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Solange der Kaffee nach Zimt schmeckt

Steve x Wanda
von

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Bonuskapitel

Er bricht aus dem Unterholz heraus, begleitet von dem Schmerz in seiner Seite. Sein gesamter Körper pocht und steht unter Strom, als er auf Thor zu strauchelt. Der Blick huscht von links nach rechts.

„Wo ist er hin?“, presst er rau und schwerfällig hervor.

Eine Antwort bleibt aus.

„Thor“, sagt er, eindringlicher, ungeduldiger, panischer. „Wo ist er hin?“

„Steve?“

Er wendet sich der Stimme zu, die seinen Namen ruft. Sein Blick zuckt zu Bucky, bevor er jedoch begreift, was er sieht, ist es schon geschehen, schon vorbei. Das Maschinengewehr fällt zur Erde hinab, landet im Dreck, in der Asche, die geradeeben noch sein ältester und bester Freund gewesen ist.

Betäubt stolpert er hinüber, geht in die Hocke und presst die Finger zögerlich in die kalte, leblose Asche.

Es ist vorbei.

Sie haben verloren. Sie haben alles verloren.

Thanos hat—

„Steve.“

Erneut fällt sein Name, obwohl da nur Thor mit zusammengepressten Lippen und starrem Blick vor ihm steht.

„Steve.“
 

Steve schreckt aus dem Schlaf, aus dieser scheußlichen Erinnerung. Mit einem Ruck sitzt er aufrecht und sein Atem geht stoßweise und schwer, gleichzeitig bricht aber auch eine Erleichterung über ihn hinein. Erleichterung darüber, dass der Traum vorbei ist. Dass man ihn geweckt hat, anstatt ihm weiterhin in dieser Hoffnungslosigkeit ertrinken zu lassen, die ihm selbst im wachen Zustand furchtbar vertraut ist.

Trotzdem verkrallen sich seine Finger in der dicken Decke, die sich in seinem Schoß gesammelt hat. Steve lehnt den Kopf zur Seite, um die schweißnasse Stirn an seinem nackten Oberarm abzuwischen, auf dem sich bei der Kälte im Raum eine Gänsehaut ausbreitet.

Das Zimmer liegt im Dunkeln. Es wird nur von der Straßenbeleuchtung vor dem Fenster erhellt. Ihr dumpfes Licht macht den fallenden Schnee draußen sichtbar, der friedlich vom Himmel rieselt.

Steve beobachtet die Flocken, bis sanfte Finger seine Schulter berühren und ihn daran erinnern, dass er nicht allein ist.

„Hast du wieder geträumt?“ Wandas Akzent kräuselt sich dezent um jede Silbe und ihre Stimme ist rau, aber hellwach. Sie nennt es keinen Alptraum, denn sie weiß, dass es eine Erinnerung ist. Eine, die sie selbst erlebt hat und eine, von der sie nicht träumt, weil sie zu viele Nächte schlaflos verbringt.

Steve löst die Hand aus der Decke, um stattdessen nach den sanften Fingern zu greifen und sie von seiner Schulter zu ziehen. In der Finsternis sehen ihre lackierten Fingernägel schwarz aus. Für einen Moment betrachtet Steve sie, bevor er ihre Finger zu seinen Lippen hebt und ihren Handrücken küsst.

„Die Feiertage sind vorbei“, entweicht es ihm flüsternd, da der kalte Schweiß auf der Haut ihn darauf hinweist, dass er sich nicht ewig hier in dieser Wohnung mit Wanda verstecken kann. Vergessen hat er es nicht, denn lange lässt sich dieser Gedanke nie vertreiben. Nur in der letzten Woche war es ihm gelungen, ihn ein wenig abzuschütteln.

In diesen vier Wänden muss er nicht Captain America sein. Hier ist er kein Held und hier hat er auch keine Verantwortung zu tragen, die ihm manchmal selbst für einen Supersoldaten wie ihm zu schwer vorkommt. Er muss keine unmöglichen Lösungen finden und auch nicht die Hälfte der Menschheit zurückbringen. In Wandas Armen ist er einfach nur ein Mann, der seine Trauer mit jemanden teilen und vielleicht sogar etwas Frieden finden kann.

Steve neigt den Kopf zur Seite, um nach Wandas Blick zu suchen, während er an ihren Fingern festhält.

„Der Kaffee schmeckt schon eine Weile nicht mehr nach Zimt“, stimmt Wanda leise zu.

Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen. „Bist du dir ganz sicher, dass du zurückkommen möchtest?“ Zwar kann sich Steve nicht vorstellen, sich nach allem allein in den Jet zu setzen und in die Staaten zurückzufliegen, aber zwingen oder überreden möchte er Wanda nicht. War es zu spät, um noch guten Willen zu zeigen?

