Zum Inhalt der Seite

SANTA kills (Adventskalendergeschichte)

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Toilette

Eigentlich war es mein freier Tag, aber ich nutzte ihn wie immer, um doch zu arbeiten. Die letzten Tage waren atemberaubend schön gewesen, auch wenn der Sex im Putzraum eher einer schnellen Nummer glich, so war der liebevolle Abschied mit den gefühlt tausend Küssen wieder ein Silberstreif am Horizont.
 

Doch sobald ich das Büro betrat und meinen mit Akten zugemüllten Schreibtisch sah, erinnerte ich mich daran, wieso eine innige Beziehung nicht möglich war. Zum ersten Mal seit Langem hatte der Job einen bitteren Beigeschmack.
 

»Kyle, gut, dass du da bist!«, begrüßte mich Ethan etwas hektisch und winkte mich zu sich. Er stand am anderen Ende des Raumes und kam wohl gerade aus einer Besprechung. Mit langsamen Schritten schlurfte ich auf ihn zu.
 

»Was ist?«, brummte ich und stellte mich schon auf weitere nutzlose Informationen ein, die mir Ethan auf dem Silbertablett präsentierte.
 

»Besprechung mit Freya. Es geht um Mrs. Iwanowna. Wir wissen, wo sie sich befinden könnte.«
 

Meine Augen weiteten sich. »Wir wissen, wo sie sein könnte?«, wiederholte ich und verhaspelte mich fast an meinen eigenen Worten.
 

»Ja, komm mit«, sagte er aufgeregt und winkte mich auf den Gang Richtung Besprechungsraum.
 

»Ich dachte, man hat mich vom Fall abgezogen«, merkte ich an, folgte ihm trotzdem.
 

»Nicht offiziell. Du weißt, dass ich das nur mitgehört habe und dass es eine Art… Empfehlung war.«
 

Ich seufzte, als ich mich mit Ethan der Tür näherte. »Klang damals eher nicht so…«
 

Im Besprechungsraum saßen Freya und noch ein paar andere Kollegen. Sie waren nur zum Teil meine Vorgesetzten. Einer davon war sogar völlig unbekannt und saß etwas abseits.
 

Ich nickte allen Beteiligten zu, während ich mich still neben Ethan an den Tisch setzte. Freya stand vorne und zeigte gerade eine Karte von einem Londoner Stadtteil. Sie würdigte mich eines kurzen Blickes, dann sprühte sie ihr Gift in die Runde.
 

»Mr. Lewis, schön, dass Sie uns beehren.«
 

Ich rieb meine Hände aneinander und quetschte sie zwischen meine Oberschenkel. »Heute ist mein freier Tag. Ich wäre eigentlich gar nicht hier. Aber Ethan hat mich gerade kur aufgeklärt, um was es geht.«
 

»Wir wollten Sie anrufen lassen, aber das hat dann wohl jemand vergessen.« Ihr Blick ging dabei ins Leere und ich wusste, dass es eine Lüge war. Niemand wollte mir Bescheid geben. Es war also eher unschön für sie, dass ich da war. Glaubte sie also tatsächlich immer noch, ich hätte irgendetwas mit Wolkow zu tun? Oder den Russen generell?
 

»Fahren Sie bitte fort«, sagte schließlich der unbekannte Mann am anderen Ende des Tisches mit einem stark russischen Akzent. »Wir haben nicht ewig Zeit.«
 

Freya nickte und deutete mit ihrem Laserpointer auf die Karte. »Dort werden wir morgen Nachmittag zuschlagen. Nach unseren neuesten Erkenntnissen, wird das Haus nur sehr früh morgens und sehr spät abends verlassen. Wir werden also die besten Chancen haben, wenn wir sicher sein können, dass sich Mrs. Iwanowna auch im Haus befindet.«
 

Ich fixierte den roten Punkt, als würde er das Portal in eine andere Dimension öffnen. Die Adresse sagte mir etwas. Kam mir bekannt vor.
 

»Wie genau kamen wir darauf, dass Mrs. Iwanowna sich dort befindet?«, fragte ich leise meinen Kollegen. Natürlich nicht leise genug, Freya übernahm sofort die Antwort.
 

»Wenn Sie die Akten lesen würden, die ich Ihnen auf den Tisch gelegt habe, wüssten Sie den neuesten Stand der Dinge.«
 

Ich räusperte mich und versuchte zu Lächeln. Knirschend quetschte ich aus meinen Zähnen: »Ich war bei meinem anderen Job, das wissen Sie. Und man informierte mich ja sowieso nicht mehr über die neuesten Sachen, weil man mich vom Fall absetzen wollte.«
 

Freyas Blick wurde schlagartig kalt. Mit meinem konternden Verhalten hatte sie vor versammelter Mannschaft nicht gerechnet. »Darüber reden wir jetzt nicht, Mr. Lewis. Das Thema ist hier fehl am Platz.«
 

Noch ehe ich antworten konnte, erbarmte sich ein Kollege aus der Spurensicherung und gab mir eine kurze Zusammenfassung. »Alexej Wolkow wurde erneut in einer U-Bahn gesichtet. Unser Mann folgte ihm unauffällig zu diesem Haus. Wir konnten bestätigen, dass es sich um Lee Greens Anwesen handelt, der in Verbindung mit Mrs. Iwanowna stand.«
 

Lee Green – das war sein Haus. Seine Adresse. Daher kam sie mir so bekannt vor. Der Nachhilfelehrer, bei dessen Exfrau ich zum zweiten Mal auf Wolkow traf. Er schien tiefer in die Sache verwickelt worden zu sein, als gedacht. Trotzdem machte es wenig Sinn: Wieso sollte ihr Nachhilfelehrer bei der Geiselnahme helfen? Oder war er selbst eine Geisel?
 

