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Love against all Reason

Liebe gegen jede Vernunft
von
Koautoren:  Linchen-86  Khaleesi26

Vorwort zu diesem Kapitel:
Leute Leute Leute! Wir trauen uns ja gar nicht, das Kapitel hochzuladen :‘D
Aber was muss, das muss. Sorry vorab, wir hoffen, ihr leidet nicht zu sehr. Wir schon ^^* Komplett anzeigen

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Mimi

 

Ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll. Ich bin vollkommen verwirrt. Gestern bin ich noch bei Tai in Chiba gewesen und wir sind uns wieder so verboten nah gekommen. Ich konnte die ganze Nacht kein Auge zumachen und war erst in den frühen Morgenstunden zurück. Tais Nähe beflügelt mich, wie bei einem Rausch. Er ist wie eine Droge, die, wenn man sie nur einmal kostet, nicht mehr vergessen kann und direkt süchtig wird. Ich habe sogar kurz geglaubt, es könnte einen Ausweg für uns geben, aber so einfach ist das nicht. Ich weiß nur nicht, wie ich ihm das erklären soll. Tai ist so aufregend. Ich brauche keine Pro und Contra Liste mehr, denn egal wie viele Punkte er sammelt und selbst, wenn er es ist, der mein Herz besitzt, so wird es am Ende immer Joe sein. Nur wem gegenüber ist das eigentlich fair?

Tai ist so wütend gewesen.

Auf mich.

Er war verzweifelt und irgendwie bin ich es auch. Er glaubt, ich hätte eine Wahl, aber im Grunde habe ich die nicht. Oder?

Mein Schicksal ist zwar nicht wie das von Kaori vorherbestimmt, aber manchmal ist es einfach das Leben selbst, welches einen in die Knie zwingt.

Ich kann mich doch nicht für ihn und gegen meine Familie entschieden, nur, weil ich dummerweise Gefühle für ihn entwickelt habe.

Gefühle, die ich nicht geplant habe. Gefühle, die aber jetzt schon so überwältigend sind, dass ich nicht weiß, ob ich sie für immer ignorieren kann.

Ich muss meine Mutter anrufen. Gibt es vielleicht doch einen Weg? Gibt es doch irgendeine Chance, dass aus Tai und mir ein Paar werden könnte?

“Hi Mama”, sage ich gleich lächelnd ins Telefon.

“Mimi, Schatz, es ist schön, deine Stimme zu hören. Geht es dir gut?” Es ist so eine banale Frage, aber warum fällt es mir so schwer, sie zu beantworten?

“Es … es ist okay …”

“Ohoh, was ist los?” Soll ich meiner Mutter alles erzählen? Von Tai und dass ich unsicher bin, ob ich Joe wirklich heiraten will? Aber würde das nicht unsere Familie zerstören?

“Es ist alles okay, wirklich. Es ist schwerer als ich es mir vorgestellt habe, das gebe ich zu, aber es sind alle wirklich sehr nett zu mir. Besonders Joe.”

“Wie schön. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht so leicht für dich ist. Es ist eben doch ein ganz anderes Leben.”

“Ja.”

Mama, wäre es ok, wenn ich nicht in die Familie Kido einheirate? Können wir Papa irgendwie anders helfen? Ich möchte sie so gerne fragen, aber ich traue mich nicht. Wie gerne, würde ich ihr von Tai erzählen und wie recht sie damit hatte, dass ich den Richtigen einfach noch nicht getroffen hatte. “Du glaubst gar nicht, wie stolz wir auf dich sind”, höre ich meine Mutter sagen, doch plötzlich fängt sie an zu schluchzen. “Mama, was ist passiert?” Ich bekomme Angst, sie würde sonst nicht weinen, nicht wenn nicht was Schlimmes passiert wäre.

“Sie … sie waren hier. Die Polizei, sie waren hier und haben deinen Vater abgeholt.” Das Weinen von meiner Mutter wird immer lauter, immer hysterischer und auch ich bin fassungslos. Sie braucht ein paar Sekunden, um sich zu sammeln, ehe sie weitersprechen kann. “Er sitzt in Untersuchungshaft, gegen Kaution würden wir ihn frei bekommen, aber nicht mal dafür haben wir das Geld. Wir haben nur einen Pflichtverteidiger bekommen, aber der ist nicht besonders gut. Der Prozess ist erst fürs nächste Jahr angesetzt und bis dahin können wir nichts mehr für ihn tun. Es sei denn wir haben eine halbe Millionen Dollar.”

