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Der Weihnachtstroll

von

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Troll am Morgen

Am Kinn kratzend, schlürfte er nur mit seinem Morgenmantel gekleidet durch die Gänge, hier und da unterbrach er die Stille mit einem lauten Gähnen. Zwar war auf seine üblichen vier Stunden Schlaf gekommen, und doch gab ihm sein Körper Signale, dass es ihm dieses Mal nicht genug war. So schleppte er sich in die Küche des Bunkers, und ließ als erstes die Kaffeemaschine laufen. Anschließend schnappte er sich seine Lieblingstasse, goss sich den Kaffee ein, kaum, dass die Maschine fertig war und setzte sich an den kleinen Holztisch. Müde rieb er sich die Augen, so recht wollte er nicht wach werden, sein Blick war nach wie vor verschwommen vor Müdigkeit. Er nahm seine Umgebung kaum war, bis er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Es kostete ihm ein paar Sekunden, um seine Gedanken zu sammeln und zu verstehen, wer dort gerade an seiner Seite stand.

"Guten Morgen, du Schlafmütze", konnte er die Stimme seines Bruders hören und sie klang nach dem kompletten Gegenteil, wie er sich fühlte: Fit, wach und voller Energie.

Statt einer Antwort winkte Dean nur ab. Er konnte hören, wie sich sein Bruder ebenfalls eine Tasse einschüttete, wobei es bei ihm mehr aus einer Laune heraus passiert sein könnte, als aus dem Bedürfnis heraus, sich selbst wach zu bekommen. Als Sam sich dann schließlich zu ihm an den Tisch setzte, hob Dean den Kopf und betrachtete seinen Bruder genauer, soweit es seine müden Augen zuließen. In Sams Haaren funkelten noch einzelne Wassertropfen und er machte an sich einen sehr wachen Eindruck. Er sah wie sein Bruder den Mund bewegte, die Lippen formten Worte und doch war Dean geistig zu weit weg, um zu verstehen, was sein Bruder ihm gerade mitteilen wollte. Was dieser dann auch feststellte.

"Dean, bist du wach?", fragte er ihn und begann diesem leicht am Arm zu rütteln. Dean wachte aus seiner Trance auf und blickte seinem Bruder in die Augen.

"Ja, ja, alles gut, ich ... ich hab nur ..."

"Gestern zu lange Game of Thrones geguckt?", hakte Sam mit einem neckischen Unterton nach.

"Ganz genau - Staffel 4, einfach nur perfekt. Naja, da ist dann einfach Zeit vergangen, du kennst das ja", sagte er und nahm noch einen weiteren Schluck Kaffee. Erst sehr langsam begann das Getränk in seinem Körper zu arbeiten, immerhin hatte seine Sehstärke an Schärfe zurückgewonnen, doch sein Kopf war immer noch wie in Watte eingewickelt. Sam nickte nur, sein üblicher zweifelnder Ausdruck in seinen Augen sprachen Bände und doch hielt er es für das Beste, das Thema nicht weiter zu vertiefen. Er wusste genauso sehr wie sein Bruder, wie hart und anspruchsvoll das Leben eines Jägers war, wie sehr man das Leben schätzen musste, denn es konnte bei der nächsten Jagd schneller vorbei sein, als es einem lieb war. Auch wenn es keine feste Arbeitszeiten oder einen Chef gab, der einen mit Aufträgen unter Druck setzte, so war man doch als Jäger einem stressigen Leben ausgesetzt. Dazu noch die teilweise sehr langen Autofahrten, die sie hinter sich bringen musste, wenn sie auf der Jagd nach Dämonen, Geistern und anderen finsteren Wesen waren.

Doch eine richtige Alternative zu Baby gab es nicht, zumal man den Inhalt des zweiten Kofferraums nur sehr schwer in ein Flugzeug bekommen konnte.

Aus diesem Grund gönnte Sam es ihm, dass sein Bruder neben dem Jägerleben auch noch ein gewisses Maß an Freizeit hatte, in welchem er sich Dingen widmete, die ihm Freude bereiteten und ihn auf andere Gedanken brachten. Auch, wenn er sich hinterher bei der nächsten Fahrt zur Genüge anhören durfte, wie scharf und mutig Daenerys Targaryen doch war, so ließ er seinem Bruder die Freude. Dass er sich über die kleinen Fanboy-Anfälle, welche auch gleichzeitig ein Teil von Deans Persönlichkeit waren, amüsierte, behielt er lieber für sich. Schon immer hatte Dean Probleme damit, seine Gefühle offen auszuleben und da wollte er ihm nicht die wenigen Momente rauben, in denen der Ältere dazu in der Lage war.