»Ich finde es etwas befremdlich, dass ein Profi wie Wolkow immer ohne Tarnung in London rumläuft, wo doch jeder weiß, dass hier an jeder Straßenecke Kameras sind«, merkte ich vorsichtig an und wartete die Reaktionen ab. Als keine wirkliche Rückmeldung kam, fügte ich hinzu: »Vielleicht ist es eine Falle.«
 

»Da denken Sie ein bisschen zu extrem, Mr. Lewis. Alexej Wolkow ist zwar ein guter Schütze, er kann auch gut mit seinen Fäusten umgehen, aber sehr intelligent ist er nicht. Ich bin mir sicher, er hat über so etwas nicht nachgedacht. Sein Aussehen ist ja nicht besonders auffällig«, erzählte ein anderer Kollege und schmunzelte vor sich hin, als würde er sich daran ergötzen, Alexej Wolkow vor uns zu erniedrigen.
 

»Was hätten sie denn auch davon uns in ein falsches Haus zu locken?«, fragte Ethan und zog die Schultern hoch. Ein Zeichen, dass er mir eigentlich nicht widersprechen möchte, es aber trotzdem aus Gruppenzwang tat.
 

»Ich merke es nur an. Denn als ich das letzte Mal zu einem Ort gefahren bin, wo man Irina Iwanowna angeblich festhielt, war da offensichtlich nur Wolkow. Niemand sonst hat sich eingemischt. Wären ihm da nicht noch ein paar Leute zur Hilfe gekommen, wenn wirklich –«
 

»Mr. Lewis«, unterbrach mich Freya mit einem harschen Ton, »Sie waren auf einem unautorisierten Außeneinsatz, der enorm schief ging. Hätten Sie einfach die nächste Station informiert oder einen von uns angerufen, wäre dieser Fall längst geklärt.«
 

Ich schwieg. Freya hatte das pathologische Bedürfnis immer Recht zu haben und ich wollte ihr nicht vor allen in einer wichtigen Besprechung Parole bieten. Stattdessen presste ich meine Lippen zusammen und nickte. War Wolkow wirklich so dumm? Oder zeigte er sich so öffentlich aus einem bestimmten Grund?
 

Während ich noch in meinen Gedanken über Wolkows Motive nachdachte, fuhr Freya mit ihrem Plan fort. »Wir werden morgen Nachmittag das Gebäude mit zwei Truppen stürmen. Eine von dieser Seite, die andere von dieser Seite. Das Grundstück wird umstellt. Mehrere Wagen werden bereit stehen und den Verkehr blockieren, sollten sie ein Fluchtauto dabei haben.«
 

Ich hörte ihren weiteren Anweisungen zu. Erst dann stellte ich fest, dass all die Kollegen hier Teamleiter waren. Vermutlich sollten Sie dann ihre Mitarbeiter einweisen, wann und wie morgen die Razzia durchgeführt wird. Ethan hörte aufmerksam zu, sodass ich mich fragte, ob er hier war, um mich einzuweisen, oder ob er nur da war, um Hilfe aus der Ferne anzubieten. Er war immerhin unser Informant. Kein sehr guter, aber … ein Informant.
 

»Vielen Dank, dass sie Zeit haben. Sie werden hier und vor Ort übersetzen, sollten wir in eine Verhandlungssituation kommen«, sagte meine Chefin, als sie auf den unbekannten Mann deutete, der daraufhin nur nickte. Er schien ein russischer Vertreter zu sein und sollte als Dolmetscher arbeiten. Nun, ein Wort konnte ich zumindest schon verstehen. Bei den anderen war ich mir noch immer unsicher, was Wolkow mir eigentlich sagen wollte.
 

Verschwinde.
 

Schützte er mich? Schützte er jemand anderen? Schützte er sich selber? Er hätte mich töten sollen, doch das tat er nicht. Wusste er, wer ich war? Hatte er Angst?
 

Da kicherte ich kurz auf. Ethan sah mich neugierig an, doch ich schüttelte den Kopf.
 

Er hatte sicher keine Angst. Das hatte einen anderen Grund. Und tief in mir drin wuchs das Bedürfnis ihn zu fragen. Ich wollte es wissen. Wieso hast du mich nicht getötet? Wieso hast du mich gehen lassen?
 

Freya handelte noch weitere Dinge ab, bis die Besprechung schließlich aufgelöst wurde. Circa zehn Minuten danach ging ich auf meine Chefin zu und stellte sie zur Rede.
 

»Bin ich überhaupt dabei?«, fragte ich, legte die Schultern nach hinten, den Brustkorb nach vorne und reckte meinen Hals gefühlte Zentimeter in die Höhe, um Freya nicht nur verbal die Stirn bieten zu können. Mit ihren Pumps war sie immer ein gutes Stück größer als ich. Das machte mich manchmal nervös.
 

»Nein«, war ihre klare, dennoch völlig unzureichende Antwort.
 

