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Unter den Sternen

Fanfiction-Adventskalender 2019
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo miteinander

Hier folgt mein Beitrag zum Adventskalender 2019 aus dem Fanfiction-Forum mit Tür 2 – Unter den Sternen.

Die Charaktere und das Szenario sind eigens für diesen OS entstanden.


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Unter den Sternen

„Wo ist Mary?“

Nur wenige Meter von Oke verstummte der metallene Klang des Hammers auf die Heringe. Kosta blickte erst zur rechten Seite, dann zur linken und bevor er „Der wollte eigentlich Feuerholz suchen gehen.“ sagte, schlug er wieder mit dem Hammer auf die Heringe ein. Seine Worte wurden durch die Schläge nur geringfügig verschluckt.
 

Oke sah sich nun selbst um.

Egal wohin er den Kopf auch drehte, von Mary war nirgendwo die geringste Spur. Und das obwohl der Wald nahezu frei vom herbstlichen Laub war. Der Boden inzwischen hart und stellenweise von weißem, glitzernden Frost überzogen. Langsam erhob sich Oke und zog seine laufende Nase hoch. Kosta war längst wieder damit beschäftigt das Zelt für sie aufzubauen und Daniel stand Kopfüber gebeugt auf der Ladefläche seines Landrovers und fluchte, weil er die geschmierten Brote und das Outdoorgeschirr nicht fand.

Erneut wandte sich Oke an Kosta.

„Mary ist schon eine Weile weg. Ich suche ihn besser.“

Die einzige Reaktion Kostas bestand aus einem nicken. Dann jedoch hob er grinsend seinen Kopf.

„Vielleicht nascht er Pilze.“

Darauf etwas zu erwidern ersparte Oke sich. Hätte er gestichelt wäre Kosta entweder darauf eingegangen und hätte alte Kamellen aus ihrer Jugendzeit zum Besten gegeben. Oder er hätte den ganzen Tag dumme Gesten wie den Knutschmund gemacht.

Manch einer wurde halt einfach nicht erwachsen.

Sich die Handschuhe überziehend und die Strickmütze tiefer über die Ohren ziehend, brach Oke zur Suche auf.

„Daniel! Hilf mir mal eben.“

„Ich suche das Essen!“

„Das kann warten. Das Zelt sollte schon noch vor Sonnenuntergang stehen.“

„Es ist vierzehn Uhr, Kosta!“

„Ja. Und die Zeit vergeht schnell. Schnell, Daniel.“

Den weiteren Wortwechsel bekam Oke schon nicht mehr mit. Die beiden schafften das schon.
 

Hoch oben in den Baumkronen hüpfte ein Carolinaspecht umher. Von seinem heimlichen Beobachter tief unten am Boden bemerkte der Vogel nichts. Er putzte sein Federkleid, hob im Wechsel die Flügel, zupfte Federn an seinem Brustkorb und verschwand dann Flügelschlagend aus Marys Sichtfeld. Dieser folgte dem Vogel mit dem Fernglas soweit er liegend dazu in der Lage war. Bis sich graublauer Umriss vor ihm auftat.

Mit einem erschrockenem Laut rollte Mary zur Seite.

„Oke!“

Marys sonst gesunder Teint ähnelte einer Raufasertapete.

„Du solltest doch Feuerholz besorgen.“

Obwohl dies kein Vorwurf war sondern eine Feststellung, kratzte sich Mary den Hinterkopf. Was er früher immer getan hatte, wenn er sich für etwas schuldig fühlte. Oder ertappt.

„Da ist doch schon was.“

Da waren vielleicht sechs, zehn Äste. Dick zwar, aber einfach zu wenig. Sie lagen an jener Stelle an welcher Mary zuvor noch auf dem Boden gelegen und mit dem Fernglas ins nicht vorhandene Blätterdach geguckt hatte.

„Na ja.“, kommentierte Oke und las das Holz auf.

