Zum Inhalt der Seite

Two Couples - Two Christmas Lovestories

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

10. Dezember

Marseille, 10. Dezember 2016, 23:38 Uhr

 

Das seichte Licht der Nachttischlampe erhellte das simpel eingerichtete Hotelzimmer. Stille beherrschte den Raum, sodass Phichit sogar das Atmen hören konnte, das zu der sich auf und ab bewegenden Brust gehörte, worauf sein Kopf bettete. Er konnte seinen Herzschlag an seiner Wange spüren, stetig, ruhig, angenehm. Der Thai seufzte leise, wohlig. Er genoss den Moment in vollen Zügen, doch ein bisschen Wehmut schwang mit. Nicht ewig würden sie so liegen bleiben können, viel zu bald musste die Person, die er am meisten auf der Welt liebte, wieder verlassen.

Zärtlich malte er ungesehene Kreise auf die nackte Brust, die er längst zu seinem persönlichen Kissen auserkoren hatte. Quittiert wurde dies mit einem kurzen Kuss auf seinen Hinterkopf. Selbst wenn er nicht allzu viel davon spüren konnte, zauberte ihm die Geste ein kurzes, glückliches Lächeln aufs Gesicht. Glücklich sein – das sollte er eigentlich. Dankbar für das Glück, dass er hatte, für die Liebe, die er bekam. Und dennoch blieb das Lächeln nicht kurz. Es war ungewöhnlich für ihn, so ein Gesicht zu machen, doch immer, wenn sie dem Abschied entgegen blickten, wurde er traurig. Das war doch normal, nicht wahr? Niemand verabschiedete sich gerne von der Person, die er liebte. Vor allem dann nicht, wenn die Trennung Wochen dauern würde.

 

„Ciao Ciao?“

 

„Mh?“

 

„Willst du wirklich über Weihnachten nicht herkommen?“

 

Stille. Es war nicht das erste Mal, dass sie darüber sprachen, aber Phichit konnte es einfach nicht gut sein lassen. Er wusste, dass sowohl in Italien als auch in den USA Weihnachten ein wichtiges Fest war. Ihm war klar, dass es nicht an einen Ort wie Bangkok gehörte. Und sicherlich hatte er Besseres zu tun, als Weihnachten genau dort zu verbringen – seine Familie besuchen zum Beispiel. Zusammen mit ihnen sitzen, feiern, Geschenke austauschen. Phichit wusste zumindest so viel über das Fest. Es gehörte zwar nicht zu seiner Religion, dennoch wurden vereinzelte, öffentliche Anlagen und Hotels dezent weihnachtlich geschmückt zu dieser Zeit, was dem Tourismus geschuldete war. Wenn Touristen Weihnachten in Thailand verbringen konnte, dann konnte Ciao Ciao das doch auch, so wünschte er.

 

Ciao Ciao seufzte schwer.

„Ich kann nicht.“

 

Allein bei den Worten kuschelte sich Phichit beinahe protestierend mehr an die Brust des Älteren. Er wusste, dass die Frage, die in seinem Kopf herumschwirrte, falsch war. Sie durfte nicht ausgesprochen werden, wenn er nichts zerstören wollte. Dennoch kam sie wieder auf – wie so oft schon.

 

Bin ich dir nicht wichtig?

 

Das angenehme Gefühl von Ciao Ciaos Hand, die durch seine Haare strich, zauberte ihm eine Gänsehaut in den Nacken, die sich weiter über seinen Rücken ausbreitete. Ein schwacher Trost.

„Wegen deinen Eltern, deiner Schwester und ihren Kindern. Ich weiß...“, murmelte Phichit schmollender klingend, als er war.

 

„Familie ist wichtig, da wo ich herkomme.“

 

„Da wo du herkommst, wohnen Männer auch noch bei ihren Eltern, bis sie heiraten“, sagte Phichit trotzig, angestachelt von seinen Worten. Familie war wichtig. Und er war es nicht? Gehörte er denn nicht zur Familie? War er nur ein Zeitvertreib?

