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Metanoia

The Journey of Changing One's Mind, Heart, Self or Way of Life
von

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Herbst

And would you call old friends you never see?

Reminisce old memories?

Would you forgive your enemies?

And would you find that one you're dreaming of?

Swear up and down to God above

That you'd finally fall in love if today was your last day?
 

If today was your last day

Would you make your mark by mending a broken heart?

You know it's never too late to shoot for the stars

Regardless of who you are
 

~
 

„Ihr werdet mir fehlen, wisst ihr das?“, schluchzte Gabriela und zog Clay in die dritte Umarmung, die der zierlichen Frau fast die Luft raubte. Beschwichtigend strich sie Gabriela über den Rücken und versuchte, mit tiefen Zügen zu atmen. „Wir schicken dir eine Menge Bilder. Und über Weihnachten sehen wir uns doch eh in New York wieder“, versuchte Clay zum x-ten Mal den Tränenfluss zu stoppen, „Das sind nicht mal vier Monate.“
 

„Nicht mal vier Monate? Clarissa, das ist ein Vierteljahr, wo wir uns nicht sehen! Wer weiß, ob ihr nicht den Kontakt abbrecht oder ich zurück nach Spanien muss oder…“, fing Gabriela an und benutzte dabei Clays vollständigen Namen, was ihr das Gefühl gab, sie sprach nicht mit ihrer Freundin, sondern ihrer Mutter.
 

„Gabby, beruhig dich. Niemand bricht den Kontakt ab und wir melden uns in regelmäßigen Abständen beieinander. So haben wir es doch ausgemacht“, kam Nic ihr zu Hilfe und drang endlich zu Gabriela durch, die nun Clay aus ihrer festen Umarmung freigab. „Ihr werdet mir einfach fehlen“, sagte sie kleinlaut und brach einem fast damit das Herz.
 

„Du wirst uns auch fehlen, Gabby“, sagte Nic lächelnd und strich ihr die zerzausten Haare aus dem Gesicht. Die Geste wirkte so fürsorglich, dass Clay sich ungewollt fragte, wie es sich wohl angefühlt haben musste und ob Nic das jemals bei ihr getan hatte.
 

„Seid ihr fertig?“, rief Alex vom Sprinter herüber, den er gerade mit den letzten Sachen belud. Nic und Clay verabschiedeten sich ein letztes Mal von ihrer Freundin, ehe sie zu Alex und den drei anderen Bandmitgliedern hinübergingen. Mit einer Mischung aus Abschiedsschmerz und Vorfreude stiegen die beiden Deutschen in das Auto ein.
 

Nachdem Clay und Nic vollkommen fertig in der Nacht des Diebstahls vor dem Wagen der Band aufgetaucht waren und Clay unter Tränen von ihrem Unglück erzählte, hatte Alex nicht lange gezögert und die beiden Verzweifelten bei sich aufgenommen. Nachdem er von ihrem Traum, durch die Staaten zu reisen, um am Ende Weihnachten und Silvester an der Ostküste zu verbringen, gehört hatte, beschlossen er und seine Freunde kurzerhand, dass sie die beiden begleiten würden.
 

„Wenn wir es nicht an der Ostküste mit unserem Durchbruch schaffen, vielleicht wird es ja an der Westküste oder irgendwo dazwischen was“, hatte Alex auf die Frage geantwortet, warum die Band sie begleiten wollte. Nachdem sich Clay und Nic etwa zehntausend Mal bei den vier Musikern bedankt hatten, war ihre gemeinsame Weiterreise beschlossene Sache gewesen.
 

Lediglich Gabriela blieb in San Francisco zurück, um ihr Studium nicht zu vernachlässigen. Als der Sprinter endlich losfuhr, sahen sie, wie die Studentin erneut in Tränen ausbrach. „Oh man, wir haben Gabby echt das Herz gebrochen“, meinte Jason und schüttelte traurig den Kopf. „Wir sehen sie ja bald in New York wieder“, sagte Henry und wandte sich an Alex, der am Steuer saß.
 