Oh nein.

Auch mir steigen sofort Tränen in die Augen. Ich weiß, dass mein Vater nicht unschuldig ist, dass er einen dummen Fehler begangen hat, aber tut das nicht jeder Mal von uns, wenn wir nur verzweifelt genug sind? Zu wissen, dass er aber jetzt im Gefängnis sitzt. Wir ihn nicht da raus bekommen und er bis zum Prozess schon einsitzt, lässt mich vollkommen erstarren

Ich bin Handlungsunfähig. “Ich werde ihn da rausholen, Mama. Ich verspreche es dir. Ich werde das Geld auftreiben.” Papa, du musst nicht mehr lange warten. Halte durch.

“Ach Mimi …” schluchzt meine Mutter wieder. “Ich wollte es dir erst nicht erzählen, um es dir nicht noch schwerer zu machen, aber ich halte es jetzt schon nicht mehr aus.”

Wie egoistisch von mir zu denken, ich könnte Joe verlassen, um mit Tai zusammen zu sein. Nein, Tai und ich wir werden niemals zusammen sein. Auch wenn es mir das Herz bricht. Auch wenn ich ihn jede Sekunde vermisse, die er nicht an meiner Seite ist, auch wenn die Sehnsucht mich fast umbringt.

Hat Kaori sich damals auch so gefühlt? Oder war es so leicht für sie, alles einfach hinzuschmeißen, Tai auszuradieren und Jim zu heiraten und wenn, kann sie mir verraten, wie sie das gemacht hat?

“Es war gut, dass du es mir gesagt hast.” Es ist genau das, was ich brauche. Ich muss mich daran erinnern, warum ich all das tue, warum ich mein altes Leben aufgebe. Warum ich nicht den Job machen kann, den ich so liebe oder mit dem Mann zusammen sein kann, der mein Leben zum Beben bringt. “Mimi?”

“Ja?”

“Leider kommt da noch mehr. Du musst vorsichtig sein. Die Presse hat sich auf uns gestürzt. Es kann nicht lange dauern, bis es auch in Japan angekommen ist. Es tut mir leid.”

Schock. Lass. Nach. “Mama, ich muss auflegen.” Ich gebe ihr nicht mal die Chance, noch irgendwas zu sagen. Ich muss Joe finden. Ich muss Tai anrufen. Ich muss es ihnen sagen, bevor es die Schlagzeile des Tages tut. Verdammt, Tai hatte von Anfang an recht. Wieso hab ich mich ihm nicht anvertraut? Jetzt wird Joe mich verlassen und ich werde meinen Vater niemals retten können. Oh nein.

 

 

Tai

 

Ich sitze angespannt im Zug und bin auf dem Weg nach Tokyo. Ich bin hier kurz vorm Durchdrehen. Normalerweise hätte ich noch einen weiteren Drehtag gehabt, aber diesen musste ich unverzüglich canceln.

Ein Informant aus den USA rief mich an. Ich habe ihn vor ein paar Wochen schon gesprochen, als ich Nachforschungen über Mimi gemacht habe und die Drogengeschichte rausbekommen hatte. Heute in aller Früh rief er mich an und was er mir erzählt, ließ mich erschaudern. Mimis Vater wurde verhaftet, er hat wohl angeblich Gelder veruntreut. Stimmt das? Wusste Mimi das? Herrgott nochmal, warum hat sie mir das nicht erzählt?

Ich habe schon 20 mal versucht, Joe anzurufen, aber er steckt wohl in einer OP. Ich versuche sogar Jim und Haruiko im Wechsel anzurufen, aber keiner geht ans beschissene Smartphone. Warum auch? Ist ja nur ein verfluchter Notfall. Wie soll ich das große Unheil abwenden, wenn ich hier keinen erreiche? Soll ich eigenmächtig handeln? Jetzt schon eine Stellungnahme raushauen? Mein Smartphone klingelt, endlich. Mimi. Okay. Was sie wohl will?