Phichit hob den Kopf bei Ciao Ciaos leisem, rauem Lachen, sah zu ihm, in das erheiterte Gesicht. Bei dem Licht sah er nur schöner aus, seine langen Wimpern zogen Schatten bis zu seinen Wangenknochen.

 

„Das sollte nicht witzig sein“, merkte Phichit an, stützte sich auf dem Bett auf, um hochzurutschen und sich hinzusetzen. Ciao Ciaos Hand schmiegte sich an seine Wange, kurz schloss er die Augen, während er seine eigene dazu legte.

„Ich will nicht, dass du mich immer alleine lässt...“

 

„Und ich will dich nicht alleine lassen“, sagte Ciao Ciao ruhig, ernst. „Trotzdem kann ich nicht für immer in Bangkok bleiben, das weißt du.“

 

„Ich weiß“, bestätigte er kaum hörbar. Phichit hatte es schon gewusst, bevor er Detroit verlassen hatte. Er hatte immer gewusst, dass es nicht leicht sein würde, nachdem sie sich jahrelang beinahe täglich gesehen hatten. Damals dachte er, er würde das schon schaffen, schließlich hatte er es auch immer geschafft, wenn Ciao Ciao mit Yuuri bei einem Wettkampf gewesen war.

Nun war es völlig anders als erwartet. Er musste naiv gewesen sein.

 

„Wir könnten heiraten“, kam es plötzlich aus seinem Mund, ohne, dass er groß darüber nachgedacht hatte. Es war ein kleiner, heimlicher Wunsch, der für ihn alles besser machen würde. Sie wären eine Familie, er wäre ein viel größerer Teil von Ciao Ciaos Leben. Er wäre wichtiger als nur sein Geliebter zu sein – und ganz oben drauf könnten sie zusammen wohnen, selbst wenn das bedeutete, dass er zurück nach Detroit gehen müsste. Thailand war schön. Es war schön, dass er in seinem Heimatland Eislaufen konnte, so wie früher, als er klein war. Ohne Ciao Ciao allerdings war es nicht halb so schön, wie sein Leben sein könnte, da war er sich sicher. Wenn er sich zwischen der heimischen Eishalle und seinem Trainer entscheiden musste – er würde letzteres wählen.

 

„Manchmal sagst du verrückte Dinge, Phichit.“

 

„Ich meine es ernst. Ich bin jetzt erwachsen und längst nicht mehr der Junge, der ich war, als ich nach Detroit kam. Das musst du doch selbst sehen“, stellte Phichit klar, energisch, drückte die Hand an seiner Wange dabei fester. Er konnte in Ciao Ciaos Gesicht sehen, dass er überrascht war, lächelte ihn an, zuversichtlich, dass ein besseres, schöneres Leben vor ihm liegen würde, zusammen mit Ciao Ciao.

„Stell dir vor, wie ich in einem weißen Anzug aussehen würde. Du würdest es nicht bereuen“, sprach er weiter, da von seinem Liebhaber nichts kam. Er verlor sich ein wenig in seiner Euphorie bei der Vorstellung. Ciao Ciao allerdings lächelte nur, wanderte mit der Hand von seiner Wange in den Nacken und zog ihn daran zu sich in einen Kuss.

„Ich weiß...“, murmelte es an seine Lippen.

 

Gefangen in einem Kuss, der mehr und mehr intensiv wurde, verdrängte Phichit den Gedanken wieder ein ganzes Stück in die Zukunft und genoss das, was er direkt vor sich hatte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  lula-chan
2018-12-13T15:13:19+00:00 13.12.2018 16:13
Eine schöne Geschichte. Sehr gut geschrieben. Gefällt mir.

LG
Antwort von:  Aphrodi
13.12.2018 23:42
Dankeschön, das freut mich sehr! :)


Zurück