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Angels and Dragons

Die Legende lebt ...
von

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Kapitel12: Halbschwestern

Kapitel 12: Halbschwestern
 

Mitten in der Nacht wachte Alea auf, warum wusste sie selber nicht, doch von da wälzte sie sich nur noch von einer auf die andere Seite, so stand sie auf und trank etwas. Aber auch das beruhigte sie nicht, sondern wühlte sie noch mehr auf, so tapste sie rauf zur Toilette. Als sie sich erleichtert hatte und sich am Waschbecken die Hände wusch, spürte sie wieder diese Kälte.

Blitzschnell drehte sie sich um, um sie herum wurde alles schwarz und vor ihr stand ein Mädchen mit gelbgoldenen Augen und schwarzem Haar, das ungefähr dieselbe Länge wie das von Alea besaß, sie war in etwa genauso groß wie Alea, vielleicht noch etwas kleiner, aber nicht viel. Das Mädchen trug recht seltsame Klamotten, einen schwarzen Rock, der einer Schleppe glich, beige Schnallen hingen an den Seiten herab, ihr Oberteil war eine transparente schwarze Bluse, wo hindurch man ihren schwarzen BH sehen konnte, sie trug schwarze Bündchensandalen und viele Gürtel, Bänder und Schnallen wunden sich um ihre Beine und Arme.

"Hallo kleine Prinzessin." Sagte das Mädchen in einem höhnischen Tonfall.

"Wer bist du?" Fragte Alea und versuchte sich aufrecht zu halten.

"Ach ja, du hattest dein Gedächtnis damals ja verloren, ich hätte wissen müssen, dass du dich nicht mehr an mich erinnerst. Aber weist du, es macht mich schon sehr traurig, dass du nicht mal mehr deine eigene Schwester erkennst." Erwiderte diese etwas beleidigt.

"Wie Schwester??? Wer bist du?" Wiederholte Alea ihre Frage.

"Ich bin Lilith, deine Halbschwester und die jenige, die du versucht hast für immer zu versiegeln." Antwortete sie schroff.

"Meine was ... das ist ja großartig ... damit mein ich natürlich nicht deine Versiegelung ... ich ... ich habe eine Schwester!!" Stotterte Alea vor sich hin und umarmte Lilith stürmisch, was diese gar nicht gut fand und sie von sich stieß, worauf Alea äußerst unsanft auf ihrem Hinterteil landete.

"Sag mal hast du mich nicht verstanden, Süße. ICH WAR ES, DIE DICH UMBRINGEN WOLLTE, KAPIERST DU, ICH WOLLTE DICH T-Ö-T-E-N." Schrie Lilith sie an.

"Und jetzt bereust du es. Aber sag mal warum wolltest du mich töten?" Meinte Alea und stellte sich wieder hin.

"Oh man bist du naiv, ich bereu gar nichts, denn ich will noch immer auf den Thron, doch das geht nur wenn du stirbst! Ich bin die Ältere von uns und eigentlich wäre es mein Vorrecht den Thron zu besteigen, doch ich bin ein Ausrutscher unserer Mutter, damals hatte sie sich in den Dämonenfürsten Inferni verliebt und aus ihrer Vereinigung entstand ich, dein Vater verzieh es ihr, musste ihr jedoch klar machen, dass nur eine Reinerbige den Thron besteigen darf. Bei deiner Geburt war er überglücklich, nur Mutter mochte mich mehr als dich, sie war traurig, dass es dich gab und ich nicht den Thron besteigen durfte." Sagte Lilith ärgerlich, stieß Alea erneut um und beugte sich ganz nah über sie. "Und um sie wieder glücklich zu machen, wollte ich dich töten, doch wie du ja weißt gelang es mir nicht. Aber eins soll dir gesagt sein, früher oder später wirst du dran glauben müssen und ich werde da sein und deine letzten Atemzüge genießen, mich an deinem Tod ergötzen."

"Von mir aus kannst du den Thron gerne haben, aber ... bitte ..." sagte Alea und blickte ihr mit einem ernsten Blick in die Augen.

"Na willst du um dein Leben betteln. Ohhhhhhhhhhh aber ... bitte ... bitte bring mich nicht um, ich häng doch so am Leben." Dichtete sie Aleas Satz übertrieben betont weiter, erhob sich von Alea und lachte sie aus.

"Nein, das wollte ich nicht sagen." Erwiderte Alea mit fester Stimme und stand wieder auf. "Ich wollte dich darum bitten, mir zu verzeihen!"

"W-Was?" Sagte Lilith erstaunt und jegliche Wut wich aus ihrem Gesicht, nur noch Verwirrung war darin zu lesen.

"Ich möchte mich bei dir entschuldigen, wenn ich an deinem Schicksal etwas ändern könnte, würde ich es tun." Meinte Alea.

"Mhh das kannst du." Sagte Lilith und ihr stand ein breites Lächeln, was nichts Gutes ahnen lies, ins Gesicht geschrieben.

"Und wie?" Erkundigte sich Alea, sie wusste, dass sie diese Frage später noch bereuen würde.

"Komm mit mir in die Unterwelt!" Bat Lilith, schnippte einmal mit den Fingern.

Plötzlich machte Aleas Magen äußerst unangenehme Bewegungen und ihre Eingeweide verkrampften sich, es war als würden sie mit einem Fahrstuhl in die Tiefe fallen. Alles drehte sich, nur mit Mühe konnte sie sich auf den Beinen Halten und den Brechreiz unterdrücken.

"Da sind wir." Sagte Lilith. "WOW du kannst sogar noch stehen, ich hätte gedacht, dass du gleich zusammenbrechen würdest, wenn wir hier unten angelangen. Beachtlich, beachtlich."

Ein riesiges Tor erschien, es sah goldig und sehr dreckig aus, Ranken, Monster und flammenähnliche Muster zierten das Portal, einige Fragmente schienen bereits heraus gebrochen, auch Schwertkratzer waren darauf zu sehen. Das Tor muss mindestens 10 Meter hoch gewesen sein, genau konnte man das nicht sehen, es war zu dunkel. Dann berührte Lilith eine der Pforten, der gesamte Eingang begann zu leuchten und das Portal öffnete sich, auf ein Mal strömten Unmengen Licht und Wärme zu den Mädchen, wodurch Alea geblendet und von Lilith vor geschuppst wurde. Sie stolperte, da sie immer noch nichts sah, und fiel, jedoch nicht auf den Boden sondern in irgendeine Schlucht, immer tiefer und tiefer, dann besann sie sich und fuhr ihre stark mitgenommenen Flügeln aus, noch immer hatten diese Brandt-, Schnitt- und Schürfwunden, was ihrem Nachthemd-T-Shirt nicht gerade gut tat, ihr aber das Leben rettete, denn nur wenige Meter unter ihr schmorte das Höllenfeuer und heißes Magma blubberte vor sich hin. Sie befanden sich anscheinend in irgendeiner Höhle, denn von der Decke, die man weit oben in schwarzen Nebelschwaden lag, hingen na ja so etwas Ähnliches wie Tropfsteine, es sah gespenstisch aus, denn sie wurden von der Glut des Magmas nur schwach rötlich angestrahlt.

"Was sollte das?" Beschwerte sich Alea.

"Ups, das tut mir Leid, war keine Absicht, aber du konntest dich ja noch mal abfangen und nun komm hoch, wir müssen zum Inneren Siegel." Antwortete Lilith sarkastisch und ging auf eine Brücke zu, die über diesen Abgrund führte.

"Was ist denn das innere Siegel?" Erkundigte Alea sich.

"Das wirst du schon sehen, wenn wir da sind, meine Süße." Antwortete sie nur und trat auf die wacklige Brücke.

Mit fünf großen Flügelschwüngen war auch Alea auf der Brücke gelandet und ließ ihre Flügel wieder verschwinden, an den Stellen, wo eben noch ihre Schwingen waren, prangten jetzt zwei Löcher im Nachthemd-T-Shirt. Barfuss schritt sie auf der hölzernen Brücke entlang, es war sehr wackelig und die Bretter hatten etliche Splitter, die abstanden und ihr in die Fußsohle piekten. Danach ging es einen steinernen Weg entlang, der nicht gerade eben, sondern kreuz und quer ging. Sie krabbelten an Hängen entlang, schritten über vier weite Schluchten und mussten noch einige Hügel erklimmen, bis sie zu einer Art Siedlung kamen. Die steinerne Umgebung hörte schlagartig auf und wandelte sich in eine fade Wüstenlandschaft, ein sandiger, harter Boden und kahle, dürre Bäume, ein eisiger Wind surrte umher und der Himmel, ja es war ein Himmel zu sehen, leuchtete in einer orange, violetten Färbung. Die Häuser standen vereinzelt, waren alle nur sehr klein und schlicht gebaut.

"Komm, beeil dich, du darfst hier nicht gesehen werden!" Flüsterte Lilith und ging mit schnellem Schritte voran.

Plötzlich, als Alea und Lilith an einem weißgrauen Haus vorbei spazierten, trat ein junger man auf sie zu, er hatte weißblondes Haar, trug ein helles T-Shirt und eine schwarze Jeans ... es war Tenebrä. Mit diesen Sachen hätte Alea ihn fast nicht erkannt, denn jedes Mal, wenn sie ihn sah, trug er ja seinen hellblauen Smoking.

"Oh nein ... schnell versteck dich hinterm Haus." Flüsterte Lilith Alea zu, etwas widerwillig tat sie, wie ihr befohlen wurde.

"Hallo mein Hase, wie geht es dir?" Fragte Lilith Tenebrä, umarmte ihn und wollte ihn dann auf den Mund küssen, doch er lies dies nicht zu.

Alea rutschte das Herz in die Hose, irgendwie war sie eifersüchtig. Aber warum?

"Hör auf, du weißt genau, dass ich das nicht mag. Mir würde es besser gehen, wenn endlich die Schule beginnen würde. Vater ist wütend, die ganze Unterwelt spielt verrückt, er will endlich die Macht der Prinzessin. Aber sag mal, war vorhin nicht jemand bei dir?" Beklagte Tenebrä sich.

"Ach ... äh da hast du dich bestimmt verkuckt. Ich gehe nur etwas spazieren." Stotterte Lilith als Antwort.

Auf einmal wurde Alea schwindelig, die Erkältung hatte sie wieder gepackt, ihre Halsschmerzen wurden stärker, der Kopf tat ihr weh und eiskalte Schauer rannen ihr über den Rücken, langsam sackte sie zusammen und glitt auf den Boden. Aber nein, sie musste sich zusammenreißen, sie hatte gerade ihre Schwester gefunden und wollte ihr Helfen ihr Schicksal zu ändern.

"Warum gehst du denn spazieren? Du musst doch morgen auch zur Schule gehen, es wäre besser du gehst ins Bett und schläfst dich aus, du weißt doch wie launisch du bist, wenn du nicht ausgeschlafen hast!" Sagte Tenebrä.

"Mhh aber Hase ... das war jetzt gemein. Und du, willst du nicht ins Bett gehen, ich meine, es ist dann ja auch dein erster Schultag, du solltest besser auch schlafen gehen." Erwiderte Lilith, krauelte Tenebräs Hinterkopf und streichelte ihm die Wange.

"Sag mal, warum willst du mich auf einmal loswerden? Hast du etwas vor mir zu verheimlichen?" Stichelte Tenebrä nach und hielt ihre Handflächen von sich.

"Ich ... aber nicht doch, Darling." Stammelte Lilith und wich einen Schritt nach hinten um ihre Hände wieder frei zu bekommen.

"Also war doch jemand bei dir! Wer war es? Kenne ich ihn? Oder bist du jetzt auf Frauenfang? Verzeih, aber das wechselt bei dir so schnell." Er lächelte und sah sich um. "Wo ist er oder sie jetzt?"

"W-Was ... n-nirgend's ... ich weiß nicht was du meinst, geh ins Bett und schlaf dich aus, bevor du noch irgendwelche Dummheiten machst." Stakste sie sich zu Recht.

"Du lügst, er oder sie ist immer noch hier, das habe ich im Gefühl." Meinte Tenebrä, sah sich erneut um, entdeckte aber niemanden. "Nun gut, ich wünsche dir eine angenehme Nacht und träum schön."

Nachdem er in seinem Haus, was nicht weit entfernt stand, verschwunden war, machten sich die beiden Mädchen wieder auf den Weg zu ihrem Ziel. Es fiel Alea immer schwerer sich auf den Beinen zu halten, sie konnte nicht mehr klar sehen und ihre Wunden schmerzten, doch die Wüste schien kein Ende zu nehmen, wie lang, waren sie jetzt schon gewandert, Alea wusste es nicht und bei jedem Schritt wurden ihre Beine schwerer. Bis sie schließlich vor einem riesigem Tor zusammenbrach.

"Nun steh schon auf Süße. Wir sind ja gleich da ... ach und danke, dass du mich nicht verpfiffen hast." Sprach Lilith, half Alea wieder auf die Beine und küsste sie auf den Mund.

Alea verwirrte diese Situation so sehr, dass sie wie in Trance weiterging, geführt durch Lilith, die Alea am Handgelenk hinter sich herzog, durch das nächste Tor und hin zu einem neuen Abgrund, doch dieser war irgendwie anders als die anderen an denen sie bereits gewesen waren. Er war mit einer gläsernen Platte abgedeckt, auf der ein Pentagramm und andere dämonische Zeichen abgebildet waren, trotz des Glases konnte man den Grund nicht sehen, denn dort glühte kein Magma, sondern schwebte nur dunkler Nebel. Sie standen nun direkt davor, nur noch ein Schritt und sie würden auf der Glasplatte stehen. Würde diese sie tragen?

"Ich hätte es wissen müssen, Lilith. Du denkst immer nur an dich. Lass die Prinzessin los und geh nach Hause. Behalte deine Rachegedanken für dich." Rief eine Stimme hinter ihnen.

Geschwind drehten beide Mädchen sich um, natürlich war es Tenebrä, der dies sagte.

"Nein, sie soll es büßen sich zwischen mich und den Thron gestellt zu haben." Sagte Lilith, zog Alea dicht vor sich, ließ wie aus dem Nichts ein schwarzes Schwert erscheinen und hielt es an ihre Kehle. "Außerdem hat sie zugestimmt, sie wollte sich opfern für meine neue Zukunft."

"Was? Das glaubst du doch wohl selber nicht, du warst die jenige, die sie töten wollte und jetzt soll sie gesagt haben, dass sie sich für dich opfert? Du spinnst doch! Nimm das Schwert runter! Selbst wenn sie es gesagt hat ... würde dir das dann nicht noch einen weiteren Grund geben dein Schwert niederzulegen, sie würde sich für dich opfern, obwohl du sie töten wolltest, ... weil du ihre Schwester bist und sie dich liebt. Verdammt nimm endlich dein Schwert runter und lass sie gehen." Redete Tenebrä auf sie ein.

Lilith überlegte und ließ währenddessen das Schwert sinken. Tenebrä streckte Alea seine Hand entgegen und machte ihr damit deutlich, dass sie zu ihm kommen solle, aber gerade als Alea sich losriss, hob sie das Schwert wieder an, worauf Alea an der Schulter verletzt wurde und fast zu Boden fiel. Schnell griff Lilith erneut nach dem Handgelenk von Alea und packte sie. Langsam floss ihr Blut am Schwert herunter und tropfte auf die Glasfläche.

