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Monogatari

Eine Geschichte der Uchiha-Familie
von

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[Madara] Nagatos Kraft

1988
 

Madara brauchte nicht nach Kakuzu zu suchen, musste ihn nicht selbst kontaktieren. Denn eines Tages tauchte dieser von selbst auf. Er stand auf einmal auf der Baustelle zwischen den neuen Häusern, mit seinem silbernen Geldkoffer und einem ganzen Arsenal an verschiedenen Waffen.

Sasori, der gerade einem der Handwerker aus dem Dorf eine Anweisung gab, bemerkte Kakuzu als Erster.

„Wer sind Sie denn?“, fragte er direkt.

„Wo ist Madara?“, fragte Kakuzu zurück.

Sasori sah sich um, Madara war gerade in einem der schon fertigen Häuser verschwunden.

„Dara? Da ist jemand für dich!“

Madara kam aus dem Haus, erkannte Kakuzu und sein erster Gedanke war: „Warum kommt er von sich aus?“ Er sprach diesen Gedanken jedoch nicht aus.
 

„Kakuzu“, begrüßte er den Ankommenden. „Was führt dich zu uns?“

„Du hast dich nicht gemeldet.“

„Ich hatte zu tun, wie du siehst.“

„Ich habe doch gesagt, ich mache mit.“ Kakuzu hob seinen Koffer kurz an. „Könnt ihr doch gebrauchen, oder?“
 

„Wo ist der Haken?“, fragte Madara, er traute Kakuzu nicht so recht.

„Ich hab noch jemanden, der mitmachen will.“

„Wen?“

Kakuzu drehte sich um. „Komm her!“

Und hinter der Ecke eines Hauses kam ein weiterer Ankömmling hervor, ein junger Mann, vielleicht 17 oder 18 Jahre alt. Er trug das Stirnband von Kiri Gakure, jedoch war es deutlich zerkratzt, wie bei einem Abtrünnigen. Der Junge hatte weiße, fast bläuliche Haut, spitze Zähne und ein Gesicht wie ein Haifisch, den man in einen Menschen verwandelt hatte. In Kiri Gakure gab es solche Menschen.

Auf dem Rücken trug er ein riesiges, in weiße Bandagen eingepacktes Schwert, und seine Kleidung war noch nach Art der Shinobi aus Kiri Gakure, sie trugen ein besonderes Material, das wenig Wasser aufnahm, weil sie oft Wasserversteck-Jutsus verwendeten und gut schwimmen und tauchen konnten.
 

„Wer ist denn das?“, fragte Madara.

„Kisame Hoshigaki“, stellte sich der Junge selbst vor. „Freut mich.“ Er zeigte seine Zähne.

„Wo hast du den denn her?“

„Weißt du, man sammelt hier und da manchmal talentierte Leute auf“, antwortete Kakuzu. Er sah Sasori an, der immer noch da stand und die Unterhaltung interessiert verfolgte. „Du tust das anscheinend auch, Madara Uchiha.“ Kakuzu deutete auf Sasori. „Das ist doch Suna Gakures Marionetten-Supertalent …“

Kisame grinste. „Madara Uchiha?“

„Japp, wenn das jetzt schon jeder weiß …“, sagte Madara.

„Was macht ein Uchiha ohne seine Leute hier im Regenland?“, fragte Kisame.

„Geheimnisse haben“, beendete Madara die Frage.

„Keine Angst, von uns erfährt Konoha nichts“, sagte Kakuzu.
 

Aus der Richtung des Hauses, in dem Madara immer noch mit Konan und Nagato wohnte, kam Nagato auf die Baustelle zu. Er war inzwischen 10 Jahre alt und ein ganzes Stück gewachsen, und war er schon mit 7 Jahren kaum ein richtiges Kind gewesen, so hatte er auch nun mehr kaum noch kindliche Züge an sich. Sein Gesicht wirkte mehr wie das eines Jungen von mindestens 15 Jahren.

„Madara? Hast du …?“, begann er, brach dann ab, als er die Situation verstand.

