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Two Couples - Two Christmas Lovestories

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24. Dezember (2)

Bangkok, 24. Dezember 2016, 19:13 Uhr

 

Phichit war ehrlich enttäuscht gewesen, denn in all den Tagen nach dem Video war der ersehnte Anruf, die ersehnte Nachricht, nicht gekommen. Andere Leute hatte ihn kontaktiert – angefangen bei Yuuri, Guang-Hong und Leo. Doch Ciao Ciao hatte sich nicht gemeldet. Wie immer tröstete er sich mit den Gedanken, dass er als Trainer einfach noch viel mit anderen zu tun hatte und dann waren da ja noch die Feiertage, die vorher für reichlich Stress sorgten. Geschenke mussten gekauft werden, Flüge gebucht und Häuser geschmückt. Zwar hatten sie die Tage über noch ein paar Nachrichten ausgetauscht, doch waren es lediglich kleine Liebesbotschaften, in denen sie sich entweder einen schönen Tag oder schöne Träume gewünscht hatten. Zu seinem besonders guten Lauf war kein Wort gefallen. Der Thai glaubte nicht, dass Ciao Ciao ihn überhaupt gesehen hatte.

 

Langsam zog ihn diese Vermutung wieder runter und so fiel es ihm schwer, sich richtig ins Training reinzuhängen. Ihm war bewusst, dass er sich nicht hängen lassen durfte, schließlich lag schon bald das nächste Turnier vor ihm und er musste, egal ob Ciao Ciao nun anwesend war oder nicht, Leistung bringen. Er musste besser werden, wenn er eine Medaille ergattern wollte. Bei der Vier-Kontinente-Meisterschaft würde die Konkurrenz nicht kleiner sein, wo schließlich Yuuri, Leo, Guang-Hong und JJ ebenfalls dabei waren. Und obwohl viele Neulinge es dieses Jahr nicht ins Grand-Prix-Finale geschafft hatten, waren auch sie starke Konkurrenten. Würde er schwächeln, könnten gleich mehrere von ihnen an ihm vorbeiziehen und ihm den Platz auf dem Treppchen streitig machen.

 

„Gleich nochmal!“, forderte Satsuki ihn auf und das völlig zurecht. Er musste noch mehr liefern, konnte es nicht immer nur von Ciao Ciao abhängig machen. Genau so wenig durfte er sich von all dem herunterziehen lassen.

Sie startete die Musik seiner Kür erneut, als er sich auf dem Eis in Position gebracht hatte. Gleich nochmal. Er würde es so oft wiederholen, wie es nötig war. Reiß dich zusammen, Phichit, dachte er sich.

Seine Kür war er diese Saison schon so oft gelaufen, er kannte jede Bewegung im Schlaf, dennoch musste er sich an einigen Stellen konzentrieren, an denen sein Körper eben nicht von alleine funktionierte. Sprünge, Pirouetten und das Achten auf genug Abstand zur Bande forderten ihn noch immer und gerade ersteres war es, das er noch schwer verbessern musste. Höher, weiter, mehr Umdrehungen. Schwierigkeitsgrad und der GOE waren schließlich das, was ihm mehr Punkte bringen konnte, ohne das Programm im Allgemeinen zu verändern.

 

Während er lief, versuchte er sich zu konzentrieren, sah nur das Eis und nichts um ihn herum. Die Musik ließ ihn wie immer in eine andere Welt sinken, in der es nur ihn gab – und deutlich zu viele Gedanken. Innerlich kämpfte er mit ihnen, damit sie nicht die Macht über ihn bekamen, schließlich wollte er seine Konzentration aufrecht erhalten. Es gelang, mehr oder minder.

Applaus riss ihn aus seiner Endposition, in der er schwer atmend nicht lange verharrte. Phichit hob den Kopf, sah zu Satsuki, doch erblickte er viel mehr als sie. Neben ihr stand der Mann, den er mehr liebte als Eiskunstlauf. Sein Herz fing an unstetige Sprünge zu machen, er war aufgeregt, glücklich. Seine Beine konnten ihn gar nicht so recht in der Geschwindigkeit vom Eis tragen, wie Phichit wollte. Weich waren sie wie Pudding und das lag nicht nur an seiner körperlichen Erschöpfung.

