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Monogatari

Eine Geschichte der Uchiha-Familie
von

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[Itachi] Regenland

1991
 

Am sechsten August hatte ich Geburtstag, wurde zehn Jahre alt.

Und obwohl ich auf dem Papier ja bereits Chuunin war, markierte mein zehnter Geburtstag den Zeitpunkt, an dem ich offiziell berechtigt wurde, diesen Rang auch bei Missionen zu vertreten und ein eigenes Team zu leiten. Ich hatte die Chuunin-Prüfung damals für einen bestimmten Teil meines Studiums gebraucht und diesen Rang darum schon erhalten, und nun wurde er sozusagen „aktiv geschaltet“, ich sollte nun anfangen, richtig zu arbeiten.

Und darum stand ich, zwei Wochen nach meinem zehnten Geburtstag, dann in Minatos Büro und erwartete meine erste aktive Mission als Chuunin.
 

Die erste Mission, an der ich als Chuunin teilnahm, war ein Auftrag zur Bewachung einer Prinzessin und Tochter eines Feudalherrn, die von Taki Gakure nach Suna Gakure reisen wollte und dabei durch das Regenland von Ame Gakure musste. Da das Regenland sehr arm war und es dort große soziale Probleme gab, befürchtete man Überfälle auf die Reisenden und hatte darum Konoha angefragt, ein kleines Team zu schicken.
 

Minato wählte dafür Shisui und mich aus, dazu einen maskierten Anbu, den wir nicht erkannten, und eine junge Kunoichi namens Mie, die sich mit den Zuständen in Ame Gakure gut auskannte.
 

„Ist eine solche Mission denn nicht zu einfach für Itachi und mich?“, fragte Shisui, nachdem Minato die Informationen übergeben hatte.

Der Hokage schüttelte den Kopf. „Ich denke, nicht. Für dich mag sie einfach sein, Shisui, aber Itachi hat so viele andere Aufgaben, dass ich ihm gerade keine kompliziertere Mission geben werde, und du gehst mit, um ihm den Rücken frei zu halten. Außerdem ist es seine erste Mission als aktiver Chuunin.“

„Verstanden.“ Shisui nickte und verbeugte sich dann. „Meister Hokage.“

„Wer leitet denn dieses Mal das Team?“, fragte Mie.

„Formal hat Itachi die Führung. Es ist aber seine erste Mission als aktiver Chuunin, daher erwarte ich, dass alle im Team ihn dabei unterstützen“, antwortete Minato und sah mich dabei an.

Ich war ziemlich aufgeregt, spürte mein Herzklopfen und meine Hände zitterten ein wenig. Aber ich streckte meinen Rücken, machte mich gerade und nickte. Dann sah ich zu Shisui, er lächelte und sagte: „Alles klar, dann bist du jetzt der Boss und wir halten dir den Rücken frei.“
 

Vom Regierungsgebäude ging ich dann direkt nach Hause und hoch in mein Zimmer, öffnete meinen Waffenschrank und suchte diejenigen Waffen aus, die ich brauchen würde. Ich hatte zwar schon an mehreren Missionen teilgenommen, aber diese fühlte sich dennoch irgendwie wie ein erstes Mal an, es war ja auch das erste Mal, dass ich aktiv ein Team leiten sollte.

Es klopfte an meiner Tür, ich rief „Ja?“ und Mama kam herein.

„Alles gut, Spatz?“, fragte sie.

„M-hm.“ Ich nickte. „Bin nur ein bisschen … aufgeregt. Ich hab ja noch nie ein Team geleitet.“

„Shisui ist ja auch dabei, dann hast du jemanden da, den du kennst. Und er ist ja auch echt stark“, sagt Mama.

Ich nahm die Rolle mit den Kunai aus dem Schrank und nahm drei Stück heraus, die noch mit Schnüren präpariert werden mussten, um sie am Körper griffbereit zu haben.
 

In dem Moment hörte ich, wie Sasuke unten in seinem Bettchen im Wohnzimmer zu weinen anfing, und ich legte sofort die Messer aus der Hand, lief raus und die Treppe hinunter und sah, dass mein Bruder mit den Händchen nach dem Mobile über seinem Bettchen griff und versuchte, es herunter zu reißen. Ich lief zu ihm, nahm ihn aus dem Bettchen und griff mit der anderen Hand nach dem Plüschdrachen, der auf dem Sofa lag.

„Hier, spiel lieber damit.“

Sasuke sah mich mit großen Augen fragend an und als ich sein Gesicht berühren wollte, griff er meinen kleinen Finger, hielt ihn fest.

Mama war hinter mir ebenfalls herunter gekommen, sie sah mich an und lächelte.

„Du bist wirklich ein ganz toller großer Bruder, Itachi“, sagte sie.

„Ich lieb ihn ja auch“, erwiderte ich und drückte meine Lippen auf Sasukes Stirn. „Mein Sasuke …“
 

Mama nahm mir Sasuke dann ab und ich ging wieder hoch, um weiter meine Waffen für die Mission vorzubereiten.

Ich suchte ein graues Oberteil mit langen Ärmeln aus meinem Kleiderschrank und drehte es auf links, um die Riemen, mit denen man die Kunai im Ärmel versteckte, innen fest zu machen. Dann fuhr ich mit der knielangen, ebenfalls grauen Hose fort, wo rechts am Bein die Tasche für die Shuriken befestigt werden musste. Ich kontrollierte alle Klingen darauf, ob sie auch glatt und scharf waren, und sortierte zwei Shuriken aus, die beschädigt waren.

Mein kleines Schwert sollte auch mitkommen, also kontrollierte ich, ob es in gutem Zustand war, und entdeckte dabei einen kleinen Schaden am Griff, der beim letzten Training entstanden sein musste. Ich legte es also erst mal beiseite, mit dem Plan, es gleich zur Waffenschmiede zu bringen, damit die es reparieren konnten, ehe wir morgen aufbrachen.
 

Nachdem ich alle Sachen, die ich mitnehmen wollte, zusammen hingelegt hatte, ging ich also noch mal aus dem Haus, lief durchs Dorf zur Waffenschmiede der Familie Ama und brachte mein Schwert dorthin. Als ich den Laden betrat, saß die Frau der Familie hinter dem Tresen.

„Guten Morgen, Itachi. Willst du eine Waffe vorbeibringen?“, fragte sie.

Ich zeigte ihr mein Schwert und die kleine Beschädigung. „Ich muss morgen früh auf Mission, können Sie das bis dahin reparieren?“

„Sicher. Ich bringe es gleich zu meinem Mann in die Werkstatt.“

In einer Ecke hinter dem Tisch klapperte etwas, Frau Ama sah hin und sagte in die Richtung: „Tenten, mein Schatz, lass die Schranktür zu, da darfst du nicht dran.“

Auf einer Spieldecke auf dem Boden saß ein Kleinkind, ein Mädchen von vielleicht einem dreiviertel Jahr. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass es in der Familie Ama auch ein Baby gab …

„Wie geht’s deiner Mama, Itachi? Kommt sie gut mit dem Baby zurecht?“, fragte die Mutter.

„Mama geht’s gut, und Sasuke auch.“

„Du kannst dein Schwert heute Abend abholen, oder morgen früh. Einfach klingeln, mein Mann ist ab vier Uhr da.“
 

Ich verbrachte den Vormittag an der Uni, und nachmittags arbeitete ich zu Hause in meinem Zimmer weiter. In den letzten zwei Wochen hatte ich die Uni wegen Sasuke vernachlässigt und so gab es einiges zu tun. Zwischendurch half ich Mama in der Küche und einmal ging ich ein bisschen ins Dorf, weil Sasuke seinen täglichen Spaziergang mit mir einforderte.
 

Am nächsten Morgen war ich schon um halb drei Uhr wach. Das war sogar für mich recht früh, normalerweise wachte ich immer gegen vier auf, aber ich war ziemlich aufgeregt, deshalb war es vielleicht kein Wunder. Ich hatte sogar irgendwas geträumt, was mit Missionen zu tun gehabt hatte.

Ich stand gleich auf und zog mich an, öffnete das Fenster und ließ die frische Morgenluft herein. Ich war so ein früher Morgenmensch, seit ich denken konnte, ich liebte die kühle Luft und den Sonnenaufgang über dem Wald, und ich konnte zu dieser Tageszeit auch am besten arbeiten.
 