„Wo geht’s jetzt eigentlich hin, Captain?“ „Wir fahren jetzt erst einmal bis nach Salt Lake City und versuchen da unser Glück, dann geht’s irgendwann weiter nach Denver, Kansas City, Chicago, Detroit und schlussendlich nach New York. Wir spielen nur in den großen Städten und nicht auf irgendeinem Kuhdorf irgendwo in Nebraska. Dafür sind wir zu gut“, erläuterte Alex die geplante Reiseroute und drückte zur Bestätigung seines Entschlusses auf das Gaspedal.
 

„Hell yeah!“, schrie Lindsey lachen und gemeinsam starteten die vier Freunde Anfang September in ein ganz neues Abenteuer.
 

~
 

Hätte man Clay und Nic am Anfang ihrer Reise gefragt, was sie wohl erwarten würde, hätten sie sich nicht einmal im Traum ausmalen können, was sie erlebten. Zusammen mit Alex, Lindsey, Jason und Henry zogen die beiden Deutschen in Salt Lake City durch die Kneipen und Bars, machten einen Umweg über den Yellowstone National Park, den ältesten Nationalpark der Welt und feuerten die Ocean Guys im Red Rocks Amphietheater in Denver an, wo sie die einmalige Chance bekamen, als Vorband für eine aufsteigende Band aufzutreten.
 

„Ich bin froh, dass du mich zu dieser wahnwitzigen Idee überredet hast, Nic“, sagte Clay eines Abends, als sie beide alleine am Wagen auf die Band warteten, die noch in einem Club in Denver mit dem Besitzer über mögliche Auftritte verhandelten. Überrascht über diesen aus heiterem Himmel kommenden Kommentar wandte Nic sich zu seiner besten Freundin um.
 

Das Reisen und die gelegentlichen Jobs, die Nic und Clay in den verschiedenen Städten annahmen, hatten den jungen Mann erwachsener gemacht. Seine Arme und Beine waren durch die körperliche Arbeit muskulöser geworden und sein Gesicht zierte mittlerweile ein etwas stoppeliger Dreitagebart, der hin und wieder mit den langen Haarsträhnen kollidierte, die vor allem morgens zu allen Seiten abstanden.
 

„Dazu waren keine Überredungskünste nötig. Sobald ich es dir vorgeschlagen hatte, wusste ich, dass du ja sagen würdest. Aber woher kommt auf einmal dieser Einwurf? Was geht in deinem Strohkopf schon wieder vor?“, fragte er mit einem leichten Lächeln. Betreten schaute Clay zu Boden.
 

Im Gegensatz zu Nic hatte sie eher an Gewicht verloren, statt zugenommen und es gab Tage, an denen sie so schwach war, dass sie sich einige Minuten hinsetzen musste. Seitdem sie ihre Medikamente nicht mehr nahm, merkte sie immer mehr, wie ihr der eigene Körper zu schaffen machte. Bisher waren die Schwächeanfälle nur seltener Natur und sie hatte keine Schwierigkeiten, ihren körperlichen Zustand zu verbergen.
 

Seit Wochen haderte sie mit der Entscheidung, ob sie Nic einweihen sollte, dass ihr Körper langsam aber sicher gegen den Krebs verlor und dass sie sich nicht sicher war, ob sie bis zum Ende des Jahres durchhalten würde. Auf der einen Seite hätte Nic es verdient zu wissen, dass er mit einer tickenden Zeitbombe reiste, auf der anderen Seite wollte sie die Zeit und den Spaß, den sie gemeinsam hatten, nicht durch diese düstere Zukunft ruinieren.
 

„Was ist los , Clay?“, fragte Nic erneut und nahm ihre Hände in die seinen. In seinem Blick lag große Sorge und Angst, die Clay die Brust zuschnürte. Mit aller Kraft riss sie die Kontrolle über ihre Gedanken wieder an sich und zwang sich zu einem Lächeln, während sie vorsichtig Nics Finger mit den ihren massierte.
 

