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366 Tage - 366 Geschichten

366 Tage Challenge 2024
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14.02.2024 - Frech

“Bei dir hat wohl die Erziehung versagt! So etwas freches ist mir ja in all den Jahren noch nicht untergekommen. Mach, dass du weg kommst!”

Drohend schwang der alte Herr von nebenan seinen Gehstock in Richtung Emil und Titus.

Emil war erst vor ein paar Wochen mit seinem Eltern nebenan eingezogen und hatte sich von Herrn Rohrbach eigentlich nur seinen Fußball wiederholen wollen, den Titus versehentlich auf dessen Grundstück geschossen hatte. Überfordert wich Emil zurück. Er hatte eigentlich nur den Ball holen wollen und dafür sogar extra bei dem alten Herren geklingelt. Dass er ihn aber gleich so überfiel, damit hatte er nicht gerechnet. Er drehte sich um und lief durch den Vorgarten, um wieder zu Titus zu gelangen. Sein Freund wartete auf der anderen Straßenseite auf ihn und sah ihn abwartend an.

“Wo ist denn der Ball?”, wollte er sofort wissen, als er Emil mit leeren Händen auf sich zukommen sah.

“Er rückt ihn nicht raus und außerdem hat er gesagt, ich bin frech.” Entrüstet stemmte der Elfjährige seine Hände in die Hüften und wirbelte wieder herum.

“Wo willst du denn jetzt hin?’, wollte Titus irritiert wissen, als Emil sich erneut in Bewegung setzte.

“Nach Hause”, erwiderte Emil lediglich und und Titus blinzelte verwirrt. “Und unser Ball?”

Auf die Frage erwiderte Emil nichts, sondern lief stattdessen direkt in das Haus, dass er mit seinen Eltern bewohnte.

“Da bist du ja schon wieder. Habt ihr keine Lust mehr auf Fußball?”, empfing ihn sein Vater direkt, während er mit seinem Laptop am Esszimmertisch saß.

“Doch, aber Titus hat den Ball versehentlich in Herrn Rohrbachs Garten geschossen und jetzt rückt er den Ball nicht mehr raus”, begann Emil und erzählte seinem Vater anschließend, was Herr Rohrbach ihm an den Kopf geworfen hatte. “Der hat wohl nicht mehr alle Latten am Zaun!”, brauchst du dieser sofort auf und klappte den Laptop zu. “Komm, das klären wir jetzt”, fügte er hinzu und erhob sich. Gemeinsam mit seinem Sohn lief er auf das Nachbargrundstück und drückte dort auf die Klingel.

Als er die Tür öffnete, legte sich sofort ein gespielt freundliches Lächeln auf seinem Lippen.

“Guten Tag Herr Rohrbach”, begann er und musterte den alten Mann etwas. Er hatte sich auf seinen Gehstock gestützt und erwiderte die Begrüßung lediglich mit einem gebrummten “Guten Tag.”

"Ich habe gehört, sie haben etwas, das meinem Sohn gehört”, begann er und bat den alten Herren anschließend um die Herausgabe des Fußballs. Im ersten Moment weigerte sich der alte Mann und sah Emil und seinen Vater lediglich an.

“Ihr Sohn hat seinen blöden Ball mit Absicht in meinem Garten geschossen. Das tun sie alle”, erwiderte er anschließend, woraufhin Emil sofort den Kopf schüttelte.

“Das stimmt nicht. Es war keine Absicht, dass Titus den Ball in ihren Garten geschossen hat”, erwiderte er und sah den alten Mann entschuldigend an.

“Der Ball hat eine ganz besondere Bedeutung für Emil, denn er hat ihn von seinem Großvater bekommen, kurz bevor dieser gestorben ist. Es würde uns wirklich viel bedeuten, wenn wir den Ball zurückbekommen könnten”, möchte sich Emils Vater erneut ein und strich seinem Sohn kurz über den Kopf hinweg.

Herr Rohrbach schwieg und musterte das Vater - Sohn - Gespann einen Moment lang. Sein eigener Enkel schlich sich in seine Gedanken und für einen Moment schien es, als würden sogar Tränen in den Augen des alten Mannes schimmern. Wortlos wandte er sich ab und verschwand kurz im Inneren des Hauses.

Irritiert sah Emil zu seinem Vater auf, bevor er direkt strahlte, als er sah, dass der Mann wieder kam und dabei auch seinen Ball in den Händen hielt.

“Hier, aber pass in Zukunft auf, wohin du ihn schießt", brummte er und drückte Emil den Ball in die Hand. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich wieder um und schloss die Tür hinter den beiden Besuchern. Um nicht zu zeigen, wie sehr ihm die Geschichte des Jungen gefallen und wie sehr sie ihn an seinen eigenen, kleinen und vor allem frechen Enkel Cedric erinnert hatte.



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