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Heißer Kaffee (4.12.17 Adventskalender 2017)

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Dies ist ein One-shot der für den Fanfic-Adventskalender 2017 entstanden ist. Bzw er ist als One-shot zu lesen, vielleicht kommt jedoch auch ncoh eine Fortsetzung nach dem Dezember. Nun erstmal viel Spaß! ;) Komplett anzeigen

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Heißer Kaffee (4.12.17 Adventskalender 2017)

Heißer Kaffee

Der Filterkaffee aus unserer veralteten Maschine sollte mir die vom Schneeschüppen gefrorenen Hände wärmen. Als das Rattern unserer alten Maschine verstummte herrschte ein winziger Moment der Ruhe bevor mir ein Schrei durch die übermüdeten Knochen zog. Die ganze Nacht hatte ich mich mit ihr gestritten und nun stand sie weinend auf dem Flur und knallte mir jegliche Vorwürfe gegen den Kopf. Wie viele es davon doch gab.

Wie überwältigend gut sie doch aussah wie sie dort vom Licht angeschienen, nur mit einem Tanga und einem T-Shirt der ‚Hot Chilli Peppers‘ das ich vor zwanzig Jahren mal auf einem Konzert gekauft hatte, da stand und Rotz und Wasser aus ihrem Gesicht liefen. Nie würde ich zu geben wie sehr ich sie doch vergötterte, sie, Elsa, mit ihren Stimmungsschwankungen wegen denen sie mich immer anschrie, ihre Hysterie wegen der sie ein weiteres Mal in diesem Jahr drohte auszuziehen.

Mit der glühenden Tasse setze ich mich. Mein Blick blieb unentwegt an ihr kleben doch ich sprach keinen Ton. Elsa stockte wie angefroren und starrte mich entgeistert an. Ich könnte nicht sagen ob sie mitten in einem Satz geendet hatte oder ob sie mir eine Frage gestellt hatte. Elsa war zwar keine Eiskönigin, sie hasste den Winter und dass die Klamotten nass wurden wenn man mit Schnee an ihnen ins warme kam, doch sie war meine Königin. Eine 28 jährige Medizin Studentin die als Kalendermodel jobbte und ich ein 56 jähriges Arschloch. Ich war nicht stolz darauf eine junge Frau zu lieben, doch darauf dass sie mich liebte. Egal wie wenig ich es verstand, sie liebte mich.
 

Schweigend hatte sie begonnen die Deko, die sie jedes Mal wieder in das Regal in meinem Flur stellte, weil sie fand es würde so leer aussehen wenn ich nur meine Schlüssel reinwürfe, in ihrer Sporttasche zu verstauen. Endlich machte auch ich meinen Mund auf. „Du musst nicht gehen“

Es begann zu regnen.

Elsa hatte sich auf den Boden gesetzt und stumme Tränen liefen über ihre Wange. Sie sollte aufstehen, mich anschreien, eine Szene geben wegen der ich sie kindisch nennen konnte und sie sollte sauer auf mich sein, dafür sie nicht ernst zu nehmen. Doch all das tat sie nicht. Wie ein Geist stand sie auf und schlich durch das Wohnzimmer sie hob ihre kuscheligen Socken auf die sie immer auszog weil sie ihr Abends doch zu warm wurden und holte die kitschigen Filme unter dem Sofa hervor die ich regelmäßig dort versteckte um sie nicht kucken zu müssen. Alles wanderte ungeordnet in ihre alte blaue Sporttasche. Sie zog sich an einen Stuhl her und setzte sich neben mich. Ihre aufgequollenen Augen waren rot unterlaufen und ihre Lippen blutig aufgebissen.

Wir starrten uns an. Die Minuten vergingen.

Es regnete immer mehr. Immer unendlicher.
 

„Warum sagst du nie was?“ Sie klang verzweifelt und eingeschüchtert.

„Warum sagst du nie was?!“ Sie war aufgesprungen und wütend.
 