"Na also mehr wollte ich doch nicht." Sagte Lilith zufrieden, schritt langsam mit Alea im Schlepptau und das Schwert am Boden schleifend auf die Mitte zu, es machte ein fürchterlich quietschendes Geräusch.

Zur gleichen Zeit murmelte sie ein paar Formeln auf einer anderen Sprache, jedoch zu leise als das Tenebrä oder Alea etwas hätten verstehen können. Die Zeichen und Muster auf dem Glas begannen zu leuchten und das Blut sammelte sich in ihnen. Als die beiden in der Mitte angelangt waren, schmiss Lilith Alea auf den Boden, rammte das Schwert neben ihr in die Glasfläche und schrie:

"Ilicbebekaak Zaeroide!"

Auf einmal verschwand die Glasfläche und Alea fiel mitsamt dem Schwert hinunter in die Tiefe, mitten ins schwarze Meer der Stille.

*** Währendes musste Katrin bemerken, dass sie alleine im Bett lag und ihr Wärmespendendes Kissen verschwunden war. Schläfrig schlurfte sie ins Bad um sich zu erleichtern zu sehen, wo Alea steckte, doch da war niemand! Hellwach flitzte sie nun zurück in die Stube und suchte nach Drakon, als sie ihn dann endlich im Käfig von Drakina direkt neben ihr entdeckte, riss sie ihn äußerst unsanft aus dem Schlaf, indem sie ihm in den Bauch piekste und sagte:

"Hey Drakon, weißt du, wo Alea ist? Hat sie einen Auftrag zu erledigen? Wenn ja, warum bist du dann nicht bei ihr?"

Müde rieb er sich seine Kulleraugen und antwortete nur mäßig laut:

"Nein, warum?"

"Sie ist weg, sie ist nicht mehr im Bett und auf dem Klo ist sie auch nicht." Antwortete Katrin aufgeregt.

"Vielleicht hast du sie ja nur von der Couch geschuppst und jetzt schläft sie am Boden um nicht noch einmal solch einen unsanften Sturz zu erleben." Erwiderte er nur und kuschelte sich wieder an Drakina, die immer noch schlief.

"Was?!?!? Ich glaub's ja noch, du bist ihr Begleiter, du hast zu wissen, wo sie ist und wie es ihr geht. Vergiss nicht sie ist eine Prinzessin und bewahrt hier das Gleichgewicht des Feuers und des Klimas. Du hast sie zu beschützen und ihr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen." Predigte Katrin der Maus und zog sie am Schwanz aus dem Käfig.

"Aua, aua." Fiepste Drakon und zappelte wild umher. "Sie sehr stark und weiß, was sie tut ihr wird schon nichts passiert sein."

"Ach ja, und was war mit den Verletzungen, die sie gestern hatte, wie hat sie die denn gekriegt? Ich hatte doch mit ihr gebadet, du glaubst gar nicht, wie ich mich erschrak, als ich das sah, ihr gesamter Körper war von Schnitt-, Brand- und Schürfwunden übersäht. War sie da auch stark genug und wusste sie, was sie tat?" Setzte Katrin erneut an.

"Das war etwas anderes, sie hatte am Sonntag die Feuertorprüfung! Falls du weißt was das ist ..." Weiter kam er nicht, denn Katrin unterbrach ihn:

"Natürlich weiß ich, was das ist, aber soweit ich von euch gehört habe, besitzt sie doch gerade mal elf Tage die Macht ihres Elementes!"

"Sie schafft das schon, was auch immer sie treibt. Und jetzt leg dich wieder hin und lass mich schlafen." Wimmelte Drakon sie am und kniff ihr mit den Zähnen in die Hand."

Mit schmerzender Hand und etwas widerwillig legte sie sich hin. Noch lange Zeit wälzte sie sich hin und her, er fiel ihr schwer zu schlagen immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass Alea etwas passieren konnte, doch der Schlaf überwältigte sie und sie schlief ein.

Tenebrä eilte ihr sofort nach, doch die Glasplatte war bereits wieder erschienen und er kam nicht durch. Lilith stand die ganze Zeit dort, als wäre das Glas unter ihr nie weg gewesen.

"Das brauchst du erst gar nicht versuchen, das Siegel öffnet sich nur mit Blut und der richtigen Formel. Und soweit ich weiß, hast du dich der schwarzen Magie entsagt. Du kannst sie nicht retten, eure Piidesisoniriak Xisinapiquaeroak wird sie gerade verspeisen und mir den Weg in meine neue Zukunft ermöglichen. Komm lass uns hinuntersehen, vielleicht können wir ja einen kleinen Blick ihres Todes erhaschen." Sagte Lilith siegessicher und setzte sich an Ort und Stelle hin.

"Warum hast du das getan, sie war deine Schwester, sie hätte dir den Thron überlassen! Du weißt aber schon, dass du jetzt erst recht nicht Prinzessin der Galaxien werden kannst." Entgegnete ihr Tenebrä und sah gebannt in die Dunkelheit, hatte er da nicht etwas blitzen sehen? Ruhig und gelassen setzte er sich in die Mitte des Pentagramms zu Lilith.

"Wieso?" Fragte Lilith überrascht.

"Der König, dein Stiefvater, hat noch vor seinem Tod beschlossen, dass entweder seine wahre Tochter Prinzessin wird oder niemand, bis dahin soll der Hohe Rat regieren. Nur seine Tochter hätte an diesem Gesetz etwas ändern können, jetzt kannst du den Thron vergessen." Antwortete Tenebrä.

"Sag mal, du empfindest wirklich etwas für sie, stimms? Es ist nicht mehr nur der Befehl unseres Vaters den du befolgst. Wenn ich mich in sie verwandeln würde, würdest du mich dann lieben?" Fragte Lilith, nahm das Aussehen von Alea an und rückte näher an ihn heran.

"Unsinn ich empfinde nichts für sie, aber ihre Ansichten geben mir zu denken auf, sie kämpfte für Wesen die wesentlich schwächer waren als sie selbst, Menschen was für ein Pack und doch würde sie sogar ihr Leben für diese niederen Geschöpfe geben. Iiihhh las das!" Sagte Tenebrä und rückte mindestens drei Meter weit von Lilith weg, denn diese hatte gerade versucht ihm ins Ohrläppchen zu beißen. "Ich würde dich nie lieben, egal wie du aussiehst, deine Seele ist viel zu schwarz."

Sichtlich enttäuscht, verwandelte sie sich wieder zurück und rückte zu ihrem ursprünglichen Platz, dann fragte sie:

"Ich habe gehört, dass eure Schwarze Bestie stärker ist als Inferni selbst. Und er hat sie aus Angst vor ihr hier eingeschlossen. Ist das wahr?"

"Ja, deshalb war es auch eine sehr gewagte Aktion von dir, das Siegel zu öffnen ohne dich vorher zu vergewissern, ob die Bestie schläft." Erwiderte Tenebrä.

"Ach was, so weit ich weiß, randaliert das Vieh immer wenn es wach ist und setzt große Erschütterungen frei. Apropos Erschütterungen, sag mal die Schwarze Bestie müsste Alea doch schon längst verschlungen haben oder? Ich meine hat es sich wieder hingelegt oder warum merkt man momentan nichts von seiner ungebändigten Zerstörungswut?" Meinte Lilith neugierig.

"Mhhh gute Frage es ist wirklich seltsam still da u-u-unten ..." Gerade als er dies gesagt hatte drang eine riesige Druckwelle zu ihnen hoch und lies etliche Felsbrocken der Höhle hinunterfallen.

"Ja ja wenn man vom Teufel spricht ... i-ist er nicht weit." Ein erneutes Erdbeben machte ihnen das Leben schwer.

Plötzlich traten auch Blitze aus der Dunkelheit hervor und der Boden unter ihnen bebte heftiger dennjeh.

"Ist das n-n-normal, ich m-m-meine, ich h-h-hatte schon davon gehört, dass er unglaubliche Kräfte b-b-besitzt, a-a-ber so etwas habe ich mir dabei nicht g-g-gedacht." Erwiderte Lilith und wurde bei dem Geruckel etwas blass.

"Nein e-e-eigentlich sind die Erschütterungen nicht so stark, h-h-hoffentlich wacht Vater davon nicht a-a-auf, er hat immer so eine schlechte L-L-Laune, wenn man ihn auf so u-u-unsanfte Weise weckt. Du wirst ganz schön Ä-Ä-Ärger kriegen, wenn er das mit Alea rauskriegt." Sagte Tenebrä und rutschte zum Rande der Glasfläche.

"Du wirst mich doch nicht verpetzen oder?" Meinte sie etwas besorgt.

"Nein, so was mach ich nicht, aber er wird es trotzdem rauskriegen ...huch das Geruckel hat aufgehört!" Antwortete Tenebrä und stand auf.

"Ja, aber warum wohl?" Sagte sie und richtete sich auch auf.

Auf einmal erreichte einschriller, hoher Schrei ihr Ohr, er klang schmerzverzerrt und ihm folgte ein weiteres Beben, das Letzte und Größte, es war so stark, dass Tenebrä und Lilith wieder auf ihren Allerwertesten landeten. Danach Stille. Niemand sagte etwas, kein Lüftchen wehte und kein Stein bröckelte mehr von den Wänden.

Dann ein Rauschen ... FLAPP ... FLAPP ... FLAPP, ein gleißender Blitz erhellte den Raum, das Licht blendete Lilith und Tenebrä, so dass sie kaum noch etwas sahen. Als sie wieder schärfere Konturen erkennen konnten, trauten sie ihren Augen nicht, der Glasboden hatte ein Loch, unzählig viele Scherben waren darum verteilt und rot befleckt, auf der anderen Seite stand ein goldgelockter Engel mit blutverschmierten Flügeln, zerrissenem Rock, Handschuhen und Maske ... Alea, nur halt in (einem Teil) der Kleidung von "Sweetsunrise". Langsam drehte sie sich um, in ihrer rechten Hand hielt sie das schwarze Schwert (bzw. nur ein Part davon) von Lilith und in ihrer linken einen ... na ja ... so eine Art Zahn. Diesen und die Scherben des schwarzen Schwertes schmiss sie Lilith vor die Füße und sagte:

"Tut mir Leid, aber ich glaube, ihr müsst euch ein neues Haustier suchen. Ich mag es nun mal nicht als Frühstück zu enden und da er das nicht einsehen wollte ... na ja seht ihr ja. Ach und danke für das Schwert, auch wenn dieses Vieh es im Nu zerbeißen konnte." Sagte Alea mit schmerzverzerrtem Gesicht und dennoch einem Lächeln auf den Lippen.

Ihre Augen sahen glasig aus, ihre Haare waren zerzaust und hatten an einigen Stellen anscheinend einen neuen Schnitt bekommen, aber dennoch machte sie einen relativ munteren Eindruck. Tenebrä und Lilith hatten nicht mal damit gerechnet, dass sie lebend aus der Grube kommen würde, geschweige denn mit so ... na ja relativ wenigen Verletzungen, halt in solch einem guten Zustand.

"Das glaub ich nicht ... du hast die schwarze Bestie nicht besiegt! Das kannst du gar nicht getan haben ... dann müsstest du ja ..." Sagte Lilith und Tenebrä fuhr für sie fort:

"Stärker als unser Vater sein! ... Alea, unser Vater hatte es nicht geschafft dieses Monster gänzlich zu besiegen, er hatte gerade mal die Macht es zu versiegeln und bis heute hat er sich nicht ganz davon erholt, da musst du uns schon verstehen, dass wir es nicht so recht glauben können, dass du die Schwarze Bestie besiegt hast, denn du warst bereits vorher verletzt und krank, unser Vater kämpfte gegen das Monster gesund und in der Blüte seines Lebens."

"So ein Unsinn, außerdem ist es mir doch egal wie stark ich bin." Antwortete Alea und schritt auf die beiden zu.

Lilith wusste nicht was sie tun sollte, in ihr kochte es, sie war neidisch und wütend, dass Alea stärker als sie war. Am liebsten hätte sie sich einen Splitter ihres Schwertes genommen und ihn Alea ins Herz gerammt, sie sollte spüren, wie es sich anfühlte, wenn einem das Herz gebrochen wird, wenn man vom Vater ignoriert wird und man dann auch noch von seiner Schwester in eine Welt voller Dunkelheit verbannt wird, doch sie konnte es nicht tun, denn noch mehr als den Tod ihrer Schwester, wünschte sie sich den Thron.

"Tenebrä, könntest du mir einen gefallen tun?" Fragte Alea und verwandelte sich zurück.

"Ja, natürlich, was denn?" Erwiderte Tenebrä.

"Könntest du mir den Weg zurück zum Tor zeigen? Heute ist schließlich unser erster Schultag und ich hätte vorher ganz gerne noch ein wenig geschlafen!" Sagte Alea und wankte näher zu den beiden heran.

Sie konnte kaum ihre Augen aufhalten, geschweige denn sich auf den Beinen halten.

"Aber natürlich Prinzessin, aber sagt, wäre es nicht besser ihr würdet den heutigen Tag zu Hause verbringen, ich mein, ihr seid erkältet, verletzt und müde." Meinte Tenebrä und pfiff, worauf ein großer, feurig roter Drache erschien, der mit einem Sattel bekleidet war.

"Das ist Dragoy." Berichtete Tenebrä, ging einen Schritt auf Alea zu und hob sie auf den Sattel von Dragoy. "Er wird uns sicher zum Ausgang der Unterwelt begleiten, vor dem Tor angekommen, sagt ihr den Ort, zum dem ihr möchtet und schreitet dann hindurch. Verzeiht, dass ich euch nicht bis auf die andere Seite begleite, aber auch ich brauche noch etwas Schlaf. Lilith, geh bitte auch du nach Hause und ruh dich noch etwas aus, wir haben morgen einen ganzen Tag in der Menschenwelt zu verbringen, darauf müssen wir vorbereitete sein." Fuhr er fort und stieg hinter Alea auf Dragoy.

"Ja, ja, ich warte dann zu Hause im Bett auf dich!" Erwiderte Lilith und ließ eine Kusshand zu ihm fliegen.

"Ich habe dir schon hundert Mal gesagt, dass du das lassen sollst." Sagte Tenebrä, verdrehte die Augen und gab seinem Drachen einen leichten Stoß in die Rippen, worauf dieser los tapste.

Lange Zeit schwiegen Alea und Tenebrä, sie war zu erschöpft und er war stinksauer auf Lilith. Musste sie ihn vor der Prinzessin immer so blamieren?

"Tenebrä, habt ihr in der Unterwelt auch eine Schule?" Fragte Alea neugierig und um die Stille zu brechen.

"Ja, da werden aber nicht so belanglose Sachen, wie bei den Menschen gelehrt. Wir lernen kämpfen, herrschen, zaubern und den Umgang mit gewissen Geschöpfen, manchmal auch einiges über andere Planeten oder die Geschichte der Dämonen." Antwortete Tenebrä freundlich.

"Und wie wollt ihr dann den ganzen Stoff nachholen, den wir bis jetzt schon hatten?" Erkundigte sich Alea.