“Was ist?”, gehe ich kurz und knapp dran. Ich bin immer noch wütend. Wütend über meine Gefühle für sie, wütend über unseren Streit und wütend über alles, was ich heute herausgefunden habe, dass sie sich mir nicht anvertraut hat und ich sie deshalb nicht beschützen kann. “Tai.” Sie weint, sie klingt verzweifelt. “Ich … ich muss dir was sagen …”, beginnt sie zu stammeln.

“Du meinst, dass dein Vater im Knast sitzt? Das weiß ich schon.” Ich kürze das Ganze ab, dafür habe ich nämlich überhaupt keine Zeit. “Du … du weißt es?”

“Ja, seit ein paar Stunden. Deshalb sitze ich auch im Zug. Ich bin in 20 Minuten da. Warum hast du mir das nichts gesagt?” knurre ich ins Telefon. Sie hätte es mir sagen müssen. Ich habe ihr so viele Chancen gegeben.

“Ich ... ich hatte Angst, dass sie mich dann wegschicken. Ich … ich muss ihm doch helfen. Tai, verstehst du es, JETZT?”

Sie weint, sie schreit, sie leidet.

Deshalb das Ganze? Deshalb will sie unbedingt Joe heiraten? Weil ihr Vater ein Krimineller ist?

“Beruhig dich, bitte. Ich bin gleich da und ich hoffe inständig, dass es dann noch nicht zu spät ist.”

“Okay”, schnieft sie. Ich lege auf. Ich scrolle wieder über die Promi Schlagzeilen, es steht noch nichts über Mimis Vater drin. Noch nicht. Wieso kommt es mir vor, als würde ich hier auf einer tickenden Zeitbombe sitzen? Ich könnte versuchen das Interview auf heute legen zu lassen. Es war eigentlich erst in drei Tagen geplant, aber soviel Zeit haben wir nicht und bis dahin hat sich sicher auch Joe zurückgemeldet. Ich suche die Nummer von dem Journalisten heraus und wähle sie gleich. Er stimmt mir zu, dass Interview auf heute vorzulegen. Hoffentlich sind wir noch zeitig genug. Noch 15 Minuten. Verdammt. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

 
 

Mimi

 

Tai ist schon wieder wütend auf mich und ich kann ihn so gut verstehen. Hab ich wirklich geglaubt, ich könnte die Geschichte ewig verbergen? Es ist so dumm und naiv von mir gewesen. Ich laufe auf und ab, wie ein Tiger im Käfig. Wo bleibt Tai nur? Noch immer keine Spur von ihm. Joe hat sich auch noch nicht zurückgemeldet. Ich kann ihm das ja schlecht auf die Mailbox quatschen. Verdammt wenn Tai es schon weiß, dann wissen es vielleicht auch schon andere, die versucht haben an Informationen über mich zu kommen. "Argh", schreie ich nur noch so laut ich kann, aus mir heraus, weil ich mich so über mich selbst aufrege.

Einfach alles droh zu scheitern.

Mein Brustkorb fühlt sich immer enger an. Ich bekomme kaum noch Luft, mein Puls rast. Ich schwitze, mein Mund wird staubtrocken.

Hilfe.

Ich bekomme nicht Mal mit, wie ein Wagen vor mir anhält. Ich muss atmen, aber ich weiß nicht wie. Plötzlich ist es Tai, der mich an den Schultern packt und meinen Namen ruft. Es fühlt sich an, als wäre er viel zu weit weg. Es ist zu spät. “Mimi, atmen”, fordert er auf und sieht mich eindringlich an, aber ich kann nicht. Ich japse nur noch. Mir wird schwindelig und dann ist alles schwarz.

 
 

Tai

 

“Mimi, verdammt.” Ich fange Mimi auf, bevor sie auf den Asphalt aufschlägt. Da wohnen hier 100 Ärzte und keiner ist hier. Ansgar und Frau Kido kommen angelaufen. “Oh Gott, was ist passiert?” schreit Frau Kido panisch.

