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Wayward Son

Dean x Sam
von

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The Hunt

Der nächste Tag zog sich dahin wie Kaugummi.

Sam ertappte sich mehrfach dabei, wie er im Unterricht immer wieder auf die Uhr sah, und konnte selbst für seine Lieblingsfächer kaum die nötige Konzentration aufbringen.

Im Laufe der Stunden wurde es mit seinem hibbeligen Verhalten schließlich so schlimm, dass sogar seiner besten Freundin Jessica seine Unruhe nicht länger entging.

„Was ist heute nur los mit dir, Sam?“, fragte sie ihn in der Mittagspause, als sie zusammen in der Kantine saßen. „So nervös habe ich dich schon lange nicht mehr erlebt.“

Sam schob mit der Gabel für eine Weile das Essen auf seinem Teller hin und her, bis er sich schließlich eingestehen musste, dass er schlichtweg keinen Appetit hatte, und sie seufzend beiseitelegte.

„Tut mir leid“, erwiderte er. „Es ist nichts.“

„Sicher doch“, sagte sie und hob eine Augenbraue. „Wer ist die Glückliche, Samuel?“

Sie lehnte sich mit verschwörerischem Grinsen über den Tisch. „Mir kann du es erzählen.“

Sam starrte sie an. Manchmal vergaß er, wie gefährlich clever sie war – bis sie Dinge wie diese von sich gab. Und dann war es meistens schon zu spät.

„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst“, versuchte er sich rauszureden, aber er erkannte gleich, dass dies ein Fehler gewesen war, als plötzlich ein interessierter Ausdruck auf ihr Gesicht trat.

„Sam, mein Lieber, ich erinnere mich noch genau daran, wie nervös du damals immer bei unseren Dates warst, glaub also nicht, dass ich die Anzeichen nicht wiedererkennen würde“, entgegnete sie unbeeindruckt. „Komm schon, raus mit der Sprache: wer ist die Glückliche?“

Sam hob kapitulierend die Hände.

„Okay, okay, schon gut!“, sagte er. Dann senkte er die Stimme. „Es wäre nur nett, wenn diese Sache unter uns bleibt.“

„Du hast mein Wort“, versprach sie und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über den Mund, als würde sie einen Reißverschluss zuziehen.

„Na gut...“

Sam atmete einmal tief durch.

„Zuerst einmal ist es ein Er und keine Sie.“

„Wow!“, entfuhr es ihr und ihre Augen weiteten sich. „Wow, Sam, das ist großartig!“

Nachdem er und Jessica sich vor einem Jahr in Freundschaft wieder voneinander getrennt hatten, hatte Sam ihr erzählt, dass er sich sowohl zu Frauen als auch zu Männern hingezogen fühlte. Er war seitdem erst auf einem einzigen Date mit einem Jungen seines Alters gewesen, das für sie beide nicht funktioniert hatte, und seitdem ermutigte Jessica ihn immer mal wieder, es noch ein weiteres Mal zu versuchen.

„Komm schon, erzähl mir mehr!“, sagte Jessica in diesem Moment. „Wie sieht er aus?“

Sam spürte, wie er rot wurde. Es tat einerseits gut, mit ihr über Dean reden zu können, gleichzeitig war es aber auch die pure Hölle. Wenn er ihr erzählte, unter welchen Umständen er und Dean sich kennengelernt hatten und was der andere Mann beruflich machte, würde selbst Jessica, die für vieles offen war, an seinem Urteilsvermögen – und zweifellos auch an seinem gesunden Menschenverstand – zweifeln.

„Er ist...“, begann Sam, und hielt dann inne.

Die Wahrheit war, dass Dean einer der attraktivsten Menschen war, die er je getroffen hatte. Er wäre zweifellos der Schwarm vieler Mädchen an der Highschool und allein die Tatsache, dass er Sams Interesse erwiderte, fühlte sich nach wie vor unwirklich an.

„Er ist eher durchschnittlich“, murmelte Sam dann.

