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Till The World Stops Turning Round

Wie weit bist du bereit zu gehen?
von

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Regen am Horizont

 

Die Neuigkeiten der letzten Tage hatten sich rasend schnell im Dorf verbreitet und überall begannen die Menschen zu tuscheln. Die Wiedervereinigung des Team Siebens, die Geburt von Temaris und Shikamarus Sohn und die Ankunft des kleinen Akitos waren momentan Gesprächsthema Nummer Eins. Böse Zungen behaupteten zwar, dass der Junge Sakuras unehrenhaftes Kind war, doch ließ sie sich daraus keineswegs einen Strick drehen. Sie wusste es besser und das war das Einzige, das wirklich zählte.

Die Stimmung im Hause Haruno hatte sich allgemein gebessert. Es war viel ruhiger geworden und irgendwie versuchte jeder so normal wie möglich mit den anderen umzugehen. Ab und zu gab es Zeiten, in denen man sich abkapselte, um für sich zu sein, doch im großen Ganzen machte das Zusammenleben sogar Spaß.

Morgens deckten meist die beiden Männer den Tisch und bereiteten das Frühstück. Sakura wurde besonders in der letzten Zeit immer wieder Nachtschichten zugewiesen und sie würde so übernächtigt nur die Spiegeleier anbrennen lassen. Außerdem war sie ausgeschlafen einfach ein viel angenehmerer Mensch.

Abends revanchierte sie sich dafür, indem sie den Esstisch schön herrichtete und ein leckeres Essen zauberte. Manchmal stellte sie sogar extra die guten Kerzen auf, um so wenigstens ein Minimum von Romantik in ihren Alltag zu bekommen.

In dieser doch recht kurzen Zeit hatten sie sich recht gut eingelebt. Alles schien perfekt.

Doch an diesem Morgen schien etwas ganz und gar nicht zu stimmen. Irgendetwas Unheimliches lag in der Luft. Das spürte auch Sakura als sie, um frische Luft zu schnappen, kurz nach draußen vor die Tür trat. Die Luft um sie herum war von einem markanten, ätzenden Geruch geschwängert. Angeekelt rümpfte sie die Nase.

„Es wird heute wohl regnen. Nehmt einen Schirm mit, wenn ihr nach draußen geht“, rief sie mit einem skeptischen Blick zum grauen Himmel ins Haus hinein. Wenn sie ehrlich war, glaubte sie ihren eigenen Worten nicht.

„Ja, Mama Sakura“, hörte sie Narutos amüsierte Stimme und musste schmunzeln. Selbst wenn sie sich seit sie wieder hier war ein wenig wie eine überfürsorgliche Mutter aufführte, wollte sie das nicht unterbinden. Dafür fühlte es sich viel zu gut an, nicht mehr alleine zu leben. Glücklich ging sie zurück ins Haus und kippte ihren Kaffee in den Abfluss. Ihr wurde schlecht, wenn sie auch nur alleine daran dachte, den Rest noch trinken zu müssen. Die Pfannkuchen der Jungs waren das Highlight ihres Tages gewesen. Auch, wenn sie etwas schwer im Magen lagen.

„Doch zu viel Zucker?“, grinste Naruto und schob sich ein großes Stück Pfannkuchen in den Mund. Es war bestimmt schon sein dritter.

„Nein“, lachte sie ,“Im Kaffee kann gar nicht zu viel Zucker sein, so bitter ist das Zeug. Leider ist es das Einzige, das mich richtig wach hält. Naja, neben euch.“ Sakura hielt inne, als ihr bewusst wurde, was sie da gerade von sich gegeben hatte. Narutos anzügliches Augenbrauenheben ließ nicht lange auf sich warten. Das war eines der Dinge, die ganz neu waren. Fast alles, was man von sich gab, wurde auf die Goldwage gelegt und nach sexuellen Inhalten untersucht. Sie vergaß manchmal tatsächlich, dass sie nun richtige Männer vor sich hatte. Ob sie schon …? Lieber gar nicht daran denken. Die Kunoichi drehte ihnen den Rücken zu. Solche Gedanken waren tabu. Immerhin kannten sie sich seit ihrer Kindheit.