„Ja, ja. Ich hätte mehr finden können. Doch dann habe ich einen Carolinaspecht gehört. Du weißt.“

Oh ja! Und wie Oke wusste.

Die Begeisterung für Vögel hatte Mary von seiner Oma geerbt. Sie war Hobby-Vogelbeobachterin gewesen und bei Spaziergängen aus Marys Kindheit, hatte sie ihn bis ins Teenageralter so oft es ging mitgenommen. Dies war bereits etwas über ihr aller halbes Leben her.

„Steht denn das Zelt schon?“

„Pff!“

„Was trödelt Kosta denn auch so?“

Resigniert seufzend steckte Mary seinem Fernglas die Blenden auf und verpackte es sicher unter seine Thermojacke. Um nicht ganz mit leeren Händen dazustehen, hob er ein paar dicke Äste auf die zum Glück überall herumlagen und folgte Oke.

Dieser hatte sich bereits etwas abseits auf die weitere Suche nach geeignetem Feuerholz gemacht.

„Wie läuft es mit Mona?“

„Hm?“

„Seid ihr noch zusammen? Mona und du.“

„Ja. Wieso? Wir sind doch seit vier Jahren verheiratet.“

„Echt?“

Oke bemerkte dass Mary die Frage ernst meinte. Er nicht scherzte. Hatte Kosta ihm denn nie-?

„Hat dir Kosta denn nie was gesagt?“

Als sie einen kleineren Abhang seitlich und im Gänsemarsch hinabstiegen, hörten beide aus der Ferne einen Specht. Wahrscheinlich war es der gleiche wie von vorhin.

„Wir sind seit fünf Jahren nicht mehr befreundet.“

Mit einem Mal machte Oke Halt. Zu beiden Seiten blickend, fand Oke weiter unten einen geeigneten Sitzplatz. Auf diesen steuerte er mit Mary zu. Es wurde keine Frage gestellt was los war. Schon damals hatte ein unsichtbares Band zwischen den beiden Männern existiert. Sie beide wussten instinktiv wenn der jeweils andere näheres wissen, oder einfach nur reden wollte.

So auch jetzt. Nach all den Jahren.

Der Holzhaufen lag zu ihren Füßen und es war Mary welcher fortfuhr: „Ist nicht so wichtig wieso und weshalb. Wenn wir uns mal zufällig trafen war nur ein kurzer Gruß drin.“

Es war offensichtlich dass Mary über den genauen Grund nicht reden wollte. Daher fragte Oke nicht nach. Mary würde ihn ohnehin nur mit Schweigen trafen. Oder aufstehen und gehen und dann würde zwischen ihnen solange betretendes Schweigen herrschen, bis einem von ihnen die Stille zu viel wurde.

Nun, zumindest war sich Oke dahingehend sicher.

„Also wusstest du nichts von Mona und meiner Hochzeit.“

„Tut mir Leid Oke.“

Ein dünnes Lächeln. Dann griff Oke nach seinem Handy, klickte sich eine Weile stumm durch und hielt Mary sein Handy hin.

„Das sind wir mit unserem Sohn Ray.“

„Du bist Vater? Glückwunsch. Seit wann?“

Mary freute sich. Wirklich.

„Im April seit einem Jahr.“

Zu viel Zeit. Zu viel vergeudete Zeit.

Oke lächelte zufrieden, als er sein Handy entgegennahm und auf das Foto sah.
 

Gegen kurz nach siebzehn Uhr trafen Mary und Oke mit mehreren Bündeln Feuerholz wieder auf. Seine Ersatzschnürsenkel hatte Mary zum Wohle der Astmasse geopfert. So kamen sie auch mit einigen besonders dicken Ästen wieder.

Daniel hatte eine Feuerstelle gebaut, indem er einen Steinkreis vom Durchmesser eines Erwachsenen männlichen Unterarmes errichtet hatte. Die Erde innerhalb des Kreises hatte er etwas abgetragen um eine Kuhle zu graben. Als Hilfsmittel hatte einer der Steine aus dem Kreis hergehalten.