Bis wir aufbrechen sollten, war noch Zeit, und so setzte ich mich erst mal auf den Teppich vor meinem Bett und meditierte eine Weile, öffnete meinen Ruheraum im Tsukuyomi und ging da hinein, um mich in einen Zustand zu versetzen, in dem ich gut arbeiten konnte.

Dieser Ruheraum war inzwischen ein fester Teil meines Lebensrhythmus, den ich so gestaltete, dass er mir nichts als gutes Gefühl machte, und ich konnte darin Stunden verbringen, während in der Welt draußen nur fünf Minuten vergingen.

Ich wusste nicht, ob mein Urgroßvater Fukuya so etwas auch getan hatte, hatte ihn ja nie kennen lernen können, aber für mich funktionierte Tsukuyomi als Ruheort sogar besser als wenn ich es im Kampf als Waffe einsetzte. Vielleicht war das auch einfach meine Art, meine Persönlichkeit? Ich hatte noch Madaras Worte im Ohr, wie er gesagt hatte, dass dieses Jutsu mit meinem Wesen verwachsen und eins mit mir sein würde.
 

Nach dem Meditieren stand ich wieder auf, ging rüber ins Bad und band mir dort vor dem Spiegel mein Stirnband um.

Das Konoha-Zeichen war unter meinem Pony kaum zu sehen, und ich dachte, dass ich etwas an meinem Haar anders haben wollte, damit das Zeichen auch gut zu sehen war, wenn ich außerhalb des Dorfes arbeitete.

Ich teilte meinen Pony also in der Mitte und strich mein Haar so zurecht, dass es wie bei Mama aussah. Wenn ich die vorderen Haare wachsen ließ, würden sie von selbst so fallen, dass man das Zeichen besser sah. Ich strich dann alle Haare, die lang genug dafür waren, hinter meine Ohren und versuchte, sie im Nacken zusammen fassen, aber dafür waren sie noch nicht lang genug. Also beschloss ich, dass ich sie ebenfalls lang wachsen lassen wollte, so wie Mama sie trug, und zur Arbeit würde ich dann einen Pferdeschwanz oder einen Zopf machen können. Die Idee gefiel mir.

Bevor ich das Bad wieder verließ, nahm ich zwei einfache Haarklemmen aus Mamas Vorrat mit, um irgendwann auszuprobieren, ob das vielleicht mit dem Stirnband zusammen gut aussah.
 

Ich packte meine Sachen fertig zusammen, setzte den Rucksack auf und ging runter in die Küche. Auf dem Tisch stand eine Lunchbox mit Reis, Gemüse und Salat darin und ein Dreierpack dreifarbiger Dango, dazu ein kleiner Zettel: „Guten Morgen, Spatz, ich hab dir Proviant gemacht. Pass auf dich auf und gib dein Bestes auf der Mission! Hab dich lieb. Deine Mama.“

Ich packte die Box, die Packung und den Zettel also noch in meinen Rucksack, ging dann raus und schloss die Tür von außen ab.
 

„Hey, da bist du ja!“

Ich drehte mich um und sah Shisui auf mich zu kommen, ebenfalls in voller Missionsmontur und mit einem Sandwich in der Hand.

„Ich muss noch mein Schwert aus der Schmiede holen“, sagte ich.

„Mie und der Anbu sind schon am Tor, die waren zu früh auf.“ Shisui grinste schief und fügte noch hinzu: „Gibt’s selten, dass du mal der Letzte bist, Itachi.“

Das stimmte. Ich war oft schon so früh wach, dass ich meistens überall der Erste war. Auch schon in der Akademie, es war öfter vorgekommen, dass die Lehrer mir als Erstes aufschließen mussten und ich zuvor schon gewartet und mir die Zeit mit Lesen vertrieben hatte.
 

Wir holten also noch mein Schwert beim Waffenschmied ab, der war auch schon auf und ein ähnlich früher Vogel wie ich, der schon arbeitete und nebenbei Tee trank.

„Gebt euer Bestes!“, rief er uns noch nach, als wir gingen, und ich hatte ein Gefühl von Stolz und realisierte ein Stückchen mehr, dass ich jetzt wirklich Chuunin war. Der jüngste Chuunin im ganzen Dorf Konoha.

Immer der Jüngste zu sein und zugleich der Beste in so vielem, war schon auch ein Teil meiner Identität, wie sollte es anders sein, ich war ja so aufgewachsen. Aber ich gab mir weiterhin alle Mühe, dennoch „auf dem Boden“ zu bleiben. Ich wollte auf keinen Fall auch nur irgendwie eingebildet wirken, und wieder dachte ich an das lose entworfene „Shiawase-no-Jutsu“, mit dem ich das, was mich zum „Wunderkind“ machte, besser würde regulieren können.
 

Als wir am Tor ankamen, standen Mie und der Anbu offenbar schon länger dort. Aber keiner von beiden sagte etwas dazu, dass ich zu spät war. Vielleicht, weil man mich, den Uchiha-Erben, nicht beleidigen wollte, oder vielleicht auch einfach, weil die beiden zu früh waren und ich eigentlich nur pünktlich, denn es war fünf vor vier.

„Ich heiße für diese Mission Yuta“, sagte der Anbu und verbeugte sich leicht. Er trug auf seiner Anbu-Uniform zusätzlich das Abzeichen der Polizei und ich fragte mich, ob ich ihn kannte, ob er unter der Maske und mit seinem echten Namen einer von Papas direkten Untergebenen war?

Wir waren also ein Team aus zwei Uchiha-Jungen, einer Kunoichi mit Auslandserfahrung und einem maskierten Anbu, und es war sowohl eine echte Mission als auch nebenbei eine Art Testlauf für mich, ob ich mich als aktiver Chuunin und Teamleiter eignete.
 

Alle drei sahen mich erwartungsvoll an, und ich fühlte, wie sich in mir ein Gefühl von Ernsthaftigkeit und Verantwortung breit machte. Es war wie so ein Schalter in meinem Inneren, den ich umlegte und mich von einem gerade zehn Jahre alten Jungen mit sensiblem Temperament und einer Neigung zur Schüchternheit in einen arbeitenden, starken Chuunin verwandelte.

„Geht’s los?“ fragte Shisui.

Ich nickte, befand mich dabei innerlich noch im Wandel, doch ich spürte, wie ich nach außen hin die Führung der Gruppe übernahm und das Signal zum Aufbruch in einer Weise gab, die ernst und erwachsen aussah.
 

Wir nahmen den Weg durch die Baumkronen, das ging schneller, und ich sprang voraus, Shisui war direkt hinter mir.

„Itachi?“

„Mh?“

„Alles gut?“

„Ja. Wieso?“

„Nur so.“

Ich drehte mich kurz zu ihm um, fragte noch mal: „Wieso?“

„Du leitest zum ersten Mal ein Team.“

„Ich krieg das schon hin. Hab ja dich.“

Shisui lachte. „Stimmt.“
 

Eine Weile bewegten wir uns ohne weitere Worte fort, dann kam Shisui wiederum näher und fragte: „Itachi? Darf ich dich mal was … Persönliches fragen?“

„Klar.“

„Ist … ein bisschen peinlich …“

„Egal. Frag schon“, sagte ich. „Wir sind doch Freunde.“

„Also … na ja, vielleicht ist das bei dir auch noch gar kein Thema … aber irgendwie würd ich’s gern wissen, was du darüber denkst …: Machst du dir schon Gedanken um so was wie … Männlichkeit und so?“ Shisui errötete ein wenig und sagte schnell: „Wahrscheinlich denkst du da gar nicht dran, oder? Ich meine, du bist erst zehn …“

„Ich hab darüber nachgedacht“, antwortete ich. „Als ich auf der Akademie war und die Jungs in der Klasse mich ‚kleines Mädchen‘ genannt haben, hab ich darüber nachgedacht, was sie meinen und ob mich das stört.“

„Und zu welchem Schluss bist du gekommen?“

„Ich bin Mamas Sohn, ich hab sie lieb und sie hat mich lieb. Und ich will lieber so werden wie sie, statt mir irgendwelche blöden Gedanken über Männlichkeit zu machen, die ich selber gar nicht wichtig finde. Ich seh mich nicht als mehr oder weniger „männlich“ oder „mädchenhafter Junge“ oder so, ich versteh mich einfach nun mal gut mit Mädchen und da seh ich nichts Schlechtes dran. Irgendwann verlieb ich mich in eine, und vielleicht denk ich dann was anderes. Aber ich will mich nicht verrückt machen lassen von irgendwelchem Männlichkeitsstress.“

„Wow, das ist mal ne Einstellung!“ Shisui lachte. „Aber ist irgendwie typisch für dich, Itachi. Du denkst so über Sachen nach, und du fühlst auch genau, was du selber dazu meinst, ne?“

Ich griff im Flug in meine Shurikentasche am Bein und zog eine von Mamas Haarnadeln heraus, die ich mir kurzerhand ins Haar schob, um meinen Pony beiseite zu halten. „Und wenn ich Mädchensachen benutze, ist mir das auch egal. Ich mags.“
 

Wir erreichten den Treffpunkt, an dem die Reisenden auf uns warten sollten, vor der vereinbarten Zeit, und mussten dort eine Weile warten, ehe die Leute auftauchten.