“Ich glaube, sie hat eine Panikattacke. Sie ist ohnmächtig.” Ich habe keine Ahnung von sowas, aber das würde doch passen, oder? “Leg sie auf den Boden und bringe sie in die stabile Seitenlage. Ansgar sofort den Notarzt absetzen.” Ansgar nickt und wählt bereits den Notruf und ich bin gerade einfach nur froh, dass Frau Kido da ist. Ich kann gerade nicht klar denken. Nicht solange Mimi ohnmächtig ist. “Tai, kannst du ihren Puls überprüfen?”, fragt Frau Kido mich.

“Äh, ja klar.” Ich halte meine Zeige und Mittelfinger an ihrem Handgelenk und versuche mich zu konzentrieren. Verdammt nochmal, ich fühle so gut wie nichts und ihr Brustkorb bewegt sich nicht. Ich halte Mimi fest, sie muss atmen. “Mimi, atme bitte.” Wir bekommen das alles hin, aber bitte atme. Tu mir das nicht an.

“Tai, du musst mit der Herzdruckmassage anfangen.” Verdammter Mist.

“Mimi?”, rufe ich verzweifelt, aber sie antwortet nicht. Ich mache ihren Oberkörper frei, dadurch, dass sie eine Bluse trägt, ist sie schnell aufgerissen. Ich stemme meinen Oberkörper auf und lege eine Hand auf die Mitte ihres Brustkorbes, mit der anderen Hand verschließe ich die andere und drücke ihren Brustkorb runter. 30 mal bleibe ich in dieser Haltung, dann senke ich meinen Kopf. Meine Lippen berühren ihre und ich beatme sie zweimal. Niemals hätte ich gedacht, dass sich unsere Lippen auf diese Art und Weise das erste Mal begegnen würden, aber mit dieser Frau läuft nichts wie üblich.

 

Ich stemme mich wieder auf und beginne von vorn. Ich rufe sie immer wieder, bleibe meinem Tempo dennoch treu. Habe ich da gerade ein knacken gehört? “Tai, soll ich dich ablösen?” Keine Ahnung, wer mich das fragt oder wie lange ich das schon mache, aber ich lass sie nicht los oder das jemand anderes machen.

Auf keinen Fall. Plötzlich kommt ein japsen. Mimi reißt die Augen auf und holt tief Luft. Wir sehen uns an und sie hält sich an mir fest. “Mimi, Gott sei Dank. Du bist wieder da.” Ich helfe ihr vorsichtig, wieder in die sitzende Position zu kommen und halte sie fest.

“Tai?”

Blaulicht, Martinshorn. Der Notruf kommt angefahren. “Tai? Mimi? Was ist passiert?” Ich blicke hoch. Es ist Joe. Ich mache Platz, aber weiche Mimi noch nicht von ihrer Seite. Noch immer pumpt das Adrenalin durch meinen Körper, ähnlich wie bei meinem Job als Stuntman. Sie atmet wieder, meinetwegen. “Sie ist ohnmächtig geworden”, erklärt Frau Kido. “Tai hat sie wiederbelebt, eine Minute lang.” Eine Minute? Wann hat sich das letzte Mal eine Minute wie eine halbe Ewigkeit angefühlt? Sofort öffnet Joe seinen Arztkoffer und holt ein Blutdruckmessgerät heraus. Er liegt die Manschette um ihren Arm und misst ihren Blutdruck. “100/60 mmHg, du meine Güte, was ist hier los?”

“Ich … ich weiß auch nicht. Ich habe plötzlich keine Luft mehr bekommen. Ich … es tut mir leid.”

“Ach Mimi, sowas kann doch mal passieren. Wir müssen dich nur wieder aufpeppeln und beobachten. Am besten untersuchen wir dich morgen näher im Krankenhaus. Nur verstehe ich nicht, warum du einfach umkippst. Ansgar hole mir was zu trinken und am besten auch Traubenzucker.”

“Ja, Sir.” Ansgar läuft los und verschwindet schnell in der Villa. Wusste gar nicht, dass der Typ so schnell rennen kann.

“Nein, es tut mir alles so schrecklich leid”, wimmert Mimi und sieht entschuldigend zu Joe.

