Zum Inhalt der Seite

Kaleidoskop

AU-Oneshotsammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Eine unerwartete Kundin im Tattoo-Shop bringt Yang aus der Fassung.
Kann sie ihr wirklich vergeben?

Warning: Abusive Relationship

All That Matters Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Auf der Spur des Feuervogels

[JUSTIFY]„Hallo? Ist jemand da?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das Klingeln der Türglocke verkündete, dass jemand gerade den Laden betreten hatte. Es war spät abends und eigentlich hatte Yang nicht damit gerechnet, dass heute noch jemand vorbeikommen würde. Es war den ganzen Nachmittag eher ruhig gewesen und sie hatte nur wenig Kundschaft gehabt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Bin sofort bei dir!“, antwortete sie und schob die Schachtel mit den neu bestellten Tintenfläschchen ins Regal. Mit der Bestellung schien alles in Ordnung zu sein. Sie stand auf, streckte sich kurz und ging dann in den vorderen Bereich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hey. Was kann ich für dich tun?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Vor dem Ladentisch stand eine junge Frau und blätterte in dem Fotoordner, der aufgeschlagen auf dem Tisch lag. Sie blickte auf, als Yang sich ihr näherte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Yang blieb stehen, als sie sie erkannte. „Du“, entgegnete sie überrascht, in ihrer Stimme schwang ein leicht bitterer Ton mit.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es war nicht das erste Mal, dass Blake hier war. Es war Ruby, ihre kleine Schwester, gewesen, die Yang darauf aufmerksam gemacht hatte, dass da jemand vor der Ladentür stand. Ruby verbrachte oft ihre freie Zeit im Tattooshop, las Comics oder machte Hausaufgaben. Sie war ins Geschäft gekommen, zwei Kaffees in der Hand, und hatte dann zu Yang gemeint, dass da seit mehreren Minuten eine junge Frau vor der Ladentür stehen würde und ob Yang sie nicht bitten wolle, hereinzukommen. Sie sei sicher nur schüchtern.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Yang, die gerade dabei war, einer Kundin ein Tattoo zu stechen, hatte nur kurz einen Blick nach draußen geworfen. Als sie die junge Frau sah, zwinkerte sie ihr lächelnd zu. Die Fremde erschrak, zog plötzlich ihr Handy aus der Tasche und telefonierte dann. Sie konnte nicht verstehen, was sie sagte, aber der besorgte Gesichtsausdruck missfiel Yang. Am liebsten wäre sie rausgegangen und hätte der Person am anderen Ende der Leitung mal gehörig die Meinung gegeigt. Aber da war immer noch ein halbfertiges Tattoo – zwei Stöckelschuhe, die ein Herz formen sollten – das auf sie wartete. Als sie wieder aufblickte, war die Fremde verschwunden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Yang machte sich nichts daraus. Es kam öfters vor, dass jemand unsicher war und mehrere Anläufe brauchte, bis si:er den Tattooshop betrat. Früher oder später würde sie schon hereinkommen. Und selbst wenn nicht, sie musste sich keine Sorgen machen. Das Geschäft lief gut, zumal es in Vale keine anderen Tätowierer:innen gab.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich … bist du alleine?“, fragte Blake nervös und sah sich um. Es war kurz vor Ladenschluss, ihre Chefin Glynda war früher nach Hause gegangen und hatte Yang beauftragt, nachher abzuschließen. Und auch Ruby war heute nicht da. Sie übernachtete heute eine neue Freundin, die sie vor kurzem kennengelernt hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sieht man doch, oder.“ Yang verschränkte die Arme vor der Brust.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Blake schluckte und spielte nervös mit einer Haarsträhne.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Deine Haare sind ab“, bemerkte Yang. „Und du trägst nicht mehr diese Schleife.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie lächelte. „Gefällt es dir?“, fragte sie hoffnungsvoll und trat einen Schritt nach hinten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Dir muss es gefallen“, entgegnete Yang kühl. „Ich kann Menschen nicht ausstehen, die etwas nur tun, damit es anderen gefällt.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich… der neue Haarschnitt war etwas, was ich wollte“, erklärte sie laut. „Nicht wegen jemand anderem. Ich mag ihn, auch wenn er dir nicht gefällt.