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Der alte Youkai und das Meer

Geschichte zu einer Challenge des Inu Yasha Fanzirkels.
von

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er alte Youkai sah auf die schwarze, spiegelnde Fläche vor sich, auf der nur vereinzelte weiße Schaumkronen von ihrer Bewegtheit zeugten. Bald schon würde die Sonne aufgehen und ihm das Schauspiel bieten, um dessentwillen er hier an dem Strand stand.

 

Schuld war natürlich Hosenki gewesen, der Herr der Perlen. Oder, noch genauer, der verstorbene Inu no Taishou, der Hosenki damals zu ihn in seine Waldeinsamkeit buchstäblich geschleift hatte. Natürlich. Schuld an was auch immer in seinem Leben war immer ein Hundedämon. Jedenfalls hatte er damals niemals Widerspruch erheben können, jedenfalls keinen, den der besorgte Vater gehört hätte. Auch das war typisch Taishou. Erst was fabrizieren und sich anschließend über Probleme Sorgen machen. Nun gut. Er und Hosenki hatten samt Myouga getan, was sie konnten, um eine Lösung zu finden. Schließlich wusste ja wirklich niemand, was geschehen würde, brächte eine Menschenfrau das Kind eines Daiyoukai zur Welt. Hosenki war auf die wahrlich geniale Idee mit der schwarzen Perle gekommen, die man in dem Kind versenken könnte – und der alte Hund hatte auf einem Schwert bestanden.

 

Der alte Youkai seufzte und blickte über die weite Fläche des Pazifik vor ihm. Am Horizont zeigte sich der erste Schein der Dämmerung und verwandelte das pechschwarze Meer um sich in einen Streifen aus Anthrazit vor der Schwärze.

 

Ein Schwert! Sein eigener Einwand, was denn mit einem Mädchen sei, war schlicht ignoriert worden. Natürlich. Neben seiner Spontanität eine der Eigenschaften, die der alte Hund an seine Söhne vererbt hatte: Sturheit. Nun gut, Inu Yasha war ja ein Junge geworden, aber trotzdem hätte der Schwerterplan an mehreren Stellen schief gehen können. Das es doch funktioniert hatte, war neben der Tatsache, dass sich die Jungs aufgrund einiger Schwertzauber nicht gegenseitig umbringen konnten, auch gewissen Menschenmädchen zu verdanken. Mit denen hatte der Taishou doch wirklich nicht rechnen können. Oder doch? Ein genialer Stratege, das gab der alte Youkai zu, aber doch kein Hellseher. Jedenfalls hatten sich die Jungs wahrlich zusammengerauft. Heutzutage verstanden sie sich gut, zumal Inu Yasha mit seiner Kenntnis der Moderne schon vor hundert Jahren den Grundstock für den heutigen Reichtum legen konnte. Sie waren erwachsen geworden, ja. Der Hanyou hatte sogar eingesehen, dass die Beschwörungen der alten Freunde seines Vaters nicht völlig sinnlos waren. Er durfte sich erst in der Öffentlichkeit sehen lassen, wenn Kagome für immer im Mittelalter verschwunden war. Natürlich hätte er sie gern wiedergesehen, aber er hatte sich doch der Einsicht gebeugt, dass es absolut nutzlos wäre, würde er sich selbst gegenüberstehen und beide Inu Yashas durch das Zeitparadoxon im Nichts verschwinden oder gar Kagome nie zu ihm ins Mittelalter zurückkehren und somit alles, was geschehen war, nie passieren.

 

Der erste rote Schein der Morgensonne tauchte über dem Meer auf und bahnte sich einen rötlich schimmernden Weg in Richtung auf den Strand. Der Wind frischte auf und der ale Youkai schloss genießerisch seine Augen. Das waren die Momente, um derentwillen er hier war.

 