Nun war Sam es, der seinen Bruder betrachtete. Das blühende Leben sah eindeutig anders aus. Mitleidig ließ Sam einen Seufzer los, bevor er sich räusperte und ein weiteres Mal auf sein Tablet zu sprechen kam. Genauer gesagt, auf das, was er dort gefunden hatte. Doch auf sie wartete bereits eine neue Aufgabe, eine weitere Jagd stand vor der Tür und würde nicht darauf warten, bis die Jungs sich dazu zu 100% bereit fühlen würden.

"Was ich dir gerade versucht zu erklären habe, Dean, ist, dass ich einen neuen Fall für uns gefunden habe. Genauer gesagt in Lafayette in Indiana", begann er zu erklären und zeigte dabei eine kleine Landkarte der eben erwähnten Stadt.

"Laut einem kleinen Artikel wird dort eine seltsame Erscheinung erwähnt, die in einem kleinen Haus am Rande der Stadt wohl für Chaos sorgt. Vor kurzem ist dort eine Familie eingezogen und erzählt, dass sie seit ihrem Einzug dort für sie unerklärbare Dinge erleben. Gegenstände werden verrückt oder verschwinden und tauchen an einer anderen Stelle wieder auf, manchmal geht dabei auch was kaputt und hin und wieder scheint wohl auch der Strom zu spinnen. Jemand von den Stadtwerken wollte sich das mal ansehen, aber anscheinend wurde man dort nicht fündig. Zumindest konnte sich keiner die seltsamen Ereignisse so recht erklären."

Dean, der sich nun ein weiteres Mal den Schlaf aus den Augen gerieben hat, leerte seine Tasse und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab.

"Klingt nach einem klassischen Casper, der hier und da ein paar kleine Streiche spielt", sagte Dean und stand auf, um sich eine weitere Tasse einzugießen. "Klingt nicht gerade nach einem Mordsfall, das könnte eigentlich jeder Jäger machen."

"Ja, das stimmt", wandte Sam ein. "Allerdings ist es jetzt noch ein normaler Geist, ein harmloser. Es gehen vielleicht Sachen kaputt, aber das ist noch nicht das Ende. Du weißt es und ich weiß es. Denk doch nur mal an all die Geister, denen wir bereits begegnet sind. Sie alle waren am Anfang harmlose Spukwesen, nur mit Unsinn im Sinn, aber am Ende wird jeder von ihnen früher oder später ein Rachegeist. Doch das hier", sagte Sam und deutete dabei auf seinen Tablet-Bildschirm.

"Das hier ist ein Geist, den man noch retten kann. Möglicherweise leidet er noch und wir können ihm helfen, noch bevor den Verstand verliert und dann andere Menschen verletzt oder gar tötet. Außerdem haben wir jetzt nicht wirklich was zu tun oder? Wir haben sonst keinen anderen Fall und mal wieder einen einfachen Fall zu haben, der nichts mit Engeln oder Dämonen zu tun hat, tut uns doch auch mal Abwechslung wieder gut, würde ich sagen."

Dean sah ihn an, dachte für einen Moment über die Worte seines Bruders nach und stellte seine Tasse seufzend auf dem Tisch ab.

"Nun, da hast du auch wieder recht, so eine richtige kleine Geisterjagd hatten wir schon lange nicht mehr. Aber vorher würde ich gerne noch ein wenig duschen, wenn’s recht ist", sagte er, leerte die Tasse in einem Zug und machte sich daran, die Küche zu verlassen.

"Hey, wenn du willst, kann ich heute mal fahren. Dann kannst du dich noch ein wenig ausruhen", sagte Sam, kaum war Dean um die Ecke gebogen. Dieser streckte den Kopf wieder in die Küche und grinste Sam an.

"Netter Versuch, kleiner Bruder, aber nein, wenn ich erst mal geduscht habe und der Kaffee wirkt, bin ich wieder fit wie ein Turnschuh. Außerdem bin ich jetzt schon so gut wie wach. Du kennst mich doch ... also, bis gleich!", sagte er, dann verschwand sein Kopf und Sam konnte hören, wie Dean pfeifend den Gang entlang schlenderte. Gleichzeitig überlegte er, ob er ihm nicht noch hinterherrufen sollte, dass sich die Duschen auf dem entgegengesetzten Ende des Flurs befanden, verkniff es sich jedoch wieder.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BexChan
2020-02-07T15:15:46+00:00 07.02.2020 16:15
Kurz und bündig und GoT passt irgendwie zu Dean :D typisch, immer nur Weiber im Kopf aber die Brüder brauchen sich einfach ❤ Sam weiß einfach immer, was sein verpennter Bruder braucht.
Antwort von:  KiraNear
21.10.2020 21:19
Ja die beiden kennen sich einfach zu gut XD
Irgendwann schreibe ich die FF fertig, weiß aber nicht wann.


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