„Hab ich … was?“, hakte Madara nach.

„… den Sack mit der Blumenerde gesehen? Konan will die Hortensien umtopfen.“

Madara lachte. „Der Sack müsste hinterm Haus liegen, bei den Birkensetzlingen.“

Nagato sah Kakuzu und Kisame mit einem skeptischen Blick an.

„Von Kakuzu hab ich dir ja schon mal erzählt“, sagte Madara. „Der andere heißt Kisame, die beiden wollen hier auch mitmachen.“

„Hallo“, sagte Nagato nur, drehte sich dann wieder um und lief zum Haus zurück. Was er über die beiden Kämpfer dachte, war nicht zu erkennen.
 

Madara führte Kakuzu und Kisame zu einem der Häuser, das er als eine Art Teehaus vorgesehen hatte. Ein Mädchen aus dem Bauerndorf war gerade dort und machte Tee für die Zimmerleute.

„Machst du uns noch eine Kanne?“, fragte Madara sie.

Das Mädchen nickte, nahm eine zweite Kanne und verschwand damit in einen anderen Raum.

„Setzt euch“, bot Madara den beiden Neuen Plätze an.

Kisame legte sein Schwert ab und setzte sich auf den Boden, Kakuzu tat es ihm gleich.

„Du kannst doch sicher Leute brauchen, die das Ganze hier bewachen, oder?“, sagte Kisame.

„Wäre also dein Job?“, hakte Madara nach.

„Ja.“

„Gut. Mach das.“

„Auf dem Weg hierher sind uns ein paar Banden begegnet, Diebe und abgerissene Leute aus Ame Gakure“, sagte Kakuzu. „Sind die hier auch schon mal aufgetaucht?“

„Bisher noch nicht.“

„Kisame und ich würden den Schutz hier übernehmen.“ Kakuzu griff nach seinem Koffer, öffnete ihn und offenbarte, dass sich darin nicht nur Geld befand, sondern auch eine Menge verschiedener Briefbomben und Fallen.

„Gut“, sagte Madara.

Innerlich dachte er darüber nach, wie er seine Pläne mit der Mitarbeit von zwei Typen wie Kakuzu und Kisame vereinbaren konnte, ohne dass die beiden ihm dazwischenfunkten. Im Grunde musste er sicherstellen, dass er stärker war als die beiden und als Anführer seine Macht absichern. Macht war eigentlich nicht sein Ding, aber jemand wie Kakuzu würde wohl kaum von sich aus bereit sein, sich ihm unterzuordnen.
 

In dem Moment kam das Mädchen mit dem Tee zurück, stellte die Kanne und drei Becher auf den Tisch und verschwand wieder.

„Wie willst du das Ganze hier eigentlich nennen, Madara?“, fragte Kisame.

„Ich weiß noch nicht … Irgendeinen schönen Namen …“
 

Es klopfte an der Tür.

„Herein?“

„Dara?“ Nagato kam herein, setzte sich einfach und sagte: „Kann ich dabei sein? Ich will auch.“

„Wissen, was wir besprechen?“, hakte Madara nach.

„Mitmachen. Ich bin doch langsam alt genug. Ich will kämpfen lernen.“

„Kämpfen?“
 

Nagato sah erst Kakuzu an, dann Kisame, und dann Kisames Schwert. Und auf einmal veränderte sich etwas in seinem Blick, seinen Augen: Die beiden Ringe um die Pupille herum wurden enger, nahmen einen bläulichen Unterton an und die kleinen Punkte auf den Linien bewegten sich.

„Nagato, was machst du da?“, fragte Madara, und er spürte die Energie, die von dem Jungen ausging, sie war eindeutig, der Junge hatte ein Kekkei Genkai!

„Interessant“ Kisame grinste. „Was ist denn das?“

Nagato stand auf, seine Haltung strahlte Spannung aus, und er sagte nur: „Bringt mir Kämpfen bei!“

„Nagato …“, sprach Madara ihn wieder an. „Du sagst mir jetzt sofort, was du hier gerade machst!“

Der Junge sah ihn an, mit einem glühenden Blick, und die Energie, die von ihm ausging, ließ die Luft erzittern. Madara spürte, wie seine Sharingan herauskamen, wie von selbst, weil die Situation hier gerade zu eskalieren drohte.

