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Love against all Reason

Liebe gegen jede Vernunft
von
Koautoren:  Linchen-86  Khaleesi26

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Tai.

 

Eine Zeitlang bleibe ich noch regungslos im Park stehen und versuche meinen wilden Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Ich schlage mir mit der flachen Hand gegen die Stirn, weil ich mich einfach so unfassbar über mich selbst aufrege. Mimi scheint mich zu hassen. Ich habe ihr schließlich auch unzählige Gründe dafür geliefert. Ich habe mich entsprechend von meiner schlechtesten Seite gezeigt, sie wenig beachtet und ja, sie ein wenig auflaufen lassen, aber es ist besser so. In den letzten zwei Tagen hat sich die Stimmung zwischen uns irgendwie verändert. Ich kann nicht genau benennen, was es damit auf sich hat. Erst die Blicke am Pool, dann das Tanztraining, jede Berührung hat sich so natürlich und selbstverständlich angefühlt. So, als ob wir schon immer miteinander getanzt hätten. Als wäre es das Normalste auf der Welt, dass wir uns so nah sind. Und selbst gerade eben wieder, als wir so dicht beieinander standen und die Atmung des jeweils anderen gespürt haben, ist es, als hätten wir eine Verbindung zueinander, eine unglaubliche Anziehungskraft, wie zwei Magnete die sich immer wieder anziehen. Aber es ist mir lieber, wenn sie mich hasst.

Ich könnte sie dazu bringen, sich in mich zu verlieben. Ich glaube sogar, es ist ein Kinderspiel. Aber was bringt es uns dann? Sie wird Joe heiraten, deshalb ist sie hier. Sie ist nicht hierher gekommen, um mich kennenzulernen und wenn einmal beschlossen ist, dass ein Kido Sprössling heiratet, dann wird das auch geschehen. Ich habe keine Lust auf so ein Drama wie damals mit Kaori, denn wie ich schon auf die harte Tour lernen musste: hierbei geht es nicht um Liebe und auch wenn darüber in Liebessongs gerne anders gesungen wird, dass die Liebe am Ende siegt und so, so stimmt es nicht. Am Ende gewinnt immer das Geld oder das Statussymbol, aber Liebe? Nein, die bleibt allein zurück.

Abgesehen davon ist Joe einer meiner besten Freunde und ich werde ihm bestimmt nicht in den Rücken fallen. Mimi und ich, wir können aber auch keine Freunde werden, dass ist mir in den letzten Tagen klar geworden. Ich wollte es versuchen. Für Joe, aber dann war da diese Anziehung und die gehört hier einfach nicht hin und ich werde alles dafür tun, dass ich dieses Gefühl im Keim ersticke. Notfalls immer wieder. Ich tue ihr ein Gefallen damit, auch wenn sie es jetzt noch nicht sehen kann.

 

Ich jogge ebenfalls zum Kido Anwesen zurück und lege sogar noch eine Extrarunde oben drauf. Ablenkung durch Sport hat mir schon immer geholfen, einen einigermaßen kühlen Kopf zu bewahren. Später werde ich noch mit dem Prof. zu Abendessen und ihn über den Erfolg des heutigen Tages informieren.

Wie Spaßig.

Mimi entdecke ich in der Villa nirgends mehr, vielleicht geht sie mir aber auch aus dem Weg und wenn, ist es sicher besser so. Trotzdem stelle ich mir die Frage, ob ich mich bei ihr entschuldigen sollte, aber vielleicht erwecke ich dann so etwas wie Hoffnung bei ihr und das will ich auf keinen Fall.

Ich gehe Richtung Gästebad und da ich mir diesmal genug Wechselsachen eingepackt habe, bin ich auch direkt für das Abendessen fertig angezogen. Frau Kido sitzt bereits dort und leider nicht allein. Kaori sitzt direkt neben ihr und gemeinsam stecken sie ihre Nase in ein, klar, in ein Brautmagazin. "Hallo Tai, ist Mimi nicht bei dir? Ich muss ihr unbedingt noch diesen Schleier zeigen. Ich glaube ja, ein Langer, der über den Fußboden ragt, wäre schöner, aber Kaori findet den Kurzen hier eleganter." Frau Kido hält mir die Zeitschrift entgegen und ich kann gar nicht mit Worten ausdrücken, wie egal mir die Länge des Schleiers ist oder ob sie überhaupt einen trägt.

