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Eiszauber

von

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Eiszauber

„Deine Geheimniskrämerei treibt mich noch in den Wahnsinn Rubia! Sag schon! Was wirst du zur Reifeprüfung vorführen? Deinen Feuerzauber oder den Pflanzenzauber? Sie wären beide hervorragend geeignet.“

„Jetzt hör endlich auf Jenias! Reicht es denn nicht, wenn alle anderen damit rumprahlen, was sie zeigen werden?“ Rubia verschränkte die Arme und sah ihren Freund wütend an.

 

Jenias starrte seine Freundin schockiert an. Er hatte sie nur ein bisschen aufziehen wollen, damit sie ihm endlich verriet, was sie zeigen wollte. Mit einem derartigen Wutausbruch hatte er nicht gerechnet.

 

„Es tut mir leid Rubia. Ich wusste nicht, dass es dir so auf die Nerven geht.“ Beschämt sah er auf den Boden.

 

So schnell wie Rubias Zorn gekommen war, verflog er auch wieder.

 

„Tut mir Leid Jenias. Ich wollte dich nicht so anfahren. Ich kann es nur einfach nicht mehr hören. Es wird über nichts anderes mehr geredet. Meliana prahlt ja geradezu damit, dass sie den Phönixzauber zeigen will.“

„Was sie besser lassen sollte, wenn man bedenkt, dass nur wenige diesen Zauber bis zur Reifeprüfung meistern. Und sie gehört sicher nicht dazu. Zum Glück geht es bei der Prüfung gar nicht darum, ob der Zauber erfolgreich ist.“

„Stimmt. Gerade deswegen verstehe ich es nicht. In der Prüfung soll nur festgestellt werden, ob man bereit ist für die nächste Stufe oder vielleicht sogar für eine höhere Stufe in Frage kommt. Meliana wird es nicht schaffen mit dem Zauber, davon bin ich überzeugt. Wir sollten uns zu den Wasserzauberern stellen.“

 

Die beiden lachten bei der Vorstellung, bevor sie in Schweigen verfielen. Die Vorstellung, dass der Zauber schief gehen konnte war nur im ersten Moment lustig. Ein schief gehender Phönixzauber konnte sehr gefährlich sein. Zum Glück waren die Sicherheitsvorkehrungen bei den Prüfungen für jeden Zauber immer entsprechend angepasst. Deswegen war es ja auch erst nötig geworden, sich im Vorfeld festzulegen welchen Zauber man wirken sollte.

 

„Du hast dich noch nicht entschieden?“ Jenias setzte sich auf das Bett und sah Rubia mit einer Mischung aus Sorge und Anteilnahme an. Sie war gut in Pflanzen- und Feuermagie, aber in keinem der beiden Magiebereiche hatte sich bisher ihr wahres Talent gezeigt. Es war zwar nicht ungewöhnlich, dass sich das wahre Talent erst nach Erlangung der dritten oder vierten Stufe zeigte, aber das jemand in zwei Bereichen wirklich so ausgeglichen talentiert war ohne dass sich eine Tendenz zeigt, war schon ungewöhnlich.

 

Rubia sah ihn einen Moment unschlüssig an.

 

„Nein. Mir läuft langsam die Zeit davon. Ich habe nur noch zwei Tage um mich zu entscheiden und ich habe keine Ahnung, was ich machen soll.“ Sie ließ sich seufzend neben Jenias auf das Bett plumpsen.

„Wie wäre es mit einer Kombination? Da die Zauber ja nicht spektakulär sein müssen, könntest du doch was kombinieren, oder? Das wird nur selten gemacht und Pflanzen- und Feuermagie kann man doch gut kombinieren! Vielleicht ein mit Feuermagie beschleunigter Wachstumszauber für einen Baumsamen!“

 

Rubia sah ihn überrascht an. Der Gedanke war ihr nicht mal gekommen.

 

„Ja, vielleicht ist es das. Ich glaube, das werde ich ausprobieren nach dem Mittagessen. Das ist eine gute Idee Jenias, danke.“

 

Sie umarmten sich und Jenias strahlte sie an.