„Ne bisschen Zündholz und Papier habe ich noch unter den Sitzen gefunden. Wird schon reichen.“, meinte Daniel und dann schnippte er.

„Ach. Das Bier habe ich wiedergefunden.“

„Das Essen hoffentlich auch?“

Mary wollte sich gar nicht vorstellen wie der Abend ohne Essen und nur mit Bier werden würde. Vom trinken alleine wurde er jedenfalls nicht satt.

„Ja. Sogar meinen berühmten Feuereintopf habe ich wiedergefunden.“

Daniel grinste von einem bis zum anderen Ohr.

„Was heißt wiedergefunden? Seit wann suchtest du ihn denn?“

Mary erinnerte sich an den Feuereintopf. Viel Fleisch, eine ordentliche Note Whiskey, frische Kräuter und dicke Kartoffelstücke. Und natürlich Chili. Viel Chili. Sie alle mochten Daniels Feuereintopf und der letzte den sie gemeinsam gegessen hatten war nach dem Abschluss am College gewesen. Ewigkeiten her.

„Nur seit ein paar Stunden. Der ist frisch Mary, alles cool.“

Frisch bedeutete er war zwei Tage alt. Damit der Whiskey richtig ins Fleisch einzog und sich sein Geschmack im ganzen Topf verteilte.
 

„Wo ist denn der Teig fürs Stockbrot?“

Oke kam aus dem Zelt, gefolgt von Kosta der mit vier langen Stöcken an den Feuerkreis kam. Die Stöcke warf er in Daniels Richtung, machte kehrt und verschwand wieder im Zelt.

„Der war eben noch-“ Daniel schaute sich um und zeigte dann zu ihren Transportboxen „Dort. Genau dort. Abgedeckt und ein wenig mit Zimt gewürzt. Orange gibt es dieses Mal nicht.“

„Wir sind auch keine Kinder mehr.“, murrte Kosta und öffnete das erste Bier.

Grimmig behielt er Mary im Blick.

Daniel ließ sich die Laune nicht verderben. Er war am wenigsten von Kosta zu beeinflussen, mehr noch dass er am wenigsten auf ihn einging. Stattdessen lehnte er sich etwas zu Mary vor.

„Aber ne bisschen Wasabi ist drin.“

Mary widerstand dem Drang das Gesicht zu verziehen. Zimt und Wasabi? Gut, auf der anderen Seite hatte er auch Daniels Feuereintopf früher für seltsam befunden.

Kosta zerdrückte die Dose und wollte sie mitten in den Wald werfen. Wäre da nicht Oke gewesen.

„Wir sind keine Kinder mehr. Deine Worte, nicht wahr?“

Erneut brummte Kosta. Doch weniger missmutig wie eben noch. Die leere Dose entsorgte er in den mitgebrachten Müllsack.

„Okay. Ich mache jetzt das Feuer und ihr Schlappschwänze seht zu dass wir ne paar Sitzdecken bekommen.“, kommandierte Daniel und klatschte dabei auf eine Art in die Hände, die die übrigen dreien die Nackenhaare hochstehen ließ.

So hatte früher auch ihre Lateinlehrerin geklatscht. Schlimme Frau. Alte Schule. Ging zum lachen in den Spind.
 

„Wir hätten uns schon viel früher wiedersehen sollen.“, meinte Daniel und setzte seine Bierdose wieder an die Lippen.

Betretendes Schweigen.

Nur das knistern des Holzes war zu vernehmen. Mary säuberte seine Schüssel von den Resten des Eintopfs mit dem scharfen Stockbrot, dessen Süße durch den Zimt den Gaumen wieder beruhigte.

„Wir sind doch jetzt hier.“

Natürlich kam dieser Spruch von Kosta.

