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366 Tage - 366 Geschichten

366 Tage Challenge 2024
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12.02. 2024 - Kröte

Missmutig stapfte Greta durch den Wald. “Diese elendige Kröte. Wie kann er es wagen, so mit mir zu reden?”

Es war noch gar nicht so lange her, da hatte sie sich mit ihrem Bruder gestritten. Obwohl Hubertus über 5 Jahre älter war als sie und seine Ausbildung zum Magier bereits abgeschlossen hatte, gab es ihm noch lange nicht das Recht, Greta vor Allen niederzumachen und als Nichtsnutz zu betiteln.

Sie stand erst am Anfang ihrer Ausbildung und hatte heute eine kleine Zwischenprüfung absolvieren sollen. Natürlich hatte der Zauberspruch, den sie sich überlegt hatte, nicht funktioniert und Hubertus hatte sie sofort vor der versammelten Klasse runtergeputzt. Nicht nur, das Hubertus ihr Bruder war und sie trotzdem verbal so sehr attackiert hatte, verletzte sie, sondern auch, dass er sich bislang nicht einmal entschuldigt hatte.

Als Aufgabe hatte sie einen Zauberspruch ausgewählt, den Hubertus ihr sogar beigebracht hatte. Sie sollte einen Stein in eine Kröte verwandeln, aber der Stein hatte sich nicht einmal bewegt. Hubertus war sofort wütend geworden, was zur Folge hatte, dass auch Greta wirklich geworden war und den Prüfungssaal einfach verlassen hatte.

Schnurstracks war sie in den Wald gelaufen, wo sie jetzt wütend durch das Gestrüpp stapfte.

“Soll er sich doch selbst in eine Kröte verwandeln! Dann kann er mich wenigstens nicht mehr so oft anschreien”, schimpfte sie vor sich hin und erschrak, als sie neben sich eine Stimme vernahm. “Soll das wirklich dein Wunsch sein?”

Erschrocken sah sich Greta um und entdeckte ein kleines Männchen, dass auf einem nahegelegenen Stein saß und die Beine baumeln ließ. Es trug einen roten Anzug und einen kleinen schwarzen Zug, während es sie so breit angrinste, dass es strahlend weisse Zähne entblößte.

“Wer bist du?”, wollte Greta wissen und traute sich doch nicht näher an das Männchen heran. Stattdessen musterte sie es von ihrem Platz aus und sah sich gleichzeitig flüchtig in der Gegend um.

“Ich bin Wiggibald, aber sag mir, ist es wirklich dein Wunsch, dass ich deinen Bruder in eine Kröte verwandeln soll?”, sprach das Männchen und Greta schüttelte sofort den Kopf.

“Was? Nein! Natürlich nicht. Das war doch nur so daher gesagt", entgegnete sie und wandte sich von dem Mädchen ab, um wieder in die Richtung zu laufen, aus der sie gekommen war.

Sie wollte garantiert nicht, dass ihrem Bruder was passierte, egal wie wütend sie auf ihn war und auch, wenn sie ihn momentan abgrundtief hasste, hatte sie ihre Worte doch niemals ernst gemeint.

“Man sollte immer aufpassen, was man sagt. Manchmal erfüllt es sich auch, ohne dass man es wirklich will”, kicherte das Männchen hinter Greta und sie erschrak kurz. Ob sie wirklich schon allein durch ihre Worte davor gesorgt hatte, dass Hubertus längst eine Kröte war.

Schnellen Schrittes lief sie zurück zum Dorf, während das Kichern des Männchens in ihren Ohren wiederhallte.

Ohne darüber nachzudenken, lief sie zum Prüfungssaal zurück und konnte tatsächlich ihren Bruder dort entdecken. Die Prüfungen selbst waren längst zu Ende, aber trotzdem saß der Ältere noch immer auf einem der Stühle. Sie stürmte regelrecht auf ihn zu und warf sich in seinen Arme. Verblüfft fing Hubertus seine Schwester auf und konnte sich aus ihrem Verhalten gerade gar keinen Reim machen?

“Greta?”, sprach er sie auch direkt an und drückte sie etwas von sich weg. Tränen rannen an den Wangen des Mädchens hinunter und brachten Hubertus vollkommen durcheinander.

“Es tu mir leid, dass ich dich enttäuscht habe und weggelaufen bin. Ich verspreche mich zu bessern und mehr zu lernen, aber bitte lass nicht zu, dass dich dieses Männchen in eine Kröte verwandelt”, schluchzte das Mädchen und erzählte ihrem Bruder auf Nachfrage, was sich im Wald ereignet hatte.

“Wiggibald, der gute Wiggibald. Er tut keiner Fliege was zuleide. Er will lediglich dafür sorgen, dass man sich viel mehr auf seine Ausbildung konzentriert. Das hat er auch damals schon bei mir getan”, erwiderte Hubertus erst und entschuldigte sich anschließend sogar bei seiner Schwester. Er hätte sie niemals anschreien dürfen und hätte sie viel mehr unterstützen müssen, damit Greta eines Tages auch so eine gute Magierin werden konnte, wie es schon ihre Mutter gewesen war.



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