 

„Willst du es alleine probieren oder soll ich dir irgendwie helfen?“

„Ich denke, ich probiere es erstmal alleine. Ich würde gerne verschiedene Zauber in Kombinationen testen. Nichts gefährliches, versprochen!“ Jenias hatte kurz protestieren wollen, wusste aber, das Rubia nicht so unklug war wie Meliana.

„Also gut. Aber wenn du Hilfe brauchst, sagst du Bescheid.“

„Na klar!“

„Besser ist das. Sonst teile ich den Auflauf meiner Mutter nicht mehr mit dir!“

 

Rubia griff sich theatralisch ans Herz und sah ihn übertrieben schockiert an.

 

„Du würdest mich einfach so sterben lassen?“

„Ha, bei der Menge, die du jedes Mal davon verschlingst muss man das schon annehmen. Dann sehen wir uns beim Essen? Ich wollte noch ein paar Kräuter für die Prüfung holen.“

„Ja, aber lass den anderen welche über.“

„Niemals!“

 

Jenias  erhob sich und verließ lachend das Zimmer. Kaum war die Tür geschlossen, verschwand das Lächeln aus Rubias Gesicht und das schlechte Gewissen stellte sich wieder ein. Es gefiel ihr nicht, Geheimnisse vor ihm zu haben, aber darüber konnte sie nicht mit ihm reden. Mit niemandem.

 

Seufzend erhob sie sich und beschloss, noch vor dem Mittagessen im Garten Jenias' Idee mit dem beschleunigten Wachstumszauber zu testen. Sie musste auf andere Gedanken kommen.

 

Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber schon, wie viele Baum- und Pflanzensamen bei dem Versuch verbrannt waren, sie schneller keimen und wachsen zu lassen. Es war viel schwieriger, zwei Arten der Magie miteinander zu kombinieren als sie gedacht hatte. Und Pflanzen schienen im Angesicht der anstehenden Prüfung einfacher für die Kombination zu sein als ein Baum. Vielleicht hatte es etwas mit der Größe zu tun.

 

„Interessante Kombination. Hast du es schon einmal mit Samen der Feuerblume versucht? Es wäre für dich wahrscheinlich einfacher, die beiden Zauber dann aufeinander abzustimmen.“

 

Rubia drehte sich überrascht um. Ein Mann in Reisekleidung stand in der Nähe und anscheinend hatte er sie schon eine Weile beobachtet. Sie dachte einen Moment über seine Worte nach und wie sich die Zauber bei den verschiedenen Samen und unterschiedlicher Stärke des Zaubereinsatzes verhalten hatten.

 

„Wahrscheinlich habt ihr Recht. Durch das natürliche Feuer in der Feuerblume könnte ich mich mehr auf die Pflanzenmagie konzentrieren. Vielen Dank für euren Rat.“

„Ich freue mich immer, wenn ich mit Rat beistehen kann, aber noch mehr, wenn ihm auch Gehör geschenkt wird. Vielleicht noch als allgemeiner Tipp, da die Kombination verschiedener Magiezweige für dich noch neu zu sein scheint: Sorge dafür, dass du für einen Zweig weniger Konzentration aufwenden musst, damit du dich mehr auf die Kombination konzentrieren kannst. Nutze alle Möglichkeiten dafür. Das macht es am Anfang einfacher.“

 „So wie bei Magie allgemein also. Klein anfangen, bis man die kleinen Schritte sicher beherrscht und dann erst mit schwereren Dingen fortfahren.“

„Ganz recht. Dein Zauber für die Prüfung?“

„Vielleicht. Ich bin mir noch nicht sicher.“

 

Der Mann sah sie einen Moment prüfend an.

 

„Dein Talent hat sich noch nicht offenbart?“

 

Rubia zögerte und das war ihm offensichtlich bereits Antwort genug.