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Yang errötete. „Das hab‘ ich so nicht gemeint. Du siehst gut aus, wirklich. Gefällt es Adam denn auch?“ Sie sprach den Namen mit Abscheu und Ekel aus. Es gab wohl kaum jemanden, den sie mehr verachtete.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Blake und Adam. Es hatte gedauert, bis Yang ihre Namen erfuhr. Nach der ersten Begegnung kam die junge Frau mit den schwarzen Haaren und der großen Schleife auf dem Kopf öfters vorbei und blickte von draußen in den Laden. Irgendwann hatte es Yang gereicht und sie war nach draußen gestürmt, um ihr zu sagen, dass sie entweder reinkommen sollte oder aber sie würde die Polizei rufen, weil eine verdächtig aussehende Person sich vor dem Tattooshop aufhielt. Blake war ohne ein Wort zu sagen davongelaufen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es ist mir egal, was er davon denkt“, erwiderte sie nun. „Adam und ich … Ich habe mich von ihm getrennt.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Yang hob eine Augenbraue an. Nach dem Blake weggerannt war, hatte sie sich die nächsten zweieinhalb Wochen nicht mehr gezeigt. Dann war sie eines Tages doch in den Tattooshop gekommen und hatte sich umgesehen. Yang hatte sie nicht aus den Augen gelassen. Sie hatte darauf gewartet, dass sie den nächsten Schritt machte. Als Glynda mit einem Kunden in die hinteren Räume verschwand, um ihm ein weiteres Tattoo zu stechen, war sie schließlich auf Yang zugegangen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich bin übrigens Blake“, hatte sie sich mit einem leichten Lächeln vorgestellt. Dann jedoch hatte ihr Handy geklingelt. Ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich, als sie auf das Display geguckt hatte. Das Telefonat war kurz, sie hatte nur kurze Sätze herausgebracht, dabei mehrmals den Namen „Adam“ gesagt und schließlich geseufzt und sich von Yang verabschiedet.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das ist gut. Sehr gut sogar“, meinte Yang nun. „Du bist doch nicht etwa nur deshalb hierhergekommen, oder? Es ist schließlich schon spät und …“ Sie kannten sich doch kaum. Wieso hatte Blake sich dann also die Mühe gemacht, um diese Uhrzeit noch herzukommen? Sie wusste doch noch nicht einmal, ob Yang zu dieser Zeit noch arbeitete.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich wollte mich entschuldigen“, erklärte Blake. „Dafür, dass ich letztes Mal einfach abgehauen bin.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Yang konnte sich noch allzu gut daran erinnern. Blake hatte sie darum gebeten, ihr ein Tattoo zu stechen. Sie hatte den Termin telefonisch ausgemacht, war dann mit dem Motiv vorbeigekommen und hatte die Anzahlung für das Tattoo geleistet. Einig Tage später sollte der Termin dann stattfinden. Blake war tatsächlich gekommen. Yang hatte sie in den hinteren Raum geführt, wo Blake auf einem der Stühle Platz genommen hatte. Sie hatte ihren Schuh ausgezogen und den freien Fuß dann auf einen Hocker gelegt. Dann hatte Yang festgestellt, dass ihr Desinfektionsmittel fast leer war und sie war ins Lager gegangen, um eine neue Flasche zu holen. Als sie zurückgekehrt war, war der Stuhl leer und von Blake keine Spur zu sehen. Das war das letzte Mal, dass Blake sich gezeigt hatte. Danach hatte Yang vier Monate lang nichts mehr von ihr gehört.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und nun war sie wieder hier. Mit einem neuen Haarschnitt und einem Blick, der Yang hoffen ließ, sie würde ihre Lügen einfach glauben. Sie seufzte schwer. „Weshalb hast du es getan?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie hatte ihr gesagt, dass sie für sie da sein würde, wenn sie jemanden zum Reden brauchte, kurz bevor Blake einfach abgehauen war. Dass Blake dann einfach verschwunden war und monatelang nichts von sich hören ließ, hatte Yang mehr verletzt, als sie es sich eingestehen wollte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und nun war sie wieder hier.