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Don´t fuck the Company

von

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Family Portrait

„Wir haben bisher ausschließlich positives Feedback bekommen. Die Umsätze stimmen und aus Marketingsicht war es ein voller Erfolg.“

Sasuke nickte und blätterte durch die Unterlagen zur Kissenschlachtparty. Eine Woche war das jetzt fast schon wieder her, kaum zu glauben. Er musste zugeben, dass Naruto untertrieben hatte, als er nach der Party feixte: „So schlimm war es doch gar nicht, oder?“ Davon abgesehen, dass die Gäste begeistert gewesen waren, hatte Sasuke ganz persönlich sich gut amüsiert. Es hatte Spaß gemacht, sich von Narutos Spieltrieb anstecken zu lassen, und zum ersten Mal hatte es sich natürlich angefühlt, Zeit mit Sarada zu verbringen.

Das hatte allerdings nichts mit dem Erfolg des Events zu tun, sodass er es Orochimaru nicht mitteilte. Der Clubbesitzer saß ihm gegenüber an einem üppig gedeckten Frühstückstisch. Hinter ihm glitzerte das Meer im Licht des Vormittags und die ersten Touristen liefen über die Strandpromenade. Die Atmosphäre passte nicht zu dem unruhigen Flattern in Sasukes Magengegend. Ihm wäre es lieber, Naruto oder Sarada würden dort sitzen.

„Ihr Animateur hat das organisiert, nicht wahr?“, fragte Orochimaru, als habe er Sasukes Gedanken gelesen. „Als Eventmanager würde er sich nicht schlecht machen.“

„Er hat keine Ausbildung.“

„Aber Talent.“ Orochimaru nahm einen Schluck Kaffee und lehnte sich zurück, um sein Gegenüber zu mustern. „Sie schätzen Naruto sehr.“

Sasuke runzelte die Stirn. „Ich wüsste nicht, was das mit dem Event zu tun hat.“

„Oh, ich denke, das wissen Sie sehr genau“, erwiderte der Clubbesitzer ungewöhnlich kühl, bevor er zu seinem üblichen wissenden Lächeln zurückkehrte. „Aber keine Sorge. Ihr kleines Geheimnis ist sicher bei mir.“

„Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“

„Sicherlich.“

Das vielsagende, überhebliche Lächeln des Clubbesitzers verkrampfte etwas in Sasukes Mundwinkeln. Eine leichte Gänsehaut schlich seinen Nacken hoch und brachte vage Erinnerungen an eine halbvergessene Nacht mit sich. Irgendetwas wusste dieser Mann. Und er genoss es, Sasuke diese Informationen vorzuenthalten, wohlwissend, dass er ihn damit am Haken hatte.

Abrupt stand Sasuke auf. Orochimaru lächelte weiter, doch einige andere Gäste sahen sie misstrauisch an.

In einer rechtfertigenden Geste sah Sasuke auf die Uhr an seinem Handgelenk. „Ich habe noch einen Termin.“

„Wie bedauerlich.“ Der Ältere erhob sich, um Sasuke die Hand zu reichen. „Ich bin sicher, wir werden unser Gespräch bald schon fortsetzen.“

„Ich übernehme die Rechnung“, überging Sasuke die Implikation. „Essen Sie zu Ende.“

Damit verließ er den Tisch. Er drückte dem Kellner eine Bezahlung mit großzügigem Trinkgeld in die Hand und ging, bevor Orochimaru ihm folgen konnte.

Was der Clubbesitzer gesagt hatte, war lächerlich. Das zwischen ihm und Naruto war rein körperlich. Denn in dieser Hinsicht hatte Orochimaru recht: Sasuke hatte keine Zeit für Gefühle. Noch weniger, seit Sarada bei ihm wohnte. Sie hatten darüber gesprochen und Naruto hatte sich einverstanden erklärt, dass es keine Beziehung war, die sie da hatten.

Von seinem Heimweg hatte Sasuke nichts mitbekommen. Es war, als wäre die Hotelpforte einfach plötzlich vor ihm aufgetaucht. Einen Moment kam er aus dem Tritt, dann strafte er die Schultern und ging rein. Die kühle Luft der Lobby tat ihm gut. Er wollte in sein Büro und sich in der Arbeit vergraben, dieses Gespräch mit Orochimaru hinter sich lassen und sicherlich nicht weiter über Naruto nachdenken.

Wie immer nickte Sasuke den Empfangsdamen zu und wollte an ihnen vorbeieilen. Doch dieses Mal hielten sie ihn auf. „Ihr Termin wartet im Konferenzraum, Sir.“

Natürlich ließ Sasuke sich nicht anmerken, dass er keine Ahnung hatte, von welchem Termin sie sprachen. Er bedankte sich und änderte seinen Kurs in Richtung des angegebenen Raums. Bereit, sich mit einem Lieferanten oder Anbieter herumzuschlagen, strich Sasuke sein Hemd glatt. Doch als er den Raum betrat, saßen dort keine Geschäftskontakte.

„Mutter. Vater." Seiner Stimme hörte man nichts von seiner Überraschung an, als er näher trat, um sie zu begrüßen. Verdammt, er hatte unter allem, was passiert war, völlig vergessen, dass Seine Mutter sich angekündigt hatte. Jetzt, wo sie vor ihm stand, meinte er, sich vage an ein Telefonat in einem Aufzug zu erinnern. Verdammt. Er musste dringend konzentrierter werden.

"Schön, dass ihr hier seid", begrüßte er die beiden und ließ sich von Mikoto umarmen. Dann, während er seinem Vater die Hand schüttelte, fügte er hinzu: "Ich hatte noch einen Termin.“

„Den hast du doch immer“, lächelte seine Mutter, die ihn neugierig musterte. Er trug taubenblaue Stoffhosen und ein weißes Hemd, dessen kubanischer Kragen vielleicht ein wenig zu weit offen stand für die Arbeit. Sasuke unterdrückte den Impuls, ihn zuzuziehen. „Gut siehst du aus!“, lobte Mikoto freundlich.

„Danke, Mutter.“

„Nein, wirklich.“ Sie strich ihm über die Wange und durch das Haar, dann nahm sie seine Hände. Neugierde glitzerte in ihren Augen, doch sie hielt sich zurück. „Es freut mich, dass es dir gut geht, mein Schatz.“

Er wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. Auf der Suche nach einer Antwort fiel sein Blick auf den Konferenztisch, auf dem bereits eine offene Wasserflasche und zwei Gläser standen. „Wollt ihr Kaffee? Einen Drink?“, wechselte er rasch das Thema.