„Komm mit!“, forderte er Nagato auf. „Wir gehen raus, verstanden?!“

Sie verließen das Haus und Madara führte den Jungen raus aus der Baustelle in Richtung der Berge, weg auch von dem Wohnhaus, in die entgegengesetzte Richtung. Nagato zitterte vor Spannung, und Madara bemerkte, wie Kisame hinter ihm interessiert beobachtete, was mit dem Jungen los war …
 

Kaum hatten sie den äußeren Zaun der Baustelle hinter sich gelassen, wandte Nagato sich um, blieb stehen und hatte plötzlich ein Kunai in der Hand, er musste es schon mitgebracht haben, als er ins Teehaus gekommen war.

„Bringt mir Kämpfen bei, oder ich mach es selbst!“, rief er.

Madara war noch zu überrascht von der Situation, und bevor er etwas sagen konnte, hatte Kisame schon das Schwert in der Hand. Kakuzu blieb stehen, doch Kisame rannte los, mit dem Schwert auf Nagato zu. Zuerst sah es nach einem absolut unfairen Kampf aus, ein junger Mann mit einem riesigen Schwert gegen einen zehn Jahre alten Jungen mit einem Kunai, doch als Kisame das Schwert hob und zum Schlag ausholte, hob Nagato beide Hände, und der Hieb prallte an ihnen ab, wie an einer steinernen Mauer. Das Schwert riss aus den Bandagen, es gab ein kreischendes Geräusch und Kisame verlor es beinahe aus der Hand.

„Was … ist das denn?“, entkam es ihm.

„Würde mich auch interessieren“, sagte Kakuzu.

Madaras Gedanken ratterten schnell, er suchte nach irgendeiner Information, die ihm erklären könnte, was Nagato hier gerade tat, was das für eine Kraft war, die der Junge gerade entfesselte.
 

„Mein Vater hat es ‚Rinnegan‘ genannt! Sie haben sich nicht gewehrt, deshalb sind sie weg! Aber ich habs noch, und ich werde überleben!“, schrie Nagato.

„Rinnegan?“, fragte Madara laut. Er hatte irgendwann, irgendwo, dieses Wort schon mal gehört. Es musste eines der versiegelten Kekkei Genkai sein, die kaum jemand noch kannte. Und egal, was es war, die Situation hier erforderte ein Eingreifen! Madara aktivierte sein Kaleidoskop-Sharingan, trat einen Schritt auf Nagato zu und sprach ihn an: „In Ordnung. Wir bringen dir Kämpfen bei. Aber du musst jetzt aufhören, hast du verstanden?“

Nagato reagierte erst nicht, doch dann ließ er die Hände sinken, seine Augen nahmen wieder das alltägliche Muster an und er löste die harte Barrikade um sich wieder auf.

„Gut. Morgen fangen wir mit dem Training an“, sagte Madara.
 

Sie gingen zur Baustelle zurück, überquerten diese und erreichten dann das Wohnhaus. Vor dem Haus standen einige Blumentöpfe und der aufgerissene Sack mit der Erde. Madara erinnerte sich wieder daran, dass Konan ja Blumen umtopfen wollte, doch sie war nicht zu sehen. Er ging ins Haus und da saß Konan mit Sasori auf dem Boden, umringt von Holzteilen und Papier. Als sie Madara bemerkte, blickte sie auf und er sah, dass sie unzufrieden aussah.

Konan war inzwischen fünf Jahre alt, entsprechend gewachsen, und ihr lilablaues Haar war glatter geworden, die Locken, die sie als Kleinkind gehabt hatte, waren nur noch an den gekräuselten Haarspitzen erkennbar.