Sie hatten einen von einem Ochsen gezogenen Karren und eine Kutsche mit einem Pferd davor, und in dieser Kutsche saß eine junge Frau in sehr vornehmer Kleidung, die Prinzessin, die wir beschützen sollten. Insgesamt bestand die Gruppe aus acht Personen, und da war auch ein Kind dabei, ein Mädchen von ungefähr sechs oder sieben Jahren, das auf dem Karren saß und uns, als die Gruppe uns erreichte, zuwinkte.

„Das sind die Ninjas aus Konoha Gakure, oder?“, fragte das Mädchen.

„Ja, das werden sie sein“, antwortete eine alte Frau, die neben dem Kind auf dem Karren saß. Sie musterte uns von oben bis unten, und ihr Blick blieb an den Familienwappen hängen, die Shisui und ich auf der Kleidung hatten: „Du meine Güte, die haben uns zwei vom Uchiha-Clan geschickt!“
 

Shisui, Mie und Yuta traten hinter mich zurück und ich wusste, ich sollte uns jetzt vorstellen und den Auftrag übernehmen. Wieder legte ich diesen Schalter in mir um und handelte ganz professionell und selbstsicher, obwohl ich innerlich ziemlich aufgeregt war.

„Wir sind euer Beschützerteam. Mein Name ist Itachi Uchiha, ich leite das Team.“

Shisui stellte sich ebenfalls vor, genau wie Mie und Yuta.

Die alte Frau musterte uns ein wenig, aber keineswegs geringschätzig, und fragte dann: „Habt ihr auch einen Mediziner dabei?“

„Wieso?“, fragte Mie.

Die Frau deutete auf die dritte Person auf dem Wagen, einen Jungen von etwa fünfzehn, der tatsächlich einen Verband am Bein trug. „Er hat eine Verletzung am Schienbein, nicht groß, aber schwer genug, dass er nicht laufen kann.“

Shisui sah mich an, und ich hob die Hand. „Ich hab eine medizinische Grundausbildung, ich kann mir das mal ansehen.“
 

Wir blieben also noch ein wenig an diesem Treffpunkt und ich sah mir die Verletzung des Jungen an. Es war ein Wespenstich, der sich entzündet hatte. Ich kramte innerlich mein medizinisches Wissen heraus und suchte in meiner Tasche nach meinem Verbandszeug. Die Wunde musste gereinigt werden, und als ich sie desinfiziert hatte, ließ ich ein wenig Chakra hindurchlaufen, das die Entzündung reduzierte und die Haut wieder zusammenwachsen ließ. Da es nur eine kleine Verletzung war, brauchte ich dazu nicht viel Chakra und hatte den Stich bald nahezu geheilt.
 

„Du bist doch echt jünger als ich, oder?“, fragte der Junge.

„Ich bin gerade zehn geworden“, sagte ich.

„Und da bist du schon Teamleiter und kannst solche Sachen?“

Die Art, wie er das fragte, machte mich innerlich verlegen, und Shisui, der neben mir stand, rettete für mich die Situation: „Itachi ist in unserem Dorf der Rekordhalter für die besten Abschlüsse als jüngster Teilnehmer. Er ist richtig gut, auch wenn er erst zehn ist.“

Die alte Frau wandte sich zu uns um und sagte: „Das ist eben der Uchiha-Clan … Ich habe gehört, Yoneko Uchiha führt den Clan immer noch?“

„Ja“, sagte ich.

„Bist du ihr direkter Nachkomme?“

„Sie ist meine Urgroßmutter.“

Die Frau sah mich einen Moment lang an, so als kramte sie in ihrer Erinnerung. „Wie bist du mit Madara Uchiha verwandt?“

„Er ist ein Cousin meiner Eltern und mein Pate. Aber … Madara ist nicht mehr da, er ist nach dem Krieg verschwunden und wir wissen nicht, wohin.“

„Das ist traurig. Wo Yoneko doch so stolz auf ihn war …“

„Sie ist jetzt stolz auf Itachi“, sagte Shisui.
 

Die alte Frau lächelte. „Sollte sie auch sein, wenn er mit zehn Jahren schon Mediziner ist.“

„Meine Mama ist auch Ärztin“, sagte ich. „Ikue Uchiha.“

„Du bist Ikue Uchihas Sohn? Dann ist es ja wirklich kein Wunder, dass du schon Medizinisches Ninjutsu beherrschst“, sagte der Mann, der das Pferd führte.

Diese Aufmerksamkeit wurde mir schon wieder unangenehm, auch wenn ich andererseits sehr stolz war, Mamas Kind zu sein, der Sohn der berühmten Ikue Uchiha, die dafür bekannt war, ihr Sharingan in ein starkes medizinisches Werkzeug verwandelt zu haben.

Ich sah zu Shisui, der bemerkte, was los war, und rettete mich wieder: „Lasst uns mal los gehen, sonst wird Itachi hier noch rot bei so viel Komplimenten.“
 

Wir brachen also gemeinsam auf, und Shisui übernahm seinem Temperament entsprechend die meiste Konversation. Er war nun mal extrovertierter als ich und zog damit auch eher die Aufmerksamkeit auf sich.

Ich dagegen ging einfach nur mit, machte mich quasi unsichtbar und hatte nach außen hin meine nachdenkliche Fassade, wie so ein „Bitte nicht stören“-Schild, hinter dem ich mich gut verstecken konnte. Es fiel mir nicht schwer, ich mochte das, nur zuzuhören und dabei unauffällig und still zu sein. Nach der vielen Aufmerksamkeit eben tat es mir gut, dass Shisui das Reden übernahm und ich mich wieder zurückziehen durfte. Das Einzige, was ich tun musste, war, zu zeigen, dass ich zuhörte und nachdachte, sonst nichts.
 

„Was denkst du, Itachi?“, fragte Shisui mich, als wir eine ganze Weile später an einem kleinen Gasthaus vorbei kamen und der Junge, dem ich das Bein versorgt hatte, fragte, ob er etwas zu Essen kaufen durfte.

Ich war sofort wieder auf Sendung und antwortete: „Einer kann rein gehen und für alle Essen rausholen.“

„Besser nicht zu lang bleiben?“, fragte Shisui.

Ich nickte, wandte mich dann zu Mie um. „Was sagst du?“

Sie zog ihre Landkarte hervor und sah hinein. „Wir sind schon ziemlich nah am Regengebiet“, sagte sie. „Ab hier müssen wir damit rechnen, dass mögliche Angreifer ihren Heimvorteil nutzen. Die Leute hier nutzen Jutsus, die sehr gut an den Regen angepasst sind.“
 

Der Junge ging dann in das Gasthaus und holte Lunchboxen für alle heraus, Shisui hatte ihn dabei genau im Blick. Ich sah zu, wie Mie in ihrer Landkarte las und die Umgebung analysierte, und bemerkte, dass die Spannung stieg. Die Grenze zum Regenland war zwar noch recht weit entfernt, doch wenn der Regen bis hierher zog, dann konnte das auch bedeuten, dass mögliche Angreifer, die den Regen zu nutzen wussten, schon hier waren.