"Nun ... ich wollte euch darum bitten, uns etwas unter die Arme zu greifen. Nur wenige von uns können schreiben oder rechnen, nur was die Sprache anbelangt dürften wir euch ein wenig voraus sein, ihr müsst wissen, man zieht uns bereits mehrsprachig auf, da haben wir keine Probleme mit." Erklärte Tenebrä.

"Das hört sich ja toll an, schade, dass ich kein Dämon geworden bin. Natürlich werde ich euch helfen, aber sag, könntest du mir als Gegenleistung nicht auch etwas beibringen?" Meinte Alea darauf und lies einen lauten Gähner von sich hören.

Sie hatte es eigentlich anders gemeint, aber Tenebrä fasste dies in seiner Weise auf, rückte sie etwas näher an sich heran und hatte eigentlich vor sie zu küssen, doch Alea war eingeschlafen und lehnte nun seiner Schulter.

"Ihr seid wirklich einmalig, ich glaube kaum, dass es schon jemals solch eine Prinzessin gab oder noch einmal geben wird. Vielleicht hatte Lilith doch Recht und mir steht nun nicht mehr nur der Befehl meines Vaters im Vordergrund ..." Sagte Tenebrä und küsste Alea auf die Stirn. "Los Dragoy bringen wir Solis heim." Fuhr er fort und stupste dem Drachen erneut in die Rippen, worauf dieser einen Gang zulegte.

Kurz darauf waren sie am Tor, Dragoy schnaubte wild, kleine Qualmwolken stoben ihm aus der Nase und so weckte er Alea.

"Huch, ich bin eingeschlafen, tut mir leid." Meinte sie darauf.

"Es braucht euch nichts Leid zu tun, ihr seid gewiss vom Kampf erschöpft und benötigt Ruhe um euch zu erholen, so bitte ich euch noch einmal besser zu Hause zu bleiben." Erwiderte er.

"Keine Sorge, ich überanstreng mich schon nicht, doch entgegen deines Rates werde ich zur Schule gehen." Sagte Alea, stieg von dem Drachen ab und schritt durch das Tor.

"Bis später Prinzessin." Rief er ihr nach.

"Nicht Prinzessin, Alea!" Konnte sie gerade noch antworten kurz bevor sich das Tor schloss.

"Na dann komm Dragoy, bring mich nach Hause." Befahl er dem Drachen und dieser folgte seinem Befehl.

*** Indes war Alea bereits wieder angekommen, sie stand im Badezimmer, genau dort, wo ihr kleiner Ausflug begann. Barfuss stand sie da, ihre Wunden bluteten und es schien, als wollten sie damit auch nicht als zu bald aufhören. Ihre Verbände wurden im Kampf zerrissen beziehungsweise entwickelt, nun hingen sie mehr schlecht als recht über ihren Wunden. Wie in Zeitlupe sackte sie zusammen, lehnte sich an die Wanne und löste vorsichtig den Rest des Verbandes, es brannte und schmerzte fürchterlich, selbst das auf die Zähne beißen, half nur leidlich. Als sie dann endlich auch die letzten Überbleibsel entfernt und in die Waschtruhe geschmissen hatte, versuchte sie wieder aufzustehen um nach neuen Bandagen Ausschau zu halten. Es klappte aber nur mäßig, sie humpelte zum Spiegelschrank am Waschbecken, denn dort hatte sie etwas Halt und direkt daneben hing der Arzneischrank. Zum Glück fand sie dort noch etliche Mullbinden und konnte sich versorgen, nur die riesige Bisswunde knapp über ihrem Nabel bereitete ihr Unbehagen, sie war nicht besonders tief, sie konnte die Blutung aber nicht stoppen und grüne Bläschen stoben hervor. Nachdem sie mit dem Bandagieren fertig war, wankte sie in die Stube zurück, sie konnte ihre Augen kaum offen halten und ihre Kopfschmerzen nahmen ihr fast gänzlich die klare Sicht auf den Flur. Plötzlich verlor sie das Gleichgewicht und stürzte, wobei sie ein Bild herunterriss und es klirrend zu Boden fiel. Die Eltern weckte es nicht auf, aber Nicolas, Tiger, Katrin, Drakon und Drakina schraken auf. Sofort stürmten alle zu ihr, Nicolas und Tiger waren die ersten, beide fuhren zusammen als sie Alea sah, sie saß gekrümmt, sich den Bauch haltend und leichenblass auf dem Flurboden neben dem zerbrochenen Bild.

"Oh Gott Alea! Ist alles ok? Sorry dumme Frage. Komm ich bring dich ins Bett!" Meinte Nicolas und fasste nach ihrer Hand um ihr aufzuhelfen, doch Alea wehrte ab, stand von alleine auf und sagte ihm:

"Du bist lieb, aber das ist nicht nötig. Das mit dem Bild tut mir leid, ich hatte das Gleichgewicht verloren und ..."

Da unterbrach er sie, zog sie an sich heran und legte seinen Kopf an den ihren Kopf:

"Was ist mit dir los? Du musst endlich mal über deinen Schatten springen und unsere Hilfe annehmen. Du hast Fieber, bist verletzt und total am Ende, komm ich bring dich runter!"

Er wollte sie gerade auf den Arm nehmen, als Katrin mit Drakon und Drakina in den Flur traten und genauso entsetzt zu Alea starrten, wie Nicolas und Tiger davor.

"A-Alea, ach du meine Güte, du siehst ja fürchterlich aus!" Kam es Katrin heraus.

"Dankeschön, Katrin, du bist sehr mitfühlend." Brachte Alea mit schmerzverzerrter Stimme hervor.

"So war das nicht gemeint, ich ..." Fuhr Katrin fort.

"Ja, ich weiß," meinte Alea und lächelte ihr entgegen, "Ich danke euch für eure Hilfe, aber das einzige was ich jetzt brauche, ist noch etwas Schlaf, um mich bis zur Schule erholen zu können."

"Was du willst heut auch noch zur Schule?" Fragte Katrin entsetzt.

"Du bist verletzt, hast Fieber und kannst dich kaum auf den Beinen halten, wie willst du so den Tag überstehen?" Warf Nicolas ein.

"Wie spät ist es eigentlich?" Fragte Alea um vom Thema abzulenken und sich zu vergewissern, wie lange sie fort war.

"Äh ..." Nicolas sah auf seine Armbanduhr, "Genau halb fünf! Also könnten wir im Prinzip gleich aufbleiben, außer du, Alea, du legst dich sofort hin und bleibst liegen, bis du dich auskuriert hast!" Befahl er Alea.

Tiger und Alea waren total baff, Nicolas ist schließlich mehr der zurückhaltendere Typ, dass er sich so willensstark durchsetzen kann hätte wohl keiner von ihm gedacht, doch seine Worte hatten nicht nur mehr Bedeutung als sonst, sie waren auch wesentlich lauter. Weswegen nun auch Nicolas' Eltern wach geworden waren und in den Flur traten, nun war das gesamte Haus wach und stand im Flur.

"Huch, was macht ihr denn hier? Habt ihr schon ausgeschlafen? Oder was ist passiert?" Warf Herr Calmer in den Raum.

"Äh nun ... ich ..." Stammelte Alea.

"Oh Gott Kind, du siehst ja schrecklich aus!" Plapperte Frau Calmer dazwischen und trampelte in rosa Pantöffelchen und weinrotem Morgenmantel zu ihr.

"Hihi, genau das habe ich vorhin auch gesagt." Meinte Katrin und kicherte über ihre Worte.

"Ach her je, du hast ja Fieber und bist ganz blass. Sollten wir nicht Lieber einen Arzt rufen, Liebling?" Sagte sie und wandte sich an Herrn Calmer.

"Ja das wäre wohl das Beste ... aber Alea sag mal, wo hast du denn all diese Wunden her, ich dachte du warst nicht im Haus?" Fragte Herr Calmer.

Alea sah auf den Boden um ihm beim Sprechen nicht in die Augen sehen zu müssen und antwortete:

"Ich war ja auch nicht im Haus ... sondern nur in der Nähe. Ich kann ihnen gar nicht oft genug für ihre Hilfe danken, - das mit dem Bild tut mir Leid - , aber ich brauche keinen Arzt, mir geht es gut, die Erkältung schlaucht mich nur etwas, machen sie sich bitte keine Sorgen um mich!"

Nach diesen Worten schritt sie an den sieben vorbei und ging hinunter in die Stube um sich ihre Schuluniform anzuziehen. Katrin, Drakon und Drakina tauschten nervöse Blicke aus, sie machten sich große Sorgen, vor allem aber Drakon, er schämte sich, dass er sich keine Sorgen gemacht hatte als Katrin ihn darauf ansprach. Auch Frau und Herr Calmer blickten sich fragend an, sie konnten sie ja schlecht zwingen bei ihnen zu bleiben, Rose' Blick wurde traurig, sie hatte sich schon immer ein zweites Kind gewünscht, ja eine Tochter, das war ihr Traum und in Alea sah sie wohl dieses Kind, doch nun musste sie einmal mehr erkennen, dass sie es nicht ist. Richard tippte ihr zärtlich auf die Schulter und nahm sie in den Arm um sie zu trösten.

"Nicolas, wirf am besten mal ein Auge auf sie in der Schule, ich glaube nicht, dass sie den ganzen Schultag in dem Zustand durchhält." Forderte Herr Calmer Nicolas auf.

"Wie? Ihr wollt sie echt zur Schule gehen lassen? Habt ihr nicht gesehen, wie KO sie war?"

"Hast du ihr mal in die Augen gesehen, als sie sagte, dass es nicht so schlimm sei? Sie hatte so ... mh ... wie soll ich das sagen, so ein Feuer in den Augen, sie will zeigen wie viel sie drauf hat und dass sie nicht so schnell unter zu kriegen ist. Das war bei ihr schon immer so." Erwiderte Katrin und folgte ihr dann mit Drakon und Drakina im Schlepptau.

"Na gut ... dann gehe ich mich auch umziehen, hoffentlich klappt sie nicht zusammen." Meinte Nicolas und ging auch in sein Zimmer.

"Na komm Liebling ich muss dann auch bald los. Heute ziehen die Kinder schließlich in ihre Zimmer ein. Da muss ich sie doch pünktlich empfangen." Sagte Herr Calmer und ging ins Schlafzimmer zurück.
 

***
 

Im Wohnzimmer:

Alea hatte bereits den Rock angezogen, stand jedoch noch oben ohne da. Katrin trat ins Wohnzimmer herein und erschrak (schon wieder!), Aleas Rücken war überseht mit Kratzern, Schnittwunden und Pflastern, auch ihre Arme waren verbunden, zerkratzt und gepflastert.

"Willst du wirklich so zum Unterricht gehen?" Fragte Katrin.

"Ja, es wird schon gehen. Drakon kommst du mit oder willst du lieber bei Katrin bleiben?" Meinte Alea und zog sich die Bluse an.

"Ich komme mit und werde ab jetzt nicht mehr von deiner Seite weichen! Ich hätte dich niemals alleine lassen dürfen, wenn dir ... ich meine wenn du ... gar nicht auszudenken, schließlich bin ich dein Begleiter." Antwortete Drakon bedrückt, bekam von Alea aber keine weitere Reaktion.

"Was ist eigentlich passiert?" Erkundigte sich Katrin.

"Also eigentlich wollte ich ja nur auf die Toilette, dann tauchte da aber plötzlich meine Halbschwester auf, die mir berichtete, dass sie mich bereit in meiner Kindheit töten wollte und es nun wieder versuchen möchte, also schleifte sie mich in die Unterwelt, führte mich zu einem verbotenem Siegel, ritze mir den Arm auf, das Siegel öffnete sich, ich fiel hinunter, tiefer und immer tiefer in eine Grube hinein, meine Halbschwester und ihr Bruder feixten sich über dem Siegel eins und ich musste mich rumschlagen, mit irgend so einem Monster-Vieh, haarig, schuppig, blutrote Augen und ich glaube es hatte mehr Zähne als die Galaxie Sterne. Es griff mich an und wäre ich nicht noch mehr oder minder rechtzeitig ausgewichen hätte es mich sicher richtig erwischt, so habe ich nur einen klein Kratzer abbekommen, na ja dank des Schwertes, dass meiner Halbschwester, ach äh Lilith heißt sie übrigens, aus der Hand gefallen war, konnte ich das Biest dann noch zähmen, wobei es einiger seiner Zähne und sein Leben verlor, na ja dann flog ich wieder hinauf, durchbrach das Siegel und der Bruder, er heißt Tenebrä, meiner Halbschwester brachte mich dann wieder nach Hause, so ich glaub das war dann alles, halt eine kleine Zusammenfassung, oder habe ich noch irgendetwas vergessen? Nein ... ach doch dieser Tenebrä, nein sein Vater will, dass ich in dessen Familie hineinheirate um die Unterwelt im Gleichgewicht zu halten. Joa ... sonst noch irgendwelche Fragen?" Antwortete Alea ironisch während sie sich fertig anzog.

"Ganz ruhig, du brauchst mich ja nicht gleich so anfauchen. So hab ich dich schon lang nicht mehr erlebt, komm mal wieder auf den Boden, wir sind jetzt schließlich Partner schon vergessen?" "Bitte entschuldige, ich weiß auch nicht meine Emotionen spielen momentan echt verrückt, zuerst entdecke ich, dass ich mehr als nur Schülerin bin, dann bekomme ich einen Heiratsantrag von einem Dämon und nun taucht ein Mädchen auf das behauptet sie sei meine Halbschwester, das wächst mir alles über den Kopf." Entschuldigte sich Alea und warf sich noch einmal der Länge nach auf Bett.

"Ich glaube, dass du Fieber hast und deshalb so durch den Wind bist. Möchtest du wirklich nicht hier bleiben? Ich meine heute dürfte eh noch nicht allzu viel passieren." Meinte Katrin und setzte sich vorsichtig zu Alea.

"Nein, ich habe kein Fieber, nur nen kleinen Schnupfen ... war halt ein langes Wochenende und der Montag war auch nicht gerade der Topanfang." Erwiderte sie.

Dann klopfte es an der Tür und Nicolas Stimme erklang:

"Alea bist du fertig? Kann ich reinkommen? Vater und ich wollen jetzt rüber gehen, kommst du gleich mit? Oder willst du dich lieber no etwas ausruhen?"

"Nein ich komme sofort." Antwortete Alea und raffte sich auf.

"Ach Alea ... kannst du mir mal sagen seit wann du so dickköpfig geworden bist, als wir uns das letzte mal sahen, warst du noch schüchtern und hattest vor jedem fremden Wesen Angst, was hat dich so verändert?" Fragte Katrin eigentlich eher in den Raum, doch sie bekam prompt eine Antwort:

"Ja genau seit unserer Begegnung ... du hast schließlich gesagt, dass ich mir endlich ein Herz fassen soll um mich durchzusetzen. Ciao bis nachher." Grinste sie zurück, trat in den Flur und nahm sich einen beigen Cordmantel, den ihr Frau Calmer geschenkt hatte.

Herr Calmer und Nicolas standen bereits im Flur und erwarteten sie.

"Von mir aus können wir." Sagte Alea mit einem Lächeln auf den Lippen und strich sich noch einmal durch ihr Haar.

"Gut, dann lasst uns gehen!" Sagte Herr Calmer, sah kurz auf seine Taschenuhr, steckte sie dann weg und ging voraus.

Nicolas und Alea folgten ihm, auch wenn Nicolas nicht ganz wohl bei dem Gedanken war, dass Alea in diesem Zustand mit ihnen kam.