Als Nagato hinter Madara ins Haus kam, schien auch Konan die veränderte Energie zu bemerken, sie wandte sich zu ihm um und fragte: „Nagato? Was ist los?“

Nagato sagte nichts, biss die Lippen zusammen und ihm war anzumerken, dass er wieder eifersüchtig war. Diese Eifersucht auf Sasori schien immer dann herauszukommen, wenn Nagato sich eigentlich vielleicht wünschte, dass Konan ihn und seinen eigenen inneren Prozess beachtete. Doch er schien das, was es für eine Veränderung dieser Situation brauchte, nicht erbringen zu können.

Konan stand auf, ging auf Nagato zu und fragte noch mal: „Was ist?“

„Ich werd‘ jetzt Kämpfer“, sagte er nur.

„Willst trainieren?“

Nagato nickte.
 

„Wir haben zwei neue Leute hier, Konan“, sagte Madara. Er wandte sich zur Tür um und Kakuzu und Kisame kamen nacheinander herein.

Konan musterte die beiden von oben bis unten, zog die Brauen zusammen und fragte: „Wer ist denn das, der sieht aus wie ‘n Fisch?“

„Das ist Kisame, er ist aus Kiri Gakure“, antwortetet Madara. „Der andere ist Kakuzu.“

Kisame grinste, zeigte seine Zähne und sagte: „Freut mich.“

Kakuzu sagte nichts.

„Ich bin Konan. Ich kann nur noch nicht kämpfen. Bringt Sasori mir aber bald bei …“, erwiderte Konan.

Sasori sah von dem Holzteil auf, welches er gerade bearbeitete, und sagte nur: „Sie hat Ahnung von Kunst.“

Zwischen ihm und Konan hatte sich eine wirkliche Freundschaft entwickelt, und sie schienen eine Art von Kommunikation zu haben, die von außen gesehen zusammenhanglos wirkte, aber die beide auf dieselbe Art verstanden. Sasoris Art, zusammenhanglos und ungerührt Worte in den Raum zu stellen, schien auf eine ganz bestimmte Weise zu Konans Denken zu passen, sie verstanden sich auch ohne viele Worte.
 

Madara ging dann mit Kakuzu und Kisame zur Baustelle zurück und wies den beiden ein Haus zu, in dem sie sich häuslich einrichten konnten. Anschließend nahm er sich noch mal Nagato auf die Seite und fing an, mit dem Jungen einen Trainingsplan auszuarbeiten. Und währenddessen hörte er, wie Konan und Sasori im Nebenraum ebenfalls anfingen, Trainingspläne zu schmieden. Abends aßen sie zu viert gemeinsam und dann ging jeder für sich ins Bett.
 

Am nächsten Morgen wachte Konan früh auf. Sie stand auf, zog sich an und ging mit ein paar Bögen Papier nach draußen vor die Hütte, um die Hortensien, die sie gestern umgetopft hatte, in die Erde einzupflanzen und dabei nebenher die Blüten in Origami nachzubilden. Die Sonne ging gerade auf und das erste Licht am Morgen war für Konan weiterhin der schönste Moment des Tages. Sie setzte sich auf die Bank, begann mit dem Falten, und während die Hortensien ihre Blüten öffneten und ebenso erwachten, ließ das kleine Mädchen sich von der Sonne wärmen.
 

Bis sie ein Geräusch hörte, das sie aufschrecken ließ. Oben aus dem Fenster, dort, wo sich Nagatos Zimmer befand, war ein eigenartiger Laut zu hören. Es klang wie ein unterdrückter Schmerzlaut.

Konan sprang von der Bank, lief ins Haus und die Treppe hoch, Nagatos Zimmertür war verschlossen und sie klopfte an.

„Nagato? Alles okay?“

Es dauerte einen Moment, bis von drinnen ein „Ja …“ kam.

Konan öffnete einfach die Tür, und da saß Nagato auf dem Boden, mit einem kleinen Spiegel, einer Kerze, einem Stück Draht und einem kleinen Ring aus Metall zwischen den Fingern. Sein rechtes Ohr war rot und blutete, er hatte sich mit dem heißen Draht zwei Löcher in die Muschel gestochen.

