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Ein Leben nach dem Tod

von

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Soul Society würde nie wieder so sein wie zuvor.

Die Kämpfe waren gewonnen, der Krieg vorüber und doch fühlte es sich an, als hätten sie verloren. Ichigo saß auf einem Dach der Gotei 13, er hatte vergessen welcher Division und es interessierte ihn auch nicht besonders. Von hier aus hatte er einen guten Überblick über das Chaos und die Zerstörung, die langsam Stück für Stück von den Shinigami beseitigt wurde.
 

Er war schon immer ziemlich mies darin gewesen sein Reiatsu zu kontrollieren, oder das anderer Shinigami zu spüren. Ihm fehlte die professionelle Ausbildung dafür. Im Grunde genommen war er von Rukia damals ziemlich ins kalte Wasser geschmissen worden und musste die ganze Sache mit Learning by Doing absolvieren. Nicht, dass er sich beschweren würde, das passte sowieso besser zu ihm, als die Schulbank zu drücken mit den anderen Shinigamiakademie Studenten.
 

„Es wird Zeit.“ Rukia war hinter ihm aufgetaucht. Er hatte sie nicht an ihrem Reiatsu erkannt, hatte sich aber trotzdem nicht erschrocken. Er wusste, dass sie da war, weil er sie immer und überall wieder finden würde. Weil sie nun mal Rukia war.

Und er wusste auch wovon sie sprach. Und es gefiel ihm nicht.
 

„Weißt du, Shunsui hat mir angeboten, dass ich der Gotei 13 beitreten kann, wenn ich will. Vielleicht werde ich ja dein Untergebener?“ Er grinste frech in Rukias Richtung, wusste genau, welche Knöpfe er drücken musste, um sie zu ärgern. Ihre Faust landete in seinem Gesicht. Natürlich hätte er sie abwehren können, aber das wäre langweilig.

„Du Idiot! Tu das bloß nicht!“ schrie sie ihn an. Sie meinte es nicht so aggressiv, wie es klang. Das war okay so. Ichigo verstand sie.

„Vollkommen richtig, unter so einem brutalen Weib überlebe ich keine zwei Wochen ohne in der Irrenanstalt zu landen. Oder im Krankenhaus!“ blaffte er ebenso freundlich zurück.
 

Renji sah sich das Spektakel aus sicherer Entfernung an. Er hatte gelernt besser nicht dazwischen zu gehen, wenn sich Ichigo und Rukia in den Haaren hatten. Was oft passierte. Manchmal wunderte er sich darüber, wie es Ichigo schaffte aus Rukia, die er so lange so gut kannte, so viel heraus zu holen. Er gab es nicht gerne zu, aber Rukia schien sich fast allen gegenüber zurück zu halten, selbst ihm. Die einzige Person, bei der sie ganz sie selbst zu sein schien, ungeniert mit allen Fehlern und schlechten Eigenschaften, war Ichigo.

Renji mochte Ichigo, sie waren Nakama geworden und hatten viele Kämpfe gemeinsam bestritten, aber er hoffte, dass er in die Welt der Lebenden zurück kehren würde, wo er hin gehörte. Ansonsten würde er Rukia an ihn verlieren, da war er sich sicher.
 

„Hey, ich geh was essen. Will jemand mit?“ fragte Renji rein der Form halber. Seine beiden Freunde hörten ihm sowieso nicht zu. Er zuckte mit den Schultern und verschwand Richtung Kantine. Heute hab es Okonomiyaki, darauf freute er sich schon die ganze Woche.
 

„Du gehörst hier nicht hin!“ Rukia verschränkte letztendlich stur die Arme vor der Brust. Ende der Diskussion. In den Karottenkopf ging sowieso keine Logik rein.

„Ach ja?“ „Ja!“ „Und warum?“

Rukia starrte ihn fassungslos an: „Weil du lebst? Das hier ist die Welt der Toten? Meld dich in 50 Jahren nochmal, dann passt das eher mit dir.“

„Oh cool. Dann muss ich also nur von der nächsten Brücke springen und mir das Genick brechen? Super, wir sehen uns in ner Stunde dann wieder.“

„Das wagst du nicht!“ Diesmal ein Tritt in die Magengrube, diesmal mit etwas mehr Nachdruck. Diesmal tat es tatsächlich weh. Oh je, er war zu weit gegangen.
 

„Ok, ok, ‚tschuldige, mach ich nicht.“ Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Aber weißt du, in die Welt der Lebenden gehöre ich auch nicht mehr wirklich. Ich kann mir nicht vorstellen dorthin zurück zu kehren, als wäre all das hier nie passiert. Als hätte ich euch alle nie getroffen.“ Als hätte ich dich nie getroffen, aber das sagte er nicht. Rukia verstand trotzdem. Sie seufzte.

„Ichigo, du weißt, was er gesagt hat.“

Natürlich wusste er das. Ywhach hatte gedroht, dass er ihre glückliche Zukunft zerstören würde. Aber weglaufen war nicht sein Stil. Es gefiel ihm nicht, wie alle automatisch davon ausgingen, dass sie die tragischen Helden spielen und auf ihr Glück verzichten sollten.

„Ts, mir doch egal. Trainieren wir halt mehr und treten ihn so oft dorthin zurück wo er her kam, bis er weg bleibt“ ,sagte er trotzig. Natürlich war das nicht so einfach, aber er weigerte sich auch klein bei zu geben in eine Realität, die ihm nicht schmeckte.
 

„Ichigo. Du gehörst nicht hierher. Du gehörst in die Welt der Lebenden.“

„Ach ja? Letztes mal, als ich auf den neusten Stand gebracht worden bin, war ich Shinigami, Mensch, Quincy UND Hollow! Wo gehöre ich denn bitteschön deiner Meinung nach hin?“

„Quincy sind Menschen. Damit bist du halb Mensch und gehörst in die Welt der Lebenden.“

„Mein Vater ist ein waschechter Shinigami, damit bin ich halb Shinigami und komm super hier klar!“
 

Wie gesagt, Logik ging nicht in seinen Schädel rein.

„Ich verstehe dich, aber wir können uns trotzdem jederzeit besuchen, Ichigo. Es ist das Beste für alle.“

Ichigo sah beleidigt in die Ferne. „Was das Beste für mich ist, entscheide ich immer noch selber.“

Damit war das Gespräch beendet und Rukia machte sich auch auf den Weg in die Kantine, nachdem sie Ichigo noch vom Dach gestoßen hatte. Sie würde sich mal wieder bei Renji über den Dickschädel beschweren. Sie dachte immer, dass Renji stur war, aber gegen Ichigo war er geradezu harmlos. Der Junge brachte sie zur Weißglut.
 

„Jo! Rukia!“ Ichigo grinste breit, als er vor seiner neuen Vorgesetzten stand und übertrieben schlecht salutierte.

„Das hast du nicht wirklich gemacht...“ Rukia blieb den Mund offen stehen. „Du Wahnsinniger! Und was ist mit deinem lebenden Körper?“ „Kon freut sich?“ Ichigo zuckte mit den Schultern.

Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Ich werde dich nicht 24/7 Babysitten, nur damit das klar ist.“ Natürlich würde sie das, das wussten sie beide.
 

Ichigo war tatsächlich in der 13ten Division gelandet, als Offizier unter Rukia. Niemand anderem hatten die Shinigami zugetraut Ichigo in den Griff zu bekommen, auf niemand anderen hörte er auch nur ansatzweise. Töricht, dachte Rukia sich, er hörte keineswegs auf sie. Sie hatten nur oft die gleiche Ansicht und die selben Vorstellungen. Damit überlappten sich ihre Ziele und es schien, als würde er tun was sie sagte.
 

Nach den verlustreichen Kämpfen brauchte die Gotei 13 dringend neue Offiziere. Alleine von der Stärke her hätten sie Ichigo auch direkt zu einem Captian befördern können, aber das war ihnen wohl zu heikel gewesen. Verständlich. Welche Division auch immer ihn abbekommen hätte, wäre wahrscheinlich im Chaos versunken. Stattdessen wurde ihr jetzt die ehrenvolle Aufgabe zuteil ihn zum Captain-Material zu formen. Großartig.
 

So schlecht fand Ichigo es in der Gotei 13 nicht. Er vermisste seine Freunde und seine Familie aus der Welt der Lebenden, ging sie aber regelmäßig besuchen. Rukia klebte ihm an den Fersen und achtete wie ein Luchs darauf, dass er keinen Blödsinn anstellte. Er schaffte es trotzdem hin und wieder mit Ikkaku oder Renji Verheerung anzurichten und amüsierte sich über Rukias anschließendes Donnerwetter. Sie war schon süß, wenn sie sich aufregte.
 

Als sie zum Captain befördert worden war, wurde er gleichzeitig zu ihrem Vize ernannt. Er wurde professionell in die verschiedenen Fähigkeiten der Shinigami eingewiesen, in denen er unversiert war. Das Training gefiel ihm, aber auf die Schreibtischarbeit konnte er verzichten. Jetzt wusste er, warum Rangiku immer davor flüchtete.

Er hing über seinem Schreibtisch, der in sicherer Entfernung zu Rukia stand, aber nah genug, um immer ein gutes Auge auf ihn zu haben, und seufzte gelangweilt. Rukia warf ihm direkt böse Blicke zu. Er hob beschwichtigend die Hände.
 

Es war definitiv ein anderes Leben, als er sich vorgestellt hatte, aber es war die richtige Entscheidung gewesen. Er sah wieder herüber zu der zarten Person neben ihm. Sie hatte sein Leben auf den Kopf gestellt. Sie war mehr als ein Nakama. Sie hatte seinem Dasein Sinn gegeben und sich so ungeniert bei ihm eingenistet, dass er sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen konnte.

Er hatte größten Respekt vor ihr, auch wenn das nicht unbedingt so rüber kam. Seit einiger Zeit jedoch mischten sich andere Gefühle ein, die er erst versucht hatte zu ignorieren.
 

Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, als er noch einen Blick in Rukias Richtung warf. Vielleicht war er auch einfach Masochist, aber er glaubte, dass er sich in sie verliebt hatte. Eine absolut verrückte Vorstellung, aber anders konnte er sich seinen Gefühlszustand nicht erklären. Aber sie hatte Renji, oder nicht? Ah, der Gedanke verursachte ein unangenehmes Stechen in seiner Brust. Lieber nicht daran denken, stattdessen genoss er ihre Zweisamkeit – auch wenn sie nur arbeiteten.
 

„Seltsam...“ Rukia stand grübelnd vor Ichigo und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. „Was?“ fragte er patzig und sah an sich herab. Seine Klamotten sahen okay aus.

Vor kurzem waren Ishida, Chad und Orihime zu Besuch gewesen. Sie hatten Ichigos Familie im Schlepptau gehabt. Rukia hatte ja fast vergessen, wie verrückt Isshin war. Als er seinen Sohn wieder sah, fiel er ihm weinen um den Hals, aber ein Kommentar blieb bei Rukia hängen: „Du bist so erwachsen geworden!“
 

„Na ja, du scheinst normal zu altern“ ,stellte Rukia trocken fest, „vielleicht weil dein Körper noch lebt? Das wird relativ bald zum Problem werden.“

Ichigo war tatsächlich normal gealtert. Die Person, die Rukia ungläubig und genervt anstarrte war 23 Jahre alt, groß, gut bemuskelt und entwickelte sich zum Herzensbrecher ihrer Division – sehr zu ihrem Leidwesen.

„Frag doch einfach Mayuri. Dem Irren fällt schon was ein.“ Er stemmte seine Hände in seine Hüften, stand stolz und aufrecht vor ihr. Aus dem Augenwinkel sah Rukia eine Shinigami ihrer Division, die mit offenem Mund stehen geblieben war.

„Mach nicht so ne Show, du Idiot. So gut war die Idee nicht, der bringt nur deinen Körper um.“

„Tss, dann Urahara?“ Er beugte sich zu Rukia runter und forderte ihre großen violetten Augen heraus. Ja, er versuchte eine Show zu machen. Für sie. Er wollte gut aussehen. Für sie. Warum bemerkte sie das nicht? Sie konnte ihn doch sonst lesen wie ein offenes Buch.
 

„Minami-san, du kannst deiner Arbeit gerne auch wieder nachgehen!“ Die Shinigami, die immernoch ihren Vize anstarrte und mit Blicken entkleidete rannte erschrocken davon.

„Das wird auch langsam zum Problem...“ murmelte Rukia und sah zu Ichigo herüber. Als Teenager gings ja noch, aber jetzt triefte er gerade zu von männlichen Pheromonen und zog Frauen an wie Fliegen.

„Was?“

Sie seufzte, was sie oft in seiner Gegenwart tat, wenn sie ihn nicht gerade anschrie. „Kapierst du eh nicht.“

„BITTE?“ Tat er sehr wohl, aber die Frau, deren Aufmerksamkeit er versuchte zu erringen, ohne dabei wie ein Idiot auszusehen, ignorierte ihn ja. Das kratzte schon an seinem Stolz.
 

Später am Abend saß Ichigo mit Renji, Ikkaku und Yumichka in einer Bar vor seinem Bier und brummte schlecht gelaunt über die „kleine Hexe“.

Die anderen lachten sich kaputt. Renji legte einen Arm brüderlich über Ichigos Schulter: „Ich hab Jahrelang versucht Rukia klar zu machen, dass ich sie liebe. Sie hat‘s nie gerafft. Viel Erfolg, Mann.“

„Vielleicht hat sie‘s auch einfach ignoriert, weil sie keine Lust auf deinen Ananaskopf hatte?“ Ichigo schob Renjis Arm von seiner Schulter.
 

Irgendwie hatte Renji es bemerkt. Ob es daran lag, dass er selber auch was für Rukia übrig hatte, wusste er nicht, aber irgendwann stand Renji vor ihm und stellte unbeeindruckt fest: „Alter, du bist echt in die verknallt, oder?“

Erstaunlicherweise stellte sich Renji weder als Hindernis, noch als Wingman heraus. Was Ichigo sehr zu schätzen wusste. Mit Renji an seiner Seite würde das nie was werden und er war froh ihn nicht als Gegenspieler zu haben.
 

Trotzdem konnte Ichigo nicht einfach mit einem Strauß Blumen auf sie zu rennen und „Ich liebe dich!“ rufen. Wo käme er denn dahin? Außerdem wusste er beim besten Willen nicht, ob Rukia irgendwas für ihn übrig hatte, was über Freundschaft hinaus ging und er wollte sich nicht die Abfuhr des Jahrhunderts einfangen. Das würde sich in der Gotei 13 schneller verbreiten als Ikakus Nacktfotos.

Er wusste auch nicht, wen er um Rat fragen sollte. Das war normalerweise Rukia. Alle anderen waren viel zu verrückt dafür. Die normalste Person war… Hanataro? Die rationalste Person war… Toushiro? Ganz tolle Kandidaten.
 

Er trank den Rest seines Bieres auf ex und verabschiedete sich. Rukia schien ja nichtmal eifersüchtig zu sein auf die Weiber, die ihm hinterher gafften. Genervt, ja. Eifersüchtig, nein.

In Gedanken versunken machte er sich auf den Weg nach Hause. Die Offiziersunterkünfte waren nicht nach Geschlechtern getrennt und somit waren er und Rukia Nachbarn. Die Wände waren außerdem ziemlich dünn. Er konnte nicht abstreiten, dass er nicht schon darüber nachgedacht hatte sie auf andere Art eifersüchtig zu machen – oder es zumindest zu versuchen.

Andererseits war er auch froh bisher keine eindeutig zweideutigen Geräusche aus ihrer Wohnung gehört zu haben.

Morgen früh stand Training mit Yoruichi an, da war verkatert aufzutauchen eher schlecht. Er würde morgen weiter grübeln.
 

Ichigo war stark. Wirklich. Trotzdem schaffte es Yoruichi immernoch erfolgreich ihn ins Schwitzen zu bringen. „Halt mal eben.“ Er blieb stehen und begann sich auszuziehen.

„Ey! Lass das, Ichigo!“

„Mir ist warm! Du hast nur eine Lage Klamotten an und wirst nicht wie‘n Irrer durch die Gegend gescheucht!“ beschwerte sich Ichigo.

Yoruichi schüttelte mit dem Kopf, als der obere Teil seiner Roben achtlos zu Boden geworfen wurde. „Darum geht es nicht. So ziehst du zu viele Beobachter an. Das nervt.“
 

Wenn er so darüber nachdachte, war das eigentlich gar keine so schlechte Idee. Wenn genug Beobachter die Abläufe der Division störten, würde sicher auch Rukia auftauchen. Vielleicht gefiel ihr der Anblick auch?

All zu lange konnte er nicht darüber nachdenken, denn er hatte Yoruichis Fuß im Gesicht. „Konzentrier dich auf dein Training!“
 

„Hey! Habt ihr alle nichts zu tun, oder was? Seht zu, dass ihr verschwindet! Los jetzt!“ Ichigo grinste breit. Jepp. Da war sie. Zuverlässig wie ein Uhrwerk war sie zur Stelle, um den Auflauf an Shinigami aufzulösen.

Yoruichi beobachtete Ichigos Reaktion auf Rukias Auftauchen mit großem Interesse. Aha. Deswegen also die plötzliche Vorliebe für Nudismus. Ihr entging auch nicht, dass Ichigo seit Rukias Eintreffen etwas gerader stand, sich ein kleines bisschen größer machte und irgendwie… männlicher wirkte? Männer und ihr Imponiergehabe, das sind die reinsten Pfauen alle miteinander. Yoruichi musste sich ein Lachen verkneifen.
 

„Oi, hast du Zwerg nicht auch noch andere Arbeit zu tun?“ Rief Ichigo quer über den Übungsplatz nachdem Rukia erfolgreich alle Zuschauer weg geschickt hatte, selber aber keine Anstalten machte zu gehen. Dafür fing er sich einen gehörigen Tritt von Yoruichi ein: „Hier spielt die Musik! Konzentrier dich auf dein Training.“

Er hielt sich die schmerzende Seite und versuchte Luft zu holen, während er sich ein hämisches Grinsen von Yoruichi und schallendes Gelächter von Rukia einhandelte. Das war nach hinten losgegangen.
 

Später am frühen Abend hingen sie beide wieder über ihrem Papierkrieg, auf den konnte er sich aber nur schwer konzentrieren. Wie konnte er ihre Aufmerksamkeit für sich gewinnen? Also, ohne sich zum Affen zu machen. Das war gar nicht so einfach. So langsam wurde er depressiv, weil einfach nichts helfen wollte. Entweder er trat in irgendwelche Fettnäpfchen, oder sie ignorierte ihn.
 

Er sah auf die Uhr. Noch eine Stunde. Heute Abend hielt Matsumoto eine Party in der 10ten Division, vermutlich ohne die Zustimmung der kleinen weißhaarigen Captains.

Alles, Was in Zusammenhang mit Matsumoto stand, beinhaltete sehr viel Alkohol. Er hielt nicht viel davon sich hemmungslos zu betrinken, es war ein furchtbares Gefühl die Kontrolle über seinen Körper zu verlieren, aber hatte das dingende Bedürfnis nach Ablenkung.
 