»Wieso nicht?«
 

»Mr. Lewis«, seufzte sie langgezogen, als hätte sie mir schon tausendmal verboten, die Hand auf die heiße Herdplatte zu legen, und hätte mich gerade wieder dabei erwischt. »Sie sind ein guter Mann und Sie haben uns im Fall sehr geholfen. Aber ihre waghalsige Aktion beim Außeneinsatz war unbedacht, verantwortungslos und gefährlich für die gesamte Mission. Außerdem weiß ich, dass Sie mit Mr. White in der Fabrik waren, in der Mrs. Iwanowna gearbeitet hatte, und haben eine unautorisierte Befragung potentieller Involvierter durchgeführt. Ich kann und werde das nicht gutheißen. Daher werden Sie morgen nicht dabei sein. Die Situation ist genauestens durchgeplant – so wie ich Sie kenne, würden Sie alles nur sabotieren und ruinieren.«
 

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also schwieg ich. Nachdem Freya erneut seufzte und mein Schweigen als Akzeptanz hinnahm, ging sie an mir vorbei und verschwand aus dem Besprechungsraum. Ethan blieb noch am Tisch stehen und wartete, dass ich ihm folgte.
 

»Tut mit echt leid, Kyle. Aber ist vielleicht besser so. Weißt du? Es wird sicher gefährlich. Und du bist ja nicht so erprobt im Nahkampf. Ich weiß, dass dich das mit Wolkow juckt, aber… lass es einfach mal gut sein. Das ist es nicht wert.«
 

Ethan hatte natürlich recht. Ich könnte einfach morgen ganz normal zur Arbeit, meinen Weihnachtsmann anstarren, ihm schöne Augen machen und mit ihm erneut in irgendeiner Abstellkammer vögeln. Wäre ein toller Tag geworden.
 

Aber der Fall interessierte mich einfach ein Stückchen mehr. Ich hatte ihn angefangen und ich werde ihn auch zu Ende bringen. Oder zumindest dabei sein, wenn er zu Ende gebracht wird.
 

»Hast ja Recht«, zirpte ich freundlich und bemühte mich um ein Lächeln. Ich steckte meine Hände in die Hosentasche und ging an Ethan vorbei. Er seufzte laut und packte mich am Ärmel.
 

»Kyle, ich weiß, dass du da morgen auftauchen wirst. Lass es«, zischte er mir zu.
 

Ich lehnte mich zu ihm und zischte genauso angeregt in sein Gesicht. »Ich werde da sein – ob mit oder ohne Freyas Erlaubnis!«
 

»Sie wird dich kündigen.«
 

»Na und? Dann mache ich den Job im Center eben Vollzeit. Nachdem sie mich so hintergangen hat, steht mir sowieso alles bis hier oben!« Dabei deutete ich über meinem Kopf einen imaginären Wasserspiegel an. »Sie lügt, Ethan. Sie lügt, dass sich die Balken biegen. Ich kann nur noch nicht den Finger draufhalten. Auf jeden Fall unterschlägt sie Informationen, die wichtig für den Fall sind. Es macht immer noch alles keinen Sinn, verstehst du?«
 

Ethan nickte zwar, doch ich wusste, dass er das nur tat, damit ich mich wieder beruhigte.
 

»Ich werde hausfinden, was Sache ist«, sagte ich in einem drohenden Ton. »Und wehe du sagst irgendetwas Freya!«
 

»Das würde ich niemals tun und das weißt du«, murmelte Ethan und ließ endlich meinen Ärmel los. Schließlich nahm er mich fest in den Arm. Die Gestik überrannte mich ein wenig, sodass ich steif in seinen Armen stand. Er flüsterte mir leise ins Ohr: »Morgen um 15 Uhr wollen Sie Mr. Greens Haus stürmen. Vermutlich werden Sie bereits gegen 14.30 Uhr alles absperren. Wenn du da sein willst… mach es davor.«
 

Damit ließ er los und ging ohne einen weiteren Blick in mein Gesicht an mir vorbei. Ich hörte seine schnellen Schritte über das Linoleum noch eine ganze Weile schallen, bis ich mich schließlich ebenfalls in Bewegung setzte. Der Tag war noch jung, also sammelte ich bereits alles, was ich brauchen würde. Munition, Schussweste und einen Waffengürtel, um alles zu verstauen, was ich an Waffen so mitbringen würde. Niemand bekam wirklich mit, dass ich mich eindeckte, während alle anderen Eingeweihten ebenfalls im Raum waren. Sie wussten wohl nicht, dass ich nicht dabei sein durfte.
 

Ich schleppte alles nach Hause und bereitete mich vor. Natürlich spielte ich mit meinem Glück. Entweder würde Wolkow erneut Erbarmen zeigen und mich verschonen oder… mein letztes Stündlein hätte bald geschlagen. Ich peilte daher meine Ankunft so an, dass ich genügen Puffer hätte, um vor Freya anzukommen, aber dennoch im Notfall auf ihre Hilfe zählen konnte. Vielleicht würde ich auch endlich mehr über die Hintergründe erfahren. Für Freya galt nur die Festnahme und Immobilisation der Feinde. Für mich war der Grund wichtig. Nicht, dass es die Schuld der Beteiligten mildern würde. Aber es beruhigte meine Neugierde.
 

Als ich am späten Nachmittag auf meiner Couch saß und angespannt aus dem Fenster starrte, dachte ich kurz daran, Santa zu schreiben. Doch dann fiel mir ein, dass ich seine Nummer nicht hatte.
 

Herrgott, dachte ich, diese Beziehung ist ein einziges Wrack.
 

Vermutlich würde es für immer bei Sex bleiben. Aber würde der Sex auch so leidenschaftlich sein, wäre das kein Problem. Jedenfalls vorerst nicht.
 

Kurzerhand beschloss ich noch ins Center zu fahren. Ich brauchte Ablenkung vor dem Fall. Ich hätte noch den ganzen morgigen Tag, um meinen Plan zu verfeinern. Denn im Groben stand er ja bereits fest: Vor Freya an Mr. Greens Haus sein. Die Baupläne vom Gebäude hatte ich mir bereits von Ethans Rechner geklaut. Alles andere… musste ich sowieso dem Zufall überlassen.
 