Sie nickten und er brachte sie zur Poolbar, die doch deutlich gemütlicher als der Konferenzsaal war. Kurz darauf machten sie es sich an der Bar gemütlich, die im schattigen Innenhof des Hotels lag. Hinter ihnen plantschten Gäste im Pool, aber hier waren sie sicher vor allen Spritzern. Während sie auf ihre Getränke warteten, schickte er Sarada eine Nachricht mit der Bitte, ebenfalls zur Poolbar zu kommen.

„Kommt Itachi auch?“, fragte er beiläufig und nippte an seinem Wasser, das naturgemäß am schnellsten ausgegeben wurde.

Seine Mutter hatte abgelehnt, sich zu setzen. Das hatte sie auf der Autofahrt hierher schon genug getan, hatte sie gesagt, und sich mit dem Rücken zur Bar gelehnt. Sie beobachtete die Gäste im Wasser, lächelte aber, als Sasuke ihr ihren Cocktail reichte. „Ja, aber er schafft es erst morgen Nachmittag.“

Sasuke nickte. In dem Moment entdeckte er Sarada, die den Innenhof betrat und sich fragend umsah. Er entschuldigte sich bei seinen Eltern, um sie zu holen.

„Heute essen wir nicht zu zweit“, antwortete er auf ihren fragenden Blick, als er sie zur Bar führte.

„Was…?“, fing sie an, doch dann bemerkte sie ihre Großeltern und verstand. Sie sah kurz zu Sasuke, dann standen sie vor Mikoto und Fugaku.

Ihre Großmutter war sofort bei Sarada. „Wie groß du geworden bist!“, sagte sie und strich sanft über die Wange des Mädchens. „Und wie hübsch. Ihr beiden sehr euch wirklich ähnlich.“

Bevor Sarada sie auch nur begrüßen konnte, hatte Mikoto sie in ihre Arme geschlossen. Das Mädchen hielt still, bis die ältere Frau sich löste. Sasukes Mutter blinzelte ein wenig Feuchtigkeit aus den Augen und winkte ihrem Mann, der diesem Gefühlsausbruch zusammen mit dem Barkeeper von der Seitenlinie aus zugesehen hatte.

„Es freut mich, dich zu sehen“, verkündete Fugaku und reichte der 13-Jährigen würdevoll die Hand.

„Mich auch. Also, Sie… Euch zu sehen“, stammelte Sarada ungewöhnlich scheu.

Mikoto beobachtete die Szene lächelnd, bevor sie sagte: „Ich weiß nicht, wie es mit euch steht, aber ich könnte nach der Fahrt etwas zu Essen vertragen! Sarada, Schatz, hast du in Konoha schon ein Lieblingsrestaurant, das zu uns zeigen willst?“

Sasuke würde sowieso nichts essen, also beschloss er, sich aus der Diskussion auszuklammern. „Ich lasse euer Gepäck in euer Zimmer bringen", erklärte er und machte einen halben Schritt aus dem Gesprächskreis heraus.

„Wie stellst du dir das vor?“, fragte Fugaku mit verschränkten Armen. „Deine Empfangsdame meinte, das wäre belegt.“

Sasuke blinzelte, bevor er sich erinnerte, dass Sarada in dem Raum wohnte, in dem er sonst seine Familie unterbrachte. Wenn Itachi auch noch kam, würde das ziemlich eng werden.

„Eigentlich sollte deine Tochter bei dir schlafen“, fand Mikoto.

„Das kannst du, wenn dir die Couch zusagt“, bot er seiner Tochter schulterzuckend an.

Diese hob rasch die Hände. „N-Nein, das ist schon okay. Es sei denn, Sie… Ähm, ihr müsstet dann auf die Couch?“

„Ach was, Liebes“, winkte Mikoto ab. „Dein Vater hat ein Hotel. Wir finden schon ein Zimmer. Das sollen die zwei Herren mal suchen und wir schauen in deinem Internetz, wo wir essen gehen, ja?“

Mikoto schob das Mädchen sanft auf einen der Barhocker und orderte ihr einen Orangensaft. Sarada sah ihren Vater fragend an. Er nickte, bevor er sich abwandte, um mit Fugaku zu gehen.

Ungewöhnlicher Weise fragte sein Vater bereits auf der ersten Treppe: „Wie läuft es mit ihr?“ Smalltalk war noch nie Fugakus Ding. Das hatte Sasuke von ihm.

„Mühsam“, gab er zu und rieb sich den Nacken. „Ich habe das Gefühl, sie kann mich nicht sonderlich leiden.“

„Kannst du es ihr verübeln? Du warst sechs Jahre lang nicht für sie da.“

Schweigend verließ Sasuke das Treppenhaus und führte seinen Vater zur Rezeption. Die Damen begrüßten Fugaku höflich und erkundigten sich, wie lange er und seine Frau bleiben würden. Sasuke war nicht sicher, was er von der Woche hielt, die sie als Antwort bekamen. Immerhin wussten die Damen sich dem Mann gegenüber zu benehmen, unter dessen Label dieses Hotel lief. Sasuke ließ das beste freie Zimmer für seine Eltern reservieren und ihr Gepäck nach oben bringen. Unterdessen schrieb er Sarada, dass sie und Mikoto kommen könnten.

„Wir gehen Sushi essen“, verkündete diese kurz darauf, während sie bereits zu viert das Hotel verließen. Sie liefen über hitzeflirrende Pflastersteine, die nach Sonne rochen. Sasuke sehnte sich bereits nach wenigen schweigend zurückgelegten Schritten zurück in die Hotellobby. Mikoto dagegen hielt die Stille nicht lange aus. „Und hast du schon einen Freund, Sarada?“, wollte sie wissen.

Sasuke dachte unwillkürlich an Boruto, doch Sarada wurde nur ein wenig rot. „N-Nein“, stammelte sie unsicher.