„Ohoho! Kurosaki! Komm! Noch einen!“ Offensichtlich schwer betrunken goss er Ichigo noch ein Glas ein mit etwas, von dem Ichigo eigentlich nur wusste, dass es hochprozentig war. Er schmeckte schon seit einer Stunde nichts mehr. „Ja, ja, von mir aus.“ Ichigo hatte bereits Mühe geradeaus zu sehen und wusste, dass er nicht mehr alleine von seinem Stuhl aufstehen können würde. Wenn er ganz viel Glück hatte, würde ihm bald auch noch schlecht werden. Bis zur nächsten Toilette schaffte er es auf keinen Fall.

„Bis ja richtig jut dabei! Schön!“ Strahlend hingen ihm Renji und Ikkaku auf den Schultern. Ichigo hing derweil mehr schlecht als recht auf seinem Stuhl herum. So ein Mist… er wollte sich zwar ablenken, aber derart besaufen war nicht sein Plan gewesen. Alles nur wegen dieser verrückten kleinen Hexe. Ichigo verzog grimmig sein Gesicht.
 

„Urg, was soll der Unsinn, Jungs?“ Ichigo dachte einen Augenblick sein vernebeltes Gehirn spielte ihm Streiche, aber da stand sie tatsählich. „Rukiaaaa!“ lallte er ihr entgegen. Als sich ihre Blicke trafen, entgleisten ihr alle Gesichtszüge.

„Du Idiot! Trottel! Sieh dich an!“

Ichigo hielt sich die Ohren zu. Ihre Stimme halle furchtbar schmerzend in seinem Kopf. „Nüsch so laut...“

„Du siehst schrecklich aus. Also, noch schrecklicher als sonst“ , stellte sie fest. Ichigo stöhnte frustriert auf. Vielen Dank für das Lob. „Komm, wir gehen.“ Sie half ihm aufzustehen und ihn abzustützen, was sich in Anbetracht ihrer Körpergröße als eher schwierig gestaltete.
 

Sichtlich unter Ichigos Gewicht kämpfend schwankten sie beide zurück in die 13te Division, während er schier zusammenhanglosen Unsinn vor sich her lallte. Rukia verfluchte ihn dafür. Morgen würde er zu nichts zu gebrauchen sein.

„Weischt du… das waaaar nicht nett.“

„Was? Dass ich dich da raus geholt habe? Dafür solltest du mir danken, du Flegel.“

„Naaain! Du hascht gesagt, dass ich… scheiße aussehe.“

Rukia hielt inne. „Und das ist dein Problem?

Er nickte nur.

„Das ist dein Problem? Sturtzbesoffen mitten in der Nacht? Ich glaub es nicht.“ Sie hätte ihm wirklich gerne rechts und links ein paar gescheuert, aber dafür war er nicht in der Lage.

„Ja! Daas schtimmt nisch. Ich seh… gut aus.“

„Na, im Moment sicher nicht“ ,entgegnete sie trocken. Er würde sich an das Gespräch sowieso nicht mehr erinnern können später.

Er blickte an einen unbestimmten Punk irgendwo in der Ferne. „Aber sonst schon.“

Rukia nahm tief Luft und versuchte sich selber beruhigende Worte zuzureden. Das war der Alkohol. „Ja, ja, okay. Sonst siehst du gut aus“ ,gab sie schließlich klein bei. Ichigo grinste breit und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. „Rukia findet mich... schexy!“
 

„Nicht so laut!“ sie fürchtete, dass die halbe Division ihn hörte. Er zuckte zusammen und beugte sich zu ihr herunter.

„Rukia?“

Sie ignorierte ihn.

„Rukiaaaa?“ „Was ist?“ Ihr Tonfall war fauchender als sie beabsichtigt hatte, aber Alkohol-Ichigo ging ihr schrecklich auf die Nerven. Das Lallen, das Kichern, Glucksen und Grinsen, es war einfach furchtbar.

Er sprach direkt neben ihrem Ohr im Flüsterton scheinbar vollkommen nüchtern: „Ich liebe dich.“
 

Rukia blieb im Schock stehen. Sie brauchte einige Momente, bis sie sich daran erinnerte zu atmen. Ichigo sah sie derweil fragend an. Hastig schob sie seine Nase aus ihrem Gesicht, als er ihr gefährlich nah kam.

„Ich liebe dich“ ,wiederholte er, diesmal bestimmter. Rukias Herz schlug ihr bis zum Hals. Ruhig bleiben. Er erinnert sich am nächsten Tag sowieso an nichts mehr.

„Oi, Rukia, liebst du mich auch?“

Sie biss verzweifelt die Zähne zusammen: „Lass das, Ichigo. Reiß dich zusammen.“

„Aber ich liebe dich.“

Sie gab auf. Endlich hatten sie seine Wohnung erreicht, aber er erwartete eindeutig eine Antwort.

„Rukia?“ Er klang fast wieder nüchtern, doch ein Blick in seine Augen verrieten ihr, dass er nach wie vor nicht bei Sinnen war.

Sie biss sich auf die Unterlippe und ließ resigniert den Kopf hängen: „Ja doch.“

„Ja?“ Er legte den Kopf schief zur Seite und wartete.

„Ja, ich liebe dich auch, okay?“ Sie hatte es mehr zu sich selbst gesagt als zu ihm, doch als sie ihm endlich wieder ins Gesicht sehen konnte, erblickte sie hinter dem Schleier des Alkohols ein zuckersüßes verliebtes Lächeln, dass ihr fast die Knie weich wurden.
 

Rukia kam sich vor wie ein Fisch. Ihr Mund klappte ein paar mal auf und zu ehe sie sich gefangen hatte und sie schob Ichigo mit knallrotem Kopf in dessen Wohnung. „Ab ins Bett mir dir. Los jetzt!“

Er drehte sich zu ihr um, ehe sie seine Türe schließen konnte: „Aber Rukia...“

Sie riss die Augen panisch weit aus. Das klang jetzt aber wirklich ziemlich ausgenüchtert. Sie betete zu allem, was ihr einfiel, dass er mit heftigem Kater und ohne Erinnerung aufwachte. Im Worst Case konnte sie ihm immer noch einfach erzählen, dass alles nie passiert war.

In dieser Nacht konnte Rukia kein Auge zutun.
 

Die Arbeit in den Büros der 13ten Division begann üblicherweise um 8 Uhr. Als Ichigo um 10 Uhr immer noch nicht aufgetaucht war, ließ Rukia ihren Stift liegen und marschierte zu seiner Wohnung rüber. Sie wusste, dass die Türe von gestern nicht verschlossen war, so machte sie sich gar nicht erst die Mühe zu klopfen und ging schnurstracks zu seinem Schlafzimmer.

„Hey, Ichigo! Weißt du eigentlich wie spät es ist?“

Als Antwort bekam sie ein störrisches Brummen und ein Kopfkissen entgegen geschmissen, dem sie elegant auswich.

„Nich so laut...“ ,stöhnte er in das verbliebene Kissen, in das er seinen Schädel vergraben hatte.

„Selbst Schuld, wenn du so viel säufst.“ Ihr Mitleid hielt sich in Grenzen.
 

Ichigo lag auf dem Bauch. Die dünne Bettdecke lag irgendwo lose um seine Hüften herum. Schwerfällig und langsam drehte er sich auf den Rücken. Beinahe wäre die Decke noch tiefer gerutscht, hielt aber aber gerade noch weit genug oben, um unsittliches zu verbergen. Vorsichtig stütze sich Ichigo auf seine Ellenbogen ab und erhob seinen Oberkörper ein wenig von den weichen Laken seines Bettes.

Er sah Rukia durch halb geöffnete Augen mit bestem Schlafzimmerblick an. Rukia rang um Beherrschung. Schlafzimmer-Ichigo war eindeutig ein Anblick, der zu viele Gefühle in ihr aufwirbelte nach vergangener Nacht. Diesmal musste sie ihm Recht geben. Sie fand ihn sexy… geradezu verflucht sexy.
 

„Was ist?“ murmelte der leidende Mann vor ihr schließlich.

Sie räusperte sich. „Sie solltest seit 2 Stunden auf der Arbeit sein.“

Stöhnend ließ er sich wieder auf sein Bett fallen und fluche anschließend, weil die Bewegung zu schnell für seinen pochenden Schädel war. Rukia fluchte, weil Ichigo eindeutig zu viel stöhnte und sie eindeutig viel zu sehr aufwühlte.
 

Sie verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Na ja, so bist du eh nicht zu gebrauchen“ , stellte sie letztendlich fest. „Von mir aus noch viel Spaß mit deinem Kater.“

Sie wollte eigentlich gehen, hielt dann aber doch nochmal inne. Die Ungewissheit nagte an ihren Nerven und schließlich gab sie nach: „Sag mal, erinnerst du dich eigentlich an irgendwas?“

„ ... Wodka.“

Sie verdrehte die Augen. „Sonst noch was?“

„Ich glaube Tequila?“

Absoluter Filmriss. Wunderbar. Zufrieden ging Rukia in ihr Büro zurück. Sie würde ihn nicht anlügen müssen.
 

Ichigo lag derweil weiter leidend in seinem Bett und starrte mit böse Blicken Löcher in seine unschuldige Decke. Als ob das seine Kopfschmerzen irgendwie besser machte. Er konnte sich wirklich an nicht viel erinnern, aber er war sich sicher, er wurde von Rukia nach Hause gebracht. Sie hatten über etwas gesprochen, aber er schaffte es einfach nicht die richtigen Puzzleteile zusammen zu setzen. Er brummte resigniert und drehte sich vorsichtig um. Wenn ihm nur nicht so übel wäre, hätte er sich längst etwas zu Essen gemacht und wäre auf der Arbeit erschienen.
 

Plötzlich hielt er inne. Moment. Er hatte es ihr gesagt. Ich liebe dich. Das hatte er ihr gesagt und sie? Sie hatte geantwortet.

In diesem Augenblick lernte Ichigo wie schnell man sich ausnüchtern konnte. Es ignorierte seinen hämmernden Schädel und sprang aus dem Bett. Auf dem Weg ins Badezimmer stolperte er zweimal und nahm anschließend eine sehr kalte sehr kurze Dusche. Er rasierte sich so hastig, dass er sich in die Wange schnitt, das war ihm schon seit Jahren nicht mehr passiert.

Die ganze Prozedur von Aufstehen bis Ankunft im Büro dauerte keine 10 Minuten und wurde konstant von Flüchen begleitet.
 

Als Ichigo im Büro stand, fand er sich einer sichtlich überraschten Rukia gegenüber.

„Das ging schneller, als ich dachte“ , brach sie schließlich das Schweigen, „vor einer Viertel Stunde warst du noch praktisch klinisch tot.“

Ichigo ignorierte ihren Kommentar. „Hab ich gestern irgend etwas K gesagt?“

Rukia verdrehte die Augen. „Ichigo, du redest nur seltsames Zeug. Das wird unter Alkoholeinfluss nicht besser.“

„Hey! Das sagt jawohl die Richtige. Welcher erwachsene Mensch kann denn bitte stundenlang eine Kinderserie über einen Cartoonhasen zitieren.“ Ichigo machte eine gleichgültige Geste, die Rukia in sekundenschnelle zur Weißglut brachte.

„Chappy ist für alle Altersgruppen!“ Sie war aufgestanden und zeigte nun drohend mit ihrem Finger auf Ichigo, der ein abfälliges Geräusch von sich gab, eher er triefend vor Sarkasmus antwortete: „Ja natürlich und den Weihnachtsmann gibt es auch.“
 

Jeder halbwegs vernünftige Menschen würde sich bei solch einer Auseinandersetzung Sorgen machen oder sich zumindest nicht wohl in seiner Haut fühlen. Ichigo war erleichtert. Rukia verhielt sich ganz normal, vielleicht hatte er sich die versehentliche Liebeserklärung mit freundlicher Unterstützung durch Tequila sich doch nur eingebildet. Er konnte sich sowieso nur an Bruchstücke des letzten Abends erinnern und wollte sich beim besten Willen nicht vertrauen Realität von Alkoholwahn unterscheiden zu können.
 

„Wenn du so ein Theater machen kannst, dann kannst du auch Schreibarbeit erledigen. Los jetzt!“ Sie versuchte sich so groß vor ihm aufzubauen, wie es ihr mit ihrer kleinen Statur möglich war und sah ihn grimmig an. Sie sah furchtbar niedlich auch und es kostete Ichigo alles an Willenskraft nicht blöd zu grinsen.

Ja, das war Rukia. Seine Rukia. Inoue hätte sofort wie eine besorgte Hausfrau um ihn herumgetanzt. Sowas brauchte er nicht. Was er brauchte, was jemand, der ihm den richtigen Tritt in den Hintern gab, um wieder in Schwung zu kommen und nur dann die Nase in seine Angelegenheiten steckte, wenn es wirklich nötig war. Rukia ließ ihm genug Luft zum atmen, stand ihm aber dennoch wie ein Fels in der Brandung zur Seite.
 

Da die Oberkörper-frei-Taktik während seines Trainings mit Yoruichi ganz gut funktioniert hatte, versuchte er es hier und dort nochmal damit, was zu einigen sehr amüsanten Situationen geführt hatte. Es war inzwischen Hochsommer geworden und Ichigo war der Meinung, dass es vollkommen legitim war sich halb entkleidet auf das Gästesofa in ihrem Büro zu schmeißen. Seine überflüssige Kleidung hatte er einfach achtlos auf den Boden geschmissen, wie ein fauler Teenager und sich selber lang gemacht auf dem bequemen Möbelstück.
 

Es war wirklich furchtbar warm und er konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass auch Rukia mindestens genauso unter der Hitze litt wie er. Als er vorgeschlagen hatte Sode no Shirayuki einzusetzen für etwas Abkühlung hatte er dafür zwei blaue Augen bekommen und fächerte sich lustlos viel zu warme Luft entgegen.
 

Rukai ließ entnerft ihren Füller fallen. „Sag mal, geht‘s dir eigentlich noch ganz gut?“

„Nope. Es ist viel zu heiß“, entgegnete er staubtrocken, „aber danke der Nachfrage.“

„Du kannst doch nicht einfach so hier rumlungern! Was wenn Nii-sama vorbei kommt? Kannst du nicht wenigstens deine Klamotten aufheben?“

Ichigo dachte einen Moment darüber nach, ehe er sich dazu entschied, dass das viel zu anstrengend in der Hitze war: „Nee, zu warm.“

„Ichigo… beweg deinen Hintern und heb deine Sachen von meinem Boden auf!“

„Wenn du so meckern kannst, geht‘s dir im Gegensatz zu mir anscheinend noch super.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich mach heute gar nichts mehr.“
 

Wütend stand Rukia auf. Natürlich war ihr auch viel zu heiß, sie trug sowieso schon noch mehr Stoff als er, aber deswegen flätze sie nicht halbnackt auf anderer Leute Sofas herum. Was dachte er sich dabei? Wahrscheinlich gar nichts, nahm sie an und lag damit sehr weit daneben.
 

Rukia hob Ichigos Uniformteile vom Boden auf und marschierte auf ihn zu. Ihre Wut verflüchtigte sich allerdings sehr schnell, als sie einen guten Blick auf ihn erhaschte. Sie musste einsehen, dass Ichigo in der Tat nett anzusehen war, wie er dort ausgestreckt mit Schweißperlen auf der Haut lazil auf ihrem Sofa lag ohne die geringste Reue.

Sie musste sich an den rotzfrechen Teenager erinnern, der er noch vor wenigen Jahren gewesen war, um nicht selber in Tagträumen zu versinken. Peinlich gestand sie sich ein, dass sie zumindest für einen Augenblick daran gedacht hatte einfach mal anfassen zu wollen und sich dazu zu legen. Nein, diese Gedankengänge führten die falsche Richtung.
 

„Oy, Rukia, dein Bru…“ Renji war von Byakuya geschickt worden mir einer Nachricht an Rukia und weil Renji bei Rukia selbstverständlich ein- und ausging, machte er sich schon seit Ewigkeiten nicht mehr die Mühe anzuklopfen. In diesem Moment hatte er sich gewünscht, er hätte es getan.

Ihm bot sich folgendes Bild: Rukia, mit Ichigos Klamotten in der Hand mit einem Ausdruck, den man als „hungrig bis sabbernd“ bezeichnen könnte, nur ein paar Schritte von Mr. Universe entfernt, der in dieser Pose wahrscheinlich auch Männer hätte schwängern können vom bloßen hinsehen.
 

Was sagte man in solch einer Situation? Offensichtlich wusste es keiner der Beteiligten, aber auch wenn Renji auf das Bild, das sich ihm bot, wirklich hätte verzichten können, das Entgleisen der Gesichtszüge seiner Freunde in blanken Horror war es dann doch fast wert.
 

„Ähm… ja.“ Renji entschloss sich schlussendlich die ihm gebotene Situation so gut es ging zu ignorieren und seinen Auftrag zu beenden: „Kuchiki-taichou bat mich dir auszurichten, dass er dich heute Abend zum Essen erwartet, Rukia. Das war‘s auch schon. Uhm… viel Spaß noch.“ Damit verschwand er peinlich berührt aus der Türe und lies seine Freunde versteinert zurück.
 

„Scheiße!“ Rukia brach geradezu in sich zusammen, während Ichigo in schallendes Gelächter verfiel. Das brachte ihm einen schmerzhaften Tritt in die Seite ein und einige sehr böse Blicke von Rukia, die er kein Stück ernst nahm. „Was? Hast du sein Gesicht nicht gesehen? Er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen!“

„Törichter Idiot! Er hat uns gesehen. So!“ Sie machte eine allumfassende Geste mit ihren Armen. „Wenn er Nii-sama berichtet, dass wir beide was miteinander haben, dann war‘s das!“

Ichigo kratzte sich noncharlant am Hinterkopf. „Also Erstens, mit was war es dann das? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich stärker bin als er, wenn es darauf ankommt. Zweitens, warum wär das so ein riesiges Problem für ihn, wenn wir was miteinander hätten?“
 

Rukia ließ sich resigniert in den Sessel gegenüber von Ichigo sinken und massierte sich die Schläfen. Ehe sie antwortete, nahm sie sehr tief Luft, um sich zu beruhigen. „Auch wenn ich adoptiert bin, ich bin eine Kuchiki und repräsentiere meine Familie. Mit wem ich eine Beziehung führe, insbesondere eine romantische, kann ein schlechtes Licht auf den ganzen Kuchiki-Klan werfen.“

Ichigo setzte sich auf und zeigte mit seinem eigenen Finger auf seine Brust. „Hey, willst du damit etwas sagen, ich wär ne schlechte Partie?“

Rukia nickte. „Gut erkannt. Ich bin stolz auf dich. Hier hast du einen Lutscher.“

„Ich hab die Welt gerettet! So… zwei oder drei mal? Das soll schlecht für‘s Image sein?“ Adel war einfach verrückt in Ichigos Augen.

