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Fünf Liebeserklärungen

von

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Achilles Tolliver x Percival Graves

Ich liebe dich“, hauchte Tolliver der Akte entgegen, die aufgeschlagen auf seinem Schreibtisch lag. Er war froh, dass die Nachtschicht ausgerückt war und er deshalb das ganze Großraumbüro für sich alleine hatte. So konnte er all die Dinge einmal aussprechen, die derzeit in seinem Kopf herumspukten. „Ich liebe dich“, wiederholte er und versuchte sich an den Klang der drei Worte zu gewöhnen. Sie hörten sich seltsam an, wenn er sie dachte und wenn er sie aussprach, war es fast noch schlimmer. „Ich habe dich vermisst“, versuchte er es noch einmal, „Und ich liebe dich.“

 

„Ich dich auch.“

 

Tolliver zuckte zusammen. Entsetzt drehte er sich um und erstarrte. Hinter ihm stand nicht Smith von der Nachtschicht, sondern ...

„M-Mr. Graves?“, presste er hervor und starrte den anderen Mann mit großen Augen an. Wie viel hatte er gehört? Glaubte er wirklich ... Oh nein, nein. Sicher nicht. Er konnte nicht ... Unmöglich. Aber trotzdem musste er wohl ...

„I-Ich habe nur ... also ... ich wollte ... ähm ... Ich wollte nur wissen, wie es klingt“, verteidigte er seine Aussage. Doch selbst in seinen Ohren hörte sich das Ganze ungewohnt kläglich an.

Mr. Graves winkte ab. „Ist schon gut. Ich verstehe das“, versicherte er, „Allerdings ...“

„Allerdings?“ wiederholte Tolliver und beobachtete, wie sein ehemaliger Vorgesetzter näher an seinen Schreibtisch herantrat.

„Allerdings glaube ich, wenn Sie es üben müssen, ist es nicht das, was Sie Ihr sagen sollten.“

Tolliver legte den Kopf schief. „Was sollte ich ihr denn sagen?“, fragte er weiter.

Mr. Graves ließ sich mit seiner Antwort Zeit, musterte zunächst die Akte auf seinem Tisch, dann ihn und schließlich sogar die Handschuhe, die er nach der Mittagspause gedankenverloren auf die Tischplatte geworfen hatte. Schließlich streckte er die Hand nach ihnen aus und fuhr mit den Fingerspitzen sanft über das weiche Leder.

„Wäre ich an Ihrer Stelle, ich würde sie fragen, warum sie mich nicht mitgenommen hat“, präzisierte er seine Aussage.

„Wie bitte?“

„So weit ich weiß, ist sie ohne ein Wort nach Paris gereist“, erklärte Mr. Graves weiter, während er ein hellbraunes Haar vom Rücken des Handschuhs pflückte und dieses wie nebensächlich vom Tisch fallen ließ.

„Sie hat einen Auftrag“, widersprach Tolliver, „Der Chef hat sie persönlich ...“

„Papperlapapp! Aurorenaufträge vergibt man am besten immer an ein Team. Ms. Goldstein ist gut, keine Frage, aber sie ist kein Team. Allerdings ...“

„Könnte sie eines werden, würde sie mich in ihre Pläne einweihen.“

Mr. Graves nickte bedächtig. „Ich will nicht so klingen, als wollte ich Ihnen Ihre Beziehung schlechtreden“, versicherte er, während er endlich von dem Handschuh abließ.

„Dafür sind Sie ziemlich gut darin.“ Tolliver lächelte freundlich, auch wenn ihm ganz und gar nicht nach lächeln zumute war. Wenn sein Gegenüber recht hatte, konnte er das mit Ms. Goldstein vergessen. Wie hatte er überhaupt annehmen können, dass sie ihn auf diese Weise mochte? Waren es ihre gemeinsamen Abendessen gewesen, oder der Eifer, mit dem sie sich auf seine Fälle gestürzt hatte? Oder vielleicht auch die kleinen Berührungen, die so zufällig gewesen waren, dass sie vielleicht wirklich nicht ... Oh ...