„Weil ich Angst habe“ ich schaute auf den Boden der Tasse durch die Grütze hindurch die ich vorhatte zu trinken, da ich einfach keinen Kaffee kochen konnte. „Ich habe Angst das sich dann was verändert. Und das du irgendwann nicht mehr zurück kommst.“ Angst das wenn ich Montag vom Revier zurückkomme dort kein wirklich gut gekochter Kaffee steht und ich Elsa aus dem Bad rennen sehe, ihr nur noch ein Danke nachrufe bevor sie zur Uni geht und ich genau weiß das sie ihr Portmonee vergessen hatte das ich ihr reichen kann wenn sie nochmal reinkommt und mir einen Kuss gibt. Ich hatte Angst und die kam in diesem Moment wie ein fetter Kloß meinen Hals hoch.

Elsa stand vor mir und sagte nur ein tonloses „Ich gehe weil du nicht mit mir redest und komme wieder immer dann wenn du es doch tust.“ Und wie als würde sie es einem kleinen Kind erklären begann sie Ausdruck in ihre Stimme zu bringen. „ Und dann komme ich mir immer so dämlich vor, weil ich doch weiß, dass du dich nicht änderst. Und wenn ich jetzt gehe wenn du mich gehen lässt, wenn du mir keine waghalsigen Versprechen machst die du doch nicht halten kannst, nur damit ich bleibe, dann werde ich nicht wieder kommen. Aber du wirst all das nicht tun weil du dich ja doch nie änderst.“

Mein Blick wurde glasig und sank zu Boden.

Selbst wenn ich wollte, ich konnte mich nicht bewegen.

„Siehst du“

Sie nahm ihr Portmonee vom Tisch ihre Tasche vom Boden und ihre Jacke vom Haken und ging. Sie schloss die Tür ganz leise, so dass man es durch das wattige Rauschen in meinen Ohren gar nicht hörte und war weg.

Mein Kaffee war kalt, meine Welt war zerstört.
 

Ich stand auf und schüttete den unberührten Inhalt der Tasse ins Spülbecken. Durchs Fenster sah ich Elsa wie sie über den Parkplatz zur Busstation ging. Sie drehte sich um und formte mit ihren Lippen ein „Tschüss Leo“. Ich wank ihr, dann war sie hinter dem dichten Gesträuch meines Nachbarn verschwunden.
 

Drei Wochen lang rief ich täglich bei ihr an, wollte ihr diese übermütigen und unbedachten Dinge sagen, doch sie wusste dass sie zurückkäme, würde sie es hören. Es war kälter geworden und während ich meine lauwarme Plürre trank fragte ich mich hin und wieder wer ihr jetzt zuhörte während sie sich über die Uni beschwerte und sich im Wohnzimmer stehend einen seiner Pullis anzog. Wie sehr ich sie vermisste und wie sehr ich mir wünschte ich könnte mich ändern. Ein Blick auf den Kalender sagte mir es sei Weihnachten. Es war der Heilige Abend, oder Nachmittag, ich war auf dem Revier gewesen und saß nun alleine hier, melancholisch ins rege Treiben der der Schneeflocken vor meinem Fenster kuckend. Meine Gedanken drifteten immer weiter ab, zu vergangenen Zeiten und all den malen als Elsa wieder ankam, ihre Klamotten in den Schrank legte und mich küsste. Mein Leben bestand nur aus Regelmäßigkeiten aus festgelegten Abläufen, egal wie sehr ich daraus fliehen wollte, sie hatten sich eingebrannt und ich konnte nicht. Letzten Sommer wollte ich etwas neues in mein Leben bringen, Elsa Platz und Teil davon machen, wir hatten Möhren auf meinem Balkon gepflanzt, doch nun waren sie noch immer in der Erde und waren nach all dem Frost nicht mehr zu retten. Neben mir stellte jemand eine Tasse auf den Tisch.
 

Ich drehte mich langsam um und mit geschlossenen Augen trat mir der Geruch von Kaffee in die Nase. Langsam mischte sich der bittere Luftzug mit einer süßlichen, fast zuckrigen Note. Elsa war wieder da.



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