„Na ja, die Tatsache, dass du ein Held bist, ist so ungefähr deine einzige positive Qualität. Durch deine Adern fließt Quincy-Blut, das hassen sie.“

Ichigo dachte kurz nach, bis ihm wieder etwas einfiel: „Moment, mein Vater gehört doch zum Shiba-Klan und das war doch auch so ne alte Adelsfamilie? Macht mich das nicht zu einem guten Kandidaten?“

Rukia seufzte tief und theatralisch auf. „Warum diskutiere ich mit dir eigentlich deine Qualitäten als potentiellen Love Interest für mich?“
 

Sie erntete von Ichigo nur einen Blick, der ihr sagte sie solle einfach seine Frage beantworten und nicht so eine Show abziehen. Gut. Wie er wollte.

„Falls es dir entgangen ist, leben die Shibas nicht gerade in Wohlstand und Reichtum. Ihnen wurden die Adelstitel aberkannt und alle damit verbundenen Privilegien entzogen. Sie sind eine Schande für die verbliebenen alten Adelsfamilien. Um ehrlich zu sein, von dem Standpunkt her ist Renji wahrscheinlich eine angemessenere Wahl als du es bist.“
 

Ichigo verzog angewidert das Gesicht. „Erg, Renji? Ehrlich?“

„Ja. Ich glaube sogar, dass Nii-sama schon seit ein paar Jahren damit rechnet, dass ich Renji als meinen Partner vorstelle.“

„Oh…“ Ichigo ließ seinen Blick nach unten auf seine Hände wandern, die er auf seinem Schoß ineinander gefaltet hatte. Er schluckte. „Und… willst du es?“

Sie schüttelte den Kopf. „In Gottes Namen! Das wäre ungefähr so, als würde ich Nii-sama heiraten wollen.“

Er war erleichtert. Aber trotzdem, Renji war sie in verliebt. „Er würde nicht nein sagen, weißt du?“

„Wer?“

„Renji.“

„Woher willst du das wissen?“ Das Gespräch hatte eine sehr unerwartete Wendung genommen.

Ichigo atmete tief durch. War es fair, dass er es ihr sagte? Wahrscheinlich nicht, aber Rukia schien nicht mehr als Freundschaft von ihm zu wollen. Ein schlechtes Gewissen hatte er trotzdem schon im Voraus. „Weil Renji es mir gesagt hat? Er ist in dich verliebt, er würde ja sagen.“
 

Rukia nickte: „Ich weiß.“ Und erntete damit überraschte Blicke von Ichigo. „Du wusstest es?“

Sie lachte kurz auf. „Natürlich, er war ja nicht gerade subtil.“

Wenn Rukia anscheinend so einfach durch Renji durchgeschaut hatte… hatte sie dann auch seine Intention schon längst erkannt? Und sagte aus dem selben Grund auch zu ihm nichts? Trotz der Hitze lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken.

„Rukia, ich-“ Doch Rukia stand auf und ging wortlos zu ihren Schreibtisch zurück. Das Gespräch war beendet.
 

Sie tat es nicht gerne, aber sie verglich Renji und Ichigo miteinander. In einigen Dingen waren sie sich sehr ähnlich und sie konnte sie beide lesen wie ein offenes Buch. Andererseits gab es sehr zentrale Unterschiede. Der Wichtigste war, dass sie sich in Ichigo verliebt hatte und er versuchte auf eine naiv männliche Art und Weise irgendwie ihr Interesse zu wecken, was zwar vollkommen unnötig, aber auch irgendwie nett war.

Ein weiterer Unterschied bestand darin, dass Renji tot war und Ichigo noch einen lebenden Körper in Japan rumlaufen hatte. Wahrscheinlich würde entschieden werden, dass eben dieser getötet wird, damit Ichigos natürlicher Alterunsgprozess aufgehalten wird und das konnte sie nicht zulassen. Er gehörte nicht hierher, er war noch nicht tot und es war noch nicht seine Zeit zu sterben. Sie wollte nicht, dass er buchstäblich sein Leben für sie aufgab, auch wenn sie wusste, dass er genau das vor hatte zu tun.
 

Es war einfach vollkommen irrational. Irrational wie die Liebe, die sich einfach aussuchte wer es denn sein sollte, ohne die betreffenden Personen zu fragen und sie in ein Gefühlschaos stürzte. Sie tat ihr Bestes, um einen kühlen Kopf zu bewahren, was zunehmend schwieriger wurde.

Aber spätestens, wenn sie Ichigos lebenden Körper beseitigen wollten, würde er in die Welt der Lebenden zurückkehren müssen. Wenn sie beide jetzt etwas blödes miteinander anfingen, würde der Abschied noch schwieriger werden.
 

Rukia erinnere sich daran zurück, als Ichigo wegen dem Schwund seiner Kräfte aufhörte Shinigami zu sehen. Der Abschied hatte weh getan. Sehr weh. Wenn sie sich auf das einließ, was er wollte, der nächste Abschied würde sie beide irreparabel zerreißen. Es war zu ihrer beider Besten, um sich und ihn vor einem vermeidbaren Schmerz zu schützen. Der Idiot wollte es nur einfach nicht verstehen.
 

„Eine Mission in der Welt der Lebenden? In Karakura? Nice!“ Ichigo freute sich über die guten Nachrichten. Er würde ganze zwei Wochen Karakura Town besuchen können. Gut, arbeiten musste er auch, aber er rechnete schon mit genug Freizeit, um seine Freunde zu treffen und Zeit mit seiner Familie zu verbringen.

„Bleib schön da und komm nicht wieder, hörst du?“ rief Renji grinsend. Den Gefallen würde Ichigo ihm sicher nicht tun, aber er konnte ja noch hoffen.
 

Am Abend vor der Abreise saß Rukia seufzend in ihrer Wohnung. Sie hatte alle Vorkehrungen getroffen, damit ihre Division nicht im totalen Chaos untergeht, wenn beide führenden Offiziere weg waren. Außerdem hatte sie sich bestens auf ihre Mission vorbereitet und es konnte eigentlich nichts schief gehen, wäre da nicht noch ihre persönliche Mission Ichigo dort zu lassen.
 

Es klopfte. Überrascht bat Rukia ihren Besucher herein und bekam große Augen.

„Nii-sama?“

Byakuya nickte nur kurz und nahm unaufgefordert ihr gegenüber am Tisch platz.

„Was verschafft mir die Ehre?“ Zu sagen Rukia war überrascht, wäre gnadenlos untertrieben gewesen.

Der Angesprochene sprach wohlüberlegt: „Gratulation und alles Gute für deine erste eigene Mission in der Welt der Lebenden als Captain.“

Hastig stand Rukia auf und verbeugte sich tief vor ihrem Adoptivbruder: „Vielen Dank, Nii-sama! Was für eine Ehre, das wäre doch nicht nötig gewesen. Die Mission wird sicher ein Erfolg, das verspreche ich.“

„Natürlich wird sie das. Du bist eine Kuchiki.“ Seine Worte waren monoton und doch konnte er den Stolz auf Hisanas kleine Schwester nicht ganz verstecken. Etwas irritierte ihm jedoch: „Du wirkst so nervös? Hat Kurosaki damit etwas zu tun?“
 

Ertappt machte Rukia einen kleinen Satz nach hinten und Byakuya musste sich sehr zurückhalten nicht zu lächeln. Das gehörte sich nicht, also blieben seine Mundwinkel perfekt neutral.

„Ich weiß, dass du du ihn liebst.“ Er beobachtete mit großem Interesse, wie Rukia mit jedem Wort mehr die Panik ins Gesicht stieg. Dachte sie wirklich das wäre ein Geheimnis? Halb Seireitei hatte inzwischen Wetten abgeschlossen, wann sie mit Kurosaki im Bett landen würde. Die andere Hälfte wollte ihn selber haben.
 

Er lehnte sich entspannt zurück. „Wie du weißt, habe ich aus Liebe geheiratet. Ich habe nicht vor dich zu zwingen, eine Partnerschaft mit jemandem einzugehen, der dich nicht glücklich macht.“

Rukia blieb für einen kurzen Augenblick der Mund offen stehen, bevor sie sich sammeln konnte: „Ich dachte du hasst Ichigo?“

Er schloss kurz die Augen und machte ein Gesicht, dass man als minimal verstimmt bezeichnen konnte. „Sagen wir, ich bevorzuge die Gesellschaft Anderer, aber ich hasse ihn nicht. Ich bin sicher nicht glücklich damit, aber ich respektiere deine Entscheidung.“
 

Das kam überraschend. Mehr als ein „Danke… Nii-sama“ konnte Rukia nicht darauf antworten. Für Byakuya war das Gespräch damit beendet. Elegant erhob er sich und schwebte in Richtung ihrer Türe, als Rukia sich plötzlich ein Herz fasste. „Nii-sama! Warte!“

Er hielt inne. Sie wusste, dass sie ihn jetzt verärgert hatte, aber sie wollte nicht, dass er dachte sie würde in Karakura Ichigos Familie offiziell seine Partnerin vorgestellt werden. „Ich habe nicht vor eine Partnerschaft mit Ichigo anzustreben.“ Sie schluckte. „Ich werde ihn überreden in Karakura zu bleiben. Ichigo wird nicht zurück kommen.“
 

Hätte Byakuya nicht Jahrhunderte Training der Kuchiki-Familie hinter sich, ihm wäre vermutlich alles entgleist. Dennoch wirkte er ungewohnt verwirrt, als er sagte: „Ich habe gehört, er würde einen halbwegs vernünftigen Job machen.“

„Nein, nein, ich bin nicht unzufrieden mit Ichigos Arbeit, die ist in Ordnung.“ Und wenn er das jemals erfährt, würde sein Ego durch den Himmel schießen, deswegen schwor sie sich einen Teufel zu tun, ihm das je zu sagen.

Byakuya sagte nichts, doch Rukia sah, dass sie fortfahren sollte. „Er ist nicht tot. Er gehört hier nicht hin. Er sollte das Leben leben, das ihm zusteht.“
 

Scheinbar zufrieden mit ihrer Antwort nickte Byakuya ihr zu und machte sich auf den Weg in die 6te Division. In der Türe blieb er jedoch abermals stehen und sprach ohne sich ihr zuzuwenden: „Ich habe die Entscheidung deines Herzens akzeptiert. Du solltest selbiges für ihn tun.“
 

Byakuyas Worte hallen immer wieder durch Rukias Schädel, selbst als sie schon in Uraharas Shop in Karakura angekommen waren. Das waren die vermutlich verrücktesten fünf Minuten gewesen, die sie jemals in Gegenwart ihres Nii-sama erlebt hatte.

Sie schüttelte den Kopf, um auf andere Gedanken zu kommen. Jetzt stand erstmal ihre Mission im Vordergrund. Wenn alles gut lief, würden sie und Ichigo heute Abend pünktlich bei seiner Familie zum Essen auftauchen und sich für die nächsten zwei Wochen dort einnisten. Sie warf dem Karrottenkopf einen Seitenblick zu, der nicht unbemerkt blieb.
 

„Hab ich nen Pickel am Kinn, oder was?“ Ichigo kratzte sich am besagten Körperteil, konnte aber nichts störendes finden.

„Idiot, konzentriere dich auf unsere Aufgabe. Die Reinheit deiner Haut interessiert niemanden.“ Ein Kichern aus der zweiten Reihe lehrte sie eines Besseren.
 

Ihre Mission verlief ohne größere Zwischenfälle. Sie sammelten die Daten, die sich brauchten und machten nebenbei noch ein paar schwache Hollows unschädlich. Als sie für den heutigen Tag fertig waren, holte Rukia ihren Gigai und Ichigo seinen Körper bei Urahara ab. Zu Fuß gingen sie die bekannte Strecke vom Shop zu Ichigos Elternhaus, während hinter ihnen langsam die Sonne unterging.

Sie schwiegen. Das kam selten genug vor, aber jetzt in diesem Augenblick war Rukia dankbar dafür. Sie genoß einfach seine Nähe. Es fühlte sich gut an, Seite an Seite zu gehen und instinktiv zu wissen, dass Worte in diesem Augenblick unnötig waren.
 

„Kurosaki-kun! Kuchiki-san!“ Rukia zuckte zusammen. Und damit war der Augenblick hinüber. Sie drehten sich beide in die Richtung, aus der die wohlbekannte Stimmt kam. Es war nicht so, als würde Rukia Inoue nicht mögen, aber die Frau hatte einfach kein Feingefühl. Außerdem wusste Rukia, dass Inoue seit Ewigkeiten in Ichigo verliebt war. Wenn sie Ichigo in Karakura zurücklassen würde, würde Ichigo dann mit Inoue zusammen kommen? Sie heiraten? Kinder bekommen? Bei dem Gedanken wurde ihr schlecht.

Sie bemühte sich ein ungezwungenes Lächeln aufzusetzen. Inoue konnte nichts dafür. Sie war nur naiv, nicht hinterhältig oder bösartig.
 

„Ich wusste gar nicht, dass ihr beide uns besuchen kommt! Wie schön, Kurosaki-kun, deine Schwestern werden sich sicher sehr freuen. Wie lange seid ihr da?“

„Zwei Wochen, aber wir müssen arbeiten. So viel Zeit bleibt uns für Freizeit leider nicht“ ,beantwortete Rukia die Frage, die eigentlich an Ichigo gerichtet war.

„Ach so…“ Inoue klang enttäuscht, fasste aber dennoch ihren Mut zusammen: „Möchtet ihr zum Abendessen vorbei kommen? Ich mache Spaghetti Bolognese mit Schokosoße und Kapern.“

Ichigo hatte das dringende Bedürfnis vor Inoues Kochkünsten zu flüchten. Bevor er sich total verplappern konnte, trat Rukia ihm schonmal vorsichtshalber auf den Fuß.

„Hey! Ich hab doch nichts gemacht“ , zischte er sie an.

Rukia warf ihm nur drohende Blicke zu und Inoue verstand gar nichts mehr.
 

Ichigo sammelte und räusperte sich, eher er zugab: „Ich habe meiner Familie versprochen, dass wir heute mit ihnen essen. Yuzu kocht sicher schon seit Stunden für uns. Vielleicht treffen wir uns die Tage mal.“

„Oh schade, aber ja, das wär toll! Ich freu mich! Und viel Spaß bei deiner Familie, Kurosaki-kun.“

Rukia sah Inoues Lächeln und die Anspannung dahinter. Sie hätte Ichigo gerne mitgenommen, möglichst alleine und zu ihr nach Hause und vorzugsweise über Nacht. Sie konnte es ihrer Freundin nicht verübeln. Das Bild einer mehrköpfigen rothaarigen Familie tauchte wieder auf, doch Rukia vedrängte es vehement.

Es war ihr jedoch nicht entgangen, dass Ichigo verschwiegen hatte, dass sie beide die ganzen zwei Wochen in der Kurosaki-Klinik übernachten würden und machte sich eine mentale Notiz in später darauf anzusprechen.
 

„IIIIIICHIGOOOO!“ Isshin flog wie eh und je freudestrahlend seinem Sohn entgegen. Ichigo trat nur genervt einen Schritt zur Seite und Isshin küsste den Boden. „Ja, auch schön dich wieder zu sehen. Musst du mich deswegen attackieren?“

„Sei nicht so kalt, Ichigo, ich seh dich kaum noch!“ Theatralische Tränen standen Isshin in den Augen. Natürlich liebte er seine Kinder, aber er wusste auch, dass die Situation nicht anders wäre, wenn Ichigo irgendwo in Osaka oder Hokkaido studieren oder arbeiten würde, dann würde er seinen Sohn wahrscheinlich noch seltener sehen. Außerdem liebte er es den jungen Mann zu piesacken, aber Ichigo entwickelte mehr und mehr ein dickes Fell. Seine Reaktionen wurden langweiliger.
 

Nachdem auch Rukia überschwänglich begrüßt worden war, traten sie beide in Isshins Haus ein. Ichigo atmete tief durch. Es war ein seltsames Gefühl nach Hause zurück zu kommen. Alles sah noch fast genauso aus, wie er es von seinem letzten Besuch in Erinnerung hatte und doch fühlte sich dieses Haus zunehmend fremd an.

In der Küche klapperten Töpfe und es roch im ganzen Haus nach Yuzus sagenhaften Kochkünsten. Karin lungerte gelangweilt auf der Couch herum und schimpfte mir ihrem Vater, dass er Ichigo und Rukia nicht so sehr belästigen sollte. Die beiden bekamen ein breites Grinsen und ein tumbs up von ihr. Yuzu hätte fast den Kopflöffel fallen gelassen und hatte sie beide fest umarmt, als sie in die Küche gekommen waren.
 

„Das riecht super, Yuzu-chan. Du wirst immer besser!“ lobte Rukia. Yuzu wurde rot und fummelte verlegen an ihrer Kochschürze herum: „Danke.“

Ichigo linste verstohlen in die Töpfe. „Solltest dir ne Scheibe davon abschneiden, könntest du echt gebrauchen, Rukia.“ Er fing sich einen Seitenhieb und böse Blicke von Rukia ein.

„Ach ja? Wenn ich so schlecht koche, musst du‘s ja nicht essen. Kann mich sowieso nicht erinnern dich eingeladen zu haben dich ständig bei mir durchzufüttern. Es gibt ne Kantine, weißt du?“

„Oho? Ichi-nii geht bei Rukia essen?“ Karin war in der Türe aufgetaucht und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Ichigo stöhnte und ließ die Schultern hängen. „Wenn‘s viel zu tun gibt. Nach der Arbeit. Im BÜRO. Und meistens koch ich, weil der Winzling Salz und Zucker gewechselt.“

„Tu ich nicht!“ Rukia holte aus, um Ichigo mit Schwung zu boxen, wurde jedoch von Isshin aufgehalten.

„Na, na, na. Nicht in der Küche, da passiert noch ein Unglück. Im Wohnzimmer hast du freie Hand, ich schieb auch gerne die Couch zur Seite.“

„Alter…“ Ichigo war im Irrenhaus gelandet. Aber er war glücklich. Seine Familie mochte verrückt sein, aber sie waren sein Ein und Alles. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass dieses Haus und diese Welt langsam fremd für ihn wurden und er musste sich eingestehen, dass er froh war Rukia an seiner Seite zu haben.
 

Karin deckte den Tisch, während Ichigo verzweifelt versuchte seinen Vater davon abzuhalten Rukia Babyfotos von sich zu zeigen, als die Türe klingelte.

„Oh, schon so spät?“ stellte Karin fest, nachdem sie zur Uhr geschaut hatte. „Pünktlich wie immer.“

Ichigo sah den einen Zwilling fragend an und sah verwirrt dabei zu, wie der zweite Zwilling hastig aus der Küche gelaufen kam und zur Türe eilte. „Was bitte ist jetzt los?“

Rukia grinste. Das würde sicher ein lustiger Abend werden.
 

Nur Sekunden später stand ein junger schwarzhaariger Mann im Wohnzimmer der Kurosakis. Er war eine ganze Ecke kleiner als Ichigo, musste Anfang 20 sein, hatte einen modernen Haarschnitt und trug semi-formelle Kleidung. Er stand nervös neben Yuzu, der die Röte ins Gesicht gestiegen war.