 

„Es ist weder das eine, noch das andere von dem, was du zu kombinieren versuchst?“

„Nein.“

„Dann solltest du mit deinem Lehrmeister sprechen. Weißt du, warum man bei der Prüfung sein Talent zeigen soll?“

„Weil man dort eingestuft wird für das weitere Studium und das eigene Talent immer die höchste Stufe hat, selbst wenn die Fertigkeiten und Zauber noch nicht näher geschärft wurden. Es liegt einem im Blut.“

„Das ist nur der eine Grund. Wie du weißt, sind Schutzzauber aktiv. Wer sein Talent kennt, es aber bei der Prüfung nicht zeigt, riskiert, dass sein Talent dennoch zu Tage tritt. Dann allerdings in einer nicht selten gefährlichen unkontrollierten Freisetzung. Die verschiedenen Schutzzauber können diesen Ausbruch des Talents sehr leicht fördern. Magie reibt sich aneinander und dein Talent wird die Oberhand in dieser Situation verlangen. Es ist wie ein Überlebensinstinkt.“

„Ihr meint…wie der Cousin des Königs?“

„Genauso. Es mag Zweige der Magie geben, die als nicht ehrenvoll oder gar böse gelten. Letzten Endes entscheidet aber jeder selbst, wie er die Magie selbst einsetzt. Genau wie der Cousin des Königs.“

 

Jeder kannte die Geschichte. Und nicht nur diese. Der Cousin des Königs besaß das äußerst seltene Talent des schwarzen Feuers. Mächtiger noch als normales Feuer. Seine Macht zog es jedoch aus dem Tod. Noch immer war unklar, wie es zu dieser Form der Magie gekommen war. Während seiner Prüfung hatte der Cousin des Königs Pflanzenmagie demonstrieren wollen. Das Gegenteil dessen, was sein Talent war. Es kam zu einem Ausbruch der Magie, der um ein Haar die Anwesenden getötet hätte, wenn der Berater des Königs nicht geistesgegenwärtig eine Barriere erzeugt hätte. Schwarzes Feuer durfte nur unter hohen Auflagen gelernt werden zu beherrschen, eben weil es so zerstörerisch war und sich am Tod bediente. Der Vorfall hatte allerdings auch einen Vorteil gehabt. Während seines weiteren Studiums hatte der Cousin des Königs einen Weg gefunden, seine Magie nicht nur aus Toten speisen zu lassen. Er konnte mittlerweile auch aus toten Pflanzen die gleiche Macht ziehen wie aus einem toten Körper. Sehr nützlich in Anbetracht der Tatsache, dass Pflanzenmagie seine zweitgrößte Stärke war.

 

„Dann sollte ich wirklich besser mit meinem Meister reden.“

„Tu das. Angst vor dem eigenen Talent ist so gefährlich wie es zu unterdrücken.“

„Ich danke euch für eure Ratschläge Herr…“

„Velion. Stets zu Diensten mein Fräulein.“ Der Mann deutete eine Verbeugung an und lächelte amüsiert, als Rubia der Mund aufklappte.

„Ihr…ihr seid der Berater des Königs!“

„Ganz recht. Und ich bin immer wieder froh, wenn ich nicht sofort erkannt werde. Man kann so viel besser Ratschläge geben und die Leute studieren.“ Der Berater grinste wie ein Junge, der Gebäck aus der Küche stibitzt hatte und seine Beute zeigte.

„Ich danke euch, Lord Velion.“ Rubia machte einen Knicks und war erleichtert, dass die Erzählungen über die Frohnatur des Beraters, der andere gerne ein wenig an der Nase herumführte, offensichtlich der Wahrheit entsprachen.

„Ich freue mich auf deine Demonstration.“

 

Der Mann entfernte sich und Rubia beschloss, dass es wohl besser wäre, direkt mit ihrem Lehrmeister zu sprechen.

Rubia ging ohne Umwege durch die zahllosen Gänge der Akademie, bis sie die Räume ihres Lehrmeisters erreichte und klopfte.

 

„Immer herein“, klang es gut gelaunt von innen.

„Verzeiht die Störung so kurz vor dem Mittagessen Meister Kalian. Kann ich euch sprechen?“

„Rubia, natürlich. Geht es um deine Prüfung?“

 

Das Mädchen trat ein und nickte nur. Der Mut, das Thema anzusprechen, hatte sie bereits wieder verlassen.

 

„Die Prüfung ist bald und du hast bisher noch nicht festgelegt, was du zeigen möchtest.“

Kalian bedeutete mit einer Geste, dass sich Rubia setzen sollte.

„Meister Kalian, ich…eigentlich wollte ich Feuer- und Pflanzenmagie kombinieren. Jenias brachte mich auf die Idee. Aber…“ Rubia hatte ihre Hände in den Schoß gelegt und den Blick von Kalian abgewandt.