„Was genau an uns hält dich denn wach?“ Erstaunt kappte ihr Mund auf. Das waren ja ganz neue Töne von Sasuke. Seit wann war seine Stimme denn bitte so erotisch?

„Ihr seid einfach viel zu laut. Das ist es.“

« Nochmal gerettet, was? Schade eigentlich. Ich hätte mich über ein ... mhh ...Flirtparadies-Abenteuer sehr gefreut.» Eine zarte Röte legte sich auf Sakuras Gesicht. Es war eindeutig ein Fehler gewesen, einen Blick in diese Buchreihe geworfen zu haben. Das Wissen darum ließ sie beinahe vor Scham in den Boden versenken.

«Stell dich nicht so an. Nimm doch mal das zweite Band zur Hand. Wir müssen uns ranhalten. Immerhin erscheint bald das Vierte und wir haben noch nicht einmal den Film gesehen! Ein bisschen Erfahrung könnte dir auch gut tun, Liebes. Du bist ja total prüde. Kein Wunder, dass uns kein Mann will.« Die Kunoichi grummelte. Nein, dies war eindeutig kein guter Morgen. Sie befahl die Stimme zur Ruhe und atmete ein paar mal tief durch. War ja kaum auszuhalten.

„Alles okay?“ Sie wandte sich um und fing an zu lächeln, als sie in Narutos und Sasukes sorgenvolle Gesichter sah. Wobei der Uchiha eher zweifelnd sein Gesicht verzogen hatte.

„Ja, ist alles in bester Ordnung. Ich hatte vorhin nur ein ganz komisches Gefühl. Als würde heute irgendetwas merkwürdiges vor sich gehen. Passt heute auf euch ...“ Sakura wollte gerade ihren Satz beenden, als ihr plötzlich von der einen Sekunde auf die andere schwarz vor den Augen wurde. Sie stockte, bemerkt die Übelkeit, die ihren Magen nach oben kroch. Ihr Körper sackte unerwartet nach vorne und sie schaffte es gerade noch so, sich an der Küchenzeile abzustützen. Ehe sie ein angestrengtes Seufzen ausstoßen konnte, standen auch schon ihre beiden Junge neben ihr und blickten sorgenvoll auf sie hinab.

„Sakura, was ist los?“ Sie spürte Narutos Hand auf ihrem Arm und fühlte sich augenblicklich ein wenig besser. Ihr war als wäre sie in einer fremden Realität gewesen. Als wäre sie in dicker, schwarzer Masse versunken gewesen. Seicht schüttelte sie ihren Kopf.

„Es geht schon. Ist wahrscheinlich nur der Kreislauf. Der kann bei so einem Wetterumschwung schon mal ein wenig absacken“, lächelte sie und stellte sich wieder aufrecht hin. Zögerlich legte sie ihre Hand auf Narutos. Die Wärme, die er ausstrahlte tat ihr irgendwie gut.

„Vielleicht solltest du dir für heute freinehmen“, sagte Sasuke plötzlich und wandte sich von ihnen ab. Seine Stimmung war anscheinend auch nicht gerade die Beste. Sakura schmunzelte. Das war so typisch für ihn. Passte ihm etwas nicht oder ging es ihm nicht gut schottete er sich genauso wie damals von allen ab. Irgendwie süß, dass er seine alten Gewohnheiten noch immer beibehielt. Genauso wie das verräterische Zucken seiner Nase wenn er etwas nicht verstand oder die Versuche sein Grinsen zu verstecken wenn ihn etwas amüsierte. Für solche kleinen Dinge liebte sie ihn.

„Ja, vielleicht. Ich habe in letzter Zeit wahrlich genug Überstunden gemacht. Die anderen werden wahrscheinlich auch gut einen Tag ohne mich auskommen. ... Oder?“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Wenn sie so genau darüber nachdachte war das keine so gute Idee. Immerhin brauchte man zurzeit alle verfügbaren Kräfte. Es wäre unverantwortlich von ihr, sich freizunehmen. Andererseits könnte sie wirklich mal eine Auszeit gebrauchen. War sie die einen Tage auf Mission, war sie die anderen im Krankenhaus.

