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Tour de Japan

Zwei Hundebrüder, drei Schutzherren und jede Menge Zoff
von

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Am Stillen Ozean


 

D

er Hundedämon hätte dem vorlauten Halbblut am liebsten einen Fausthieb verpasst, verspürte dann jedoch unerwartet einen gewissen Hauch Zufriedenheit. Der fragte, wenngleich unverschämt, nach, erkannte an, dass er schon Militärtechniken gelernt hatte, als der noch nicht mal geboren war. „Halt den Mund.“ Er musste schließlich nachdenken.

Das tat auch Inu Yasha, der allerdings auch mit Unbehagen feststellte, dass die geisterhafte Besatzung vor ihnen recht metallisch glitzernde Schwerter trug – das würde sie als Lebende verletzen oder auch töten können. Gegen Seelen halfen auch keine Klauenangriffe oder Tessaiga, zumal, wenn man auch noch aufpassen musste nicht nach unten durchzubrechen. Und ja, gegen die Untoten konnte Tenseiga behilflich sein, aber da waren auch noch die Spinnenkinder samt Mama, die offenbar beschlossen hatten die Nachbarn zu besuchen und eine lebendige Straße auf dieses Wrack zu bilden begannen, über die beiden noch vorhandenen hölzernen Relings hinweg. Wieso nur hatten diese dämlichen Drachen die Schiffe dermaßen eng aneinander gekeilt? Von diesen eigenwilligen Flatterviechern über ihnen zu schweigen, die sie eindeutig entdeckt hatten, wenn er kreisende Vögel richtig einschätzte. „Ich versenke jetzt mal das Schiff hinter uns mit den Spinnen.“

Der große Bruder versagte sich eine weitere Reaktion als: „Nein.“

„Du meinst, wenn man diesen Kreis um diese komische Grüne See zerstört ist Ryujin nicht mehr besucherfreundlich? Wäre er das je? Ja, schön, aber … Hast du eine Idee?“ erkundigte sich der Halbdämon doch hoffnungsvoll.

Man antwortete auf Fragen der Untergebenen vor einer Schlacht, hatte Vater immer gesagt, nur dann kämpften sie gut. „Ja.“

Und weiter? Wenn der Kerl doch bloß mal mehr reden würde! „Und? Ich meine, wie erfolgversprechend?“ Keine Antwort, aber Sesshoumaru ließ die Geistern mit den realistischen Schwertern nicht aus den Augen. Also dachte der Herr Halbbruder noch nach, schloss daraus Inu Yasha. Er selbst wäre ja für draufhauen und durch, aber wenn hier schon Taktik erforderlich war – das hatte der hochwohlgeborene Hundeprinz doch wohl eher gelernt.

„Gehen wir,“ sagte Sesshoumaru. War nicht Angriff schon immer die beste Verteidigung gewesen? Und der Zugang zum Drachenschloss lag irgendwo vor ihnen. Zurück war unmöglich, diese Meerjungfrau würde sie kaum wieder abholen. Es ging nur voran. Er zog Tenseiga. So unnütz diese Klinge in aller Regel auch war – sie hatte gerade gegen Untote schon etwas Positives. Oh, ehe dieser Narr noch auf irgendwelche unproduktiven Ideen kam: „Bleib hinter mir.“

Der Halbdämon wollte dazu schon etwas erwidern, was sicher kaum freundlich geworden wäre, aber die Spinnenkinder hatten dieses Wrack gerade zu Hunderten erreicht, sein Halbbruder besaß Tenseiga … Er sollte wirklich manchmal erst denken und dann reden. So beeilte er sich hinterher zu kommen, in dem Schutz, den das Schwert des Lebens nun ihren beiden bot, denn die Seelen der Menschen wichen prompt zurück. Das war das zweite Mal in wenigen Stunden. Langsam sollte sogar Sesshoumaru verstehen was das Teil so alles drauf hatte. Gerade in solchen Lagen. „Die Flatterviecher!“ wies er doch noch darauf hin, dass die sich in recht schwerfälligem Flug näherten.

