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Drachenjagd

Die Himmelsgöttin
von

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Izara

"Sie - sie sind hier! Die Paladine, sie sind in Dragor…vor den Stadtmauern, meine ich."

Der König sprang von seinem Stuhl.

"Seit wann?", fragte er ruhig. Sein angespannter Körper verriet ihn.

"Vor etwa einer halben Stunde", antwortete der Volan.

In Izara stauten sich genau zwei Gefühle auf - Furcht und Wut. Beides ließ sie wie angewurzelt stehen bleiben.

Nun war es also soweit. Die Paladine hatten Wort gehalten, Kaia hatte doch recht behalten.

Erst als König Devon auf seinen Leibwächter zu schritt, setzte sich auch Izara in Bewegung. Sie hatte Mühe, mit den beiden Männchen Schritt zu halten.

"Die dritte Division soll sich bereithalten", sagte der König, während er durch den immer voller werdenden Flur marschierte.

Mindestens drei Dutzend Soldaten huschten durch die Gänge. Es gab ein regelrechtes Durcheinander und Geschnatter. Jeder wollte seine Rolle kennen, jeder seine Überraschung zum Ausdruck bringen. Angst und Zorn waren spürbar. Der Geruch drängte sich zwischen die Wände, dass Izara den Atem anhielt.

"Von wo sind sie gekommen?", fragte König Devon weiter. Er klang abgeklärt und vollkommen gefasst. Ständig schienen die Drachen zwischen der Menschensprache und ihrer eigenen Kommunikation zu wechseln. Die vielen zusammenhangslosen Pausen und das Surren in ihrem Kopf kamen zweifellos von den Schallwellen.

"Durch eine Lücke im Untergrund," antwortete Trias. Izara verstand es nicht, aber der König nickte wissend.

"Hoheit", nun eilte auch Sila auf die Drachen zu. Ihr offenes Haar wehte bei jedem ihrer Schritte, ein sorgenvoller Ausdruck zierte ihr Gesicht. Sie stellte sich neben Trias und lief den beiden Männchen hinterher.

"Du hast sie gespürt?", die Frage des Königs schien eher rhetorisch. Die Lóng antwortete: "Eine starke Aura von Osten und von Westen ausgehend, Hoheit. Und sie wird stärker."

"Wie viele sind es?"

"Ich kann es nicht genau sagen", entgegnete die Lóng, "aber es sind viele."

"Ich breche sofort mit Trias auf."

"Aber meint Ihr nicht, Ihr solltet", Silas Einwurf würde durch ein Kopfschütteln unterbrochen.

"Alle höfischen Soldaten sollen auf dem Schloss bleiben. Meine Anwesenheit sollte vollkommen genügen."

"Aber", rutschte es aus Izara heraus. Von selbst bewegten sich ihre Lippen, die Worte sprudelten unkontrolliert aus ihrem Innersten. "Ihr sagtet doch, die Paladine hätten keine Chance."

Der König richtete seinen Mantel, er drehte sich zu Izara, die ihm bis zu den Schlosstoren nach draußen gefolgt war. Bis dahin schien er sie nicht bemerkt zu haben.

"Wenn Ihr geht, dann", Izara schluckte, "ist es nicht das, was sie wollen?"

"Ich muss gehen", sagte der König und starrte ernst in den Abendhimmel hinauf.

"Ich habe es versprochen."

"Steht es so schlimm um die Stadt? Glaubt Ihr…glaubt Ihr etwa, Dragor wird fallen?" Die Frage ließ alle Köpfe in ihre Richtung schnellen.

"Nein", antwortete König Devon.

"Aber, warum geht Ihr dann?" Sie verstand das alles nicht.

"Ich habe es dem Bürgermeister versprochen", er schaute zu Izara hinunter, "ja, meine Leute können die Paladine vertreiben. Aber zu welchem Preis? Ich werde ganz sicher nicht zulassen, dass einer deswegen sein Leben lassen muss."

Izara erwiderte seinen Blick. Der Schmerz eines Drachenkönigs, dachte Izara. Sie verstand, dass er keine Wahl hatte. Er ging nicht in den Kampf, um zu siegen. Er wollte seine Leute, sein Volk beschützen. Das, was König Juras nicht geschafft hatte. Izara presste die Lippen zusammen.

Die Männchen machten sich zum Abflug bereit.

"Izara", sagte der König und ließ seine Augen hell wie den Mittagshimmel aufleuchten, "bleib' bei Kyia und den Soldaten." Sie hatte erwartet, er würde sie unter Hausarrest stellen, doch sein Blick war eindeutig.

Izara nickte.

"Passt auf Euch auf", Izara spürte, wie Angst von ihr Besitz ergriff. Etwas an der Art, wie er sie ansah, gab ihr das Gefühl, sie würden einander nicht wiedersehen und das schien ihr Herz nicht verkraften zu können.

König Devon lächelte. Er sagte nichts und dann hob er ab und tauchte in der Dunkelheit unter. Dicht gefolgt von Trias, der mit seiner Verwandlung etwas hinterher hinkte. Ein roter Streifen am Firmament zeichnete die Silhouette des Feuerdrachen ab. Schließlich waren die beiden Drachen verschwunden.

"Prinzessin", Sila hatte sich neben Izara gestellt, "wir sollten zurück ins Schloss."

"Ja", hauchte Izara, "Sila?"

"Ja, Prinzessin?"

"Egal", Izara schüttelte den Kopf. Jetzt war nicht die Zeit, in Selbstmitleid zu versinken.
 

Sie kehrten zurück ins Schloss, wo Kyia zusammen mit Kaia stand und Verzweiflung eine neue Ebene erreicht hatte. Die Hyrakonda zitterte noch heftiger als sonst.