Jessica würde ihn nie in Ruhe lassen, wenn er anfing, von Deans gutem Aussehen zu schwärmen, und das letzte, was er wollte, war, dass seine Ex seinen neuen Freund traf. Nicht, weil es ihm Sorgen machte, dass sie miteinander flirten würden – was sie ohne jeden Zweifel tun würden – sondern weil die beiden einzeln schon so scharfzüngig waren, dass allein die Vorstellung, sie zusammen zu erleben, das pure Grauen in ihm weckte.

„Nett, aber etwas verschroben“, fügte er nach einer Weile hinzu.

Seine Worte brachten Jessica zum Lachen.

„Klingt, als hätten sich die richtigen gefunden“, meinte sie und grinste.

„Du bist nur neidisch“, meinte Sam und rümpfte die Nase.

„Ganz bestimmt, Sam. Ganz bestimmt.“

Jessica sah auf ihre Uhr. „Die Pause ist gleich vorbei, wir sollten gehen.“

Sie stand auf und nahm ihr Geschirr. „Komm schon, Cowboy, die restlichen Stunden schaffst du jetzt auch noch. Denk einfach an all den atemberaubenden Sex, den du bald wieder haben wirst.“

„Oh mein Gott, Jess!“ Sam musste lachen. „Du bist eine Gefahr für diese Welt, hat dir das schon mal jemand gesagt?“

„Du“, erwiderte sie. „Oft genug.“

Sie stichelten sich gegenseitig weiter, bis sie wieder im Klassenraum angekommen waren, doch ihre Unterhaltung hatte Sam dabei geholfen, den Kopf wieder halbwegs freizubekommen, und seine Nervosität bewegte sich für den Rest seines Schultages auf einem deutlich erträglicheren Niveau.

 

Der schwarze Chevrolet Impala fuhr pünktlich um drei auf den Parkplatz neben dem Diner.

Dean sah müde und etwas mitgenommen aus, als er die Scheibe herunterkurbelte, doch das Lächeln, mit dem er Sam begrüßte, verdrängte die Erschöpfung in seinem Blick und ließ seine Augen strahlen.

Sam konnte nicht anders, als es zu erwidern.

„Hey, Wesson.“

„Hey, Winchester.“

„Ich will nicht ekelhaft romantisch klingen“, sagte Dean, „aber der Gedanke an unser Treffen war das einzige, was mich heute motiviert hat, um diverse Ämter abzuklappern und einen Haufen Datenbanken zu durchforsten.“

„Falls es hilft“, erwiderte Sam, als er auf der Beifahrerseite einstieg, „mir ging es im Unterricht nicht anders.“

Dean stöhnte theatralisch auf. „Bitte hör auf, mich bei jeder Gelegenheit daran zu erinnern, dass ich einen Schüler date.“

Sam grinste.

„Oh, halt den Mund, Dean“, sagte er, bevor er sich zu dem anderen Mann hinüberlehnte und ihm einen Kuss gab.

Während Dean noch überrascht blinzelte, richtete Sam den Blick wieder nach vorn.

„Lass uns ins Stadtzentrum fahren, ich kenne da ein gutes Thai-Restaurant“, meinte er. „Du kannst mir ja beim Essen erzählen, was du herausgefunden hast.“

Dean schnaubte leise. „Bossy.“

Sam grinste, während Dean den Motor startete und vom Parkplatz herunterfuhr. „Oh, du hast ja keine Ahnung...“

 

Eine halbe Stunde später saßen sie an einem Tisch in der hintersten Ecke des Restaurants.

„Was hast du herausgefunden?“, fragte Sam, nachdem sie ihre Bestellungen aufgegeben hatten. Er versuchte, sich seine Ungeduld nicht zu sehr anmerken zu lassen, aber es gelang ihm nur mäßig. „Weißt du mittlerweile, was es mit den Schwestern auf sich hat?“

„Ja und nein“, erwiderte Dean und holte mehrere zusammengefaltete Blätter Papier aus seiner Jackentasche. „Ich weiß immer noch nicht, was sie sind – nur dass sie keine Werwölfe sind, da bin ich mir mittlerweile sicher – aber dafür habe ich herausgefunden, wer sie sind.“

Er schob die Kopien der Vermisstenanzeigen für die beiden Mädchen zu Sam hinüber, der sie aufmerksam betrachtete.