"Ähm, nein ist sie nicht. Wir waren nicht beim Golfen. Der Tag war heute wohl doch etwas zu voll getaktet und Mimi hat eine Pause gebraucht."

"Verstehe, das hab ich mir schon gedacht, aber morgen ist ja auch noch ein Tag."

"Ja, nur die Zeit rast trotzdem und nächste Woche bin ich nicht da, um ihr zu helfen."

"Wo bist du denn? Hast du Urlaub?" Über diese Frage muss ich fast Lachen.

Urlaub? Was ist das? Ich habe, wenn es hoch kommt, eine Woche Urlaub im ganzen Jahr. Ich spare alles, was ich kann, für meine Weltreise, dann hab ich Urlaub satt und muss mir diese ganze scheinheilige Welt nicht länger antun. "Nein, mein eigentlicher Hauptjob wartet auf mich, als Stuntman." Kaori sieht nicht eine Sekunde zu mir auf. Sie schaut sich weiter dieses blöde Brautmagazin an und würdigt mich wie immer keines Blickes. Geübt ist eben geübt.

"Achso." Frau Kido scheint es auch nicht weiter zu interessieren, aber wenigstens redet sie mir auch nicht rein. "Haruiko müsste auch gleich kommen. Er ist schon gespannt auf deinen Bericht."

Und wie auf Kommando kommt der Herr des Hauses auch schon durch die Türe. Die Begrüßung zu seiner Frau ist irgendwie distanziert. Ein halbes Lächeln, ein kurzes belangloses „Wie war dein Tag?“ und oberflächlicher Smalltalk ist alles, was ich mit bekomme. Nach all den Jahren vielleicht normal, vielleicht war es aber auch nie anders. Werden Joe und Mimi auch so enden? Eine Beziehung, die immer nur an der Oberfläche kratzt oder kann aus so einer arrangierten Verbindung eine echte, tiefe Liebe werden?

Irgendwie wage ich das zu bezweifeln. Nach zwei Jahren Ehe glaub ich nicht mal, dass Kaori und Jim echte Gefühle füreinander hegen. Na ja, Jim vielleicht schon, aber Kaori? Wir mögen vielleicht nur ein halbes Jahr zusammen gewesen sein, aber es war eine sehr intensive Zeit und ich habe eine ganz andere Kaori kennengelernt.

„Taichi, setz dich zu uns." Der Professor sieht mich an und ich unterdrücke ein Augenrollen, komme aber seiner Bitte nach. Kurze Berichterstattung und dann bin ich hier ganz schnell weg. "Und hat Mimi heute dem Tag standhalten können?", kommt er gleich zur Sache.

"Nein, hab ich nicht." Ich drehe meinen Kopf zur Tür und Mimi ist reingekommen. Sie trägt ein langes, dunkelblaues Kleid, mit gestrickten Ärmeln und einer angemessenen Rocklänge. Trotzdem steht es ihr sehr gut. "Nachdem ich von irgendwem durch den halben Park mit einer Kamera verfolgt worden bin, hatte ich keine Kraft mehr für Golf gehabt", erklärt sie und zuckt mit ihren Schultern.

"Verstehe, du kannst aber nicht immer vor den Fotografen davonlaufen. Sie sind wichtig für uns. Kaori, wie klärst du solche Angelegenheiten?"

Kaori setzt sich noch gerader hin, falls das überhaupt möglich ist und sieht zu Mimi.

"Ich bedanke mich für ihr Interesse an meiner Person, lächle in die Kamera und wünsche ihnen zum Abschluss noch einen schönen Tag."

"Na, das klingt doch gar nicht so schwer. Mimi, das wirst du doch sicher auch schaffen, oder?"

Sofort nickt Mimi, aber ich sehe ihr an, dass sie es am liebsten nicht machen möchte.

Mimi ist nicht wie Kaori.

Kaori wurde ihr ganzes Leben auf dieses Leben vorbereitet, aber Mimi? Sie weiß nicht ansatzweise, auf was sie sich hier eingelassen hat. "Natürlich, es ist nur noch sehr ungewohnt für mich."

"Du wirst dich daran gewöhnen, Mimi. Keine Sorge", versucht Kaori sie zu beruhigen.