Hm, ja, die hatte er vergessen, gab sich Sesshoumaru nur selbst zu. War es immer so schwierig eine Schlacht zu planen? Was hatte Vater nur immer alles gesagt? Gleich. Er musste sich jetzt und sofort entscheiden, wollte er sich nicht vor Inu Yasha und vor allem dem Drachenkönig bloßstellen, der das Ganze hier sicher mitbekam. „Hole sie mit der Windnarbe aus der Luft. Aber triff nicht das Schiff.“ Das war nur ein halber Hundedämon und noch dazu ziemlich spontan, um kein härteres Wort zu verwenden.

„Klar doch.“ Der kleine Bruder war begeistert auch etwas tun zu können und zog. So, wie diese komischen Dinger flatterten, würde es reichen die Windnarbe knapp an denen vorbei zu jagen. Man musste ja niemanden umbringen, wenn das wohl eher ein Tier war. Jedenfalls bemerkte er keine dämonische Energie. Da Sesshoumaru gerade nur langsam zwischen den Untoten durchging, die fasziniert das leuchtende Tenseiga in dessen Hand anstarrten, hatte er Zeit. Einen Moment, zumindest, denn er musste in diesem Leuchten bleiben, das war ihm klar. So fuhr er herum und schwang das breit gewordene Schwert auf der unsichtbaren Linie. „Windnarbe!“

Die Energie schoss hell aufleuchtend von Tessaiga in die Dunkelheit. Er war für einen Moment geblendet, erkannte dann jedoch, dass diese Flatterer zurücktaumelten, ja, einige förmlich abstürzten und sich knapp über dem Wasser noch irgendwie fingen. Besorgt, ob die nicht, da sie nun näher an ihnen waren, eine direkte Landung auf dem Wrack versuchen wollten, behielt er diese Vier im Auge. Und er sah, was kaum jemand zuvor beobachtete. Aus dem Dunkel der Grünen See hoben sich Zweige, fast wie Arme. Die blättrigen Arme umschlangen die zu tief geratenen Flederviecher und zogen sie in die Tiefe. Keine Sekunde später lag der Tang – oder was auch immer das war – vollkommen ruhig in der Nacht. Schön, jetzt wusste er wohl, warum die Drachen, deren König hier ja immerhin der Schutzherr war, diesen dichten Wall um die Grüne See gebaut hatte. Das war eine tödliche Sache. Wenn diese Tang-Art das ganze Meer überwucherte – nein, danke. Er beeilte sich lieber wieder in den Rücken des Hundedämons zu gelangen, denn die ersten Seelen näherten sich ihm etwas zu sehr. Er warf jedoch noch einmal einen Blick zurück, aber diese seltsamen Flieger hatten wohl erkannt, dass es hier nur Ärger geben würde. Oder sie beschränkten sich, wie er dann sah, auf die Spinnenkinder, die eilig in Deckung schlüpften. Die Mutter war selbst für diese – endlich fiel ihm der Name ein, den er mal in einem Buch bei Kagome in der Zukunft gesehen hatte: Flugsaurier – zu groß. Und an ihnen hatten sie wohl, vielleicht auch wegen der geisterhaften Umgebung oder Tenseigas Bannkreis, kein Interesse mehr. „Erledigt,“ flüsterte er.

Es war doch angenehm, wenn man sich auf seinen Begleiter verlassen konnte, dass der einem den Rücken frei hielt, dachte Sesshoumaru unwillkürlich. Jaken war zu so etwas einfach nicht in der Lage. Und er selbst musste diese Untoten hier im Auge behalten. Sollten sie näher kommen, in den Bannkreis, würden sie in das Jenseits gelangen. Das schienen sie ebenso wenig zu wollen wie die Toten dort bleiben. „Los.“

Er machte einen großen Satz nach vorne, wartete kurz, ob die tote Besatzung ihm auswich, ehe er auch schon das leise Tapp der Landung seines Halbbruders hinter ihm hörte. Der reagierte schnell. Im Kampf sowieso, das musste er ihm zubilligen. Sonst wäre der auch kaum mehr am Leben. Gut. Noch wenige Sprünge, schön vorsichtig, nicht zu weit, damit die Erschütterung nicht die Planken brechen ließ. Er konnte ja fliegen, aber es war die Frage, wie das mit den Seelen wäre, und vor allem mit Inu Yasha. Nachdem er den Halbhund jetzt tagelang ertragen hatte, wäre es zu peinlich, den direkt vor der Tür zu Ryujin zu verlieren.