"Aber was denn?”

“Vielleicht kann ich das kurz übernehmen”, versuche ich die Oberhand des Gespräches zu übernehmen, denn die Zeit rast immer noch gegen uns.

“Nein, ich muss das selber machen.” Kurz blickt Mimi zu mir, ehe sie sich mit ihrem Oberkörper ganz zu Joe dreht. "Mein Vater ist gestern verhaftet worden. Er sitzt in Untersuchungshaft.”

“Was? Warum das denn?”, fragt er gleich verwirrt nach.

“Weil er Gelder veruntreut hat.”

Stille.

“Mimi, hast du das etwa gewusst?”, ist schließlich Frau Kido, die als erste ihre Stimme wiederfindet. Langsam nickt Mimi und gleich sammeln sich Tränen in ihren Augen. “Ich wollte ihm helfen …”

“Moment mal und deshalb willst du mich heiraten, oder? Um die Schulden deines Vaters zu begleichen?”, fragt Joe diesmal deutlich gereizter nach. Wieder nickt Mimi, doch schafft es nicht mehr, Joe weiter anzusehen. Er steht auf, lässt Mimi los und dreht sich weg. Er zieht seine Brille aus und massiert sich die Schläfe.

“Da ist noch etwas …”

“Was kann denn da jetzt noch kommen?”, fragt Frau Kido in einem sehr schrillen Tonfall und einem sehr wütenden Blick nach. Ich will gerade echt nicht in Mimis Haut stecken.

“Die Presse in New York weiß es. Es gab eine Schlagzeile.” Sofort reißt Joe den Kopf um und sieht extrem verärgert aus.

“Wie bitte? Du … weißt du eigentlich, was du mir, was du unserer Familie damit antust?” Fassungslos blickt Joe drein, doch Mimi hat es scheinbar die Sprache verschlagen. Sie zittert am ganzen Körper. Ich reiche ihr ein Taschentuch, weil die Tränen unkontrolliert über ihr Gesicht wandern, dann richte ich mich auf. “Ich habe das Interview vorverlegt, auf heute. In der Hoffnung, dass wir die Geschichte zuerst aus unserer Sicht erzählen können. Ich habe niemanden von euch erreicht und wusste nicht was ich tun soll”, rechtfertige auch ich mich. Auch wenn ich gar nicht weiß warum.

“Nein, solange können wir nicht warten. Schick jetzt gleich ein Statement raus. Los!”, brüllt Joe mich an, als könnte ich irgendwas dafür. Er hat mich noch nie in meinem gesamten Leben angeschrien. Ich wusste nicht mal, dass er so schreien kann. “Okay." Ich habe das Statement vorhin im Zug schon fertig geschrieben und muss ich es jetzt nur bei Twitter und den anderen Social Media Kanälen hochladen.

“Stop! Wir sind zu spät”, kommt es auf einmal aus dem Mund von Frau Kido und sie dreht ihr Smartphone in unsere Richtung.

 

Ertappt! Ist Mimi, die neue Verlobte von Dr. Joe Kido doch nicht so unschuldig wie angenommen? Der Vater, Keisuke Tachikawa ist gestern in New York verhaftet worden.

 

Man sieht tatsächlich sogar Fotos von Mimis Vater, wie er in Handschellen abgeführt und in einen Streifenwagen verfrachtet wird. Selbst Mimi scheint das Bild zum ersten Mal zu sehen. Tränen rollen über ihre Wange.

"Verdammt. Wir sind zu spät." Joe tritt seinen Arztkoffer um und der gesamte Inhalt verteilt sich über den Fußboden. "Ich muss hier weg." Joe lässt Mimi auf dem Boden zurück und auch Frau Kido folgt ihrem Sohn in die Villa zurück. Währenddessen kommt Ansgar mit dem Wasser zurück und reicht das Glas an Mimi weiter. "Danke", stammelt sie.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich machen soll. Joe hinterher oder hier bei Mimi bleiben? Ich halte ihr meine Hand entgegen, um ihr hochzuhelfen, doch sie bleibt an Ort und Stelle sitzen. "Ich glaube nicht, dass ich jetzt noch in die Villa rein darf", flüstert sie.

