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Die farbenfrohe Schreibfeder

von

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Mein Mädchen

One Shot Nr. 7

Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Mein Mädchen

 

»A~also das … Bilde dir bloß nichts darauf ein, Aoko«, wich er ihr aus und versuchte dabei teilnahmslos zu klingen, was ihm allerdings nicht gelang. Sein Pokerface wies tiefe Risse auf. Er drehte ihr den Rücken zu und fuhr sich fahrig durch das wildabstehende Haar. Das Adrenalin jagte immer noch durch seinen Körper, ließ sein Herz dumpf gegen seine Rippen schlagen.

»Danke, Kaito!«, hörte er sie schüchtern flüstern.

Sie krallte sich im Stoff seines Jacketts fest und legte ihm von hinten ihren rechten Arm um den Hals, schmiegte sich an seinen breiten Rücken, der bebte.

»Verdammt, Aoko, ich habe echt Schiss gehabt«, gab der junge Mann zu und legte seine Hand auf die ihre. Er versuchte sich zu beruhigen, aber er zitterte immer noch vor Wut. Am liebsten würde er den Kerlen hinterherrennen und den anderen Typen auch noch eine gebrochene Nase verpassen. Wenn die mir nochmal unter die Augen kommen, dann Gnade ihnen Gott.

»Ich weiß…«, murmelte sie gegen seinen Rücken und konnte seinen schnellen und heftigen Herzschlag nur allzu deutlich wahrnehmen, auch wenn er versuchte, halbwegs gelassen zu wirken, so sprach sein Körper doch eine ganze andere Sprache. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie ihn so aufgewühlt erlebt, geschweige denn wütend. »…  aber dank dir ist mir ja nichts passiert«.

Seine Hand drückte fest die ihre.

»Dein Vater ist heute Morgen zu einem Lehrgang in Osaka aufgebrochen, oder?«, fragte er völlig aus dem Kontext heraus.

»Äh, ja, warum?«, kam es verwirrt von ihr.

»Wie lange bleibt er weg?«, ignorierte er ihre Frage.

»Sieben Tage. Bis nächste Woche Freitag«, antwortete sie ihm und schaute ihm fragend über die Schulter, konnte aus dem Augenwinkel allerdings nur seine ernsten Gesichtszüge erkennen.

»Gut. Du weichst nicht mehr von meiner Seite und übernachtest bei mir bis dein Vater zurück kommt. Wer weiß, ob die Typen dir sonst noch einmal auflauern!«, sagte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ. »Mit denen ist noch nicht das letzte Wort gesprochen«, knirschte er mit den Zähnen und ballte seine Hand zur Faust.

»Okay«, meinte die leise und schmiegte ihr erhitztes Gesicht an sein Schulterblatt.

»Komm. Lass uns zu dir und ein paar Sachen einpacken«.

Damit griff er nach ihrer Hand und zog sie neben sich.

»A~aber ich habe es doch noch gar nicht gefunden«, stotterte sie und zog mit leichter Gegenwehr an seiner Hand.

Er blieb stehen und drehte sich fragend zu ihr herum. »Du hast was gesucht?«

»Ja«, gab sie nickend von sich. »Deswegen können wir erst gehen, wenn ich es gefunden habe. Es ist mir doch so wichtig!«

 

Flashback

 

»Ist das nicht das Gör von diesem Polizisten Heini?«

»Ja, Alter, und sie treibt sich hier alleine herum«, grinste der Blonde Ausländer dreckig.

»Was die Kleine wohl hier ganz alleine will?«, fragte der Schwarzhaarige mit seinem Nasenpiercing mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Schließlich hatte es bereits längst zum Unterrichtsschluss geläutet und es trieb sich keiner mehr auf dem Schulgelände herum, außer sie drei und das Mädchen.

»Fragen wir sie doch«, kicherte der Letzte aus dem Schlägertrio freudig. Ein Kerl mit widerlichen Glubschaugen. »Ihr Vater ist schuld, dass unser Anführer von der Schule verwiesen wurde«.

»Ja...«, knurrte der Blonde bestialisch und schnalzte angepisst mit der Zunge. »Immerhin war es nur reine Selbstverteidigung gewesen, dass er dem Direktor den Kiefer gebrochen hatte. Der Penner war doch selbst schuld, ihm mit Sozialarbeit zu drohen«, verteidigte er ihren nicht mehr vorhandenen Boss.