"Keine Angst, Kaia", versuchte Izara, sie zu beruhigen. Vorsichtig legte sie die Arme um ihre Ziehmutter.

"Sie werden dich nicht kriegen. Hier bist du sicher."

"Niemand ist sicher vor ihnen, Izara", flüsterte Kaia. Izara versuchte es weiter, sie strich Kaia über den Arm und schenkte ihr alles an Wärme, das sie noch zu bieten hatte.

"Wenn du nicht allein sein magst", schlug Izara vor, "wir können in mein Zimmer gehen. Linnora kann einen hervorragenden Tee aufbrühen-"

"Nein, Izara!", schüttelte Kaia mit dem Kopf, "wir können nirgendwo hin." Sie fasste nach Izaras Hand.

"Du bist so ein tapferes Mädchen", begann die Hyrakonda und lächelte schwach, "als ich dich das erste Mal traf, hätte ich nie gedacht, was in dir steckt. Du bist viel stärker als du glaubst. All die Jahre hast du die Beleidigungen und Beschimpfungen ertragen. Du hast dich nie beschwert, du hast uns nie um Hilfe gebeten. Und sieh' dich jetzt an! Du bist eine Prinzessin", Kaia kullerten die Tränen auf ihr Kleid, "Levis wäre so stolz gewesen, wenn er dich noch einmal hätte sehen können."

"Das wird er. Eines Tages", erwiderte Izara. Kaia beunruhigte sie, der Angriff auf Dragor hatte ihren seelischen Zustand drastisch verschlimmert.

"Lieber nicht, Izara", Kaia schüttelte wieder den Kopf, diesmal etwas heftiger, "es ist zu spät. Für uns alle. Selbst, wenn Levis…nein! Ich könnte ihm niemals wieder unter die Augen treten."

"Sag' so etwas nicht."

"Doch, Izara", Kaia packte Izara noch etwas fester - bis es wehtat.

"Er wird mich hassen."

"Wovon sprichst du, Kaia?", Izara versuchte, sich aus dem Griff zu befreien. Ein lauter Knall überdeckte Kaias Antwort. Die Explosion kam von draußen. Nicht weit von den Toren.

"Was war das?", raunte Kyia, die ihre Waffe gezückt hatte. Auch Sila starrte auf die Tore. Die Augen weit aufgerissen.

"Das kann nicht sein", sagte die Lóng, "von wo sind sie gekommen?'

"Was ist los, Sila?", raunte Kyia.

"Da sind noch mehr…hier!'

"Was hast du getan, Wildkatze?!", blaffte Kyia mit knirschenden Zähnen.

"Es tut mir leid", wimmerte Kaia und ließ Izara los. Kyia trat an die Hyrakonda heran, bereit, jeden Moment anzugreifen, als ein zweiter Knall ertönte.

"Kyia, dort draußen", mehr sagte die Lóng nicht. Kyia setzte sich in Bewegung. Sie rannte auf die Tore zu, gefolgt von Sila und zwei weiteren Wachen, die aus dem Ostflügel kamen.

"Was ist passiert?", Izara starrte den Weibchen hinterher, dann packte sie Kaia an den Schultern. "Kaia!"

"Sie haben meine Familie, Izara", wimmerte Kaia, "sie hätten sie getötet, wenn ich nicht-"

Izara ließ los, torkelte zwei Schritte zurück.

"Du bist hier nicht mehr sicher, Izara", sagte Kaia und begann lauthals zu würgen. Das Würgen endete damit, dass eine kleine, zerbrochene Phiole hervorkam. Kaia spuckte sie auf ihre Hand, gefolgt von Blut und einer lilanen Substanz.

"Was ist das?" Izara riss die Augen auf.

"Ein Mittel, das die magische Barriere durchbricht. Der Drachenkönig ist stark - und sehr gerissen. Er hat die Schutzmauern verstärkt, wodurch die Wirkung des Mittels sich verzögert hatte. Ich habe fünf Ampullen gebraucht, bis das Mittel Wirkung zeigte."

"Hattest du das die ganze Zeit-", Izara zeigte auf Kaias Bauch.

"Es war die einzige Möglichkeit, durch die Barriere zu kommen. Jemand musste das Mittel in den Palast bringen und die Mauern von innen schwächen. Sie wussten, dass du mir vertraust...dass du mich nie... Glaube mir, Izara, ich wollte das nicht, aber sie ließen mir keine Wahl."

"Die Paladine sind hier?", Izara zitterte am ganzen Körper. Nicht wegen der Paladine.

"Sie werden bald hier sein", antwortete Kaia. Die letzten Tränen versiegten. Ihre Augen verwandelten sich, die schwarzen Pupillen wurden größer, das weiß durch ein tiefes Rot ersetzt. Die Hyrakonda fauchte.

Erst jetzt bemerkte Izara, dass sie umzingelt waren. Drei Wachen und zwei Bedienstete. Jeder mit einer Waffe in der Hand.

"Izara", krächzte Kaia, die ihre Menschlichkeit fallen ließ. Ein großer, muskulöser Körper baute sich vor Izara auf. Dunkelrote Pfoten landeten auf dem Boden, gefolgt von zwei kräftigen Hinterbeinen, die sich zum Sprung bereit machten.

"Lauf!" Gleichzeitig griffen Kaia und die Wachen an. Hypnotisiert drehte sich Izara um und rannte zu den Toren. Sie traute sich nicht zurückzublicken. Das Fauchen und Fletschen vibrierte in ihren Ohren. Sie hielt sich beide zu, biss sich auf die Lippen.

"Tötet sie nicht!", die Bitte donnerte durch den Saal, dann riss Izara die Tore auf.



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