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Tag 4

Er fühlte sich schuldig. Nicht erst seit heute. Es ging schon einige Jahre so. Natürlich hatte er bemerkt, dass Jodie immer noch Gefühle für ihn hatte, ihn immer noch liebte und immer noch auf ihn wartete. Und er wollte, dass sie glücklich wurde – ohne ihn. Denn er würde sie unglücklich machen. Nicht sofort, aber irgendwann in der Zukunft. Sei es eine Verabredung, an die er nicht dachte oder einen Jahrestag, den er vergaß. Die Kleinigkeiten hätten sich hochgeschaukelt und irgendwann wäre Jodies Nervenkostüm gerissen. Früher oder später. Dabei hatte sie es verdient, endlich glücklich zu werden. Auch wenn sie immer noch ihren Fokus auf den Kampf gegen die Organisation richtete, Jodie wünschte sich eine Familie. Mutter, Vater, Kind oder eher Kinder. Nur war es nicht das, was er ihr geben konnte. Nicht jetzt und vielleicht nicht später.

Er wusste, dass es besser war, die Sache mit Jodie – wenn es eine gab – zu beenden und ihr die Chance auf Glück zu lassen…mit einem anderen Mann. Das Problem war nur, dass er sich dagegen sträubte. Er empfand immer noch viel für sie. Sie hatten sich nicht getrennt, weil die Liebe fehlte. Natürlich loderten diese verborgenen Gefühle auf, nachdem er wieder mehr Zeit mit ihr verbrachte. Aber er verbot sich diese Gefühle. Während sie weiterhin im Krieg mit der Organisation waren, durfte er sie nicht lieben, ihr nicht sagen oder zeigen, was er für sie fühlte. Und trotzdem nagte das schlechte Gewissen an ihm. Jedes Mal, wenn er sie sah…

Wenigstens gestand sie ihm nicht ihre Gefühle. Es war ihm schon früher ein Graus, wenn er sie absichtlich verletzen musste. Aber mittlerweile war er selbst nicht sicher, ob er es ein weiteres Mal schaffen würde. Vielleicht hätte er ihr sogar vorgeschlagen, es noch einmal zu versuchen. Vielleicht hätte er geschwiegen. Vielleicht…

Shuichi seufzte und betrat eine kleine Bäckerei in Beika. Der Inhaber führte sie in der dritten Generation und sein Sohn sowie deren Freundin halfen in den Semesterferien oft aus. Die Mitarbeiter waren immer freundlich und gut gelaunt. Wenn die Zeit es zu ließ, redeten sie sogar mit der Kundschaft. Außerdem waren auch die verschiedenen Sorten von Kuchen und Torten nicht von schlechten Eltern. Nicht, dass er schon öfters etwas gegessen hätte, aber die wenigen Male hatte es ihm geschmeckt. Und der Kaffee war auch nicht schlecht. Akai stellte sich in die Schlange und bestellte einen Coffee to go, als er dran war. Während er wartete, hörte eine bekannte Stimme. Gelächter. Er blickte nach rechts.

Jodie saß zusammen mit einem Mann – den er nicht kannte – an einem der Plätze in der Bäckerei. Er erzählte etwas, sie lachte. Sie erzählte ihm etwas, er lachte. So ging es die ganze Zeit. Shuichi gefiel die Situation ganz und gar nicht. Am liebsten hätte er sich eingemischt, ließ es aber sein, da er die Auswirkungen nicht kannte. Falls Jodie gerade arbeitete – und ihm warum auch immer nichts sagte – wollte er ihre Tarnung nicht gefährden.