„Du machst dir Ohrringe?“, fragte Konan.

„Ja. Wenn ich jetzt ein Kämpfer werde …“

Konan lächelte, betrat das Zimmer und setzte sich neben Nagato auf den Boden. Während dieser sich dann einen Ring nach dem anderen ans Ohr machte, insgesamt vier, sah sie dabei aufmerksam zu.

„Ich will auch“, sagte sie schließlich. „Aber nur eins.“

Nagato sah sie überrascht an. „Wirklich?“

„Ja. Oder zwei, in jedes Ohr eins.“

Nagato lächelte, es schien ihn sehr zu freuen. Es kam selten vor, dass er so lächelte. Er wandte sich Konan zu, strich ihr Haar beiseite und machte den Draht noch mal über der Kerze heiß.

„Aber mach vorsichtig. Ich bin nicht so schmerzfrei wie du“, sagte sie.

„Klar.“ Nagato lächelte wieder.

Die Morgensonne schien ins Fenster und tauchte den Raum in goldenes Licht, als Nagato den heißen Draht nahm, Konans Ohrläppchen durchstach und das Loch dann mit einem kleinen Ring füllte. Konan biss die Lippen zusammen, doch sie sagte nichts, es tat nicht sehr weh.

Und auch der zweite Stich tat nicht so weh, dass es sie gestört hätte.

„Siehst du“, sagte sie dann und lächelte. „Ich bin doch deine kleine Schwester.“

„Tut mir leid … dass ich so eifersüchtig immer bin …“

„Musst du gar nicht sein, Nagato. Ich hab dich doch lieb.“

„Wirklich?“

„Ja, natürlich!“
 

Von unten aus dem Wohnraum war zu hören, dass Madara jetzt auch wach war. Konan stand auf, schaute sich ihre neuen Ohrringe kurz noch mal im Spiegel an, lächelte und lief dann die Treppe hinunter. „Dara! Guck mal!“

Nagato stand ebenfalls auf, löschte die Kerze, räumte die Sachen beiseite und folgte seiner Schwester.

„Was denn?“, fragte Madara und sah von dem Küchenbrett auf, wo er gerade Baumbussprossen zerteilte.

„Nagato hat mir Ohrringe gemacht!“, rief Konan. „Musst mal gucken, ist voll schick!“ Sie lief um Madara herum und fasste ihr Haar so zusammen, dass er es sehen konnte.

Madara sah es sich an, dann blickte er über Konan hinweg zu Nagato. Dessen vier Ringe waren sofort zu sehen, da er ja kurzes Haar hatte.

„Habt ihr das gerade eben gemacht?“, fragte er.

„Jaa! Nagato hat sich selber welche gemacht und dann wollte ich auch.“

„Tat nicht weh?“

„Nein, gar nicht.“ Konan lächelte stolz.
 

Als Sasori zum Frühstück erschien, zeigte Konan auch ihm ihre neuen Ohrringe, und Sasori schien es ebenfalls zu gefallen. „Siehst gut aus so“, sagte er.

Und während sie zu viert frühstückten, fragte Madara: „Sag mal, Nagato, wie bist du auf die Idee gekommen?“

„Weiß nicht, einfach so … In Ame gabs das manchmal, da hatten das einige Leute …“, antwortete der Junge. „Auch mehr als nur Ohrringe, auch in der Nase und am Mund …“

„Das hab ich auch schon mal gesehen“, sagte Sasori. „So ein Mädchen aus Ame Gakure, die hatte richtige Löcher auf der Nase.“

Nagato nickte. „… vielleicht mach ich das auch irgendwann …“

Madara stand auf, verschwand kurz im Bad und kam mit einem kleinen Fläschchen zurück. „Es ist wichtig, dass man Piercings gut versorgt“, sagte er. „Das müsst ihr so zwei Wochen lang jeden Morgen drauf tropfen.“

„Alles klar!“, rief Konan.
 