Bis zum Schulbeginn war noch eine Viertelstunde hin und noch war niemand zu sehen, doch das sollte sich schon bald ändern ... ja kaum fünf Minuten später füllten sich der Parkplatz und die Aula, wildes Getrappel war in den Gängen zu hören; Nicolas, Herr Calmer und Alea warteten im Schulsaal auf den Rest der Schüler und Eltern, Herr Calmer stand auf der kleinen Bühne und bereitete sich auf seine Rede vor, Nicolas und Alea hatten sich in der ersten Reihe Plätze gesucht und unterhielten sich nun über die kurzfristigen Änderungen, die Herr Calmer eingehen musste, da die Schule ja schneller fertig war als gedacht. Schließlich musste er die Schüler in ihre Klassen aufteilen, die Stundenpläne erstellen und sein neues Schulkonzept ausreifen, ja und das alles in nicht ganz zwei Tagen, es kam beiden wie ein Wunder vor.

"Sag mal, wie lange hat er denn noch daran gesessen?" Fragte Alea an Nicolas gewandt.

"Weiß nicht, bin ja selber recht zeitig ins Bett gegangen ... frag mich echt, wie er das geschafft hat, ich mein es ist ja nicht nur das übliche mit der Klassenaufteilung und den Stundenplänen." Erwiderte er.

"Wie meinst du das?" Erkundigte sie sich.

"Mhh eigentlich soll ich es vor seiner Rede ja noch keinem erzählen ..." Meinte Nicolas und lies seinen Blick im Raum umherschweifen.

"Ach nun komm schon, erst fängst du hier mit was-er-nicht-noch-alles-zu-tun-hatte an und jetzt so ne Geheimniskrämerei." Sagte Alea und stupste ihm in die Seiten.

"Ist ja schon gut ... hihi ... ich sag's dir ja ... hihi ... aber dann musst du aufhören mich zu kitzeln", Kicherte Nicolas und begann zu flüstern "Gut, also mein Vater hatte eine ganz neue Art von Schule entwickelt - zu Anfang natürlich nur der Gedanke -, eine Schule, die den Wettbewerbsinn und die Teamarbeit der Schüler fördert, deshalb gibt es jeweils zwei Klassen je Stufe, diese sollen nämlich so zu sagen gegeneinander antreten und die Klasse, die am Ende des Schuljahres den besten Notendurchschnitt hat, darf in den Ferien auf Kosten der Schule irgendwohin verreisen. Schüler bis zur Achten dürfen nur auf Flamma umherkutschen und die Klassen darüber auch zu den anderen Kontinenten. Und ... oh psst er fängt gleich an."

Um sie herum waren alle Plätze gefüllt und ein leises Murmeln und Flüstern durchzog die Reihen, erst als Herr Calmer zu seinem Pult trat verstummte die Menge.

Er räusperte sich und begann:

"Liebe Eltern und Schüler, wie Sie alle wissen kam die Fertigstellung der Schule etwas plötzlich und unerwartet, daher sind leider noch nicht alle Lehrer anwesen, denn - wie ich Ihnen bereits gestern berichtete - reisen einige von Terratre und Aquats extra hierher an und ein Schiff lässt sich nun mal nicht schneller als möglich über einen so gewaltigen Ozean fahren, daher wird es in den nächsten Tagen wohl unglücklicherweise noch einige Ausfälle geben, was die Zusatzfächer betrifft", Er legte eine kurze Pause ein, da es einige Schüler wohl überwältigte und sie ein lautes, jubelndes Johlen von sich gaben, erst als dies verklingen war, setzte er fort "Beziehen können diejenigen, die angereist sind Ihre Zimmer aber bereits heute. Frühstück gibt es hier, in der Aula, täglich von 5.00 bis 7.00 Uhr bzw. für die Langschläfer auch noch von 9.45 bis 10.45 Uhr, das ist zwischen der zweiten und dritten Stunde. Dann gibt es von 11.30 bis 12.30 Uhr Mittag und Abendbrot von um 17.30 bis 20.00 Uhr. Ausgang haben Sie je nachdem wie Ihre Eltern es mir mitgeteilt haben, sollten Sie zu spät kommen oder sich zur Schlafenszeit, was heißt nach 21.00 Uhr, noch auf den Gängen herumtreiben, wird Ihnen eine Strafe aufgebrummt, ob das allseits beliebte "Nachsitzen" oder etwas anderes wird sich zu gegebener Stunde entscheiden, auf Ihren Zimmern können Sie solange wach bleiben, wie es Ihnen beliebt, aber bedenken Sie immer, dass Sie nicht alleine in diesem Gebäude sind und dass ein ausgeruhter Geist wesentlich mehr schaffen kann.

Sie können Ihre Sachen jeden Dienstag und Freitag waschen, die entsprechenden Geräte sind im Keller, aufgehängt wird sie auf dem Schulhof und ich bitte Sie Ihre Sachen genügend zu Kennzeichnen, damit keine Verwechslungen geschehen. In Ihren Zimmern befindet sich, wie Sie bei der letzten Führung sicherlich gesehen haben, jeweils ein eigenes Bad, auf die Sauberkeit ihrer Räume müssen Sie selbst achten, auch die Reinigung des Bades ist ihr Aufgabenbereich, den Schülern bis zur Achten werden unsere Hilfskräfte sicherlich immer noch etwas unter die Arme greifen, den älteren jedoch nicht mehr. Sonst noch irgendwelche Fragen zu diesem Thema ..." Etliche Schülerinnen und Schüler hoben ihre Hand, Herr Calmer blickte etwas verdutzt in die Runde und zeigte dann mit dem Finger auf ein junges hübsches Mädchen mit hellblauen Augen und blondem kurzem Haar, das sich dann auch kurzer Hand zu Wort meldete:

"Entschuldigung, aber habe ich Sie da richtig verstanden, dass wir unsere Unterwäsche auf dem Schulhof aufhängen sollen, wo jeder Junge dran vorbeigehen kann und sie zum ... na ja Sie wissen schon benutzen könnte?"

"Also ich habe nie gesagt, dass Sie das müssen, ich stelle Ihnen die Apparaturen zur Verfügung, falls Sie Ihre Kleidung hier waschen möchten, wenn nicht, dann lassen Sie sich halt von Ihren Eltern immer frische Unterwäsche bringen, außerdem bin ich mir sicher, dass die jungen Herren, die auf diese Schule gehen, so etwas nicht tun würden. Ich biete Ihnen übrigens diese Möglichkeit um schneller selbstständiger zu werden und nicht mehr am Rockzipfel ihrer Mutter zu hängen.

Falls Sie erkranken sollten, haben wir natürlich eine Vorsorge getroffen, in der 1.Etage befindet sich neben dem Sekretariat ein Krakenzimmer mit einer Krankenschwester, die rund um die Uhr für Sie da ist, bei kleineren Gebrechen sind dort auch Betten, sollte es Ihnen aber zu schlecht gehen, werden Sie natürlich nach Hause gesandt.

Wie gesagt davor befindet sich das Sekretariat, es ist außerdem auch noch Lehrerzimmer, also dort wird auch immer jemand sein an den Sie sich wenden können, falls dies mal nicht der Fall sein, sollte zwanzig Lehrer haben in der 2.Etagen ihre Appartements, dort können Sie gewiss auch mal stören, wenn es nötig sein sollte. Wenn es etwas wichtiges ist oder Sie ein Problem mit einem Lehrer haben, kommen Sie bitte zu mir, mein Büro befindet sich auch neben dem Sekretariat und sollten Sie mich dort nicht finden, bin ich bei mir zu Hause direkt nebenan.

Gut, -" Er sah sich erneut um, doch alle Hände waren verschwunden so setzte er seine Rede fort "dann zum neuen Schulsystem, ja Sie hören richtig diese Schule arbeitet nach einer vollkommen neuen Methode, die das Teamverhalten und den Wettkampfsinn fördern soll. Wie Sie in Ihren von mir zugeschickten Unterlagen erkennen können, wird jede Klassenstufe in je zwei Klassen eingeteilt, das hatte natürlich nicht nur Platzgründe, sondern diente auch dem Zweck, dass beide Klassen während des Jahres eine Art Wettkampf veranstalten und damit meine ich nicht nur den Notendurchschnitt, nein sondern auch richtige Aufgabengebiete, die die Schüler zu erfüllen haben, natürlich nichts Lebensbedrohliches, sondern nur kleinere Aufgaben, die Fächer betreffend, wie zum Beispiel in Sport ein kleiner Wettlauf oder ähnliches. Die "Gewinner - Klasse" eines jeden Wettbewerbes bekommt eine gewisse Punktzahl zwischen Null und Zwanzig, da der jeweilige Fachlehrer und ich die Jury bilden und jeder von uns genau zehn Punkte vergeben kann. Bei schlechtem Verhalten im Unterricht, Vandalismus in den Zimmern, schlechtem Verhalten seinen Mitschülern gegenüber und anderen Vergehen können euch übrigens diese Punkte abgezogen werden. Die Klasse mit den meisten Punkten am Ende des Schuljahres kann eine Ferienreise, die von der Schule gesponsert wird, unternehmen, wobei die Schüler bis zur Achten nur auf Flamma reisen dürfen, erst die Älteren unter euch können auch zu den anderen Kontinenten Elestras schnuppern.

Ansonsten dürfte für Sie alles beim Alten bleiben, es werden pro Halbjahr im ersten Rang, das heißt in den Hauptfächern, zwei Klassenarbeiten geschrieben, im zweiten und dritten Rang je eine und in den Zusatzrängen im gesamten Jahr nur eine. Klassenarbeiten müssen angekündigt werden und dürfen bzw. müssen in der vorgegebenen Stückzahl geschrieben werden, bei Kurzkontrollen ist es, wie Sie ja wissen gänzlich anders, sie können in beliebiger Anzahl geschrieben werden und müssen nicht angekündigt werden. Nun zu ... ja was ist?" Erneut war eine Hand nach oben geschossen, diesmal die eines weißblonden Jungen mit grünbläulichen Augen.

"Verzeihung, aber wie meinen Sie dass mit den Rängen der Fächer?" Sagte er und erntete einige belustigte Blicke der Mädchen.

"Haben Sie sich schon einmal die Unterlagen angesehen, die ich Ihnen gestern noch zugesandt hatte? Da steht das alles erklärt und ich dachte eigentlich das es dazu keine Fragen mehr geben würde, aber wenn Sie wünschen, sagen ich Ihnen was die Ränge zu bedeuten haben:

Nun, wie schon gesagt, möchte ich hier ein neues Lehrsystem ausprobieren und da spielen auch die Ränge der Fächer eine wichtige Rolle, sie sagen Ihnen wie viele Stunden Sie in der Woche haben und welche Wichtungen die Fächer Prozentual haben, was eure Lehrer wissen müssen um eure Noten am Ende des Schuljahres auszurechnen. Wo wir nun schon mal dabei sind, kann ich Ihnen die Zusammensetzungen der Noten noch mal erklären. Also Ihre jeweilige Endnote ergibt sich aus den mündlichen Zensuren, die im ersten Rang fünfundfünfzig Prozent, im zweiten fünfundsiebzig und im dritten Rang sowie in den Zusatzrängen fünfundachtzig Prozent zählen; und dann aus den schriftlichen Zensuren, die Klassenarbeiten, jede einzelne zählt genau zehn Prozent, und wie ich Ihnen ja eben bereits mitgeteilt habe, werden Sie im ersten Rang insgesamt vier, im zweiten zwei und im Dritten und den Zusatzrängen jeweils eine schreiben ..." Schon wieder wurde er unterbrochen, diesmal jedoch durch einen Zwischenruf von einem orangeäugigen Jungen mit kurzen wilden braunen Haaren:

"Da fehlen dann aber noch jeweils fünf Prozent!"

"Ausgezeichnet mitgerechnet, aber beim nächsten Mal lassen Sie mich erst einmal ausreden und dann wird sich gemeldet, verstanden? Also zu den fehlenden fünf Prozent, die ich keinesfalls vergessen habe, sie werden in jedem Fach aus den Noten für euer Verhalten im Unterricht und für die Ordnung in eurem jeweiligen Hefter gebildet. Sonst noch irgendwelche Fragen zum Thema Noten? Nein ... wunderbar nun zu guter letzt sollten wir uns über den Namen der Schule einigen, es sind etliche Namen eingegangen, viele von ihnen meinten die Schule solle ihren Namen behalten, andere sagten sie solle nach mir benannt werden, wofür ich ihnen zwar sehr dankbar bin, dem ich jedoch nicht zuspreche, und eine weitere Gruppe sagte, sie solle nach dem Benannt werden, durch den sie entstand, diese Idee fand ich, um ehrlich zu sein, am besten. Doch nach wem genau? Der Baufirma? Oder habt ihr auf den Vorfall angespielt, weswegen sie so überstürzt fertig geworden war? Ich schätze mal das letztere, oder?" Fragte er in die Rund und bekam ein allgemeines Nicken als Antwort, so setzte er fort:

"Ich meine wir wissen, dass ein Unbekannter, Sweetsunrise und ihr kleiner Drache dort waren, aber Sweetsunrise School oder Inkognito School hört sich irgendwie seltsam an, finden Sie nicht? Dann machte mir mein Sohn einen, meiner Meinung nach, äußerst guten Vorschlag und ich hoffe sie sehen das genauso, sonst müssen wir noch etwas weiterrätseln." Meinte er, grinste und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Nun also ... äh ... Finden sie nicht auch, dass Sweetsunrise einem Engel gleich kommt?" Erneut ging ein zustimmendes Gemurmel durch den Saal "Und ihren Drachen hatte sie bis jetzt, glaube ich immer dabei, oder? Wie wäre es also mit ,Angels and Dragons - School'? Wer ist für diesen Namen, bitte Hand hoch!" Erläuterte Herr Calmer und das Ergebnis war eindeutig, alle empfanden diesen Namen als äußerst passend und der Vorschlag wurde fast einstimmig angenommen, fast denn Alea war so was von baff, dass sie den Arm vergaß zu heben.

"Sehr schön, dann wäre soweit doch alles geklärt und wir können zur Klassenaufteilung kommen, darf ich Ihnen nun Ihre Klassenlehrer vorstellen:" Sagte Herr Calmer und rief sie einzeln auf die Bühne:

"Herr Zisell für die Fünf/Eins, Frau Wutz für die Fünf/Zwei, Herr Nieman für die Sechs/Eins, Frau Kaloz für die Sechs/Zwei , Frau Forill für die Sieben/Eins, Frau Hellers für die Sieben/Zwei, Frau Albert für die Acht/Eins, Frau Swiat für die Acht/Zwei, Frau Golert für die Neun/Eins, Herr Miran für die Neun/Zwei, Herr Niebert für die Zehn/Eins, Frau Kleinhaus für die Zehn/Zwei, Herr Bishop für die Elf/Eins, Herr Belvert für die Elf/Zwei, Herr Caron für die Zwölf/Eins, Frau Maunz für die Zwölf/Zwei. In welche Klasse Sie gehen, wissen Sie ja bereits, dank des Schreibens, das ich Ihnen zusandte. Nun bitte ich darum, dass sich die Schüler zu ihren Klassenlehrern begeben, Sie werden sich nun ein Stündchen kennen lernen können und danach werden die Zimmer bezogen, ihre Stundenpläne wird ihnen ihr Klassenlehrer dann in drei Stunden geben, nachdem sie ihre Zimmer bezogen haben, wofür sie zwei Stunden Zeit haben, werden sie noch zwei Unterrichtsstunden bei ihren Klassenlehrern haben, die Eltern bitte ich, bis dahin noch etwas bei mir zu bleiben, um die restlichen Fragen stellen zu können und sich noch etwas zu unterhalten."
 