Das Center war wie immer brechend voll. Besonders an einem kalten, schneevollen Nachmittag suchten viele die warmen Hallen auf, um zu shoppen. Ich schlenderte durch die Gänge und genoss es enorm mal Besucher und nicht Angestellter zu sein. Obwohl ich mir manchmal Sorgen um mein Privatleben machte. Wenn ich den freien Tag schon nicht auf der einen Arbeit verbracht, verbrachte ich ihn freiwillig auf der anderen Arbeit. Das konnte nicht gesund sein.
 

In dem Moment, wo ich jedoch Santa wie immer fröhlich lächelnd auf seinem Stuhl sitzen sah, war ich froh hergekommen zu sein. Ich holte mir einen Glühwein und setzte mich auf die Bank, an der ich bisher immer saß, wenn ich ihn beobachten wollte. Es dauerte auch nicht lange, bis mich ein Engelchen sah. Die junge Dame konnte mich wohl noch nicht ganz einordnen und verteilte einfach weiter Schokolade. Als sie dann zu zweiten Mal hersah und mich genauer betrachtete, begann sie zu lächeln. Ob aus Höflichkeit oder weil sie mich wirklich erkannt hatte, wusste ich nicht. Ich erwiderte das Lächeln einfach mal.
 

Kurz bevor mein Glühwein leer war, flüsterte sie Santa auf einmal etwas ins Ohr. Just in dem Moment ging sein Kopf hoch und er sah in meine Augen.
 

Mein Herz klopfte auf einmal stärker und mir wurde warm.
 

Santa lächelte breit und winkte mir zu. Ich winkte zurück und schämte mich sofort für die peinliche Aktion, sich einfach herzusetzen und nur zu starren. Vermutlich wäre es klüger und netter gewesen, einfach zu ihm gegangen zu sein. Aber ich war nun mal Mr. Sozial-Inkompetent.
 

Er sprach mit seinen Engelchen, die prompt seinen Platz einnahmen und die Kinder weiterhin mit Schokolade versorgten. Mit großen und schnellen Schritten kam er auf mich zu.
 

»Mr. Lewis«, sagte er wie immer und griff sofort nach meinem Arm. Ich stand schnell auf und wurde mit einem innigen Schmatzer begrüßt. »Was machen Sie denn hier? Haben Sie nicht heute frei?«
 

Für einen kurzen Moment war ich sprachlos. Er kam extra für mich her, stellte dafür seine Engelchen hin, küsste mich in aller Öffentlichkeit auf den Mund und machte damit sehr deutlich, was wir waren und … wusste, wie meine Arbeitszeiten waren?
 

»Ich… ich wollte etwas Ablenkung und … dachte, ich komme mal vorbei«, murmelte ich, während ich in seinen Armen wankte. Meine Beine wurden wieder etwas wackelig.
 

»Sie wollten mich also sehen?«, fragte Santa und grinste breit.
 

Meine Wangen färbten sich etwas rosa, als ich vorsichtig nickte.
 

»Sie sind wundervoll, Mr. Lewis.«
 

Es pochte in mir und ich wusste, dass das Rosa schnell zu Rot wurde.
 

»Wie lange sind Sie noch hier?«, fragte er und ließ mich schließlich los. »Ich hatte meine Pause schon. Hätte ich gewusst, dass Sie noch kommen, dann –«
 

»Nein, oh Gott, nein«, unterbrach ich ihn. »Ihre Pause nehmen Sie bitte, wann Sie sie brauchen. Ich bin sicherlich noch eine Weile hier. Haben Sie denn bald Schichtende?«
 

»Leider erst, wenn das Center schließt.«
 

Ich starrte auf die Uhr. Das waren noch drei Stunden. Eine lange Zeit, die ich eigentlich nicht im Center verbringen wollte. »Ach, ich wollte Sie einfach nur kurz sehen. Mehr nicht. Ich würde mir sowieso wünschen, wir würden uns vielleicht mal woanders treffen.« Da lachte ich nervös auf und kratzte mich am Hinterkopf. Meine roten Wangen pochten.
 

Santa schwieg. Als nach einigen Sekunden nichts kam, sah ich unsicher in seine Augen. »Nein…?«, hauchte ich vorsichtig und zog die Augenbrauen zusammen.
 

Sein Blick war unergründlich. Irgendwie neutral und doch angespannt. Er schien nachzudenken, tief in seinem Verstand zu wühlen, was er als Nächstes sagen sollte. Wollte er wirklich diese Sexbeziehung im… Center führen?
 

»Mr. Lewis«, sagte er schließlich sehr leise. »Ich werde nach Weihnachten zurückgehen. Nach Litauen.«
 

Mein Atem stockte. Oh, natürlich. Da war endlich der Haken. Er würde nicht mehr in London sein.
 

Die Enttäuschung musste mir wohl fast aus dem Gesicht gelaufen sein, denn er griff sofort nach meinen Wangen und küsste mich liebevoll auf die Lippen. Ich fühlte mich wie überfahren. Dass es so ein Ende nehmen würde, hätte ich nicht gedacht.
 

»Ich bleibe nicht lange, es ist nicht für immer«, versicherte er mir und bemühte sich um ein Lächeln. Der Plastikbart zog sich dabei erneut nach oben. »Wenn ich wieder da bin… bin ich mir sicher, können wir uns außerhalb dieser vier Wände sehen. Nur jetzt… im Moment geht es einfach nicht.«
 

Ich nickte stumm. Seine warmen Hände lagen noch immer auf meinen Wangen, während seine Daumen über meine Haut streichelten.
 