„Du hast Angst, dass ohne dich etwas schief gehen könnte. Du fühlst dich verantwortlich“, deduzierte Sasuke aus ihrer Mimik und hob schwach einen Mundwinkel.

„Woher?“ Verständnislos sah sie zwischen den beiden her, während sie wissende Blicke austauschten.

„Nimm einfach mal einen Tag frei und denk auch mal an deine Gesundheit.“ Sakura seufzte. Wenn nur einer ihrer Patienten während ihrer Abwesenheit sterben würde, würde sie sich das niemals verzeihen können.

„Sakura?“, verwundert sah sie an ihrem Bein hinunter und entdeckte den kleinen Akito ,“Bleib heute hier. Bitte.“ Ihr Herz schmolz dahin. Wie konnte sie da noch widerstehen?

„Na gut. Ihr habt mich überredet.“ Ja, die drei hatten recht. Schließlich war sie auch nur ein Mensch.
 

 

„Sakura, Sakura! Sieh mal!“ Aufgeregt hüpfte Akito vor ihr auf und ab und zeigte aufgeregt auf einen großen, bunten Lollipop, der im Schaufenster des Süßwarenhandels ausgestellt war. Schnell stapfte er zu der Scheibe und presste sein Gesicht dagegen. Sakura lachte. Endlich blühte er ein wenig auf. Wenn sie nur immer dieses Strahlen in seinem Gesicht sehen würde, wäre sie auf jeden Fall bereit ihm alle Lollis der Welt zu kaufen.

„Na, los. Hol dir einen. Aber pass auf. Nicht, dass deine Zähne noch schlecht werden.“ Sie ging in die Knie, reichte ihm ein wenig Geld und legte eine Hand auf seinen Kopf. Kurz wuschelte sie durch seine Haare und sah ihm schließlich nach, als er in dem Laden verschwand. Wie gern sie später einmal eigene Kinder hätte.

„Du bemutterst ihn zu sehr. Er ist nicht dein Kind.“ Die Kunoichi zuckte unter Sasukes harschen Worten zusammen und begab sich schnell wieder in die Aufrechte. Entsetzen spiegelte sich in ihren grünen Augen wieder. Was sollte das heißen? Sie versuchte doch nur sich so gut wie möglich um den kleinen Jungen zu kümmern.

„Das … das weiß ich. Und ich bemuttere ihn nicht. Ich will ihm nur helfen. Du interpretierst da etwas völlig falsch, Sasuke.“ Missmutig verschränkte sie ihre Arme, sah ihn aus blitzenden Augen an. Warum fing er nun wieder mit ihr zu streiten an? Plötzlich gab er ein abfälliges Zischen von sich und eine Gänsehaut überfiel sie.

„Ich denke nicht. Du entwickelst falsche Muttergefühle für das Kind. Gib ihn am besten zu jemand anderem. Er wird dir doch sowieso früher oder später wieder weggenommen. Wach auf, bevor es zu spät ist. Genauso dumm sind deine Gefühlen für mich.“ Tausende Nadeln prasselten auf Sakuras Herz ein. Ein Schmerz trieb von der Mitte ihres Bauches hoch in ihre Brust und setzte sich in ihrem Hals fest. Automatisch krallten sich ihre Fingernägel in dem Henkel ihrer Tasche fest. Was erlaubt er sich?

„Ich weiß ja nicht, was in dich gefahren ist, Sasuke, oder was du für ein Problem mit mir hast … Aber, mal ganz ehrlich ... Macht es dir irgendwie Spaß mir wehzutun? Womit habe ich das bitte verdient, dass du mich ständig verbal runter machst und mir vor Augen führst wie dumm, naiv und schwach ich doch bin? Vielleicht bin ich das alles ja. Vielleicht bin ich auch nervig und zu Nichts nutze, aber ich bitte dich ... Das weiß ich alles selbst. Und es ist mir egal. Denn so bin ich nun mal. Warum sollte ich mich verstellen? Ich habe es nicht nötig mich hinter einer Eiswand zu verstecken. Wenn du mit mir und meinem Wesen nicht zurecht kommst, dann halt dich doch von mir fern oder lerne gefälligst damit umzugehen. Und selbst wenn ich Muttergefühle entwickeln sollte … Was wäre denn so schlimm daran? Dann werde ich halt verletzt. Wenn es darum geht, bist du ja das perfekte Beispiel. Und jetzt entschuldige mich, ich möchte endlich einkaufen.“