„Das ist auch gut so“, nickte Fugaku. „Konzentriere dich auf die Schule. Alles andere kommt später.“

„Habt ihr das Papa damals auch gesagt?“

Die Worte fielen wie Steine in das Schweigen der Erwachsenen und zerbarsten auf dem glühenden Boden. Nicht mal Mikotos umgängliche Fröhlichkeit konnte der plötzlichen Frage des Teenagers standhalten.

„Deine Eltern waren älter als du jetzt“, war es schließlich Fugaku, der das Schweigen brach. „Und vielleicht wäre vieles anders gekommen, wenn sie noch ein paar Jahre mehr gewartet hätten.“

„Haben sie aber nicht“, erwiderte Sarada endgültig.

Die Uchiha erreichten das Restaurant unbehaglich schweigend. Es war noch recht früh und entsprechend nicht viel los. Während seine Familie ihr Mittagesen bestellte, beschied Sasuke sich auf Wasser. Nach seinem Frühstück war er wirklich nicht hungrig.

Sobald der Kellner weg war, ließ Mikoto das höfliche Lächeln fallen, das sie für ihn aufgesetzt hatte. Mit ernstem Gesicht wandte sie sich an die Jüngste am Tisch, die trotzig vor sich hin starrte.

„Sarada… Ich weiß, dass wir lange nicht für dich da waren. Zu lange“, begann Mikoto und legte die Hand auf die ihrer Enkelin, die neben ihr saß. „Es hättest nicht du sein dürfen, die den ersten Schritt machen muss. Nichts kann das entschuldigen. Aber Erwachsene sind manchmal so in ihren Gewohnheiten verfangen, dass sie andere Möglichkeiten nicht sehen. Ich kann nur sagen, dass wir umso glücklicher sind, dich jetzt zu sehen.“

Sarada zuckte, als wolle sie ihre Hände wegziehen, ließ sie dann aber doch liegen. „Tut mir leid… Ich bin auch froh, euch endlich zu treffen. Ich wollte die Stimmung nicht kaputtmachen.“

Mikotos Augen glitzerten vor Glück. Sie umarmte das Mädchen und zog ihre Männer gleich mit an sich. Sasuke begegnete dem Blick seines Vaters. Sie seufzten zeitgleich, bevor sie je einen Arm um den Uchiha-Haufen legten. Sasuke schloss für einen Moment die Augen und erforschte das Ziehen in seiner Magengegend. Er war noch nicht sicher, was er davon hielt, als das Räuspern des Kellners mit den Getränken den Moment unterbrach.

„Dann… Auf deinen Besuch hier – und auf alle, die noch kommen!“, verkündete Mikoto nach einem Räuspern.

Die Familie stieß an und spülte den unangenehmen Geschmack des vorigen Gesprächs von ihren Zungen. Bevor das unbeholfene Schweigen sich ausbreiten konnte, rief Mikoto: „Ach ja!“, und begann, in ihrer Tasche zu kramen. Sie förderte ein hübsches dunkelrotes Büchlein zutage, das sie Sarada zuschob.

„Als wir gehört haben, dass du hier bist, haben wir unsere alten Fotoalben durchsucht und einige Bilder von dir gefunden. Du warst so ein süßes Baby“, lächelte sie und klappte das Album auf.

Die ersten Bilder zeigten Sarada als Neugeborene auf Sakuras und Sasukes Arm. Er erinnerte sich, wie winzig sie gewesen war – und wie müde er und Sakura. Es gab ein Bild der ganzen Familie, auf dem Sakuras Eltern Freudentränen weinte, während Mikoto elegant in die Kamera lächelte und Fugaku stoisch daneben stand. Auf einem anderen Foto hielt Itachi eine zweijährige Sarada auf dem Arm, die sich offenbar vor den Ziegen im Streichelzoo fürchtete.

„Immer, wenn ich damals klassische Musik hörte, habe ich dir Geschichten dazu erzählt“, erinnerte Mikoto sich. Inzwischen war ihr Sushi gekommen und sie lehnten sich immer wieder zurück, um etwas zu essen. „Ich habe mir Geschichten zu Fuchs und Reh ausgedacht, die Freunde geworden sind. Die hast du geliebt.“

„Stimmt. Bei mir hat sie sich immer beschwert, dass ich nicht so gut erzählen kann wie du“, berichtete Fugaku, und die andren lachten.

Sasuke erinnerte sich, dass seine Mutter dem Mädchen sogar ein Bild von Fuchs und Reh gemalt hatte. Es hing noch in ihrem Kinderzimmer, als Sakura und er sich getrennt hatten. Er fragte sich, ob sie es noch hatte. Sakura hatte es immer gemocht, aber vielleicht hatte sie es zusammen mit dem Rest ihres gemeinsamen Lebens zurückgelassen, als sie Konoha verließ.

Der zweite Teil des Essens verlief besser als der Anfang. Die Erwachsenen erzählen Geschichten aus Saradas Kindheit und das Mädchen ergänzte sie um Anekdoten ihres jetzigen Lebens. Als das Essen beendet war, beschlossen sie, noch ein wenig am Strand spazieren zu gehen. Während Mikoto, Fugaku und Sarada schon rausgingen, beglich Sasuke die Rechnung.

Als er vor dem Restaurant zu ihnen stieß, begrüßte Fugaku ihn mit den Worten: „Hast du heute nicht noch Arbeit zu erledigen?“

„Sei still! Wenn er schon einmal hier ist“, schimpfte Mikoto ihren Mann, während Sasuke auf die Uhr sah und überrascht feststellte, dass es weit später war, als er gedacht hätte.

„Vater hat recht“, stimmte er zu. „Geht ihr ruhig spazieren. Wir sehen uns heute Abend. Sarada kennt den Weg zum Hotel inzwischen.“

Er legte seiner Tochter kurz die Hand auf die Schulter, woraufhin sie bestätigend nickte. Nach einer kurzen, einseitigen Diskussion - Mikoto war die Einzige, die darauf bestand, dass Sasuke mitkommen sollte - zog er sich zurück. Er war nicht überrascht, diverse Anrufe auf seinem Handy zu sehen. Die meisten stammten von Naruto, doch er verdrehte die Augen und kümmerte sich um wichtige Dinge. Sein Engagement schien dem Schicksal jedoch egal zu sein. Als er durch die Flure seines Hotels hastete, war es wie so oft Kurama, den er zuerst sah. Sasuke unterdrückte den albernen Impuls, in den nächsten Gang zu flüchten, und kurz darauf stand Naruto vor ihm.