»Eventuell«, flüsterte ich schließlich und begann an den morgigen Tag zu denken. »bin ich morgen auch weg. Ich weiß es noch nicht.«
 

Santas Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Langsam glitten seine Hände auf meine Schultern. »Wohin gehen Sie, Mr. Lewis?«
 

Seine Stimme war auf einmal dunkel und wirkte sehr viel weniger freundlich als vorher. Ich hob die Schultern an, um meine Unsicherheit zu unterstreichen. »Ich weiß es noch nicht. Morgen ist ein… wichtiger Tag. Eventuell … können Dinge passieren, auf die ich keinen Einfluss habe.«
 

Sein Blick wurde düster. Er sagte einige Momente lang nichts, sodass ich unsicher zu ihm aufsah.
 

»Habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragte ich vorsichtig und tastete nach seinem Oberkörper. Alles in ihm schien angespannt zu sein. Seine Muskeln und sein Gemüt.
 

»Nein«, sagte er langgezogen und musterte dabei intensiv mein Gesicht. »Sie sagen es nur so… determiniert. Ich habe Angst, Sie reiten sich da in etwas rein.«
 

Jetzt war ich an der Reihe die Augenbrauen zusammenzuziehen und verwirrt zu schauen. Zwar war ich schon das ganze Gespräch über extrem neben der Rolle, doch nach Santas Besorgnis intensivierte sich der Zustand enorm. »In etwas reinreiten?«
 

»Vergessen Sie‘s«, sagte er auf einmal und lächelte, als wäre nichts geschehen. »Ich habe da vielleicht etwas zu viel reininterpretiert.«
 

Ich nickte langsam und bemühte mich auch um ein Lächeln. »Ich wollte Sie einfach sehen…«
 

Santas braune Augen wurden auf einmal weich. Sie schimmerten im Licht der Girlanden um uns herum. Sie wirkten fast traurig.
 

»Ich möchte Sie noch einmal lieben«, sagte er schließlich und griff nach meinen Händen. »Lassen Sie es noch einmal zu?«
 

»I-Ist das… ist das jetzt schon das Ende?«
 

Mein Herz schlug so feste gegen meine Brust, dass ich Angst hatte, er würde es selbst über die Lautsprecher und die Menschen um uns herum hören.
 

»Sagen Sie es mir«, hauchte er dunkel.
 

Erneut war da diese Stimmung zwischen uns. Etwas Elektrifizierendes und doch Verstörendes. Etwas, von dem ich nicht wusste, wie ich es einordnen sollte.
 

»Also eigentlich«, begann ich und drückte seine Hände, »wollte ich das zwischen uns noch eine Weile aufrechterhalten. So lange… wie es eben geht.«
 

Santa lächelte. »Sie klangen gerade so nach Abschied.«
 

»Ich weiß«, lachte ich unangenehm berührt. »Ich weiß einfach nicht, was morgen passieren wird. Vielleicht komme ich auch nicht wieder, aber… ich denke schon.«
 

Sein Kieferknochen bewegte sich merklich hin und her, als würde er Worte mit Kraft zurückhalten wollen.
 

»Sie dürfen mich noch einmal lieben«, sagte ich schließlich und presste mich näher an ihn, sodass sich unsere Körper berührten. »Aber nur unter einer Bedingung.«
 

Santas Augen weiteten sich. »Die da wäre?«
 

»Ich will Ihre Handynummer.«
 


 

Wie immer brauchte Santa nicht viel Überzeugungskraft, um sich einfach so mit mir davon zu machen. Die Engelchen kicherten alle etwas verlegen, ließen ihn dann jedoch gehen. Interessant, wie sie am Anfang noch um ihn buhlten und es jetzt mit Leichtigkeit hinnahmen, dass er schwul war. Vermutlich war es für sie einfacher zu akzeptieren, als eine Konkurrentin.
 

Er zog mich liebevoll, aber bestimmend durch die vollen Gänge. Schließlich blieb wir erneut beim Personalgang stehen.
 

»In den Putzraum können wir nicht«, sagte er leise. »Die Putzkräfte werden bald kommen und ihre Sachen holen.«
 

Mein Herz hämmerte ungnädig gegen meinen Torso. Suchten wir gerade etwa erneut nach einem Ort im Shopping-Center, wo man ungestört Sex haben konnte? Ich sollte vielleicht ein Buch darüber schreiben, dachte ich beiläufig.
 

Während wir händchenhaltend den Personalgang entlang gingen, erreichten wir irgendwann den Ausgang zum Parkdeck. Dort war ein Schild für eine Toilette.
 

»Ich wusste gar nicht, dass hier eine Toilette ist«, murmelte ich beiläufig und stierte das Schild an.
 

»Ich auch nicht. Aber ich arbeite hier auch nicht seit drei Jahren. Vielleicht wissen mehrere Leute nicht, dass hier ein WC ist.«
 

Mit diesen Worten zog er mich Richtung Toiletten. Er merkte sich die Dinge, die ich ihm sagte. Wie lange ich hier arbeitete hatte ich ihm mal ganz zu Beginn verraten. Ein gutes Gedächtnis hatte er also schon mal.
 

Die Räumlichkeiten waren nicht sehr schön – Kabinen an Kabinen reihten sich aneinander. Die Wände ungepflegt und die Kacheln teilweise schon abgetragen. Diese Toilette wurde tatsächlich nur selten benutzt und wohl auch nur selten gewartet.
 

»Nicht sehr schön hier«, säuselte ich leise, während ich das Innere mit den Augen abfuhr. Santa setzte sofort zum Gehen an.
 