Ichigo brauchte genau 2 Sekunden, um diesen Kerl zu hassen und Rukia hielt sich ein Lachen zurück. Sie legte leger ihren Ellenbogen auf Ichigos Schulter ab und bemerkte seine Anspannung. Es war eindeutig besser ein gutes Auge auf ihn zu haben.
 

„Karin“, Ichigos Stimme war eiskalt, „wer ist das?“

Karin zog scharf die Luft ein und wandte sich an ihre Schwester: „Yuzu, warum stellst du du Ichi-nii nicht deinen Besuch vor?“

Yuzu kam ins Stottern. Ihr war klar gewesen, dass Ichigo nicht begeistert sein würde und sie wusste wie furchtbar einschüchternd er sein konnte, aber sie hatte es Isshin gut beigebracht bekommen, deswegen war sie guter Dinge gewesen es würde mit Ichigo auch gut klappen. Dachte sie. In diesem Augenblick, war sie sich aber nicht so ganz sicher.

Sie riss sich zusammen. Ichigo musste auch lernen, dass seine Schwestern ein eigenes Leben hatten. Hatte er schließlich auch. Ihr entging nicht, wie selbstverständlich Rukia und er miteinander umgingen.
 

„Das ist Yosuke-san. Er ist mein Freund. Wir sind seit 3 Monaten zusammen.“ Sie ignorierte, wie Ichigo die Zähne zusammen biss und sein Blick merklich drohender wurde. „Yosuke-san, das sind Ichigo, mein älterer Bruder, und Rukia“, sie hielt kurz inne und überlegte, welchen Status Rukia eigentlich genau hatte, entschied sich dann aber für eine sichere Variante, „ist eine Freundin von Ichigo.“
 

Eine Freundin… diese Bezeichnung traf Rukia mehr, als sie zugeben wollte. Sie wusste jedoch, dass es stimmte. Sie war nur eine Freundin, war nichts anderes als Tatsuki oder Inoue, auch wenn sie wusste, dass sie einander liebten. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und lächelte ein hoffentlich freundliches Lächeln. Ihre Zuneigung zu dem stoischen Rotschopf wuchs stetig und der Gedanke ihn zu verlieren wurde zunehmend unerträglicher. Sie musste Ichigo hier zurück lassen, oder sie würde an ihrem eigenen Herzen zerbrechen.
 

Trotz Ichigos Fokus auf den Störenfried, bemerkte er, dass mit Rukia etwas nicht stimmte. Nach außen hin schien alles in Bester Ordnung zu sein, doch innerlich kämpfte sie mit etwas.
 

„Hallo, nett dich kennen zu lernen.“ Rukias Stimme triefte Honigsüß, als sie aufstand und sich brav vor dem Besuch verneigte. Ichigos Blick wanderte von Yosuke zu Rukia. Er entschied sich für Rukia.
 

Ohne ein Wort zu verlieren stand Ichigo auf, nahm Rukias Handgelenk und zog sie aus dem Wohnzimmer. „Hey! Was soll das?“ Wenn sie wirklich gewollte hätte, dann hätte Rukia ihren Arm zurück gezogen, ihm einen Ellenbogen in die Rippen gestoßen oder eine Kopfnuss verpasst. Sie tat nichts dergleichen und ließ sich unter mildem Prostest die Treppe nach oben in Ichigos altes Zimmer ziehen.
 

Nachdem er die Türe hinter ihr geschlossen hatte, ließ er sie los und baute sich vor ihr auf. „Was ist los?“

Sie wich seinem Blick aus. „Das sollte ich dich fragen. Du sahst aus, als würdest du Yosuke-kun umbringen wollen. Der arme Kerl muss denken du bist ein Serienmörder.“

„Du weißt was ich meine.“ Seine Stimme war bestimmt, er würde sich nicht auf Bullshit einlassen. Nachdem sie Inoue getroffen hatten, war Rukia schon etwas komisch gewesen und jetzt hier auch. Etwas stimmte nicht und er würde herausfinden, was los war.
 

Sie schwieg und holte tief Luft. Ichigo stand ihr direkt gegenüber, nur weniger Zentimeter trennten sie voneinander und er starrte sie mit einem intensiven Blick an, der ihr eine Gänsehaut den Rücken hoch kriechen ließ. „Es ist nichts“, log sie, während sie stur sein Shirt auf ihrer Augenhöhe anstarrte. Sie konnte ihm doch nicht sagen, dass sie depressiv war, weil ihr hier ständig vor Augen geführt wurde, dass er hier her gehörte und sie loslassen musste. Das hatte sie zwar sowieso vor gehabt, aber jetzt wo ihr Vorhaben langsam Realität wurde, nagte es zunehmend an ihrem Herzen. Sie verfluchte sich selber dafür, dass sie zugelassen hatte, sich so verdammt schwer in ihn zu verlieben.
 

Die Augenblicke verstrichen und fühlten sich wie eine Ewigkeit an, ohne dass einer von Ihnen das Wort ergriff. Schließlich gab Rukia nach und erwiderte seinen Blickkontakt. Was sie in seinen Augen sah war eine Mischung aus Besorgnis und sehr tiefer Zuneigung. Die Situation fühlte sich surreal an. War es wirklich so totenstill, oder blendete sie einfach nur alles außer Ichigo aus? Die Spannung zwischen ihnen konnte man geradezu zerschneiden, unausgesprochene Worte und lange unterdrückte Bedürfnisse hingen zwischen ihnen.
 

Zögerlich hob Ichigo seine rechte Hand und legte sie sanft auf Rukias Wange. Sie wollte seine Hand wegschlagen, mit ihm schimpfen oder ihn auslachen. Was sie nicht wollte, war die Berührung zu genießen und ihm entgegen zu kommen. Doch genau das tat sie. Ihr Herz schrie immer wieder: ‚Mehr! Mehr! Mehr!‘ Es fühlte sich auf eine seltsame Art und Weise richtig an. Sie fühlte sich wie im freien Fall und ließ zu, dass sich eine stille Träne den Weg über ihre Wange bahnte.

Er beugte sich zu ihr herunter und küsste ihre salzige Träne weg. Sie erstarrte, das hatte er jetzt nicht wirklich getan? Ihr Herz schlug bis zu Hals, als sie in seine tief besorgten Augen sah.
 

Oh Himmel Herrgott, sie wollte ihn so sehr, dass es weh tat. Wenn nicht irgendetwas passierte, dann konnte sie für nichts garantieren. Sie kämpfte mit ihrem eigenen Starrsinn und diesem irrationalen Verlangen, das an ihren Nerven zerrte und ihr konstant zuflüsterte: „Wenn du es sowieso beenden willst, dann nimm dir doch, was du willst.“

Yuzu. Karin. Isshin. Irgendwer, bitte klopf an der Türe!
 

„Rukia...“ Er hauchte ihren Namen rau in ihr Ohr, dass ihre letzten Hemmungen zum Fenster hinaus flogen.

„Ach verdammt“, fluchte sie halbherzig, als sie ihn hastig am Kragen packte und grob zu sich herunter riss.

Es war eigentlich mehr ein Zusammenstoß als ein Kuss und Rukias Unterlippe zitterte. Erneut bahnten sich Tränen ihren Weg. Es war eine seltsame Mischung aus Schwermut, Trauer und unfassbarer Euphorie, die in einer Welle über sie hinweg schwabbte.

Er dauerte nicht lange und sie fand sich in seinen starken Armen in einer verzweifelten Umarmung wieder, so feste als wollte er sie nie wieder loslassen. Immer wieder glitten ihre Lippen ungeschickt übereinander, wurden zunehmend selbstsicherer und getränkt von lange unterdrückter Sehnsucht und Zuneigung.
 

Sie Zeit stand still. Der Raum um sie herum verschwamm. Sie vergaßen, dass unten Ichigos Familie wartete. Isshin hatte längst hoch kommen wollen, doch Karin hatte ihn abgehalten. Sie hoffte, dass die beiden sich endlich aussprachen, das hatten sie dringend nötig gehabt.
 

Von sprechen konnte jedoch nicht die Rede sein. Überwältigt von einer absoluten Überstimulation ihrer Sinne konnte keiner von Ihnen mehr klar denken. Rukia war benebelt und fühlte sich geradezu betrunken von der Liebe, die sie von ihm zurück bekam. Sehnsüchtige Küsse wurden immer leidenschaftlicher und forscher. Ihre Hände waren längst unter seinem Shirt verschwunden und sie kratzte leicht mit ihren Fingernägeln über seinen Rücken. Sie machte ihn damit wahnsinnig und entlockte ein tiefes Stöhnen aus seiner Kehle. Sie selber biss sich einen verratenden Laut herunter, als er sanft an einer Stelle auf ihrer Schulter knabberte und entschied, dass eindeutig zu viel Kleidung zwischen ihnen lag.
 

Sie genoss das Gefühl, als ihre Hände über seinen Oberkörper glitten während sie ihm den störenden Stoff über den Kopf zog. Noch mehr gefiel ihr der von Lust vernebelte Blick in seinen Augen, als ihre schlanken Finger an seiner Hüfte kratzten und ihre Zähne sein Schlüsselbein bearbeiteten.
 

Sie wachte am nächsten Morgen immer noch ziemlich müde wieder auf mit einem unbekannten Gewicht auf ihrem Bauch. Sie sah zu ihrer rechten Seite und sah Ichigo neben ihr liegen, den Kopf an ihrer Schulter und den Arm über sie liegend noch seelenruhig schlafend. Sie dachte an die letzte Nacht zurück und wurde rot. Sie hatten es verdammt eilig gehabt und Rukia musste zugeben, dass sie nicht gedacht hätte, dass sie ihr erstes Mal auf einer Kommode haben würde, ehe sie es bis zum Bett geschafft hatten.
 

Zugegeben, es war die absolut atemberaubendste Nacht ihres Lebens gewesen, die niemals hätte passieren sollen. Setzt wusste sie, wie sich seine Lippen anfühlten, seine Hände auf ihrer nackten Haut und sein Gewicht auf ihr. Sie sah zu ihm hinüber, wie er geradezu besitzergreifend halb über ihr lag. Alles an ihm sagte ‚Meins!‘ und der Gedanke löste irgendwo tief in ihren Inneren eine zufriedene Glückseligkeit aus.
 

Sie bemühte sich ihn nicht zu wecken, als sie sich in seinem Arm umdrehte, um ihm gegenüber zu liegen. Selbst im Schlaf mit Bartstoppeln sah er viel zu attraktiv aus und die Frau, die dieser Mann wollte, war sie. Die rationale Seite ihres Gehirns schaltete sich langsam wieder ein und versuchte ihren Liebes-Hangover beiseite zu schieben. ‚Hallo? Schon vergessen? Er gehört nicht nach Seireitei. Er gehört hierher.‘

Das Bild einer rotblonden Familie tauchte wieder vor ihren inneren Auge auf. Es schmerzte mehr denn je.
 

Sie bemerkte wie Ichigo sich bewegte und brummend verschlafene Laute von sich gab, ehe er langsam seine Augen öffnete und „Was is los?“ vor sich hin murmelte. Anstelle sie los zu lassen, zog er sie näher an sich heran in eine besitzergreifende Umarmung, die Rukia ihre Sorgen für einen Augenblick vergessen ließ. Ihr Herz sehnte sich danach jeden Morgen so aufzuwachen.
 

Sie dachte einen Augenblick daran ihm einen schnippischen Kommentar entgegen zu werfen. Ihr lag etwas mit Dornröschen auf der Zunge, entschied sich aber dagegen. Das hatte er an diesem Morgen nicht verdient gehabt.

Sie schob ihre rationalen Gedanken beiseite und lies ihre Emotionen zu. Zufrieden kuschelte sie sich in seine Umarmung und badete zufrieden in seinen Pheromonen.
 

Er küsste sie. Nicht auf die Stirn, oder niedlich auf die Nase, nein. Er küsste ihre Lippen so intensiv wie letzte Nacht und ein wohliger Schauer überkam Rukia in Gedanken an vergangene Aktivitäten. Sie lachte in den Kuss hinein und murmelte: „So wird das aber nichts mit Aufstehen?“

Er lies von ihr ab und zog sie fest an sie ran, ehe er antwortete. Sie waren sich so sah, dass sie die Vibrationen auf seiner Brust spürte, als er sprach: „ Wer redet denn von Aufstehen?“

Hatte sie schon erwähnt, dass sie hoffnungslos verknallt war?
 

Sie pellte sich widerwillig aus seinen Armen und versuchte aufzustehen. Ichigo verzog beleidigt das Gesicht und zog sie wieder zurück. Sie lachte und gewährte diesen Moment. Sie würden keine weiteren Dergleichen haben und sie ließ es zu diesen Einen zu genießen, zumindest bis die Türe wieder aufging und die Realität sie wieder hatte. Eine einzige Nacht als Liebespaar, der Gedanke war bittersüß und Ichigo wusste noch nichts davon. Er wollte sie einfach nicht her geben, das war schon irgendwie niedlich.
 

Sie schaffte es schließlich sich aus seinen Armen zu befreien und setzte sich an die Bettkante. Die Realität rückte näher und die Depressionen kamen wieder angeschlichen. Ichigo bemerkte es sofort, krabbelte zu ihr und nahm sie von hinten wieder in den Arm.

„Sag mir was los ist“, hauchte er liebevoll in ihr Ohr.
 

Sie atmete tief durch und spannte sich an. Er verzog das Gesicht und ließ den Kopf resigniert auf ihre nackte Schulter sinken. „Jetzt sag Nichts von wegen das war ein großer Fehler und hätte niemals passieren dürfen.“

Sie hätte fast gelacht. „Na ja, es war ein großer Fehler und hätte nicht passieren dürfen.“

„Du bist echt unromantisch“, seufzte Ichigo, dachte aber gar nicht daran sie los zu lassen, sondern fuhr fort: „Ich versteh dein Problem nicht.“

„Du weißt, dass wir in verschiedene Welten gehören. Das was wir miteinander haben, das kann nicht gut gehen. Du gehörst in die Welt der Lebenden.“
 

Ichigo ließ sich stöhnend zurück auf die Matratze fallen und starrte mit genervt verzogenen Mundwinkeln an seine Zimmerdecke. „Die Nummer schon wieder...“

Rukia wurde sauer. „Das ist keine ‚Nummer‘, das ist die Wahrheit, auch wenn du sie nicht hören willst. Es ist das Beste, wenn du hier bleibst.“

Wütend richtete sich Ichigo wieder auf. „Kannst du mal aufhören zu entscheiden, was das Beste für mich ist? Das kann ich ganz wunderbar alleine!“ Er konnte nicht verstehen, wie sie immer noch versuchte ihn wegzustoßen. Wollte sie das etwas nicht? Was sie letzte Nacht miteinander hatten? Vor ein paar Minuten noch schien sie ziemlich angetan von der Idee gewesen zu sein.
 

„Offensichtlich nicht!“ rief sie zurück. „Das hier ist dein Leben, du Hohlkopf!“

„Du bist mein Leben! Warum verstehst du das nicht?!“ Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit. Er wollte mehr wie eine Nacht, er wollte die Ewigkeit mit ihr.

Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Bedrückt sah sie an ihm vorbei hinaus aus dem Fenster, in dem sie einst stand. „Ich...“, begann sie, wurde jedoch von Ichigo abgeschnitten: „Willst du mich nicht?“ „DOCH!“ antwortete sie viel zu schnell und unmissverständlich.

„Na also. Dann gibt‘s doch kein Problem.“ Ichigo zuckte nonchalant mit den Schultern.
 

Er stand auf und begann Klamotten aus seinen Schränken zusammen zu suchen. Vor Rukias Augen. Nackt, wie Gott ihn schuf.

Sie konnte und wollte nicht wegschauen. Warum argumentierte sie nochmal gegen ihn? Ach ja.
 

„Ichigo, das ändert nichts daran, dass ich ein Shinigami bin und du noch lebst.“ Sie stand jetzt auch auf und zog aus Mangel an Alternativen ihre Sachen vom Vortag wieder an, die verstreut im Zimmer herumlagen.

Ichigo zog sich gerade eine Jeans an, während er antwortete. „Mein Vater hat für meine Mutter seine Existenz in Seireitei zurück gelassen. Ein Leben ohne dich geht nicht mehr. Was soll ich denn hier tun?“ Er zog sich ein blaues Shirt über, es war ein bisschen zu eng. Rukia fand, es war genau richtig. „Soll ich Inoue heiraten und 3 Kinder mit ihr in Welt setzen? Als Arzt die Klinik meines Vater weiter führen?“

Sie zuckte mit den Schultern: „Warum nicht?“ „Urg.“ Er machte eine angewiderte Geste, während er den Gürtel zuschnallte und wandte sich ihr zu, als sie noch damit beschäftigt war ihre Bluse zu knöpfen. Wie dieses filigrane Kleidungsstück die letzte Nacht überlebt hatte, war ihr ein Rätsel. Sie sah ihn an, wie er dort stand. Selbstbewusst mit den Händen in den Hüften und erhobenem Kopf, die Haare zerzaust und Bartstoppeln am Kinn ein Bild von einem Mann.
 

Er drehte sich um und marschierte davon, vermutlich ins nächste Badezimmer. Die unausgesprochenen Worte zwischen ihnen hingen noch in der Luft. Er war bereit für sie zu sterben und eine Existenz in Seireitei aufzubauen. Er reichte ihr seine Liebe auf einem Silbertablett, mit dem Versprechen vergangene Nacht zu wiederholen, immer und immer wieder, und doch fiel es Rukia schwer seine Bedingungslosigkeit zu akzeptieren. Sie hatte gelernt, dass alles seinen Preis hatte und sie wusste, dass ihr Glück auch einen hatte. Ywach würde zurückkehren. Ichigo würde seine Familie verlieren. Ihm war alles egal, er bot ihr alles. Sie musste es nur nehmen.
 

Ichigo eilte den Gang hinunter ins Badezimmer. Mit jedem Schritt stieg ihm mehr Röte ins Gesicht und irgendwann begann er ‚OhGottOhGottOhGott‘ in seinem Kopf herunter zu rattern. Wie er auch nur einen Hauch an Komposition behalten kommen vor Rukia an diesem Morgen, er wusste es wirklich nicht.

Er schlug die Türe hastig hinter sich zu und stemmte sich mit den Armen auf dem Waschbecken ab. Im Spiegel blicke ihm sein zerzaustes Selbst entgegen. Er wollte sie beschützen, auch wenn er wusste, dass sie ihn dafür nicht brauchte. Er wollte für sie stark und eine Stütze sein, auch wenn sie ihn dafür ebenfalls nicht brauchte. Deswegen konnte er vor ihr stehen, ohne dabei zu einem Haufen Glibber in sich zusammen zu fallen, auch wenn er sich so gefühlt hatte.
 

Er zog sich aus und nahm eine schnelle Dusche. Ihre Fingernägel auf seinem Rücken hatten leichte Kratzspuren hinterlassen, die beim Kontakt mit der Seife etwas brannten. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, während das Wasser auf ihn hinab prasselte. Bestand auch nur die geringste Möglichkeit, dass seine Familie nichts von ihren Aktivitäten mitbekommen hatte? Der Morgen würde sehr peinlich werden, wie sollte er seinen Schwestern nur unter die Augen treten…
 

Nach der Dusche schlich er mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend auf die Treppe zu, die nach unten ins Wohnzimmer führte. Dabei kam ihm Rukia entgegen, die auch ins Bad rennen wollte. Verlegen sah er stur zur Treppe hinunter, als er den Knutschfleck an ihrem Hals entdeckte.