"Nicolas, woher soll ich denn wissen in welche Klasse ich komme?" Flüsterte sie ihm kurz vorm Aufstehen zu, dann packte er ihre Hand, zog sie mit sich und sagte:

"Natürlich bist du in meiner Klasse die Elf/Eins!"

Alea war überglücklich, sie war mit ihren Mädchen in einer Klasse; Stella, Sophia, Bianka, Monika und Annika, sie waren alle dort; Tiffany selbstverständlich nicht, da sie mit der Schule schon fertig war und ihre Lehre als Polizistin begann, nur manchmal kam sie hierher zur Berufschule (das hatte Herr Calmer so eingerichtete), aber was Alea verwunderte war, dass auch Tenebrä in ihrer Klasse war, obwohl er doch wesentlich älter als sie war. Sie löste sich von Nicolas' Griff, der gerade wieder von Alex aufgezogen wurde, und schritt auf Tenebrä, der von einer Traube Mädchen umgeben war, zu.

"Te-Thomas was machst du denn hier, du bist doch zwei Jahre älter als die Mädchen und ich, müsstest du nicht in der Zwölften oder sogar schon fertig sein?" Flüsterte sie ihm als Begrüßung zu und zerrte ihn etwas abseits von dem Gedränge der anderen.

"Guten Morgen Prinzessin, was macht ihr denn hier, ihr seid doch krank und solltet euch ausruhen." Sagte er ohne auf ihre Frage zu antworten.

"Mir geht's gut und was ist jetzt? Antworte bitte auf meine Frage!" Meinte sie nur beiläufig.

"Wie sollt ihr mich denn kennen lernen, wenn ich in eine völlig andere Klasse gehe als ihr?" Erwiderte er und fuhr ihr zärtlich durchs Haar.

"Hör auf mich zu sitzen und Prinzessin zu nennen! Hier heiße ich Alea." Sagte sie und wich einen Schritt zurück und drehte sich zu ihren Mädchen um, da sich die Gruppe nun anscheinen um Herrn Bishop versammelt.
 

"OK, Schüler der Elf/Eins folgt mir bitte, unser Klassenraum ist Nummer 2, wir müssen also wieder runter ins Erdgeschoss." Sagte Herr Bishop und ging aus dem Saal.

Sofort eilten ihm alle Nach, in der 1.Etage, wo sie gerade waren, konnte man auf kleinen silbrigen Schildern in schwarzen Lettern die Nummern 13 bis 24 und die Worte Sekretariat und Aula sehen. Im Erdgeschoss war es ähnlich, dort konnte man aber die Nummern 1 bis 12 und as Wörtchen Sporthalle lesen. So schlich das kleine Grüppchen von zwanzig Schülern hinter dem ältern Herrn her. Ja das war schon ein seltsamer Kerl, er hatte dunkle braune Augen und dunkelgraues (aber sehr fülliges) Haar. Er überragte die Menge nur knapp, hatte mit seiner Größe von mindesten 1,85m doch eine recht stattliche Ausstrahlung. So schritt er in einem recht zügigen Tempo voran, schloss den Raum Nummer 2 auf und befahl den Schülern sich zu setzen. Alea und Tenebrä traten als letztes in den Raum und hatten daher kaum noch Auswahl, aber er entdeckte einen völlig leeren Tisch und zog Alea am Handgelenk dorthin. Sie kam sich etwas seltsam vor, leistete aber keinen Widerstand. Als dann alle saßen, stellte Herr Bishop sich noch einmal genauer vor:

"Also, wie ihr eben ja schon gehört habt, heiße ich Bishop. Ich bin Geschichts- und Informatiklehrer, warum ich jedoch bei euch gelandet bin, weiß ich nicht, denn so wie ich in euren Unterlagen entnommen habe, sind nur wenige in das Fach Informatik und fast gar keiner in das Fach Geschichte gegangen ... äußerst bedauerlich."

Dann blätterte er in seinem Klassenbuch und besah sich die Daten seiner Schüler, denn dort standen die Geburtsdaten, die eigentlichen Wohnorte und natürlich auch die gewählten Fächer, bei so ziemlich jeder Zeile schüttelte er den Kopf und lies ein "tse tse tse" lauten.

Alea lauschte den Worten des Herren Bishop, wurde dann aber unruhig, denn sie spürte Tenebräs Blick an sich haften.

"Könntest du bitte mal aufhören mich anzustarren! Oder hab ich was im Gesicht?" Flüsterte sie ihm zu.

"Nein, ich musste nur gerade an etwas denken, wisst ihr, was für ein bezauberndes Profil ihr habt Prinzessin? Und ..." Gab er ihr zur Antwort.

"Wenn du noch einmal eines der Wörtchen ihr, euer, sie oder Prinzessin aussprichst, schmeiß ich dich im hohen Bogen aus dem Fenster, egal ob offen oder geschlossen!" Drohte sie und legte ihm damit er die Klappe hielt den Finger auf den Mund, doch als sie mit ihrer Drohung fertig war, schnappte Tenebrä nach ihrem Finger, so dass sie ihn wieder zurückzog.

"Goldlöckchen und Stachelhaar, haben sie jetzt schon etwas zum Unterricht beizutragen oder wollen sie lieber vor die Tür gehen und dort ihren Privatangelegenheiten nachgehen?" Fragte Herr Bishop mit strenger Miene.

"Ich wäre für das zweite." Erwiderte Tenebrä kackfrech.

"Gut dann geh, du hast Glück, dass ihr bis jetzt noch keine Punkte habt, ich hätte dir mindestens drei abgezogen." Meinte Herr Bishop.

"Nein, bitte entschuldigen sie." Bat Alea.

"Nun gut für heute sehe ich noch mal darüber hinweg, aber verhalten sie sich ab jetzt still oder noch besser, Goldlöckchen setzen sie sich mal um ... da neben der kleinen Brünetten ist noch ein Platz frei, setze dich dort hin!" Ordnete Herr Bishop an.

"Ja." Antwortete Alea, ging zu dem brünetten etwas schüchtern wirkendem Mädchen und begrüßte sie mit einem freundlichen ,Hallo'.

Das Mädchen sah sie zwar etwas irritiert an, erwiderte dann aber ihre Begrüßung.

Herr Bishop beäugte das Vorgehen genau und ließ Alea nicht einen Augenblick aus den Augen. Plötzlich meldete sich Bianka, was ihm sehr missfiel, er musterte sie sehr genau, wahrscheinlich um auch für sie den passenden Spitznamen zu finden, doch daraus wurde nichts, ohne die Erlaubnis zu Wort kommen zu dürfen, fing Bianka ihre Meldung an:

"Herr Bishop, wäre es fürs erste nicht besser, wenn sie ins Klassenbuch nach unseren Namen sehen, anstatt uns solche, Verzeihung, kindischen Spitznamen zu geben? Warum haben sie es nicht gleich, wie alle Lehrer gemacht? Erst die Liste der Namen durchgehen, um zu sehen wem welcher Name gehört, und dann die Mängel vortragen, die sie jetzt schon uns gegenüber haben."

"Zu allererst lass mir dir sagen, dass ich weiß-Gott-nicht, wie alle anderen Lehrer bin, dann ein gut gemeinter Rat, lerne ... lerne wer Autoritäten sind und wie man sich ihnen gegenüber verhalten muss, dann können wir weiter sprechen. Zweitens Namen sind nur Schall und Rauch, wen interessiert schon ein Name, Entscheidungen und Taten zählen, nicht wie du oder deine Freunde heißen. Und ..." Da wurde Herr Bishop von Bianka unterbrochen:

"Aber sie haben Alea, den Jungen und das Mädchen eben nur nach ihrem Aussehen benannt!"

"Und drittens habe ich mich mit der Mängelliste noch stark zurückgehalten, Miss Naseweiß. Ich werde nicht gerne unterbrochen nur zu ihrer Information, ich halte sie für die schlechteste Klasse der Schule, meinen Erfahrungen nach könnte ich es aber sogar bei euch schaffen, euch als beste Klasse hervorgehen zu lassen und am Ende des Jahres die Siegerprämie zu kassieren, denn wisst ihr Herr Calmer hatte vorhin vergessen zu sagen, dass wenn die Klasse nicht wegfährt, sie das Reisegeld ausgezahlt bekommt, auch wenn ich nicht ganz dafür war, meinte der Chef, dass das gesamte Geld unter den Schülern und dem dazugehörigen Klassenlehrer aufgeteilt werden soll." Sagte ihr Lehrer ohne Bianka weiter zu beachten und schlug dann doch noch mal das Klassenbuch auf. "Gut, dann gehen wir halt mal die Namen durch, sonst habe ich nachher noch mehr Störungen von Miss Naseweiß zu erwarten. Also mal schauen ..." Dann verlas er alle Namen und jeder hatte sich bei Ertönen seines Namens zu melden, wer auch nur ein wenig zögerte, bekam gleich eine Standpauke von wegen lahmen Reaktionsvermögens oder zu wenig Aufmerksamkeit zu hören. Bei den Namen Calmer, Devil, Monz und Sunrise konnte er sich kleine Kommentare natürlich nicht verkneifen:

Bei Nicolas - "Ah du bist also der Sohn unseres geschätzten Arbeitsgebers, so so, glaub bloß nicht, dass ich dich nur deswegen bevorzugt behandele und falls dein Vater da irgendwelche Einwände haben sollte, werde ich hier verschwinden. Ich bin schließlich ein gefragter Lehrer und kriege die Angebote sofort nachgeworfen."

Bei Tenebrä - "Ja Teuflisch, du bist wirklich eine kleine Ausgeburt der Hölle, der Name passt sogar. Ich sag dir was kleiner, dich behalte ich im Auge, ein Fehltritt und ich lass dich von der Schule schmeißen, egal mit wie viel Geld dein Vater Herrn Calmer besticht, auch er wird deine Fehler nicht übersehen."

Bei Bianka - "Ach ja Fräulein Vorlaut von und zu Naseweiß. Du wirst es nicht leicht haben, solche, wie du kommen im Leben nicht weit, weil sie nur eine riesen große Klappe haben und nichts dahinter, mehr ist das bei dir auch nicht."

Bei Alea - "Ach her je, wer hat dir denn diesen bescheuerten Namen gegeben? ,Sunrise', was soll an dir denn wie ein ,Sonnenaufgang' sein? Du bist geschwätzig und dumm! Wie hat so eine, wie du es denn in diese Schule geschafft? Oder ... ah verstehe, hast dem Boss oder dem Jungen von ihm hübsche Augen gemacht, nicht wahr? Ah ja also ein kleines Flittchen, was sich nach oben schläft, ich werde immer Zeit für sie haben." Sagte er mit einem breiten Grinsen und stierte auf Aleas Busen und in Richtung Oberschenkel, worauf Alea ihren Mantel packte, den sie über den Stuhl gehängt hatte und aus dem Klassenraum verschwand. Alle waren erstarrt; Stella, Bianka, Sophia und Annika kannten so etwas von ihr gar nicht, auch wenn sie es gut verstehen konnten, wer wollte sich schon so beleidigen lassen. In der ersten Pause war sie sofort überall das Gesprächsthema Nummer eins, ja sogar in den unteren Klassen.

Zum Glück kam, kurz bevor sie aus der Tür war, auch schon das Klingelzeichen, so entging sie einer Strafe, denn wer sollte sie schon für ein pünktliches Stundenende bestrafen?

"Boah, Mensch Alea, seit wann machst du denn solche Aktionen?" Überfiel Sophia sie von weitem, doch Alea zeigte keine Reaktion, erst als sie näher an sie herangegangen war, schrak sie etwas zusammen.

"Hey, ich glaube kaum, dass du dich beleidigen lassen würdest und dann noch still im Raum sitzen könntest!" Erwiderte sie knapp, zog sich den Mantel an und ging hinaus auf den Sportplatz.

Alles war mit Schnee bedeckt: die Rennbahn, der Volley - Basket - und Fußballplatz, die Sprunggrube und die Bänke. Immer noch rieselten kleine Flocken vom Himmel hinab, Alea brauchte diese Ruhe und die kühle Luft jetzt, Sophia hatte recht, so hatte sie sich wirklich noch nie aufgeführt, in ihr spielte irgendetwas verrückt. Sie war stocksauer auf ihren neuen Lehrer, traurig wegen ihrer Schwester und ihr Verhalten gegenüber Katrin tat ihr Leid. War es wirklich nur diese "kleine" Grippe, die sie so durcheinander brachte, oder lag irgendetwas in der Luft?

"Warum läufst du denn vor mir davon? Ich und die anderen hatten dich schon gesucht, Herr Bishop hat uns nämlich noch etwas hingehalten, wegen der Belehrungen und so ... hörst du mir überhaupt zu?" Plapperte Sophia drauflos.

"Ja, ich höre dir zu." Mehr sagte sie nicht.

"Ich bin ja so glücklich, dass wir in einer Klasse sind. Es wäre schon extrem bekloppt, wenn wir getrennt worden wären, findest du nicht auch?" Erzählte Sophia drauflos.

Alea sah zu ihrer Freundin, sie standen ganz allein dort draußen, die anderen Schüler waren entweder auf den Gängen - weil ihnen zu kalt war - oder in ihren Zimmern, um diese zu beziehen. Irgendetwas in Alea regte sich, sie fiel Sophia um den Hals, sie war ihre längste und somit natürlich auch erste Freundin, Sophia war immer für sie da und doch fühlte Alea sich momentan meilenweit weg von ihr. Tränen rannen über ihre Wangen und Sophia wusste nicht genau, was nun eigentlich mit ihr war, warum weinte sie?

"Hey ... alles ok? Nur wegen son paar Lügen von so'nem alten Knacker brauchst du doch jetzt nicht weinen. Das hat dir doch früher auch immer kalt gelassen, wenn sie dich wegen deiner hübschen Locken ausgefeiert haben. Weißt du ... ich habe dich immer bewundert ... es schien als würdest du alles an dir abprallen lassen, als wärst du unerreichbar für jegliche Beleidigung." Versuchte Sophia sie zu trösten.

"Danke", schluchzte Alea ließ von ihr ab und wischte sich die Tränen weg "Danke, dass du immer für mich da warst."

"Mensch, sag mal, was ist denn mit dir los, du hast dich seit vorletztem Wochenende total verändert. Was ist denn passiert? Ach nein, wenn du es nicht sagen möchtest behalt es für dich, ich kriege es so und so raus, dass wirst du schon sehen. Ach und von wegen ,immer für dich da'. Wer hört mir denn andauernd zu, wenn ich Probleme mit meinen Eltern habe oder mal wieder Streit mit nem Freund habe? Das bist du ...", plötzlich kullerten ihr auch ein paar Tränen die Wangen entlang " Wann kommst du denn mal zu mir mit einem Problem? Hä? Ich glaube du hast mehr Geheimnisse vor mir, als du zugeben willst ... das ist das einzige, was unsere Freundschaft gefährden könnte ... du bist nie wirklich ehrlich zu mir."