»Dann suchen wir etwas anderes.«
 

»Nein«, grinste ich und zog ihn wieder zu mir, »es ist in Ordnung. Irgendwann…«, da sah ich in die weite Ferne jenseits seiner Schulter, »… werden wir es in einem warmen, gemütlichen Bett tun. Auf diesen Tag freue ich mich schon.«
 

Ich wollte ironisch sein und kicherte laut, um meinen Punkt zu untermalen. Doch Santa sah etwas zerknautscht in meine Richtung. »Das wünsche ich mir auch…«
 

Seine so sensibel ausgesprochenen Worte machten mich stutzig. »Irgendwie klingt es so nach Abschied…«
 

»Ja«, stimmte er mir knapp zu. »Vielleicht ist das ein Abschied.«
 

Auf einmal war die erotische Stimmung wieder verloren gegangen. Wir standen aneinander geklammert inmitten der Toilette und starrten uns an.
 

Schließlich beugte sich Santa vor und küsste mich sinnlich auf die Lippen. Vorsichtig knabberte er an meiner Unterlippe, bevor er sie wieder mit seiner vereinte. Der Kuss wandelte sich überraschenderweise doch schnell in ein heißes Zungenspiel. Seine starken Arme griffen nach mir, hoben mich ein Stück hoch und ließen mich förmlich über den Boden schweben, während er uns beide in eine der hinteren Kabinen beförderte. Mit einer schnellen Bewegung schloss er ab und presste mich gegen die kalte Toilettenwand, an der einige Dinge mit Alkoholmarker geschrieben waren. Wir küssten uns, als gäbe es kein Morgen. Er griff nach meinen Hüften, presste sie an sich und knetete dabei meinen Hintern.
 

»Mh… oh… ja…«, säuselte ich bereits im Delirium und klammerte mich an seine Schultern. Es dauerte nicht lange und er begann mich auszuziehen. Mit fast hektischen Bewegungen tat ich es ihm gleich und knöpfte seine Jacke auf, um an seine Hose zu kommen.
 

Schnell packte ich sein halbsteifes Glied aus und begann es zu streicheln. Er seufzte schwermütig und küsste derweil meinen Nacken entlang. Inzwischen hatte er auch meine Männlichkeit befreit und gab ihr einige druckfeste Berührungen. Ich seufzte sehnsüchtig in seinen Mund und vereinnahmte gänzlich seine Zunge mit meinen Lippen.
 

»Mr. Lewis«, seufzte Santa auf einmal auf, löste sich von mir und deutete mir mit einer Handbewegung an, dass ich mich umdrehen sollte.
 

Ich tat sofort, wie von mir verlangt und fühlte mich im Nu wie eine Hure, die man auf der Straße aufgesammelt und nun in eine nächstgelegene Toilette gezerrt hatte, um sie dort hart ranzunehmen. Und wenn ich ganz ehrlich war: Der Gedanke turnte mich an.
 

Santa drückte meinen Rücken in Position und griff nach meiner Hüfte. Mit einer schnellen Bewegung schob er meine Füße mit seinen noch ein Stück auseinander, sodass ich extrem breitbeinig vor ihm stand – mit meinem Hintern in der Höhe.
 

Er musste etwas in die Knie gehen, um mich gut erreichen zu können, doch das schien ihm nichts auszumachen. Letztendlich beugte er sich sogar zu mir vor und leckte einmal großzügig über meinen Eingang.
 

»Oh! Oh, das ist… mhh…«, stöhnte ich gedämpft auf; wissend, dass jederzeit jemand hereinkommen konnte.
 

»Fühlt es sich nicht gut an?«, hakte Santa mit rauer Stimme nach und leckte erneut über die Stelle. Ich spürte, wie die Spitze seiner Zunge in mich eindrang.
 

»Oh doch… ja… das fühlt sich… enorm gut an«, seufzte ich sehnsüchtig und streckte mich nach den Berührungen. Er leckte und küsste so lange meinen Eingang, bis er feucht genug war, um einen Finger einzuführen. Der ging so einfach in mich hinein, dass er gleich einen zweiten einführte.
 

»Tu es…«, raunte ich und drehte mich ein Stück zu ihm. »Fick mich einfach. Du darfst nicht so lange weg sein.«
 

»Ich bin so lange weg, wie ich weg bin«, knurrte er gefährlich, als hätte ich ihn in seiner Lieblingsbeschäftigung gestört.
 

Er fingerte mich zwar noch einige Momente in absolute Ekstase, nahm sich meinen Vorschlag aber wohl doch zu herzen und zog sich schnell aus mir heraus, als eigentlich nötig gewesen wäre, um mich auf ihn vorzubereiten. Doch ich liebte den leichten Schmerz, der durch meinen unteren Rücken zog, wenn jemand unvorbereitet in mich eindrang.
 

Und genau das tat Santa, nachdem er mit flinken Fingern das Kondom übergezogen hatte.
 

»Oh, fuck, ja!«, stöhnte ich nun doch laut auf, obwohl ich mir das Gegenteil fest vorgenommen hatte. »Genau da!«
 

Er fackelte nicht lange und stieß mit kräftigen und ruppigen Bewegungen in mich rein. Da war es wieder: das Tier. Die ganze Zeit hing eine Regenwolke über uns, es klang nach Abschied und er schien absolut enttäuscht darüber zu sein. Zärtlich, liebevoll und fürsorglich hatte er mich mehrmals geküsst und mich darum gebeten ‚noch einmal mit ihm Liebe zu machen‘.
 