Rukia blieb stehen. Er sollte sich mal nicht so anstellen, er war doch kein Baby. Einen saftigen Tritt in den Rücken gab sie ihm dafür, dass er ihren Augen ausgewichen war.

„Heilige!“ schrie Ichigo auf und wandte sich ihr zu: „Sag mal, willst du mich umbringen?“

„Ich dachte, das war sowieso dein Plan. Also wieso beschwerst du dich?“ Sie zuckte gelassen mit den Schultern. Ja, das war gut, das war normal.

„Doch nicht, indem du mir das Rückgrat brichst, du Miniatur-Bulldozer.“

„Moooorgen!“ Karin streckte ihren Kopf aus ihrer Zimmertüre und grinste das streitende Duo breit an. „Hört sich ja an als wär alles im Lot bei euch. Steht die Einrichtung noch?“
 

Während Ichigo wieder ziemlich rot anlief, stemmte Rukia gelassen ihre Hände in ihre Hüften und antwortete selbstbewusst: „Grade so alles noch heil.“ „RUKIA!“ Fassungslos stieß er sie hastig zurück in sein Zimmer und knallte die Türe hinter sich zu, ehe er sie anzischte: „Was sollte das?“

„Wie jetzt?“ Sie zog ungläubig eine Augenbraue nach oben. „Die haben offensichtlich sowieso alles mitbekommen. So tun als wär nichts gewesen... dafür ist es zu spät, du Hohlkopf.“

Er verzog trotzig das Gesicht. „Ja, aber du musst es Karin ja nicht auch noch unbedingt unter die Nase reiben...“

„Och, ist es dir etwas peinlich? Wie süß“, foppte Rukia ihn, wohl wissend, dass sie damit einen empfindlichen Nerv treffen würde. Oh ja, als er antwortete presste er sie Worte zwischen seinen Zähnen heraus: „Ja, verdammt.“
 

Er fuhr sich nervös mit der Hand durch die Haare und Rukia überkam das dringende Bedürfnis ihn zu küssen. Es kostete sie mehr Willenskraft als ihr lieb war das Verlangen ihn anzufassen zu unterdrücken. Seine noch feuchten Haare waren wieder zerzaust, wenn auch nicht so schlimm wie vorher, und die Bartstoppeln waren weg.

„Ichigo?“ „Huh?“ Verdammte Gefühle, verdammte Machtlosigkeit, verdammter Ichigo. Sie zog ihn wieder zu einem Kuss herunter, ein hastiger und eiliger Kuss getrieben von Sehnsucht. Ihn zu küssen fühlte sich viel zu gut an und seine Arme um sie herum gaben ein leises Versprechen sie nie wieder loszulassen. Erneut tauchte das Bild einer Familie in ihren Kopf auf, während er die Bewegungen ihrer hungrigen Lippen erwiderte. An seiner Seite war diesmal nicht Inoue, sondern Rukia und sie hatte ein kleines Kind auf dem Arm, ihr Kind. Sie lächelte. Das Bild gefiel ihr besser.
 

Während des Frühstücks herrschte eine angespannte Atmosphäre. Karin amüsierte sich ihres Lebens, Isshin redete immer wieder etwas von Enkelkindern vor sich her und Yuzu saß einfach nur knallrot vor ihrem Teller und stocherte in ihren Essen herum. Ichigo entschuldigte sich und flüchtete ohne viel gegessen zu haben, auch wenn er wahnsinnigen Hunger hatte. Rukia rief ihm etwas hinterher, was mit Arbeit zu tun hatte und dass er bloß in zwei Stunden zurück sein sollte. Ihre Anschließende Drohung hörte er schon nicht mehr.
 

Sein Weg führte ihn schnurstracks zu Urahara‘s Shop.

„Oh! Ichigo! Was führt sich zu mir? Alleine?“ Urahara sah sich suchend nach Rukia um. Normalerweise klebten die beiden zusammen wie Pech und Schwefel.

Ichigo ignorierte Uraharas Kommentar und ließ sich müde auf die Veranda fallen. „Hast du was zu Essen für mich? Ich sterbe vor Hunger.“

„Eh… ja?“ Er drehte sich in Richtung Eingang und rief nach hinten: „Ururu-chan! Bringst du die Reste vom Frühstück raus?“
 

Während sich Ichigo gierig Reis hinein schaufelte, stand Urahara nur fasziniert daneben und fächerte sich irritiert Luft zu. „Du bist doch nicht nur zum essen hier, Ichigo.“

Mit vollem Mund schüttelte er den Kopf und schluckte etwas zu hastig. „Nein. Das bin ich nicht.“ Er ließ die Essstäbchen sinken und sah in Gedanken in seine Schüssel. „Es gibt ein Problem mit meinem sterblichen Körper.“

„Deine Seele altert mit deinem Körper“, stellte Urahara trocken fest. Dass so etwas in der Richtung passieren würde, hatte er sich schon gedacht, auch wenn Ichigos Körper mit seiner Seele nicht mehr den all zu engsten Kontakt hatte.

Ichigo nickte. „Gibt es eine Möglichkeit meinen sterblichen Körper zu retten?“

„Klar. Du musst nur in die Welt der Lebenden zurück kehren und deinen Körper wieder benutzen wie jeder andere Sterbliche auch.“ Natürlich wusste Uarhara worauf Ichigo hinaus wollte, aber er wollte wissen, ob er es ernst meinte.
 

Ichigo brummte missmutig und stellte die Schale auf den Boden. „Nein, ich meine, wenn ich in Seireite lebe.“ Kein würde und kein wäre. Ein Statement und ohne Diskussion.

„Mit anderen Worten, Ichigo, du willst deinen sterblichen Körper einsetzen wie einen Gigai? Konservieren, wenn er nicht gebraucht wird, und hineinschlüpfen auf Missionen hier in der Welt der Lebenden.“

Ichigo nickte: „Na ja, wenn das geht zumindest. Ich hab ihn zwar schon länger nicht benutzt, aber irgendwie möchte ich ihn nicht gerne töten.“ Er hängte auf einer sentimentalen Ebene an seinem Fleisch und Knochen, auch wenn es nichts weiter als eine Hülle für ihn war.
 

Urahara setzte sich zu Ichigo. „Es gibt Möglichkeiten, aber ich will ehrlich mit dir sein… die sind nicht ungefährlich. Es kann durchaus passieren, dass dein Körper trotzdem stirbt versehentlich, oder deine Seele gleich mit. Der Kosten-Nutzen-Wert ist für‘n Arsch. Wenn du deinen Körper sowieso nur als Gigai benutzen willst, ist es viel einfacher und sicherer einen Gigai zu verwenden.“

Ichigo seufzte und strecke sich in der Morgensonne. „Sowas hatte ich mir gedacht. Irgend einen Haken gibt‘s halt doch immer.“

„Du willst wirklich in Seireitei bleiben?“ Ein bisschen beeindruckt war Urahara ja schon.

„Ich fühle mich, als würde ich nirgends so wirklich hingehören. Es ist ja nicht so, als würde ich meine Familie dann nie wieder sehen dürfen. Das Einzige was sich ändert ist, dass ich keinen sterblichen Körper mehr habe. Als Shinigami kann ich mehr Menschen und Seelen beschützen. Ich kann mehr tun von Seireitei aus. Außerdem...“ Ichigo sah in die ungefähre Richtung der Kurosaki-Klinik.

„Außerdem?“ hakte Urahara nach.

Ichigo schüttelte den Kopf. „Ist schon okay. Danke.“ Außerdem war Rukia dort.
 

Ehe Ichigo aufstehen und zurück zu seinen Pflichten kehren konnte, streckte Orihime ihren Kopf um die Ecke. „Ah! Guten Morgen Kurosaki-kun! Was für ein Zufall dich hier zu treffen.“ Ichigo und Urahara tauschten skeptische Blicke aus. Sie kam näher und verbeugte sich artig vor dem älteren Shinigami. „Guten Morgen Urahara-san.“

„Guten Morgen Orihime-chan. Was treibt dich zu dieser Stunde hierher?“

Sie knibbelte nervös an ihrem Rock herum, dabei presste sie mit ihren Armen ihre Brüste so zusammen, dass ein beachtliches Dekolleté aus ihrer Bluse herauszufallen schien. Die beiden Männer gaben sich alle Mühe ihr ins Gesicht zu schauen.
 

„Also, ich wollte etwas einkaufen für‘s Frühstück...“, brachte sie schließlich kleinlaut hervor. Alle Anwesenden wussten, dass es eine Lüge war.

„Bei mir?“ Hakte Urahara nach und was gespannt auf ihre Antwort.

Orihime schüttelte den Kopf. „Nein, die Straße runter.“ Es gab in der Straße keinen Laden, der Lebensmittel führte.

„Och Orihime-chan, jetzt verletzt du mich aber. Mein Shop ist doch der Beste!“ Urahara wedelte theatralisch mit seinem Fächer in der Luft herum und Orihime entspannte sich ein bisschen, während sie kicherte. Sie presste ihren Busen wenigstens nicht mehr ganz so penetrant hervor. Ichigo wusste, dass die arme Frau für ihre Ausstattung nichts konnte, aber für seinen Geschmack war es einfach zu viel des Guten. Er schämte sich ein wenig, dass es ihm trotzdem schwer fiel wegzuschauen.
 

„Möchtest du bei mir frühstücken, Kurosaki-kun?“ Sie lächelte ihn freundlich an. Er mochte sie, sie war eine seiner unersetzlichen Nakama und es schmerzte ihn sie immer wieder vor den Kopf stoßen zu müssen: „Ich hab grad gegessen und gleich ruft die Arbeit.“

„Oh...schade.“

Um ehrlich zu sein, hätte Ichigo durchaus noch ein wenig Zeit gehabt zumindest für ein paar Minuten zu ihr zu gehen, aber er wusste nicht mal über was er mit ihr reden sollte.

„Dann geh ich mal einkaufen. Einen schönen Tag noch.“ Sie verbeugte sich artig und ging in die gleiche Richtung, aus der sie gekommen war.
 

Urahara und Ichigo atmeten tief aus. Und erschreckten sich halb zu Tode, als Ishida plötzlich neben ihnen stand. „Was machst du denn jetzt hier?“

„Auch schön dich zu sehen, Kurosaki.“ Ishida korrigierte seine perfekt sitzende Brille auf der Nase. „Ich muss zufällig in die Richtung eurer Klinik. Macht es dir etwas aus, wenn ich dich zurück begleite?“

„Zufällig“, wiederholte Ichigo.

„Zufällig“, bestätigte Ishida.
 

Ichigo zuckte mit den Schultern. „Klar, warum nicht?“ und stand auf. Er verabschiedete sich von Urahara und Ururu und machte sich gemeinsam mit Ishida auf den Weg.

„Sei ehrlich, was machst du hier? Du bist schon der zweite heute, der zufällig bei Urahara aufgetaucht ist.“

Die beiden Männer sahen sich nicht an, starrten stattdessen auf die Straße vor ihnen. Ishida hob einen Leinenbeutel auf Augenhöhe, den er in seiner rechten Hand trug. „Hab Stoffe gekauft.“

„Ach so. Läuft es gut? Dein Label, meine ich.“ Smalltalk mit Ishida war anstrengend und Ichigo war heilfroh, als er zum Punkt kam.

„Ja, es läuft gut, danke der Nachfrage, aber du solltest Inoue wirklich klar sagen, dass du nichts von ihr willst. Sonst lässt sie nie los. Du hast sie doch gesehen, sie muss über dich hinweg kommen.“
 

Ichigo kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich hab‘s ihr schon mal gesagt, aber sie macht weiter. Ich hab eigentlich gehofft, dass sie‘s so langsam begreift.“

„Oh, sie hat verstanden, dass du nicht an ihr interessiert bist, aber sie hofft immer noch, dass sich das ändern kann.“ Ishidas Tonfall wirkte regelrecht monoton und nervte Ichigo ein wenig.

„Warum rede ich eigentlich mit dir über mein Liebesleben?“

„Weil du alleine nichts auf die Kette bekommst.“

„Bitte?“ Fast wäre ihm heraus gerutscht, dass er letzte Nacht eine sehr leidenschaftliche Zeit mit Rukia verbracht hatte, aber nur fast.
 

Sie hielten an einer Kreuzung nahe der Klinik an. Wieder richtete sich Ishida die ohnehin gerade Brille. „Kurosaki, wir beide möchten doch, dass es Inoue gut geht.“ Mit diesen Worten verschwand er und ließ Ichigo alleine zurück.
 

In seinem Elternhaus angekommen staunte Rukia nicht schlecht, dass Ichigo tatsächlich pünktlich wieder da war. Er hatte sogar noch Luft. „Können wir bitte einfach nur arbeiten gehen?“ stöhnte er und machte einen ziemlich geräderten Eindruck.

„Bist du sicher? Du siehst echt beschissen aus.“ Rukia musterte ihn von Kopf bis Fuß. Sie waren beide an diesem Morgen alles andere als ausgeschlafen, aber so schlecht hatte er vorhin noch nicht ausgesehen. Er nickte nur, keine Lust auf weitere nervenzermürbende Diskussionen. Rukia entschied sich dazu ihn in Frieden zu lassen, solange er seine Arbeit vernünftig machte.
 

Ihre Mission an diesem Tag dauerte lang, weit in die Nacht hinein. Ichigo wollte nur noch schlafen und fiel praktisch halb tot ins Bett. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie Rukia ihr Lager in seinem Schrank beziehen wollte und verzog das Gesicht.

Wenn er irgendetwas wirklich gebrauchen konnte nach diesem Tag, dann war es sie und zwar seelenruhig in seinen Armen. „Oy, Rukia.“

Sie wandte sich ihm zu, aber er streckte ihr nur erschöpft den Arm entgegen in einer einladenden Geste.

Rukia seufzte. „Ichigo, wir haben letzte Nacht schon kaum geschlafen, ich bin wirklich müde.“

„Komm her. Ich will auch nur schlafen. Versprochen“, brummte er etwas enttäuscht, dass sie seiner Einladung nicht sofort gefolgt war. Er vermisste es, sie in seinen Armen zu halten.

Sie schnalzte mit der Zunge und hob den Kopf, so dass sie auf ihn herab sah. „Nicht in Straßenklamotten. Zieh dich um. Dann können wir drüber reden.“
 

Ichigo vergrub niedergeschlagen seinen Kopf im Kissen unter ihm. Die vielen Schichten Stoff und Matratze dämpfen seine Stimme deutlich, doch die schiere Verzweiflung konnten sie nicht heraus filtern: „Ich will über nichts mehr reden, ich will schlafen, verdammt nochmal!“

Dann stand er schwerfällg auf, zog sich unglamourös das Shirt vom Leib und die Hosen vom Hintern. Des guten Willens halber sprang er in eine Pyjamahose, ließ sich wieder auf das Bett fallen und zog die Bettdecke über sich. Er war einfach nur noch durch mit diesem Tag und dabei hatten sie noch 12 weitere vor sich in Karakura.
 

Ichigo sah wieder zu Rukia herüber. Auffordernd. Sein Arm kroch unter der Bettdecke hervor und winkte sie herüber. Sie hatte einen Augenblick darüber nachgedacht ihn ins Badezimmer zu schicken, entschied sich aber dagegen. „Okay, okay.“

Sie schloss die Schranktüre und kletterte zu Ichigo ins Bett, das grenzwertig zu klein für sie beide war und fand sich sofort in einer sanften Umarmung wieder. „Gute Nacht“, flüsterte sie.

Er nickte und murmelte etwas, von dem sie annahm, dass es ‚Nacht‘ heißen sollte. Er zog sie noch ein bisschen näher zu sich heran und justierte sie beide in einer sehr angenehmen Position.

Ehe sie in das Reich der Träume glitten, stahl er ihr noch einen letzten Kuss von den Lippen für diesen Tag und es war der sanfteste und zärtlichste Kuss von allen gewesen. Sie fühlte sich wohl in seinen Armen und schief sofort ein.
 

Am nächsten Morgen wachte Rukia sehr gut ausgeschlafen und erholt genau dort auf, wo sie auch die Nacht zuvor aufgewacht war: in Ichigo‘s Bett. Mit Ichigo. Sie musste sich wirklich anstrengen sich zu erinnern, wann sie das letzte mal so gut geschlafen hatte. Sie fühlte sich einfach geborgen, als würde sie genau hier her gehören zu diesem Mann. Sie kam zum ersten mal seit sehr langer Zeit wieder richtig zur Ruhe und das war ein beruhigendes Gefühl.
 

Sie dachte wieder an das Bild von ihnen und einem Kind. Konnte sie so egoistisch sein und sich nehmen, was sie so sehr begehrte? Durfte sie es? Sie musste sich eingesehen, dass diese Situation zwischen ihnen beiden besser funktionierte als sie angenommen hatte. Sie hatten sehr schnell wieder zu sich gefunden in einer komfortablen Balance, konnten normal reden und arbeiten. Eigentlich war alles beim Alten, nur mit dem Unterschied, dass mehr Dinge eine Option waren. Anfassen war erlaubt, küssen war erlaubt und Sex ebenso. Alles war sogar ausdrücklich erwünscht. Diese neuen Freiheiten kamen zwar mit einer bindenden Exklusivität, aber genau das wollten sie: sich gegenseitig und sonst niemanden.
 

Ichigo wachte auf und zog Rukia näher zu sich heran. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und genoss den wohligen Schauer, der ihr bis in die Zehenspitzen floss, als er ihr zarte Küsse auf den Nacken hauchte. Der Gedanke wieder alleine aufzuwachen kam ihr plötzlich seltsam befremdlich und unattraktiv vor.
 

„Denkst du schon wieder darüber nach mich doch hier zu lassen und alleine nach Soul Society zurück zu verschwinden?“

Sie konnte seinen Atem in ihrem Nacken spüren und bekam eine Gänsehaut, schüttelte aber den Kopf: „Nein. Nein, so ist es nicht.“

Er gab undefinierbare zufriedene Laute von sich, hakte aber weiter nach: „Und was ist dann?“

„Ich könnte mich daran gewöhnen, an das hier zwischen uns.“ Sie lachte. „Ich glaube, das habe schon längst. Es fällt mir nur schwer dieses Glück einfach zu nehmen. Ich komme mir so egoistisch vor.“

„Du darfst egoistisch sein.“ Wieder ein Kuss in den Nacken. Wenn er so weiter machte, glaubte sie ihm irgendwann noch, diese Liebkosungen waren doch sehr überzeugend.
 

Nach dem Frühstück steckten sie gemeinsam ihre Köpfe über den bisher gesammelten Daten zusammen und versuchten ein wenig mehr Struktur in die ganze Sache zu bringen. Sie arbeiteten still jeder für sich sich, saßen aber auffallend nah beieinander, so dass ihre Knie sich berührten.