Alea kam noch einmal einen Schritt auf sie zu, wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht, lehnte sich mit ihrer Stirn an die ihrer Freundin und sagte:

"Du bist die beste Freundin, die ich je haben werde. Und wenn die Zeit kommt, sage ich dir alle meine Geheimnisse, aber jetzt kann ich noch nicht, bitte verzeih mir!"

"Gut, ich kann warten!" Sagte Sophia und lächelte sie verwegen an.

Dann klopfte jemand äußerst unsanft auf Aleas Rücken, sie hatte nicht damit gerechnet, verlor das Gleichgewicht und donnerte mit ihrem Kopf gegen den von Sophia.

"Aua, Alea, pass doch auf, das tat weh!" Zeterte sie gleich wieder los.

"Oh man, musst du gerade sagen, Dickschädel. Aua, ist deine Rübe aus Beton?" Erwiderte Alea und rieb sich ihre Stirn, auch ihr Rücken schmerzte, die Schürfwunden waren wahrscheinlich wieder aufgegangen.

"Na, ihr Turteltauben!" meldete sich die Stimme, die zu der Person gehörte, die Alea den Stoß gegeben hatte - Stella.

"Spinnst du? Und warum Turteltauben?" Schimpfte Sophia.

"Sorry, dich sollte es nicht treffen. Und Turteltauben, weil ihr hier so alleine auf dem Hof steht. Ach Sophia ich habe mich mal umgehört, unsere Klasse ist recht gut aufgeteilt, wir haben neun Mädchen und elf Jungs. Die Jungs kenne ich alle nicht, sind wohl alle hergezogen, ach ne außer den dreien von Alea, die sie uns immer noch nicht richtig vorgestellt hat ... na ja und die Mädels, da fehlen außer uns ja nicht mehr viel, eine Celine France, soll ne eingebildete Kuh sein; Vallewida Sky, recht schüchtern, aber eigentlich ganz ok und Yohanna Schlegel, von der solltest du dich fern halten, die aus den anderen Klassen haben gesagt, die ist irgendwie komisch drauf, soll nen kleinen Knall haben, sie sagt sie könne Auren spüren und sehen. Wenn du mich fragst, ich glaube auch die hat nen Knall. Äh Alea, neben der sitzt du gleich wieder äh und Herr Calmer sucht dich schon überall, will noch was in seinem Büro mit dir besprechen." Sprudelte sie drauflos.

Mittlerweile waren auch die anderen Mädchen angekommen und hatten Stella etwas zugehört.

"Die soll echt Auren spüren können? Ist ja cool, was glaubst du was wir für eine haben?" Fragte Monika scherzend.

"Die reinste von allen, was sonst." Erwiderte Sophia und begann zu lachen, die anderen Stimmten ein.

"Ich geh dann in Herrn Calmers Büro, hoffentlich ist er schon da und sucht nicht noch nach mir, bis nachher." Sagte Alea, drehte sich zur Tür und schritt drauflos.

"Gut bis nachher, keine Sorge wird schon nicht so schlimm werden. Bist ja schließlich erst kurz vor Unterrichtsende raus gegangen." Rief Stella ihr nach.

Und dann als Alea die Türklinke schon fast gepackt hatte, öffnete sich die Tür und Lilith ging auf sie zu.

"Hallo Schwesterherz. Ich hab dich schon gesucht." Sagte sie und küsste Alea umarmend auf den Mund.

Ihren Freundinnen wären beinahe die Augen aus den Höhlen gefallen, mit offenem Mund standen sie nur wenige Meter hinter Alea.

"Hallöchen ihr, ich bin Lilith, Aleas Halbschwester. Muss euch ganz schön umgehauen haben, als sie euch gesagt hat sie eine ..." Plapperte sie drauflos, doch bei den letzten Worten hielt Alea ihr den Mund mit der Handfläche zu und zog sie ins Haus.

"Lilith, ich weiß ja, dass du mich nicht magst, aber könntest darüber bitte schweigen, außer dir und Tenebrä, weiß noch keiner, dass ich die Sonnenprinzessin bin. Bitte behalt es für dich." Flehte Alea.

"Wie du hast es noch niemandem gesagt? Ist das dein ernst? Ist ja niedlich. Und warum verheimlichst du es vor ihnen? Oder hast du etwa Angst, sie könnten dir nicht glauben? Ich sag dir was: Wenn du deine Finger von Tenebrä lässt, werde ich versuchen, dass mir kein falsches Wort über Lippen rutscht, OK?" Schlug Lilith vor.

"...ok, versprochen." Erwiderte Alea und reichte ihr die Hand um das Versprechen zu besiegeln.

"Gut, ich hoffe du hältst deine Versprechen ... ach äh musstest du nicht wo hin?" Bemerkte Lilith nebenbei.

"Ach du sch... ja danke bis nachher." Sagte Alea und rannte zur Treppe, wobei sie beinahe Alex umgerannt hätte, dann huschte sich hoch, ab zum Sekretariat. Vorsichtig klopfte sie an der Tür, dann hörte sie Schritte, die sich zur ihr begaben. Jemand öffnete und es war kein geringerer als Herr Bishop, sofort spürte sie wieder diese Wut in sich hochsteigen, ganz gemächlich trat er raus, Alea konnte nur einen kurzen Blick ins Sekretariat werfen bevor er die Tür hinter sich anlehnte, es waren nur wenige Lehrer im Zimmer, die meisten waren wohl mit den Eltern zugange.

"Ach nein, der Ausreißer. Wohin willst du denn? Möchtest du dich bei mir entschuldigen? Wow, hätte ich nicht von dir gedacht. He He", Sagte er mit den Augen auf Aleas Oberweite ruhend und wartete kaum auf eine Antwort. "Na ja gut, heute werde ich noch mal von einer Strafe absehen, aber beim nächsten Mal hast du dir eine verdient. Verstanden?"

Alea nickte, sie musste sich stark zusammenreißen, am liebsten hätte sie sonst was an den Kopf geworfen, aber nein, sie sah nur stur auf den Boden und sagte:

"Danke, aber das war eigentlich nicht der Hauptgrund, weshalb ich sie störe. Meine Freundinnen haben gesagt, Herr Calmer würde mich suchen, da wollte ich fragen, ob er vielleicht schon wieder in seinem Büro ist und dort auf mich wartet."

"Nein, da muss ich dich enttäuschen, aber komm doch rein, dann lernst du gleich noch ein paar weitere Lehrer kennen und kannst hier auf ihn warten." Meinte Herr Bishop und zog sie am Handgelenk herein und gab ihr dann einen Klaps auf den Hintern, dass sie sich zu den Lehrern an den Tisch setzen sollte, die den Klaps jedoch entweder nicht bemerkten oder einfach nichts sagen wollten. Alea fühlte sich so verloren.

"Also meine Damen und Herren, das hier ist Fräulein Alea Sunrise, das Mädchen von dem uns der Chef erzählt hat, sie geht in meine Klasse und nimmt es mit den Regeln nicht so genau. Komm sag guten Tag!" Berichtete er und wartete Aleas "Guten Tag" kaum ab. "Alea, das sind Frau Kleinhaus, sie unterrichtet Mathematik, Physik und Astronomie; Herr Belvert, er unterrichtet Französisch und Geographie; Herr Caron, er unterrichtet Französisch, Sport und Kunst und Frau Maunz, sie unterrichtet Deutsch, Musik und Kunst." Stellte er sie vor, dann flüsterte er Alea ins Ohr und streichelte ihr über die Schulter. "Ich bin mir sicher, dass du mit einigen Unterricht haben wirst, also verdirb es dir nicht auch mit ihnen."

"Na willst du dich nicht zu uns setzen? Es wird sicher noch einige Minuten dauern bis Herr Calmer kommt." Sagte Frau Maunz und bot ihr einen Stuhl an. Sie hatte ein sehr freundliches Gesicht, grüne Augen und kurzes rotbraunes Haar. "Du wohnst jetzt also beim Boss, er hat uns schon sehr viel über dich erzählt, du musst ja ein kleines Goldstück für ihn sein."

Aleas Antlitz färbte sich purpurrot, was suchte sie hier, was sollte sie sagen? Langsam sah sie sich um, Frau Kleinhaus war eine ältere und sehr magere Frau mit großen braunroten Augen und dünnem kurzem grauen Haar; Herr Belvert hatte dunkelbraunes millimeterkurzes Haar und helle blaue Augen und Herr Caron, wohl der jüngste in diesem Bunde, hatte strubbeliges helles braunes Haar und grüngelbe Augen, er war richtig niedlich. Der Raum war genauso groß wie ein Klassenraum, ungefähr sechs mal sechs Meter, hier gab es eine kleine Küche, viele Bücherregale, Aktenschränke und ein Schreibtisch mit Computer, Drucker und einem kleinen schwarzen Schild auf dem mit goldenen Lettern die Wörter ,Sekretärin Rose Calmer' stand, ansonsten war das Zimmer bis auf den Tisch, an dem Alea mit den Lehrern saß, sehr leer, gerade mal eine Pflanze, so eine Art Palme stand im Zimmer.

"Na und wie findest du unser Lehrerzimmer?" Fragte Herr Caron.

"Die Wände sind etwas trist und kahl, aber ansonsten ganz ok." Antwortete sie.

"Das wird sich bald ändern, weißt ja, Herr Caron und ich sind Kunstlehrer, diejenigen, die in unseren Kurs gehen, werden die Zeit haben die Schule etwas zu verschönern, obwohl ich kaum glaube, dass sich allzu viele für Kunst entschieden haben, hoffentlich kriegen wir wenigstens zwei Klassen zusammen. Kunst werden alle Stufen zusammen haben, dadurch, dass es nur ein Zusatzrang ist, schätze ich, dass nicht all zu viele kommen werden." Erzählte ihr Frau Maunz.

"Ich habe Kunst gewählt, also eine Schülerin haben sie schon mal. Und falls sonst niemand Lust hat, dekorieren sie die Schule eben mit mir alleine." Sagte Alea um ihnen etwas Hoffnung zu machen.

"Ach du zeichnest? Was denn so?" Erkundigte sich Herr Caron interessiert.

"Mh unterschiedlich, Landschaften, Gebäude ..." Begann Alea aufzuzählen, wurde währenddessen jedoch von Herrn Caron unterbrochen:

"Auch Portraits?"

Alea schüttelte heftigst den Kopf und antwortete:

"Nein, um ehrlich zu sein, traue ich mich das nicht, ich hab Angst die Menschen zu sehr zu entstellen, so dass sie dann böse auf mich sind."

"Hast du es noch nicht einmal probiert?" Fragte Frau Maunz.

"Nein, noch nicht." Sagte Alea und dachte über ein neues Gesprächsthema nach.

"Allen, frag sie doch mal ob sie dir Model stehen möchte!" Mischte sich Herr Belvert nun ein, worauf er einen bösen Blick von Frau Maunz kassierte, weshalb wohl.

"Ach sie zeichnen Portraits? Glauben sie, dass sie es mir beibringen könnten?" Fragte Alea begeistert, vielleicht konnte sie es ja von ihm lernen.

"Das glaube ich kaum meine Kleine, der Herr Kollege zeichnet Aktmodelle." Erklärte Frau Kleinhaus hämisch grinsend und rührte mit einem Löffel Milch in ihre Kaffeetasse. "Auch wenn ich mir sicher bin, dass er bei deinem Angebot dich zu zeichnen, kaum ablehnen würde, aber pass auf, er kann die Finger nicht von seinen Modellen lassen."

Aleas Gesicht und auch das von Herrn Caron färbten sich samt rötlich.

"Fredericke reiß dich zusammen. Musste das sein, Dass du deinen Kollegen so bloß stellst?" Mahnte Herr Belvert.

"Och entschuldige Allen, aber es muss dir doch nicht peinlich sein. Außerdem kannst du dich doch glücklich schätzen, durch deinen mehr oder weniger geringen Altersunterschied wirst du hier sicher viele freiwillige Modelle bekommen." Stichelte sie weiter.

"Fredericke hör auf." Rief sie Herr Bishop zur Räson.

Dann kam endlich Herr Calmer ins Zimmer, beendete den Streit und nahm Alea mit in sein Büro.

"Entschuldige, dass du so lange warten musstest, aber hast dich wie ich sehe, ja schon prächtig mit den Lehrern angefreundet. Und wie findest du sie?" Fragte Herr Calmer.

"Och Herr Caron und Frau Maunz sind ganz nett, Herr Belvert glaube auch, nur bei Frau Kleinhaus und Herrn Bishop hab ich so meine Probleme." Antwortete Alea.

"Aha, nun gut, aber darüber wollte ich natürlich nicht mit dir sprechen, sondern über deine Verletzungen, ich schätze mal du hast sie dir geholt als du zu deinem Haus zurückgegangen warst, oder? Es wäre besser wenn du sie dir von Frau Läine mal behandeln lässt. Nicht dass du dir eine Infektion einhandelst oder so etwas." Sagte er.

"Aber das war doch noch nicht alles oder? Ich sehe es an ihren Augen, ihnen liegt noch etwas auf der Seele." Meinte sie.

"Ja, da hast du recht, hast ein gutes Menschengefühl muss ich sagen. Ja, ich wollte mit dir auch wegen des Gespräches von gestern sprechen, du weißt schon, dass wir dich adoptieren wollen. Nun ich hatte vorhin die Oberschwester am Apparat, habe sie gefragt was sie davon halte und wie sie reagieren würde. Sie meinte wir dürften dich nicht adoptieren, natürlich gefiel mir diese Antwort nicht besonders, wir stritten, ein Wort kam nach dem anderen und nun ..." Erklärte Herr Calmer.

"Was und nun? Konnte die Oberschwester sich durchsetzen oder sie?" Hackte sie nach.

"Nun sie liegt mit einem schweren Herzinfarkt im Krankenhaus und äh ... die Ärzte sehen schwarz für eine vollkommene Genesung, es steht nicht besonders gut um sie." Setzte er fort.

"Was?" Alea sprang vom Stuhl, sie hatte direkt gegenüber von Herrn Calmer gesessen und nun stand sie dort, die Arme auf den Tisch gestemmt und mit wütenden und gleichzeitig auch trauernden Augen zu ihm blickend, den Stuhl hatte sie beim Aufstehen umgerissen. "Wie, wann kann ich zu ihr?"

"Wenn die Schule zu ende ist, lasse ich dich von Herr Caron dorthin fahren, weißt du, er lebte in Fire City und kennt sich dort bestimmt besser aus als ich. Ich wüsste nämlich nicht, wo lang es zum Krankenhaus ginge. Wenn du möchtest, kannst du dir morgen frei nehmen und bei ihr im Krankenhaus übernachten. Und jetzt, geh bitte zu Frau Läine!" Antwortete er und gab Alea einen Brief für Frau Läine, die sich ja eigentlich genau gegenüber von Herrn Calmers Büro befand.

"Ja, sagte Alea und ging mit hängendem Kopf und dem Zettel aus der Tür.