Schwer atmend versuchte Sakura sich zu beruhigen und registrierte erst jetzt, dass es still um sie herum geworden war. Einige Menschen waren auf der Straße stehen geblieben und starrten die beiden aus großen, ungläubigen Augen an. Eine Frau, die ihre Stimme gegen einen Uchiha erhob, der dazu auch noch ein ehemaliger Verräter war, sah man nicht alle Tage. Selbst Akito, welcher inzwischen wieder aus dem Geschäft herausgetreten war, hatte sich interessiert zu ihnen gewendet. Sie räusperte sich und legte die Tasche über ihre Schulter.

«Sehr gut gemacht, Mädchen. Das hat der Arsch verdient

Sakura atmete tief durch, lockerte ihre Haltung und nahm Akito sanft bei der Hand.

„Das war längst überfällig. Komm, Akito. Sasuke findet den auch Weg allein zurück.“

Entschlossen drehte sie ihm den Rücken zu.

Sie wollte gerade einen Fuß vor den anderen setzen, als ihr plötzlich etwas auf die Nase tropfte. Zuerst hielt sie es für Wasser, doch dann strich sie es mit ihrem Finger ab und musste feststellen, dass es Blut war. Entsetzt blickte sie nach oben und hörte weit entfernt den ersten Schrei. Vögel aller Arten fielen von der einen Sekunde auf die andere tot vom Himmel, klatschten auf die Erde und blieben reglos liegen. Blut prasselte wie Regen auf sie nieder und die Straßen färbten sich nach und nach rot. Menschen flüchteten unter Überdachungen und die ein oder anderen Tiere suchten sich Schutz hinter alten Mülltonnen.

„Vorsicht!“, stieß Sasuke unverhofft aus, packte sie und den Jungen und warf sie zur Seite. Entsetzt öffnete Sakura ihre Augen, welche sie vor Schreck geschlossen hatte. Schwarzer Stoff bedeckte ihr Sichtfeld. Vorsichtig stemmte sie ihre Hände gegen Sasukes Brust, sah nach oben und wurde ihm nächsten Moment wieder umgerissen. In ihrem Kopf drehte sich alles und in ihren Ohren rauschte das Blut. Sie spürte Akitos Gewicht auf ihrem Rücken und Sasuke unter ihr. Eingeengt lag sie auf dem Boden, traute sich nicht zu atmen. Doch dann befand sie sich wieder in der Aufrechte, wurde von Sasuke an eine Wand gepresst. Es ging alles so schnell. Was war geschehen?

Mit klopfendem Herzen sah sie über Sasukes Schulter hinweg und entdeckte an der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatten, einen toten Adler und viele andere Vögel liegen. Sie konnte das alles gar nicht glauben. Schnaufend lehnte sie sich mit dem Kopf an Sasukes Schulter. Diese Aufregung war zu viel für diesen Morgen

„Was passiert hier?“, fragte sie dann doch leise und spürte wie Sasuke erschrocken von ihr abließ. Fast schon enttäuscht trat sie einen Schritt von ihm weg.

„Ich weiß es nicht.“ Und es gefiel ihm nicht, dass er es nicht wusste. Irgendetwas oder besser gesagt irgendwer hatte das hier zu verantworten. Doch er sah einfach keinen Sinn dahinter. Wieso tötete man Vögel? Sanft schob er Sakura beiseite und trat, nachdem sich die Situation wieder etwas beruhigt hatte, unter der Überdachung hervor. Die Straßen waren ein völliges Chaos. Er schnaufte. Irgendwas war faul an dieser Ganzen Sache.