„Sag mal, war gestern eigentlich irgendwas? Du warst fast den ganzen Tag ziemlich genervt“, fragte Rukia schließlich.

Ichigo verzog eine Miene und ließ das Papier in seiner Hand zu Boden fallen. „Ich hab Inoue getroffen und Ishida.“

„Das ist doch kein Grund sauer zu werden.“

„Na ja, Inoue hatte dort überhaupt nichts zu suchen und ich mache mir Sorgen, dass sie versucht mir hinterher zu stalken. Ishida ging mir einfach nur auf die Eier.“ Er erinnere sich an Ishidas Aufforderung. Natürlich machte es Sinn, was der Quincy wollte und in Anbetracht der Tatsache, dass Inoue gerade etwas beunruhigende Verhaltensmuster an den Tag legte, konnte er ihn sogar verstehen, aber er hatte Inoue schon einmal gesagt, dass er sie nicht liebte. Was sollte er denn noch tun?
 

„Moment, du meinst du hast Inoue nur getroffen, weil sie nach dir gesucht hat?“ Rukia war beunruhigt, das war nicht gesund. Er nickte und gab zu: „Ich mache mir Sorgen. Ishida auch. Mehr als ihr sagen, dass ich sie nicht liebe, kann ich aber auch nicht.“ Er ließ resigniert die Schultern hängen.

„Und wenn du ihr sagst, dass du endgültig nach Soul Society gehst?“

„Oh Gott, bloß nicht!“ Sagte Ichigo in einem leichten Anflug von Panik.

Rukia konnte ihm nicht ganz folgen: „Wieso?“

„Nicht, dass sie Blödsinn anstellt. Ich meine, sie rennt wegen mir früh morgens irgendwo herum, wo sie hofft mich zu finden.“

„So ein Unsinn, du glaubst doch nicht wirklich, dass Orihime-chan...“ „Wer weiß! Ich will es zumindest nicht rausfinden.“ Wenn Ichigo ehrlich war, glaubte er wirklich nicht, dass Inoue ihm in den Tod folgen würde, aber sie war nicht ganz normal bei sich derzeit und er wollte Nichts riskieren. Er sah zu Rukia herüber, die ihn sehr skeptisch ansah.
 

„Meinst du sie versteht es, wenn ich ihr sage, dass ich dich liebe?“ Rukia war eine Frau, sie verstand Inoue doch sicher viel besser als er. Für ihn war sie häufig ein Buch mit sieben Siegeln. Rukia war viel einfacher für ihn zu verstehen, meistens sogar ohne Worte. Sie funkten auf der gleichen Wellenlänge. Um so mehr amüsierte er sich über ihr schockiertes Gesicht und die tiefe Röte, die ihr in die Wangen stieg.

„Rukia?“

Sie wandte sich ihm zu. Er stützte seinen Kopf auf seiner Handfläche ab und lächelte sie an, mit diesem charmanten etwas schrägen Lächeln, wie nur sie es zu Gesicht bekam: „Ich liebe dich.“
 

Sie fühlte sich, als würde ihr Kopf brennen, so heiß war ihr. Die Macht der Worte. Aber diese Worte hatten nur so viel Macht, weil hinter ihnen ehrliche Emotionen standen und mit ihnen süße Versprechen kamen. Sie verzog einen Schmollmund und beschwerte sich bei ihm: „Wurde ja auch Zeit.“

Er lehnte sich nach hinten und stütze sich hinter seinem Rücken auf seinen Armen ab. „Was hab ich mir nur mit dir angetan?“

Sie sprang auf und hob die Nase übertrieben hoch in Luft: „Den besten Fang von ganz Seireitei! Ich bin schließlich eine Kuchiki!“

Er stieß ein hämisches Lachen aus. „Du? Du bist höchstens ein Fang, den man zurück ins Meer wirft, weil er zu winzig ist.“ Dafür fing er sich einen Tritt in die Rippen ein. „Und zu bissig,“ fügte er noch hinzu.
 

Sie baute sich vor ihm auf und sah theatralisch auf ihn herab. „Wie gut für dich, dass diese Kuchiki dich liebt, sonst würdest du jetzt Sterne sehen, du Einfallspinsel.“

Er ignorierte ihren Kommentar und zog sie zu sich herunter, um ihr einen langen Kuss auf die Lippen zu drücken. So langsam schien sie zu akzeptieren, dass er nicht bereit war über die Eventualität ihrer Beziehung zu diskutieren. Zumindest nicht so lange sie ihn so dermaßen leidenschaftlich küsste.
 

Seine Hände waren gerade im Begriff ihren Rücken nach unten zu wandern, als sie die Reiatsu der Shinigami ihrer Division entdeckten, die mit ihnen auf die Mission gekommen waren. Zeit zu arbeiten. Sichtlich enttäuscht ließen sie voneinander ab. Ichigo wollte mehr. Mehr Zeit mit ihr verbringen, obwohl sie eigentlich sowieso schon 24/7 aufeinander hingen, aber es wollte mehr Zeit alleine mit ihr verbringen, um sie mehr umarmen und küssen zu können und wenn das im Bett endete, würde er natürlich auch nicht nein sagen.
 

Er fühlte sich ein wenig wie ein hormoneller überempfindlicher Teenager, während Rukia nach außen hin so wahnsinnig gefasst wirkte, dass es ihm fast Angst machte. Um so mehr sehnte er sich danach, wenn ihre Maske fiel, denn dann ließ sie zu, dass er ihre Nervosität zu Gesicht bekam, die Röte auf ihren Wangen und die Lust in ihren wunderschönen dunklen Augen.
 

Während sie ihrer Arbeit nachgingen musste er jedoch aufpassen, dass er nicht zu sehr den verliebten Trottel raushängen ließ. Mehr als je zuvor hatte er das dringende Bedürfnis sie beschützen zu müssen. Er musste fast darüber lachen, wie steinzeitlich ihm das vorkam. Er hielt sich gut. Den anderen Shinigami fiel nichts auf, oder fast nichts.
 

Die Shinigami der 13ten Division waren schon lange daran gewöhnt, dass ihr Captain und ihr Vize eine sehr spezielle Beziehung zueinander hatten. Es kursierten sogar Wetten, ob sie das Bett miteinander teilten, oder wann Rukia Ichigo doch rausschmiss. Der allgemeine Konsens war jedoch, dass die beiden genug Spannung zwischen sich knistern hatten, um damit ganz Tokyo mit Strom zu versorgen. Da sie aber kein offizielles Paar waren, versuchten Nebenbuhler trotzdem verzweifelt ihr Glück.
 

Die Shinigami waren nur all zu vertraut, wie Rukia und Ichigo miteinander arbeiteten und auch wie sie miteinander umgingen und augenscheinlich war alles wie immer. Dem aufmerksamen Auge entging jedoch nicht, dass sie dieses kleine Bisschen näher zusammen standen, und dass Ichigos grimmiger Gesichtsausdruck dieses kleine Bisschen sanfter wirkte, wenn er mit ihr sprach.

Kurz vor Ende ihrer Mission in Karakura waren sie sich alle einig: Etwas musste passiert sein. Es war subtil, aber es war da: die Veränderung.
 

Während eines Hollowangriffs standen Rukia und Ichigo an der Seitenlinie und ließen den schwachen Hollow von ihrem Fußvolk erledigen. Die brauchten auch hin und wieder etwas Training am echten Objekt. Ichigos Blicke wanderten immer wieder ungeduldig zu Rukia. Eigentlich hatten sie längst Feierabend. Eigentlich wollte er endlich ins Bett und zwar vorzugsweise mit ihr und zwar nackt. Rukia war allerdings dagegen in Ichigos Elternhaus miteinander zu schlafen, Yuzu war immer noch ganz verschreckt vom ersten mal. Deswegen musste sich Ichigo wohl oder übel seinem Schicksal fügen und hatte die letzten acht Nächte artig angezogen neben Rukia verbracht. Zugegeben, mit ihr in seinen Armen einzuschlafen mit der Gewissheit am nächsten Morgen genau so wieder aufzuwachen, machte ihn auf eine simple Art und Weise sehr zufrieden und glücklich.
 

Rukia verzog ihr Gesicht zu einer genervten Miene: „Wenn du so weiter machst, werde ich auch noch ganz kirre.“

Ichigo verdrehte die Augen und wandte sich wieder den Shinigami zu, die den Hollow besiegt und geläutert hatten. Mission erfüllt. Na endlich.

Rukia bemerkte wie Ichigo mit den Augen rollte und auf seinen Füßen hin und her wippte, als die Shinigami sich gegenseitig beglückwünschten. Sie zog ihn an seinem Ärmel zu sich herunter und zischte in sein Ohr: „Benimm dich gefälligst anständig!“

„Was denn?“ Er schüttelte ihre Hand beleidigt von seinem Ärmel ab.

„Sie haben das gut gemacht,“ erklärte Rukia, „und nicht verdient, dass du hier aussiehst als würden sie deinen Feierabend stören. Das gehört sich nicht!“

„Na ja, in gewisser Weise tun sie das“, murrte Ichigo vor sich hin, wofür er sich warnende Blicke von Rukia einfing: „Du hast doch eh nichts vor außer schlafen, also reiß dich zusammen.“

Er sah in den Sternenhimmel über ihnen und errötete ertappt, Rukia verdrehte die Augen.
 

Natürlich hatte sie bemerkt, dass Ichigo in den letzten Tagen intimere Nähe gesucht hatte und sie konnte nicht behaupten, dass sie nicht auch Lust hatte, aber während Karin ziemlich cool mit der Nummer umging, hatte sie Yuzus entgeistertes Gesicht immer noch vor Augen. Außerdem ging ihr Isshin mit seinem Gerede von Enkelkindern ziemlich auf die Nerven, auch wenn sie den alten Shinigami wirklich mochte und respektierte. Es waren noch zwei Tage, bevor sie zurück nach Seireitei kehren würden, wo sie beide jeweils eine eigene Wohnung hatten mit ganz wunderbaren Wänden, die zwar auch dünn wie Papier waren, aber es konnte wenigstens keine Familie mithören. Im Zweifel: Kido. So lange würde er seine Finger noch bei sich behalten dürfen. Er war schließlich kein 15-jähriger Teenager, auch wenn er sich ein bisschen so benahm.
 

Sie hielt inne, als sie das ihr bekannte Reiatsu ganz in ihrer Nähe wahr nahm und sah überrascht zu Ichgio, der es ihr gleich tat.

„Du wusstest nichts davon, oder?“ fragte sie ihn im Flüsterton. Seine Antwort beschränkte sich auf ein Kopfschütteln, sein Blick ein wenig fassungslos.

Nur Sekunden später erschien Inoue um die Ecke und winkte den beiden gut gelaunt zu. Anstelle ihre Geste zu erwidern, eilten sie zu ihr.
 

„Inoue! Was machst du hier?“ Ichigo stand der Schock immer noch mitten ins Gesicht geschrieben. Bevor Orihime jedoch antworten konnte, fiel Rukia ihr ins Wort: „Es ist mitten in der Nacht, ich bringe dich jetzt nach Hause.“ Mit jedem Wort rang sie um Fassung.

„Also…,“ setzte sie an, „sollte nicht lieber Kurosaki-kun mich nach Hause bringen?“

Während Ichigo nicht wusste, wie er darauf antworten sollte, war Rukia innerlich hin und her gerissen zwischen Wut und Empörung. Es siegte die Empörung. Natürlich hatte sie eigentlich Recht, normalerweise wäre das der Job des Mannes, aber: „Inoue, ich bin Captain der 13ten Division in Seireitei, habe im Kampf gegen alles Mögliche Seite an Seite mit Männern gestanden, habe einen Bankai und bin absolut in der Lage auf uns beide aufzupassen. Ich bringe dich nach Hause.“ Sie hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und sich vor Orihime aufgebaut so gut es ihr mit ihrer Statur nun mal ging.
 

Orihime blieb der Mund offen stehen. Ichigo hingegen konnte sich ein winziges Lächeln nicht verkneifen. Das war seine Rukia. Stur, stolz und wunderschön.

Sie wandte sich ihm zu: „Wir sehen uns später.“

Er nickte. „Jo.“ Und weg war er. Er würde den Teufel tun mit Rukia in dieser Situation zu diskutieren. Sie würde ihren Grund haben, warum sie mit Orihime alleine sein wollte.
 

Immernoch etwas verdattert ließ sich Orihime mit Rukia mitziehen, als diese ihren Arm schnappte und sie beide in Richtung ihrer Wohnung bewegte.

„Ah, Kuchiki-san, es tut mir Leid. So meinte ich das nicht“, brach die rothaarige Schönheit schließlich hervor und Rukia hielt inne. Sie atmete tief durch.

„Ich weiß.“ Endlich sah Rukia Orihime direkt in die Augen. Orihime war bildhübsch, sah aus wie gemalt mit ihrer Sanduhren-Figur und konnte jedem Mann den Kopf verdrehen mit ihrer beeindruckenden Ausstattung. Rukia konnte nicht verstehen, dass Ichigo noch nie das geringste Interesse an ihr gehabt haben soll und sich stattdessen für sie entschieden hatte. Was für Qualitäten hatte sie denn schon? Sie war klein, flachbrüstig und sie schlug ihn regelmäßig. Vielleicht hatte Ichigo auch einfach nur eine masochistische Ader. Als sie ihn mit ihren Fingernägeln bearbeitet hatte, schien ihm das auch gefallen zu haben.
 

Es herrschte einen Augenblick Stille zwischen den beiden Frauen, dann ergriff Rukia erneut das Wort: „Ich weiß auch, dass du sehr gut aus dich selber aufpassen kannst, aber du solltest trotzdem nicht mitten in der Nacht alleine herumwandern. Warum tust du das?“

„Also, ich...“ „Sei ehrlich.“

Orihime sah beschämt zu Boden, ehe sie antwortete und wägte ihre Worte mit bedacht ab: „Ich konnte nicht schlafen. Ich fühle mich so rastlos, dass ich aufgestanden und losgegangen bin.“

„Weil Ichigo hier ist“, mutmaßte Rukia korrekt. Orihime nickte stumm.
 

Rukia seufzte tief und ließ ihre Schultern fallen. „Ich verstehe dich. Wirklich, aber...“

„NEIN!“ Orihime sah ihre Freundin tief verletzt an. „Du kannst mich nicht verstehen, ich… ich liebe ihn!“ Tränen hatten sich in ihren Augenwinkeln gesammelt und drohten ihre hübschen Wangen hinunter zu laufen.

Rukia blieb augenscheinlich unberührt vor ihr stehen, aber nur weil sie nicht wusste, ob sie Orihime eine Ohrfeige verpassen sollte, wie sie es jetzt mit Ichigo tun würde, oder sie lieber tröstend in den Arm nehmen.

„Inoue,“ sagte sie gefasst und betont ruhig, „ich liebe ihn auch.“ Sie Worte fühlten sich komisch an auf ihrer Zunge. Es war eine Sache es ihm zu sagen, aber einer dritten Person gegenüber? Sie öffnete ihre Gefühle einer fremden außenstehenden Person und das machte sie nervös. Orihime sollte es aber erfahren.
 

Wie erwartet nahm sie die Nachrichten nicht gut auf. Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben und als sie wie versteinert vor Rukia stand, entschied diese sich auf sie zuzugehen. „Inoue?“

Sie sah die Ohrfeige kommen, aber eine leiste Stimme flüsterte ihr zu, dass sie es verdient hatte und somit blieb sie regungslos stehen, als Orihime‘s Hand ihre Wange traf.

Erschrocken von ihrer eigenen Handlung, zog sie ihre Hand hastig zurück und versuchte eine Entschuldigung zu stottert, die Rukia abwinkte.

„Weißt du, ich habe mir das auch nicht ausgesucht.“ Sie lachte hämisch. „Wenn ich mir etwas hätte aussuchen können, ich hätte Renji genommen, das wäre verdammt nochmal unkomplizierter gewesen. Ich habe die letzten Jahre jeden Tag neben ihm im Büro gesessen und jeden Tag mit ihm trainiert in der Gewissheit, dass er nicht nach Seireitei gehört. Ich habe jeden Tag daran gedacht, dass er irgendwann wieder verschwinden wird, weil er nach Karakura zurückkehren wird. Jeden gottverdammten Tag!“
 

„Meinst du,“ fragte Orihime kleinlaut, „dass Kurosaki-kun nach Karakura zurück kommt?“

Rukia dachte einen kurzem Moment darüber nach, der anscheinend lang genug war, damit Orihime bereits verstand und ihre Tränen begannen ungehindert zu fließen.

Rukia fühlte sich unwohl und schmutzig. Ichigo hätte ihr das sagen sollen, es war nicht richtig von ihr gewesen. „Komm, wir bringen dich besser schnell nach Hause.“

Orihime nickte schluchtzend und ließ sich zu ihrer Wohnung führen.
 

„Seid ihr beide eigentlich, also du und Kurosaki-kun, seid ihr ein Paar?“ fragte Orihime schließlich noch seltsam gefasst, als sie vor ihrer Haustüre stand. Wieder brauchte Rukia zu lange um zu antworten. Sie waren es, oder? Sie hatten sich gegenseitig ihre Liebe gestanden und miteinander geschlafen, wenn auch nicht in dieser Reihenfolge. Sie schliefen in einem Bett, umarmten und küssten sich, aber hatten nie darüber gesprochen, wie sie ihre neue Beziehung eigentlich nennen sollten.

„Ich verstehe...“ flüsterte Orihime schließlich und Stimme klang rau und müde.

„Es tut mir Leid.“ Mehr konnte Rukia ihrer Freundin nicht sagen. Und es stimmte. Sie hätte es ihr gegönnt gehabt. Jemanden so lange so intensiv zu lieben, nur um die Person an jemand anderen zu verlieren, war einfach nur schrecklich.

Zögerlich nahm sie Orihime in den Arm, die sich in der Umarmung ein wenig entspannte. Sie wartete, bis Orihime ihre Wohnung aufgeschlossen hatte und in ihren eigenen vier Wänden verschwunden war, bevor sie sich zurück zur Kurosaki-Klinik machte.
 

Rukia kam vollkommen fertig bei Ichigo an und ließ sich geschlagen auf das Bett neben ihm fallen. Nach einem kurzen, abschätzenden Blick zu ihm herüber, zog sie ihn in eine feste Umarmung. Weil sie inzwischen wieder in ihren Gigai geschlüpft war, war die Rötung auf ihrer Wange, wo Orihime sie geohrfeigt hatte, nicht sichtbar. Rukia war froh darüber, das sollte Ichigo besser nicht sehen.

„Es tut mir Leid“, brachte sie schließlich leise hervor.

„Inoue?“

Sie nickte. „Du musst dich noch bei ihr verabschieden, bevor wir zurück nach Seireitei gehen.“
 

Und das tat er. Außerdem ließ er sich von ihr versprechen, dass sie keinen Unsinn anstellte. Sie war eine wunderbare Krankenschwester und ihre Patienten brauchten sie. Sie konnte ihren kleinen Beitrag dazu leisten, dass die Welt ein kleines bisschen besser war. Bei ihrem Abschied hatte er endlich das Gefühl, dass er sich keine Sorgen mehr um sie zu machen brauchte und er wusste, dass sich Ishida gut um sie kümmern würde.
 

