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Die Rumtreiber und der Fluch des Siegelrings

Slow Burn Remus/Sirius | abgeschlossen
von

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Neue Wege - April 1976 (1/5)

Die Woche drauf war die letzte vor den Osterferien. Sirius und James hatten Regulus noch direkt am Sonntag nach dem Quidditch-Finale den falschen Ring untergejubelt. Doch erst jetzt, da mehr als eine Woche ohne geflüsterte Gerüchte vergangen war, begann Remus langsam, sich wieder wirklich zu entspannen. Vollmond war noch knapp zwei Wochen hin, Regulus Black und Severus Snape liefen ihm in den Korridoren nicht mehr über den Weg, und Remus hatte endlich Zeit, sich so richtig seiner ZAG-Vorbereitung zu widmen.

Und außerdem hatten Sirius und er den Gemeinschaftsraum wieder für sich allein.

Am dritten Morgen der Ferien warf Sirius ihm ein Kissen an den Kopf. „Hey!“

„Hey was!“, rief Remus zurück und setzte sich in seinem Bett auf.

„Was willst du heute machen?“ Sirius saß im Schneidersitz auf seinem Bett. Er trug noch seinen teuren dunkelblauen Schlafanzug. „Bin schon seit ‘ner Stunde wach und du schnarchst nur vor dich hin.“

„Ich schnarche nicht“, maulte Remus beleidigt.

„Oh doch, rat mal, warum ich meine Vorhänge jeden Abend mit Abschirmzaubern belege.“

„Wegen Peter.“

„Ja, das auch“, grinste Sirius. „Also, was liegt heute an? Und komm mir nicht mit Lernen. Ich kann das alles. Du kannst das alles. Was soll das also?“

Remus stieß amüsiert die Luft aus. „Na gut. Was schlägst du also vor?“

„Hab‘ nachgedacht, wie ich das manchmal so tue…“, sagte Sirius und legte sich auf den Arm gestützt auf die Seite. Remus fiel auf, dass der oberste Knopf seines Schlafanzugs nicht geschlossen war und bemühte sich, nicht dort hinzustarren. „Und da ist mir eine Idee gekommen. Eine brillante, möchte ich meinen. Zu dir hat James doch auch gesagt, er hätte gerne einen Wegweiser, um Leute im Schloss zu finden?“

„Ja…“, gab Remus langsam zurück, auch wenn er in seinem Kopf wenig nach dieser Erinnerung kramen musste. Der ganze Tag war wie im Nebel.

„Nun – hier.“ Sirius sprang auf die Füße und kam zu Remus herüber. In der einen Hand hielt er seinen Zauberstab, in der anderen einen altmodischen Wecker. Den hatte Sirius benutzt, bevor er sein Radio auf den Nachttisch gestellt hatte, erinnerte Remus sich. Ohne zu fragen, setzte sich Sirius auf Remus‘ Bett (Remus rückte ein wenig zur Seite) und legte den Wecker mit dem Zifferblatt nach oben auf die Decke. „Also. Ich habe eine angeheiratete Cousine…“, begann er, dann besann er sich eines Besseren. „Ach, ist auch egal. Die hat jedenfalls eine Standuhr, die anzeigt, wo ihre Kinder und ihr Mann sich befinden. Aber eben nicht im physischen Raum, sondern im übertragenen Sinne. «Bei der Arbeit» und so. Das hat mich auf die Idee gebracht, dass man so eine Anzeige auch mit einer Uhr machen könnte, nur dass sie eben nicht die Zeit zeigt, sondern wie ein Kompass in die Richtung, in der die Person sich befindet. Einen richtigen Kompass hatte ich jetzt nicht zur Hand. Schau mal.“

Er tippte mit dem Zauberstab auf das Zifferblatt und sagte: „Wo ist Moony?“ Augenblicklich sprangen die beiden Zeiger der Uhr auf 12 Uhr, die Richtung, in der Remus saß.

„Ohh“, sagte Remus und nahm den Wecker in die Hand. Er drehte ihn und die Zeiger drehten sich mit, sodass sie weiterhin auf sein Gesicht zeigten. „N-nicht schlecht…“

„Du bist nicht überzeugt“, sagte Sirius scharfsinnig.

„Naja, ich dachte nur… Das ist nicht sonderlich hilfreich, wenn der Kompass dich ständig vor eine Wand leitet, weil die Person zum Beispiel in einem Gebäude ist oder ein Korridor einen Umweg macht, oder?“

„Hast du eine bessere Idee?“, fragte Sirius eine Spur beleidigt.

„Wie wär’s mit einer Karte?“, sagte Remus, als hätte er im Schlaf bereits ausführlich darüber nachgedacht.

„Eine… Karte?“, fragte Sirius skeptisch.

Remus dachte nach. „Ja, warum eigentlich nicht… Stell‘ dir vor, eine Karte von Hogwarts, mit allen Gängen und Abkürzungen und… und darauf für jede Person eine Markierung, je nach dem, wo sie sich gerade befindet.“

„Alle Personen gleichzeitig? Das wird ja total unübersichtlich…“

„Schon… aber auch irgendwie echt, oder?“ Remus‘ Verschlafenheit war wie weggeblasen. So verlassen und ruhig das Schloss in den Ferien auch dalag und so sehr er es genoss, die alten Gemäuer und Flure für sich zu haben, der wahren Reiz an Hogwarts war doch, wenn es durch die hunderten Schüler vor Leben nur so sprühte.