„Zauber kombinieren ist nicht leicht. Aber das ist nicht der Grund dafür, warum du hier bist nicht wahr? Dein Talent ist erwacht.“

 

Rubia nickte und sah ihren Lehrmeister wieder an. In seinen Augen sah sie Verständnis, keinen Vorwurf oder Ablehnung wie sie befürchtet hatte. Wie oft hatte er wohl schon solche Gespräche mit seinen Lehrlingen geführt?

 

„Es ist…Eis.“

 

Kalian hob überrascht eine Augenbraue.

 

„Das überrascht mich schon ein wenig. Kaum jemand mit dem Talent der Eismagie hat so eine ausgeprägte Begabung für Feuermagie. Wann hast du es gemerkt?“

 

Rubia schwieg.

 

„Wie lange schon?“ Kalian wurde ernst.

„Seit dem letzten Winter.“

„Das ist sehr lang. Ich verstehe, warum du gezögert hast. Eismagie kann verbrennen wie Feuer. Nach allem, was mit deinem Onkel geschah…Aber das war ein Unglück Rubia.“

„Es macht mir trotzdem Angst Meister. Was, wenn mir das Gleiche passiert?“

„Wird es nicht Rubia, glaube mir. Deine Begabung für Feuermagie ist dafür zu groß. Und du hast Feuer und Pflanze auf deiner Seite, die dem Eis entgegenwirken. Dein Onkel hatte Arkanmagie im Blut. Das hat seine Eismagie nur verstärkt. Und leider war er in arkaner Magie nicht sehr gut. Arkanmagie ist schwer zu kontrollieren. Selbst Amulette helfen da nicht viel. Leider hatten schon während seiner Studienzeit seine Lehrmeister befürchtet, dass seine instabile Arkanbegabung einmal sein Verhängnis sein würde.“

„Aber was wenn…wenn es doch…“

„Rubia, du hast die besten Vorraussetzungen, eine große Eismagierin zu werden. Mit deinen Fähigkeiten in Feuer- und Pflanzenmagie ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. Du hast viel stärkere Möglichkeiten, mit Feuer und Pflanze dein Talent zu zähmen wenn es sein muss. Du musst nur an deiner Angst arbeiten. Nur deine Angst kann dir gefährlich werden. Dein Eis-Talent kann man sehr gut kontrollieren lernen. Und da du fasst schon ein Jahr damit umzugehen wusstest, scheinst du es schon sehr gut im Griff zu haben.“

 

Kalian sah sie eindringlich an und legte ihr die Hände auf die Schultern.

 

„Aber ich habe nichts spezielles gelernt. Ich habe Angst Meister. Ich habe nur einfache Sachen probiert, die ich anfangs für Feuer oder Pflanze gelernt habe. Ich kann noch gar nichts!“

„Es geht bei der Prüfung nicht darum, wie schwer oder imposant deine Zauber sind. Es geht im Idealfall um dein Talent. Da du mit Feuer so gut bist, ist es sogar sehr gut, dass du dein Wissen über Feuer auf Eis übertragen hast. Sie sind Gegensätze, deswegen ist es einfacher sie zu lernen. Zeig mir etwas.“

 

Nach kurzem Zögern nahm Rubia einen Apfel vom Tisch und hielt ihn vor sich. Sie konzentrierte sich und nach einem Moment wurde der Apfel von einer leichten Schicht aus Eis bedeckt. Die Eiskristallschicht glitzerte im Licht in den Farben des Regenbogens.

 

Kalian nahm den Apfel.

 

„Man spürt die Kälte kaum. War das von Anfang an so?“

„Nein. Ich habe versucht, ob man es anpassen kann. Ich habe mir gedacht, wenn man sich mit Feuermagie eine Feuerrüstung schaffen kann, vielleicht kann man mit Eismagie auch etwas Ähnliches schaffen. Nur eben nicht für einen selbst. In keinem Buch habe ich bisher davon gelesen. Aber Elementarmagie wirkt auf andere, die nicht das Talent haben ja anders. Sie spüren die Hitze, das Feuer. Man selbst aber nicht, weil es ein Teil von einem ist.“

„Sehr gut Rubia. Du bist schon immer eine gute Schülerin gewesen. Weniger wegen deiner Lerngeschwindigkeit sondern vielmehr, weil du die Dinge hinterfragst. Für jemanden, der so viel Begabung hat wie du ist das sehr wertvoll. Ich schätze, wir müssen deinen Lehrplan etwas anpassen bis zur Prüfung. Die Kombination von Magiezweigen sollten wir aber nicht aus den Augen verlieren. Sehen wir mal, wie gut du schon darin bist. Aber erst gehen wir etwas essen. Auf leeren Magen sollte man sowas nicht tun.“ Kalian klopfte ihr auf die Schulter und erhob sich.