Und dann vögelte er mich so hart gegen eine dreckige Toilettenwand, dass die schwarze Schrift des Alkoholmarkers und die Sternchen, die ich sah, in meinem Blickfeld eins wurden. Das dubiose daran: Ich mochte beide Seiten an ihm sehr gerne.
 

Keuchend und stöhnend gaben wir uns dem rauen Sex hin. Ich stöhnte immer wieder vor mich hin, während von ihm nur leises Brummen oder Seufzen zu hören waren.
 

Er kam so tief in mich rein, dass ich das Gefühl hatte, er traf bald auf meine Magengegend. Gerade, als ich in meinem nebeligen Kopf darüber nachdachte, mich selbst anzufassen, zog er sich aus mir raus.
 

Ich keuchte auf, drehte mich hastig um und sah ihn mit fragendem Blick an. War es schon vorbei? War er gekommen? Hatte ich was nicht mitbekommen?
 

»Kommen Sie«, sagte er etwas außer Atem und deutete mir mit Händen an, dass ich mich wieder umdrehen sollte. Mit wackeligen Beinen tat ich, wie von mir verlangt und lehnte schließlich erschöpft an der Toilettenwand. Er zog meine Hose noch ein gutes Stück weiter runter, bis er ein Bein von mir packte und es aus dem Hosenbein zerrte. Das Ganze verlief etwas unkoordiniert und hektisch, als könnte er keine Sekunde länger warten.
 

Mit einem tiefen Seufzer hob er mich hoch und presste mich erneut gegen die Wand. Sein Schwanz berührte bereits meinen feuchten Eingang.
 

»Ich will Ihr Gesicht sehen, wenn Sie kommen«, säuselte er mir entgegen und küsste mich leidenschaftlich auf die Lippen. Ich umschlang seinen Nacken mit den Armen und ließ mich einige Zentimeter in seinem Griff fallen. Langsam glitt er erneut in mich ein, bis er vollständig in mir drin war. Nach nur wenigen Korrekturen unserer Position begann er in mich hineinzustoßen. Das stetige auf und ab ließ mich noch mehr Sternchen als zuvor sehen. Mein Kreislauf fuhr mit dem ganzen Gestöhne, den leichten Schmerzen und dem Herzklopfen ordentlich Achterbahn.
 

Unsere Münder fanden regelmäßig zueinander. Wir küssten uns, bissen uns und leckten uns bis wir beide nach Atem ringen. Es war leidenschaftlich, wild und irgendwie primitiv. Nicht, dass wir sonst so hoch anspruchsvolle Gespräche geführt hatten, doch einen gewissen Intellekt hatte ich nie abgelegt.
 

Hier schon.
 

»Oh, fuck, ja… genau da… ja!«, keuchte ich in sein Ohr und klopfte mir dabei selber auf die Schulter, wie eloquent ich wieder einmal war.
 

Das stetige Reiben und Berühren brachten mich zügig zum Orgasmus. Gerade, als ich ihn vorwarnen wollte, dass ich kurz davor stand zu kommen, hörte ich ihn dunkel stöhnen. Er kniff die Augen zusammen und hielt für einen kurzen Moment den Atem an. Ich küsste ihn hungrig auf die Lippen, als auch ich meinen Orgasmus zuließ. In letzter Sekunde dachte ich daran, meine Hand als Schutzschild vor etwaigen Spermaflecken auf unserer Kleidung zu verwenden.
 

Für einige Sekunden verharrten wir in unserer innigen Umarmung und suchten nach Luft. Schwer atmend schwiegen wir, bis Santa sich mit mir von der Wand löste. Er glitt langsam aus mir heraus, während wir uns langsam voneinander lösten. Der tiefe Augenkontakt folgte sofort.
 

»Mr. Lewis«, begann Santa mit leiser, rauer Stimme.
 

»Nennen Sie mich doch wenigstens beim Vornamen«, kicherte ich schwächlich und strich liebevoll über seinen Nacken. Die weißen Plastikhaare hatten sich etwas verknotet.
 

Santa sagte nichts, sondern starrte einfach nur weiter in meine Augen. Irgendwann, nachdem er erneut einfach nur für mehrere Momente schwieg, küsste er mich mit viel Druck auf die Lippen. Es war ein einfacher Kuss, der schnell kam und schnell endete.
 

Vorsichtig setzte er mich auf dem Boden ab und machte sicher, dass ich einen guten Stand hatte. Schließlich zogen wir uns wieder an und richteten die Kleidung, um wieder ansehnlich in die Öffentlichkeit gehen zu können. Unsicher spähte ich aus der Kabine, doch war mir sicher, dass währenddessen niemand hereingekommen war. Und wenn doch – er hatte wohl sofort wieder kehrt gemacht.
 

Santa nahm mich an die Hand und begleitete mich aus der Toilette. Ich lächelte ihn zwischendurch mal an. Er erwiderte das Lächeln nur zögernd.
 

Das war wohl wirklich ein Abschied. Irgendwie tat es weh. So schnell wie es gekommen war, so schnell endete es? Nur, weil ich die Andeutung auf den morgigen Tag gemacht hatte?
 