"Und im Endeffekt bleibt dir auch gar nichts anderes übrig. Das Interesse der Öffentlichkeit verschwindet nicht, nur weil du es gerne so hättest. Also gewöhne dich lieber gleich daran", führt Dr. Kido ohne Umschweife hinzu. Da ist er wieder, der Arsch vom Dienst. Hauptsache die Familie Kido steht gut da und glänzt, ohne Rücksicht auf Verluste. "Genau deswegen haben wir auch ein Interview Termin in einer Woche zugesagt. So haben Joe und vor allem aber Mimi die Möglichkeit sich in einem positives Licht zu präsentieren, diverse Fragen zu beantworten und das Volk bekommt neue Pärchenbilder", erkläre ich schnell, damit Mimi aus der Schussposition kommt. Ohne Joe muss sie sich ja hier total wohl fühlen. Also fast sowie ich. "Hervorragend, dann wäre das ja geklärt. Wie war der heutige Fitnesscheck?"

"Beweglichkeit: Sehr gut, Kraft: Ausbaufähig, Koordindation: Mittelmäßig, Ausdauer: Sehr gut", schließe ich mein Notizbuch und somit den Fitnesscheck ab. Ich sehe überraschte Gesichter auf allen Seiten. Mimi hat aber eine wirklich gute Fitness. Sie hat immerhin mit mir mithalten können und das ist nicht so einfach. Gut, Kraft ist relativ, aber nichts, was eine Kido Frau zu 100% erfüllen müsste. "Das klingt doch wirklich ausgezeichnet. Bist du sportlich, Mimi?", möchte Frau Kido genauer wissen. "Ich war in der Schule Cheerleaderin und habe auch so viele Jahre getanzt. Ich habe mich sogar Mal an Ji-Jiutsu versucht."

"Ach, wirklich?", staunt Kaori nicht schlecht.

"Ja, nicht so lange zwar, aber es hat wirklich Spaß gemacht." Darüber muss ich tatsächlich ein wenig schmunzeln. Auch ich habe einige Jahre Ji-Jiutsu betrieben. "Ji-Jiutsu ist nichts für eine Kido Frau, aber Tanzen ist durchaus erwähnenswert", argumentiert Haruiko sachlich. Mich schüttelt es. Wer gibt einem denn vor, wer was zu machen hat und für wen was das Beste ist? Absolut krank. "Schön, dass wir den Abend gemeinsam mit unseren bezaubernden Schwiegertöchtern verbringen. Jetzt, wo unsere Söhne beide auf dem Ärztekongress sind."

"Danke, für die Einladung, Frau Kido. Ich freue mich immer hier zu sein. Daheim ist es ohne Jim manchmal etwas langweilig."

Mit Jim bestimmt auch, denke ich nur. Ich frage mich, wann ich hier endlich die Biege machen kann? Da kommen die Kellner vorbei und bringen das reichlich gefüllte Essen herein. Meine Güte, das sieht alles wirklich furchtbar lecker aus. "Tai, möchtest du nicht noch zum Essen bleiben?", lädt Frau Kido mich zum Essen ein und obwohl ich eigentlich nur schnell nach Hause wollte, so kann ich bei diesem leckeren Anblick einfach nicht widerstehen. "Sehr gerne."

 

Eine Misosuppe und Sushi als Vorspeise. Tempura, Gemüse und Reis mit Curry als Hauptgang. Da Mimi und ich jetzt ein paar mal zusammen essen waren, bin ich ganz optimistisch, dass sie es hinbekommt.

Sushi isst Mimi sehr gerne, aber ich weiß von ihren Erzählungen, dass sie nicht gerne scharf isst. Dr. Kido reicht Mimi zu ihrem Sushi die Wasabi Schüssel an. Mimi schüttelt den Kopf und nimmt stattdessen Sojasoße. "Ich esse nicht so gerne scharf", erklärt sie. Haruiko schüttelt gleich seinen Kopf. "Oh doch! Die Scharfstoffe im Essen steigern den Speichelfluss. Das Wiederum hat eine positive Wirkung auf die Zahngesundheit. Unser Gewebe wird zudem besser durchblutet, unsere Körpertemperatur steigt und das wiederum kurbelt unseren Stoffwechsel an. Und Gewichtszunahme ist nun wirklich nichts, was wir tolerieren würden."