„Ja…“, meinte Sirius endlich, „warum eigentlich nicht…“

Remus öffnete die Schublade seines Nachttischs und zog einen Fetzen Pergament heraus. „Lass uns doch mal erstmal anfangen mit… nur mit dem Erdgeschoss oder so…“

Sirius‘ Augen leuchteten begeistert. Remus fühlte sich, als hätte er treppabwärts eine Stufe verpasst.

Die nächsten Tage verbrachten die beiden mit glühenden Herzen. Von morgens früh bis abends spät bemühten sie sich, jeden Fuß im Schloss mit ihren Zauberstäben abzumessen und auf ihre immer umfassendere Karte zu übertragen. Nicht nur einmal entdeckte Filch sie in einem ansonsten leeren Korridor, doch da er nicht erkennen konnte, dass sie etwas Verbotenes taten, musste er sie Verwünschungen murmelnd in Ruhe lassen.

Nach einer Woche waren Sirius und Remus erst die Hälfte des Schlosses abgelaufen. Beispielsweise fehlten noch die Kerker, denn sie wollten sich so kurz nach den Stinkbomben in der Nähe des Slytherin-Gemeinschaftsraums lieber nicht blicken lassen. Doch alles, was sie bisher gesehen hatten, kartierten sie fein säuberlich mit Remus‘ Kugelschreiber.

Selbst die verborgenen Gänge nach Hogsmeade hatten sie mit aufgenommen, auch wenn sie nun im vom Feuer erhellten Gemeinschaftsraum diskutierten, ob das wirklich eine gute Idee war.

„Wir müssen die Karte dann auf jeden Fall verschlüsseln. Ich habe keine Lust, beim nächsten Ausflug in den Honigtopf auf drei Lehrer, zwei Geister und siebenundzwanzig Erstklässler zu treffen.“

„Ja“, stimmte Remus ernst zu, der neben Sirius auf einem Sofa im leeren Gemeinschaftsraum hockte und mit aufgestütztem Kopf über der Karte brütete. „Und ich möchte auch kein zweites Erlebnis wie mit Snape unter der Peitschenden Weide haben…“

„Moony…“, sagte Sirius plötzlich mit einem schmerzlichen Tonfall, „tut mir leid… Das mit Snape.“

„Ist schon vergessen“, sagte Remus, den die bereits bekannte Hitze überkam. „Es ist ja noch mal alles gut gegangen.“

„Stimmt…“ Die Worte hingen in der Luft. Dann fügte Sirius hinzu: „Es war trotzdem nicht in Ordnung. Es war dumm. Und leichtsinnig. Snape hätt‘s verdient, das schon. Hat rumgeschnüffelt. Wollte rausfinden, wohin du verschwindest. Aber ich hätte dich da nicht mit reinziehen dürfen.“

„Hast du doch auch nicht.“

„Aber beinah.“

„Tatze, es ist okay. Sogar dein Nachsitzen ist vorbei.“

Remus sah Sirius von unten her an. Es war ungewöhnlich, dass er bei einem Thema, bei dem er selbst nicht gut wegkam, nicht lockerließ.

„Als Regulus dir gedroht hat, hab‘ ich es mit der Angst zu tun gekriegt.“

Remus hob nun endgültig den Kopf und musterte Sirius mit einer Mischung aus Verwunderung und Sorge. Er wusste nicht, was er sagen sollte.

„Ich hatte so Angst, dass ich dir wirklich geschadet habe…“ Sirius starrte auf die Tischplatte. Mit einem Finger ummalte er immer wieder ein kleines Brandloch darin; lange vor ihrer Zeit musste hier ein Gryffindor-Schüler eine Kerze umgestoßen haben. Sirius‘ Stimme war fast nur noch ein Flüstern, als er sagte: „Ich… kann euch nicht verlieren. Ich habe dann… niemanden mehr.“

Ein riesiger Kloß tauchte in Remus‘ Hals auf und hinderte ihn daran, etwas zu erwidern. Zu erwidern, dass es ihm genauso ging, dass seine Freunde die Familie geworden waren, die sich endlich einmal nicht für ihn schämte. Die ihn nicht versteckt hielt. Sirius, James und Peter waren die Familie, die zu ihm stand und ihn nicht tief drinnen als Monster sah.

„Ist schon gut“, brachte Remus kieksend heraus und mit einem Mal lag seine Hand auf dem Tisch auf Sirius‘ Unterarm. Es fühlte sich gut an. Warm und vertraut, und aufregend. Sirius sah auf und schaute ihn direkt an. Langsam zog Sirius den Arm unter Remus‘ Hand weg und Remus‘ Herz begann schon zu schmerzen, doch anstatt ihn abzuschütteln, schlangen sich Sirius‘ Finger ganz langsam um die Remus‘ und hielten sie fest.

Remus starrte für einen Moment auf ihre verschränkten Hände, dann schaute er direkt in Sirius‘ graue Augen. Statt ihrer sonstigen stählernen Härte hatten sie einen verletzlichen Ausdruck angenommen, der vom Feuerschein nur noch verstärkt wurde.

„Ich geh nirgendwohin“, sagte Remus noch, bevor Sirius ihn küsste, mitten auf den Mund. Remus erstarrte für eine Sekunde. Seine Mundwinkel zuckten, weil das alles so absurd war, und dann schmolz er in eine Umarmung und küsste Sirius zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Centranthusalba
2023-11-04T17:59:45+00:00 04.11.2023 18:59
🫨🫨🫨🫨🫨🫨🫨🫨 und dann machst du das in so einem Halbsatz???? 🫠🫠🫠
Wahrscheinlich bin ich jetzt genauso überrumpelt, wie Remus.

Btw, ich dachte die Karte hätte es schon gegeben, als James im letzten Kapitel davon sprach. Dass die beiden sie jetzt erstellen, ist eine schöne Idee


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