Nach dem Frühstück begab sich jeder wieder an seine tägliche Arbeit. Sasori kehrte in seine Werkstatt zurück, Konan ging raus vor das Haus und kümmerte sich um die Hortensien, hatte dabei auch immer Papier dabei, um jede freie Minute Origami zu üben, und Madara und Nagato verließen Haus und Baustelle, nahmen den Weg runter ins Tal, um im Wald mit dem Training anzufangen.

„Wenn Kisame oder Kakuzu irgendwas will, sagst du ihnen, ich bin mit Nagato bis zum Mittag unterwegs“, sagte Madara zuvor noch zu Sasori. „Und du passt mir schön auf Konan auf.“

„Jawohl“, antwortetet Sasori.
 

Auf dem Weg ins Tal zog der Himmel zu, der Sonnenschein verschwand und es begann zu regnen.

In dieser Gegend, an den Hängen der Berge, die die Wüste und das Wind-Reich vor dem Regen abschirmten, regnete es immer noch recht oft, wenn schon auch weniger als in Ame Gakure selbst. Die Wolken kamen nicht über die Berge, also regneten sie sich hier ab oder zogen in Richtung des Meeres zurück.

Madara machte Regen nicht viel aus, er konnte bei fast jedem Wetter kämpfen, und er beobachtete, wie Nagato dieses Wetter geradezu zu lieben schien. In diesem Punkt waren er und Konan offensichtlich grundverschieden, sie war eine wahre kleine Sonnenanbeterin, während Nagato Regen und trübes Licht eindeutig bevorzugte.

„Bei Regen bin ich stark“, sagte Nagato. Er blieb stehen, sie hatten den Rand einer kleinen Lichtung erreicht, und anscheinend erschien ihm dieser Ort passend für das erste Training.

Madara aktivierte seine Sharingan, nahm Gunbai vom Rücken und brachte sich in Position, am gegenüberliegenden Ende der Lichtung. Er sah, wie Nagato den Regen regelrecht einatmete, und wieder war die bebende Energie zu spüren, die gestern schon so deutlich herausgekommen war.

„Greif mich an!“, rief er.
 

Und Nagato, ohne es je geübt zu haben, entfesselte mit einem Aufschlag seiner Augen eine derartige Druckwelle, dass Madara Gunbai als Schild benutzen musste und dennoch zurückwich.

„Wie machst du das?“, fragte er laut.

Nagato antwortete nicht, stattdessen hob er die Hände, so wie gestern gegen Kisame, und erschuf eine dickwandige, durchsichtige Kuppel um sich herum.

„Das wird ja richtig gefährlich hier …“, sagte Madara zu sich selbst, während er in Gunbais Schatten auf die nächste Welle wartete. Dass Nagato ohne jedes Training eine derartige Kraft entfesselte, konnte im Grunde nur bedeuten, dass der Junge diese Energie aus starken Emotionen bezog. Deshalb atmete er den Regen ein. Deshalb sagte er fast nie, was er in sich dachte und fühlte. Er hatte das schwere Trauma, das ihm zweifellos passiert war, so sehr in sich hineingefressen und in eine solche Wut verwandelt, dass er jetzt diese Kraft hatte.
 

Die Kuppel bekam Risse, löste sich in viele kleine Splitter auf, und diese Splitter drehten sich, wurden zu Hunderten kleiner Speere, bereit zum Abschuss.

„Willst du sehen, was ich kann?“, rief Nagato. „Soll ichs dir zeigen?“

Madara wusste, gegen so einen Angriff, so eine Kraft, brauchte er schwereres Geschütz. Er aktivierte seine Kaleidoskop-Sharingan, zog in Gunbais Schatten die Rolle mit Amaterasu heraus, biss sich in den Daumen, dass es blutete, und beschwor die schwarzen Flammen.

Wenn Nagato so sehr unter Spannung stand, dann musste sich diese Spannung irgendwie entladen, musste abgebaut werden. Sonst würde er zu Hause gleich wieder eskalieren.