„Catherine und Emily Connelly“, las er vor. „Vermisst seit März 2001. Zuletzt gesehen in Chicago, wo sie auch aufgewachsen sind. Vater verstorben, Mutter jahrelang alleinerziehend, seit kurzem wieder verheiratet. Familie ist der Polizei bereits aufgrund der Gewalttätigkeit des Stiefvaters bekannt...“

Er ließ mit überraschter Miene den Bericht sinken.

„Woher hast du das alles?“, fragte er. „Du arbeitest nicht bei der Polizei, soviel ist klar. Wie bist du an diese Daten gekommen?“

„Mit meinem unwiderstehlichen Lächeln und einem 50-Dollar-Schein“, entgegnete Dean ohne jegliches Schamgefühl.

„Du hast einen Polizisten bestochen?“, fragte Sam ungläubig.

Dean kratzte sich am Hinterkopf. „Nun ja, technisch betrachtet war sie Sekretärin, keine ausgebildete Polizistin, also... nicht ganz?“

Sam starrte ihn fassungslos an. „Gibt es in deiner Berufsgruppe keinen, wie soll ich sagen, Ehrenkodex oder sowas in der Art?“

Doch Dean lachte nur.

„Die Leute, die diesen Job machen, können sich noch nicht mal auf ein einheitliches Berufsbild einigen“, erwiderte er dann. „Wir sind... eher eine Ansammlung von Individuen mit demselben Hobby, das gerade für Neulinge oft tödlich endet und grundsätzlich kein Geld einbringt.“

„Okay, nur damit ich das richtig verstehe...“, sagte Sam und versuchte all das, was Dean ihm bisher über seinen Job erzählt hatte, zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen. „Du beschäftigst dich mit der Suche nach übernatürlichen Vorfällen und nichtmenschlichen Wesen, korrekt?“

„Das könnte man so sagen, ja“, meinte Dean und nickte.

„Und du arbeitest völlig unabhängig?“, fuhr Sam fort. „Wirklich? Ich dachte anfangs, du wärst der Regierung unterstellt oder so.“

„Bloß nicht.“ Dean verzog das Gesicht. „Wenn die Regierung wüsste, was für Kreaturen in der Dunkelheit auf uns Menschen lauern, dann hätte sie schon längst versucht, sie einzufangen und für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen.“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, die Regierung hat keine Ahnung, dass es Monster gibt – oder Leute wie uns. Und das ist auch gut so.“

„Wovon lebt ihr dann, wenn euch niemand bezahlt?“, fragte Sam.

Je mehr er über dieses Thema erfuhr, desto mehr faszinierte ihn diese zweite, geheime Gesellschaft inmitten der ersten – eine Gesellschaft, deren Mitglieder im Untergrund lebten und das Übernatürliche jagten. Er fragte sich, wie es wohl sein musste, in so einer Umgebung aufzuwachsen, in dem Wissen aufzuwachsen, dass solche Wesen überhaupt existierten. Würde er sich damit sicherer fühlen? Sam wagte es fast zu bezweifeln...

„Ich bin mir sicher, du bist mit dem Konzept des Kreditkartenbetrugs vertraut...“

„Oh mein Gott, ist das dein Ernst?“ Sam lachte auf.

„Mein absoluter Ernst“, erwiderte Dean und seufzte. „Du glaubst gar nicht, wie viel Gewehrmunition jedes Mal draufgeht, wenn ich es mit einem Geist zu tun habe...“

„Du hast gegen Geister gekämpft?!“

Dean zuckte mit den Schultern. „Ich habe gegen eine Menge übernatürlicher Geschöpfe gekämpft.“

Dann schenkte er Sam ein kleines, aber umso anzüglicheres Lächeln.

