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die Unfassbare

von

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Wut und Schmerz

Tora (zehn Jahre)
 

Mit einem lauten Klirren zersprang die Glasflasche an der Wand, nur knapp von meinem Kopf entfernt. Scherben schnitten in meine Haut und der Alkohol brannte, als er sich in den kleinen Wunden sammelte. Mit Mühe unterdrückte ich ein angstvolles Wimmern und schirmte mit den dünnen Armen das Gesicht ab. Heute war es besonders schlimm. Dabei hatte ich doch gar nichts getan. Aber mein Vater fand immer einen Grund seine Wut an mir auszulassen.
 

„Du undankbares Gör.“ Drohend ragte er über mir auf und ein Zittern durchlief meinen Körper. Würde er mich wieder schlagen? Oder im Brunnen vor dem Haus halb ertränken? Wie aufs Stichwort begannen die kaum verheilten Wunden auf meinem Rücken zu schmerzen. Der Angstschweiß lief mein Gesicht hinunter. Mit aller Kraft versuchte ich die Tränen zurückzuhalten. Diese Genugtuung würde ich ihm nicht auch noch geben. Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Zumindest für meine Verhältnisse. Ich war in die Akademie gegangen, hatte eingekauft und anschließend etwas für meinen Vater zu Essen zubereitet.
 

Doch er hatte auf sich warten lassen. Erst am späten Abend war er nach Hause gekommen und hatte dann nach etwas zu Essen verlangt. Wie so oft war er betrunken gewesen. Als ich ihm mitgeteilt hatte, dass ich das Gekochte noch aufwärmen müsste, bevor er es essen konnte, war er wütend geworden. Wegen etwas so Banalen. Doch was hätte ich tun sollen. Mich gegen ihn wehren? Nein. Dazu hatte ich viel zu große Angst vor ihm. Ich war ein kleines zehnjähriges Mädchen, das gerade einmal ein Jutsu beherrschte. Und er war ein ausgebildeter Jonin und somit um einiges stärker als ich. Zumal er noch größer und ein Mann war. Nicht einmal einen geringfügigen Schaden würde ich ihm zufügen können.
 

Ein scharfer Schmerz zog sich meinen Kopf entlang. Ich hatte das Gefühl er würde platzen. Starke Hände umgriffen mein Haar und ich unterdrückte mit Mühe einen Schmerzensschrei. Vater hatte meine Unaufmerksamkeit genutzt um mir ins lange Haar zu greifen. Mehrfach hatte er es sich um die Hand gewickelt, sodass ich ihm erst recht nicht entkommen konnte. Tränen des Schmerzes schossen in meine Augen und ich presste meine Lippen fest zusammen um dem Wimmern, das beständig und drängend meine Kehle emporkroch, Einhalt zu gebieten. Wut und Schmerz durchschossen meinen Körper. Es war nicht fair, dass er mich so behandelte. Was hatte ich ihm denn getan? „Hör… hör auf.“ Meine Stimme bebte und ich war mir erst nicht sicher, ob er mich verstanden hatte.
 

Doch das verstärkte Ziehen in meinen Haaren bestätigte mir, dass dies der Fall gewesen war. Ich biss mir so fest auf die Lippe, dass sie zu bluten begann. Nie und nimmer würde ich vor ihm heulen. „Werden wir jetzt auch noch frech, kleines Fräulein? Weißt du denn überhaupt, was du mir zu verdanken hast?“ Seine Stimme war ganz nah bei mir. Ich presste die Augen fest zusammen, um nicht in sein Gesicht sehen zu müssen. Innerlich wusste ich, dass es dann nur noch schlimmer werden würde. Der stechende Geruch des Alkohols brannte in meiner Nase und ich kämpfte mit aller Gewalt dagegen an, sie angeekelt zu verziehen. Etwas traf meine Magengrube und sämtliche Luft wurde aus den Lungen gepresst. „Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede?“ Seine Stimme war so laut, dass meine Ohren klingelten.
 

