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366 Tage - 366 Geschichten

366 Tage Challenge 2024
von

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07.01.2024 - Spucke(n)

“Spinnst du?” Angeekelt sah Jake auf seine Schuhe und ballte seine Hände zu Fäusten. vor wenigen Sekunden hatte Blake ihm vor die Füße gespuckt und dabei auch seine Füße getroffen.

“Offensichtlich”, gab der Angesprochene nur knapp zurück und wischte sich mit dem Handrücken kurz über den Mund hinweg. Jake provozierte ihn schon seit Tagen, passte ihn in jeder Schulpause ab und langsam aber sicher wusste Blake nicht mehr, was er noch tun sollte. um den Älteren wieder loszuwerden. Obwohl er schon längst Gefühle für Jake entwickelt hatte, die weit über Freundschaft hinausgingen. Vielleicht aber auch gerade deswegen.

Ohne Jacke auch nur die Chance zu geben, ein weiteres Mal zu antworten, drehte er sich von ihm weg und öffnete stattdessen seinen Spind. Nur um im selben Moment aufzukeuchen, als Jake ihn mit einer schnellen Bewegung wieder zu sich drehte und ihn gegen den Schrank neben seinem eigenen Spind presste.

“Was glaubst du eigentlich, wer du bist?”, zischte er ihm entgegen, während er ihn regelrecht anstarrte. Blake hatte Mühe, dem Blick standzuhalten, und seine Lippen bildeten inzwischen einen einzigen Strich. Er brauchte ein paar Augenblicke, um sich zu sammeln, bevor der Trotz in ihm die Oberhand gewann.

“Tu nicht so, als ob du das nicht weißt. Letzte Nacht konntest du meinen Namen nicht oft genug stöhnen”, provozierte er ihn schließlich und vernahm mit Genugtuung, dass Jake direkt zusammen zuckte. Reflexartig ließ er sein Gegenüber wieder los und taumelte einige Schritte zurück, bevor er regelrecht vor ihm floh. Er wollte nicht an diese Nacht denken, er wollte nicht daran denken, wie sehr es ihm gefallen hatte. Und er wollte auch nicht daran denken, dass er Blake gerade eben noch gesagt hatte, dass er es bereute, sich überhaupt auf ihn eingelassen zu haben.

Als Antwort darauf hatte Blake ihm vor die Füße gespuckt und ihm anschließend diesen Satz um die Ohren gehauen, der so viel in Jake auslöste, dass er kaum damit umgehen konnte. Obwohl er wusste, dass ihm noch eine weitere Doppelstunde Chemie bevorstand, floh er aus der Schule. Weg von Blake, weg von all dem, was er gerade empfand.
 

Nachdem Jake verschwunden war, sank Blake etwas in sich zusammen und drehte sich wieder in Richtung seines Spindes. Er hatte dem Älteren wirklich nicht vor die Füße spucken wollen, aber nach allem, was in der letzten Nacht gewesen war, hatten Jakes Worte ihn so sehr verletzt, dass er einfach keinen anderen Ausweg gesehen hatte. Mit einem tiefen Atemzug nahm er das Chemiebuch aus dem Spind und schloss den Schrank wieder. Am liebsten wäre er Jake einfach hinterher gegangen, aber auf der anderen Seite war er auch einfach noch viel zu sauer auf den Älteren.

Er wusste, dass er nicht erwarten konnte, dass Jake ihm gleich am nächsten Tag um den Hals fallen würde, aber dass er ihm sogar sagte, dass er es bereute, mit ihm geschlafen zu haben, hatte ihn einfach zutiefst verletzt.

Dem Chemieunterricht konnte er kaum folgen, viel zu sehr hing er in seinen eigenen Gedanken fest. Zum Ende des Unterrichts hin erhob er sich, wie alle anderen Schüler auch, und sah zu seinem besten Freund, als er dessen Stimme vernahm. “Was genau war das auf dem Flur zwischen Anderson und dir?”