Am letzten Abend winkte Isshin seinen Sohn nach dem Abendessen zu sich auf die Terrasse. Sie saßen einige Zeit still nebeneinander, viel zu still für Isshin, wie Ichigo fand: „Was ist los?“

Isshin kratzte sich verlegen am Hinterkopf, eine Geste, die Ichigo von ihm übernommen hatte. Sein Vater lachte etwas nervös. „Ich bin nicht gut in solchen Sachen, aber,“ gab er zu, während er in den sternenklaren Nachthimmel hinauf blickte, „ich kann dich verstehen. Für Masaki habe ich alles zurück gelassen und obwohl sie viel zu früh von uns gegangen ist, bereue ich es keine Sekunde.“

Ichigo folgte dem Blick seines Vaters und nickte stumm, ehe dieser fortfuhr: „Ich vertraue dir, dass du das Richtige tust. Werdet glücklich und besucht uns regelmäßig.“ Das breite Grinsen auf Isshin‘s Gesicht steckte Ichigo an. „Werden wir,“ versprach er seinem Vater.
 

Seinen Körper überließ er kurz vor seiner Abreise Urahara. Der versprach, dass die Shinigami seinen Körper so „beseitigen“ würden, dass kein Grab notwendig werden würde. Ichigo gefiel der Gedanke an eine Gedenkstätte für ihn nicht. Er war dann zwar prinzipiell tot, aber seine Existenz lebte weiter und all seine Freunde und Verwandten hatten weiterhin Kontakt zu ihm. Die offizielle Ausrede lautete, dass er kurzfristig einen Job im Ausland gefunden und angenommen hatte.
 

Dann kehrten sie zurück nach Soul Society.
 

Wieder in Seireitei angekommen mussten sie erst mal ihre Mission aufarbeiten, was vor allem mit Vorträgen vor Kyoraku-Soutaichou und sehr viel Papierkrieg verbunden war. Somit steckten sie die ersten paar Tage tatsächlich dermaßen tief in Arbeit, dass an andere Aktivitäten nicht zu denken war. Auch als Renji zwischendurch mal aufgetaucht war, um sie zu begrüßen und Ichigo ein mürrisches „Bist ja doch wieder da.“ an den Kopf zu werfen, hatten sie wichtigere Dinge zu tun, als Dritte in ihre Beziehung einzuweihen.
 

Erst als sie nach drei Tagen endlich wieder einigermaßen Luft holten und an andere Dinge denken konnten, lag Rukia wach in ihrem Bett und konnte plötzlich so überhaupt gar nicht mehr schlafen. Die letzten Nächte war sie einfach halb tot zusammen geklappt und hatte jede Minute kostbaren Schlaf aufgesaugt, aber jetzt war wieder Ruhe eingekehrt und ihr Bett fühlte sich seltsam kalt und viel zu groß an. Ah, richtig. Sie hatte sich in Karakura daran gewöhnt gehabt, dass zu ihrer Rechten noch ein Körper lag, der vorzugsweise irgend ein Körperteil auf ihr liegen hatte, oder sie gleich wie ein Kissen umklammerte.

Sie wälzte sich hin und her, schloss die Augen immer wieder und wartete ab, doch der Schlaf wollte nicht kommen.
 

Sie vermisste Ichigo, was absurd war, weil sie den größten Teil des Tages zusammen verbrachten. Trotzdem vermisste sie ihn und die Zärtlichkeiten, die sie so sehr genoss. Es war als wären sie in der Zeit wieder zurückgereist, als wäre alles zwischen ihnen in Karakura nie passiert. Doch es war passiert.

Rukia war sich sehr sicher, dass Ichigo sicher nichts dagegen hätte, wenn sie jetzt in seinem Schlafzimmer auftauchen würde, aber die Blöße konnte sie sich nicht geben, wo kam sie denn dahin? Sie hatte wirklich keine Lust sich die nächsten Wochen von ihm piesacken zu lassen, dass sie ihn ja so furchtbar vermisste. Das stimmte zwar, war aber ihrer Meinung nach kein Grund wie ein Schoßhündchen zu ihm zu laufen.
 

Sie hatte kein Auge zugetan die ganze Nacht, obwohl sie den Schlaf gut hätte gebrauchen können. Entsprechend schlecht war ihre Laune, als sie verspätet im Büro ankam. Großartiger Weise hatte sich Ichigo genau diesen Tag ausgesucht pünktlich zu sein und so sah er schelmisch grinsend von seinem Schreibtisch auf, als Rukia das Büro betrat.

„Oi, hast du die ganze Nacht damit verbracht deine Chappy-Sammlung zu sortieren, oder warum siehst du so furchtbar aus?“ Er besaß tatsächlich auch noch die Dreistigkeit sich ein Lachen zu verkneifen, dabei war er Schuld an ihrer Misere! Hätte sie ihn doch mal besser in der Welt der Lebenden gelassen…
 

Wütend rammte sie ihm ihren Ellenbogen mit genug Wucht gegen die Schläfe, dass Ichigo einen kurzen Moment schwarz vor Augen wurde. „Kümmer dich um deine Arbeit, nicht was ich in meinem Bett mache!“ Einen Funken Mitleid hatte sie schon, als Ichigo irritiert den Kopf schüttelte, so hart wollte sie ihn gar nicht treffen, aber seine schiere Existenz kratzte an diesem Tag einfach an ihrem Ego. Sie war nicht sein Hündchen, das zu ihm gedackelt kam. Sie war immer noch selbstständig.

„Sag mal, spinnst...“ Sie unterbrach ihn, indem sie mit ihrer Faust feste genug auf ihren Holztisch schlug, dass ihre Hand anschließend schmerzte. Ichigo verstummte und sah irritiert zu ihr herüber, offensichtlich überfordert, woher ihre schlechte Laune kam. Sie ignorierte es und vergrub sich in ihrer eigenen Arbeit.
 

Aus Sicherheitsgründen verbrachte Ichigo die Mittagspause lieber in der Kantine. Sein Schädel pochte immer noch und er wollte vermeiden von Rukia in die 4te Division befördert zu werden, weil er sie ihres Ermessens nach falsch anschaute.

Während er etwas lustlos in seinem Reis herumstocherte, versuchte er sich einen Reim aus ihrer Laune zu machen, kam aber beim besten Willen nicht darauf, was passiert sein konnte. Die handzahme Rukia, die neben ihm aufgewacht war jeden Morgen in Karakura, hatte ihm besser gefallen, aber wieso sie plötzlich zur Furie mutiert war, verstand er beim besten Willen nicht. Sie war mürrisch, wenn sie müde war und sie sah sehr müde aus. Er gab zu, er hätte sie deswegen nicht aufziehen müssen, aber übertrieben war ihre Reaktion trotzdem gewesen.
 

Plötzlich stand Renji in der Türe zur Kantine und sah sich suchend um. Als sein Blick auf Ichigo fiel, setzte er sich zu ihm an den Tisch.

„Jo, Ichigo, ich war grad bei Rukia. Was hast du denn mit ihr gemacht?“ Er klaute seinem Kumpel ein Stück Fisch vom Teller und fing sich genervte Blicke von diesem ein.

„Such dir gefälligst dein eigenes Essen.“

„Du stocherst es doch sowieso nur halb tot?“ grinste der Vize der 6ten Division gut gelaunt und sah Ichigo dabei zu, wie der frustriert seine Essstäbchen in der Hand verdrückte.
 

Nachdem Ichigo ein paar mal tief Luft geholt und den Rest von seinem Mittagessen außer Reichweite von Renji gestellt hatte, traute er sich zu mit seinem Freund zu sprechen, ohne ihm den Kopf abreißen zu wollen: „Was machst du überhaupt hier? Hat eure Kantine geschlossen, oder so?“

„Nee“, antwortete Renji, „ich wollte Rukia zum Training einladen, aber sie hat mich in hohem Bogen aus dem Büro geschmissen. Sie sah furchtbar aus. Hast du was angestellt?“

Ichigo verdrehte genervt die Augen. „Ich hab gar nichts gemacht! Sie ist seit heute morgen so drauf, keine Ahnung wieso. Vielleicht Schlafmangel?“
 

Renji dachte einen Augenblick lang nach und kratzt sich dabei grübelnd am Kopf. „Na ja, normalerweise wird sie so giftig, wenn du etwas angestellt hast.“

„Zum dritten und letzten Mal: Ich hab nichts gemacht!“ Er schlug die Hände frustriert vor seinen Augen zusammen und ließ die Schultern hängen. Am Vorabend war noch alles in bester Ordnung gewesen. Sie waren mit dem Großteil der Mission-Nachbereitung fertig und verabschiedeten sich müde, aber gut gelaunt. Natürlich hätte er lieber sein Bett mit ihr geteilt, aber er würde den Teufel tun das Renji zu sagen, auch schön brav angezogen und jugendfrei, aber da sie absolut keinerlei Anstalten gemacht hatte und sofort schnurstracks in ihre Wohnung marschiert war, dachte er dass sie lieber alleine schlafen wollte.
 

Die Anwesenheit von Abarai Renji und Kurosaki Ichigo in der Kantine löste eine kleine Welle der Begeisterung aus und neugierige Shinigami versuchten einen mehr oder weniger heimlichen Blick auf die beiden Vize zu erhaschen. Die ein oder andere Dame war im Vorbeigehen versehentlich gestolpert. Beide Männer ignorierten stur alles um sich herum und entschieden sich, dass Ichigo mit Renji trainieren gehen sollte anstelle von Rukia.
 

„Und es ist wirklich nichts passiert? Auch nicht in Karakura?“ frage Renji außer Puste, als sie gierig Wasser tranken während des Trainings.

Ichigo schüttelte den Kopf. Natürlich war so einiges passiert, aber nichts was Rukias Laune erklären konnte.
 

Die beiden hatten sich ihrer Oberteile entledigt. Ihr Publikum genoss die Show. Von der Menschentraube angelockt kam Rukia zu den Trainingsgründen ihrer Division und hatte schon eine Vorahnung. Eine hübsche junge Frau bemerkte sie und schwärmte: „Kuchiki-taichou! Schauen Sie doch mal! Kurosaki-Fukutaichou und Abarai-Fukutaichou! Sehen die beiden nicht zum hinschmelzen aus?“

Rukia verdrehte genervt die Augen, musste aber zugeben, dass die beiden Männer schon sehr nett anzuschauen waren. Einer von ihnen reichte in aller Regel aus, um Zuschauer anzuziehen. Zu zweit machten sie es nur schlimmer. Ihr Blick blieb auf Ichigo kleben und wanderte den gut betonten Oberkörper hinauf. Sie erinnerte sich daran, wie sich jeder einzelne seiner Muskeln unter ihren Fingern angefühlt hatte und wie sie sich angespannt hatten, als sie ihn mit ihren Fingernägeln bearbeitete. Ein Zustand, den diese Mädels niemals zu Gesicht bekommen würden. Sie nervten Rukia. Sie hatte ihre Exklusivrechte an ihm erworben und hasste es dabei zuzusehen, wie sich immer wieder irgendwer an ihn ran schmiss.

„Schluss jetzt!“ rief sie schließlich und schmiss das Publikum allesamt hinaus. „Und ihr zwei!“ Sie deutete mit dem Finger auf Ichigo und Renji. „Ihr veranstaltete gefälligst nicht so eine Show!“

Die beiden Männer sahen sich nur fragend an und zuckten mit den Schultern.

„Siehst du was ich meine?“ sagte Ichigo seufzend und nahm Zangetsu wieder auf, um mit dem Training fort zu fahren.
 

Auch den Rest des Tages wurde ihre Laune nicht besser. Ichigo wollte sie in den Arm nehmen, sie spüren und küssen. Stattdessen hielt er gebührenden Abstand, weil er nicht kastriert werden wollte. Er kannte sich mit dem Reproduktionszyklus von Shinigami absolut nicht aus, war sich aber ziemlich sicher, dass er intakt bleiben sollte, wollte er jemals Kinder haben. Vorzugsweise mit Rukia, was aktuell eher schlecht aussah.

Er hatte drei mal versucht die Stimmung zu bessern und war drei mal katastrophal gescheitert. Nachdem er bei seinem letzten Versuch mit „Stört mich gefälligst nicht bei der Arbeit, du Esel!“ aus dem Büro geschmissen worden war, was er dann irgendwann nur noch frustriert mit „Dann versauer halt in deinen Papierstapeln!“ kommentiert hatte. Er stapfte alleine in den Shopping Distrikt von Seireitei auf der Suche nach Läden, die er normalerweise niemals betrat. Wenn irgendwas Rukia aufmuntern konnte, dann war es Chappy.
 

Ichigo lag an diesen Abend wieder alleine im Bett und betrachtete das abartig kitschige Chappy-Plüschtier, das er für Rukia gekauft hatte. Yachiru war schon ganz aus dem Häuschen gewesen, weil es wohl eine limitierte Edition war und wollte es unbedingt nehmen, falls Rukia es nicht haben wollte.

Bei all den Schmerzen und dem Rumgezickte, die er ertragen hatte an diesem Tag, es musste einen Grund dafür geben und er wusste, dass sich Rukia auch schlecht fühlen musste dabei. Er stellte das Plüschtier seufzend auf seinem Nachttisch ab und machte das Licht aus.
 

Ichigo versuchte am nächsten Tag Rukia das Plüschtier zu geben und scheiterte kläglich. Ihre Laune war zwar ein bisschen besser, aber auch nur, weil Ichigo auf Glasscherben lief in ihrer Nähe. Ein falsches Wort und sie waren sich mächtig in der Wolle. Ihre Streitereien waren teilweise quer durch ihre Division zu hören und so manch einer fragte sich, was da eigentlich los war.
 

Hin und wieder blitze die Dynamik durch, die ihre Freundschaft bis dahin auszeichnete. Ein blindes Vertrauen und ein Verständnis auf einer tieferen Ebene. Es frustrierte Ichigo immens, dass er Rukia nicht lesen konnte wie bisher, dass er nicht verstand, warum sie sich ärgerte und nur in Fettnäpfchen zu treten schien. Er wollte ihr entgegen kommen, sie in den Arm nehmen und all ihre Sorgen vergessen lassen. Sie waren doch jetzt ein Paar? Warum ließ sie ihn nicht? Seit sie zurück in Seireitei waren, schien sich ein Graben zwischen ihnen aufgetan zu haben. Ichigo verstand nicht, er war davon ausgegangen, dass sie sich nun näher stehen würden. An Schlafmangel alleine konnte es nicht liegen, der kleine Zwerg machte sich wahrscheinlich über irgend einen Unsinn zu viele Gedanken, schlussfolgerte er.
 

Rukia versuchte sich beim Ikebana auf andere Gedanken zu bringen, brachte aber nichts wirklich Vorzeigbares zustande, weil sie sich immer wieder ärgerte. Sie half frustriert Nanao dabei die Reste wegzuräumen und ihr Chaos zu beseitigen, das sie fabriziert hatte. Sie schämte sich, einer Kuchiki hätte das nicht passieren sollen. Sie sammelte eilig ihre Materialien zusammen und schnitt sich dabei mit einer Schere in den Finger. „Verdammt!“ fluchte sie und schmiss fertig mit den Nerven die Scheren auf den Boden.
 

Nanao legte Rukia eine Hand auf die Schulter. „Seit du zurück bist aus der Welt der Lebenden, bist du sehr gestresst.“

Rukia nickte nur und Nanao fuhr fort: „Möchtest du mir sagen was passiert ist?“ Sie setzte sich mit ihrer Kameradin auf den Tatamiboden und Rukia sackte geradezu geschlagen in sich zusammen. Sie ring nach den richtigen Worten, wusste nicht so recht wo sie anfangen sollte: „Ich… gar nichts ist passiert. Also doch, aber nichts Schlimmes.“

„Du hast Kurosaki-Fukutaichou doch wieder mitgebracht.“

Sie nickte. „Ja, er hatte überzeugende Argumente.“ Und sie errötete verdächtig. Nanao schob interessiert ihre Brille auf der Nase gerade: „Ach?“

„Ja.“

„Aha?“

„Ist ja gut! Ist ja gut! Wir haben miteinander geschlafen, okay? Liebeserklärung, die ganze Nummer, alles bestens“, knickte Rukia schließlich ein und fühlte sich erleichtert es jemandem sagen zu können, dem sie vertraute es nicht in Seireitei herum zu brüllen.

Nanao lächelte sie freudig an: „Oh, herzlichen Glückwunsch. Aber das sind doch wunderbare Nachrichten.“

„Sollten es, nicht wahr? Seit dem wir zurück sind, fühle ich mich einfach nur überfordert. Ich möchte so viel mehr, aber Ichigo bewegt sich überhaupt nicht auf mich zu. Dann weiß ich nicht, ob wir das offiziell machen sollten? Es nervt mich unglaublich, dass ihm nach wie vor Frauen hinterher springen wie die Karnickel, ich möchte das nicht. Nii-sama hat uns zwar im Grunde schon vorher das okay gegeben, aber mit ihm werde ich auf jeden Fall sprechen müssen und ich weiß, dass er trotzdem nicht glücklich über meine Partnerwahl sein wird.“
 

„Ich habe gehört, du hättest ihm fast den Schädel eingeschlagen“, stellte Nanao nur nüchtern fest ohne auf Rukias kleinen Monolog einzugehen. Es fühlte sich gut an sich alles von der Seele zu reden, aber nun errötete Rukia. Peinlich berührt blicke sie aus dem Fenster und erklärte sich: „Er hat zur falschen Zeit das Flasche gesagt. Er weiß, dass ich das nicht so meine. Der hält einiges aus.“

„Meinst du nicht, du solltest mit ihm reden?“ Es war das Offensichtliche, aber manchmal sah man den Wald vor lauter Bäumen nicht, nahm Nanao an.

Rukia blinzelte Nanao unverständlich an: „Das war nie nötig.“

Nanao nahm tief Luft, ehe sie antwortete und wählte ihre Worte sehr bewusst aus: „Bisher wart ihr ja auch Freunde. Eine Freundschaft hat sehr klar definierte Regeln. Jetzt befindet ihr euch in einer romantischen Partnerschaft, die Grenzen sind jetzt ganz anders gesteckt. Ihr müsst euch gewissermaßen neu kennen lernen innerhalb dieser neuen Regeln. Deine anderen Probleme werdet ihr gemeinsam sicher auch einfacher lösen.“
 

Rukia sah einen Augenblick schweigend zu Boden. „Aber der Kuchiki-Klan ist meine Familie und mein Problem. Dass ich keine anderen Frauen an seiner Seite sehen möchte, ist auch mein Problem. Das sollte ich schon selber hin bekommen.“

„Kuchiki-taichou, zu so einer Beziehung gehören immer zwei Personen. Vergiss das niemals. Nur zusammen wird es funktionieren.“
 

Grübelnd machte sich Rukia zurück zu ihrem Büro. Irgendwelche Schreibtischarbeit gab es immer zu erledigen, auch wenn ihr eigentlich nicht danach war. Sie öffnete die Türe und der Raum war wie erwartet leer. Ichigo war bei seiner Trainingseinheit mit Yoruichi.