Das Lehrerzimmer war nun leer, niemand war mehr da. So ging sie schnurstracks zur Tür mit dem "Roten Kreuz", klopfte kurz und trat dann ein. Frau Läne war eine blonde ältere Frau mit rosa Augen. Alea gab ihr den Brief und folgte ihr zu einer Liege, auf die sie sich setzen sollte. Während Frau Läine nun den Brief las, zwischen durch Alea anstarrte und den Kopf schüttelte, sah sie sich um; die Liege auf der sie saß, war durch Vorhängen von den anderen zwei getrennt, die Vorhänge konnten um das gesamte Bett zugezogen werden, auf der anderen Seite des Zimmers standen ein Schreibtisch, drei Medikamentenschränke mit tausenden von kleinen Fläschchen und zwei weitere Liegen, auch diese konnten durch Vorhänge verdeckt werden, alles roch neu und äußerst sauber, die Farbe der Wände, ein freundliches Creme Gelb, strahlte eine wohlige Wärme aus, die richtig dazu einlud krank zu werden.

"Zeig mal bitte deine Verletzungen!" Forderte Frau Läine dann von ihr.

Na ja etwas widerwillig zog Alea ihre Stiefel und die Bluse aus, es war ihr fürchterlich peinlich und sie kam mit ihren Verletzungen auch ganz gut alleine klar bis auf die Wunde über ihrem Bauchnabel, die immer noch blutete. Frau Läine wäre beinahe in Ohnmacht gefallen, Alea stand schließlich gepflastert und fast vollkommen bandagiert vor ihr und der Verband an ihrem Bauch ließ nun schon ein wenig Rot und Grün der Wunde durch.

"Geht es ihnen nicht gut?" Fragte Alea zögerlich an.

"Nein, nein alles in Ordnung, ich habe nur noch nie jemanden mit so vielen Verletzungen gesehen, die dann auch noch solch seltsame Stoffe aussondern. Und ich bin schon dreißig Jahre im Dienst, aber so was ist mir noch nie unter die Augen gekommen. Sag mal, was bist du denn? Herr Calmer hat mir beschrieben, was du durchgemacht hattest, es gleicht einem Wunder, dass du immer noch am leben bist!" Plapperte sie hektisch als sie Alea den Verband abnahm, die Wunden versuchte zu reinigen und dann wieder neu verband. "Ähm Mädchen, sag mal, hast du dir die Verbände angelegt oder Frau Calmer?"

"Ich mir, warum?" Erwiderte Alea etwas irritiert.

"Sie sind sehr gut gewesen und dir die Wunden gesäubert, hattest du auch schon, großartig. Möchtest du etwa mal Krankenschwester oder Ärztin werden? Ich glaube, du hättest gute Chancen." Meinte sie freudig.

"Danke, aber das war eigentlich nicht mein Berufswunsch, ich würde lieber kreativer arbeiten, nichts gegen sie, aber ich zeichne furchtbar gerne und würde das auch gerne mit meiner Arbeit verbinden." Antwortete Alea gefühlvoll.

"Aha das hört sich aber auch gut an ... aber das hier sieht gar nicht gut aus." Damit meinte Frau Läine natürlich die Bauchwunde, die mittlerweile nicht nur grüne Blubberblasen spie und aus der fast unendlich viel Blut gluckerte, sondern auch - zumindest sah es so aus - orange leuchtete. "Wobei hast du dir diese Wunde geholt?"

"Da, wo ich die anderen auch her habe." Entgegnete Alea.

"Aha, was hast du in deinem Häuschen denn so alles gelagert? Ich mein, ich kenne kein einziges Gift bzw. keine einzige Chemikalie, die so etwas verursacht. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie ich das behandeln soll." Erklärte sie ihr.

"Sie sind die Ärztin, ich bin nur ein Schulmädchen und habe keine Ahnung davon. Am besten sie desinfizieren es noch mal ordentlich, verbinden es danach wieder und ich frage dann mal im Krankenhaus, ob sie dort etwas Näheres wissen. Einverstanden? Und danke für ihre Mühe." Sagte Alea um sich endlich wieder anziehen zu können, es war ihr nämlich recht peinlich so "nackt" vor ihr zu sitzen.

"Gut, wie du meinst, aber sag mir dann was herausgekommen ist, ja?" Stimmte sie zu.

Frau Läine verband fix ihren Bauch, danach setzte sie sich an ihren Schreibtisch und kritzelte irgendetwas in ein Heft und Alea konnte sich anziehen, erst die Stiefel, dann die Bluse, doch bevor sie völlig fertig mit dem Zuknöpfen war, klopfte es an der Tür und sie stockte, die Neugier packte sie, wer denn schon am ersten Tag hier her müsse, so lugte sie vorsichtig hinter dem Vorhang hervor.

"Herein - man hab ich heute viel Besuch und das für den ersten Tag nicht schlecht was?" Sagte sie, doch war es nun gänzlich an der Neuankömmling oder teils an Alea gerichtet war, wusste sie nicht.

"Ich wollte nur sehen, wie es Alea geht, mein Vater sagte, sie wäre hier, kann ich zu ihr?" Fragte eine Jungenstimme, die Alea als die von Nicolas identifizierte.

"Ja klar sie ist da hinter dem Vorhang." Sagte Frau Läine nun wieder in ihren Aufzeichnungen vertieft.

Aleas Bluse war noch offen, so durfte er sie doch nicht sehen in Windeseile knüpfte sie das Ding zu, doch da aufgrund der Eile die Sorgfalt etwas litt, riss sie den vorletzten Knopf versehentlich ab. Und als ob das nun nicht schon schlimm genug war, kullerte er auch noch direkt vor Nicolas' Füße. Dieser hob ihn auf und wollte ihn Alea wieder geben, wobei sein Blick wie automatisch gelenkt an ihrem - nun recht freizügigen - Dekolleté hängen blieb. Sie folgte seinem Blick und ... PATSCH ... hatte Nicolas eine Ohrfeige von ihr bekommen, schnell packte sie ihren Mantel und den Knopf - den Nicolas immer noch in der Hand hielt - und rannte aus dem Zimmer während er wie angewurzelt stehen blieb, er hatte wohl noch nicht genau registriert, was er dort gesehen hatte bzw. was überhaupt geschehen war, immer noch befand sich niemand im Lehrerzimmer, doch selbst wenn jemand dort drinnen gewesen wäre, hätte es Alea nicht interessiert, sie rannte aus dem Sekretariat hinüber zu den Mädchentoiletten und schloss sich dort in einer der Kabinen ein.

Langsam besann Nicolas sich und ging sich die Wange reibend aus dem Zimmer, sie hatte ihm ganz schön eine verpasst, ihre Hand, was heißt eigentlich der Abdruck ihrer Hand war noch immer dort abgebildet. Frau Läine hatte gar nichts von alledem mitbekommen, sie las und kritzelte, kritzelte und las als gäbe es nichts außer ihrem Notizheft.

Als er dann aus dem Sekretariat ging, stieß er mit Alex zusammen - seinem besten Freund.

"Du!?" Brachten beide nur abfällig hervor.

"Was willst du denn hier?" Fragte Nicolas und sah Alex schief an.

"Das geht dich gar nichts an, aber gut, Aleas Freundinnen haben mir gesagt, dass sie bei deinem Vater sein, den habe ich aber vorhin auf dem Gang getroffen und er hat gesagt, sie sei im Krankenzimmer, also habe ich mich hierher begeben, um nach zu sehen und sie zum Unterricht abzuholen, wenn es denn ginge. Und du?" Antwortete Alex und sah mindestens genauso schief zurück.

"Geht dich genauso wenig an!" Knurrte er zurück und rieb sich erneut die Wange.

Ein breites Grinsen erfüllte Alex Gesicht als er den roten Abdruck in Form einer Hand auf Nicolas' Gesicht sah und er konnte es sich nicht verkneifen etwas zu sagen:

"Versteh schon die ist von Alea, stimm's?" Seine Augen verfinsterten sich. "Was hast du ihr angetan? Lass ja deine Pfoten von ihr, wenn du ihr auch nur ein Haar gekrümmt hast, dann ..." Er griff ihm an den Kragen, hob ihn ein paar Zentimeter an und ballte seine Faust.

"Ach, nimm deine Pranken da weg!" Sagte Nicolas und versuchte sich von seinem Griff zu lösen. "Also du weißt doch, dass ihr Haus zerstört wurde und dass sie dabei verletzt wurde, also deswegen war sie im Krankenzimmer und ich hatte dieselbe Idee, wie du und wollte sie von dort abholen ..."

"Und weiter?" Forderte Alex und schüttelte ihn.

"Na ja ich kam in das Krankenzimmer und wollte zu ihr gehen, da kam mir ein Knopf entgegen gerollt, dann trat ich hinter den Vorhang des Bettes und ... sie war halt mit dem Anziehen noch nicht ganz fertig ..." Da wurde er von Alex fast neidisch unterbrochen:

"Was? Wie viel hast du gesehen?"

Diesmal erschien auf Nicolas' Gesicht ein breites Smile:

"Das möchtest du wohl gerne wissen, was? Son Pech, ich werd's dir aber nicht sagen!"

Alex hätte ihm beinahe wirklich eine reingewürgt, doch dann vernahm er wildes Mädchengeschnatter auf dem Klo, lauschte und lockerte währendes den Griff, dadurch konnte Nicolas sich lösen und zum Klo rennen, denn auch er hatte etwas gehört - Aleas Namen.

"Alea, bist du da drinnen? Hey es tut mir leid, ich wusste ja nicht, dass ..." Rief Nicolas durch die Tür und hätte sie beinahe gegen den Kopf bekommen, da er so dicht da vor stand und Sophia plötzlich die Tür öffnete.

"Äh du bist doch Nicolas oder? Hast du vielleicht mal ne Nadel und Faden? Denn ich glaube, ehe der Knopf nicht wieder an der Bluse ist, kommt sie aus der Toilette, auf der sie sich eingeschlossen hat, auch nicht raus, obwohl ich das albern finde, denn ich lauf ja auch nicht anders rum und trotzdem verhau ich nicht gleich jeden, der mir in den Ausschnitt kuckt, auch wenn ich das von dir nun wirklich nicht gedacht hätte." Plapperte sie drauflos und lehnte sich in die Tür, Alex klappe der Mund auf.

Ja Sophia wusste mit ihren Reizen viel besser zu spielen als Alea, sie war generell, was das "wahre Leben" betraf wesentlich erfahrener. Durch ihre recht vielen Beziehungen sammelte sie Erfahrungen und lernte mit den Jungen und ihrer Umwelt richtig umzugehen, Alea hingegen hielt sich immer verschlossen und versuchte jeder Konfrontation aus dem Weg zu gehen.

"Nein ... ich ... es war ja keine Absicht ... äh ich geh Nadel und Faden holen." Stotterte er hervor, lief rot an und rannte noch einmal in das Sekretariat um Nadel und Faden zu holen.

"Ist mit Alea sonst alles ok?" Erkundigte sich Alex und lehnte sich an die Wand neben der Tür zum Mädchenklo.

"Ja, ja, sie ist da son bisschen verklemmt, weißt du! Selbst im heißesten Sommer geht sie lieber erst dann baden, wenn alle anderen weg sind, am liebsten noch mit Badeanzug und FKK ist für sie ja total out. Ach na ja so ist sie eben, ich glaube nicht das sich das jemals gibt, aber auch egal, sag mal bist du noch solo?" Fragte Sophia und schmiss ihm einen verführerischen Blick zu.

"Ja bis jetzt, bin ich es noch." Antwortete Alex etwas überrascht von ihrem Verhalten.

Dann kam Alex wieder angerannt mit Nadel und weißem Garn in der Hand, er war schon drauf und dran ins Mädchenklo zu gehen und Alea das Zeug selbst zu geben, doch Sophia nahm es ihm ab und sagte:

"Nana willst sie wohl wieder in Verlegenheit bringen. Tse, tse schäm dich was! Benimmt man sich so gegenüber einer jungen Dame?"

Dann ging sie wieder ins Klo und schloss hinter sich die Tür, das war der einzige Moment in dem Alex und Nicolas den selben Gedanken hatten, schnell lehnten sie mit dem Ohr an die Tür, sie wollten hören was die beiden erzählten, ob sie über die Jungs sprachen? Aber das hätten sie besser nicht tun sollen, denn schon nach zirka zwei Minuten schlenderten Herr Bishop, Herr Caron und Herr Calmer vorbei, die das Bild zwar sehr amüsant fanden, sich dann aber zusammenrissen mussten, um den Jungen die Leviten zu lesen. Herr Calmer tippte Nicolas vorsichtig auf die Schulter, dieser wehrte es erst ab, dann wandte er den Kopf zu ihm um, lächelte etwas verlegen und stupste dann Alex an, auch dieser ließ sich erst nicht beirren, drehte sich dann aber auch um.

"Na Jungs ist das so interessant?" Fragte Herr Caron.

"Ihr braucht euch nicht schämen, wir waren ja auch mal jung. Mädchen sind in dem Alter nun mal etwas weiter." Sagte Herr Bishop.

Beide Jungs standen nun wie die Einsen vor der Tür des Mädchenklos, den Blick fest auf den Boden fixiert und dann stieß jemand die Tür auf, Alex und Nicolas flogen in hohen Bogen vor die Füße der drei Lehrer.

"Oh Entschuldigung, ich wusste ja nicht, dass jemand vor der Tür steht." Sagte Alea, blickte dann in die Runde und hätte am liebsten angefangen zu knurren als sie Herrn Bishop sah, hätte sie kurzes Haar gehabt, hätte man bestimmt gesehen, wie sich ihre Härchen auftürmten und zu Berge standen.

Sophia merkte als einzige Aleas Abwehrhaltung gegenüber Herrn Bishop, sie verstand sie sehr gut, in einer neuen Klasse jemanden gleich so runterzuputzen, war nicht gerade die feine englische Art. Sophia hätte mindestens genauso reagiert, wenn nicht sogar noch wilder, sie wäre bestimmt nicht einfach so ohne ein Wort zu sagen hinausgegangen, sie hätte ihm noch tausende von Schimpfwörtern an den Kopf geworfen.

"Wir gehen dann schon mal in den Klassenraum." Sagte Sophia, nahm Alea bei der Hand und zog sie mit sich, sie waren schon halb auf dem Weg als Herrn Bishops Stimme erklang:

"Ach glaubst du, dass Fräulein will auch wieder teilnehmen?"

Alea wäre ihm in diesem Moment am Liebsten an die Gurgel gegangen, natürlich will sie nicht daran teilnehmen, aber ihr bleibt ja nichts anderes übrig.

"Ich weiß nicht, Alea geht's noch? Fühlst du noch in der Lage die restlichen zwei Stunden durchzuziehen? Was hat Frau Läine eigentlich gesagt?" Fragte Herr Calmer besorgt.

"Natürlich bin ich in der Lage an den letzten beiden Stunden teilzunehmen, auch Frau Läine hat gesagt, dass es nicht so schlimm sei." Antwortete Alea mit unterdrückter Wut und ging weiter.

Früher hat man sie kaum wahrgenommen und heute, oh hast du da ein Aua und da oh Gott mein armes Kind. Es gefiel ihr damals ganz gut, die Schwestern hatten zu viel mit den Rechnungen und Planungen um die Schule zu tun und nur wenig Zeit für sie, so konnte sie ausbleiben so lange sie wollte und tun was sie wollte. Und jetzt bei den Calmers ... da würde es bestimmt nicht so weitergehen.