Über die Schulter hinweg sah Blake seinen besten Freund kurz an, zuckte aber dennoch nur kurz mit den Schultern. “Keine Ahnung, was er für ein Problem hat”, erwiderte er knapp und schwang sich den Rucksack über die rechte Schulter, bevor er Luan einfach stehen ließ. Er wusste sehr wohl, was genau das Problem war und im Laufe der letzten Minuten hatte er beschlossen, dass es nur einen Ausweg aus dieser Situation gab. Er musste mit Jake reden und das so schnell wie möglich.

Ohne weiter auf Luan einzugehen, verließ er das Schulgebäude und lief geradewegs in die Richtung, in der sich das Haus des Älteren befand. Davor angekommen, rang er kurz nach Atem, bevor er auf die Klingel drückte. Es dauerte lediglich ein paar Minuten, ehe er einer ihm unbekannten Frau gegenüberstand, von der er automatisch davon ausging, dass es Jakes Mutter war.

“Was kann ich für dich tun?”, sprach sie ihn direkt an, woraufhin Blake die Hände in den Hosentaschen vergrub. “Ich .. ähm.. wollte zu Jake”, erwiderte er schließlich, woraufhin die Dunkelhaarige einen Blick über die Schulter ins Hausinnere warf.

“Bist du ein Freund von ihm?”, hakte sie nach und Blake nickte so schnell, dass ihm fast schwindlig wurde. “Er ist heute früher gegangen, weil es ihm nicht gut ging und ich wollte ihm die Chemie - Hausaufgaben vorbeibringen", griff er zu einer kleinen Notlüge, woraufhin die Frau kaum merklich nickte. “Ja, das hat er mir gesagt”, erwiderte sie erst und trat anschließend an die Seite, um ihn ins Haus zu lassen. “Er ist oben in seinem Zimmer”, schob sie noch hinterher und ließ ihn anschließend mitten im Eingangsbereich stehen. Verwundert sah Blake ihr hinterher, bevor er ein weiteres Mal tief Luft holte und sich anschließend in Richtung Treppe bewegte. Er war zwar mit der gestrigen Nacht das erste Mal im Haus des Älteren gewesen, aber trotzdem erkannte er sofort, welche der Türen im oberen Bereich zu Blakes Zimmer führte.

Vor der Tür zögerte er erst, bevor er doch anklopfte und erst eintrat, als von drinnen ein einfaches “Ja?”, zu hören war.

Sofort, als er die Tür geöffnet hatte, sprang Jake regelrecht vom Bett auf, auf dem er gelegen hatte und starrte ihn regelrecht an. “Blake!”

Ein flüchtiges Lächeln glitt über die Lippen des Angesprochenen, während er die Tür mit dem Fuss schloss und sich mit dem Rücken dagegen lehnte.

“Was willst du hier?”, sprach Jake ihn ein zweites Mal an, ohne sich ihm zu nähern. Stattdessen fixierte er ihn direkt und Blake konnte sehen, dass sich dessen Hände zu Fäusten ballten.

“Dir unsere nicht vorhandenen Chemie - Hausaufgaben vorbeibringen”, schmunzelte er anschließend, woraufhin Jake ihn verwirrt ansah. “Hä?”, gab er verwirrt zurück und musterte Blake fragend, woraufhin dieser kurz mit den Schultern zuckte. “Das habe ich deiner Mutter gesagt, aber eigentlich will ich mit dir über vorhin reden und mich entschuldigen, weil ich dich .. angespuckt habe”, entgegnete Blake ruhig und für einen kurzen Moment weiteten sich die Augen seines Gegenübers. “Warum hast du es dann getan?”, antwortete Jake und diesmal war es Blake, der zwar eine Augenbraue hochzog, aber auch leise seufzte.