 

Sie atmeten erst ein wenig auf, als sie das nächste Schiff erreicht hatten. Nur ein wenig, denn hier war der Staub kaum erträglich für feine Nasen. Sesshoumaru schob sein Schwert zurück in die Scheide und blickte sich um. Hier schien nichts und niemand zu sein, allerdings war dies das erste Schiff, das wirklich in die Kreisform gehörte. Hier war doch sicher irgendetwas? Unter ihnen? Immerhin schien das Holz dieses Wracks deutlich besser erhalten.

Inu Yasha hatte sich unterdessen erneut umgeblickt, Tessaiga noch immer in der Hand. „He, Sesshoumaru – hier ist ein Bannkreis,“ flüsterte er, als er die Klinge plötzlich rötlich aufleuchten sah.

Der hatte mal recht! Sollte er ihn jetzt dafür loben? Nein, das wäre zu viel. „Natürlich.“ Und dieser Zauber würde doch hoffentlich den Zugang zu Ryuku anzeigen und verschließen. Leider folgte daraus, dass sie unter Deck mussten – in dieses staubige, unerfreulich stinkende Loch. Was auch immer sich da unten befand. So warf er einen Blick in der Nacht um sich. Nur ihre beiden, schimmernden, Schwerter - und natürlich die guten Augen - verhalfen ihnen zu einer gewissen Ortskenntnis. Und ebenso natürlich sah er besser als das Halbblut. Da war die Luke. Immerhin schien es hier keine Geister zu geben Und die bisherigen, wie er natürlich erwartet hatte, waren an ihr eigenes Schiff gebunden.

Da war die Luke und er trat hin. Der Geruch war für eine feine Nase fast unerträglich: Staub, zerfressenes Holz und noch etwas Metallisches. Was half es. Er schob Tenseiga weg und ließ sich in das Dunkel fallen, wobei er noch während des Sprungs mehr spürte als hörte, dass Inu Yasha ihm prompt folgte. Nun ja, feige war der nicht. Und, der hatte Tessaiga noch in der Hand, dessen breite Klinge nun das einzige matte Licht bot. Hm. Es war wohl ein Fehler gewesen, das eigene Schwert in die Scheide zu schieben, aber das würde er sicher nicht verbessern und somit diesen Fehler vor einem Halbmenschen zugeben. Hier unten war ein Gang, vereinzelt hingen Türen aus den Angeln. Und es stank jämmerlich. Menschen, was konnte man da auch erwarten.

 

Sesshoumaru fuhr herum, als hinter ihm eine Bewegung und ein lautes Scheppern zu hören war. Mit gewisser Ungläubigkeit starrte er auf die Helme und Rüstungsteile, die aus einer zuvor noch geschlossenen Tür in diesen Gang stürzten, die nun offene Tür zum Lagerraum des Wracks - und den etwas schuldbewusst aussehenden Bastard. Unwillkürlich, also, ohne nachzudenken, zischte er: „Inu Yasha!“

„Ich wollte nur gucken, ob da jemand ist,“ entschuldigte sich der Halbdämon gegen seinen eigentlichen Willen, da ihm auch die Lautstärke aufgefallen war. Immerhin kam noch niemand, nicht einmal Spinnen.