Tolliver seufzte geschlagen. „Bitte glauben Sie nicht, ich würde Ihre Meinung nicht schätzen“, murmelte er, „Es ist nur ...“

„Sie fühlen sich gerade ein wenig ausgenutzt.“

Er nickte.

„Und Sie sollten seit Stunden Zuhause sein.“

Er nickte noch einmal.

„Warum gehen Sie dann nicht einfach?“

Tolliver schüttelte den Kopf. „Ich würde ja gerne“, gab er zu, „Aber ich glaube, wenn ich das jetzt tue, werde ich morgen früh meine Akte vermissen.“

Mr. Graves erstarrte. „W-Wie kommen Sie denn darauf?“, fragte er überrascht.

„Es ist zehn Uhr abends, die Nachtschicht ist nicht da und ein ehemaliger Auror steht neben meinem Schreibtisch und drängt darauf, dass ich nach Hause gehe. Wie viele sind es, Sir?“

„Verzeihung?“

„Wie viele Akten haben Sie sich auf diesem Weg schon ausgeliehen?“

Mr. Graves fuhr sich nervös durch die Haare. „Nun, ein paar ... vielleicht“, gestand er dann und plötzlich schien er die Handschuhe wieder verdächtig interessant zu finden.

Tolliver schüttelte den Kopf. „Haben Sie sie zurückgebracht?“, bohrte er weiter.

„Natürlich habe ich sie zurückgebracht. Ich will die Ermittlungen ja nicht gefährden.“

„Also stellen Sie heimlich Ihre eigenen an“, schlussfolgerte er.

Mr. Graves schwieg dazu, doch er musste auch nichts sagen. Ein Blick in sein Gesicht verriet Tolliver ohnehin alles. „Dann ist an den Gerüchten also etwas dran?“, fragte er weiter.

„Welchen Gerüchten?“, fragte Mr. Graves zurück.

„Die, die besagen, dass Sie und Ms. Goldstein ...“

Mr. Graves zog die Stirn kraus. „Was? Nein!“, widersprach er eilig, „Ich interessiere mich nicht für Frauen.“

Tolliver legte den Kopf schief. „Oh“, entfuhr es ihm. Das hatte er nicht kommen sehen. In seinem Kopf hatte die Geschichte einen ganz anderen Eindruck erweckt. Einen, der sagte, dass Mr. Graves schnüffelte, damit Ms. Goldstein im fernen Europa ...

Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. „Schauen Sie nicht so“, wies er Tolliver zurecht, „Sie wüssten es doch, würde ich Sie belügen.“

„Und woher wissen Sie das?“

Erneut fuhr Mr. Graves sich durch die Haare. Die Bewegung war schnell, beiläufig und doch ein klares Zeichen dafür, dass man ihn ertappt hatte. „Vielleicht habe ich mir ein oder zweimal Ihre Personalakte ausgeliehen“, gestand er schließlich, doch der Unterton in seiner Stimme, die kleine Nuance, die immer nur Tolliver zu hören schien, verriet, da war noch mehr.

Tolliver verschränkte die Arme vor der Brust. „Und?“, hakte er streng nach und brachte seinen Gegenüber so noch einmal aus dem Konzept. Einen Moment lang starrten sie einander an, dann knickte Mr. Graves erwartungsgemäß ein.

„Vielleicht habe ich auch eine Kopie davon“, murmelte er leise und hatte zumindest den Anstand, schuldbewusst auszusehen.

Tolliver atmete tief durch. „Warum das?“, wollte er nun wissen.

„Vielleicht, weil Sie eine ausnehmend interessante Lektüre sind?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2019-07-09T11:47:06+00:00 09.07.2019 13:47
Achilles Tolliver war das Date von Tina? Glaube auch da ist nicht sonderlich viel gelaufen, ausser paar Dates und Tina hat ihrer Schwester iwas geschrieben, um sie ruhig zu stellen xD
Schade, dass man kein Bild vor Augen von ihm hat^^


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