»Hör’ auf zu jammern, Taki. Jetzt bin ich der Boss«, erwiderte der Schwarzhaarige sauer, der auf den Namen Yumo hörte, da er sich in seiner Autorität angegriffen fühlte und verpasste ihm einen mahnenden Klapser auf dem Hinterkopf. »Lass uns der Kleinen eine Lektion erteilen«, fügte er hinzu und ging auf das Braunhaarige Mädchen zu. Die zwei Anhängsel folgten ihm.

 

Aoko krabbelte auf allen Vieren vor der Turnhalle herum und merkte die drohende Gefahr nicht, die sich ihr näherte, da sie vollkommen auf ihrer Suche fixiert war.

»Verdammt. Sie muss doch hier irgendwo rumliegen«, nuschelte sie verzweifelt und krabbelte wieder ein Stückchen nach vorne. Innerlich verfluchte sie Akako, die sie beim Verlassen der Turnhalle spielerisch in einen Würgegriff genommen hatte und ihr damit drohte, sie zu verfluchen, wenn sie sich nicht von Kaito fernhielt. Was hat sie immer nur mit Kaito?, fragte sie sich und suchte weiter den Boden ab. Der zeigt null Interesse an ihr und trotzdem läuft sie ihm hinterher. Dabei könnte sie jeden anderen Jungen haben...

Sie machte krabbelnd eine vierzig Grad Wendung in der Hoffnung, den verlorenen Gegenstand auf einem anderen Fleck Erde zu finden. Allzu weit weg kann sie nicht sein. Es war doch genau hier, dachte sie missmutig als drei Paar schwarze Schuhe in ihr Sichtfeld gerieten. »Nanu?«, kam es überrascht von ihr und sie schaute fragend auf.

Im gleichen Augenblick schluckte sie schwer, als sie erkannte, wen sie da vor sich hatte. Die Schulschläger, schoss es ihr alarmiert durch den Kopf und sprang sofort auf ihre Beine um wegzulaufen, doch sie hatte keine Chance.

Der Kerl mit den ekligen Glubschaugen packte sie bei der Schulter und warf sie zurück auf den grasigen Boden. Sie stöhnte erschrocken und vor Schmerzen auf, während er über sie gebeugt war und seine dicken Wurstfinger sich in ihre Schultern krallten. Gewaltsam hielt er sie am Boden gepinnt.

»Lass mich sofort los«, schrie sie und überspielte ihre Angst mit einem wütenden Gesichtsausdruck. Ihr Herz dagegen pochte schmerzhaft gegen ihren Brustkorb und raste wie wild.

»Na, na, na«, sprach Yumo mahnend und ging neben ihr in die Hocke. Sah sie einen Augenblick abschätzend an. »Kaum zu glauben, dass du das Gör von diesem Inspektor bist. So ganz aus der Nähe betrachtet, bist du recht ansehnlich«, grinste er und leckte sich gierig über die Lippen.

Ein Schauer der Angst fuhr durch ihren Körper und sie weitete vor Schreck ihre Augen, als er mit seinen Fingern anzüglich über ihr Schlüsselbein fuhr und tiefer Richtung Ausschnitt wanderte.

»Lasst mich in Ruhe«, schrie sie panisch und strampelte hilflos mit den Beinen. »Kaitooo«, kreischte sie und versuchte sich vergeblich mit windenden Bewegungen aus dem Griff des Fischaugentypens zu befreien. Hilf mir doch. Hilfe.

Yumo hielt in seiner Bewegung inne und schaute sie interessiert an. »Kaito? Ist das dein Freund?«

Aoko biss sich auf die Unterlippe und versuchte sie aufkommenden Tränen zurückzuhalten. Ein unterdrücktes Schluchzen drang aus ihrer Kehle.

»Dieser Kaito wird dir auch nicht helfen können«, lachte Yumo wahnsinnig.

 

»Das sehe ich aber anders«, drang eine kühle Stimme an sein Ohr und bevor der Typ mit dem Nasenpiercing reagieren konnte, wurde er auch schon hochgerissen und hatte eine geballte Faust im Gesicht. Er hörte es gefährlich knacken.