Immer sachlich bleiben, beschwor sich der Hundedämon. Nicht jetzt noch, so kurz vor dem Ziel, alles zerstören. Ryujin war in greifbarer Nähe, damit seine zweite Anerkennung als Schutzherr. „Kennst du eigentlich, außer dir selbst, noch jemanden, der durch Feindesgebiet geht und hinter jeder Tür nachguckt, ob da jemand ist?“

Er und Kagome und womöglich Miroku, ja. Aber Inu Yasha erkannte, dass das kaum helfen würde, würde er sich auf Menschen herausreden. So meinte er nur leise: „Ist ja nichts passiert … Mist!“

Denn rechts und links von ihnen tauchte in bläulichem Schimmer etwas sich Bewegendes auf, kreisrund. Wasser ähnlich, jedenfalls mit wellenartiger Oberfläche.

Zwei Bannkreise.

Und jetzt?

Die Halbbrüder sahen sich für einen Augenblick an, ehe der Jüngere meinte: „Ich würde sagen, eines ist eine Falle und eines der Weg zu diesem Drachenschloss, oder?“

Ja. Und da gab es nur eine Entscheidung, denn das linke Portal führte sie direkt in die Grüne See – und den dortigen Tang. So trat Sesshoumaru wortlos zu dem rechten Bannkreis und hob etwas die Hand. Wie er erwartet hatte versank diese sofort in der Oberfläche. Ja, er wurde erwartet und dies war der richtige Weg. So ging er hindurch, ehe ihm einfiel, dass Inu Yasha wohl kaum als Schutzherr anerkannt wurde. Nun gut, der besaß ja mit Tessaiga auch eine Möglichkeit den Zauber zu brechen. So machte er zwei Schritte, ehe er sich umblickte. Wasser. Er stand hier eindeutig unter Wasser. Vor ihm führte eine scheinbar unendliche Treppe aus leuchtendem Wasser in die Tiefe. Um ihn und anscheinend auch in die Tiefe lag allerdings ein solider Zauber der Wasserdrachen. Hier würden auch Oberflächenbewohner atmen können. Moment. Wenn jetzt dieser Narr von Halbdämon den Bannkreis zerstörte, wäre das Wasser direkt um ihn?

„Hübsch,“ sagte der kleine Bruder hinter ihm. „Man kann Luft bekommen.“

Der Ältere wandte den Kopf. Wie war der denn da durch gekommen ohne das Portal mit Tessaiga zu zerstören? Erkannte den Ryujin etwa doch bereits als Schutzherrn an? Das sollte er dem Narren von Drachenkönig schleunigst ausreden. Jedenfalls schob der Halbhund Tessaiga weg. So machte er selbst vorsichtig einen Schritt auf die eigentliche, erste Stufe, die wie leuchtendes Wasser aussah. Es hielt seinem Gewicht stand, wie auch immer die Drachen das gemacht hatten. Nun gut, dann auf in das Dunkel des nächtlichen Meeres – die nächste Treppe. Hatten das etwa alle Schutzherren? Dann war hier wohl auch mit Prüfungen zu rechnen.

 

Die Halbbrüder warfen unwillkürlich einen etwas unbehaglichen Blick um sich, wenngleich das keiner je dem Anderen erzählt hätte. Aber der Bannkreis um die steil hinabführende Treppe hielt offenkundig, wenngleich er ebenfalls aus Wasser zu bestehen schien. Das Meer um sie war voller Leben, soweit sie das in der Nacht sehen konnten. Inu Yasha dachte unwillkürlich an diesen seltsamen Tang. Ja, doch, es war nur zu verständlich, dass ein Schutzherr das auch wirklich schützen wollte. Und diese Wracks hinderten die verfressenen Pflanzen an der weiteren Ausbreitung. Vier von diesen Flugsauriern, in weniger als einer Sekunde spurlos verschwunden!

„Sag mal,“ fragte er den vor ihm Gehenden, den er so zum ersten Mal fast überragte: „Wie groß ist eigentlich Ryujin? Ich meine, Ryuukossusei war auch schon ...“ Er brach ab, denn sein Halbbruder war herumgefahren, nicht ohne einen Blick um sie geworfen zu haben.