Als Rukia ihren Blick zu ihrem Schreibtisch schweifen ließ, blieb ihr vor Überraschung der Mund offen stehen und sie machte im wahrsten Sinne des Wortes große Augen. Dort saß ein Chappy, es war die limitierte Sommeredition, die sie unbedingt haben wollte, aber bisher nicht geschafft hatte zu kaufen. Sanft nahm sie das Plüschtier in die Hände und lächelte zum ersten mal seit ihrer Rückkehr aus Karakura. Darunter lag ein Zettel: „Abendessen bei mir?“ Kein Absender.

Sie drückte den Chappy fest an sich, als ihr Herz in freudiger Erwartung schneller schlug.
 

Ichigos Wohnung war im Wohnkomplex der Offiziere nicht unweit von Rukias eigener untergebracht, sie waren praktisch Nachbarn. Sie spielte mit dem Gedanken kurz bei sich zu Hause vorbei zu schauen, entschied sich aber dagegen und ging nach Feierabend direkt zu ihm herüber. Eine angenehme Nervosität kribbelte in ihrer Magengegend, als sie klopfte.

Die Türe wurde geöffnet und ihr gegenüber stand Ichigo mit seiner klassisch mürrischen Miene: „Wann hast du gelernt was anklopfen ist?“

„Auch schön dich zu sehen und danke für die Einladung“, entgegnete sie sarkastisch. Sie wartete nicht darauf hinein gebeten zu werden und trat ihm im vorbeigehen auf den Fuß. Ehe er sich beschweren wollte, sah er einen verschmitzten Funken in ihren Augen aufblitzen und verzog seinen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln, als er ihr in sein Wohnzimmer folgte.
 

„Was gibt‘s zu essen?“ fragte Rukia, als sie sich auf seine Couch setzte. Er setzte sich so nah neben sie, dass sich ihre Knie berührten und sah zu dem Chappy-Plüschtier, das sie bei sich trug.

„Hab Sushi besorgt. Geht‘s dir besser?“

Sie sah einen Augenblick stumm auf das Stofftier in ihren Händen und nickte schließlich.

„Na endlich!“ Ichigo streckte sich neben ihr und grinste breit. Dann zog er sie in eine sanfte Umarmung so nah, dass sie seinen Herzschlag hören konnte. Richtig. Genau das hatte sie so sehr vermisst. Sie schloss die Augen, erwiderte die Geste und genoss die Nähe, nach der sie sich die ganze Zeit schon gesehnt und sich selber verwehrt hatte.
 

Sie öffnete ihre Augen erst wieder, als sie spürte, wie ihr Ichigo einen zarten Kuss auf die Stirn drückte. Sie sah nach oben, doch ehe sie etwas sagen konnte, versiegelte er ihre Lippen mit einem tiefen und sehnsüchtigen Kuss. Er brauchte das genauso sehr wie sie, fühlte sich genauso alleine ohne seine bessere Hälfte wohl platziert in seinen starken Armen. Es fühlte sich an, als wäre die Welt wieder ein Stückchen geflickt worden und ihre Sorgen waren für den Moment vergessen.
 

„Ich glaube, ich habe mich selbst zu verrückt gemacht“, gab Rukia zu, während sie sich einen Maki in den Mund schob.

Ichigo schüttelte unverständlich den Kopf: „Weshalb?“

Rukia kaute und schlucke ihren Bissen herunter, während Ichgios Augen an ihrem Mund klebten: „Ich hab mir Sorgen gemacht.“ Sie errötete, es war ihr peinlich.

Er verdrehte nur die Augen und machte eine vage Geste mit den Händen, dass sie gefälligst auf den Punkt komme solle.

„Es nervt mich, dass sich andere Frauen an dich ran schmeißen, okay?“ Sie merkte wie ihr die Röte noch tiefer in die Wangen stieg und schob sich schnell noch ein Nigiri in den Mund, um sich abzulenken. Ichigo lachte und sah sie schelmisch an: „Eifersüchtig? Du?“

Sie boxte ihn so leicht in die Schulter, dass er es kaum bemerkte und fuhr fort: „Außerdem konnte ich schlecht schlafen, weil ich so alleine in meinem Bett war...“

Ichigo kratzte sich verlegen am Hinterkopf und gab kleinlaut zu: „Ich auch.“

„Bitte?“ Rukia hätte fast ihre Stäbchen fallen gelassen. „Warum bist du nicht einfach zu mir gekommen?“

„Hey! Du bist diejenige, die mich fast krankenhausreif geschlagen hat! Ich dachte, du willst Abstand!“ rechtfertigte sich Ichigo.

„Nein, ich wollte das Gegenteil. Ich wollte zu dir, aber ich kam mir blöd vor mit meiner miesen Laune.“

Anstelle einer Antwort bekam sie erneut einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Sie hatte noch Reis im Mund und ihre Lippen schmeckten nach rohem Fisch, aber das war Ichigo egal. Als er wieder von ihr ab lies, sah er sie ernst an: „So einen Unsinn kannst auch nur du von dir geben.“
 

Nanao hatte recht gehabt. Ichigo schaffte es ihre ganzen Probleme plötzlich viel weniger gruselig erscheinen zu lassen. Kuchiki Byakuya? Kein Ding. Nebenbuhler? Wie wär‘s nächstes mal mit nem öffentlichen Kuss? Der Gesichtsausdruck ist sicher Gold wert. Und wenn Renji zu viel nervt, einfach ignorieren.

Aber das Wichtigste war die Gewissheit, dass sie jederzeit zu ihm kommen konnte. Er suchte ihre Nähe genauso wie sie seine und egal wo sie waren, sie musste sich niemals einsam fühlen. Aus Ich und Du wurde ein Wir. Daran musste sie sich noch gewöhnen.
 

Sie stritten sich um das letzte Stück Sushi und endeten damit, dass Rukia Ichigo die Hälfte des Nigiri aus dem Mund klaute. Sie lachten erleichtert, küssten sich immer wieder und klebten praktisch zusammen. Sie gab hin und wieder schnippische Kommentare von sich, er brummte daraufhin vor sich hin. Es war ein angenehmer Abend, in dessen verlauf die Küsse länger und intensiver wurden. Hände glitten unter Roben und der Weg führte langsam ins Schlafzimmer. Das Chappy Plüschtier blieb einsam auf der Couch zurück.
 

Am nächsten Morgen wachte Rukia so entspannt und erholt auf, wie sie sich schon seit ihrer Rückkehr danach sehnte. Sie fand sich eingekuschelt in Ichigos Armen wieder, der sich leise grummelnd vergeblich dagegen wehrte aufzuwachen. Er öffnete schließlich die Augen und sah mürrisch an die Decke, bevor er bemerkte, dass Rukia an ihm hing.

Er sah sie überrascht an, ehe seine Lippen an stummes „Oh!“ formten und anschließend in ein Lächeln übergingen.
 

Rukia murmelte „Guten Morgen“ gegen seine Lippen, als sie ihn amüsiert küsste. Ja, dieser Morgen war wahr, die letzte Nacht war wirklich passiert. Sie hatten noch einige Hürden zu nehmen und Rukia noch einige Reservationen zu überwinden, aber zusammen würden sie es schaffen.
 

Plötzlich hielt Ichigo inne und riss in Panik die Augen auf. Er lief ziemlich rot an, was Rukia ausgesprochen amüsierte: „Keine Sorge, es ist Sonntag, wir müssen heute nicht arbeiten.“

Er schüttelte den Kopf: „Das ist mir egal.“

Sie zog fragend eine Augenbraue nach oben. Er wurde nur noch roter im Gesicht bis in die Ohrenspitzen.

„Es tut mir Leid! Ich… hab‘s total vergessen!“ brachte er schließlich bevor, während er Rukia auf Armeslänge von sich hielt. Das war keine so gute Idee, wie sich ziemlich schnell herausstellte, weil sie immer noch nackt mit ihm unter der Bettdecke lag und sehr frische sehr erotische Erinnerungen weckte und er bemühte sich ihr in die Augen zu schauen.
 

Rukia kam zu dem Schluss, dass entweder ihr Gehirn noch zu vernebelt war von der letzten Nacht, um sinnhafte Gedanken zu formen, oder Ichigo. Und ihm sollte mal besser nicht egal sein, wann er auf der Arbeit zu erscheinen hatte, auch wenn er nächtigen Aktivitäten mit ihr nachging, dafür würde sie schon sorgen.
 

„Ich habe die letzten Male“, die Tatsache, dass er im Plural sprach, konnte er kaum fassen, „Verhütung vollkommen vergessen.“ Es war ihm ehrlich peinlich. Einerseits, dass er es vergessen hatte, andererseits es jetzt anzusprechen, aber er hielt es definitiv für die bessere Idee darüber zu sprechen anstelle böse Überraschungen zu erleben. Außerdem war er nicht leichtsinnig, meistens zumindest, oder verantwortungslos und die Realisation etwas so wichtiges zu vergessen nagte an seinem Gewissen.
 

Rukia starrte ihn geschlagene drei Sekunden an, als hätte er ihr erzählt, dass Byakuya im Pyjama Tango tanzt. Mit was für einer Reaktion Ichigo auch immer gerechnet hatte, es war nicht lautes Lachen gewesen.

„Hey! Was ist?“ Er warf ihr irritierte Blicke herüber und sie bekam sich langsam wieder ein.

„Diesmal bist du entschuldigt, du kannst es ja nicht wissen.“ Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Ichigo hatte keine Ahnung von Reproduktion bei Shinigami. Woher auch? Zeit für Rukia-sensei‘s Nachhilfe.
 

Rukia krabbelte auf Ichigo‘s Brust und deutete mit ihrem Finger auf ihn. „Wir sind Shinigami! Schon vergessen? Wir sind tot. Tote sind nicht unbedingt dafür gedacht sich zu vermehren.“

Nicht überzeugt von ihrem Argument sah Ichigo sie sehr skeptisch an und setzte sich auf. Dabei zog er Rukia mit nach oben und sie saß auf seinem Schoß, während er sich an das Kopfteil des Bettes anlehnte. „Verarschst du mich? Ich weiß, dass es Shinigami gibt, die in Soul Society geboren worden und aufgewachsen sind.“

„Das stimmt auch, Nii-sama zum Beispiel. Ich habe ja auch nur gesagt, dass wir nicht unbedingt dazu gedacht sind Kinder in die Welt zu setzten. Wir können es, aber es ist nicht einfach.“

„Aha?“

Sie machte es sich etwas bequemer und ließ ihre Arme locker auf seinen Schultern liegen. „Sterbliche Frauen habe etwa alle 24 Tage einen Eisprung. Unser Äquivalent dazu findet nur alle 2-3 Jahre statt. Alleine damit ist die Wahrscheinlichkeit einer versehentlichen Schwangerschaft schon viel niedriger. Außerdem sind Shinigami nicht so fruchtbar wie sterbliche Menschen. Viele Paare versuchen bewusst Kinder zu bekommen und es dauert trotzdem Jahrzehnte bis es klappt, manchmal sogar gar nicht. Es gibt Theorien, dass eine gewisse Kompatibilität mit eine Rolle spielt.“ Sie grinste ihn an: „Keine Sorge, ich bin noch mindestens die nächsten 2 Jahre absolut sicher.“
 

Er küsste sie und fragte: „Sag mal, willst du eigentlich Kinder haben?“ Bevor sie antworten konnte, realisierte er, wie er seine Frage gestellt hatte und fügte noch hastig hinzu: „Ich meine irgendwann! Nicht jetzt, sondern vielleicht in zehn, zwanzig oder hundert Jahren!“

Rukia ließ ihre Stirn auf Ichigos Schulter sinken und dachte nach. Sie hatte sich nie wirklich Gedanken über Kinder gemacht, sondern sich immer nur ihre Laufbahn in der Gotei 13 vorgestellt. Das Bild, das sie von sich beiden mit einem Kind hatte, war das erste mal gewesen, dass sie sich so etwas wie eine eigene Familie überhaupt vorstellen konnte. „Ich glaube schon“, flüsterte sie schließlich so leise, dass er es kaum hören konnte, doch es reichte aus, um ihm einen Schauer über den Rücken zu jagen.
 

Der Shinigami eilte hastig durch die Gänge, die sich seit Jahrtausenden nicht mehr verändert hatten, ehe er vor einem Büro angekommen war. Er klopfte bestimmt an der Türe und trat nach Aufforderung ein. Das Zimmer war gemütlich eingerichtet mit vielen Sitzgelengenheiten, hatte einen Kaffeetisch für Besucher und weiche Teppiche.

„Kurosaki-taichou, sie ist hier.“
 

Yuzu öffnete langsam ihre Augen und fand sich in einer ganz anderen Welt wieder. Eine Welt, die sie früher öfter besucht hatte, aber in den letzten Jahrzehnten zu alt dafür geworden war. Keiner in ihrer Familie konnte Geister oder Shinigami sehen, außer ihrer Zwillingsschwester natürlich. Wenn sie davon erzählte, wurde sie sanft belächelt und so wurden die Gespräche und Besuche langsam weniger. Das letzte mal, dass sie ihren Bruder in Seireitei besucht hatte, war bestimmt über vierzig Jahre her.
 

Sie befand sich nicht in Seireitei. Yuzu war sich ziemlich sicher, dass sie in Rukongai sein musste, wo jede Seele erst einmal untergebracht wurde und ausgehend von der Instandhaltung der Häuser, musste es wohl ein besserer Distrikt sein. Sie bemerkte auch, dass ihr Rücken und ihre Gelenke nicht mehr schmerzten und sie konnte viel besser aufstehen. Dabei viel ihr auf, dass ihre Hände nicht das gewohnte runzelige Faltenbild boten, woran sie sich gewöhnt hatte.
 

Eine Frau, die sie ungefähr auf vierzig Jahre schätzen würde, doch das war keine zuverlässige Angabe hier, kam auf sie zu: „Neu hier?“

Yuzu nickte. „Gerade erst angekommen. Muss mich noch daran gewöhnen, dass ich nicht mehr alt und grau bin.“ Sie lachte, doch die Frau sah sie komisch an. Yuzu wurde daraufhin nervös. Hatte sie etwas falsches gesagt? „Was ist?“

Die Frau schüttelte den Kopf: „Nein, nichts. Es ist nur ungewöhnlich, dass du jung bist, wenn du alt gestorben bist. Normalerweise reflektiert das Aussehen deiner Seele das Alter zum Zeitpunkt deines Todes wieder. Du musst Glück gehabt haben, dass denen ein Fehler unterlaufen ist.“ Sie streckte ihr die Hand entgegen. „Komm! Ich zeig dich rum. Wie heißt du?“

„Yuzu.“ Sie entschied sich der Fremden zu folgen, sie schien ehrlich und nett zu sein.

„Hallo Yuzu, mein Name ist Miyaki. Ich bin schon seit über 200 Jahren hier und immer noch nicht wiedergeboren. Ich glaube so langsam, die wollen mich da unten nicht. Ich kenn mich hier aus, wie in meiner Westentasche.“
 

Miyaki führte Yuzu durch die Nachbarschaft, zeigte ihr Geschäfte und bot ihr an für‘s erste bei ihr zu schlafen, ehe sie eine eigene Bleibe gefunden hatte. Als sie auf dem Weg zu Miyakis Haus waren, hörten sie auf einmal jemanden laut rufen: „Ein Shinigami! Ein Shinigami!“

„Oh!“ Sagte Miyaki beeindruckt und wandte sich Yuzu zu: „Du hast ja wirklich Glück. Shinigami leben eigentlich nur in Seireitei. Sie kommen zwar manchmal nach Rukongai, aber das ist selten und du bekommst einen direkt an deinem ersten Tag zu Gesicht. Überhaupt schon mal von Shinigami gehört?“

„Ja, ich kenne mich ganz gut aus, glaube ich.“ Yuzu war sich nicht sicher, wie viel sie Miyaki sagen durfte und entschied sich daher ihre Antwort eher vage zu halten.
 

„Es ist ein Captain!“ rief die Stimme wieder und diverse Personen kamen aus den Häusern, um in die Richtung des Shinigami zu laufen.

Miyaki war beeindruckt. „Oh wow, cool! Sollen wir auch mal schauen?“

Yuzu zuckte mit den Schultern. Warum nicht? Da sich bei den Shinigami normalerweise nicht viel änderte in den hohen Rängen, ging sie davon aus, dass sie den Captain vermutlich sogar persönlich kannte, behielt diese Information aber lieber für sich.
 

Bevor sie den Shinigami sahen, kam ein kleines Kind um die Ecke gelaufen. In sterblicher Zeitrechnung wäre sie vielleicht vier Jahre alt, aber Yuzu war sich sicher, dass dieses Kind auch genauso gut schon vierzig sein konnte. Sie hatte einen hübschen bunten Yukata für Kinder an, der definitiv viel feiner aussah, als die Kleidung, die in diesem Distrikt getragen wurde. Das Mädchen hatte pechschwarze Haare, honigfarbene Augen und ein zuckersüßes Lächeln auf dem Gesicht.

Als sie Yuzu sah, blieb sie stehen und sah sie einen Moment lang unschlüssig an. Sie drehte sich in die Richtung um, aus der sie gekommen war und rief: „Otou-san! Hier! Tante Yuzu ist hier!“
 

Das war der Moment, als bei Yuzu der Groschen gefallen war. Um die Ecke erschien, hochgewachsen, der ihr bekannteste Rotschopf aller Zeiten. Sie lächelte. Er war keinen Tag gealtert, seit sie ihn das letzte mal gesehen hatte, entdeckte allerdings ein paar neue Narben auf der wenigen Haut, die sie sehen konnte.

„Hallo, Yuzu. Gut angekommen?“
 

Das kleine Mädchen lief auf Ichigo zu und ließ sich auf den Arm nehmen. Er lächelte das Kind liebevoll an. „Ami ist noch zu klein, um in die Welt der Lebenden zu reisen. Sie hat sich sehr darauf gefreut dich endlich zu treffen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und das war's... endlich! Die Fanfiction hat bestimmt ein Jahr auf meiner Festplatte rumgegammelt. Ich war immer noch am überlegen noch was dazu zu packen (zB Ichigo's offizielle Vorstellung vor Byakuya als Rukias Partner), hab mich nach dem letzten Korrekturlesen doch dagegen entschieden. Die Story ist lang genug und sie gefällt mir prinzipiell ganz gut. Ja, es wäre lustig gewesen noch Byakuya vs Ichigo zu sehen, hätte aber nicht so viel Mehrwert gebracht, weil das zugrundeliegende Problem bereits gelöst ist.

Was ich absolut Liebe in dieser FF: „Sag mal, erinnerst du dich eigentlich an irgendwas?“
„ ... Wodka.“
Sie verdrehte die Augen. „Sonst noch was?“
„Ich glaube Tequila?“

Außerdem das Ende. Ich liebe das Ende mit Yuzu und Ichigo's Tochter. Es ist wholesome, okay? Manchmal braucht man sowas.

Das war's von mir. Bye ;) Komplett anzeigen

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