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X-fach X-mas

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Tag 13

Jodie brauchte endlich eine Pause. Nicht nur zehn Minuten, auch keine 30 Minuten, sondern mehrere Stunden. Vielleicht sogar einen Tag…oder zumindest einen halben Tag. Denn ihr war klar, dass sie dieses Pensum nicht allzu lange aushalten konnte. Natürlich wusste sie, dass ihr als FBI Agentin viel abverlangt wurde und hin und wieder auch pausenlos gearbeitet werden musste. Das war auch in Ordnung, doch seit mehr als einer Woche war an eine Pause kaum zu denken. Seit Tagen sprang sie von einer Aufgabe zur nächsten, erledigte Sachen – außer alltägliche Sachen. Ihre Wohnung hatte sie schon nur zum Wechseln der Kleider oder Duschen aufgesucht. Nicht einmal eingekauft hatte sie. Doch mittlerweile fühlte sie sich gerädert und ihre Reaktionsfähigkeit war gesunken. Sie konnte zwar noch handeln, aber nicht mehr so gut wie früher. Schlafen tat sie immer nur kurz, manchmal zwei oder drei Stunden, vielleicht auch eine kurze Ruhepause von 30 Minuten.

Trotzdem hatte sich Jodie irgendwie auf den Beinen gehalten.

Mit schnellen Schritten ging sie durch die Tiefgarage. Sie versuchte sich mit dem Ort vertraut zu machen, aber mittlerweile hätte sie nicht mehr sagen können, wie viele Autos in der Garage parkten oder welche Farbe sie hatten. Jodie seufzte leise auf und öffnete die Wagentür. Sie stieg ein und stellte ihre Handtasche auf den Beifahrersitz. Dann lehnte sie sich nach hinten und schloss ihre Augen. Für einen kurzen Augenblick erlaubte sie sich Ruhe. Ein paar Sekunden, in denen sie nicht an die Arbeit dachte und sie einen Moment für sich selbst hatte. Automatisch legte Jodie den Sicherheitsgurt an und startete den Motor. Dann öffnete sie wieder ihre Augen, um loszufahren. Sie blickte in den Rückspiegel und erstarrte. Die Gestalt hinter ihr lächelte.

Es waren wenige Sekunden vergangen, doch Jodie spürte bereits die Waffe an ihrer Schläfe. Sie war zu langsam, hatte nicht reagiert und jetzt würde sie für den Fehler bezahlen. Eine Schweißperle rann ihr über die Stirn. Hätte sie bloß den Wagen kontrolliert, aber sie hatte nicht daran gedacht.

Jodie hoffte, dass Shu ihr langes Fernbleiben bemerken und sie retten würde. Aber ihr lief die Zeit davon und wenn die Organisation ernst machte, würde sie den Abend nicht überleben. „Was…“ Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Stimme versagte. „…willst du?“

Vermouth lächelte. „Du wirst mir sicher nicht glauben, wenn ich dir sage, dass ich einfach nur Hallo sagen wollte. Ich hab dich gesehen und hier bin ich.“ Sie hatte nicht einmal eine Maske auf.

„Warum sollte ich dir glauben?“, entgegnete Jodie. „Du tust nichts ohne Grund.“ Jodie wusste, dass es nie gut war, einen Täter zu provozieren. Aber bei Vermouth sah die Sache ganz anders aus. Vermouth provozierte sie bereits mit ihrer Anwesenheit und Jodie fiel es schwer, klar zu denken, wenn sie in einem Raum mit der Frau war.

„Dabei ist es dieses Mal sogar die Wahrheit. Ich hab dich gesehen und mir gedacht: Frag sie doch, wo sie ihr Halstuch herhat.“

Jodie fasste sich an das Tuch. „Wieso…wieso willst du es haben?“ Eigentlich kannte sie die Antwort bereits.

Nun grinste die Schauspielerin. „Kannst du dir das nicht denken? Ich möchte natürlich in meiner besten Rolle aufgehen und dazu fehlt mir nur noch das perfekte Outfit.“

Jodie schluckte. Vermouth wollte sie wieder imitieren.

„Sag mal, was glaubst du, wie oft durfte ich bereits darin brillieren?“

Die Agentin antwortete nicht.