»Bitte wissen Sie, dass ich es nicht so ernst mit morgen meinte«, sagte ich schließlich aus heiterem Himmel und erhoffte mir eine milde Reaktion. »Ich wollte nicht andeuten, dass ich verschwinde oder… Sie verlasse.«
 

Santa blieb stehen und sah mir dabei tief in die Augen. Seine Schokoladenbraunen Augen glitzerten erneut im Licht der Weihnachtsbeleuchtung des Centers. »Sie wirkten unsicher über das Ergebnis der morgigen Begebenheit.«
 

»Das… bin ich noch immer, aber –«
 

»Dann tuen Sie es nicht«, sagte Santa auf einmal sehr bestimmend. »Kommen Sie morgen einfach zu mir. Wir trinken einen Tee zusammen. Und dann… suchen wir uns einen schöneren Ort für unsere Zweisamkeit.«
 

So schön wie das klang, so sehr wusste ich auch, dass es nicht ging. Ich musste Mrs. Iwanowna helfen. Und Wolkow wollte ich eins auswischen. Ich wollte ihn zur Rede stellen. Vermutlich würde ich mich bis in mein Grab darüber ärgern, wenn ich bei der Razzia nicht dabei gewesen, sondern stattdessen mit Santa gevögelt hätte.
 

»Ich muss«, sagte ich sanft und lächelte mein bestes Lächeln. »Aber ich will Sie wiedersehen.«
 

Santa seufzte langgezogen, als hätte er diese Antwort bereits erwartet. Er klang so, als wüsste er, was morgen passieren würde. Tat er das? Wusste er … über mich Bescheid? Nein, oder?
 

»Das werden Sie auch«, versicherte er mir schließlich und löste sich von mir. Er kramte in seiner Hosentasche nach seinem Handy und reichte es mir schließlich. »Geben Sie mir Ihre Nummer. Ich schicke Ihnen eine SMS. Dann haben Sie meine.«
 

Ich grinste breit und vergaß alles, was ich vorher gedacht hatte und tippte meine Nummer ein. Als Santa es wieder zurück nahm, nickte er und tippte einige Worte, bis er es schließlich wieder zurück in die Tasche fallen ließ und ich ein Vibrieren in meiner Tasche spürte.
 

»Bis morgen, Mr. Lewis«, verabschiedete er sich wie er es immer tat und küsste mich sehnsüchtig auf den Mund.
 

Ich schloss die Augen, sog noch einmal seinen herben Geruch ein und musste schließlich in den Kuss grinsen. Ein bisschen Dramatik und ich hatte zumindest seine Handynummer bekommen. Was ich wohl für den Rest alles tun müsste? Meinen Tod vortäuschen?
 

»Bitte passen Sie auf sich auf«, fügte er seiner Verabschiedung noch hinzu. Letztendlich lächelten wir uns noch einmal an, bis er wieder zurück zu seinem Stuhl ging, wo die Engelchen ihn schon sehnsüchtig erwarteten. Ich sah ihm noch eine Weile hinterher, bis ich schließlich das Center verließ.
 


 

Noch am selben Abend suchte ich seinen Namen in unserer Datenbank. Niemand wurde gefunden. Er war also schon mal keiner von Freyas Spitzeln, die sie gerne und häufig auf mich und andere ansetzte, wenn sie vermutete, dass wir Geheimnisse hatten, die wir nicht hätten haben dürfen.
 

In der normalen Online Suche fand ich nur einen Jurijus Bluvšteinas, der Kriminologe und Professor in Litauen war. Aber der war bereits tot. Ansonsten gab es nichts um diesen Namen. Nun ja, das war keine Seltenheit, dass Menschen nicht online waren. Vielleicht mochte er Facebook und Co. gar nicht.
 

Erst im Bett dachte ich daran auf mein Handy zu schauen. Da war noch Santas SMS, die ich schnell öffnete und las.
 


 

»Tun Sie es nicht.«


Nachwort zu diesem Kapitel:
*Spannungsbogen wird gezogen*



*Hat vergessen Adult zu markieren, nun speichert er die Änderung nicht - SORRY* Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CaptainMoek
2018-12-15T17:29:40+00:00 15.12.2018 18:29
So, ich komme auch endlich mal wieder dazu, einen Kommentar zur Geschichte zu schreiben. :) Und...schäme mich gleichzeitig dafür, dass mir gar nicht so viel einfällt außer WOW und FANTASTISCH! .___. <3

Ich bin wirklich immer total gerne dabei und liebe sowohl die Sexszenen (die wirklich ziemlich, ziemlich nice sind!), als auch die spannenden Teile, bei denen man richtig mitfiebert...die Mischung ist so klasse aufeinander abgestimmt! Da bin ich doppelt gespannt, wie es denn jetzt endlich, endlich weitergeht und was Santas wahre Identität ist. :))

GlG! :) <3
Von:  Jitsch
2018-12-15T13:06:04+00:00 15.12.2018 14:06
Puh, jetzt erhöht sich das Tempo aber. Santa weiß ziemlich sicher mehr über Kyle als umgekehrt. Dass er seine Arbeitszeiten kennt ist auch verdächtig. Ich bin auf jeden Fall gespannt was bei der Razzia passieren wird. Falls Santa Wolkow ist, ist er jetzt gewarnt. Kyle sollte wohl bessrt auf ihn hören, aber das wird er sicher nicht...
Von: Karma
2018-12-14T12:37:04+00:00 14.12.2018 13:37
Herrlich, die Spannung. Die Story wird mit jedem Kapitel besser und besser.
♥____♥
Von:  sma
2018-12-14T10:03:06+00:00 14.12.2018 11:03
Also momentan bin ich davon überzeugt, dass Santa zwar nicht Wolkow persönlich ist, aber auf jeden Fall richtig tief in der Geschichte mit den Russen drin steckt udn auch auf deren Seite steht. Ich bin mir auf jeden Fall zu 100% sicher, dass er zumindest weiß, welchen Job Kyle noch hat.

Ich bin auf jeden Fall schon sehr gepannt, wie es jetzt wieder geht! °__°


Zurück