Nachdem der Agent seinen Kaffeebecher bekam, verließ er die Bäckerei. Durch de Fensterscheibe warf er noch einen Blick zu Jodie. Er seufzte und setzte sich in Bewegung. Instinktiv lief er eine große Runde um den Block, nur um wieder an der Bäckerei anzukommen. Den mittlerweile leeren Kaffeebecher hatte er in einem Mülleimer entsorgt. Gerade als er sich umdrehen wollte, kamen Jodie und der Mann nach draußen. Und es störte ihn gewaltig, was er sah. In seinem Kopf hatte er sofort ein Bild von Jodies Zukunft vor Augen. Sie war glücklich, verliebt, heiratete und bekam Kinder. Aber er tauchte in diesem Szenario nicht auf. Seinen Platz nahm ein Fremder ein. Und er hasste es.

Der Fremde beugte sich zu Jodie runter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sofort begann die Agenten zu kichern, aber als sie ihren Kollegen sah, verstummte sie abrupt. „Oh, hi.“

„Hey“, gab Shuichi von sich.

Jodie lächelte. „Sagt mal, kennt ihr euch eigentlich schon?“ Sie sah zwischen den beiden Männern hin und her. Außerdem hatte sie ins Englische gewechselt.

„Bisher nicht“, gab Mark von sich.

„Wenn das so ist“, fing Jodie an. „Das ist Shu…ichi. Shuichi. Wir arbeiten schon seit Jahren zusammen und er ist es, von dem du bereits so viel gehört hast. Und das hier ist Mark. Er ist vorgestern aus Los Angeles hergekommen und soll uns unterstützen. Ich soll ihn ein wenig mit Japan vertraut machen und einarbeiten.“

Nun verstand Akai. Er fühlte sich furchtbar, weil er ganz andere Annahmen getroffen hatte. „Freut mich“, sprach er. „Ihr scheint euch gut zu verstehen.“ Eine kleine Stichelei war erlaubt.

„Tatsächlich kennen wir uns sogar aus Quantico“, entgegnete Jodie. „Danach sind wir zu unterschiedlichen Niederlassungen gewechselt und haben uns jetzt wiedergetroffen.“

„Sie glauben ja nicht, wie Jodie damals war“, schmunzelte Mark. „Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen…“

„Mark!“

Shuichi verengte die Augen. „Nicht nötig. Ich kenne Jodie auch schon seit einigen Jahren.“

„Das hat sie erzählt“, nickte Mark.

Shuichi mochte ihn nicht. „Wie lange bleiben Sie?“

„So lange wie ich benötigt werde“, antwortete der andere Agent. „Allerdings kann ich kein japanisch, aber ich lerne schnell. Und Jodie wird mir bestimmt dabei helfen. Nicht wahr?“ Er zwinkerte.

„Klar. Aber ich verbiete dir Ablenkungen.“

„Uh…das wird schwer.“ Er grinste.

Shuichi erkannte, dass der Mann Interesse an Jodie hatte. Vermutlich schon damals. Und entweder Jodie wollte es nicht sehen oder es gefiel ihr, umgarnt zu werden. Vielleicht hatte sie sogar selbst Interesse an ihm. Akai wusste, dass es vor ihm einen Mann in Jodies Leben gab, mit dem es nicht funktionierte. Er kannte nur dessen Identität nicht. Dass es Mark war, konnte er nicht ausschließen. Er wusste nicht, ob sie ihm möglicherweise eine zweite Chance geben würde. Shuichi haderte mit sich selbst. Sollte er vielleicht doch einen Schritt auf Jodie zu machen?

„Also dann…wir wollten uns noch etwas in der Stadt umsehen“, gab Jodie von sich.

„Zeig ihm den Tokyo Tower.“

Die Agentin nickte.

„Jodie?“

„Ja?“ Sie lächelte so, wie sie ihn immer anlächelte.

Und auf einmal überkam Shuichi eine unbekannte Nervosität. Er hatte sie bei keinem Einsatz, nicht einmal dann, wenn er als Scharfschütze tätig war. „Lass uns heute Abend Essen gehen.“ Er hatte ins japanische gewechselt, damit Mark sie nicht verstehen würde.

Jodie blickte ihn irritiert an. Lud er sie gerade ein? Auf ein Date? „Gerne.“



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