„Sasuke?“ Der Shinobi drehte seinen Kopf zu ihr. Ihr Haar war vollkommen durcheinander und Akito klammerte sich an ihrer Hüfte fest. Ein Stechen breitete sich in seiner Brust aus. Für einen Moment stellte er sich vor, dass die beiden seine Familie wären. Doch bei dem, was er ihr alles angetan hatte, konnte er sich nicht das Recht nehmen, auch nur darüber nachzudenken. Er ballte eine Faust.

„Könntest du mit Akito zurück gehen? Das mit dem Einkaufen können wir vergessen. Ich würde außerdem gerne nachsehen, ob irgendwo meine Hilfe benötigt wird. Machst du das? Für mich?“ Lächelnd legte sie ihren Kopf zur Seite. Doch der kleine Junge schüttelte nur seinen Kopf.

„Kann ich nicht mit dir kommen, Sakura?“, murmelte er leise und zog einen kindertypischen Schmollmund. Anscheinend war der Uchiha ihm immernoch nicht ganz geheuer. Doch genau das wollte sie ändern.

„Nein, das ist viel zu gefährlich für dich. Geh du nur mit dem alten Grummelbär dort drüben und ärger ihn schön. Hauptsache ihr seid in Sicherheit.“ Sasuke verzog angesichts dieses Namens den Mund. Wie kam sie dazu, sich über ihn lustig zu machen?

„Du siehst doch, dass er nicht mit mir kommen möchte. Zwing ihn nicht.“ Sakuras stechender Blick traf ihn.

„Ich werde ihn in diesem Chaos nicht alleine gehen lassen. Und wenn du keine Verantwortung übernehmen willst, dann gib ihn wenigstens bei Naruto ab, falls er nicht gerade beschäftigt ist.“ Damit übergab sie Akitos Hand in seine, drehte sich von ihm weg und ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren weg. Für einen Moment war er versucht ihr mit offenem Mund hinterher zu starren, doch dann riss er sich zusammen und knurrte nur vor sich hin.

Diese Frau würde eines Tages noch sein Tod sein. Nicht, weil sie stärker war als er. Nein, das war sie keineswegs. Doch würde sie ihn irgendwann in den Wahnsinn treiben.

 

 

„Tsunade, lasst es gut sein. Ich mach hier weiter." Sanft wurde die ehemalige Hokage von Sakura beiseite geschoben, damit diese mit der Behandlung fortfahren konnte. Sie nahm Nadel und Faden an sich und nähte sie mit flinken Handgriffen wieder zu. „Unsinn! Das hätte ich auch noch fertig bringen können.“ Die Kunoichi schmunzelte.

„Weiß ich doch. Allerdings solltet Ihr Euch auch mal etwas Ruhe gönnen.“ Ein schweres Seufzen war zu vernehmen.

„Du machst dir nur unnötig Sorgen, Sakura. Ich weiß, dass du es nur gut meinst. Aber ich kann trotz der vergangen Ereignisse und meines Alters noch genauso viel leisten wie zu meiner Jugend.“ Sakura beendete die Behandlung und wandte sich ihrer ehemaligen Lehrmeisterin mit einer Ruhe zu, die an ihr vollkommen ungewohnt war.

„Entschuldigt, ich wollte Euch nicht beleidigen“, sagte sie leise und begab sich wieder in die Aufrechte. Für einen Moment war sie im Begriff Tsunade die Hand zu reichen, um ihr beim Aufstehen zu helfen, doch dann besann sie sich wieder und ließ es bleiben.

„Weiß ich doch.“ Dicht beieinander gingen die beiden Frauen durch die vom Chaos beherrschten Straßen ihrer Stadt und hielten immer wieder nach verletzten Ausschau. Neben ihnen fegten die Leute unterdessen die letzten Tierkadaver von den Wegen und kippten Wasser auf das Pflaster, um das Blut zu entfernen. Die Kinder hatten sich allesamt in den Häusern verschanzt und guckten hier und da neugierig aus den Fenstern. Es war traurig. Konoha war immer ein Ort des Friedens gewesen. Bis diese furchtbaren Kriege geherrscht und die Menschen alles zunichte gemacht hatten.