 

Rubia fiel ein Stein vom Herzen.

 

Ihr Lehrmeister hatte sie aus den üblichen Lehrstunden herausgenommen und ihr Einzelunterricht erteilt. Auf der Meldung für ihre Prüfung hatten sie Kombinationszauber angegeben. Es war die übliche Angabe, wenn Zauber aus mindestens zwei Magiezweigen demonstriert wurden.

 

Kalian achtete genau darauf, dass sie sich nicht verausgabte und schon am nächsten Tag kam ihm die Idee für einen guten Demonstrationszauber, der in der kurzen Zeit erlernbar war.

 

Am Tag der Prüfung war im Hauptsaal der Akademie jeder zugegen, denn nicht nur der königliche Berater war dieses Mal anwesend, sondern auch die Königsfamilie selbst.

 

Die Prüfungen neigten sich dem Ende entgegen und Rubia würde die Letzte sein. Jenias hatte mit seinem Erdtalent einen beeindruckenden Steinhirsch erschaffen, der tosenden Beifall auslöste, als er ein donnerndes Röhren von sich gab.

Meliana hingegen hatte sich nicht davon abhalten lassen, den Phönixzauber zu demonstrieren. Es hatte eine Verpuffung gegeben, die zum Glück von den Schutzzaubern direkt erstickt wurde. Meliana war peinlich berührt in die Menge geflüchtet. Es war keine Schande, einen Zauber nicht zu schaffen, aber sie würde sich von ihrem Lehrmeister sicherlich einiges anhören müssen.

 

Rubia trat schließlich in die Mitte das Saales und verbeugte sich vor der Königsfamilie. Ihr Blick fiel auf den Berater, der ihr zulächelte. Sie atmete einmal tief durch und kniete sich auf den Boden. Es dauerte einen Moment, bis eine Feuerblume aus dem Steinboden wuchs, die kurz darauf in Flammen aufging. Ein Raunen ging durch den Saal und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie atmete noch einmal tief durch und ließ dann ihr Talent wirken.

 

Die Flamme flackerte auf, bevor sich von den Wurzeln aufwärts plötzlich ein bläulich weißer Nebel erhob und die tanzende Flammenblume umschloss. Die Flamme brannte weiter, als sie langsam von Eis umschlossen wurde und sich um Rubia herum ein glitzernder Teppich aus Eiskristallen ausbreitete.

Als sie ihren Zauber beendet hatte, flackerte das Feuer noch immer in dem Eis vor sich hin, ganz so, als sei das Eis nicht da.

 

Rubia erhob sich und trat einen Schritt zurück. Im Raum war es totenstill geworden.

 

Als sich schließlich die Königin erhob, sahen ihr die Anwesenden gespannt entgegen.

 

„Schon oft hatten wir die Ehre, bei den magischen Prüfungen anwesend sein zu dürfen. Wir haben viel gesehen, doch diese beeindruckende Kombination von gleich drei Magiezweigen haben wir bisher nur sehr selten sehen dürfen. Ich kann von hier aus sehen, dass die Pflanze unversehrt ist, obwohl das Feuer brennt und beides von Eis umschlossen ist. Die meisten versuchen die Zauber gleichzeitig zu wirken. Du hast sie nacheinander gewirkt. Damit hast du den größten Fehler der meisten jungen Magier vermieden. Ich bin mir sicher, mit der richtigen Lehre wird einmal eine große Magierin aus dir.“

 

Die Königin wandte sich an die Lehrmeister, bevor sie weitersprach.

 

„Wir sind mit den Leistungen dieser Akademie sehr zufrieden. Ich freue mich schon auf die nächste Prüfung. Wir werden hier sicherlich in den nächsten Jahren noch einige besondere Demonstrationen sehen.“

Beifall brach aus und langsam traten die Anwesenden an die Prüflinge heran und beglückwünschten sie oder gaben aufmunternde Worte.