Natürlich gab es auch Stürme, Taifune, die zerstörerisch heranbrausten, aber wozu besaß man Magie? Die Wellen plätscherten nun auch lebhafter an den Strand und er schielte nach links. Dort, jenseits der Mündung des kleinen Flusses würden bald auch die ersten Wellen von Menschen auf den Strand fluten. Drüben war ein Naherholungsgebiet für Menschen, diesseits des kleinen Flusses offiziell ein privates Naturschutzgebiet. De facto war es eines der wenigen Rückzugsgebiete für Youkai, die hier in Ruhe leben konnten – solange sie nicht Sesshoumaru oder Inu Yasha verärgerten. Das geschah allerdings höchst selten, hatte es sich in den vergangenen Jahrhunderten doch herumgesprochen, was geschah, wenn man auch nur einem der Hundebrüder quer kam. Von beiden ganz zu schweigen. Selbst Sesshoumarus Mutter war ohne Hinterlassung einer Adresse verschwunden. Sie hatte die Hinwendung zu den Menschen nicht gutheißen können – aber auch nicht ausprobieren, wieweit die Sohnesliebe ging. Sesshoumaru mit Bakuseiga war ein kaum zu überwindender Gegner und Inu Yasha samt Tessaiga und dem Meidou ebenso. Beide zusammen … nun ja, Es gab bestimmt nettere Todesarten. Der alte Youkai sah erneut auf den Pazifik. Ein kleiner Vogel hatte ihm berichtet, die Dame sei im Norden auf einer Insel bei den Schneefrauen. Er hätte lächeln mögen, denn die Yuki Onna hatten in der eisigen Hundefürstin bestimmt ihre Meisterin gefunden.

 

Langsam erhob sich der Sonnenball rot über den Horizont und erhellte das Meer zu einem Graublau mit hellen Streifen. Die Schaumkämme der Wogen brachen sich jetzt deutlich erkennbar, während ein hell leuchtender, noch rötlich schimmernder Weg sich von Amaterasu zu ihm zu bahnen schien.

 

Es würde ein schöner Tag werden, was natürlich bedeutete, dass der Lärm und das Geschrei der Menschen seine Ohren stundenlang beschallen würden. Aber sie liebten es aus der übervölkerten Metropole zu fliehen, etwas, was er durchaus nachvollziehen konnte, auch, wenn er natürlich nie selbst dort gewesen war. Inu Yashas Berichte von seinen gelegentlichen Besuchen bei Kagome in dieser Zeit waren deutlich genug gewesen. Immerhin machte der Natur-Tick der Großstädter die Hundebrüder reich. Selten genug kam einer der Beiden bei ihm einmal vorbei, aber natürlich hatten sie auch wenig Interesse an seinen Ratschlägen. Noch weniger als früher, wo ihn zumindest Sesshoumaru ab und an aufgesucht hatte. Damit musste ein alter Mann eben leben. Nur Myouga besuchte ihn hier noch häufiger, solange der alte Floh bis heute konnte. Der näherte sich auch schon den zweitausend Jahren, was für einen Flohgeist geradezu ein biblisches Alter darstellte. Er selbst blickte ja schon auf mehr als zweitausendfünfhundert Frühjahrsbeginne zurück. Zu diesem runden Geburtstag hatte er ein unerwartetes Geschenk erhalten – eine deutliche Steigerung seines Youki und damit einhergehend der magischen Fähigkeiten. Nun ja, er war jetzt wohl der Älteste seiner Art. Nur dieser erhöhten Zauberkraft war es zu verdanken, dass er nun hier am Strand verweilen konnte. Und natürlich der Zustimmung der Hundebrüder, Chaotenbrüder waren sie ja doch nicht mehr, die die wahren Herren der Gegend von hier bis an das Chinesische Meer im Westen waren. Das hätte ihren Vater bestimmt gefreut.

 

Die Sonne war nun vollständig erschienen und ihr Rot schmolz langsam zu Rotgold, die Farben der Wellen unter sich erneut verändernd. Immer deutlicher erschien ein dunkles Blau, das Grau verdämmerte. Nur der weiße Schaum ritt noch immer unbekümmert auf den Wellen, die sich eine nach der anderen hier am Sandstrand unter ihm brachen.

 

Der alte Youkai holte tief Atem. Ein neuer, schöner Tag brach an. Wie viele würde er wohl noch sehen können? Er hörte trotz des Rauschen des Meeres etwas wie ein Piepsen, ehe eine dünne, wackelige Stimme, wie es nur ein alter Flohgeist sagen konnte außer Atem keuchte:

„Guten Morgen, Bokuseno.“
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: Puria
2020-03-15T11:19:11+00:00 15.03.2020 12:19
Hallo!
 
Ein sehr schöner OS! Mir gefällt besonders die Stimmung, die durch das Ambiente und die rückblickenden Gedanken geschaffen werden.
Ich liebe es, dass man hier einen kleinen Einblick erhält, wie sich das ein oder andere entwickelt hat und dass sich offenbar Inu Yasha und sein Bruder noch etwas mehr zusammenraufen konnten! Und der kleine Hinweis, dass Inu Yasha sich erst offen zeigen konnte, wenn Kagome für immer im Mittelalter verschwunden war ... oh, mein Herz! Allein dort schlummert eine größere Geschichte!
 