„Hey!“ Der Animateur strahlte heller als die Mittagssonne auf den Straßen. „Ich dachte schon, du gehst mir mal wieder ausm Weg.“

Sein Lächeln schwand nicht mal, als Sasuke nicht erlaubte, dass er seine Hände nahm. „Nicht wirklich“, erklärte der Uchiha. „Ich werde dieses Wochenende nur keine Zeit für dich haben.“

Jetzt sanken Narutos Mundwinkel doch herab. „Wieso?“, schmollte er.

Sasuke zögerte, denn eigentlich ging Naruto diese Information nichts an. Es nützte ihm nichts, das zu wissen. Doch dann seufzte er und erklärte: „Meine Eltern und mein Bruder sind übers Wochenende hier, um Zeit mit Sarada zu verbringen.“

Das Misstrauen schwand sofort aus Narutos Gesicht, als hätte er noch nie etwas von einer Lüge oder Ausrede gehört. Nun, in diesem Fall war es ja sogar die Wahrheit. „Wie cool! Ich will sie kennenlernen“, verlangte er mit absoluter Selbstverständlichkeit.

„Nein“, sagte Sasuke ebenso selbstverständlich, und zwar in derselben Sekunde, in der Naruto das Wort erhob. Damit hatte er schon gerechnet.

Diesmal war Narutos Schmollen anbiedernd. „Wieso nicht? Ich will wissen, wer dich so versaut hat.“

„Diese Diskussion hatten wir schon bei Sarada.“

„Und du hast sie verloren“, grinste Naruto, doch dann wurde sein Gesichtsausdruck weicher. „Schon gut, ich versteh das“, sagte er und strich über Sasukes Wange. Dieser schwieg, überrascht von so wenig Aufdringlichkeit. Als wolle er dann doch nicht so aus seinem Charakter fallen, fügte Naruto spielerisch hinzu: „Aber dafür schuldest du mir was.“

Obwohl Sasuke die Augen verdrehte, konnte er ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Was willst du?“

„Einen Tag“, erwiderte Naruto sofort.

Sasuke blinzelte ungläubig. „Was?“ Er hatte mit etwas Sexuellem gerechnet und war mehr als bereit gewesen, darauf einzugehen.

„Ein Tag nur für uns“, erklärte Naruto. Er sah sich um, bevor er die Hände auf Sasukes Hüfte legte. „Ich find schon ewig, dass du mal Urlaub brauchst.“

„Naruto…“

„Ich weiß, das geht gerade nicht“, wehrte der Blonde ab. „Deswegen… Nur ein Tag. Und wir bleiben in Konoha, falls irgendwas sein sollte. Okay?“

Hoffnungsvolle Augen starrten ihn an, doch er wusste nicht, was er sagen sollte. Es stimmte, die Saison war wirklich anstrengend. Aber konnte sich nicht vorstellen, dass es helfen sollte, sich vor der Arbeit zu drücken.

„Du kriegst Burnout, wenn du dich nie entspannst“, erklärte Naruto, als habe er gehört, dass Sasuke auf der Suche nach einem rationalen Gegenargument war.

Unwillkürlich lächelte der Hotelier und legte die Hand auf Narutos Unterarm. „Ganz schön aufwendig, um nach einem Date zu fragen.“

Naruto errötete ertappt, bevor er sich lachend im Nacken kratzte. „Na, sonst würdest du dich nur wieder drücken. Also?“

Sasuke zögerte einen Moment, bevor er seufzte. „Einverstanden.“

Mit dem Aufschrei und der Umarmung, die darauf folgten, hatte er nicht gerechnet. Zögernd legte der die Hände auf Narutos Rücken und schloss kurz die Augen. Sonst fassten sie sich nur an, wenn sie Sex hatten. Aber das hier war eigentlich auch in Ordnung.

Naruto lächelte ihn an und Sasukes Herzschlag setzte einen Moment aus. Er räusperte sich und machte einen Schritt rückwärts. „Ich muss los.“

„Okay. Ich denk mir was für uns aus. Lass dich überraschen!“

Sasuke sparte sich den Kommentar, dass er keine Überraschungen mochte, und eilte den Flur entlang. Als er vor seinem Computer saß, schloss er die Augen und atmete tief durch. Wieso musste der Idiot ihn plötzlich verliebt ansehen? Ihre körperliche Beziehung hatte doch bisher wunderbar funktioniert. Wie sagte man so schön? Never change a winning team.

Doch er hatte jetzt keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Vermutlich hatte er es sich sowieso eingebildet. Sasuke war zum Glück jemand, der seine Emotionen wegarbeiten konnte. Er versenkte sich in seinem Büro, bis es Abends an der Tür klopfte.

„Stören wir?“, fragte Mikoto, als sie und ihr Mann bereits im Zimmer standen.

„Natürlich nicht“, seufzte Sasuke und schloss ergeben seinen Laptop. „Hattet ihr einen schönen Tag?“

„Herrlich!“ Mikoto schob beiläufig ein paar Ordner in Sasukes Regal zurecht. Fugaku stand mit verschränkten Armen hinter ihr und sah sich um. Plötzlich war Sasuke froh, dass Hinata dafür sorgte, dass hier regelmäßig abgestaubt wurde. „Bei dem Spaziergang haben wir Surfer gesehen und Sarada meinte, sie habe das gelernt. Beeindruckend, nicht wahr?“

„Na ja, ich lerne es noch“, widersprach Sarada verlegen und geschmeichelt zugleich. Sie sah Sasuke an. „In Narutos Surfkurs.“

Ihr Vater nickte, um zu zeigen, dass er darüber informiert war, während Mikoto fragte: „Das ist der junge Mann, den wir vorhin kennengelernt haben, nicht wahr? Er ist bezaubernd.“

„Ist er das.“

Als hätte sie Sasuke an der Nasenspitze abgelesen, dass er nicht begeistert davon war, dass Naruto seine Familie kennengelernt hatte, sagte Sarada: „Wir sind ihm auf dem Weg hierher zufällig begegnet. Er wollte mir nur hallo sagen.“

Mikoto beobachtete den Blickwechsel zwischen Vater und Tochter, bevor sie meinte: „Wie dem auch sei. Er hat vorgeschlagen, dass wir in das Open Air Theater am Strand gehen könnten.“

„Ich bin nicht sicher, ob ich Zeit habe.“

„Wir sollten auch über das Geschäft sprechen“, schloss Fugaku sich ihm an

„Schluss mit den Ausreden“, ignorierte Mikoto ihren Mann. „Ihr zwei redet immer nur über das Geschäft. Heute Abend nicht.“

Vater und Sohn seufzten gleichzeitig schicksalsergeben. Hilfe bekamen sie von überraschender Seite, als Sarada vorschlug: „Wie wäre es, wenn wir das morgen machen? Dann haben Papa und Opa Zeit, ihre Angelegenheiten zu klären, und Onkel Itachi kann mitkommen.“

„Das ist eine großartige Idee“, stimmte Mikoto zu und streichelte Sarada über den Kopf. „Dann gehe ich einkaufen und koche bei dir. Solange könnt ihr ja reden“, gestand sie den Männern zu.