„Und, Sakura? Wie lebt es sich mit den beiden Hitzköpfen unter einem Dach?“ Überrascht sah sie zu der Älteren und zuckte anschließend mit den Schultern.

„Ganz gut. Die beiden leben sich langsam wieder in Konoha ein und wir bemühen uns wieder ein Team zu werden. Es gibt Tage, da nehmen sie mir jeden noch so kleinen Handschlag ab“, lächelte sie und verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken. Sie musste an vergangenen Samstag denken, als sie nach einer Zwölf-Stunden-Schicht völlig übermüdet Zuhause ankam und sich danach einfach nur ins Bett geschmissen hatte. Die beiden hatten ihr sogar die Schuhe ausgezogen und sie zugedeckt. In solchen Momenten schien die ganze Welt perfekt. Als hätte es nie ein Problem zwischen ihnen gegeben. Vielleicht sollte sie ihren Jungs auch mal etwas Gutes tun.

„Klingt ja als würden sich Naruto und Sasuke sehr stark um dich bemühen“, schmunzelte Tsunade und sah sie aus dem Augenwinkel schelmisch an. Diese Andeutung reichte aus, um Sakura die Schamesröte ins Gesicht zu treiben. Leider passierte ihr das in letzter Zeit viel zu häufig.

„Ach, Unsinn. Die beiden bemühen sich doch nicht um mich. Ich glaube eher, dass sie sich schuldig fühlen, weil sie mich die Jahre über alleine gelassen haben oder so etwas in der Art. Anders kann ich mir ihre plötzlich auftauchende Fürsorge nicht erklären. Manchmal sind sie auch wirklich unausstehlich. Vor allem Sasuke benimmt sich merkwürdig. Ich habe das Gefühl er hasst mich. Diese Dinge, die er mir heute an den Kopf geworfen hat, haben mich wirklich verletzt. Er sagte, ich würde meine Liebe an ihn verschwenden und dass ich für Akito falsche Muttergefühle entwickeln würde. “ Tsunade fuhr mit ihrer Hand behutsam über den rosanen Haarschopf und seufzte leise. Sie hoffte nur, dass sich für ihre ehemalige Schülerin alles zum Guten wenden würde.

„Du weißt doch, dass er manchmal Dinge sagt, die er in Wahrheit aber ganz anders meint.“ Sakura blieb stehen, sah verständnislos zu der Blonden hinüber.

„Nein, er meinte er genauso, wie er es gesagt hat. Aber, ich will jetzt auch nicht länger darüber reden. Ich wollte dich eigentlich gefragt haben, ob du eine Ahnung hast, wer mit all dem hier in Verbindung stehen könnte.“

Tsunade stieß einen nachdenklichen Laut aus und blickte in den grauen Himmel. Sie konnte sich beinahe denken, wer das zu verursachen hatte. Jedoch war dies eine Angelegenheit der Regierung. Die Bewohner Konohas dürften niemals erfahren, was genau hier geschehen war. Eine Massenaufruhr würde entstehen, die Leute würden in Panik verfallen und überstürzt das Dorf verlassen. Sie wollte sich die Ausmaße dessen nicht vorstellen.

„Nein, ich habe keinen blassen Schimmer. Glaub mir, mein Herz würde um einiges leichter wiegen, wenn ich es wüsste“, log sie und mied den direkten Augenkontakt mit Sakura. Diese sah sie zuerst skeptisch an, gab sich dann aber anscheinend doch damit zufrieden.

„Geh du nur Nachhause zu deinen Jungs und sieh nach, ob es ihnen gut geht."

Sakura nickte, verschränkte die Finger ineinander und streckte sich ausgiebig. Obwohl ihre Fragen noch ungeklärt waren, beschloss sie die Sache für diesen Tag ruhen zu lassen. Es hatte keinen Sinn, wenn sie da noch länger nachharkte.

„In Ordnung. Danke, Tsunade. Ich denke mal, dass wir uns spätestens morgen früh wieder sehen. Also, bis morgen!“, rief sie noch als sie sich umdrehte und lächelnd davon rannte.

