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366 Tage - 366 Geschichten

366 Tage Challenge 2024
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10.03.2024 - Reiseführer

Mit einem Reiseführer in der Hand stand Claudelle vor ihrem Hotel in Toulouse und sah sich skeptisch in der Gegend um. Sie war erst seit ein paar Stunden in der Stadt und wollte sie ein wenig erkunden, nachdem sie eingecheckt hatte. Die Straßennamen waren alle auf französisch und obwohl sie die Sprache in der Schule gelernt hatte, hatte sie jetzt das Gefühl, kein einziges Wort mehr zu verstehen.

“4 quai de la Daurade. Wie komme ich da denn jetzt am besten hin?”, murmelte sie zu sich selbst und sah erneut die Straße entlang. Das Café, das sie in diesem Reiseführer entdeckt hatte, sah unglaublich toll aus auf den Bildern und sie wollte dort unbedingt einmal essen gehen. Das Frühstück, dass wusste sie außerdem von einer Freundin, war auch für Veganer geeignet. Eigentlich hatte sie sogar geplant, das Café gemeinsam mit ihrer Freundin zu besuchen, aber nachdem die Jüngere einen Job außerhalb Frankreichs angenommen hatte, war das Vorhaben direkt gescheitert, noch bevor Claudelle selbst überhaupt in Toulouse angekommen war.

“Vielleicht sollte ich mir einfach ein Taxi nehmen”, sprach sie erneut mit sich selbst und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.

“Das kommt ganz darauf an, wohin sie wollen. Manchmal lohnt es sich gar nicht in ein Taxi zu steigen und gerade bei Touristen, die sich hier nicht auskennen, fahren die Fahrer oft Umwege, um den Preis in die Höhe zu treiben”, hörte sie neben sich eine fremde Stimme, woraufhin sie den Blick kurz in diese Richtung wandte.

“Aha. Und woher wissen sie das? Und woher nehmen Sie die Annahme, dass ich eine dumme und naive Touristin bin?”, stellte Claudelle die Gegenfrage und musterte den Mann neben sich etwas. Er trug eine blaue Jeanshose und ein schwarzes Oberteil und hatte sich die Sonnenbrille in die Haare gezogen.

“Ich habe nicht gesagt, dass sie dumm oder naiv sind, aber so wie Sie zwischen dem Reiseführer und der Straße hin und her sehen, gehe ich davon aus, dass sie keine Ahnung habe, wohin sie wollen. Oder müssen”, entgegnete der Fremde, woraufhin sich Claudelle doch sofort ertappt fühlte.

“Ist das so offensichtlich?”, wollte sie murmelnd wissen und klappte den Reiseführer kurzerhand wieder zu. Sie seufzte leise und verstaute den Reiseführer in ihrer Umhängetasche, während sie kurzzeitig sogar darüber nachdachte, sich in ihrem Hotel einfach wieder im Bett zu verkriechen.

“Wohin wollen Sie denn? Vielleicht kann ich Ihnen ja weiterhelfen?”, sprach der Fremde sie erneut an und streckte ihr seine Hand entdecken. “Ich bin übrigens Samuel.”

Claudelle zögerte kurz, bevor sie die Hand des Fremden ebenso ergriff. “Claudelle”, stellt sie sich lediglich vor und sah anschließend erneut die Straße entlang.

“Ich wollte ins Le Café Cerise, aber ich habe keine Ahnung, wie ich dahin komme. Meine Freundin Anna wusste es, aber sie ist letzten Monat aus Frankreich weggezogen”, erklärte sie ihrem Gegenüber anschließend, woraufhin Samuel verstehend nickte.

“Das ist gar nicht so weit weg von hier. Wenn du möchtest, bin ich dein Reiseführer und bringe dich hin”, antwortete der Schwarzhaarige, woraufhin Claudelle im ersten Moment zögerte, schließlich aber doch zustimmte und ein paar Augenblicke später neben Samuel herlief. Sie hörte ihm zu, als er ihr etwas über Toulouse erzählte, über die Stadt und die Sehenswürdigkeiten und auch, dass es im Café Cerise den besten Kaffee der ganzen Stadt gab.

“Davon muss ich mich unbedingt selbst überzeugen und wenn ich darf, möchte ich meinen Reiseführer als Dank gerne auf einen Kaffee einladen. Und vielleicht auch auf ein Stück Kuchen.” Mit einem Lächeln sah sie zu Samuel und lächelte direkt, als der Schwarzhaarige nickte. Vielleicht war es doch gar nicht so verkehrt, dass Anna sie nicht begleiten konnte, sonst hätte sie ihren menschlichen Reiseführer vielleicht niemals kennengelernt. Und damit auch die Aussicht auf den besten Kaffee der Stadt mit Samuel.



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