„Daniel hat Recht. Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen? Neunzehn Jahre.“, pflichtete Oke ihm bei.

Bier wurde getrunken. Schüsseln gesäubert.

„Wir sollten uns alle drei Jahre mal zu einem Ausflug treffen.“, wagte Mary den Vorschlag zu machen.

„Für was? Ne Tag im Wald?“, spottete Kosta und als er merkte dass weder Daniel noch Oke nachzogen, schnaubte er verärgert.

„Ich habe besseres zu tun.“

Marys Augen zogen sich zusammen.

„Was tust du denn dann hier? Wenn du besseres zu tun hast?“

Als wäre dies eine Kampfansage gewesen, sprang Kosta auf.

„Du-“

„Aber, aber.“

Daniel beugte sich etwas vor und breitete versöhnend seine Arme aus. Hob und senkte sie in einer beruhigenden Geste. Oke musste dabei an einen Vogel denken der sich gleich in die Lüfte erhob.

„Also? Versprechen wir uns gegenseitig dass wir uns alle drei Jahre zu einem Ausflug wiedertreffen?“, erkundigte sich Daniel erneut.

„Ja.“, erwiderte Mary und behielt Kosta ganz genau im Blick.

Auch Oke willigte mit einem „Klar doch.“ ein.

„Kosta?“, fragte Daniel und erhielt nur einen brummenden Laut gefolgt von einem Schulterzucken.

„Das fasse ich jetzt als Ja auf. Gut, dann in drei Jahren wieder. Ich habe gekocht, ihr könnt abwaschen.“

Daniel stand auf, schob den rechten Ärmel hoch und sah auf die Uhr.

„Ich leg mich dann hin. Bis morgen.“

„Es ist doch erst halb elf.“, meinte Kosta und schien plötzlich wieder guter Laune zu sein.

„Hatte eine anstrengende Woche. Weckt mich morgen, wenn ich bis elf nicht wach bin.“

„Klar.“, meinte Oke noch und auch Kosta ging – jedoch ohne sich bei Mary zu verabschieden. Oke nickte er nur zu.
 

Das Feuer war schon seit einer Weile erloschen und nur die Glut brannte nach. Der Himmel über ihnen war frei von Wolken. Unzählige Sterne waren zu erkennen und ein jeder strahlte mit einer anderen Intensität.

„Okay. Ich pack's dann.“

Ächzend stand auch Oke auf, steckte Mary aber noch einen Zettel zu.

„Meine Adresse und Nummer. Wir sollten uns wieder öfters sehen Manuel. Meine Frau würde sich auch freuen, zumindest einen meiner Freunde endlich kennenzulernen.“

Mary steckte den Zettel in seine Innentasche.

„Ich denke drüber nach.“

Oke schüttelte den Kopf.

„Nein. Ruf an. Oder ich rufe dich an. Ich war-“

Erneut schüttelte Oke den Kopf.

„Nacht.“

Mary verstand. Er war auch nicht der beste Freund gewesen. Und dieses Treffen hier mehr Zufall.

Den Kopf in den Nacken legend, schaute Mary zu den Sternen auf. Sollte es dieses Wochenende nicht schneien?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Pureya
2019-12-04T21:47:24+00:00 04.12.2019 22:47
Oh man, ganz schön fies mich ohne Auflösung zurück zu lassen :D
Die Situation war richtig gut beschrieben, man konnte sich in jeden rein versetzen und wusste gleich wer wie einzuordnen ist in der Gruppe. Die ganze Zeit steht Anspannung im Hintergrund und pustet einem unheimlich in den Nacken allein schon durch das Setting. Es könnte in einen Horrorfilm, Krimi, Drama oder was ganz anderes über gehen, das gefällt mir wirklich sehr. Und man ist natürlich total gespannt warum diese Spannungen da sind und die sich so lange nicht gesehen oder von einander gehört haben. Ich mag die Geschichte wirklich sehr! Gutes 2. Türchen! ^^


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