What the fuck. Mimi, was tust du nur hier? Warum stehst du nicht einfach auf und gehst? Das kannst du unmöglich wollen. "Ich kann es ja mal probieren", gibt sie sich geschlagen und ich kann es einfach nicht verstehen. Sie tunkt ihr Sushi in die Wasabi Schüssel. Zu viel, es ist zu viel Mimi. "So gelobe ich mir das." Das selbstgefällige Kido Grinsen geht mir so auf die Eier. Mimi schluckt alles runter und ich sehe gleich wie sie anfängt zu kämpfen. Ihr Kopf wird rot und sie fängt an sich mit einer Hand Luft zuzufächern. Ich schalte sofort und schenke ihr ein Glas Milch ein. Ich schiebe es ihr unauffällig rüber, genauso wie das Brotkörbchen, dem bisher keine Beachtung geschenkt wurde. Dankbar trinkt sie einige Schlücke und ihr Gesicht wird langsam wieder heller. "Auch daran gewöhnst du dich, Mimi", lächelt Frau Kido ihr zu. Was für eine Scharade. Lasst sie doch einfach essen, was sie will.

 

Nach dem Abendessen kommt der Kellner mit einer großen Flasche Sake an. Er füllt allen Beteiligten, inklusive mir, die Porzellanbecher auf. "Auf unser neuestes Familienmitglied, mögest du dich wie Kaori wohl bei uns fühlen", ruft Frau Kido feierlich aus.

"Ja genau, so wohl und so glücklich, nicht wahr Kaori?", sage ich direkt zu ihr und hebe mein Porzellanglas hoch.

"Wie noch nie zuvor in meinem Leben", lächelt sie und nimmt ebenfalls einen kleinen Schluck, lässt den Rest aber unberührt stehen. Ich denke mir meinen Teil dazu. Wie kann es sein, dass ich Kaori noch nicht mal aus der Reserve locken kann? Ihre Fassade bröckelt nicht mal ansatzweise. Ich leere auch meinen Porzellanbecher, aber rühre die zweite Einheit nicht mehr an. Auch Mimi hat ihren Sake ausgetrunken, genauso wie Prof. Kido. "Oh, für die junge Dame noch einen." Und da wird Mimis Porzellanbecher auch wieder mit Sake aufgefüllt. "Danke." Sie schaut etwas unschlüssig in ihren Becher, aber trinkt ihn schließlich wieder leer.

Okay, sie sollte lieber einen Gang zurückschalten, wenn sie gleich nicht vom Stuhl kippen möchte, denn ehe ich mich versehe, hat sie bereits fünf Sake getrunken. Moment, habe ich ihr je erzählt, dass, wenn man in Japan sein Getränk leert, man automatisch nachgeschenkt bekommt, solange bis man sein Glas oder Becher nicht mehr leert? Ich glaube nicht, denn sie kippt gerade den sechsten Sake hinunter und ich befürchte der Nächste wird sie umhauen. "Meine ich es nuuhrr oder … Hicks … ups, aber immerhin musste ich nicht niesen", lallt Mimi und lacht sich halb kaputt. Oje, oje.

„Ähm Mimi, ich denke, es reicht für heute", versuche ich sie irgendwie zu erreichen, aber natürlich habe ich keine Chance. "Was reicht? Das hier? Hicks, also i-ich finde ja, dass ist der beste T-teil des Tages."

"Geht es ihr nicht gut?", erkundigt sich Frau Kido und ich sehe sie ungläubig an. Hat sie noch nie eine Betrunkene gesehen? "Sie verträgt wohl nicht soviel", stellt Prof. Kido nüchtern fest. Wow, Glanzleistung. Sie ist gerade Mal 1,65 cm groß und wiegt wahrscheinlich keine 55 Kilo, dazu kommt, dass sie gerade nach ihrer Wasabi Einheit nicht sonderlich viel gegessen hat, also ja, da verträgt sie wohl nicht soviel Alkohol. "Also Mimi, wir betrinken uns doch nicht. Du solltest deine Grenzen kennen", erklärt Frau Kido ihr, als ob Mimi dem jetzt noch folgen könnte.

"Ja aber, also ich, weiß ich", stammelt sie und schielt auf ihren Becher, der wieder aufgefüllt wurde. Ich nehme ihn ihr aus der Hand und lasse den Kellner wissen, dass sie für heute genug hat.

"Ey man Tai, dass ist voll, äh, nicht nett", lallt sie weiter, aber ich lass mich jetzt nicht auf eine Diskussion mit einer betrunkenen Mimi ein. Das kann nur böse enden.