Zittrig öffnete ich meine Augenlider und sah das Gesicht meines Vaters nur knapp vor dem meinen schweben. Es war gerötet vor Wut und Alkohol. Seine Augen trugen einen gefährlichen Schimmer in sich. Noch vermochte ich nicht zu sagen, was es war. Und ehrlichgesagt wollte ich es auch gar nicht wissen. Zu groß war die Angst vor dem, was möglicherweise noch kommen könnte. Unruhig huschten meine Augen umher und blieben an dem Messer haften, welches auf der Spüle lag. Mein Körper kribbelte unangenehm, als ich erkannte, dass mein Vater den Blick verfolgt hatte. Ein beinahe schon triumphierendes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
 

„Willst du mich etwa verletzen oder sogar töten?“, lallte er. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Rücken. Sein Blick … er war so … beinahe schon wahnsinnig. Ich zitterte unter dem Ausdruck seiner Augen. Die Hand, welche sich um meine Haare verkrampft hatte, lockerte sich minimal. „Ich wäre nicht der Erste, den du getötet hast, du skrupelloses Monster.“ Erstarrt sah ich ihn an. Wie? Das konnte er doch nicht ernst meinen. Wann? Wen hatte ich getötet? So etwas würde ich nie im Leben tun. Niemanden würde ich das antun, nicht einmal ihm. Schallendes Lachen erfüllte den Raum. Die Augen meines Vaters glühten vor Irrsinn. „Wie du weißt es nicht? Na ja wie auch. Du warst ja gerade einmal ein paar Minuten alt.“ Was sagte er da? „Deine Mutter ist wegen dir gestorben du kleines Monster. Durch deine Geburt. Also wer ist hier der Mörder?“
 

Mörder. Mörder. Mörder. Immer wieder hallte dieses Wort in meinen Ohren wieder. Ich schüttelte, sofern es eben ging, den Kopf. „Nein… du lügst. Ich würde nie…“, stammelte ich und starrte den Boden an. Ich hatte sie nicht getötet. Ich konnte sie nicht ermordet haben. Das wäre nicht ich.
 

Der Griff um meine Haare wurde stärker und eine andere Hand packte mich an der Schulter. Mein Körper wurde herumgewirbelt und ich prallte mit dem Rücken voran gegen das harte Holz der Spüle. Die Wunden auf meinem Rücken platzten wieder auf und etwas Warmes lief meinen Rücken hinunter. Blut. Tränen benetzten mein Gesicht, während mein Rücken wie Feuer brannte. Die Schritte meines Vaters hallten laut in meinen Ohren wieder. Wie Donnerschläge, bei einem Gewitter. Nur, dass diese jetzt weniger angsteinflößend wären. Blind vor Schmerz und Trauer tastete meine Hand nach dem Messer auf der Spüle. Fest schlossen sich meine Finger um den kühlen Griff und hielten ihn fest. Erneut begann mein Vater zu lachen. Kalt und herzlos. „Glaubst du wirklich, du kannst mich mit dem Messerchen besiegen. Ich bin ein Jonin und du… du bist nur eine kleine Rotzgöre, die denkt sie könnte es ihm Leben zu etwas bringen. Doch dazu werde ich es nicht kommen lassen. Dein Leben wird deine eigene Hölle. Verlass dich drauf. Für andere wirst du unsichtbar sein und niemand wird etwas mit dir zu tun haben wollen. Unsichtbar hast du mich verstanden?“ Sein Gesicht war erneut so nah an dem meinem.
 

All meinen Mut samt der Wut zusammenkratzend, spuckte ich ihm ins Gesicht. Die Überraschung war ihm deutlich anzusehen. Doch rasend schnell verwandelte sie sich in pure, mörderische Rage. Ich hatte ihn nur noch rasender gemacht. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich ducken. Ein lautes Krachen folgte. Dort, wo eben noch mein Kopf gewesen war, befand sich nun ein großes Loch. Angsterfüllt sah ich auf den Schaden, den er verursacht hatte. Und in diesem Moment fasste ich einen mutigen und zugleich waghalsigen Entschluss. Mich hielt hier nichts mehr. Mein Vater hasste mich. Mutter war dank mir gestorben. Ich hatte niemanden nur mich und… meine Kraft. Und so sammelte ich mein Chakra und konzentrierte mich auf das einzige Jutsu, das ich beherrschte und von dem niemand bisher wusste.
 

„Jutsu der Unsichtbarkeit.“



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