 

 

Tief versteckt, zwischen den kalten Wänden einer alten Steinhöhle lag ein alter von Schmutz bedeckter Altar. Speisen allerlei Arten und Blumen von ungewöhnlicher Natur zierten ihn wie ein Kranz. Um ihn herum hatten sich Männer in perlweißen, langen Roben zusammengefunden und berieten sich leise. Es war kaum zu verstehen, was sie sagten. Doch das, was sie sagten, sollte für die Welt, wie man sie kannte, nichts Gutes bedeuten.

An den Wänden saßen Menschen von jung bis alt. Weniger prunkvoll gekleidet, doch nicht minder so bösartig. geduldig harrten sie aus bis eine endgültige Entscheidung getroffen worden war. Auf den ersten Blick konnte man meinen, dass sie verängstigt aussahen, doch wenn man genauer hinsah, erkannte man bei dem ein oder anderen ein kaltes Grinsen auf dem Gesicht.

Für einen Moment war Totenstille und schließlich konnte man ein schneidendes Geräusch vernehmen. Wie als wäre ein Messer an einem Stein geschleift worden. Und plötzlich, da streckte einer unter ihnen seine langen Pranken aus, griff nach einer jungen Frau und zog sie Widerwillen zu dem Altar. Dunkle Augen begutachteten sie, bewerteten sie. Hatte sie eben noch siegessicher ausgesehen, so glich sie nun einem zum Tode Verurteilten. Einer der großen Männer fasste sie beim Kinn, drehte es zu allen Seiten. Er schnaubte erst, grinste dann gehässig.

„Es soll beginnen“, ertönte seine tiefe Stimme und nur ein paar Sekunden darauf wurde die Frau bei den Armen und Beinen gepackt. Man drückte sie auf den Altar, schnürte sie mit allerlei Seilen fest. Sie schürften, rissen ihre Handgelenke ein. Ihre Knöchel noch dazu. Erste Blutstropfen klebten an den Ecken.

„Nein, bitte nicht“, flehte sie schließlich doch. Aber keiner wollte sie erhören. Eine alte Greisin lief mit Schüssel und Lappen heran, wusch ihr grob den Dreck von der Haut. Anstatt der zerlumpten Kleider wurde ihr vor den Augen aller anderen ein weißes Gewand umgelegt, welches Unschuld und Reinheit präsentieren sollte. Als der Mond schließlich genau über ihnen stand und die höhle auf eine mystische Art in helles Licht tauchte, streckten die in weiß gekleideten Gestalten ihre Arme zum Himmel und stimmten einen altertümlichen Chorgesang an. Mit einem Mal zog einer von ihnen ein aufblitzendes Messer unter seinem Gewand hervor und zog es ruckartig entlang ihrer Kehle. Ein kurzer Aufschrei voller Qual und Leid erfolgte, der schlussendlich in einem gurgelnden Röcheln erstarb.

In jenem Moment war der Chorgesang zum Höhepunkt gekommen und hatte ein jähes Ende gefunden. Blut quoll aus dem Schnitt hervor und färbte den Steinaltar nach und nach in ein tief dunkles Rot.

„Erhöre uns! Nimm unseren Dank nur an! Nimm unser Opfer, das hier so willig vor dir liegt und hab Freude an diesem köstlichen Mahl. Trinke das Blut, iss das Fleisch. Vollende dein wunderbares Werk! Erhöre uns!“, rief der Anführer und streckte seine Hände erneut empor, ehe er sich zusammen mit den anderen zu Boden warf. Sein üppiger Schmuck traf klirrend auf die Erde. Und als dies geschah, legte sich ein dunkler, Unheil bringender Schatten über die Anwesenden und verschlang in seinem ganzen Sein die dargebotene Opfergabe. In diesem Moment verfärbte sich der Mond. Erst Rot und dann erlosch sein Licht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jillianZ
2017-12-03T19:36:07+00:00 03.12.2017 20:36
Mega Kapitel. Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht. Liebe Grüße ❤️


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