"Ach Mimi, ich habe Joe tatsächlich noch nie so gesehen. Ich werde mit ihm reden, okay? Es wird schon alles." Was soll ich ihr auch sonst sagen? Dass sie hier nicht mehr willkommen sein wird?

 

Ich folge Joe in die Villa und sehe wie Mimi anfängt, den Inhalt des Arztkoffers wieder mit Ansgar aufzuräumen. Ach Mimi.

"Hi Joe, warte mal", rufe ich ihm nach. Er dreht sich zu mir und bleibt stehen. "Was denn, Tai? Was willst du mir jetzt sagen, was mich beruhigen könnte? Wir sind Skandalfrei und DAS ist echt der Gipfel."

"Dennoch müssen wir uns dringend irgendwas überlegen."  

Das Interview? Haruiko? Oh mein Gott, der wird Mimi erwürgen.

"Hast du es gewusst?"

"Nein. Heute morgen hat mich mein Informant angerufen und seitdem versuche ich euch zu erreichen. Ich hab mich sofort auf den Weg nach hier begeben. Keiner ging zuvor ran."

"Na ja, Tai, wir sind Ärzte und sind mit wichtigeren Dingen beschäftigt, als vor unseren Smartphones zu sitzen", giftet Joe weiter und langsam werde ich sauer. Wie redet er eigentlich mit mir? "Du wirst es nicht glauben, aber auch ich habe mein Filmset verlassen, wo ich eigentlich noch einen Tag hätte bleiben müssen, nur um euren Arsch zu retten und vielleicht bin ich kein Arzt, aber das macht euch auch nicht zu besseren Menschen. Also Krieg dich ein."

"Tai, hat recht, er hat auch nur sein Bestes gegeben. Die Schlagzeile ist jetzt da und wir müssen überlegen, wie wir aus dieser Sache möglichst glimpflich davonkommen." Joe nickt und sieht mich wieder ruhiger an. "Es tut mir leid, Tai. Es ist nur … Wieso hat sie nicht mit uns geredet? Wie konnte sie uns das nur antun?"

"Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass es niemals ihre Absicht war irgendeinen von euch zu verletzen. Sie ist einfach nur eine junge Frau, eine Tochter, die Angst hatte, ihren Vater zu verlieren." Mimi wollte einfach nur ihren Vater beschützen und es ehrt sie sehr, dass sie dafür bereit ist, ihre Freiheit zu opfern. Sie will verhindern, dass ihr Vater ins Gefängnis geht, ist aber bereit sofort ihr Leben in einem goldenen Käfig zu verbringen. Soviel Ironie.

Tai, hast du einen Vorschlag?", fragt Joe mich. Er scheint mir also wieder zu vertrauen.

"Wir müssen im Interview gleich Schadensbegrenzung betreiben und vor allem darf Mimi nicht mit ihrem Vater über ein Kamm geschert werden."

"Wie wäre es, wenn Mimi Streit mit ihren Eltern hat und gar keine Ahnung von alldem hatte?", schlägt Frau Kido vor und ich überlege gleich, ob die Rechnung aufgeht, aber wie die Presse bereits geschrieben hatte, sind Mimis Vater und Haruiko alte Freunde. Warum sollte Mimi dann mit ihren Eltern gebrochen haben? Nein, das wäre nur die nächste Negativ Schlagzeile. "Nein, das würde uns keiner abkaufen. " Das wird schwerer als erwartet.

 
 

Mimi

 

Alles ist vorbei. Ich habe es einfach komplett vermasselt. Joe ist schwer enttäuscht von mir. Tai ist sauer. Mein Vater sitzt im Gefängnis und meine Mutter ist auch im Arsch. Na super, besser hätte es doch nicht laufen können. Ich habe es geschafft, einfach jeden zu verletzen, den ich gerne habe. Bravo. Ganz großes Kino, Mimi. Noch immer schmerzt mein Brustkorb und ich bin mir nicht mal sicher, ob Tai mir nicht versehentlich eine Rippe gebrochen hat. Ich kann kaum aufstehen. "Miss Tachikawa, soll ich ihnen etwas zu Essen holen?", fragt Ansgar nach und ich schüttle nur traurig den Kopf. "Nein danke", stammle ich. Der Krankenwagen ist mittlerweile wieder vom Kido Anwesen verschwunden, dafür fahren zwei neue Fahrzeuge auf die Villa zu. Um Gottes Willen, wer ist das? Ansgar eilt herbei und öffnet die Türe. Der Professor steigt aus und ich schlucke einen schweren Kloß im Hals runter. Er sieht mich direkt an.