„Du könntest hierbleiben. Ich würde es verstehen.“

Nun entzieht Wanda ihm ihre Finger, um die Hand stattdessen an seine Wange zu legen. Sie lächelt und legt den Kopf schief, bis einige Haarsträhnen ihr über die Schulter wallen. Der schmale Träger ihres Nachthemds rutscht dabei hinab und hält sich nur wacker zwischen den Strähnen.

„So unentschlossen kenne ich dich gar nicht“, erwidert Wanda. „Dabei solltest du eigentlich wissen, dass ich nie etwas tue, was ich nicht tun möchte.“

Steve nickt nachdenklich, während Wandas Finger provokativ in seinen Nacken wandern, um ihn näher zu ziehen und ihn von dem abzulenken, was ihnen bevorsteht.

Sie hat seine Aufmerksamkeit sofort, aber Wanda hat sie auch schon vom ersten Tag gehabt. Zuerst hat er es als Beschützerinstinkt gewertet, aber vielleicht hat er seine Gefühle auch einfach nicht analysieren wollen. Nichts davon spielt nun noch eine Rolle, zumindest nicht hier in Edinburgh.

Steve dreht sich und stützt die Hand neben ihr auf der Matratze ab, als er sich über Wanda beugt, die sich nach hinten in die Kissen sinken lässt. Seine Lippen pressen sich gegen ihre, als Steve sich zwischen ihre Beine drängt, so nah an den warmen Körper unter ihm heran, wie es ihm möglich ist.

„Ich möchte hier nicht weg“, wispert Wanda gegen seinen Mund. Ihr Atem ist unregelmäßig und heiß und ihre Augen sind schwarze Gewässer, in denen zu viel schwimmt.

Steve weiß nicht, ob sie diese Stadt meint oder das, was sie beide in ihr gefunden haben. Er ist sich auch nicht sicher, ob dies einen Unterschied macht. Plötzlich will er nichts sehnlicher, als hier zu bleiben, aber der Gedanke an Natasha, die niemals die Suche nach einer Lösung aufgeben wird, ist nie fern. In dieser Hinsicht sind sie sich ähnlich, denn auch wenn Steve manchmal aufgeben möchte, kann er es einfach nicht.

Wandas Arme schlingen sich um seine Schultern, nachdem er für eine Weile einfach nur über sie gebeugt ist – nah, aber doch zu weit entfernt. Gedanken und Erinnerungen treiben ihn immer ungewollt von ihr fort, aber sie holt ihn immer zu sich zurück, als seien sie irgendwie miteinander verbunden.

„Aber ich werde dich begleiten“, redet sie weiter und das Lächeln kehrt auf ihre Lippen zurück. „Und ich werde niemand anderen mehr verlieren.“

„Wanda...“

Sie schüttelt den Kopf. „Nein, Steve“, sagt sie, als weiß sie bereits, was er sagen möchte, was er sagen muss. Aber natürlich weiß sie es, denn mit Verlust kennt sie sich aus. Sie hat ihre Eltern und ihren Bruder und den Mann, den sie liebt, verloren.

„Ich kann dich nicht auch noch verlieren“, presst sie hervor und ihre lackierten Fingernägel pressen sich für einen Augenblick fast schmerzhaft in seinen Rücken. Doch Steve spürt es kaum, da er stattdessen zu Wanda hinunterschaut, die Augenbrauen leicht zusammengezogen und der Mund halb geöffnet. Bei jedem gesprochenen Wort streifen Wandas Lippen seine.

Seit Steves Auftauchen haben sie viel geredet, viele Zärtlichkeiten miteinander ausgetauscht, aber sie haben nie über das gesprochen, was zwischen ihnen ist. Nie etwas festgelegt und Steve hat auch nie zu hoffen gewagt, dass es mehr als nur Trauer und Vertrautheit sein könnte.

„Du wirst mich nie verlieren“, sagt er schließlich, denn nichts anderes entspricht der Wahrheit. Ganz gleich, ob dies als Kamerad oder als etwas anderes galt, würde er für sie da sein, solange es ihm möglich ist.

„Du wirst niemals allein sein, Wanda“, fügt er hinzu, denn kein Mitglied der Avengers wird es jemals sein. Steve möchte an dem Glauben festhalten, dass sie einander immer unterstützen werden, auch wenn es Streitigkeiten und Auseinandersetzungen zwischen ihnen gegeben hat.

„Dasselbe gilt für dich“, antwortet Wanda und überbrückt den Abstand zwischen ihnen, um ihn zu küssen – und Steve kann sich bereits vorstellen, wie schwer es ihm fallen wird, morgen früh mit Wanda ihre Taschen zu packen und die Wohnung zu verlassen, um in die Staaten zurückzufliegen.

„Vielleicht gibt es irgendwo Kaffee mit Zimtgeschmack zu kaufen. Wir könnten uns damit für das ganze Jahr über eindecken“, meint Steve zwischen zwei Küssen.

Wanda lacht gegen seinen Mund, bis auch Steve grinsen muss.



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