"Ich werde mich jetzt verabschieden. Vielen herzlichen Dank für die Einladung, aber es ist schon spät und ich möchte ausgeruht sein, wenn Jim morgen vom Kongress zurück kommt", erklärt Kaori, steht von ihrem Stuhl auf und verbeugt sich. "Es war sehr reizend, dass du unsere Einladung angenommen hast. Unser Fahrer soll dich sicher nach Hause fahren."

"Ich begleite sie noch ein Stück, nicht dass sie vor lauter Fluren den Weg nicht findet“, sage ich.

"Das ist nicht notwendig, Tai."

"Ach Tai, er ist ein echter Gentleman", flötet Frau Kido und leert auch ihren Sake zum dritten Mal an diesem Abend.

"Eher ein Idi-idiot", kichert Mimi hinter vorgehaltener Hand, obwohl sie ja trotzdem jeder hören kann.

"Keine Sorge Mimi, ich werde danach selbstverständlich auch noch dich nach oben begleiten, denn du verläufst dich ganz sicher."

"Uhh, kanns kaum erwarten, oh man, Brot." Und schon stürzt sie sich aufs Brot und schmatzt, aber hey, bei uns ist Schmatzen ja was gutes. Kaori hat währenddessen still und heimlich das Esszimmer verlassen und ich hab die Chance verpasst, sie mal alleine anzutreffen. Mist, jetzt hinterher zu laufen wäre wohl zu auffällig. Dieses Biest.

"Ich denke, sie hat für heute auch genug. Wir müssen wirklich darauf achten, dass sie in der Öffentlichkeit keinen Alkohol trinkt. Das wäre ja eine Schande, wenn solche Bilder in der Zeitung zu sehen sind", tadelt der Senior und mir reicht es für heute wirklich. Ich kann den Typen nicht eine Minute länger ertragen. "Ich bringe sie mal nach oben." Ich bedanke mich für das Abendessen, sowie die Einladung und verbeuge mich leicht. "Es war wie immer köstlich." Ich stehe auf und gehe zu Mimis Platz rüber, um ihren Stuhl ein wenig zurück zu schieben. "Ey, Brot essen", wehrt sie sich und stopft sich den Mund wieder voll.

"Weißt du was, nimm dir noch was für den Weg mit", schlage ich diplomatisch vor.

"Oh ja, Wegebrot. Gute Nacht Mom und Dad", lacht Mimi, während sie mit vollem Mund spricht. Ich sollte ihr wirklich besser den Mund zu halten. Ich halte die Tür auf und Mimi geht einfach los. Schlechte Idee, sie kann keinen Meter geradeaus gehen, rempelt gegen die Wand und verliert ihr Brot. "Aua." Sie fängt an, die Wand zu hauen und streicht über ihre Schulter, die vom Aufprall etwas zu schmerzen scheint. "Mimi, was machst du denn?"

"Ach, lass mich einfach oder machst du dir plötzlich Sorgen um mich?"

"Na ja, ich bin für dich verantwortlich, bis Joe wieder kommt."

"Tzz, ich kann auch selbst nach oben gehen."

"Das bezweifle ich, du gehst nämlich in die falsche Richtung." Oh man, wie kann man nur so orientierungslos sein? Bevor sie sich hier nachher noch ernsthaft verletzt, packe ich sie mir und trage sie hoch. "Huch, ey lass mich runter", empört sich Mimi und strampelt mit ihren Füßen. Wie ein trotziges kleines Kind. "Wie gesagt, ich bringe dich nur die Treppen sicher nach oben." Eigentlich habe ich fest damit gerechnet, dass Mimi wieder diskutiert, doch sie wehrt sich zu meiner Überraschung nicht. "Du bist echt stark", spricht sie auf einmal drauf los.

"Ähm, wie bitte?"

"Du bist so, so stark. Ich mag das."

"Na, so schwer bist du nun wirklich nicht."

"Das meine ich nicht, wie du die Presse letztens eingeschüchtert hast und auch jetzt deine Arme, voll die Muskeln, aber nicht so protzig, sondern genau richtig."

"Wenn du das sagst." Sie ist betrunken, sie weiß nicht, was sie sagt. "Und du hast voll die schönen Augen, hat dir das schon mal jemand gesagt?"

"Nein, noch nicht wirklich."

"Was? Skandal, aber ich weiß warum."