„Ich habe nur darüber nachgedacht, dass dieser Trip wohl das Beste und Größte ist, was ich je erlebt habe und das ich froh bin, dass wir diese Reise gemeinsam machen“, log sie und schien Nic damit etwas beruhigen zu können. „Ich auch“, gab er zu. Schweigend standen sie sich gegenüber, Clays Hände immer noch mit denen von Nic beschäftigt.
 

Über den Trip hinweg hatte es immer wieder Momente gegeben, wo die beiden die Grenzen ihrer Freundschaft kurzzeitig überschritten hatten. Das war nichts vollkommen Neues, da eine so enge Beziehung oftmals an einen Punkt kam, an dem sie entscheiden mussten, ob sie ihre Freundschaft für eine Liebesbeziehung aufs Spiel setzten.
 

Bisher hatten sie allerdings noch nicht über diese Überschreitung gesprochen und Clay plagte das schlechte Gewissen. Auf der einen Seite sehnte sie sich nach Nics Nähe, auf der anderen Seite wusste sie, dass diese Beziehung keine Zukunft hatte – immerhin gab es keine Zukunft für Clay.
 

Langsam ließ sie Nics Hände los, trat einen Schritt zurück und wandte ihm den Rücken zu, was ihr bester Freund stillschweigend hinnahm. „Die brauchen heute echt lange“, wechselte sie unbeholfen das Thema, war aber froh das Nic darauf einging und das Thema wieder unter dem Mantel des Schweigens begraben wurde.
 

Vorerst.
 

~
 

Von Denver ging es weiter nach Kansas, wo sie allerdings nur wenig Glück mit Auftritten und gelegentlichen Jobs hatten, sodass sie schon nach wenigen Tagen entschieden, ihren Weg nach Chicago fortzusetzen. Alex war nach einem erfolglosen Abend fest entschlossen, ihre Reise direkt fortzusetzen und die knapp acht Stunden Fahrt an einem Stück zu fahren, sehr zum Leidwesen seiner Weggefährten.
 

„Chicago Baby!“, versuchte Alex seinen Gefährten einzuheizen, doch das leidenschaftliche Feuer blieb unter Müdigkeit und Erschöpfung aus. Es dauerte auch nicht lange, da waren die müden Abenteurer bereits alle bis auf Alex als Fahrer und Clay, die neben ihm saß und die Karte las, eingeschlafen.
 

„Man könnte meinen, wir reisen mit einer Gruppe Rentner auf Kaffeefahrt“, grummelte Alex, der durch den Rückspiegel seine schlafenden Freunde betrachtete. Auch Clay unterdrückte mühsam ein Gähnen. „Es war ein langer Tag. Wir haben den ganzen Tag Bars und Kneipen nach einer Auftrittsmöglichkeit abgesucht und nur Absagen erhalten oder sollten viel zu hohe Gebühren bezahlen. Sie sind eben niedergeschlagen, sieh es ihnen etwas nach“, nahm sie den Rest in Schutz.
 

Gerade, als sie Alex fragen wollte, ob sie nicht bald mal eine kleine Kaffeepause an der nächsten Tankstelle einlegen wollten, durchzuckte sie ein stechender Schmerz im Bauch. Scharf zog sie die Luft ein und krümmte sich nach vorne, was Alex verschreckt zu ihr hinüberschauen lies. „Clay, alles in Ordnung?!“, fragte er mit lauter, angsterfüllter Stimme. Hastig hob Clay die Hand, um Alex zu beschwichtigen. Mit zusammengekniffenen Augen wartete sie die Schmerzenswelle ab, ehe sie sich wieder aufrichtete und tief durchatmete.
 

„Mir geht’s gut, mach dir keine Sorgen“, winkte sie ab, konnte Alex jedoch nicht überzeugen. „Wir wissen, dass ihr uns etwas verheimlicht, Clay“, gestand Alex und stierte stur gerade aus auf die nächtliche Straße, die lediglich durch ihr Scheinwerferlicht und den Mond beleuchtet wurde.
 