Kalt. Eiskalt. "Mitkommen!", ordnet er an. Ich unterdrücke den Schmerz und stehe auf. Ich beiße mir auf die Zähne und folge ihm in die Villa. Die Bediensteten öffnen ihm die Türe und verbeugen sich. Auch sie trauen sich kaum, ihn anzusehen. Er geht direkt ins Wohnzimmer, wo auch Tai, Joe und Frau Kido stehen und sich angeregt unterhalten. "Hinsetzen!" Ich setze mich hin. Ich gehorche, ich widerspreche nicht. Wahrscheinlich nie wieder. Ich muss an gestern denken, als ich mit Tai auf dem Dach stand und er zu mir sagte, ich solle springen und dass so mein Leben jetzt aussehen würde. Wie recht er hatte. Wieso hat er nur jedesmal Recht? Und wie soll ich hier je um Verzeihung bitten. Joe? Frau Kido? Sie waren doch immer nur gut zu mir und ich habe ihnen so viel Schande bereitet, dabei wollte ich das doch nie. Gehorchen ist das Einzige, was ich jetzt tun kann, doch dann brüllt Haruiko los und blanke Wut trifft mich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Hallostern2014
2023-11-17T20:42:45+00:00 17.11.2023 21:42
Huhu ihr Lieben

Oh man Mimi tut mir leid, erst der Streit mit Tai dann das Telefonat mit ihrer Mama, wäre es nicht mit ihrem Papa passiert, dann hätte sie ihren Mama bestimmt um Rat gefragt. Obwohl ich glaube wenn ihre Mutter es wüsste das Mimi sich verliebt hat, dann würde sie ihr bestimmt raten auf ihr Herz zu hören. Aber leider tat sie es nicht, weil sie Angst um ihren Papa hatte und auch die Verzweiflung von ihrer Mama gehört hatte. Das arme Herz.

Und Natürlich hat Tai sofort davon mit bekommen und kennt somit den wahren Grund warum Mimi Joe heiraten möchte, er ist ja nicht doof und wusste das da was anderes ist. Weil Mimi nicht so wie die reichen Tussis ist. Auch sein Herz schlägt natürlich noch mehr als sonst. Erstes wegen dem Streit und zweites weil er sich mega sorgen um Mimi macht. Und fühlt wie sie sich gerade fühlt.

Und dann kommt es natürlich heftig, Mimi ist so stark in einer Panik das sie umfällt, da schlug auch mein Herz sehr schnell weil man auch Tais Verzweiflung spüren konnte. Er hatte Angst Mimi für immer zu verlieren.

Von den Kidos bin ich Maßlos enttäuscht, an statt Mimi erstmal zu beruhigen und bei zustehen machen sie ihr noch an und denken nur an ihrem Ruf. Gerade von Joe bin ich da echt enttäuscht. Auch als es dann bei denen in der Presse angekommen ist. Und Mimi wird nun noch mehr fertig gemacht.

Auch das Tai hier angemacht wird ist echt krass. Die hätten auch selbst stärker nach forschen können aber nein ihr Sohn muss so schnell wie möglich heiraten. Auch wenn Joe sich bei ihn entschuldigt hat, für mich gibt es da nichts zu entschuldigen. Er hätte mit Mimi vernünftig danach reden sollen. Auch die Idee das Mimi angeblich Streit mit ihrer Familie hat fand ich mega blöd zum Glück hat Tai es ausredet.

Nun bin ich gespannt auf das nächste Kapitel und hoffe das Tai Mimi wieder retten wird.