„Inu Yasha!“ zischte er förmlich. „Nicht diesen Namen, nicht hier und nicht gegenüber einem Drachen!“

Das klang schon fast bedrohlich und so sah sich der Halbdämon vorsorglich ebenfalls um, aber in dem dunklen Wasser um sie war nichts zu erkennen was nach Wasserdrache aussah. „Äh – ist der bekannt?“

„Er war der Kronprinz, du Narr.“ Brachte der immer Andere um, ohne deren Namen zu kennen? Nun ja, auch er fragte Leute, die ihm im Weg standen, nicht unbedingt nach deren Namen, ehe er ihnen den Weg in das Jenseits zeigte. Immerhin eine gewisse Ähnlichkeit war zu erkennen.

Also der Sohn des Königs? Oh. Immerhin schien ihn Sesshoumaru vorwarnen zu wollen. Ein Kampf mit dem Drachenkönig plus Gefolge in einem Schloss auf dem Grunde des Ozeans war nicht erstrebenswert. „Schon klar, dann erwähne ich das lieber nicht.“

„Du sagst gar nichts!“

Schön, schien ja wichtig zu sein. Allerdings gab es einen Haken. „Äh, naja, und wenn er mich darauf anspricht?“

„Gar nichts,“ betonte der große Bruder, ehe er sich umwandte und die flüssig scheinenden Stufen weiter hinunter stieg. Unten blieb es noch immer schwarz, aber er war sicher, dass ihn bald das Licht von Ryuku leiten würde. Das Schloss sollte wirkliche Ausmaße haben. Immerhin passten da doch eine gewisse Anzahl von Drachen hinein – und Ryujin selbst sollte der Größte von allen sein.

„Sag mal, dann willst allein du reden?“ erkundigte sich Inu Yasha.

„Ja.“ Bevor der vorlaute, unhöfisch ausgebildete, ahnungslose Halbhund ihnen noch eine ganze Drachenmeute auf den Hals hetzte. So ergänzte Sesshoumaru: „Du hast wenig Ahnung von Schutzherren.“

„Schon, mag ja sein, aber dass du mal freiwillig mehr als ein Wort reden willst? Und überhaupt ...“

Freiwillig war übertrieben, aber sie befanden sich hier jetzt schon fast fünfzehnhundert Schritte unter der Meeresoberfläche – es wäre taktisch mehr als unklug den Hausherrn zu verärgern. „Was?“ Das war mehr geknurrt. Aber noch musste er den Halbdämonen bei der Stange halten. Nur noch Minuten oder Stunden, wenig Zeit, im Verhältnis zu der, die er schon hinter sich gebracht hatte.

„Naja, weißt du, du hast so gar kein rhetorisches Talent,“ meinte Inu Yasha mehr ehrlich als diplomatisch.

Sesshoumaru hielt im Schritt inne. „Ich habe was?“

„Gar kein Talent. Ich meine ... ups!“ erkannte der Halbdämon, da sein großer Bruder sehr langsam das Gesicht zu ihm drehte. „Äh, nichts für ungut. Ich halte schon den Mund.“ Das wäre so ziemlich eine der dämlichsten Stellen, die sie sich für ein Duell aussuchen könnten.

Daran dachte auch der besagte große Bruder. Mit ihren Schwertern und seiner Macht wären sie mutmaßlich in der Lage diesen Gang zu zerstören – eine reichlich unelegante Selbstmordvariante. So wandte er sich nur schweigend ab und stieg weiter in die unbekannte Tiefe. Noch immer schienen die Stufen aus Wasser zu sein, noch immer leuchteten sie matt und zeigten damit den Weg. Immerhin etwas, wenn er schon mit diesem vorlauten Halbblut geschlagen war.