Mehr Widerrede wurde nicht geduldet. Sarada bot an, ihrer Großmutter bei den Einkäufen zu helfen. Mikoto sagte zwar, dass sie es nicht musste, doch das Mädchen bestand darauf. Sie verabschiedeten sich und ließen die Männer zurück.

Sasuke bot seinem Vater einen Platz und Wasser an. Er hatte zwar keine Präsentation vorbereitet, aber ein generelles Gespräch sollte er hinbekommen. Zu seiner Überraschung stieg Fugaku nicht sofort mit der Arbeit ein.

"Du und Sarada scheint doch miteinander auszukommen", setzte er das Gespräch von zuvor fort.

"Wir gewöhnen uns aneinander." Sasuke stellte das Wasserglas vor seinen Vater und setzte sich ihm gegenüber an den Schreibtisch. „Ich fürchte, das Sprichwort, dass die Kinder einem zurückzahlen, was man seinen Eltern angetan hat, stimmt.“

„Sie ist in einem schwierigen Alter. Es wird leichter.“

Fugaku hatte auf seine Uhr geblickt, als er das sagte. Als er den Kopf hob, begegnete er dem überraschten Blick seines Sohnes. Fragend zog der Vater die Brauen hoch, doch Sasuke nickte lediglich.

„Womöglich hofft sie, dass du und ihre Mutter wieder ein Paar werdet“, fuhr Fugaku fort.

Jetzt runzelte Sasuke die Stirn. „Glaubt Mutter das?“ Seufzend ließ er sich in den Stuhl zurücksinken und klappte den Laptop auf. „Dem ist nicht so. Ich habe Sakura nicht gesehen und ich denke nicht, dass sie plant, hierher zu kommen.“

„Du solltest sie einladen.“

Sasuke wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Sein Vater hielt sich sonst umsichtig aus dem Liebesleben seiner Söhne heraus. Eine Eigenschaft, die Sasuke stets sehr geschätzt hatte. Er war nicht sicher, ob Mikoto ihn als Cupido aufgehetzt hatte, aber es gefiel ihm nicht.

„Es würde Sarada nicht guttun, ihr falsche Hoffnungen zu machen.“

Fugaku nahm einen langen Schluck Wasser, bevor er antwortete. „Dann solltest du in Betracht ziehen, es nicht bei einer falschen Hoffnung zu belassen.“

„Es war Sakura, die sich damals trennen wollte“, erklärte Sasuke schlicht. Er hätte das nie getan, aus Pflichtbewusstsein und Sorge um den Ruf ihrer Familie. Sakura war mutiger gewesen als er. „Und sie hatte Recht damit. So ist es besser.“

„Für wen? Das Mädchen wünscht sich offensichtlich eine Beziehung zu dir. Sakura scheint keinen Mann zu haben und sie wird auch nicht jünger. Und für dich wird es langsam Zeit, dich zu binden.“

Unwillkürlich dachte Sasuke an Naruto, doch er schob das Bild beiseite. „Danke für deine Meinung dazu. Sollen wir anfangen?“

Fugakus Schweigen fühlte sich nach einem Gewitter an, doch schließlich nickte er. Die folgenden Minuten waren angespannt und es brauchte eine Weile, bis sie sich auf die Arbeit konzentrierten. Die folgenden zwei Stunden verbrachten sie mit einem Rückblick auf die laufende Saison. Da keiner von ihnen vorbereitet war, lagen ihnen keine genauen Zahlen vor. Dennoch schien Fugaku zufrieden, als Sarada ihr Gespräch später für das Abendessen unterbrach. Das Thema Sakura kam nicht mehr auf, sodass Sasuke sich bei Tisch entspannter fühlte als während des ganzen Tages. In den letzten Monaten war so viel passiert, das ihn von seinem Job abgelenkt hatte. Dass seine Arbeit trotzdem funktionierte, nahm einen großen Druck von ihm. Vielleicht zum ersten Mal seit seine Eltern hier waren – vielleicht zum ersten Mal seit Jahren – genoss er ihre Anwesenheit.

Außerdem würde Itachi morgen zu dem Familientreffen stoßen. Da konnte dieses nur gut werden.
 

Sasuke wusste auf Anhieb nicht, wann er seinen Bruder zuletzt gesehen hatte. Vielleicht zu Weihnachten. Der Erstgeborene der Uchiha war schon immer ein Arbeitstier gewesen, wie alle Männer der Familie. Doch als er das Hotel betrat, sah er mit fast 40 ebenso gut aus wie schon immer. Selbst seine getönte Brille tat dem keinen Abbruch.

Itachi lächelte, als er sein persönliches Empfangskomitee in der Lobby des Hotels entdeckte. Es bestand aus seiner Familie, die nebeneinander aufgereiht auf ihn wartete.

„Das wäre nicht nötig gewesen“, begrüßte er sie.

„Natürlich, wenn man dich schon mal zu Gesicht bekommt!“ Immerhin warf Mikoto nicht nur Sasuke vor, nicht oft genug vorbeizukommen. Sie umarmte ihren Erstgeborenen fest, bevor ihr Mann ihm die Hand reichte.