 

„Ciao Ciao!“, rief er hastig aus, mit einem Strahlen auf dem Gesicht, wie es die letzten Wochen nicht mehr zu sehen gewesen war. Schnell war er an der Bande angekommen, sah zu seinem Trainer herauf. „Du bist hier!“

 

Ciao Ciao lachte auf, tauschte kurz einen Blick mit einer freudig lächelnden Satsuki, die sich kurzerhand aus dem Staub machte. „Merry Kissmas“, sagte sie schmunzelnd, als sie an ihrem Trainerkollegen vorbei ging - es war ein Runninggag, der sich längst bei ihnen in Thailand eingebürgert hatte. Viele Thais hatten eben Probleme mit der englischen Aussprache.

In der Zwischenzeit hatte es Phichit vom Eis geschafft und fiel ihm um den Hals – das war besser als in jedem Film, wie er fand. Starke Arme schlossen sich um ihn und drückten seinen Körper an den seines Trainers. Er war so unfassbar glücklich. Wie sehr hatte er dieses Gefühl vermisst?

„Du hast mir so gefehlt!“

 

„Du mir auch, mein Kleiner“, entgegnete er ihm leise an sein Ohr. Phichit genoss es, seine Stimme zu hören, seinen Atem auf seiner Haut zu spüren. Mit geschlossenen Augen bettete er seinen Kopf auf Ciao Ciaos Schulter.

 

„Aber warum? Ich dachte, du wolltest Weihnachten bei deiner Familie verbringen...“

Nicht, dass er etwas dagegen hatte, dass Ciao Ciao hier war. Andererseits fühlte er sich auch ein wenig schlecht. Phichit wusste doch, wie wichtig ihm das alles gewesen war und nun war Weihnachten, doch Ciao Ciao war hier in Thailand – sehr weit weg von seiner Familie und das um eine Tagesreise mit dem Flugzeug. Unmöglich, dass er es jetzt noch rechtzeitig schaffen würde.

 

„Weil du jetzt auch zu meiner Familie gehörst“, schmunzelte Ciao Ciao, als wüsste er etwas Unterhaltsames, von dem Phichit noch nicht gehört hatte. Den Kopf fragend von seiner Schulter hebend, sah er ihm ins Gesicht. Ciao Ciao lächelte ihn heiter an und war gnädig genug, fortzufahren.

„Meine Familie hat mich förmlich aus dem Haus getreten, als sie gesehen hat, dass ich alleine aufgetaucht bin.“

 

„Das heißt- Sie wissen von mir?!“

 

„Nicht direkt. Sie wussten nicht, wem mein Herz gehört, aber sie wussten, dass ich es an jemanden verloren habe. Und jetzt wollen sie dich kennenlernen.“

 

Phichit traute seinen Ohren nicht. Das, was er sich immer gewünscht hatte, schien wahr zu werden. Er wollte Teil von Ciao Ciaos Familie sein und jetzt war er es. Ehrlich gesagt machte ihn das nervös.

Ciao Ciaos Hand strich ihm liebevoll über die Stirn, schob seinen Pony ein wenig zur Seite. Wenn er ihn so ansah, verschwand jede Sorge im Flug. Er vertraute Ciao Ciao in jeglicher Hinsicht – egal ob auf dem Eis oder daneben. Wenn er es seiner Familie erzählt hatte, dann würde es schon in Ordnung sein.

Mit einem Kuss – der lange überfällig war, übrigens – verflog schließlich jeder unnötige Gedanke.

 

„Merry Kissmas, Ciao Ciao“, murmelte Phichit an seine Lippen, erntete dafür ein leises Lachen von seinem Liebsten.

 

„Merry Kissmas.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2018-12-24T22:08:54+00:00 24.12.2018 23:08
Hach. Was für ein süßes Kapitel. Gefällt mir. Sehr gut geschrieben.

LG
Antwort von:  Aphrodi
26.12.2018 22:26
Schön, dass dir das kleine Happy End gefällt und dich sogar zum Schmachten bringt :D


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