Auch machte es Spaß, beim Lesen zu rätseln, aus welcher Perspektive erzählt wird. Die Auflösung zum Schluss ist da sehr passend und hat mich 'Ah, natürlich!' denken lassen. :)
 
Ein wirklich gelungener OS!
 
Greetings
Puria
Antwort von:  Hotepneith
15.03.2020 14:17
Dankeschön für den Kommentar.

Ja, ein kleines Rätsel musstre es einfach sein, ich schreibe zu gern Krimis. Ich hoffte ja (und so einige KOmmentare geben mir recht), dass die meisten an Toutousai denken würden. Es war ja eine Challenge und als ich Bokuseno aussuchte, wusste ich noch nciht, dass das Thema Strand ausgelost werden würde, das war zuerst ein wneig schwieirg, da etwas zu zu finden. (Aber Takemaru udn Toutousai war es ja auch:))


hotep
Von: Yukithorsuke
2017-11-21T20:08:11+00:00 21.11.2017 21:08
Dein OS finde ich echt gut. Die Umschreibungen der Gegend und auch den Sonnenaufgang so in die Story einfließen zu lassen, war ne tolle Idee. Wunderbarer Schreibstil und du hast ein gutes Händchen dafür die richtigen Worte zu finden. Der Text ist auch so schön flüssig geschrieben. Der OS ist dir gelungen ^^
Von:  Hotaru-chan_
2017-11-19T12:09:22+00:00 19.11.2017 13:09
Ich lese ja allgemein ungern One Shots bzw so Kurzgeschichten - aber in dem Fall stimmt einfach alles. :)
Eine ungewöhnliche und schöne Story, ein toller Schreibstil und dazu hat man direkt alles vor seinem inneren Auge!
Für mich einfach stimmig, durch und durch. Ich muss gestehen, dass mit Kagome und Inuyasha hat mich doch etwas verwirrt, aber man kann dann doch begreifen wie bzw was gemeint ist. xD
Also, wie gesagt... Einfach toll, mir gefällt es sehr!


glG,
Hotaru-chan
Antwort von:  Hotepneith
20.11.2017 12:26
Danke für den Kommentar.
Es hätte zugegeben auch etwas länger werden sollen, aber da mich eine Bindehautentzündung doch fast zwei Wochen mehr als gehandicapt hat, wurde es nur quasi eine Zusammenführung der Ideen. Aber war sogar fast besser, so im Nachhinein.

Dankeschön für das Lob

hotep
Von:  Einfach-nur-Fia
2017-11-18T20:45:20+00:00 18.11.2017 21:45
Du kannst wirklich toll mit Worten umgehen, Respekt! Vor allem die Beschreibung der Umgebung hat mir wirklich gefallen. Man hat sofort ein gewisses Bild im Kopf.
Zur Geschichte selbst.. das mit Kagome hatte mich zugegebener Maßen auch erst ein bisschen irritiert. Ich habe es letztendlich 2 Mal gelesen. Mir hat das geholfen (vor allem auch, nachdem ich mir die Kommentare angeschaut habe^^).
Eine wirklich schöne Kurzgeschichte. Dass der alte Yokai dann doch nicht Totosai war, kam überraschend. Aber echt toll, dass ein Char wie Bokuseno eine Geschichte bekommt. Du hast absolut Recht, selbst Sesshomaru hat sich an ihn gewandt, um sich schlauer zu machen.. Er müsste viel öfter Beachtung finden.
Sehr schöne Idee und Umsetzung von dir. :)
Antwort von:  Hotepneith
19.11.2017 08:54
Danke für den Kommentar.
Ja, mein Beta monierte auch den Satz mit Kagome - Memo an mich, auf den Beta hören... Aber ich hatte den Schwerpunkt ja eigentlich auf Bokuseno und wie er die Welt und ihre Veränderungen der letzten Jahrunderte sieht, gelegt und nahm Kagome nicht so wichtig.
Die gewise Verwechslung mit Toutousai war beabsichtigt ...ich komme von gewissen Spannungselementen nicht los.