„Ich kenne diese Leute“, sagte Mie. „Sie folgen dem Regen, so weit wie sie können. Je größer das momentane Regengebiet ist, desto mehr Möglichkeiten haben sie.“

„Was sollten wir tun?“

„Kein Feuer machen. Feuer ist ihnen hoffnungslos unterlegen, und das wissen sie.“

„Bedeutet, dass wir keine Feuerversteck-Jutsus anwenden können.“

„Genau.“
 

„Shisui!“, rief ich nach meinem Cousin. „Wir müssen die Lage besprechen!“

Shisui stand eine Sekunde später neben mir. „Alles klar, was gibt’s?“

„Unsere Gegner sind Leute aus dem Regenland“, sagte Mie. „Feuerversteck könnt ihr vergessen.“

„Na klasse.“ Shisui seufzte. „Und was dann?“

„Genjutsu und Taijutsu.“

„Oder Kopieren …“, sagte Shisui noch. „Bin zwar nicht Kakashi Hatake, aber passt schon.“

Mie wandte sich wieder zu mir um. „Du bleibst bei Genjutsu, stimmt’s?“

Ich nickte. „Ja.“

Yuta kam dazu, er hatte unsere Besprechung mit ein wenig Entfernung angehört und sagte nur: „Genjutsu dürfte kein Problem sein, oder?“

„Ich denke, nicht“, sagte Mie.
 

Wir nahmen das gekaufte Essen mit und setzten den Weg fort. Und je näher wir dem Regengebiet kamen, desto angespannter wurde die Stimmung. Mie hatte die ganze Zeit ein Gerät in der Hand, mit dem sie das Wetter analysierte, und Shisui aktivierte irgendwann seine Sharingan, um die Umgebung besser lesen zu können.

„Eigentlich ist das Regenland viel kleiner. Aber wenn sowieso vom Meer aus mehr Regen übers Land zieht, dann dehnt sich auch der Aktionsradius der Regenleute aus. Ihre Jutsus sind abhängig vom Regen und angepasst an dieses Land“, erzählte Mie.

„Wie sind diese Leute denn?“, fragte Shisui.

„Die Menschen in Ame Gakure sind pessimistischer als wir. Sie kennen nur Regen, Kälte und Dunkelheit. Und sie sind arm.“

„Es geht ihnen also nicht gut?“

„Nein. Und wegen der Schäden der letzten Kämpfe und des Kriegs sind die Menschen sehr bitter und glauben nicht an dieselben Dinge wie wir.“
 

Irgendwas an dem, wie Mie das sagte, ließ mich auf einmal an Madara denken. Vielleicht nicht mal verwunderlich, denn Ame Gakure war der Ort, wo man ihn zuletzt gesehen hatte, nach der finalen Schlacht am Ende des Krieges.

Und auf einmal hatte ich eine Idee, eine Ahnung, einen Gedanken, warum Madara vielleicht damals weg gegangen war: Wenn die Menschen in Ame Gakure so bitter, traurig und arm waren, nur Kälte und Dunkelheit kannten, und er das gesehen hatte … Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass diese traurige, kalte Umgebung seine hilfsbereite Fürsorglichkeit wecken würde. Madara glaubte zutiefst an das Gute, er war jemand, der so etwas wie Dunkelheit und Kälte nicht einfach so stehen lassen konnte. Er würde sich irgendetwas ausdenken, irgendetwas tun, um zu helfen.

Ich hatte keine Hinweise, kein konkretes Wissen, aber in diesem Moment war ich mir sicher: Madara war noch irgendwo da draußen, er hatte irgendeine Mission, und die hatte ganz sicher etwas damit zu tun, dass er in Ame Gakure gewesen war und das Elend dort gesehen hatte. Er wollte nicht gefunden werden, weil er noch nicht fertig war mit dieser Mission, und er würde irgendwann zurück kommen nach Konoha, und uns allen strahlend verkünden, dass er irgendwo die Welt ein bisschen besser gemacht hatte. Er hatte seinen Traum, Hokage zu werden, sicher nur aufgeschoben oder gegen etwas eingetauscht, was ihm dieselbe Erfüllung gab, irgendeine Arbeit, die vielleicht mit Hilfe, Kindern und positiven Lehren zu tun hatte.
 

„Itachi?“, riss mich Shisui aus meinen Gedanken. „Was denkst du gerade?“

„Ich hab an Madara gedacht … Weil er ja zuletzt in Ame Gakure gesehen wurde …“

„Es weiß immer noch niemand, wo er ist, oder?“

„Nein. Aber ich habe … eine Ahnung. Ich weiß, er ist noch da draußen, und er ist nicht desertiert.“

„Was denkst du, wo er sein könnte?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Wo, keine Ahnung. Aber ich weiß irgendwie, dass er irgendeine Sache macht, die … ihm eben wichtig ist.“

„Wichtiger als unser Dorf?“

„Weiß ich nicht. Aber jemand wie er … kann auch Konoha-Ninja sein, ohne das Stirnband zu tragen.“

Shisui nickte. „Das stimmt, das würde zu ihm passen.“
 

Über diesem Gespräch hatten wir eine Gegend mit dichterem Wald erreicht, der Weg wurde schmaler und hatte viele Löcher, in denen sich Wasser gesammelt hatte. Dieser Wald war schon erkennbar ein Teil des Regenlandes, die Bäume hingen voll mit Moos und anderen Pflanzen, die sich in so feuchter Umgebung gern ausbreiteten.

Wir hielten kurz an, um die Lage zu überblicken, und tatsächlich fühlte ich winzige Wassertröpfchen in der Luft, wie einen leichten Sprühregen. Wir hatten das Regengebiet erreicht.

„Ab jetzt müssen wir aufpassen“, sagte Mie. „Wer keine Waffen hat, bleibt ab jetzt auf dem Wagen. Und wer Waffen hat, hält sie griffbereit.“ Sie sah mich an, und die anderen auch. Ich war der Chuunin, der diese Mission leitete, und jetzt warteten alle auf meine Anweisungen. Irgendwo spürte ich innerlich eine Aufregung, weil ich jetzt verantwortlich war, aber diese Aufregung durfte ich nicht zeigen, nicht danach handeln.

Ich aktivierte meine Sharingan, Shisui tat es mir sofort gleich, und dann legte ich dar, was zu tun war:

„Yuta, du passt auf die Prinzessin auf. Mie, du meldest mir jede Veränderung sofort. Ich scanne alles andere ab, und Shisui, du hältst auch die Augen offen und, wenn irgendwas passiert, mir den Rücken frei.“

„Alles klar, Boss.“ Shisui salutierte und grinste.
 

Wir betraten den Wald, und jetzt war die Spannung so deutlich, dass ich ein Kribbeln spürte. Ich ging in Gedanken alle möglichen Szenarien durch, die passieren konnten. Unsere Gegner konnten einfache Straßenräuber sein, oder aber auch Leute, die einer größeren Gruppe angehörten. Und vielleicht, im schlimmsten Fall, sogar abtrünnige Ame-Ninjas. Ich suchte schon innerlich nach Jutsus, die ich würde anwenden können. Genjutsu, denn das Feuerversteck fiel in dieser Umgebung und, wie auch schon gesagt, bei solchen Gegnern, aus. Wir durften auch in keine längere Kampfhandlung verwickelt werden, denn wir hatten Zivilisten dabei. Ich entschied, auch Tsukuyomi einzusetzen, wenn es sein musste, um einen etwaigen Kampf schnell zu beenden.
 

Ein winziges Geräusch, ein Rascheln, das ein anderer wahrscheinlich nicht mal bemerkt hätte, ließ mich aufhorchen. Es klang nur ein winziges bisschen anders als das Rascheln der Blätter im Wald, und ich war binnen Sekundenbruchteilen wachsam, wusste intuitiv, dass ich jetzt aufpassen musste.

Ich hatte von klein auf, seit meinem zweiten Lebensjahr, mit einer Kerze meditiert und trainiert, sie zu beobachten und jegliche, noch so winzige Veränderung ihrer Flamme wahrzunehmen, und dieses Training zeigte sich nun, ich hatte wie auf Knopfdruck alle Sinne aktiv und wusste, dass die Gegner da waren, sie hatten uns im Blick.
 

„Sie sind hinter uns“, flüsterte Shisui neben mir, er hatte sie ebenfalls bemerkt. Natürlich. „Der Boden ist trocken, wo sie stehen.“

Ich schaute nach rechts und links, nur mit den Augen, ohne den Kopf zu drehen, und tatsächlich fehlte einer Pfütze auf dem Weg das Wasser. Wie ich das nicht hatte bemerken können, wusste ich nicht, und Shisui hatte sich dasselbe gefragt, er flüsterte: „Als wir an der Stelle waren, war das noch nicht so.“

„Was denkst du?“

„Irgendein Jutsu.“

„Wo sind sie?“

„Im Gebüsch neben dem Weg.“

„Soll ich?“

Ich nickte, und Shisui war verschwunden. Er war extrem schnell, noch schneller als ich. Wenn es um extreme Geschwindigkeit ging, konnte Shisuis Technik es beinahe mit dem Highspeed-Jutsu des vierten Hokage aufnehmen. Er war zu einer solchen Geschwindigkeit fähig, dass er bei der Anbu, wenn er dort unter Maske und Anonymität arbeitete, der „Teleporter“ genannt wurde.
 

Nur einen Moment später knallte es hinter uns und es gab eine dichte Rauchwolke. Yuta wandte sofort ein Schutzschild-Jutsu für unsere Zivilisten an, und ich versuchte, in den Rauch hinein zu blicken. Shisuis Name lag mir auf der Zunge, doch bevor ich irgendwas sagen konnte, stand er schon wieder neben mir.

„Pseudoninjas“, sagte er und grinste. „Das Wasser war für ein einfaches Bombenjutsu, und verstecken konnten sie sich gut. Mehr aber auch nicht.“

Ich drehte mich wieder um und da lagen sie hinter uns, zwei Männer mit Schals vor den Gesichtern, die ziemlich eindeutig nicht damit gerechnet hatten, dass jemand wie Shisui ihr Gegner sein würde.

„Was hast du gemacht?“, fragte ich.

„Taijutsu. Mehr brauchten die auch nicht.“
 

Wir setzten unseren Weg durch den Wald fort, weiter wachsam und genau auf jede Veränderung achtend. Die nächsten Gegner konnten durchaus gefährlicher sein …
 

Die nächste verdächtige Sache, die ich wahrnahm, war dann auch noch mal deutlich subtiler. Irgendwo hörte man entfernt einen Vogel pfeifen, und dann geschah nichts weiter, als dass dieser Vogel verstummte. Aber meine Intuition hatte daran irgendetwas bemerkt. Ich wusste selbst nicht mal, was genau.

„Shisui“, flüsterte ich, „Da ist noch was.“

„Der Vogel?“, fragte er zurück.

Ich nickte, blickte in den Wald hinein, konnte aber nichts erkennen, auch mit Sharingan nicht.

„Andere Seite …“, flüsterte Shisui. „Zwei …“ er kam nicht dazu, weiter zu sprechen, ein surrendes Geräusch unterbrach ihn und er packte mich am Arm, zog mich zu sich heran, und Sekunden später steckte da, wo ich eben noch gestanden hatte, ein Kunai im Boden, mit einem Netz daran, wie man es verwendete, um einen Gegner am nächsten Baum festzumachen.

„Yuta!“, hörte ich Mie rufen, „Schutzschild!“
 

Ich sah nicht hin, denn in dem Moment kam direkt aus dem Dickicht des Waldes eine schwarz vermummte Gestalt auf mich zu. Shisui war hinter mir, wieder war dieses Surren zu hören und im nächsten Moment standen wir Rücken an Rücken, weil von der anderen Seite ein zweiter Gegner angriff.

„Kein Feuer“, dachte ich nur, denn mein erster Reflex wäre das Jutsu der Phönixblume gewesen.

Shisui wandte Schattendoppelgänger an, blieb bei mir und ließ den Doppelgänger angreifen, binnen Sekunden war er mitten im Kampf.

Mein Gegner dagegen stand ein Stück vor mir, ohne anzugreifen, und ich wunderte mich schon, das war nicht normal. Er hatte mich als erster angegriffen, aber nun stand er da und tat nichts, sah mich nur an.

Shisuis Kampf entwickelte sich dagegen schnell, und er konnte nicht mehr so nah hinter mir bleiben. Das war nicht gut, ich konnte meinen Gegner nicht einschätzen und brauchte die Sicherheit im Rücken.

Statt Shisui stand dann aber auf einmal Mie hinter mir, während Yuta unsere Reisenden beschützte.
 

„Was ist?“, fragte ich meinen vermummten Gegner.

„Seit wann schickt Konoha Gakure kleine Kinder auf Missionen?“, fragte er zurück.

Und ich verstand, dass meinem Gegner das, was ich selbst schon gar nicht mehr im Bewusstsein hatte, verwunderlich erschien: Ich war ja kleiner als er und erst zehn Jahre alt.

Seine Überraschung war unübersehbar, als ich mein Schwert griff und mich in Position brachte, ihn anzugreifen. Erst als ich meine Sharingan wieder aktivierte, schien ihm ein Licht aufzugehen. Aber da war es schon zu spät für ihn, ich hatte Tsukuyomi innerlich greifbar und ließ es kommen, den Kampfraum mit hunderten Doppelgängern darin, die ihn dort wie in einem Kristallkaleidoskop aus allen Richtungen mit meinem immer gleichen Schwert angriffen.

Und kurz, bevor er das Bewusstsein verlor und vor mir zusammensank, sah er mich noch mal an, und ich sagte nur: „Ich leite diese Mission. Ich bin kein kleines Kind.“
 

„Alles gut, Itachi?“, fragte Shisui hinter mir. Er hatte seinen Kampf ebenfalls gewonnen.

Ich nickte.

„Dem hast du’s gegeben.“

„Ich bin kein kleines Kind“, sagte ich nur.

„Nee, bist du nicht.“ Er grinste. „Du bist große Klasse, Bruder.“

Als er „Bruder“ sagte, musste ich auf einmal an zu Hause denken, an Sasuke und Mama. Und auch wenn ich diese Mission gewissenhaft führen wollte, ich sehnte mich einen Moment lang nach zu Hause. Ich fühlte eine Teilung in mir, den teamleitenden Chuunin einerseits und den zehnjährigen, hochsensiblen Jungen andererseits.

Shisui las mich wie ein offenes Buch, er lächelte, legte mir seinen Arm um die Schultern und hatte die andere Hand in seiner Tasche, zog eine Packung der Dango heraus, die wir vorhin gekauft hatten.

„Hier, nimm“, sagte er und riss die Packung auf, ich zog einen der Spieße heraus und biss in den ersten, rosafarbenen Knödel, er schmeckte süß.
 

Wir setzten unseren Weg durch den Wald fort, eine Weile passierte nichts. Ich fühlte, wie mich der Junge, dessen Wespenstich ich versorgt hatte, beobachtete, und musste dadurch daran denken, wie ich war und wie ich wirkte, gerade auch auf Zivilisten.

Für die Zivilisten in Konoha war ich der Clanerbe der Uchiha, fast wie eine Art Prinz, und dazu eben auch noch das hochbegabte Wunderkind. Menschen außerhalb des Dorfes kannten auch oft meinen Namen, und es passierte nicht gerade selten, dass ich auf Leute traf, die mich, wenn ich mich vorstellte und zu erkennen gab, genauso anschauten wie die Zivilisten im Dorf, mit diesem bewundernden, fast ehrfürchtigen Blick. Und auch wenn ich zugeben musste, dass es mir auch manchmal schmeichelte, meistens war es mir eher unangenehm.

Ich mochte vieles von dem, was ich konnte, ich mochte meine Familie und mein Dorf, und ich kannte es ja auch nicht anders. Aber wenn man mich gefragt hätte, wo und wie ich leben wollte und mich am wohlsten fühlte, dann würde meine Antwort sein, dass ich am liebsten zu Hause war, bei Mama und meinem kleinen Bruder, und dass ich mich schon auch danach sehnte, nicht aufzufallen. Einfach irgendwie „normal“ zu sein, auch wenn ich zugleich nicht wusste, was dieses Wort eigentlich bedeuten sollte.
 

Während wir weiter unserem Weg durch den dunklen Wald folgten, hatte ich nach außen hin alle Sinne aktiv, wir rechneten mit weiteren Angriffen, und ich wusste, Shisui hielt für mich mit die Augen offen, während ich den weiteren Verlauf der Mission gedanklich durchspielte.
 

Und dann, irgendwann, als wir aus dem dunkelsten Teil des Waldes herauskamen, hatte ich auf einmal … ein Gefühl, einen Gedanken, den ich mir selbst nicht erklären konnte:

Was, wenn Madara das Regenland nie verlassen hatte? Wenn er immer noch hier war? Ich hatte dieses bestimmte Gefühl, er war hier irgendwo, nicht in der Nähe, aber auch nicht allzu weit entfernt. Und falls diese Mission uns zu dem Ort führen sollte, wo er war, was würden wir tun? Ich war mir sicher, dass Madara es bemerken würde, wenn sich unsere Wege kreuzen könnten.
 

„Itachi?“, sprach Shisui mich an, „Was denkst du gerade?“

„Madara …“, sagte ich. „Es könnte ja sein, dass er immer noch hier ist …“

„Wenn er nicht gefunden werden will, werden wir ihn nicht finden.“

„Ich will ihn nicht suchen. Er wird seine Gründe haben, dass er seine Spuren verwischt.“
 

Wir erreichten ein Dorf, einen kleinen Ort mit Feldern darum herum, und auf den ersten Blick wirkte es wie ein ganz normales Bauerndorf. Doch dann, als wir um eine Kurve herum kamen, bemerkten wir den Geruch von Rauch und sahen auch eine Rauchsäule über den Häusern.

„Ein Überfall?“, fragte Shisui. „Von einer der Ame-Banden?“

„Wir sehen uns das an“, sagte Yuta. „Kommst du mit mir, Shisui? Itachi, du bleibst bei unserer Gruppe.“

„Ich kann doch auch nen Schattendoppelgänger mitschicken.“

„Okay.“

Und so blieb ich bei den Zivilisten, Mie saß auf dem Wagen und las die Wettergeräte aus, und mein Schattendoppelgänger begleitete Shisui und Yuta.
 

Als die beiden wieder kamen und ich meinen Doppelgänger auflöste, erfuhr ich, dass es in dem Dorf einen schweren Unfall mit seltsamen Schäden gegeben hatte, die sehr danach aussahen, als lebte in diesem Ort eine der unbekannt und versteckt lebenden Kekkei Genkai Familien.

Drei Bauern waren umgekommen, zwei Häuser abgebrannt und die Überlebenden sprachen von schwarzer Hexerei.

Yuta hatte in den Ruinen etwas gefunden, eine geheimnisvolle, versiegelte Kiste, die wir vorsichtig öffneten. Darin befanden sich mehrere Schriftrollen und obenauf ein Umschlag mit einem roten Siegel darauf. Das Siegel zeigte eine stilisierte Wolke und einen dahinter halb verborgenen Vollmond. Und irgendwas daran, ich wusste nicht was, kam mir vertraut vor.

Als ich den Umschlag in die Hand nahm, spürte ich eine feine Vibration im Papier, und das, was darin geschrieben stand, bestätigte den Verdacht, dass es hier eine Familie mit Kekkei Genkai gab. Es handelte sich um einen in Dogo verfassten Brief an solche Familien, in dem sie aufgefordert wurden, sich erkennbar zu machen, und sich in einem bestimmten Dorf weiter westlich, ganz in der Nähe der Berge, zu melden. Es war die Rede von einem neuen Ort, an dem sie als begabte Clans akzeptiert und gefördert werden würden. Unterschrieben war der Brief nur mit einem rätselhaften Pseudonym: „Der Schatten des tiefroten Mondlichts“

Die Handschrift war sehr ordentlich und absolut neutral. Wer auch immer diesen Brief geschrieben hatte, wusste seine Identität darin vollständig zu verbergen.

Doch der Namen „Schatten des tiefroten Mondlichts“ … ich konnte nicht umhin, dass ich das Gefühl hatte, diese Worte sollten mir etwas sagen.
 

„Da sucht jemand nach Kekkei Genkai Clans“, sagte ich.

„Wir nehmen die Kiste mit. Vielleicht kann unsere Spurenabteilung in Konoha was damit anfangen“, erwiderte Yuta.

„Und was ist mit unserer Mission?“, fragte die alte Frau auf dem Wagen.

„Wir gehen weiter“, sagte ich.
 

Während wir unseren Weg also fortsetzten, dachte ich noch über diesen Brief nach. Die Vibration im Papier, die betont neutrale Handschrift, der eigenartige Deckname des Verfassers … Der Brief war in Dogo verfasst worden, und ich übersetzte ihn gedanklich in Senningo. Akatsuki-hikari no Kage. Kage? Jemand schrieb einen Brief, suchte nach begabten Clans, bot ihnen an, sich an einem Ort einzufinden, wo ihre Fähigkeiten gebraucht wurden, und bezeichnete sich als „Kage“?

In meinem Kopf sprang eine Klappe auf, ich dachte an das, was ich über die Gründung von Konoha Gakure wusste: Der Hokage der Ersten Generation hatte es ähnlich getan: Er hatte begabte, mit den Senjuu befreundete Familien und Clans zusammen gesucht und eingeladen, hatte dem neunschwänzigen Fuchs das Land abgekauft, auf dem er das Dorf errichten wollte, und so war Konoha entstanden.

Irgendwo war jetzt also jemand, der dasselbe versuchte. Jemand, der Clans anschrieb, um ein neues Dorf zu gründen, und der vielleicht sogar die Gründungsgeschichte von Konoha Gakure kannte. Die anderen Dörfer waren auf andere Weisen entstanden. Konoha war das einzige der fünf Versteckten Dörfer, das durch eine einzelne Person aktiv gegründet worden war.
 

Ich sah zu Shisui, der ein Stück weiter neben mir ging, und er bemerkte meinen Blick und erwiderte ihn. Mit einer subtilen Bewegung meiner Hand bedeutete ich ihm, näher heran zu kommen, und wir gingen beide langsamer, bis die anderen ein Stückchen entfernt von uns waren.

„Was denkst du, Itachi?“, fragte Shisui. „Noch der Brief?“

Ich nickte. „Ich glaube, ich weiß, wer ihn geschrieben hat.“

Einen Moment lang hing der Verdacht zwischen uns in der Luft, und Shisui kannte mich gut genug, um zu erkennen, was ich dachte:
 

„Madara?“, fragte er flüsternd.

Ich nickte.

„Wie kommst du auf ihn?“

„Jemand gründet ein Dorf, als einzelne Person, und bezeichnet sich selbst als Kage des tiefroten Mondlichts. Jemand sucht dafür nach begabten, marginalisierten Clans, so als würde er zugleich Kräfte suchen und ein gutes Werk tun wollen. Und dieser Jemand ist hier, im Regenland. Er sieht hier eine Aufgabe.“

„Kann doch auch jeder andere sein, die Gründungsgeschichte von Konoha ist schließlich bekannt.“

„Aber wer ist denn schon so idealistisch? Die Leute hier in Ame selbst sicherlich nicht. Nein, ich bin mir sicher, es ist jemand von außerhalb. Und es ist jemand, der Hashirama Senjuus Geschichte sehr genau kennt. Ein enthusiastischer Idealist, der die Welt verbessern will, und der Konohas Gründungsgeschichte nachstellt, um selbst Kage zu sein, weil er das als seine Mission ansieht. Weil er das Elend in Ame Gakure gesehen hat. Ich sag dir, wir reden hier über Madara.“

„Und wo ist er?“

„Das weiß ich auch nicht. Am ehesten wohl in den Bergen zum Windreich hin, so wie es in dem Brief steht. Aber die liegen völlig abseits unserer Route, da müssten wir direkt durch Ame Gakure. Das schaffen wir nicht. Und selbst wenn, ich würde ihn jetzt nicht suchen. Wenn er wirklich derjenige ist, der das geschrieben hat und gerade ein neues Dorf aufbaut, dann wird er von sich aus Kontakt aufnehmen, weil er Verbindungen zu Konoha sucht. Er ist nie desertiert, er hat nur seine Mission, und wenn die geschafft ist, wird er wieder kommen. Madara ist mein Pate, ich kenn ihn gut genug.“

„Ich behalte das für mich“, sagte Shisui. „So lange, bis es Beweise gibt.“

„Ja. Oder so lange, bis er sich wirklich von sich aus wieder meldet.“
 

Wir holten wieder zur Reisegruppe auf und das Thema war fürs erste erledigt. Ich legte es innerlich im Tsukuyomi ab, damit ich nicht weiter darüber nachdachte, und wir setzten die aktuelle Mission mehr oder weniger einfach fort.
 

Mie hatte eine neue Route berechnet, da der Regen wieder deutlich zunahm und somit auch die Gefahr von Überfällen wieder stieg. Wir mussten das Regenland so schnell wie es ging, wieder verlassen.

Zwischen dem Regenland und der Wüste des Windreiches befanden sich hohe Berge, die überhaupt der Grund waren, warum es hier so stark regnete und in der Wüste direkt dahinter eben nicht mehr. Die Berge waren so hoch, dass der Regen an ihnen hängen blieb und durch den Wind über den Gipfeln wieder zurück in Richtung der Wälder des Feuerreiches getrieben wurde. Und so waren diese Berge eben auch zu hoch, als dass wir sie mit einer Gruppe Zivilisten und einem Ochsenwagen schaffen würden, wir mussten sie umgehen und das Regenland wieder verlassen.
 

Es gab ein weiteres Land, einen dünn besiedelten Streifen zwischen Feuerreich und Windreich, der ebenso an hohe Berge grenzte, doch dort gab es einen einzigen Punkt, an dem man diese Berge relativ gut überqueren konnte. An diesem Punkt würden Ninjas aus Suna Gakure unsere Reisenden übernehmen und sicher in ihr Dorf begleiten können.

Mie hatte einige mechanische Brieftauben dabei, und eine davon schickte sie uns voraus, damit Suna Gakure informiert war, dass wir auf dem Weg zu dieser Stelle waren.
 

Als der Regen noch mal stärker wurde, hielten wir Ausschau nach einem Unterstand, doch das Einzige, was wir fanden, war ein kleiner, verfallener Schuppen, hinter dem direkt ein weiterer Regenwald begann. Es wurde kalt und dunkel, und ich dachte an die Menschen, die hier lebten. Mie hatte gesagt, die Menschen von Ame Gakure waren pessimistische, bittere Charaktere, die nicht an dieselben Dinge glaubten wie wir aus Konoha. Und angesichts dieser Umgebung konnte ich mir das gut vorstellen.
 

Ich sah zu Yuta, der gerade mit Shisui sprach, und bemerkte einen Schatten, nur einen Bruchteil einer Sekunde, bevor Shisui ihn ebenfalls bemerkte: Jemand war über uns, versteckt im dichten Regen, wie eins geworden mit dem Wasser. Kein einfacher Bandit, sondern ein Shinobi, einer der Ame-Ninjas, die völlig vereint mit dem Regen waren.

Yuta hatte sofort sein Schwert in der Hand und Shisui war so schnell verschwunden, dass ich erst nicht wusste, wo er war. Und der Ame-Ninja über uns hatte mich im Visier. Vermutlich, weil er mich nicht kannte oder nicht erkannte.

„Yuta!“, hörte ich Mie rufen, und sah, wie der Anbu wieder einen Schutzschild um unsere Reisenden aufbaute. Das alles geschah innerhalb weniger Sekunden, und als ich meine Sharingan aktivierte, sah ich besser, was wirklich geschah, die Sharingan ermöglichten mir, dass ich wie durch eine Zeitlupe das sehen konnte, was für normale Augen zu schnell war.
 

Shisui war in einen Kampf mit einem zweiten Kämpfer verwickelt, der zu dem ersten Angreifer offenbar dazu gehörte. Ich sah meinen Cousin, wie er nur hin und wieder aufblitzend zu erkennen war, er nutzte seine Teleporter-Technik, doch sein Gegner schien so sehr mit dem Regen vereint, dass selbst Shisuis unglaubliche Geschwindigkeit den Kampf nicht sofort beenden konnte.
 

Ich hatte jedoch keine Zeit mehr, das zu beobachten, denn nun griff der erste Ninja mich an, und er hatte jede Menge Shuriken, die anders aussahen als jene, die ich selbst benutzte und kannte. Sie waren flacher und runder, perfekt an den strömenden Regen angepasst. Und ich fühlte, dass ich ihm in Sachen Elemente völlig unterlegen war. Mie hatte Recht, mit reinen Feuerelement-Angriffen hätte ich hier überhaupt keine Chance.

Zuerst konnte ich nichts anderes tun, als auszuweichen, ihn auf Abstand zu halten. Ich versuchte mehrmals, Genjutsu zu verwenden, doch durch den starken Regen fehlte mir die Ruhe, die ich dafür brauchte. Ich war das Kämpfen in einem derart starken Regen einfach nicht gewohnt, dieser Regen war etwas völlig anderes als der, unter dem ich in Konoha trainiert hatte.

Mein Gegner drängte mich in Richtung des kalten, dichten Regenwaldes, und es war klar, dass ich ihm auch darin unterlegen war. Auch wenn Kämpfe im Wald mir eigentlich vollkommen vertraut waren, zu den absoluten Grundlagen meiner Ausbildung gehört hatten, wie für jeden Shinobi aus Konoha, dieser Wald war anders. Der Ame-Gakure-Regen veränderte alle Bedingungen.

Ich versuchte, hoch zu kommen, über den Wald, auf die Baumkronen. Nur nicht in das dichte, triefnasse Unterholz geraten …! Und um genug Kraft zu haben, ließ ich mein Feuer-Element nach innen wirken, es wärmte mich, bis ich die Kälte des Regens nicht mehr so sehr spürte.
 

„Itachi! Alles okay?“, hörte ich Shisui rufen.

„Geht so“, antwortete ich laut.

„Bin gleich … da! Der hier …“, er wurde von metallischem Kreischen unterbrochen, „… der ist ganz schön hartnäckig!“

Das Tsukuyomi hatte im Laufe der Jahre bewirkt, dass ich irgendwie die Fähigkeit zu höherer Körpertemperatur hatte, es wärmte mich bis zu einem Grad, der bei anderen Menschen schon leichtes Fieber bedeutete. Und diese Fähigkeit nutzte ich jetzt, um beweglich zu bleiben, trotz des kalten Regens.

Ich wich wieder einem Hieb aus, lockte meinen Gegner weiter nach oben, erwischte mit meinen Füßen einen Ast, ließ Chakra laufen, um darauf stehen zu können, und hatte dann eine Sekunde, mehr brauchte ich nicht, um Tsukuyomi kommen zu lassen. Ich konnte meinen Gegner kaum sehen, seine Angriffe waren mehr hör- als sichtbar, weil er so sehr mit dem Regen verschmolz. Er hatte noch nicht ein einziges Wort gesprochen.
 

Doch auf einmal blieb er in der Luft stehen, zwar nur für einen Moment, aber lang genug, damit ich ihn endlich sah. Er war voll maskiert, ich hatte nur einen kurzen Augenblick, in dem ich seine Augen sah, und er schien sich, wie so viele, doch irgendwie zu wundern, dass er in mir einen Gegner hatte, der aussah wie ein Kind.

Und diesen Moment konnte ich endlich nutzen, um zuerst ein einfacheres Genjutsu zu bilden und auf ihn anzuwenden, und dann seine Verwirrung ebenfalls zu benutzen: Ich öffnete Tsukuyomi, nahm ihn unter dem ersten Genjutsu mit hinein und fühlte, wie überrascht er war. Der Raum, in den ich ihn holte, war eine zeitreduzierte Dimension, mit der ich innerhalb weniger Augenblicke das Zeitgefühl des Gegners vollständig desorientieren konnte.
 

„Wer … wie …?“ Zum ersten Mal sagte er etwas. Seine Stimme machte seine Angst deutlich.

„Tut mir leid“, erwiderte ich.

Er sagte nichts, sah mich nur an. Es tat mir irgendwie wirklich leid, aber ich durfte es nicht zeigen.

„Wer bist du?“, fragte er dann. „Du siehst aus … wie ein Kind.“

„Tut mir wirklich leid für dich, dir das sagen zu müssen: Ich bin Itachi Uchiha, und du bist in meiner Welt. Wenn du aufwachst, wirst es eine ganze Weile dauern, bis du wieder kämpfen kannst.“

Mit diesen Worten ließ ich die ganze Kraft des Tsukuyomi über ihn kommen, und als ich ihn wieder heraus ließ, hing er bewusstlos über dem Ast, wo er mich angegriffen hatte.
 