 

Hunderte Stufen später war das Meer um sie noch immer nachtschwarz, selbst Fische waren keine mehr zu entdecken, nur manchmal dämmerte etwas im Dunkel auf, als ob es hier leuchtende Wesen geben würde. Dafür schimmerte unter den Halbbrüdern etwas immer heller – eindeutig die Lichter eines Gebäudes, oder eher, eines Schlosses, der Größe nach zu urteilen. Je weiter sie kamen, umso deutlicher war zu erkennen, dass sich die Drachen bei dem Bau von Ryuku an Menschenschlössern orientiert hatten. Oder war es etwa anders herum? Sinnlos, darüber nachzudenken, beschlossen beide selten einig. Dort unten waren mehrere riesige Gebäude erkennbar, eines davon anscheinend der Thronsaal, die Festhalle, oder wie auch immer man das nennen wollte. Groß genug für Tausende Menschen – oder auch so einige Drachen. Umgeben wurde Ryuku von einer massiven Mauer, an der auch diese Treppe endete, und von einem Bannkreis, der anscheinend das Wasser von dem Schloss abhielt.

„Ach du je.“ Inu Yasha hatte erkannt, wo die Stufen hinführten. Das mochte ja ein Eingang sein, aber der sah nicht sonderlich einladend aus. Das Tor zum Drachenschloss bestand aus lodernden Flammen. Keine Wächter waren zu sehen, aber mit denen hätte man ja noch verhandeln können. Da sein Halbbruder stehenblieb, sich allerdings nicht umwandte, fuhr er fort: „Ich meine, ich habe ja den Stoff aus Feuerrattenhaar, aber wie geht es dir mit der Seide?“

Für eine schreckliche, volle, Sekunde hatte Sesshoumaru das Bild im Kopf, wie er nur mit seiner Boa bekleidet an einer ganzen Horde von Drachendamen vorbei schritt. Und sein Lehrer hatte ihm damals schon zugeflüstert, das Wort „Lustmolch“ käme eben von diesen. Dann fasste er sich doch. „ICH bin schnell genug.“ Nun ja, immerhin hatte der Halbhund das Gewand aus Feuerratten. Nicht auszudenken, was passieren würde, käme der so aufreizend bekleidet – oder eben nicht bekleidet – zu den Drachen.

„Oh,“ sagte der Jüngere erleichtert. „Man muss da nur rasch durch springen? Haben die keine Wachen? Warst du schon mal hier?“

So viele Fragen wie Rin und Jaken zusammen konnte nur eine einzige Person stellen? „Nein.“

Das war wohl die Antwort auf die letzte Frage. „Schön. Sollte ich noch was wissen, ehe wir da reingehen? Ich meine, außer den Mund halten?“

Allein das wäre schon einmal schön. Der Hundedämon stellte fest, mit was er sich in den letzten Tagen schon zufrieden geben musste. Er ging einfach weiter, sicher, dass seine Ankunft, nun ja, ihre Ankunft, bereits seit längerem bemerkt worden war. Einige Drachenkrieger schlängelten sich im Vorhof.

„Kein Hofprotokoll?“ insistierte Inu Yasha. „Ich meine, der Typ ist König.“

„Folge mir.“ Und damit machte der Fast-Schutzherr-des-Westens einen weiten Sprung durch die lodernden Flammen vor sich, wie er doch sehr hoffte in den Hof von Ryuku, sicher, dass ihm sein Halbbruder folgen würde.

 
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  00schnepel8
2019-04-14T09:17:26+00:00 14.04.2019 11:17
Das Wird lustig :D
Lustmolch, wenn Miroku wuesste woher das Wort Kommt mit dem er schon so oft tituliert wurde... :D
Von:  MissVegeta
2019-03-25T13:49:44+00:00 25.03.2019 14:49
Ich liebe Inuyashas Gedanken. Seine Worte ohne zu denken, welche aber meist voller Unschuld eines unerfahrenen Welpen stecken.
Geduldig sein, Sesshoumaru.

Bin gespannt wie es mit Ryukosusseis Tod weiter geht. Hehe.
Antwort von:  Hotepneith
26.03.2019 19:07
Der liebe, gute, tote Ryukossusei ..äh, ja. Ich fürchte, DAS wird noch das geringere Problem:)

Es gibt da so einige Überraschungen.

hotep


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