„Das ist okay, wir alle haben unsere Geheimnisse. Nur meinst du nicht, du solltest einen Arzt aufsuchen, wenn es dir so schlecht geht? Du wirst immer blasser, kannst nicht mehr so mit anpacken wie vor ein paar Monaten und mittlerweile bist du so dünn geworden, dass Lindsey schon Buch darüber führt, ob du genug isst.“ Alex Offenbarung und die Fürsorge der Anderen rührte Clay zu Tränen, sodass sich ein Klos im Hals bildete, der sie am Antworten hinderte.
 

„Mir kann kein Arzt helfen, Alex. Nicht auf Dauer“, gestand sie traurig. Alex nickte grimmig und deutete dann mit seinem Kopf in Richtung seiner schlafenden Freunde. „Jason hat eine kleine Schwester mit Down Syndrom und Lindseys Dad ist Kriegsveteran und kämpft bis heute gegen seine Dämonen“, erklärte er, den Blick noch immer auf die Straße gerichtet. „Was ich sagen will, wir haben alle unsere Probleme, die wir nicht lösen können und die uns belasten. Aber es bringt dir nichts, wenn du sie in dich reinfrisst, denn irgendwann beißen sie zurück.“ Traurig blickte Clay in der Spiegelung des Seitenfensters in ihr eigenes Gesicht. „Ich weiß“, gab sie leise zu.
 

„Weiß wenigstens Nic Bescheid?“, fragte Alex nach einem Moment des Schweigens, woraufhin Clay nickte. „Ja, er weiß es. Er ist der Grund, warum wir hier sind.“ „Weiß er auch, was du für ihn empfindest?“ Die aus dem Kontext gerissene Frage traf Clay unvorbereitet. Sie musste so dumm aus der Wäsche geschaut haben, dass Alex sich ein leises Lachen kaum verkneifen konnte und dann breit grinste, als Clay sich panisch zu den Schlafenden umdrehte.
 

„Keine Sorge, die pennen alle wie ein Stein“, gab er nur zurück, schien aber weiterhin auf eine Antwort zu warten. Trotz der Blutarmut in Clays Körper, schlich sich ein leichter rosaner Schimmer auf ihre Wangen. „Keine Ahnung. Wir haben nicht darüber gesprochen“, gestand sie peinlich berührt. „Der Typ ist so ein Glückspilz, dass eine Frau wie dich sich für ihn interessiert. Aber ich glaube, das weiß er selbst.“ „Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich so viel Glück mit mir hat“, murmelte sie und spielte nervös mit dem Zipfel ihres Hemdes.
 

„Lass ihn das selbst entscheiden, Clay. Wenn du nicht mit ihm darüber redest, wird es irgendwann zu spät sein und du wirst es den Rest deines Lebens bereuen“, sagte Alex in einem so verbitterten Ton, das Clay zurückschreckte und stillschweigend fragte, ob Alex sich einmal in einer ähnlichen Situation befunden hatte. Dass der Rest ihres Lebens sehr kurz bemessen war, wusste er nicht.
 

Clay hatte von Henry erfahren, dass Alex vor einigen Jahren eine Beziehung gescheiterte Beziehung schweren Herzens beenden musste. Laut Henry hatte es sich dabei für Alex um die Liebe seines Lebens gehandelt, die er bis heute nicht vergessen konnte.
 

„Tut mir leid, Alex“, sagte Clay daher nur leise. „Mir auch Clay, mir auch.“
 

~
 

Das nächtliche Gespräch zwischen ihr und Alex lies Clay für die nächsten Wochen nicht los. Der Zeitdruck, schnellstmöglich eine Entscheidung zu treffen, wirkte sich allerdings eher negativ als positiv auf sie aus. Mittlerweile war es so schlimm geworden, dass sie unbewusst anfing, Nic zu meiden. Anstatt mit ihm die Stadt zu erkunden, blieb sie lieber bei Jason, der ihr beibrachte, wie man Schlagzeug spielte oder ging mit Lindsey in die verschiedenen Boutiquen, um Kleidung anzuprobieren.
 