„Ich kann dir bei Gelegenheit gerne die Narben zeigen.“

Sams Gesicht wurde warm.

„Vielleicht nachdem wir diese ganze Sache überstanden haben“, sagte er. „Aber danke.“

Im nächsten Moment hätte er am liebsten seinen Kopf auf die Tischplatte gehauen. Mehrfach.

„Aber danke“? Wow, Sam. Wortgewandt wie immer.

Deans Lächeln wurde breiter, als wüsste er genau, was Sam in diesem Moment durch den Kopf ging.

„Wie du willst“, entgegnete er nur.

Dann kehrte die Kellnerin zurück und brachte ihre Gerichte, und für die nächsten zehn Minuten waren sie zum Glück erst einmal mit Essen beschäftigt.

„Okay“, sagte Sam nach einer Weile, als sein gröbster Hunger gestillt war. „Die Schwestern sind also vermutlich aufgrund von häuslicher Gewalt weggelaufen und haben es bis nach Sioux Falls geschafft. Hier konnten sie mit Jasons Hilfe untertauchen – bis man ihnen irgendwann auf die Spur gekommen ist und Jason dafür mit seinem Leben bezahlen musste.“

Dean nickte. „Es bleibt nur noch die Frage, wer sie verfolgt und warum. Wenn wir das wissen, kennen wir auch den Mörder.“

„Mich interessiert auch immer noch, was sie sind“, meinte Sam. „Hast du schon mehr herausgefunden?“

Dean machte ein nachdenkliches Gesicht. „Nicht direkt. Die leuchtenden Augen sind als Merkmal leider weiter verbreitet, als ich gehofft hatte.“

Er holte einen weiteren Zettel aus seiner Jacke und reichte ihn Sam. „Aber dafür habe ich etwas anderes Interessantes entdeckt...“

Es war der Bericht des Gerichtsmediziners, der Dunhams Leiche untersucht hatte, und Sam fragte dieses Mal erst gar nicht, wie Dean an diese Informationen gelangt war.

„Du hattest Recht, was die Raubtierbisse angeht“, sagte Dean, während Sam den Bericht las. „Wie sich allerdings herausgestellt hat, sind es nicht die Bisse eines Wolfes, sondern die einer großen Raubkatze.“

Sam schnaubte leise. „Sag nicht, es gibt auch sowas wie Werkatzen.“

Dean gab keine Antwort und Sam warf ihm über den Bericht hinweg einen ungläubigen Blick zu.

„Komm schon, ernsthaft?“

Dean zuckte mit den Schultern. „Ich bin noch nie einer begegnet, aber es gibt genug Legenden über sie in Afrika und Südamerika, dass ich ihre Existenz nicht kategorisch ausschließen würde.“

Sam rieb sich das Gesicht. Wenn er nicht genug gesehen hätte, um zu wissen, dass Dean Recht hatte, dann hätte er schon längst einen Psychologen aufgesucht.

„Na schön“, sagte er. „Dann halt Werkatzen. Das würde zumindest die reflektierenden Augen erklären.“

Dann fasste er ihre bisherigen Erkenntnisse zusammen: „Wir suchen also nach einem Werkatzen-Geschwisterpaar, das von einer anderen Werkatze verfolgt wird, die offenbar bereit ist, über Leichen zu gehen, um sie zu finden. Soweit alles richtig?“

„Jepp, du fängst langsam an, wie ein Jäger zu denken“, erwiderte Dean und grinste. „Also falls du nach dieser ganzen Sache noch einen Job suchen solltest...“

„Einen Job, der nicht bezahlt wird“, warf Sam ein.

„... es sind immer Stellen offen“, fuhr Dean unbeirrt fort.