»Ah«, gab er einen gequälten Laut von sich und torkelte nach hinten. Hielt sich dabei seine blutende Nase und er wusste auf Anhieb, dass sie gebrochen war.

Von hinten wollte ihn der Ausländer in einen Schwitzkasten nehmen, doch er stieß ihm rechtzeitig mit voller Wucht seinen Ellenbogen in den Magen und setzte einen Kinnhaken hinterher.

Seine Augen waren zu Schlitzen verengt und ein bestialisches Knurren verließ seine Kehle. »Runter von meinem Mädchen, wenn dir dein Leben lieb ist«, zischte er und knackte mit seinen Fingern. Seine blauen Augen funkelten angriffslustig und eine furchteinflößende Aura umgab ihn.

»So~Sorry«, nuschelte der Glubschaugen Kerl ängstlich und ließ von dem Mädchen ab. Ohne auf seine Kumpels zu warten, sprang er auf und rannte Richtung Schultor.

»Das wirst du uns noch büßen«, nuschelte Yumo unter vorgehaltener Nase und machte um Kaito einen großen Bogen.

»Wartet auf mich«, nörgelte der Blonde und lief dem Duo hinkend hinterher, hatte der Schlag in den Magen ordentlich gesessen.

Einen Augenblick folgte Kaito ihnen mit wachsamen Augen, aber als er sich sicher war, dass sie wirklich das Weite suchten, eilte er sofort zu Aoko, die sich gerade aufsetzen wollte und nahm sie in die Arme.

»Alles okay mit dir? Haben sie die was angetan? Hast du schmerzen?«, brabbelte er direkt wie ein Wasserfall drauf los und drückte sie fest an seine Brust, während er vor Schreck seinen Mund fusselig redete. »Da wartet man auf dich am Schultor, weil man denkt, du bist ins Klo gefallen und dann hört man dich plötzlich panisch schreien und …«

»Mein Mädchen?«, hörte er sie nuscheln und sofort sprang er mit hochrotem Kopf wie von einer Tarantel gestochen auf.

»A~also das … Bilde dir bloß nichts darauf ein, Aoko«.

 

Flashback Ende

 

»Aha«, gab er abschätzend von sich und verschränkte grimmig die Arme ineinander. »Und weil du irgendeinen Mist gesucht hast, läufst du allein auf dem Schulgelände herum und lässt sich von diesen Möchtegernschlägern in die Mangel nehmen?«, versuchte er vom eigentlichen Thema abzulenken. Nicht, dass Aoko ihm gleich noch wegen seiner Aussage eine über die Rübe zog oder ihm einen Vortrag über Frauenrechte, Gleichberechtigung, Eigentumsverhältnisse oder was auch immer hielt nur, weil er sie Mein Mädchen genannt hatte. Zuzutrauen wäre es ihr.

Aoko prustete beleidigt die Wangen auf. »Die Kette ist kein Mist«.

»Kette?«, fragte Kaito und schaute sie nun verdutzt an. Doch nicht etwa...

»Ja, die Kette, die du mir vorletztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hast«, sagte sie leise und schaute verlegen zur Seite. »Ich muss sie vorhin verloren haben, als Akako mir wieder damit drohte, dass ich mich von dir fernhalten solle. Warum auch immer...«

»Ach sooo?«”, kam es verwundert von ihm und kratzte sich beschämt mit dem Zeigefinger an die Wange. Schließlich wusste er, warum sich Aoko von ihm fernhalten sollte. Die verrückte Hexe hatte ein Auge auf ihn geworfen und konnte es einfach nicht akzeptieren, dass sein Herz anderweitig längst vergeben war. Sogar mit einem Liebeszauber hatte er sie mal belegen wollen! Das muss sich einer mal vorstellen. Sie war durch und durch ein verrücktes Weib.

»Nun, was die Kette angeht, die hat mir Akako vorhin mit der Aussage in die Hand gedrückt, du hättest sie in der Umkleidekabine verloren und seist noch kurz auf Toilette und so«. Er kramte in seiner Hosentasche und zog eine Weißgold Kette mit einem kleinen Herzanhänger hervor. »Deswegen hatte ich auch auf dich gewartet um sie dir wieder zu geben, aber dann hörte ich dich schreien und nun ja, den Rest kennst du ja«.