Nic hingegen schien tief verletzt von ihrem Verhalten zu sein, konfrontierte sie aktuell aber nicht damit. Stattdessen war er am Tag oft stundenlang verschwunden oder verzog sich allein in eine Ecke.

„Das kann so nicht weitergehen, Clay“, fuhr Lindsey sie eines Tages an, als Nic sich erneut von der Gruppe verabschiedet hatte, um allein durch die Stadt zu ziehen. Angeblich auf der Suche nach Arbeit. Genervt schnaubte Clay, die am liebsten gar nicht über das Thema reden wollte, doch ihre Freundin ließ sich nicht so einfach abwimmeln.
 

„Du musst mit Nic sprechen. Wenn ich den armen Kerl noch einen Tag lang durch die Straßen laufen sehe, wie einen geprügelten Hund, dann drehe ich durch. Ich habe keine Ahnung, was da zwischen euch läuft. Aber was du gerade tust, bricht ihm mehr das Herz, als wenn du ihn wie jeder normale Mensch eine Abfuhr erteilen würdest.“ Wütend drehte Clay sich zu Lindsey um. „Einen Scheiß muss ich! Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein“, fauchte sie, als ihr der Geduldsfaden riss.
 

„Deine Angelegenheit? Euer verdammter Streit oder was auch immer das ist, ist mittlerweile auch unsere Angelegenheit. Ob du es glaubst oder nicht, aber Nic ist auch mein Freund und es tut auch mir weh zu sehen, wie du ihn behandelst“, warf Lindsey Clay vor und stemmte die Hände in die Hüfte wie sie es immer tat, wenn sie etwas aufregte.
 

„Wie ich ihn behandele? Er stellt mich vor eine Entscheidung, die ich nicht treffen kann“, platze es aus Clay heraus, „Ich breche ihm so oder so das Herz. Also mache ich das lieber früher als später. Von mir aus haltet mich für das kalte Miststück. Das ist mir egal, bald ist eh alles egal“, zischte sie und rannte davon. Noch während sie um die nächste Ecke bog, schlugen eine Welle des Selbsthass und der Verzweiflung über ihr zusammen.
 

In den letzten Tagen hatte sie vermehrt das Gefühl gehabt, sie versinke in einem tiefen, schwarzen Loch aus Selbstmitleid, Angst und Hass aus dem sie selbst nicht mehr rauskam. Auch das Aufstehen wurde jeden Tag schwieriger. Hinzu kamen die Schmerzen im Oberbauch und die mittlerweile regelmäßigen Schwächeanfälle.
 

Sie war gerade mal einen halben Block weit gerannt, da musste sie schon Halt machen. Ihre Lunge brannte wie Feuer und ihre Beine zitterten wie Espenlaub. Langsam schleppte sie sich zur nächsten Hauswand, an der sie langsam heruntersank um Kraft zu tanken. Sobald ihr Becken mit dem harten Asphalt kollidierte, brachen auch die Tränen aus ihren Augenwinkeln hervor. Beschämt schlug sie die Hände vors Gesicht.
 

In ihrem Kopf hatte sich ein hämmernder Schmerz ausgebreitet und ihr Bauch fühlte sich an als würde jemand die Bauchdecke mit bloßen Händen zerreißen. „Clay?“, fragte eine bekannte Stimme und riss sie aus ihrer ewigen Spirale abwärts. Noch immer das Gesicht in beiden Händen vergraben, hörte sie wie sich jemand vor ihr in die Hocke begab.
 

Dann spürte sie, wie sich raue Hände, um die ihren legten und sie ganz zärtlich von ihrem Gesicht nahmen. Durch den Tränenschleier konnte Clay Nics Gesicht erkennen. Doch da war noch mehr. Als Clay endlich wieder klar sehen konnte, erkannte sie in Nics Augen nicht nur die Sorge um seine beste Freundin, sondern auch ein Gefühl, das wesentlich tiefer ging - Angst.
 