„Nein, danke“, lehnte Sam höflich, aber bestimmt ab. „Das langweilige Studentenleben ist mir wesentlich lieber.“

„Ist es das.“ Dean verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn interessiert an. „Was genau hast du denn vor, nachdem du die Schule beendet hast?“

„Ich will weg aus Sioux Falls“, erwiderte Sam. „Ich will mich an der Stanford Law School bewerben. Den SAT habe ich vor zwei Wochen geschrieben, im Moment warte ich noch auf das Ergebnis.“

„Stanford, hm?“, fragte Dean amüsiert. „Du willst ganz schön hoch hinaus. Scheint, als hättest du eine Menge Vertrauen in deine Fähigkeiten, Sam.“

„Das habe ich“, gab Sam offen zu. Er sah keinen Grund, sich in falsche Bescheidenheit zu kleiden. Er war immer einer der besten seines Jahrgangs gewesen und seine Eltern hatten ihn stets dazu ermutigt, nach den Sternen zu greifen. Mehr als abgelehnt werden konnte er nicht, also gab es keinen Grund, es nicht wenigstens zu versuchen.

Dean nickte. Sam sah Bedauern in seinem Blick, bevor der andere Mann seine Gefühle wieder sorgsam hinter einem Lächeln verbarg.

„Dann habe ich wohl einen Grund, in Zukunft öfters nach Kalifornien zu fahren, wenn sie dich nehmen“, sagte er. „Sommer, Sonne, Strand... das klingt alles sehr fantastisch, wenn du mich fragst.“

Sam lachte auf. „Noch ist es nicht so weit, Dean, erst muss ich mich bewerben. Und selbst mit einem überdurchschnittlichen SAT-Ergebnis liegt die Chance, dass ich genommen werde, bei weniger als 15%, ich werde also noch mindestens ein halbes Jahr bangen müssen.“

„Pfff“, machte Dean und winkte ab. „Wen interessieren die Details. Ich zweifle nicht daran, dass sie dich auf der Stelle nehmen werden, Sammy.“

„Okay, hör schon auf, ich versinke sonst noch im Boden!“, meinte Sam und lachte abermals.

Doch er spürte zugleich auch ein Kribbeln im Bauch, als ihm bewusst wurde, dass Dean und er gerade Pläne für die Zukunft machten. Weil sie beide schon jetzt davon ausgingen, dass diese Sache länger Bestand haben würde.

Und der Gedanke machte ihn zugleich wahnsinnig glücklich und wahnsinnig nervös.

„Wie sieht es mit dir aus?“, fragte er dann. „Hast du Pläne über das Jägerleben hinaus? Und was hält deine Familie davon?“

Sam merkte sofort, dass er ein empfindliches Thema berührt hatte, als Dean mit einem Mal sehr still wurde und lange Zeit keine Antwort gab.

„Mein Vater ist ebenfalls Jäger“, erwiderte er schließlich leise. „Von ihm habe ich alles gelernt, was ich über dieses Leben weiß.“

Er legte seine Hände flach auf den Tisch. „Meine Mutter... sie starb, als ich noch ein Kind war, zusammen mit meinem kleinen Bruder. Ihr Tod war der Grund, weshalb mein Vater mit der Jagd begonnen hat – und warum er mich zum Jäger erzogen hat.“

„Dean...“ Sam legte ohne nachzudenken seine Hand auf die des anderen Mannes. „Dean, es tut mir leid. Ich hätte nicht fragen sollen.“

„Es ist schon okay, Sam“, erwiderte Dean und lächelte schwach. „Du konntest es nicht wissen.“

Sam schluckte. Diese unerwartete Offenbarung sagte ihm mehr über Dean und seine Vergangenheit, als er hatte wissen wollen. Wie verletzt und verzweifelt musste ein Mensch sein, um sein eigenes Kind zu diesem Leben zu erziehen...? Sam hatte keine Ahnung, wie er sich Deans Vater gegenüber verhalten würde, sollte er ihn jemals treffen. Ein Teil von ihm hoffte, dass er es nie tat.

„Aber um wieder zum Thema zu kommen“, sagte Dean plötzlich und zog seine Hand wieder zurück, „was schlägst du vor, wie wir weiter vorgehen, Mister Zukünftiger Staranwalt?“

Sam überlegte eine Weile.