“Weil ich verletzt war. Ich weiss nicht, was ich nach letzter Nacht erwartet habe, aber dass du mir sagst, dass du all das, was zwischen uns war bereust, tat verdammt weh.” Kurz biss sich Blake auf die Lippen und hob eine Hand, als Jake etwas erwidern wollte. “Lass mich erst reden, bitte”, bat er ihn erst und sah Jake weiterhin an, obwohl der Drang, dieser Situation zu entfliehen, noch immer die Oberhand gewinnen wollte, aber er musste einfach alles loswerden, was ihn beschäftigte. Und wenn das bedeutete, dass Jake ihn danach hochkant rauswarf, dann würde er diesen Umstand akzeptieren müssen. “Obwohl es nur diese eine Nacht war, hatte sie alles, was ich mir schon seit Monaten wünsche. Jede Nacht träume ich davon, am nächsten Morgen in deinen Armen aufzuwachen und bin manchmal sogar enttäuscht, wenn das nicht der Fall ist”, fuhr er leise fort und konnte beobachten, wie sich Jake etwas entspannte, ihn aber auch weiterhin regelrecht anstarrte. Blake lächelte kaum merklich und trat langsam auf Jake zu, um unmittelbar vor ihm stehen zu bleiben. “Und außerdem bin ich mir sicher, dass du nie mit mir geschlafen hättest, wenn du nicht auch irgendein Gefühl in dir tragen würdest, dass in die Richtung geht, die ich mir schon so lange wünsche”, wisperte er leise und legte eine Hand auf die rechte Faust des Älteren, um sie aus der Faust zu lösen, damit er ihre Finger miteinander verschränken konnte.

“Blake, ich ..”, begann Jake leise und der Angesprochene konnte sehen, dass der Ältere längst nicht mehr so wütend und aufgebracht war wie noch vor wenigen Minuten. Oder wie vorhin in der Schule. Mit einem tiefen Atemzug schloss Jake kurz seine Augen, bevor er sie wieder öffnete und auch die Hand des anderen etwas drückte.

“Es ist nicht so, dass es mir nicht gefallen hat, eher im Gegenteil. Ich weiss .. einfach nur nicht, wie ich damit umgehen soll, dass ich mit einem Mann geschlafen habe. Und ich war doch auch noch nie in einen Mann verliebt, dass ist alles vollkommenes Neuland für mich”, gestand er ihm schließlich und auch Blakes Lippen legte sich sofort ein sanftes Lächeln. Ein Stück weit konnte er die Reaktion des Anderen vielleicht sogar verstehen, auch wenn es ihn verletzt hatte, dass Jake ihn so angefahren hatte. Und vor allem, wie er es getan hatte.

“Dann .. bereust du es nicht, mit mir geschlafen zu haben?”, hakte er nach, woraufhin Jake zwar kurz zögerte, aber anschließend den Kopf schüttelte. “Nein.”

“Was hälst du davon, wenn wir all das zwischen uns langsam angehen lassen? Und jeden Tag neu kennenlernen und das nicht nur auf körperlicher Ebene?”, schlug Blake leise vor, auch wenn er garantiert nichts gegen eine Wiederholung einzuwenden hätte. Der Kopf Jakes neigte sich ein wenig, bevor sich ein Grinsen auf seine Lippen schlich.

“Nur unter der Bedingung, dass du deine Spucke in Zukunft beim Küssen mit mir teilst und nicht, weil du mir auf die Schuhe spuckst”, schmunzelte er und Blake war über diese Wortwahl so perplex, dass er ihn ein paar Augenblicke lang einfach nur ansah. “Geht klar”, grinste er schließlich und setzte dessen Worte auch sofort in die Tat um, indem er Jacke einen Kuss auf die Lippen drückte. “Ich liebe dich übrigens auch”, flüsterte er anschließend zwischen zwei Küssen und merkte sofort, dass sich Jake noch ein Stück weit mehr entspannte. Blake wusste nicht, wohin ihn all das mit Jake führen würde, aber er war sich sicher, dass er ihn liebte. Und brauchte. Und auch, dass es Jake genauso erging, trotz der anfänglichen Unsicherheit, aber vielleicht auch gerade deswegen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Geminy-van-Blubel
2024-01-09T09:20:19+00:00 09.01.2024 10:20
Gefühle können manchmal echt eine schwierige Angelegenheit sein... Im ersten Moment dachte ich, die Geschichte ginge in eine ganz andere Richtung und war echt überrascht, als ich den wirklichen Grund für das Spucken dann las. Ich kann die Reaktionen von beiden gut verstehen und find es schön, dass sie sich am Ende zusammensetzen und es klären :)


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