"Und warum?"

"Weil du ein Arsch bist und total arrogant. Du siehst zwar gut aus, aber du bist ein Arsch."

"Ich bin kein Arsch", rechtfertige ich mich, obwohl ich mich Mimi gegenüber wirklich mies gezeigt habe und erreiche Mimis Zimmer. Ich öffne die Tür und trete hinein. "Und du fragst nie, ob du ein fremdes Zimmer betreten darfst."

"Aber ich bin nicht fremd."

"Aber ein Arsch."

"Bin ich wirklich nicht."

"Doch, heute warst du einer. Zumindest zu mir. Warum, wenn du doch keiner bist? Warum dann zu mir?" Ist Mimi noch betrunken? Sie wirkt plötzlich gar nicht mehr so angeheitert. Was soll ich denn einer angetrunkenen Mimi da jetzt antworten? Na ja, vielleicht hat sie es morgen auch wieder vergessen. "Du bist die Verlobte von Joe."

"Ich weiß und deswegen bist du ein Arsch?"

"Ja, wir sollten darauf achten, dass unsere Beziehung weiterhin professionell bleibt und Distanz bewahren. "Professionelle Distanz sozusagen."

"Hä? Warum das denn?"

"Glaub mir Mimi, es gibt unzählige Gründe."

Und obwohl ich gerade noch dachte, sie wäre gar nicht so betrunken, so verliert sie mal wieder ihr Gleichgewicht und droht zu fallen, doch ich fange sie gerade noch rechtzeitig auf. Sie bohrt ihre Fingernägel fest in mein Shirt und unsere Blicke treffen sich. Noch immer ist ihr Kopf nur wenige Meter vom Fußboden entfernt und da spüre ich sie wieder, die Anziehungskraft zwischen uns. Ich will mich ihrem Blick entziehen, mir nicht eingestehen, dass es mir eine Gänsehaut beschert oder dass ich mich in ihren Augen verlieren könnte. "Ich glaube ja, dass du gut küssen kannst", haucht sie plötzlich und auch wenn unsere Münder gefährlich nah aneinander sind, realisiere ich, was hier passieren könnte. Ich habe eine Kurzschlussreaktion, lasse Mimi los und sie fällt auf den Fußboden. "Aua", schreit sie auf. "Wegen dir hab ich morgen bestimmt eine Gehirnerschütterung."

"Dann ist es ja gut, dass morgen dein Verlobter wieder kommt", sage ich und richte mich auf. Mimi dreht sich auf ihren Bauch und wirft einen ihrer Schuhe nach mir. "Und du bist doch ein Arsch." Ich drehe mich wieder zu ihr um und würde ihr gerne erklären, warum ich mich so verhalte, aber ich kann es nicht. Diese Nähe dürfen wir nicht zulassen. Es würde uns nur in ein tiefes Unglück stürzen. Ich tue dies, um sie zu beschützen und nicht um sie zu schikanieren. "Gute Nacht, Mimi", ist alles was ich sage, verlasse ihr Zimmer und lasse sie auf dem Fußboden zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hallostern2014
2023-11-06T19:35:08+00:00 06.11.2023 20:35
Huhu meine beiden Lieben 😍❤️

Also doch Tai, mach(te) das alles nicht Grundlos. Sein Herz weiß was es will und zeigt es auch. Nur sein Kopf und Verstand sagt leider was anderes. Er ist auch nicht dumm und weiß das Mimi genau so fühlt wie er. Er hat aber auch schlechte Erfahrung gesammelt und sein Herz hat schon gelitten. Und bei Mimi würde es noch 1000 mal mehr leiden . Obwohl ich glaube Joe würde es verstehen, aber ob er damit einverstanden ist, ist die 2 Frage.

Für seinen Traum tut er so viel, dabei könnte er wirklich Urlaub gebrauchen. Hmm, hat Tai vielleicht doch noch bisschen Gefühle für seine Ex ? Ich hoffe ja nicht. Bor Joes Vater geht mir so richtig auf die Nerven. Kann er es nicht einfach mal sein lassen. Die Presse können echte Arschlöcher sein. Und Mimi muss sich nun mal schrittweise sich dran gewöhnen. Und Kaori, traut sich wohl auch nicht mal das zu sagen was sie will. Ich glaube nicht das es ihr auch alles so gefällt. Und Tai hat recht Mimi ist nicht wie sie. Mimi tat mehr Selbstvertrauen und macht den Mund auf. Gerade wenn sie mit Tai alleine ist, ist sie noch mehr sie selbst. Und dann sagt der Typ auch wieder was und versucht Mimi noch mehr einzuschüchtern. Der Typ hat was gegen starke Frauen. Ich bin mir auch sicher das er den Grund von Mimi weiß warum sie Joe Heiraten will, deswegen ist er noch mehr so ein Arschloch.