„Nanu? Hat es dir etwa die Sprache verschlagen? Oder hast du Angst, dass es häufiger war, als du glaubst?“ Vermouth legte den Kopf etwas schief. „Es ist tatsächlich öfters als du denkst.“

„Warum erzählst du mir das?“, wollte Jodie wissen.

„Mir war langweilig“, gab sie von sich. Vermouth beobachtete sie. „Weißt du was? Ich hab eine lustige Idee. Denkst du, es ist möglich, dass ich auch Akai täuschen kann?“

Jodie versuchte sich keine Regung ansehen zu lassen. „Versuchs doch“, sagte sie, denn ihr war klar, dass er die beiden Frauen unterscheiden würde. Er hatte es beim letzten Mal auch geschafft.

„Mhm…wenn du dir so sicher bist, sollten wir den Einsatz erhöhen. Glaubst du, ich könnte ihn verführen, während ich so tue, als wäre ich du?“

Jodie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. Sie war geschockt und angewidert. Sie konnte nicht mehr klar denken und wusste keine passende Erwiderung.

Mit einem Mal gab es einen Tumult. Automatisch drehte Jodie den Kopf dorthin und sah aus dem Fenster, fast so, als könne sie irgendwas sehen. Bei dem lauten Geräusch in ihrem Wagen zuckte sie zusammen. Sie sah wieder in den Rückspiegel und Vermouth war weg. Die Tür des Hintersitzes stand offen. Sofort zog die Agentin die Waffe aus ihrer Handtasche und stieg aus. Sie ging einmal um den Wagen und vergewisserte sich, dass niemand von der Organisation in der Nähe war. Dann stieg sie wieder ein und schloss die Tür.

Jodie starrte ein weiteres Mal in den Rückspiegel. Sie sah sich zweimal. Panik überkam sie, obwohl sie wusste, dass sich die Schauspielerin nicht so schnell verkleidet haben konnte. Trotzdem drehte sie sich sofort nach hinten um und sah nichts. Die Agentin atmete tief durch und lehnte sich gegen den Sitz. Sie schloss die Augen und versuchte, ihre Atmung wieder zu kontrollieren. Die Vorstellung wie sich Vermouth an Shu ranmachte, behagte ihr nicht – vor allem, wenn sie sich als Jodie ausgab. Sie kämpfte gegen die Übelkeit.

Das Klingeln ihres Handys riss sie aus den Gedanken. Jodie öffnete die Augen und zog das Handy aus der Tasche. Sie nahm den Anruf entgegen. „Ja…Jodie…hier…“

„Wo bist du?“

Sie schluckte. „Tschuldige, ich bin…noch in der Tiefgarage“, wisperte sie leise. „Ich fahr gleich los.“ Bevor er weitere Fragen stellen konnte, legte sie auf und fuhr los.

Als Shuichi in den Wagen stieg, merkte er, dass irgendwas im Argen lag. Anfangs schwieg er, aber sie vermied auch ganz normalen Smalltalk. Deswegen entschloss er sich, das Schweigen zu durchbrechen. „Jodie, was ist los?“

„Nichts…“

„Ich kenn dich“, fing er an. „Wenn du so ruhig bist, beschäftigt dich etwas.“

Er kannte sie gut, aber reichte es auch aus?

„Jodie?“

Bei der erneuten Nennung ihres Namens zuckte sie zusammen. „Es ist nur…Vermouth war vorhin im Wagen. Sie meinte, sie hätte nur Langeweile, aber…“

„Hat sie dir gedroht?“ Akai verengte die Augen. „Jodie, sag mir, was passiert ist.“

„Sie hat mir gedroht. Allerdings damit, dass sie sich wieder als ich ausgibt. Und dass sie…versuchen wollen würde, dich damit reinzulegen.“

„Mhm…verstehe“, gab er von sich.

„Das ist alles? Machst du dir…nicht mehr Gedanken? Diese Frau ist gefährlich.“

Shuichi blickte zu ihr. „Machst du dir Sorgen, dass ich sie für dich halte?“

Jodie wurde warm. Sie spürte, wie sich Hitze in ihr ausbreitete. Sie nickte zaghaft. „Wer weiß…was sie dann tut…“

„Das wird nie passieren“, sprach Shuichi. „Ich würde dich immer erkennen.“



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