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich wollte dich nicht da mit reinziehen“, setzte Blake an. „Ich weiß, du hattest mir gesagt, dass du für mich da warst, aber ich wollte dich einfach nicht mit meinen Problemen belasten. Und ich … ich hatte Angst. Ich wollte mir das Tattoo stechen lassen, weil ich genau wusste, wie wenig Adam davon hält sich zu tätowieren. Aber dann wurde mir klar, dass ich damit wieder nur etwas wegen ihm tun würde. Ich wollte mich doch von ihm losreißen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Yang beugte sich vor und griff nach Blakes Hand, drückte diese leicht. „Ich kann dich verstehen“, erklärte sie dann. „Jetzt, wo ich alles weiß. Und mein Angebot gilt immer noch, wenn du jemanden zum Reden brauchst oder sonst irgendeine Unterstützung brauchst. Wie hat Adam es denn aufgenommen, als du mit ihm Schluss gemacht hattest?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Blake seufzte und blickte auf Yangs Finger. „Wahrscheinlich war er nicht gerade begeistert. Nachdem er unsere Wohnung verlassen hatte, habe ich das nötigste in einen Koffer geworfen und wurde dann von der Schwester einer Freundin abgeholt. Wir hatten uns kennengelernt, als ich ein Praktikum bei der Firma ihres Vaters gemacht hatte und dann trafen wir uns wieder, als …“ Sie verstummte und ihre Hand zitterte leicht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du musst nicht drüber reden“, erwiderte Yang hastig. „Nicht, wenn es dich zu sehr schmerzt.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Blake lächelte sie dankbar an. „Ihre Schwester arbeitet bei der Polizei. Sie hatte mich abgeholt. Ich bin raus aus der Wohnung, habe den Schlüssel in den Briefkasten geworfen und im Auto dann eine letzte SMS an Adam geschickt, indem ich ihm gesagt habe, dass Schluss ist. Das Handy habe ich dann auf einer Brücke ins Wasser geworfen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Yang sah sie staunend an und lachte dann laut. „Hätte es nicht gereicht, seine Nummer einfach zu blockieren?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das hatte Winter auch gemeint. Aber irgendwie hatte es sich richtig angefühlt. Ich habe meinen Facebook- und Instagram-Account gelöscht und wohne derzeit bei Weiss. Ich wollte schon früher hierher, aber ich hatte Angst, dass Adam mir hier auflauern würde.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Und warum bist du jetzt hier?“, fragte Yang nach.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich kann nicht ewig wegrennen und außerdem wollte ich dich wiedersehen. Und naja, ich wollte fragen, ob du mir dieses Mal ein Tattoo stechen würdest. Ich renne auch nicht weg, versprochen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Yang blinzelte überrascht und warf dann einen Blick auf die Uhr. Sie würden in zehn Minuten schließen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Weißt du denn, was es werden will?“, fragte sie nach.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Blake nickte. „Ein Phönix. Als Symbol für meinen Neuanfang.“ Sie zog ihr Handy aus ihrer Jackentasche und zeigte Blake die Zeichnung eines rotgoldenen Feuervogels mit weit ausgebreiteten Flügeln. „Ich weiß, es ist spät, und wahrscheinlich willst du schon nach Hause, aber ich würde mich freuen, wenn du es mir stechen würdest.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Die passenden Farben habe ich definitiv hier“, meinte Yang nachdenklich. „Aber … es würde nicht perfekt werden. Normalerweise übe ich vorher immer etwas, ehe ich ein Motiv steche. Und eine Tätowierung von dieser Größe ist in mehreren Sitzungen zu stechen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das ist schon in Ordnung“, erklärte Blake. „Ich will nicht, dass es perfekt ist. Ich bin es ja schließlich auch nicht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Yang lächelte und ging dann um die Ladentheke herum zur Tür, um diese abzuschließen und das „Geschlossen“-Schild aufzuhängen. „Du kennst den Weg ja, oder? Ich will nur noch schnell die Utensilien holen und alles vorbereiten. Heute kann ich dir aber nur die Outlines stechen, wenn das okay ist für dich?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Blake nickte lächelnd. „Das ist alles, was zählt.“[/JUSTIFY]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Meine Joker-Fanfic für Türchen Nummer 13 des Fanfiction-Adventskalender 2019. Nachdem ich mit dem letzten One-Shot schon was zu White Rose geschrieben habe, musste ich unbedingt etwas zu Bumbleby schreiben. Ich hoffe sehr, es gefällt euch. ♥ Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück