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Chaos im Kopf

Bell x Flint
von

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Am seidenen Faden


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 10: Am seidenen Faden
 

Das Gespräch mit Poppy war nun schon etwas her, aber seitdem konnte er sich nicht mehr auf den normalen Schulalltag konzentrieren. Er wirkte fahrig, mit dem Kopf nicht beim Unterrichtsstoff und von Quidditch wollte er erst gar nicht anfangen. Was ein Problem war, da mittlerweile Adrian, sogar Graham, der sonst nie zwischen den Zeilen lesen konnte, seine Abwesenheit bemerkt hatten. Sich ständig Ausreden einfallen zu lassen, oder sie als Verrückt abzustempeln, war nicht besonders schlau, wenn er sein Verhalten nicht bald ändern würde. Aber er dachte viel zu sehr über die Sache nach und dauernd stellte er sich die Frage, wer ihr das angetan hatte. Wenn er das Arschloch finden würde, denjenigen in die Finger bekam... dann könnte er für nichts mehr garantieren.
 

Erneut versuchte er sich auf sein Buch zu konzentrieren, was er vor sich liegen hatte. Arithmantik. Eines seiner Lieblingsfächer, in dem er eigentlich ziemlich gut war, aber derzeit fiel ihm einfach alles schwer. Und das ständige Gegacker der weiblichen Front in seinem Gemeinschaftsraum machten die Sache nicht gerade besser.
 

„Ich hätte ja gerne Peakes Gesicht gesehen,... bestimmt zum Tod lachen.“, gackerte die ältere Greengrass zu ihren Freundinnen.
 

„Ich hoffe Bell hat sich alles zerschossen. Meint ihr sie fällt für die restlichen Spiele aus?“, fragte Parkinson hinterhältig grinsend, „Dann haben wir den Quidditchpokal diesmal sicher in der Tasche.“
 

Marcus schnaufte tief durch die Nase ein und aus. Sein Blut brodelte gefährlich.

Bells Zustand war alles andere, als sich darüber noch lustig zu machen und sich um das irrelevante Quidditchspiel Sorgen zu machen.

Ja, Slytherin und Gryffindor bekriegten sich schon immer. Manchmal auch auf unfaire Art und Weise und oft schossen sie auch übers Ziel hinaus. Jedoch ging es hier nicht um einen dummen Schülerstreich!
 

An dem Abend, als er bei ihr im Krankenflügel war, da hatte Poppy auch gesagt, dass Bell noch nicht außer Lebensgefahr war. Wenn man sich dann noch im Hinterkopf behielt, dass ihr Zustand bereits fast zwei Monate anhielt, war das alles noch mehr Besorgniserregend und jeder weitere Tag der verging, schwand die Hoffnung, dass sie jemals wieder aufwachte. Es ging hier also um Leben und Tod. Und das hatte niemand verdient. Kein x-beliebiger Gryffindor und schon gar nicht sie.
 

Was war also verkehrt bei dem Hühnerhaufen?! Hatten sie den Ernst der Lage noch nicht gecheckt? Er besann sich darauf, ruhig zu bleiben. Er durfte hier auf gar keinen Fall ausfallend werden. Das würde ihm gerade noch fehlen. Aber am liebsten würde er der schwarzhaarigen Schlampe einen Fluch auf den Hals hetzen.
 

„Am besten wäre es, die wacht niemals wieder auf. Ein Halbblut weniger auf diesem verseuchten Planeten.“, gab Tracey Davis nun zum Besten.
 

Marcus schlug abrupt sein Buch zusammen, worauf selbst Adrian neben ihm zusammenzuckte. Er musste hier raus. Er könnte sonst wirklich nicht mehr an sich halten. Aufgewühlt stand er auf, nahm seine Schulsachen und wollte schon ansetzen, die Sitzecke zu verlassen, als sein bester Freund ihn aufhielt.
 

„Wo willst du hin? Es ist gleich Sperrstunde...“
 

„Bibliothek. Hab was vergessen.“, murmelte er verwunderlich ziemlich ruhig.
 

Adrian sagte nichts mehr, aber er spürte seine eisblauen Augen in seinem Rücken nur zu deutlich.
 


 

Natürlich war seine Aussage, zur Bibliothek zu wollen, nur eine weitere billige Ausrede, um den Gemeinschaftsraum alleine verlassen zu können. Wie jeden Abend, kurz vor Sperrstunde war er stattdessen bei ihr am Krankenbett. Öfters saß er hier und hatte seine Hausaufgaben an ihrer Seite erledigt, oder für die UTZe gelernt. Hier fand er die Ruhe, wenn auch eine sehr bedrückende.

Der Schwarzhaarige versuchte das nicht zu nah an sich heranzulassen, aber die Wahrheit war, dass es ihn schier wahnsinnig machte.
 

„Kann ich Ihnen auch einen Tee machen?“, hörte er Poppy fragen und er nickte ihr nur zu.
 

Er dankte ihr stillschweigend. Nicht nur, dass Poppy ihn hier duldete, selbst außerhalb der Besuchszeit, oder gar in der Sperrstunde. Er dankte ihr auch, dass sie es für sich behielt, dass er überhaupt ab und an nach ihr sah.
 

Auch wenn seine besten Freunde sich seinem Verhalten bewusst geworden war, hielt sich Marcus weiterhin so gut es ging bedeckt, was seine nächtlichen Aktivitäten angingen. Er musste das unbedingt weiterhin geheim halten. Nicht auszudenken, was für eine Hölle über ihn einbrechen würde, wenn die beiden oder andere Slytherins um sein kleines Geheimnis erfahren würden. Reichte schon, dass es Warrington wusste.
 

Das dieser noch nichts dahingegen unternommen hatte, wunderte Marcus jedoch ein wenig. Er hätte erwartet, dass er seinen Platz im Quidditchteam zurückfordern würde und falls er ablehnte, er das ganze auffliegen lassen würde. Der Schwarzhaarige hätte das getan an seiner Stelle.

Aber nichts. Vielleicht hatte er auch das Interesse der Sache verloren, jetzt da sie außer Gefecht war. Er hoffte es zumindest.
 

„Hier bitte sehr.“, flüsterte die Medihexe neben ihm und er sah auf, bevor er die Teetasse entgegen nahm.
 

„Danke.“, hauchte er kaum hörbar.
 

Sie nickte nur freundlich und wollte gerade wieder in ihr kleines Büro zurückgehen, als sie noch einmal ihre Stimme an ihn wandte.
 

„Wissen Sie...“, begann sie und er sah über seine Schultern zu ihr auf, „... man sagt Koma-Patienten nach, dass sie die Anwesenheit von Personen wahrnehmen können. Vielleicht reden Sie mit ihr einfach.“, lächelte sie zuversichtlich und verschwand nun endgültig.
 

Verwirrt blickte er drein, bevor er zurück zu Bell sah. Reden? Was sollte er denn sagen?

Bell und er haben nie wirklich miteinander geredet. Sich angeschrien und verspottet und sich gegenseitig heiß zugeflüstert. Aber eine wirkliche humane Unterhaltung führten sie nie.
 

Obwohl... es gab eine Situation. Nach dem Übergriff von Warrington, als er sie in Poppys Büro erwischt hatte, wie sie nach Heilmedikamenten gesucht hatte. Zwar hatten er das eine oder andere dazu gesagt, aber dennoch war die Unterhaltung mehr als merkwürdig und... einfach skurril. Vielleicht hatte es ihn auch einfach nur zu sehr abgeschreckt, als er die blauen Flecken auf ihrem Rücken gesehen hatte, dass er kein richtiges Gespräch beginnen konnte.
 

Er schüttelte den Kopf und versuchte sich erneut auf seine Gleichungen und Parabeln zu konzentrieren, während er ab und an an seiner Tasse nippte. Die Prüfungen waren in vier Monaten und er hatte kaum was dafür getan. Er musste endlich mal hier voran kommen, sonst würde er es dieses Jahr auch wieder keinen Abschluss schaffen.
 

Doch immer wieder huschten seine dunkelgrünen Augen zu ihr, bis er irgendwann aufseufzte und seine Schulsachen auf ein hinteres Bett warf, wie auch seine Tasse auf den Nachttisch abstellte.

Hatte er schon erwähnt, dass er kopflos war? Bells Situation machte ihn fertig. Wieder seufzte er, als er sich einfach vorbeugte und seine Ellenbogen auf ihrer Matratze abstützte. Seine Hände fuhren über sein Gesicht.
 

Um genau zu sagen: Er hielt das nicht mehr aus. Diese Ungewissheit. Er hob seinen Kopf und seine Pupillen fielen erneut auf ihr schlafendes Gesicht. Seine Hand machte sich fast selbstständig und er zuckte kurz zusammen, als er ihre Wange berührte. Ließ sich jedoch nicht beirren davon.
 

Sie fühlte sich kalt an. Nicht eiskalt, aber jegliche Wärme, die sie sonst ausstrahlte, war vollends verschwunden. Unbewusst legte er nun beide Hände auf ihre Linke und strich langsam über die Haut des Mädchens.
 

„Bitte wach auf.“, wisperte er dann auf einmal, „Oder willst du, dass Wood noch komplett austickt, weil du beim Spiel gegen uns nicht in der Startmannschaft fliegst?“, grinste er kurz, doch erstarb es direkt wieder.
 

Immer wenn er die Gryffindors sah, wie sie zum Quidditchfeld gingen, bemerkte man die ernüchternde Stimmung zwischen ihnen. Bisher hatte er noch nicht mitbekommen, dass Gryffindor einen Ersatzspieler aufgestellt hatte. Sie hofften wohl alle noch, dass Bell noch zuvor aufwachen würde und mitspielen könnte. Im Stillen hoffte er das auch. Denn das Spiel würde ohne sie, nicht das selbe sein. Alles würde nicht mehr so sein, wie vor Weihnachten.
 

Kurz erinnerte er sich wieder an diesen Morgen zurück. Er wollte sie wissen lassen, dass er Warrington ihrer wegen aus dem Team geworfen hatte. Dass er die Sache geregelt hatte.

Er hatte ihren Blick mit Absicht gemieden, weil er wusste, dass er in ihrer Nähe schwach werden würde. Aber dann war sie ihm nachgelaufen. Er hatte sie angesehen und wurde augenblicklich schwach. Diese Anziehung, die sie auf ihn hatte war beängstigend und zugleich etwas befriedigendes.
 

Sanft strich er weiter über ihre Hand und kurz ließ er sich dazu hinreißen, ihre Hand anzuheben und ihre Handfläche auf seine linke Wange zu legen. Er schloss seine Augen und seufzte. Er sehnte sich nach dieser Berührung. Nach ihren bewussten Berührungen. Es war schon lange nicht mehr nur den Sex, den er vermisste.
 

„Du fehlst mir.“, hauchte er dann eher unbewusst, ohne darüber nachzudenken.
 

Er ließ die Hand wieder sinken und schluckte. Was machte sie nur mit ihm? Er konnte sich selbst nicht verstehen, wie sie seine Welt einfach ins Wanken brachte. Seit wann war er so mitfühlend? Seit wann hatte es angefangen, dass er sich überhaupt für einen anderen Menschen interessierte? Für jemanden, der vor allem den Halbblutstatus inne hatte? War er doch mit ganz anderen Werten aufgewachsen.
 

Doch Marcus konnte seine Gedanken nicht mehr weiterführen. Er starrte plötzlich auf seine Hand, die immer noch über ihrer lag und er hatte kurz das Gefühl, als hätten sich ihre Finger bewegt.
 

„Bell?“, kam es aufgeregt über seine Lippen.
 

Plötzlich begann ihre gesamte Hand tatsächlich zu zittern an. Immer mehr, so dass er dann doch lieber nach Poppy rief, die auch direkt angerannt kam.
 

„Du liebe Güte!“, stieß sie aus und zückte ihren Zauberstab.
 

„Sie wacht auf, oder?“, fragte er voller Hoffnung in der Stimme.
 

Sie antwortete ihm nicht, sprach nur eilend den Zauber für den Patronus und fügte eine Nachricht hinzu.
 

„Minerva, Sie müssen Severus informieren. Miss Bell krampft.“
 

„E-ein Krampf?!“, stieß er verwirrt aus und sah zu der Dunkelblonden zurück, deren Zittern ihr gesamter Körper nun umfasste, „Was heißt das?“
 

Die Medihexe drehte sich zu ihm um und begann ihn vom Krankenbett wegzuziehen.
 

„Sie müssen gehen.“
 

„Was? Nein!“, stieß er wütend aus und wollte sich aus dem Griff der Hexe befreien, um wieder an Bells Seite zu gelangen.
 

„Hören Sie, Mr. Flint. Gleich treffen Professor McGonagall und Professor Snape hier ein und es wäre fatal, wenn Sie dann immer noch hier sind.“
 

„Nein... nein... ich will hier bleiben. Ich muss bei ihr-“
 

„Seien Sie vernünftig. Sie können für sie sowieso nichts tun.“
 

„Aber... Sie helfen ihr doch, oder?“
 

„Ja, doch, aber Sie müssen jetzt gehen!“
 

Mit letzter Kraft schob sie ihn aus dem Krankenflügel, während er immer noch nicht verstand, was hier gerade geschah. Was mit ihr geschah. Er atmete noch heftig, als er Stimmen wahrnahm. Schnell versteckte er sich hinter einem Wandteppich, bevor er von seinem Hauslehrer entdeckt werden konnte.
 

Er beobachtete wie er und McGonagall den Krankensaal betraten und er hörte aufgeregte Stimmen durcheinander, konnte die Sätze aber nicht verstehen. Dann fiel das Tor zu und über ihn kam nichts als Stille...



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