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Adventskranz

2017
von

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Kerzenlicht

Sein Blick war starr auf die Kerzen direkt vor ihm gerichtet. Es waren drei an der Zahl, die, noch ganz frisch, gerade erst ihre kleinen Wachsteiche bildeten. Links und rechts erstreckte sich der breite Kerzenständer, der viele weitere, brennende, weiße Kerzen hielt, aber auch noch sehr viel Platz für weitere bot. Seine Sicht verschwamm, während er die Wärme der unzähligen Kerzen spürte und gegen die Erinnerungen ankämpfte.

Er war nicht gläubig. Warum er also hier stand war ihm selbst ein Rätsel, aber das war es jedes Mal, wenn er sich vor dem Kerzengerüst wiederfand. Vielleicht trugen ihn seine Beine immer wieder her, weil Kate es so gewollt hätte. Sie hatte ihn immer mitgenommen, wenn sie für ihre Großeltern Kerzen anzünden gegangen war. Es war ihr wichtig.

Statt wie sie einmal an den jeweiligen Geburts- und auch Todestagen der Kirche einen Besuch abzustatten, kam er jeden Monat. Nie am gleichen Tag. Nie Sonntags. Aber doch um das Datum ihres Todestages herum. Wenn er denn nüchtern genug war, um es her zu schaffen.

Robert kniff die Augen zusammen und wischte sich über die geschlossenen Lider. Mit Zeigefinger und Daumen die Nasenwurzel massierend blieb er stehen.

Hinter ihm konnte er Schritte in der sonst so ruhigen Kirche hören. Im ersten Moment machte er sich dafür bereit dem Pastor auf seine erneuten Fragen an den Kopf zu werfen, das dieses Kerzen-Dingen eine enorme Brandgefahr darstellte und eigentlich besser abgeschafft werden sollte, aber beim genaueren hinhören fiel ihm auf, das die Schritte nicht passten. Sie waren zu schwer für den in die Jahre gekommenen Mann. Statt sich herumzudrehen, um nachzusehen, wer sich zu ihm gesellte, blieb Robert mit geschlossenen Augen stehen, massierte weiter und überlegte sich, wie er verschwinden konnte, um nicht in ein Gespräch gedrängt zu werden.

Doch es blieb still, bis auf die leisen Geräusche die das anzünden und hinstellen einer Kerze erzeugten.

Langsam löste Robert seine Hand von seinem Gesicht, auch wenn er sich noch ein weiteres Mal über die Augen wischte, bevor er beide Hände in die Hosentaschen steckte. Wieder betrachtete er die Kerzen vor sich, konnte seine Neugierde allerdings nicht länger im Zaum halten. Vorsichtig schielte er nach links, um zu sehen, wer da neben ihm stand.

Zu seiner Überraschung war es Alexander. Der Cop der ihn in letzter Zeit des öfteren Nachts eingesammelt und in eine Ausnüchterungszelle verfrachtet hatte. Viel wusste er über den anderen noch nicht, nur das ihm der Kerl langsam unheimlich wurde. Im Grunde seit sie sich vorgestellt hatten und Alex ihn gnädigerweise nach Hause gefahren hatte, sah Robert ihn andauernd.

Wenn er einkaufen war, oder an der Tankstelle. Auf dem Weg zur Bar oder wenn er einfach nur auf dem Weg nach Hause war. Überall war dieser Cop!

Zugegeben war es eine recht kleine Stadt, aber trotzdem; Langsam fühlte er sich verfolgt.
 

Der Polizist stand vor den Kerzen, die Augen geschlossen und die Hände zum Gebet gefaltet. Das warme Kerzenlicht schien auf das fast noch jugendliche Gesicht.

Robert musste leicht lächeln, als er bei dem Gedanken automatisch die Unterhaltung im Kopf hatte, bei der Alex Kollegen sich darüber lustig gemacht hatten, dass er noch so aussah, als wäre er eben erst dem Teenager Alter entwachsen. Alexander war da nicht sehr von angetan, den Versuch sich einen Bart wachsen zu lassen, hatte er dann aber wohl abgebrochen. Zu sehen war jedenfalls nichts.

Das wieder Bewegung in den anderen kam, fiel Robert erst auf, als sich die Aufmerksamkeit des Cops auf ihn richtete. Fragend blickte er ihn an und erst da fiel Robert auf, das er starrte.

„Alles okay?“, fragte Alex. Er klang fast schon ein wenig besorgt, was Robert einen noch größeren Kloß im Hals entstehen ließ.

„Ehm, ja. Natürlich!“, versicherte er. „Ich war nur etwas überrascht.“

Alexander fing an zu lächeln. „Weswegen?“

Robert dachte kurz nach und kam zu dem Schluss, das es ziemlich dumm klingen würde, wenn er jetzt auch noch aussprach, das er überrascht war Alexander in einer Kirche zu sehen. Er wusste doch nicht wirklich etwas über den anderen. Vielleicht war es für ihn etwas vollkommen normales.

„Naja… der Ort“, nuschelte er kaum verständlich und richtete seinen Blick zurück auf die Kerzen. Es wäre Alex nicht zu verdenken, wenn er der Meinung wäre Robert hätte schon wieder etwas getrunken. Es war nicht einmal im Bereich des Unmöglichen. Doch der Polizist sagte nichts sondern richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf die Kerze, die er selbst angezündet hatte.

„Für meinen Vater“, erklärte er seine Anwesenheit. „Heute wäre er 55 Jahre alt geworden.“

Roberts Augen huschten sofort zurück zu dem Polizisten. Damit hatte er nicht gerechnet und ihm fehlten die Worte. Dabei wollte er etwas sagen. Sein Beileid aussprechen, irgendetwas. Aber da kam nichts.

Er beobachtete, wie Alex seine Hand vorsichtig über die Flamme hielt und dann leise seufzte. „Na gut, ich muss wieder zurück an die Arbeit.“ Er machte einen Schritt Rückwärts und drehte sich dann herum, um hinaus zu gelangen.

„Warte!“ Robert hatte sich ebenfalls herumgedreht, auch wenn er noch immer bei den Kerzen stehen blieb. „Was bist du?“

Fragend blickte Alexander zu dem anderen und wusste nicht genau, wovon dieser Sprach. „Der nette Cop aus der Nachbarschaft“, sagte er mit einem schwachen Grinsen, wobei er kurz mit zwei Fingern salutierte. „Was sollte ich sonst sein?“

Robert schüttelte den Kopf und winkte ab. „Nichts, nichts. Ich… weiß auch nicht, was ich gedacht habe. War einfach eine Frage die raus wollte.“ Erklären konnte Robert es nicht. Vielleicht sollte er manchmal lieber die Klappe halten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Trollfrau
2018-02-09T15:39:53+00:00 09.02.2018 16:39
So richtig hineinfinden kann ich mich hier nicht, aber ich sehe paralellen zu einer anderen Geschichte von dir. Zufall?
Beim Anblick von diesen Kerzengestellen wird mir aber auch immer irgendwie komisch, obwohl auch mir dazu der Bezug fehlt.
Antwort von:  SamAzo
09.02.2018 21:46
Danke für den Kommentar. ^^

Das sind die gleichen beiden Charas wie bei [not so] Secret Santa. Das hier ist im Grunde kurz nach ihrem Kennenlernen und die andere Story wenn sie sich dann länger kennen.


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