„Mir geht es nicht gut, Nic“, gestand Clay unter Tränen und ließ sich von ihm in eine Umarmung ziehen. „Es tut mir leid. Alles“, weinte sie weiter. Durch das Weinen fiel es ihr schwer richtig zu atmen. Ihre Atemzüge gingen Stoßweise und waren viel zu tief. Zudem wollten die Tränen nicht versiegen. Vorsichtig löste Nic ihre Umarmung, um Clay in das verweinte Gesicht zu sehen.
 

„Clay , du musst ruhiger atmen. Langsam ein und wieder aus“, instruierte er und machte die Atembewegungen vor. Doch Clay hörte nicht auf ihn. „Ich wollte dir nicht wehtun. Ich wollte das alles nicht.“ Ihr Schluchzen wurde heftiger und sie sah, wie auch langsam Panik in Nic aufstieg. „Es ist alles gut, Clay. Konzentriere dich auf’s Atmen“, zwang er sich mit aller Kraft in ruhigem Ton zu sagen.
 

Der Schmerz in ihrem Kopf und ihrem Bauch wurde unerträglich, sodass sie vor Schmerzen die Augen zusammenkniff und sich krümmte. Das Letzte was sie hörte, war wie Nic nach einem Krankenwagen schrie, ehe alles in Dunkelheit versank.
 

~
 

Würdest du blind zu Gott beten, dass du dich endlich verlieben könntest, wenn heute dein letzter Tag wäre?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: irish_shamrock
2020-06-14T17:16:10+00:00 14.06.2020 19:16
Liebe Zaizen,

ich hasse Abschiede. Und dass Gabby jetzt wirklich, wirklich allein gelassen wird, ist beinahe nicht zu verzeihen!
Doch da sie leichte Eifersucht bei Clay schürt, was unweigerlich Herzschmerz suggeriert, ... lasst sie ziehen ... also die Truppe.
Allerdings soll nichts versprochen werden, das nicht gehalten werden kann. Denn so bitter es auch klingen mag, nicht alle werden das neue Jahr in NYC begrüßen können :( ...

Kurze Anmerkung:
Ich bin in Erdkunde eine wirkliche Niete, allerdings liegt NYC im Osten und San Francisco im Westen der USA ...
Diese Passage hat mich an etwas sehr an meinen geografischen Kenntnissen zweifeln lassen:
„Wenn wir es nicht an der Ostküste mit unserem Durchbruch schaffen, vielleicht wird es ja an der Westküste oder irgendwo dazwischen was“, hatte Alex auf die Frage geantwortet, warum die Band sie begleiten wollte. Nachdem sich Clay und Nic etwa zehntausend Mal bei den vier Musikern bedankt hatten, war ihre gemeinsame Weiterreise beschlossene Sache gewesen.

Nichtsdestotrotz ist das Vorhaben und der Verlauf der Reise so richtig schön Road-trippig ♥
Und das Leben als Musiker selten ein steiler Weg nach oben ...
Was ich mich allerdings frage:
Kann man mit einer Akustikgitarre Punkrock spielen?? - es geht ... sagt Dr. Google

Clays Zustand verschlechtert sich jedoch immer mehr, was all den Hype um den Band wieder einmal schlagartig verblassen lässt.
Ich muss(te) wirklich tief durchatmen, denn neben allem stehen auch noch Gefühle im Raum, die nach Drama schreien.
Dass sie überhaupt so weit kam, nachdem die Medikamente abgesetzt und gestohlen worden waren ... Respekt für Clays Durchhaltevermögen. Doch leider ...

Ich schlucke immer noch an dem Kloß in meiner Kehle und schlurfe niedergeschmettert zum verbleibenden Kapitel.

Alles Liebe,
von mir, für dich ...

irish C:

PS: Wie gehabt ... Feld zu klein, Finger zu wurstig, Augen zu schlecht, zu viel Sonne ...


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