 

Velion, der Berater des Königs, trat zu Rubia, als sie sich mit Kalian und Jenias unterhielt.

 

„Wirklich beeindruckend Rubia. Meine Glückwünsche für diese wunderbare Demonstration.“

„Vielen Dank, Lord Velion. Vor allem für eure Ratschläge.“

„Es war mir ein Vergnügen. Ich habe gerade mit dem König gesprochen. Da es an dieser Akademie derzeit keinen Eismagier gibt, wird er jemanden vom Hof herschicken. Wir haben da einen jungen Erzmagier, der auf seine erste Aufgabe als Lehrmeister brennt, wenn ihr mir dieses Wortspiel erlaubt.“

„Wir freuen uns auf Girion. Er wird eine Bereicherung für den Lehrerstab sein.“

„Woher wisst ihr, wer herkommen wird, wenn es doch gerade erst beschlossen wurde Meister?“ Jenias sah ihn irritiert an.

„Sowas weiß man, wenn man wie ich ein Ohr für Nachrichten vom Hof offen hält.“ Kalian schmunzelte.

„Oder wenn man dem Kurier genug guten Wein anbietet.“ Velion lachte.

„Komm schon, alter Freund. Als würdest du es anders machen!“

 

Die beiden Männer verloren sich in ein Gespräch über alte Zeiten und Jenias und Rubia zogen sich zurück.

 

„Das war echt toll Rubia!“

„Danke, aber dein Hirsch war ohrenbetäubend. Das hast du mir nicht gesagt!“ Sie stieß ihm den Ellenbogen in die Seite.

„Dann wärest du ja nicht beeindruckt gewesen. Aber brennendes Feuer im Eis einschließen ist schon was ganz anderes. War bestimmt nicht leicht, das zu akzeptieren oder?“ Jenias sah sie besorgt an.

„Nein, deswegen hab ich auch nichts gesagt. Ich hatte Angst davor. Es wird wohl auch noch eine Weile dauern, bis ich damit ruhig schlafen kann.“

„Keine Sorge, ich bin für dich da.“ Jenias legte ihr den Arm um die Schultern und sah sie zuversichtlich an.

„Danke. Wie wär’s mit Extra-Mittags-Nachtisch?“ Rubia grinste ihn vielsagend an.

„Frisch aus der Küche? Jederzeit! Auf geht’s!“ Gemeinsam liefen sie lachend Richtung Küche.

 

Auf dem Balkon standen unbemerkt von ihnen der König und die Königin.

„Sie sind genau wie wir beiden damals Liebster.“

„Wir haben aber nicht die Küche überfallen.“

„Nein, nur die Vorratskammer. Was wohl deine Untertanen sagen würden, wenn sie das wüssten?“

„Nichts, sie würden lachen. Ich muss zugeben dass ich über die Wendung heute überrascht war. Ich bin gespannt, was wir von den beiden erwarten können. Das wird sicherlich interessant werden.“

„Willst du sie an den Hof holen?“

„Später. Sie sollen hier ihre Ausbildung abschließen. Der Ernst des Lebens wird noch früh genug zu ihnen kommen. Komm, genug ernst für so einen Anlass. Du schuldest mir einen Tanz!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Salix
2017-12-18T21:33:20+00:00 18.12.2017 22:33
Das ist eine bezaubernde Geschichte. Mir gefällt der Aufbau der Welt und der Magie gut. Insbesondere das Konzept, der sich ausbalancierenden Magietalente ist super.
Die Blume aus der Prüfung stelle ich mir wunderschön vor. :)

Es sind ein paar kleinere Rechtschreibfehler vorhanden, mir ist ein Mal jenias/Jesias ausgefallen.

Liebe Grüße
Antwort von:  Emerald_Phoenix
14.12.2018 21:56
*hust* Die Namensfehler hab ich dann endlich mal korrigiert...die von denen ich dachte, ich hätte sie bereits korrigiert. XD Der Name ist halt doch ein Fluch. Jenias, Jesias... XD

Ja, das Magiekonzept mag ich auch. Und seit heute gibt es ein kleines Sequel. *hust*


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