🙈 Ihr macht es echt so spannend
Glg ❤️
Antwort von:  Ukiyo1
18.11.2023 08:15
Hallo du liebe :)

Eine wirklich verzwickte Situation und Mimis Mutter hätte ihr das sicher geraten :) aber dazu kam es nicht und Mimi hatte ja einen triftigen Grund warum sie all das macht und wenn sich einmal was in ihren Kopf gesetzt hat, dann bringt sie auch nichts so schnell davon ab :/

Sie ist total am Ende. Sie musste Wochenlang diese Schauspiel mitspielen, der Druck der Medien, die Erwartungen der Kiods, der Wunsch ihrer Familie zu helfen und Schlussendlich kommt alles auf einem richtig dummen Weg raus. Das hält sie einfach nicht mehr aus.

Tai versucht natürlich alles, um Mimi zu retten und ihr trotz allem beizustehen. Für ihn ergibt das erste Mal alles ein wenig Sinn. auch wenn er nicht alles, was sie tut nachvollziehen kann.

Joe hingegen fühlt sich gerade extrem verraten und ausgenutzt. Er mag Mimi ja wirklich und deswegen ist er eben verletzt. Er steht auch enorm unter Druck und es gibt bei den Kids nichts wichtiger, als das Image und das ist gerade in Gefahr. Joe wird auch in den nächsten Kapitel zeigen, wie sehr er verletzt ist und dass er nicht so leicht darüber stehen kann.

Tai kann Joe schon die Meinung sagen, der wehrt sich schon ;) und Joe weiß auch wenn er es vermasselt :D und der Rest der Kidos ist eben sehr speziell :D

Danke für dein Kommi *-*

Heute geht es weiter
Von:  xGemini
2023-11-17T08:24:10+00:00 17.11.2023 09:24
Wow tolle FF!

Ich lese seit Anfang an im Stillen mit. Was für eine tolle Geschichte.
Warte schon ganz hibbelig auf das nächste Kap.

Weiter so, liebe Grüße :-)

Antwort von:  Ukiyo1
18.11.2023 08:07
*-* Wir bedanken uns ganz herzlich für dein Kommentar *-*

Wir freuen uns sehr darüber, dass du unsere Geschichte von Anfang an liest und ganz hibbelig auf neue Kapitel wartest :)

Es geht uns beim schreiben oft nicht anders :D denn manchmal haben nicht mal wir, Einfluss darauf was die Charas hier machen :D

Wir hoffen es wird dir weiterhin gefallen :)

Es wird jetzt auf jeden Fall viele spannende Kapitel geben. Lass dich überraschen :)

Liebe Grüße zurück :)
Von:  Tasha88
2023-11-15T21:04:43+00:00 15.11.2023 22:04
Hallo ihr zwei,
wow, ein stimmungsgeladenes Kapitel - wirklich
und gut!
das ganze Chaos, das durcheinander.
als Logikmonster sage ich jetzt mal, dass wenn man jemanden tatsächlich drei minuten wiederbelebt hat, der sicherlich ins Krankenhaus muss und nicht mit wasser und traubenzucker wieder aufgepäppelt wird. und die gebrochene rippe - könnte die lunge treffen ....

ansonsten erwarte ich das donnerwetter. und mimi tut mir gerade unglaublich leid. ich hätte auch nicht gedacht, dass die wahrheit mit so einem Knall ans Tageslicht kommt

PS ich weiß eindeutig, wer das hier geschrieben hat - nach hier gekommen - liebe es XD

bis bald meine Lieben ^^
ganz großes Kino hier. samstag ist noch so lange hin >.<
Antwort von:  Ukiyo1
18.11.2023 08:03
Hallo du eine :)

Ja, es ist wirklich spannend gewesen und sehr viel passiert :D
Ich liebe es, dass du ein kleines Logikmonster bist und ich habe es extra nur für dich angepasst :D Ich hoffe, du kannst damit leben :D

Mimi tut uns gerade auch sehr leid. Es wird jetzt eine wirklich harte Zeit auf sie zukommen und die Kidos machen ihr das Leben jetzt nicht besonders leicht und leider wird selbst Joe zeigen, dass er auch eine andere Seite hat :/

Ja, wer könnte das nur gewesen sein :D

Samstag. Es ist soweit :*


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