Dann war Sasuke dran und Itachi stupste ihm mit zwei Fingern gegen die Stirn. „Schön, dich zu sehen, kleiner Bruder.“

„Wirst du irgendwann damit aufhören?“, seufzte Sasuke, obwohl es ihn nicht wirklich störte. Die Brüder lächelten sich einen Moment an, bevor Itachi sich der letzten Anwesenden zuwandte

„Und du musst Sarada sein“, stellte er fest. Sie hielt sich ein wenig scheu an ihren Vater, während ihr Onkel sie musterte. „Du bist deiner Mutter aus dem Gesicht geschnitten“, stellte er schließlich fest und reichte ihr die Hand. Damit war Itachi der einzige, der das wie Sasuke sah. Alle anderen behaupteten, sie sähe aus wie er, obwohl das nur an Haar- und Augenfarbe lag. „Ich bin froh, dass du hier bist. Wir waren alle besorgt um dich.“

„Tut mir leid…“, murmelte Sarada und zupfte an ihrem Rock.

„Das ist einen Monat her. Lass es gut sein“, mischte Mikoto sich ein, eine Hand auf dem Rücken ihrer Enkelin. „Wir wollen ein schönes Wochenende mit der Familie.“

„Du hast recht, Mutter.“

„Sehr schön. Bring deine Sachen auf dein Zimmer. Wir wollen zum Strand. Und ja, es wäre schön, wenn ihr alle mitkommt“, fügte Mikoto hinzu, bevor eines ihrer drei Arbeitstiere auch nur den Mund aufmachen konnte.

Sie fügten sich in ihr Schicksal und trafen sich später wieder in der Lobby. Sasuke ignorierte die neugierigen Blicke der Rezeptionistinnen und verließ mit seiner Familie das Gebäude. Für den Notfall hatte er wie immer sein Handy dabei.

„Ich weiß nicht, wann wir so etwas zuletzt gemacht haben“, meinte Itachi, während sie die noch morgendlich kühlen Straßenschluchten zum Meer entlang gingen. Sie beobachteten Sarada, die zwischen Fugaku und Mikoto vorausging und lächelnd etwas erzählte.

„Haben wir das je?“, fragte Sasuke fast melancholisch.

„Als Sarada klein war“, meinte Itachi, musste aber gleichzeitig zugeben: „Aber vermutlich nicht alle zusammen.“

„Jetzt fehlt Sakura.“

„Stimmt.“

Eine Weile gingen sie schweigend über die Pflastersteine. Dann öffneten sich die Häuser zur Promenade und dahinter zum Meer. Warme Luft umfing sie, als sie ihr Lager am Strand aufbauten. Ihre blasse Haut war das einzige, das sie von den Familien zu unterscheiden schien, die hier gemeinsam Urlaub machten.

Nachdenklich sah Sasuke zu, wie seine Mutter und Tochter miteinander in den Wellen planschten. Das hatte er ihnen sechs Jahre lang vorenthalten. Und wofür? Um sich noch mehr in der Arbeit zu verkriechen? Das hätte er auch mit Sakura tun können. Sie hatte nie viel von ihm verlangt und er hatte sie trotzdem enttäuscht. Und das, obwohl sie bei ihm geblieben wäre, wenn er sie nur gebeten hätte.

Das hatte Sasuke bisher zumindest geglaubt. Aber jetzt war sie nicht hier. Früher hätte sie jede Gelegenheit genutzt, um ihn zu sehen. Vielleicht konnten Menschen sich doch ändern, anders, als er geglaubt hatte. Wie sonst sollte er sich erklären, dass sein emotional abwesender Vater sich von Sarada überreden ließ, für ein Selfie für Instagram mit der ganzen Familie zu posieren?

Ein paar Passanten vor dem Strandtheater musterten die Familie bei ihren Bemühungen als Modells wohlwollend. Die meisten beachteten sie jedoch nicht. Schließlich war Sarada zufrieden und sie traten ein. Als sie ihre Plätze in den Rängen fanden, schlug ihnen eine sanfte Seebrise entgegen. Mikoto war entzückt.

Das Ensemble führte eine recht abgedrehte Version des Sommernachtstraums auf – als wäre die Geschichte noch nicht verrückt genug. Doch das Ambiente war umwerfend, besonders, als die Sonne hinter der Bühne im Meer versank.

Sasuke fragte sich, ob das hier Naruto gefallen hätte, wenn sie ihn mitgenommen hätte. Vermutlich hätte er sich total daneben benommen und ständig unangebrachte Kommentare gemacht. Es schien sehr uncharakteristisch, doch hatte der Animateur die Location Mikoto offenbar vorgeschlagen. Er dachte an Narutos Pläne für ein Date. Vielleicht hatte er sich über Freizeitangebote informiert, die Sasuke gefallen könnten. Er war in solchen Dingen sehr aufmerksam.

„Sasuke? Kommst du?“

Sasuke sah zu Itachi auf, der auf ihn herabblickte. Die Ränge um sie herum leerten sich unter fröhlichem Geschnatter der Massen. Mikoto, Fugaku und Sarada standen am Rand der Sitzreihe und warteten auf sie. Sasuke stand auf, um ihnen in die Pause zu folgen. Während Mikoto gut gelaunt über das Stück plauderte, liefen ihre Söhn nebeneinander her.

„Geht es dir gut?“, wollte Itachi wissen. „Du wirkst abgelenkt.“

„Sicher“, sagte Sasuke mit der Gewissheit eines Mannes, dessen Welt innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf gestellt worden war.

Itachi runzelte die Stirn und sah zu den anderen Uchiha, die gerade Getränke an einem Stand kauften. „Du weißt, dass du mir vertrauen kannst, kleiner Bruder.“

Sasuke zögerte. Sie hatten sich zwar arbeitsbedingt lange nicht gesehen. Doch war es lange her, dass das die Beziehung der Brüder belastet hatte. Itachi war diskret und freundlich. Er würde es verstehen – und selbst wenn nicht, würde er es Sasuke überlassen, ob er ihre Eltern einweihen wollte.

Sasuke öffnete eben den Mund, als eine Stimme sie unterbrach. „Ich hatte mir doch gedacht, dass ich Sie gesehen habe, Sasuke.“ Beide Uchiha-Brüder drehten sich um und sahen sich Orochimaru gegenüber. „Wie ungewöhnlich, Sie außerhalb Ihres Büros anzutreffen. Aber bei so illustrer Gesellschaft wundert es mich nicht. Es ist viel zu lange her, Herr Uchiha“, wandte er sich an Itachi, dem er die Hand reichte.