»Kein Wunder, dass ich sie nicht gefunden habe«, antwortete Aoko und nahm ihm mit einem glücklichen Ausdruck in den Augen die Kette aus der Hand. »Aber jetzt habe ich sie ja wieder«, lächelte sie und öffnete mit zittrigen Fingern den Verschluss, um sich das gute Stück umzuhängen.

 

Währenddessen fragte sich Kaito, ob Akako das alles Vorhergesehen hatte und seiner Sandkastenfreundin extra die Kette heimlich entrissen hatte, damit sie in Gefahr geriet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Akako es darauf angelegt hat, dass diese Typen Aoko verletzten. Ob sie wusste, dass ich ihr rechtzeitig zu Hilfe kommen würde? Aber warum das ganze Theater?, fragte sich der Magier im Stillen und beobachtete dabei aus dem Augenwinkel heraus, wie Aoko mit zitternden Fingern versuchte, sich seit geraumer Zeit versuchte die Kette umzulegen.

»Komm her«, sagte er sanft und nahm ihre Hände in die seinen. Hielt sie mit seinen warmen Fingern umklammert, damit sich das Mädchen beruhigte und während er ihr tief in die Augen sah, hauchte er einen Kuss auf ihre Finger spitzen. Sie errötete prompt, was er schmunzelnd zur Kenntnis nahm.

Mit einem »So wird das nichts« nahm er ihr die Kette aus der Hand und wies ihr an sich umzudrehen. Sie folgte seiner Anweisung mit einem pochenden Herzschlag. Er legte ihr von hinten die Kette um den Hals und strich ihr zärtlich ihre langen braunen Haare zur Seite, damit er einen freien Blick auf ihren Nacken hatte, wo er gerade die Öse in den Verschluss einharkte.

Aoko hatte nervös ihre Hände vor ihrer Brust verschränkt und konnte sich nicht erklären, warum sie so angespannt war, doch diese Szene hatte so was Intimes, dass ihr vor Aufregung die Hitze in die Wangen schoss. Kaito hatte ihr zwar vorletztes Jahr zum Geburtstag auch die Kette umgelegt, aber diesmal war es irgendwie anders, konnte aber nicht genau fassen, was sich geändert hatte. Ob es daran liegt, dass ich mir eingestanden habe, dass ich ihn liebe und deswegen so aufgewühlt bin?, fragte sie sich und keuchte im gleichen Moment überrascht auf, als Kaito ihr einen Kuss in den Nacken hauchte.

»So, fertig«, lächelte er und vergrub seine Nase in ihr nach Pfirsich duftendes Haar. Seine Hände ruhten an ihren Schultern und zog sie zu seinem Brustkorb heran, während er mit seiner Rechten ihren Bauch umschlang und sie an sich drückte.

Er schmunzelte in ihre braune Haarpracht hinein, war sie untypischerweise still wie ein Mäuschen und es wäre die perfekte Gelegenheit sie damit aufzuziehen, aber damit würde er nur die Stimmung zwischen ihnen zerstören und das hatte er beim besten Willen nicht vor. Im Gegenteil.

»Aoko?«, hauchte er fragend in ihr braunes Haar hinein und schmiegte seine Wange an ihren Hinterkopf.

»Ja?«, kam es fiepend von ihr und ihre Stimme überschlug sich beinahe, wusste sie instinktiv, dass das, was nun folgen würde, ihre Beziehung zueinander von Grund auf ändern würde. Sie spürte es einfach mit jeder Faser ihres Körpers.

»Das klingt jetzt vielleicht etwas kitschig, aber ich hadere bereits länger mit mir herum, wie ich es dir am besten sage und nachdem, was vorhin passiert ist...«. Er ließ den Satz unvollendet und drückte sie besitzergreifend an sich, während er mit dem Zeigefinger über das Herz ihrer Kette fuhr.

»Möchtest du mein Mädchen sein?«

Ihr Herz machte einen freudigen Hüpfer und sie nickte zaghaft.

»Ja«.

 

Ende

 



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