„Ja!“, rief er Nagato zu. „Zeig mir, was du kannst! Power dich mal richtig aus!“

Hinter dem Schutzwall aus Amaterasu, Gunbai und der Abschirmung durch das Kaleidoskop-Sharingan war er sicher genug, um einen solchen Angriff auszuhalten.
 

Und Nagato tat, was er ihm gesagt hatte: Mit einem lauten Schrei und wie elektrisiert leuchtenden Händen kam der Junge auf ihn zu gerannt, die Luft zitterte und Blitze zuckten um ihn herum, der Regen verwandelte sich in ebensolche Geschosse wie die gläsernen Speere und die ganze Energie entlud sich in einer unfassbar schnellen Folge von Schlägen gegen Madaras improvisierte Festung.

Amaterasu bekam die meisten Schläge ab und absorbierte diese, es war eine ihrer besonderen Kräfte, solche Energie aufzunehmen und auf Null zu setzen. Sie ließ die Geschosse abprallen und zu Boden fallen.

Brennen tat sie nur, wenn man es ihr direkt sagte, ansonsten war sie eher ein ultimativer Schutzwall. Ja, Madara erlebte Amaterasu als eine weibliche Kraft, einen weiblichen Geist, der im auf Bitte hin zu dienen bereit war.
 

Es dauerte einige unendliche Sekunden, bis Nagatos Kraft aufgebraucht, seine Wut verraucht und seine Energie erschöpft war. Er schlug unablässig auf Amaterasu und Gunbai ein, seine Hände waren schon blutig und seine Augen starr. Und als er dann wirklich keine Kraft mehr hatte, fiel er einfach um.

Madara kam sofort hinter seinem Schutz heraus und hob den Jungen auf seine Arme. Es vergingen mehrere Minuten, bis Nagato wieder die Augen öffnete und ansprechbar war.

„Wow …!“, sagte Madara. „Du hast echt Kraft, Junge.“

Nagato sagte nichts, er sah nur unendlich müde aus.

„Wir gehen nach Hause, okay?“, sagte Madara. „Das reicht für heute.“
 

Auf dem Heimweg riss die Wolkendecke wieder auf, der Regen hörte auf und die Sonne kam wieder durch. Nagato konnte nicht laufen, und so trug Madara ihn zurück. Als sie zu Hause ankamen, saß Konan neben der Haustür und beobachtete die Bienen, die sich um die Hortensien herum sammelten. Sowie sie sah, dass Madara Nagato trug, sprang sie auf.

„Was hat er?“, fragte sie besorgt.

„Er hat sich ausgepowert“, sagte Madara. „Ich bring ihn ins Bett, er muss sich ausruhen.“
 

Als Nagato dann in seinem Bett lag, kam Madara noch mal auf Konan zu. „Sag mal, kannst du dich erinnern, hat Nagato jemals vor dir irgendwas … mit seinen Augen gemacht, was Augen eigentlich nicht können?“, fragte er.

Konan dachte nach, suchte in ihrer Erinnerung nach einer solchen Begebenheit.

„Als Yahiko verschwunden ist … da war Nagato … sehr … hm, aufgeregt. Er hat total gezittert und irgendwie sah er anders aus, seine Augen haben sich … so bewegt irgendwie …“

„Yahiko?“, fragte Madara.

„Das war ein Junge in Ame. Er sah genau so aus wie Nagato, wie ein Zwilling, aber waren sie nicht, Yahiko hatte andere Eltern. Irgendwann war er weg, vielleicht ist er entkommen, war ja Kampf überall … Nagato und er mochten sich, weil sie halt gleich aussahen.“ Konan schwieg einen Moment, dann schien ihr noch etwas einzufallen: „Wenn es richtig doll regnet, dann kann er manchmal Sachen, die sind nicht so … normal irgendwie. Ich weiß nicht, er kann dann Sachen sehen, die ich gemacht habe, wo ich woanders war.“

„Wie durch Wände schauen?“, hakte Madara nach.

Konan nickte.
 

„Wie heißt das, was er kann, weißt du das?“, fragte das kleine Mädchen dann.