„Es ist lange her“, stimmte Sasukes Bruder zu. „Sind Sie alleine hier?“

„Nicht doch. Ich versuche, meinen jungen Freund dort drüben für die Freuden der Kultur zu begeistern“, erklärte er und deutete auf Menma, der in einiger Entfernung an seinem Handy herumspielte. Das Lächeln des Clubbesitzers wurde ein paar Grad kälter, als er endete: „Doch scheinen diese Bemühungen an ihm abzuprallen.“

Als er den Blick der Männer auf sich spürte, sah der Junge auf. Sobald seine Augen die von Sasuke trafen, sah er sich weiter um, bis sie an Sarada hängenblieben. Sasuke wusste nicht, was er davon halten sollte, als Menma das Handy in die viel zu enge Jeans schob und herüberkam.

„Hi“, sagte er und löste doch mal die Augen von Sarada, um deren Vater anzusehen.

Irgendetwas an dem Blau dieses Blickes schnürte Sasuke jedes Mal den Atem ab und er räusperte sich, bevor er nickte. Itachi begrüßte den Neuankömmling höflich und erfuhr, dass er ein Angestellter bei Orochimaru war. War er überrascht von diesem jungen Arbeitnehmer, so ließ er es sich nicht anmerken.

Inzwischen waren die anderen Uchiha auf die kleine Versammlung aufmerksam geworden. Sie kamen herüber und plauderten ein wenig über die laufende Saison. Die Teenager standen etwas abseits, und Sasuke hörte nicht, was sie besprachen. Das häufige helle Lachen seiner Tochter entging ihm aber nicht. Dann ertönte der Gong, der sie zurück zu ihren Plätzen scheuchte.

„Viel Vergnügen“, wünschte Fugaku höflich und wandte sich mit seiner Frau ab.

„Sasuke. Auf ein Wort?“, unterbrach Orochimaru den Aufbruch.

Die Uchiha sahen ein wenig verwundert aus, doch dann sagte Fugaku: „Wir sind an unseren Plätzen“, bevor sie sich zurückzogen.

Sasuke sah seinen Geschäftspartner abwartend an. Er hatte ihr Gespräch vom letzten Morgen nicht vergessen.

„Ich hätte da eine Idee“, meinte Orochimaru. „Was würden Sie davon halten, wenn Menma und Sie die Plätze tauschen würden? So könnte die Jugend sich etwas besser kennenlernen und wir hätten Zeit, über das Geschäft zu sprechen.“

Menma schien genauso überrumpelt wie Sasuke. Der Teenager verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere. Sein Blick wanderte vorsichtig, abwartend, von seinem Chef zu Sasuke.

„Ich bin hier, um einen Abend mit meiner Familie zu verbringen“, erklärte dieser schlicht.

Orochimarus Lächeln war ungebrochen. „Das verstehe ich selbstverständlich“, sagte er großzügig. Bevor Sasuke sich allerdings verabschieden konnte, fuhr er fort: „Menma, geh zurück zu unseren Plätzen. Ich habe noch etwas mit Herrn Uchiha zu besprechen.“

Der Junge sah zwischen ihnen hin und her, kam der Aufforderung ansonsten aber ohne zu zögern nach. Sasuke sah ihm kurz nach, ehe er seinen Geschäftspartner auffordernd musterte. Er hatte jetzt keine Lust auf Spielchen.

„Wissen Sie… Ich kenne Sie, seit Sie ein Junge waren, nicht älter als 13. Sie haben sich immer hinter Ihrer Mutter versteckt… So ein süßes Kind.“ Orochimarus lange Zunge glitt über seine Lippen. Seine Augen fixierten die von Sasuke, ohne zu blinzeln. „Sie haben mir schon damals gut gefallen. Ich wusste, dass Sie Potenzial haben. Und Sie haben alle Erwartungen übertroffen. Deshalb möchte ich Skandale für Sie natürlich vermeiden.“

Sasuke verschränkte die Arme. Er wusste nicht, worauf Orochimaru hinauswollte, aber es gefiel ihm nicht. „Sie müssen sich um mich keine Gedanken machen.“

„Bei der Gesellschaft, die Sie in letztere Zeit pflegen, habe ich das Gefühl, das müsste ich… Ihr Animateur“, fügte er auf Sasukes aufforderndes Stirnrunzeln hinzu.

Langsam nervte das Thema den Hotelier und ihm gefiel nicht, worauf das alles hinauszulaufen schien. Waren er und Naruto zu offensichtlich gewesen? Er ließ den Animateur oft bei sich übernachten und auch sonst verbrachten sie mehr Zeit miteinander, als Narutos Position rechtfertigen würde. Allerdings spielte sich diese Zeit tagsüber rein professionell ab – meistens. Wie Orochimaru davon wissen sollte, war ihm so oder so schleierhaft.

„Ich verstehe, dass Sie sich Ablenkung wünschen“, fuhr Orochimaru fort, als Sasuke schwieg. „Die Verantwortung für so viele Menschen zu tragen ist nicht leicht, besonders in Ihrem Alter. Ich weiß das. Aber Sie sind doch schon zu alt für solche Spielereien. Sie sollten sich auf ernsthafte Gesellschaft konzentrieren.“

„Wie Ihre.“

Lächelnd zuckte Orochimaru die Schultern. „Beispielsweise.“

„Verstehe.“ Sasuke blickte auf seine Uhr. Bald würde der nächste Akt des Stücks anfangen. „Ich bevorzuge ein professionelles Verhältnis zu Geschäftspartnern.“

„Für Angestellte gilt diese Einschränkung aber nicht?“, fragte Orochimaru mit ungebrochenem Lächeln und nahm Sasuke für einen Moment die Worte. Die Gelegenheit nutzte der Clubbesitzer, um fortzufahren: „In Ihrer Position können Sie sich keine Gefühle leisten, und die Ablenkung kann ich Ihnen bieten. Ohne Verpflichtungen. Ich kann dich alles vergessen lassen, Sasuke. Das weißt du.“

Bruchstückhafte Erinnerungen flogen an seinem inneren Auge vorbei und ließen ihn stumm zurück. Orochimaru sah das offenbar als Aufforderung um weiterzusprechen: „Übrigens hat Menma nach dir gefragt. Er hat sich gefreut, dich bei der Party zu sehen. Und es würde ihm gefallen, wenn du ihn mal wieder besuchen würdest.“

Die Implikation schnürte etwas in Sasukes Magen zu und andererseits… Andererseits konnte er das aufgeregte Flimmern nicht ignorieren, das sich bei dem Gedanken in ihm ausbreitete.

