sich unter meinen Fingern befindet ist ein fester Stoff, eine Art Jacke. Er trägt den schwarzen Anzug, also das gleiche wie immer wenn er mich besuchen kommt.
Ich habe nie nachgefragt warum, es geht mich schließlich auch nichts an auch wenn es mich sehr interessieren würde. "Das hier hat nichts mit unserem Auftrag zu tun Kaku."
Als hätte er meine Gedanken gelesen, zucke ich bei seinen Worten zusammen.
"Was...meinst du?" Meine Stimme ist brüchig und ich kriege die Worte nur schwer über meine Lippen.
"Ich bin hier, weil ich hier sein will. Nicht weil ich es muss. Und jetzt entspann dich." Ich lasse mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. So ganz bin ich mir nicht sicher ob mich das glücklich machen sollte, wenn er nur kommt um sich seine Befriedigung zu holen?
Als ich meinen Gedanken noch nicht ganz beendet habe blicken mich zwei grün leuchtende Augen an, sofort versteife ich mich und schlucke schwer.
"Du bist unaufmerksam", seine Stimme klingt bedrohlich was für mich kein gutes Zeichen ist.
"Entschuldige bitte, ich war in Gedanken." Wahrscheinlich ist es ein Fehler ihm das direkt ins Gesicht zu sagen, vor allem gerade dann, wenn man von wütenden Raubtieraugen angestarrt wird.
"Konzentriere dich auf das vor dir und auf nichts anderes", das Knurren in seiner Stimme macht es mir nicht gerade leichter.
Vorsichtig nicke ich ihm zu und schließe die Augen, dann fühle ich wie sich seine Hände den Weg unter meine Kleidung suchen. Es fühlt sich gut an, aber ich bleibe weiter stehen ohne mich groß zu bewegen. In all der Zeit habe ich eines gelernt, wenn Lucci etwas überhaupt nicht leiden kann, dann ist es, wenn ich auch nur einen Funken von Dominanz zeige.
Und trotzdem, ich würde so gerne agieren, ihn wissen lassen das ich ihm auch etwas gutes tun möchte. Langsam bewegt sich meine Hand nach oben, streicht über seinen Arm, über die Schulter bis hin zu seinem Hals. Für einen Moment halte ich inne und überlege ob ich das wirklich tun sollte.
Bis jetzt kam noch kein Knurren und kein Geräusch das mich darauf hinweisen würde die Hände still zu halten.
"Lucci ich..." Ich höre kein Geräusch außer den meines viel zu schnell schlagenden Herzens. "Du was?" Etwas an seiner Aussage irritiert mich, ist es seine Stimmlage? Irgendwie klingt sie nicht bedrohlich oder gereizt, nein viel mehr...sanft...?
Ich zögere meine Antwort hinaus, ob ich ihm das wirklich sagen soll? Wahrscheinlich lacht er mich aus oder gar schlimmer er zerreißt mich gleich in der Luft.
Das ich mir meine Lippe gerade blutig beiße fällt mir noch nicht mal so wirklich auf, erst als ein Daumen darüber streicht weiten sich meine Augen.
"Du verletzt dich schon wieder Kleiner. Was ist es das du nicht aussprechen willst?" In diesem Moment geht das Licht an und ich kneife die Augen zusammen. Verdammt was war das denn jetzt? Als ich mich weitestgehend an das Licht gewöhnt habe blicke ich mich um, entdecke aber nichts. Lucci muss seine Teufelskraft benutzt haben um den Lichtschalter zu betätigen, denn er steht immer noch vor mir und hält mein Kinn mit einer Hand fest.
Jetzt wo ich ihn im Licht sehe erkenne ich wieder die markanten Gesichtszüge, das schwarze Haar und den strengen Blick der auf mir liegt. Schwer schlucke ich den Kloß in meinem Hals hinunter und versuche standhaft zu bleiben, dann lege ich meine Hand an seine Wange, dass ich dabei anfange zu zittern kann ich nicht vermeiden.
"Ich...wollte dir schon lange etwas sagen aber....ich hab mich einfach nicht getraut, weil ich dachte es gefällt dir nicht sowas zu hören."
Schweigen ist seine Antwort, was nicht gerade hilfreich ist, denn es macht mich nervös und unsicher. Die Hand an meinem Kinn löst sich und fängt an durch mein Haar zu streichen. Für einen Moment gebe ich mich hin, drücke mich ihm entgegen um ihm zu zeigen wie sehr mir das gefällt.
"Und du glaubst ich würde dir etwas antun? Was kann so schlimm sein das es dich zu dieser Annahme bringt?"
Die Hand wandert in meinen Nacken, sofort werde ich näher zogen, bis unsere Gesichter nur ein paar Millimeter auseinander sind. Ich zögere...schon wieder...doch dann drücke ich ihm einfach einen Kuss auf. Wehren tut er sich nicht also lege ich die Arme um seinen Nacken, immer noch kommt kein Widerstand. Langsam löse ich den Kuss, sehe ihn mit geröteten Wangen an und bringe die Worte, die mir schon seit langer Zeit auf der Seele brennen, über meine Lippen.
"Ich liebe dich..." Endlich ist es gesagt, viel zu lange musste ich das für mich behalten, jetzt muss ich nur mit den Konsequenzen leben.
Stille. Kein Ton kommt von ihm, nicht mal seinen Blick kann ich deuten. Es macht mir Angst, so sehr das ich meine Arme von ihm löse und mich zurück ziehen will.
Doch etwas hindert mich daran, er hält mich fest. Wann hat er seine Hände an meine Hüfte gelegt? Erschrocken sehe ich ihn an, immer noch kann ich nicht deuten was sein Blick aussagt. "L-Lucci....ich...bitte lass mich los!" Wenn ich das hier überlebe, werde ich in Zukunft meine Klappe halten!
"Ruhig, entspann dich. Ich werde dir nichts tun Kaku."
Endlich redet er mit mir, und seine Worte scheinen mich wirklich etwas zu beruhigen, zumindest will ich nicht mehr aus seinem Griff entkommen.
Wieder werde ich in einen Kuss verwickelt, doch diesmal spüre ich zum ersten mal wie fordernd und leidenschaftlich er ist. Als wir uns voneinander lösen blicke ich ihn an, irgendwie ist mir ganz komisch.
"Ich hatte nie vor diese Worte auszusprechen, aber nachdem ich sie von dir gehört habe denke ich ist es nur fair, wenn du sie ebenfalls hörst. Ich liebe dich auch Kaku."
Ich glaube ich träume gerade, wehe es weckt mich einer auf! Hat Rob Lucci mir eben mit geteilt das er mich liebt?! Mein Herz beginnt Freudensprünge zu machen, ich kann mein Glück kaum fassen, auch wenn ich nach außen hin nicht so wirke. Langsam fange ich an mich wieder zu bewegen, ein Lächeln bildet sich auf meinen Lippen ab.
Ich muss nichts mehr sagen, er muss es eben so wenig. Ab dieser Nacht hören die Versteckspiele zwischen uns auf, auch wenn wir der Welt da draußen nie zeigen werden was zwischen uns ist.
Diesen Abend werde ich nie vergessen, denn so glücklich wie jetzt, bin ich noch nie gewesen.