Tais Bericht war ja ganz gut. Und er sprach ja auch nur die Wahrheit. Essen! Da sagt er doch nie Nein 🤣. O Gott Mimi hat zwar echt Selbstvertrauen aber das muss sie auch mal wieder zeigen. Sie kann ja wohl Nein sagen. Oh man, sie tut mir so leid. Ich würde auch irgendwann von Stuhl fallen wenn man mir jemand immer nach fühlen tut.

Schade, dass Tai Kaori nicht mehr erreicht hat. Würde echt wissen wollen was er mit ihr zu sprechen hatte. Aber so konnte er Mimi jedenfalls ins Bett bringen. Und wie nah die beiden gekommen sind 😍. Und Mimis Aussagen 🤣. Musste so lachen. Nur schade das Tai darauf nicht eingegangen ist. Er flüchtet nur wieder, aber mal sehen wie lange er das noch stand halten kann.

So hier ist erstmal Schluss, bis gleich beim nächsten Kapitel 😍
Antwort von:  Ukiyo1
11.11.2023 10:37
Hey meine Liebe

Ja ja, eine richtig verzwickte Situation ist das. Vor allem, weil Joe Tai’s Freund ist. Daher ist das ne gute Frage, ob Joe das verstehen würde. Wahrscheinlich fühlt man sich als Freund da immer verraten, auch wenn er sich Mimi nicht selbst als Verlobte ausgesucht hat. Und Tai will den gleichen Fehler natürlich nicht 2x machen und versucht sich auch zu schützen, weil er weiß, dass das nicht gut ausgehen kann.

Also da kann ich dich beruhigen :D Tai empfindet nichts mehr für Kaori, aber so ganz abschließen kann er eben auch nicht damit, weil es nie ein klärendes Gespräch gab. Das würde Tai sicher gut tun, nachdem sie ihn so abserviert hat.
Der Vater ist ein Arschloch stimmt. Einer von der ganz üblen Sorte. Kaori… naja die weiß im Grunde gar nicht, was ihre eigene Meinung ist :D so was hat sie ja nie gelernt. Von daher macht sie das alles mit, ohne darüber nachzudenken, ob das richtig ist. Mimi hingegen ist anders aufgewachsen und ist es nicht gewöhnt, so rum kommandiert zu werden.

Ja, da hat er seine Chance mit Kaori zu reden wieder verpasst. :D aber Mimi durch die Gegend tragen fand er sicher auch nicht übel xD nur schade, dass sie nicht ganz bei Sinnen war. So kurz vorm Kuss und dann doch nicht :D ciao Tai

Danke fürs kommentiert und bis bald :*
Von:  Tasha88
2023-11-04T12:05:59+00:00 04.11.2023 13:05
Hallo miteinander,
nachher kommt ja schon das nächste, daher schnell noch hier ein review

es war ein gutes kapitel und man hat doch ein paar einblicke mehr auf tai und kaori bekommen.

und wie tai kämpft, wenn es um mimi geht. aber er hat ja recht
mimi ist für joe gedacht - und das wird alles noch unschön/traurig werden :(

und jap, der vater ist auch ein arsch...

ich bin schon gespannt, wie es weitergeht ^^

liebe grüße ihr beiden ^^
Antwort von:  Ukiyo1
04.11.2023 14:17
Hallo du liebe :)

Wie Recht du hast :)
Heute kommt bereits das nächste ;)

Die beiden haben schließlich auch eine Vergangenheit und sicher wird die auch nochmal Thema werden.

Tai versucht noch alles, um Mimi auf Abstand zu halten, aber es wird auch immer schwerer.

Der Vater ist, na ja, er zeigt noch sein wahres Gesicht, bisher zeigt er ja noch, dass er sehr nett sein kann, aber ob das so bleibt... Bei einem Menschen der soviel Geld, Einfluss und Macht hat? Hmmm...

Danke dir fürs Kommin :***


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