„Er wirkte nicht, als hätte er mir etwas zu sagen.“

„Zugegeben, er ist nicht sehr gesprächig. Aber das kennst du doch. Ich mag diesen Typ.“ Orochimarus Lächeln wurde breiter, als könne er Sasukes wachsendes Unbehagen riechen. „Nun, ich denke, er hat dich bei eurem letzten Treffen gern gewonnen. Vielleicht sieht er dich als eine Art Vorbild.“

„Ich bin kein Barkeeper.“

„Aber ein erfolgreicher Geschäftsmann und mein Partner“, fiel Orochimaru ihm ins Wort. „Ist es nicht natürlich, dass er dich näher kennenlernen will?“

„Vielleicht.“

Ein leicht unzufriedener Zug legte sich um den Mund des Clubbesitzers. Er sah sich auf dem inzwischen leeren Gelände des Theaters um. Ein paar Budenbesitzer ignorierten sie, während sie ihre Stände aufräumten. Ansonsten stammten die einzigen Geräusche von den Theaterrängen und der Bühne.

„Wir sollten zurück zu unseren Plätzen gehen“, stellte Orochimaru fest. „Aber Sie sollten sich bewusst machen, dass Geheimnisse nicht immer geheim bleiben. Was Sie tun, könnte Auswirkungen auf Ihre Familie haben… Genießen Sie den Abend mit ihnen und denken Sie darüber nach, was Sie wollen. Dann können wir weiter sprechen.“

Bit diesen Worten wandte der Clubbesitzer sich ab und schritt die Treppen zu den Logenplätzen hinauf. Der Gedanke daran, dass Menma alleine mit ihm war, behagte Sasuke nicht. Doch er redete sich ein, dass der Teenager nichts zu befürchten hatte, und kehrte zu seiner Familie zurück. Sie warfen ihm fragende Blicke zu, die er mit einer flüchtigen Handbewegung abwehrte.

Er würde sie nicht mit seinen Sorgen behelligen. Denn Orochimaru hatte recht. Er hatte ihnen schon zu viel genommen, um weiter egoistische Entscheidungen zu treffen. Es war Zeit, seine Entscheidungen nach ihrem Wohl auszurichten, allen voran dem seiner Tochter.

Selbst wenn das hieß, auf das zu verzichten, was er gerade am meisten wollte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben!
Entschuldigt bitte (mal wieder) die Wartezeit und danke, dass ihr noch dabei seid! Ich hoffe, ihr hattet Spaß.

Eine Frage zum nächsten Kapitel an euch:
Es hat im letzten Kapitel Spaß gemacht, Sarada zu schreiben, und es gäbe im nächsten Kapitel wieder die Möglichkeit, eine Szene mit ihr einzubauen. Wäre das interessant für euch, oder ist es euch lieber, nur Sasukes Perspektive zu lesen, wenn sich etwas anderes vermeiden lässt?

Vielen Dank für's Lesen und bis zum nächsten Mal!
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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Nicky_Chan17
2019-08-06T07:26:00+00:00 06.08.2019 09:26
Orochimaru dieser Penner, unglablich schafft er es wirklich Sasuke unter Druck zu setzten
Bin mal gespannt wie es weiter gehen wird, lese deine Geschichte wirklich sehr gerne und freue mich darauf wenn es weiter geht :)

LG Nicky_chan17:)
Von:  naruhinaxXx
2019-08-04T07:02:45+00:00 04.08.2019 09:02
Ich ahne schlimmes
Dieser penner orochimaru macht echt alles kaputt

Antwort von:  naruhinaxXx
04.08.2019 09:05
Wieder ne Szene aus saradas Sicht zu lesen wäre interessant
Antwort von:  RedRidingHoodie
04.08.2019 10:01
Danke für die Kommentare und deine Meinung :)
Von:  Yuna_musume_satan
2019-08-04T04:58:16+00:00 04.08.2019 06:58
Oro diese Schlange ich hasse den Typen einfach abgrundtief. Ich hoffe das sasu nicht eine falsche Entscheidung trift und freu mich schon aufs nächste mal
Antwort von:  RedRidingHoodie
04.08.2019 09:59
Danke für den Kommentar :) Freut mich immer, wenn der Antagonist verhasst ist, haha.
Lg
Von:  Scorbion1984
2019-08-03T15:27:57+00:00 03.08.2019 17:27
Er wird sich doch wohl nicht von Naruto trennen ,Oro ist und bleibt ein Fiesling !
Hoffe Sasuke lässt sich nicht von ihm erpressen ,am besten schenkt er seiner Familie reinen Wein ein !
So nimmt er Oro den Wind aus den Segeln !
Antwort von:  RedRidingHoodie
04.08.2019 00:02
Haha, eigentlich sind die zwei ja noch nicht mal richtig zusammen ID
Aber freut mich, dass du mitfieberst ^^
Von:  KatanaYuki
2019-08-03T13:47:51+00:00 03.08.2019 15:47
Ich finde Sasukes perspektive spannender, da es eher wenige Storys davon gobt (also so NaruSasu/SasuNaru) aber auch Sarada ist toll💃🏽
Antwort von:  RedRidingHoodie
03.08.2019 16:33
Na ja, es wäre nur eine Szene aus Saradas Sicht, nicht die ganze Geschichte oder auch nur das Kapitel. Aber wenn euch das nicht gefällt, oder interessiert, ist das auch okay :)
Danke für deinen Kommentar :)
Antwort von:  KatanaYuki
03.08.2019 16:42
Nein, ich finde es auch Duper.! Übrigens, tolles Kapitel aber ich kriege langsam echt schiss vor Orochimarus Drohungen.. Ich hoffe, Sasuke lässt Naruto nicht links liegen.. Aber wenn dich, hoffe ich das Naeuto auch noch selbstwertgefühl besitzt.. Ist ja kein Spielball..Auf jedenfall freue ich mich aufs nächste Kapitel.!! Wie du es schreibst, ist eigentlich egal da du das WIRKLICH SUPER 👍 machst.!
Liebe grüsse 🙌🏽


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