„Es wäre sicher sinnvoll, mit den Bekannten von Jason, sowie der Mutter der beiden Mädchen zu sprechen“, erwiderte er dann. „Nach Chicago und wieder zurück zu fahren wird allerdings deutlich länger als einen Tag in Anspruch nehmen.“

„Dann werde ich das übernehmen.“ Dean nickte. „Ich werde mich gleich nachher auf den Weg machen. Du könntest dich in der Zwischenzeit ein bisschen in der Gemeinde umhören, in der sich Jason engagiert hat.“

Sam blinzelte. „Was genau soll ich tun?“

„Ich dachte, du wärst smart, Wesson“, entgegnete Dean und grinste. „Du wirst dir schon was einfallen lassen, da bin ich mir sicher.“

Dann wurde seine Miene plötzlich ernst. „Aber sei vorsichtig, hörst du? Im schlimmsten Fall stichst du in ein Wespennest und wenn ich wiederkomme, bist du plötzlich ebenfalls verschwunden. Es wäre gut, wenn wir das vermeiden könnten.“

Sam nickte.

„Ich werde auf mich achtgeben“, versprach er. Und fügte dann hinzu: „Und ich hoffe, dass du dasselbe tust.“

„Bist du meine Mutter oder mein Freund?“, grummelte Dean. „Ich mache diesen Job schon seit Jahren, Sam, ich weiß mittlerweile, was ich tue.“

„Mmh-hm“, machte Sam nur und konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich neben Dean auf die Bank zu setzen, um ihn auf die Wange zu küssen. „Mein Held.“

Dean lachte.

„Mein Gott, du kannst so ein Arsch sein“, erwiderte er, doch dann drehte er Sam das Gesicht zu und küsste ihn auf die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Nicht, dass Sam Einwände gehabt hätte.

Sie lösten sich erst wieder voneinander, als sie neben dem Tisch ein leises Räuspern hörten und die Kellnerin fragte, ob sie noch etwas für sie tun konnte.

Mit hochrotem Kopf – im Fall von Sam – und einem frivolen Lächeln – im Fall von Dean – bezahlten sie ihr Essen und verließen schließlich das Restaurant

„Morgen gleiche Zeit, gleicher Ort?“, fragte Dean, als sie den Impala erreicht hatten, und öffnete die Tür, um einzusteigen.

„Ich habe morgen wieder die Spätschicht im Diner, du kannst mich also den ganzen Abend dort antreffen und musste dich nicht beeilen“, erwiderte Sam.

„Okay.“ Dean nickte. „Dann bekomme ich zwischendurch vielleicht sogar noch ein paar Stunden Schlaf.“

Er schloss die Tür und kurbelte das Fenster hinunter.

„Dann also bis morgen, Sam“, sagte er und schenkte ihm ein Lächeln.

Sam beugte sich zu ihm herab und gab ihm durchs Fenster einen letzten Kuss.

„Bis morgen, Dean“, entgegnete er dann, bevor er sich wieder aufrichtete und mit der flachen Hand auf das Autodach klopfte. „Fahr vorsichtig.“

„Immer.“ Dann startete Dean den Motor und war schon bald im dichten Nachmittagsverkehr verschwunden.

Sam sah ihm eine Weile nach, dann atmete er tief durch und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.

„Na dann los“, murmelte er und machte sich auf den Weg zu Jason Dunhams Apartment.

Er hatte eine Aufgabe zu erledigen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Votani
2022-01-03T00:13:11+00:00 03.01.2022 01:13
Es ist, als wuerden sie sich schon ewig kennen und eine Beziehung fuehren, die beiden Schnuffel. <3 Mehr kann ich gar nicht dazu sagen, ausser dass ich die Dynamik sehr toll finde! :)
Antwort von: Morwen
04.01.2022 22:18
Hach, vielen Dank~! :D <3
Ich gebe zu, ich habe auch eindeutig zu viel Spaß daran, sie zu schreiben. Sie sind so unterschiedlich, aber so ähnlich in ihrer Sturheit, ihrem Humor und ihrem Bedürfnis, die Welt zu verbessern.


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