Im nächsten Moment stand Shisui neben mir. „Alles okay?“

„Er war stark.“

„Aber du hast ihn besiegt.“

„Ich konnte ihn … nicht umbringen.“

„Wolltest du nicht?“

„Ich kann das nicht.“

„Du hast ihn besiegt, das reicht.“

„Hast du deinen besiegt?“

Shisui nickte. „Vollständig.“

„Ich kann so was nicht.“

„Ist doch okay.“ Shisui lächelte. „Du bist schließlich Mediziner, Itachi. Jemanden wirklich zu töten widerspricht deinem Kodex.“
 

Wir blieben noch etwa eine halbe Stunde bei dem Unterstand, so lange, bis der schlimmste Regen wieder vorbei war.

Ich nutzte die Zeit, um diesen Regen zu analysieren, das war wichtig, falls uns in diesem Wetter noch mal jemand angriff. Der Regen von Ame Gakure war besonders dicht und hatte eine Energie in sich, eine Reibung und Verschmelzung aus größeren und kleineren Tropfen zugleich, wie eine zeitgleiche Vermischung aus Starkregen und Nebel, und die Ninja hier kannten diese Eigenschaften genau so gut wie wir aus Konoha unseren Wald kannten.
 

Als wir unseren Weg vor dem Regenwald entlang fortsetzten, immer achtsam, nicht in den Wald selbst zu geraten, weil dieser so unfassbar dicht und nass war, kam mir ein Gedanke, der die These, dass Madara noch hier im Regenland war, weiter bekräftigte:

Ich kam darauf, weil ich mich fragte, wie stark ein Feuerversteck-Jutsu vielleicht sein musste, um nicht vom Regen ausgelöscht zu werden, sondern den Regen auszutrocknen.

Und dabei fiel mir ein, dass es da wirklich ein Jutsu gab, das so etwas konnte: Amaterasu. Ihre Flammen trockneten und verbrannten auf Anweisung alles, auch Wasser. Ich selbst hatte noch keinen direkten Zugang zu Amaterasu, doch Madara beherrschte diese Flammen sehr gut. Und er als Idealist war sicher längst auf die Idee gekommen, mit diesem Jutsu für Wärme im kalten, dichten Regen zu sorgen.

Die Erbjutsu unseres Clans, Amaterasu, Tsukuyomi und Susanoo, waren nicht einfach nur starke Jutsu. Es waren Kräfte mit einem eigenen Wesen, und sie nur im Kampf zu nutzen wäre die reinste Verschwendung gewesen. Tsukuyomi war mein Ruheort, Susanoo der Schutzpatron der Kämpfer (wenngleich er auf mich nicht wirklich hörte, mehr auf Shisui) und Amaterasu stand nicht nur für zerstörerische, unbesiegbare Flammen, sondern auch für große Wärme und Schutz.
 

Shisui sah, dass ich nachdachte, und sprach mich an: „Worüber denkst du nach, Itachi?“

„Amaterasu und Madara. Amaterasu ist das einzige Feuer, das dieser Regen nicht zu löschen vermag. Ich glaube, Madara nutzt es jetzt für seine Mission hier.“

„Falls er die Person ist, die den Brief geschrieben hat …“

„Da bin ich mir inzwischen sicher“, sagte ich.

„Man müsste das Feuer befragen können“, sagte Shisui. „Ich kann es ja auch beschwören.“

„Aber es wird dir nicht antworten. Nicht, wenn Madara es um Stillschweigen gebeten hat.“

„Hm, ja …“ Shisui blieb kurz stehen, schaute zum Himmel, wo die Sonne als erkennbarer, blasser Kreis hinter den Wolken zu sehen war. „Ich frag mich nur, wann er wieder kommt, wenn er wiederkommen will. Es sind jetzt sechs Jahre.“

„Wenn er wirklich ein neues Dorf gründet, wird das Zeit brauchen. Aber ich bin mir sicher, irgendwann kommt er wieder.“
 

Am Abend dieses Tages erreichten wir die südliche Grenze des Regenlandes. Hier wurden die Berge steiler, der Ochsenwagen bekam Probleme, aber der Regen hörte endlich auf. Das Land südlich von Ame gehörte einem Feudalherrn, der mit seinen Samurai genug Streitkraft hatte und nur wenige Ninja brauchte. Deshalb gab es in diesem Land auch kein Verstecktes Dorf. An der Grenze wurden wir kontrolliert, doch als wir erstens den Auftragsbrief von Minato und zweitens den Ausweis der Prinzessin vorlegten, ließ man uns passieren.
 

Wir übernachteten auf einer Lichtung im Bergwald, und am nächsten Morgen standen die Suna-Ninjas da, die die Reisegruppe übernehmen wollten.

„Wie lief die Reise?“, fragte einer.

Ich erstattete Bericht über die beiden Angriffe und erwähnte nebenher auch den Unfall in dem Dorf. Dass wir Zeuge eines Brandunfalls geworden waren, aber nicht hatten helfen können. Natürlich sagte ich ihnen nicht, dass der Unfall durch Kekkei Genkai verursacht worden war, und schon gar kein Wort über Madaras Brief. Das ging nur Konoha etwas an, zählte schon als staatsrelevantes Geheimnis.
 

Die Suna-Ninjas übernahmen die Gruppe dann und Shisui, Mie, Yuta und ich machten uns auf den Heimweg. Wir nahmen den direkten Weg durch das Feudalland, verließen es noch am selben Tag und waren am nächsten Tag wieder in Konoha, da wir ohne die Gruppe viel schneller waren.

Mie und ich besprachen noch eine Zusammenfassung der Mission und ich ging dann allein zum Hokage, um ihm Bericht zu erstatten. Den Brief nahm ich mit.
 

Minato war gerade mit einer großen Schriftrolle beschäftigt, als ich in sein Büro kam. Ich klopfte an die offene Tür, er sah auf.

„Ich will nur Bericht erstatten“, sagte ich.

„Komm rein, Itachi.“ Er rollte die Schrift zusammen und stellte sie beiseite.

„Wir haben die Reisegruppe sicher bis zum Windreich begleitet und sie dann den Suna-Ninjas übergeben. Es gab zwei Angriffe auf dem Weg, aber niemand ist zu Schaden gekommen.“

Ich schloss die Tür hinter mir und fügte noch leise hinzu: „Und wir haben … noch etwas anderes entdeckt. Es ist … wichtig, denke ich.“

Minato verstand sofort, dass es um ein wichtiges Geheimnis ging. Er winkte mich an den Schreibtisch heran und ich trat nah davor, holte den Brief heraus und öffnete ihn.

„Was ist das?“

„Es gab einen Brandunfall in einem Dorf auf dem Weg, ein Unfall, der stark danach aussieht, als lebte dort eine verborgene Clan-Familie, eine mit Kekkei Genkai. Und wir haben in den Ruinen eines der Häuser diesen Brief gefunden.“

„Gib mir das“, sagte Minato, und ich reichte ihm den Brief. Er las ihn und ich sah, wie es dabei hinter seinen Augen arbeitete. „Das ist wirklich … interessant. Gut, dass du mir das zeigst.“

„Shisui und ich, wir glauben, dass wir auch wissen, wer diesen Brief geschrieben hat“, sagte ich.

Minato sah mich an, und ich wusste, er hatte denselben Verdacht. Er und Madara hatten sich ja auch gut gekannt.

„Madara?“, sprach er den Gedanken aus.

Ich nickte.

„Es würde tatsächlich zu ihm passen“, sagte Minato. „Ich werden den Brief an unsere Spurenabteilung weitergeben, die werden sich das anschauen.“

„Würde dann noch mal nach ihm gesucht werden?“, fragte ich. „Ich denke nämlich, er wird, wenn er das geschafft hat, was er wollte, sich von sich aus melden.“

„Du meinst, wir sollen ihm Zeit geben?“

„Ja. Ich bin mir sicher, er hat uns nicht vergessen.“

„In Ordnung. Wenn es sich ergibt, werde ich demnächst noch mal ein Team losschicken, das sich das alles genauer ansieht. Vielleicht auch eine Anbu-Gruppe …“

„Ich denke, wenn er wirklich ein neues Dorf aufbaut, dann wird er sich ohnehin von sich aus melden, er wird ja diplomatische Allianzen brauchen und so weiter.“

Minato dachte einen Moment nach, dann nahm er ein Buch von seinem Schreibtisch zur Hand und schrieb etwas hinein. „Ich schicke Ende nächsten Monats noch mal ein Team ins Regenland. Einfach damit wir ein klareres Bild bekommen, was dort los ist.“



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