hotep
Von: abgemeldet
2017-11-16T00:16:38+00:00 16.11.2017 01:16
Eine wirklich schöne Kurzgeschichte. Ich habe das alles richtig vor mir gesehen. Ich freue mich ja immer, wenn Leute sich auch für ungewöhnliche, selten geschriebene Charaktere entscheiden und aus denen sowas Verblüffendes Zaubern.
Spannend geschrieben, wie er die Veränderung um die Jahrtausende wahrnimmt, wie sich alles verändern und ja, auch das mit dem Zeitparadoxon, das du aufgegriffen hast fand ich sehr interessant. Ich frage mich allerdings doch ob Inu nicht als Halbdämon um einiges mehr gealtert sein dürfte als sein älterer Bruder...
Antwort von:  Hotepneith
16.11.2017 13:10
Danke für den Kommentar.
Bokuseno kommt bei mir in einigen AU-Geschichten vor, zumeist als Anwalt, weil er der Einzige ist, zu dem Sesshoumaru mal hingeht und um Rat fragt. So gesehen mag ich den alten Baum.
Zu Inu Yashas Alter - ja, das müsste man berücksichtigen, wenn es eine längere Geschichte wäre, z.B. er altert zuerst wie ein Mensch, nach der Pubertät wie ein Dämon oder so... Könnte man was draus machen.

hotep
Von:  CreamOverMoon
2017-11-15T08:49:03+00:00 15.11.2017 09:49
oh, das ist dir wirklich gut gelungen! So nachdenklich und nostalgisch; zwischendrin dachte ich auch, es sei Totosai, das hast du bestimmt auch so beabsichtigt ^^
Ich finde es schön, wie so ganz subtil die Neuzeit aus Sicht des Baumes erklärt wird und was aus den Brüdern geworden ist. Eigentlich rückst du ja kaum mit Informationen raus - alles wird nur angedeutet, dafür bleibt umso mehr Spielraum sich vorzustellen, was über die Jahrhunderte wohl geschehen ist. Die kleine Vorgeschichte zum Schwert und der Perle ist auch ganz klasse :) War das also alles schon fix und fertig geplant, sowas ^^

Ich mag deine Umschreibungen, man fühlt sich so richtig von der Ruhe und dem entspannten Anblick mitgetragen. Wirklich ganz großes Kino!
Antwort von:  Hotepneith
19.11.2017 08:56
Danke für den Kommentar.
Zu Toutousai: Ich bin eben Krimischreiber - da ist, fürchte ich, ein gewisses Faible für Spannungen mit drin.

freut mich, dass die Schilderungen über das Meer so gut ankommen.


hotep
Von:  Kiushi
2017-11-15T05:36:56+00:00 15.11.2017 06:36
Interessant. Ich lese raus, dass Kagome hier nicht mehr lebt? Finde ich (falls ich das richtig rauslese) ne interessante Heransgehensweise =)
Ich hatte irgendwie die ganze Zeit gedacht es wäre Totosei.
Ist aber ein schönes Kapitel. Sehr ruhig und entspannt.
Antwort von:  Hotepneith
15.11.2017 09:42
Danke für die Rückmeldung. Ja, ich hatte gehofft, dass der leser unsicher sei ob Toutousai oder Bokuseno. Bisschen Spannung sollte drin sein.
Kagome lebt - im Jetzt noch, aber sie ist noch nicht für immer in das Mittelalter gegangen, deswegen soll sich Inu Yasha nicht sehen lassen, um nicht die zeitlinie durcheinander zu bringen. Die Kagome, die er kannte, ist schon längst gstorben. Ein wenig Spiel mit dem Zeitparadoxon.

hotep
Von:  Yommy
2017-11-14T18:41:41+00:00 14.11.2017 19:41
Die Andeutungen was in der Zukunft passiert und wie sie in den Überlegungen des Baumes vorkommen sind sehr interessant. Zwischendrin bin ich ein bisschen durcheinander gekommen und dachte schon der alte Yokai sei Inu Yasha selbst, weiß aber nicht woran das liegt.

Antwort von:  Hotepneith
15.11.2017 09:39
Danke für den Kommentar. - Inu Yasha ist ja der Hanyou. Ich hoffte allerdings auf eine Verwechlsung mit Toutousaim deswegen habe ich es möglichst dezent beschrieben, wer da denkt. Strand und ein Baumgeist war doch eine gewisse Herausforderung....

hotep
Von:  Chrysanteme
2017-11-14T09:45:40+00:00 14.11.2017 10:45
Ein sehr stimmungsvoller und nachdenklicher OS. Dein Schreibstil gefällt mir sehr. So melancholisch-nachdenklich. Mal was anderes . Danke dafür! Lg Chrysanteme

Antwort von:  Hotepneith
15.11.2017 09:40
Danke für den Kommetnar. Ihc dacht mir, in der Jetztzeit und so uralt dürfte man/Baum auch ein wenig melancholisch werden und an die Zeiten denken, in denen noch wirklich viel pasiert ist im Leben.

hotep


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