„Er nennt es Rinnegan“, sagte Madara.

„Rinnegan … ja, das hat er mal gesagt …“

„Du weißt wahrscheinlich nicht viel über seine Eltern?“, fragte Madara.

Konan schüttelte den Kopf. „Nee, die waren schon weg, als er mich gefunden hat. Aber er hat gesagt, dass sie auch … so was konnten. Und dass sie sich nicht gewehrt haben, es nicht benutzt haben, als die angegriffen wurden … Hat er mal gesagt, da war er sehr aufgeregt. Dara, was bedeutet ‚Rinnegan‘ denn?“

„Ich weiß es auch nicht genau, dazu müsste Nagato mir mehr davon erzählen. Aber ich denke mal, es ist ein Kekkei Genkai im Dojutsu. Das bedeutet, es ist eine vererbte Fähigkeit der Augen, also so was wie mein Sharingan. In Konoha gibt es zwei davon, das Sharingan der Uchiha und das Byakugan des Hyuuga-Clans.“

„Gibt’s noch andere Sachen als nur für die Augen?“, fragte Konan.

„Ja. Kekkei Genkai bedeutet einfach, dass es sich um eine Gabe handelt, die man nur erben, nicht lernen kann. Wenn man sie in den Genen hat, kann man sie lernen, aber sonst nicht. Es gibt alle möglichen Sachen dabei, alles, was irgendwie in den Genen veranlagt sein kann.“
 

Konan sah einen Moment lang nachdenklich zum Himmel, dann sagte sie: „Ich glaube, irgendwie hab ich auch so was. Nur ein kleines bisschen, ist komisch, aber … manchmal kribbelt mir die Haut, und dann reiß ich ein Stückchen ab und das ist wie Papier.“

Sie zeigte Madara ihre linke Hand. An den Fingern, um die Nägel herum, waren winzige Hautfetzen zu sehen, wie man sie hatte, wenn man sich oft die Hände wusch. „Ich hab mich mal beim Frühstück machen verletzt und dann ist die Haut an der Stelle einfach abgefallen und war ein Stück Papier.“

Madara sah sich die Haut an Konans Händen genauer an. Tatsächlich wirkten die kleinen Hautfetzen seltsam verändert, wie kleine Abrisse von Papier.

„Das ist tatsächlich interessant, Konanchen“, sagte er. „Wenn das noch mal passiert, kommst du mal zu mir, ich schau mir das an, okay?“

Konan nickte. „Vielleicht kann ich deshalb so gut falten?“

„Das könnte sein.“

„Ich weiß halt nicht, ob das auch so was Geerbtes ist, ich hab ja keine Ahnung, wer meine Eltern waren.“

„Gar nicht?“

Sie schüttelte den Kopf. „Gar nicht. Ich bin einfach so da, ich hab keine Eltern. Ich brauch auch keine, ich weiß ja nicht, wie das ist, wenn man welche hat.“

„Aber geht’s dir gut damit?“

„Ja. Ich vermiss nichts. Ich hab ja dich und Nagato.“ Sie sah zum Himmel und lächelte ein bisschen, dann wurde ihr Ausdruck ernst: „Aber Nagato vermisst seine Eltern. Weil er ja weiß, dass er welche hatte.“

Madara konnte nicht umhin, dieses kleine Mädchen wirklich beeindruckend zu finden. Sie schien so klar und ruhig, ein kleines Mädchen von fünf Jahren, die schon so vieles wusste und verstand, und doch eine solche positive Stärke und Klarheit in sich hatte, das war schon etwas Besonderes. Madara fühlte sich wieder sehr an Itachi erinnert, und auch an sich selbst, wie er mit fünf Jahren gewesen war. In Konoha nannte man solche Kinder, die so klar und früh entwickelt waren, manchmal ‚Uchiha-Kinder‘, weil diese Wesenszüge im Uchiha-Clan besonders auffielen.

Konan lächelte wieder. „Ich hab dich lieb, Dara. Du bist jetzt mein Papa, dann hab ich einen.“



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