Nicolas und Alex schlichen hinterher, so gingen sie einer Strafe aus dem Weg. Im Klassenraum angekommen, ging ein wildes Flüstern in den Reihen umher, Alea wusste genau, dass es über sie ging, aber sie ließ sich nichts anmerken und setzte sich zu dem brünetten Mädchen zurück.

"Hallo, also um noch mal einen besseren Start zu bekommen, ich bin Alea, wie du mittlerweile sicherlich schon gehört hast, und ich hoffe wir kommen die restlichen Schuljahre gut miteinander aus." Stelle Alea sich vor und reichte dem Mädchen die Hand.

Etwas zögerlich nahm sie diese an und sagte:

"Ich heiße Yohanna und wenn ich dir sage, was ich kann wirst bestimmt auch dich lieber von mir wegsetzen."

"So ein Unsinn, nur weil du Auren sehen kannst, heißt dass noch lange nicht, dass du irgendwie unnormal bist. Nö ich bleibe hier." Sagte sie und nahm Platz.

Ein Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus und ihre Pupillen weiteten sich.

"Dann hab ich schon zwei Freunde hier, aber ich glaube, dabei wird es auch bleiben. Meine andere Freundin heißt Vallewida und sitzt direkt hinter uns. Ähm sag mal bist du ein Engel?" Sagte sie frei heraus.

Alea wäre beinahe vom Stuhl gefallen, doch zum Glück hatte außer Vallewida und ihr niemand sonst diese Frage auch nur registriert.

"So was, nein natürlich nicht. Engel gibt es doch gar nicht!!"

"Oh doch die gibt es, oder hast du noch nichts von Sweetsunrise gehört, sie soll Engelsflügel haben und ihre Kräfte sollen einfach göttlich sein, ich würde gerne einmal ihre Aura sehen, ach und apropos Aura, deshalb habe ich dich gefragt, ob du ein Engel bist, denn so eine klare und reine Aura, wie deine habe ich noch nie gesehen." Meinte Yohanna.

"Ach ja" Sie grinste. "Dankeschön"

Es klingelte und die Plätze sammelten sich, die letzten zwei Stunden vergingen nur schleppend, Herr Bishop riss sich zu beginn anscheinend zusammen, Alea oder irgendwen anders noch einmal zu beleidigen. Er sagte, dass die Klasse nun jeden Mittwoch in der dritten Stunde eine Art Besprechung haben wird, dies ist die Idee von Herrn Calmer gewesen, um auf Probleme früher einzugehen und kommende Festtage und Arbeiten zu sprechen, auch wenn Herr Bishop diese Stunde wohl eher zum Motzen und Mäkeln nutzen wird, dachten sich die Schüler. Nun ja in dem Rest der Stunden ging es dann nur um das Austeilen der Stundenpläne, natürlich konnte er sich dazu dann aber keinen Kommentar verkneifen, bei denen die weniger als zwanzig Stunden pro Woche haben, schüttelte er seinen Kopf und erzählte von den Zeiten in seiner Jugend, wie viel Zeit sie damals doch in der Schule verbrachten und dass die Jugend von heute total verzogen sei (das übliche eben), bei denen, die nicht ein Fach bei ihm belegt hatten, wollte er am liebsten eine zweite Sprechstunde einführen, doch das konnten sie dann noch verhindern, eigentlich hatte er nur was zu meckern, bei denen wo er nichts auszusetzen hatte, hielt er den Mund, auch bei Alea, denn sie hatte wohl die meisten Stunden belegt. Ja sogar Informatik, was doch von ihm unterrichtet wurde, nur Geschichte, Geographie, Physik, Religion und Ethik hatte sie nicht gewählt. Während er rum ging und die Pläne inklusive seiner Ratschläge verteilte, tauschten Yohanna, Vallewida und Alea heimlich Hobbys und Interessen aus. Nachdem er dann endlich jedem seine Meinung und einige Tipps gesagt hat, waren beide Stunden zu Ende, Alea hatte zwei neue Freundinnen und machte sich so schnell sie konnte auf den Weg zum Lehrerzimmer um Herrn Calmer zu fragen, wann es denn losginge. Dieser kam gerade aus dem Sekretariat und war anscheinend auch auf dem Weg zu ihr, im Schlepptau hatte er Herrn Caron.

"Ah Alea, Thomas genau zu euch wollte ich jetzt gerade." Sagte Herr Calmer und trat weiter auf sie zu, Alea schrak zusammen, sie hatte Tenebrä gar nicht bemerkt, dabei stand er direkt hinter ihr. "Also das ist Herr Caron, er wird euch sofort nach Fire City fahren und später dann auch zurück."

"Wie uns?" Fragte Alea irritiert.

"Na dich und Thomas. Weiß du ich fand es besser, wenn dich noch jemand begleitet, mit dem du dann frei sprechen kannst." Erwiderte er ihr.

"Ja danke." Meinte sie darauf nur, ihre Wunde am Bauch schmerzte gerade wieder fürchterlich.

"Gut, dann kommt mal mit." Sagte Herr Caron und ging voraus, zum Parkplatz und hin zu einem schnittigen, silbernen Wagen.

Es war zwar erst fünfzehn Uhr, doch es hatte mittlerweile schon so viel geschneit, dass der Wagen wie von einer flauschigen Decke verhüllt war und der Himmel war so bedeckt, dass man hätte glauben können, es wäre bereits Nacht.

"Kommt steigt ein! Keine Sorge wird gleich wärmer." Sagte er freundlich zu den beiden und sie taten, wie ihnen gehießen wurde.

Es war zu Beginn wirklich noch recht frisch im Wagen, selbst mit Mantel, doch an Tenebrä kuscheln wollte sie auch nicht, also war frieren angesagt.

"Sag mal ist Herr Calmer zu dir gekommen und hat gefragt, ob du mich begleiten könntest oder hast du uns wieder belauscht und dich ihm dann angeboten?" Fragte Alea als sie aus Feu fuhren um die Stille im Wagen zu durchbrechen, denn die Landschaft war irgendwie immer dieselbe.

"Er kam zu mir, was meiner Meinung nach auch nicht verwunderlich ist, ich meine, ich bin neu und warst in den letzten Tagen recht freundlich zu mir, warum sollte ich mich nicht revanchieren und dir beistehen?" Erwiderte Tenebrä kurz, dann trat wieder Stille ein und Alea sah - so langweilig die Landschaft auch war - weiter aus dem Fenster, doch die Dunkelheit und die ansteigende Temperatur im Auto stimmten sie schläfrig, ihren Augenlieder wurden schwerer und schwerer, bis sie ihr schließlich zufielen und Alea den Kopf (im Schlaf!) auf Tenebräs Schulter legte.

"Du musst ihr ein sehr guter Freund sein." Sagte Herr Caron in den Rückspiegel blickend.

Tenebrä verstand seinen Ausspruch nicht ganz und hakte nach: <BR<

"Um bei jemandem so seelenruhig zu schlafen, muss man ihm sehr vertrauen oder würdest du dich in die Arme eines Feindes begeben?" Erklärte er und beobachtete ihn weiterhin.

*** Nach gut drei Stunden erreichten sie Fire City, die Straßen waren nur spärlich geräumt, deshalb ging es recht langsam voran, auch das Finden eines Parkplatzes bereitete große Probleme, nicht weil alles belegt war nein, das Parkhaus des Krankenhauses wurde wohl zum Campingplatz für Obdachlose und an den Straßen bereiteten ihnen riesige Schneewehen Probleme. Als sie dann endlich eine Ecke am Bordstein gefunden hatten, der nicht hundert Kilo Schnee für sie bereithielt, konnten sie endlich los. Doch zuvor musste Alea ja noch aufgeweckt werden, ja und nicht nur sie, mittlerweile war auch Tenebrä eingeschlafen und lehnte an Alea, sie waren ein wirklich süßes Pärchen und es schmerzte Herrn Caron sehr sie jetzt so aufzuwecken.

"Hey ihr zwei, Alea, Thomas aufwachen!" Sagte er und ruckelte sie etwas an.

Sie wachten so ziemlich gleichzeitig auf, doch Alea war die erste, die mit einem Satz hinausging und mit ihrer Röte wohl jede Ampel hätte neidisch machen können, sie konnte es nicht glauben. Hatte sie wirklich an der Schulter von Tenebrä gelehnt und gepennt? Und warum hatte sie jetzt so ein Herzrasen? Doch sie wurde je von ihrer Wunde aus den Gedanken geholt, anscheinend hatte ihr die rasche Aussteigweise von Alea nicht gefallen, jedenfalls brannte und ziepte sie gerade jetzt wirklich fürchterlich. ,Auf die Zähne beißen und durch da' dachte sie sich und ging schon mal auf die andere Straßenseite, zu einem gigantischen, weißen Gebäude mit einem roten Logo über der Tür Sankt Ignus Hospital. Herr Tenebrä und Thomas mussten erst die nächste Autokette abwarten bis sie dann auch hinüber kamen. Dann ging es in Windeseile von Alea getrieben zur Rezeption, dort erkundigten sie sich nach der Oberschwester und erfuhren ihren Aufenthaltsort. Der Fahrstuhl war proppevoll, es herrschte ein unglaubliches Gedränge. Herr Caron, Tenebrä und Alea haben kaum einen Platz abbekommen und andauernd stieß jemand gegen Aleas Verletzungen, auch wenn Tenebrä versuchte - so gut er konnte - auf sie aufzupassen. Dann waren sie endlich angekommen, mit einem Ruck stiegen sie aus, es war spät und die Gänge wie ausgefegt, alles wirkte sauber, keimfrei und kühl. Leise gingen sie den Gang entlang und besahen sich die Nummern an den Wänden, ihre Schritte halten in den gesamten Korridor entlang. Es war unheimlich und die Stimmung wirkte bedrückt. Schließlich erreichten sie das Zimmer, in dem die Oberschwester liegen sollte, Alea klopfte und trat dann ein. Herr Caron und Tenebrä blieben draußen stehen, sie wollten sie nicht stören.

Es war ein Zimmer für sie alleine, momentan schlief sie und eine Schwester kontrollierte ihre Werte. Es war kein besonders schöner Anblick, überall ragten Schläuche aus ihr heraus mit den unterschiedlichsten Flüssigkeiten.

"Na willst du deine Oma besuchen? Das ist aber lieb, schade, sie schläft gerade, sei still ja, sie muss sich ausruhen, um wieder gesund zu werden. Ich lass euch dann mal alleine." Sagte die Krankenschwester.

"Entschuldigen sie, Miss, wie geht es ihr denn? Ich mein, sie wird doch wieder gesund oder?" Fragte Alea zögerlich und trat auf ihr Bett zu.

Die Schwester zögerte und wich Aleas Blicken aus, auf den Boden starrend antwortete sie ihr:

"Es geht ihr nicht besonders gut, der Doktor hat Angst, dass sie die Nacht nicht übersteht und selbst wenn sie sich wieder aufrappeln sollte, könnte jegliche Aufregung den Tod bedeuten. Es tut mir Leid, deine Eltern müssen recht mitgenommen sein, dass sie dich alleine her lassen."

"Nein, ich ... einer meiner Lehrer hat mich hergefahren, er wartet vor der Tür und ich ... ich habe keine Eltern mehr, sie war ... so eine Art Mutter für mich." Erklärte Alea, begann zu schluchzen und umfasste die Hand der Oberschwester, sie war eiskalt.

"Oh entschuldige, ... ich ... ich wusste nicht ..." Stammelte sie und ging hinaus.

Mucksmäuschenstill schnappte sich Alea einen Stuhlplatzierte ihn neben das Bett und setzte sich. Lange Zeit starrte sie die Oberschwester nur an, dann legte sie sanft ihren Kopf an die Hand der Oberschwester und begann ihr zu erzählen, wer sie wirklich ist, was sie nun alles vor sich hatte und wie es in der Schule so läuft, sie wusste nicht ob sie sie hört, aber sie wollte es sich endlich von der Seele reden. Zum Glück schlief Drakon immer noch in ihrer Manteltasche, er hätte bestimmt wieder losgezetert. Unglaublich, kaum zwei Wochen waren vergangen, dass sie ihn kennen gelernt hatte und doch hat sich schon eine ganze Menge verändert, während sie so nachdachte, schlossen sich ihre Augen wie von selbst und sie schlief ein.
 

***
 

Tenebrä und Herr Caron erzählten indes miteinander, sie fragten sich nach ihren Hobby, Interessen und Vorlieben aus. Eigentlich hielt Tenebrä nicht besonders viel von Menschen, aber diesen Lehrer fand er ganz ok. Sie hatten trotz ihres Rassenunterschieds recht viel gemein, sie legten viel Wert auf das soziale Verhalten, liebten den Sport und spielten unheimlich gern Fußball. Ob das der geringe Altersunterschied - von gerade mal drei Jahren - machte? Wer weiß, jedenfalls verstanden sie sich prächtig, es herrschte keine Langeweile, nur Sorgen machten sich allmählich bei ihnen breit.

"Was meinst du, sollte ich mal nachsehen, wie es ihr geht?" Sagte Tenebrä - Herr Caron hatte ihm, weil sie sich so gut verstanden, das "du" angeboten.

"Ja, klopf mal und schau mal nach, ich rufe währenddessen mal bei Herrn Calmer an, es ist ja schon recht spät und er will bestimmt wissen, wo wir bleiben." Erwiderte Herr Caron.

Tenebrä nickte, klopfte an die Tür und lugte dann durch einen kleinen Spalt in der Tür, das Zimmer war stockdunkel, nur das Licht der Sterne, die - nachdem sich Wolken verzogen hatten - endlich wieder zu sehen waren, erhellte das Zimmer. Ein kleines Lämpchen über dem Bett der Schwester versuchte zu leuchten, glimmte aber nur ab und zu auf, anscheinend war dies die Leuchte, die vorher für Licht sorgte. Alea lag immer noch mit dem Kopf neben der Hand der Oberschwester; Tenebrä wagte es kaum, einige Schritte näher zu kommen, also schlich er sich leise wieder raus. Ganz in der Nähe auf dem Gang waren Telefone an den Wänden angebracht, an einem davon stand Herr Caron und telefonierte mit Herrn Calmer, er war aber anscheinend schon fast fertig, denn das letzte, was Tenebrä hörte, war:

"... Ist gut, wir sehen uns dann morgen."

"Und was habt ihr besprochen?" Fragte Tenebrä darauf neugierig.

"Na ja ich habe ihm gesagt, wie schlecht die Straßen geräumt waren und dass wir dann auch circa drei Stunden brauchen werden bis wir wieder da wären. Da meinte er, wir sollen hier übernachten und morgen, dann zum Mittag wieder dort sein, wenn es bis dahin besser geworden ist, Herr Calmer glaubt, dass Alea eh nicht so ganz in der Lage sein wird, morgen zur Schule zu gehen, da sie nun nicht nur physisch sondern auch psychisch am Ende scheint. Also meine Wohnung ist hier ganz in der Nähe, momentan hab ich noch keinen neuen Käufer gefunden, was heißt, dass wir heute noch dort übernachten können. Aber sag mal wie geht's ihr denn?" Erwiderte Herr Caron.

"Wem? Alea oder der Oberschwester? Ach dumme Frage, ich kann dir nämlich beides nicht genau beantworten." Meinte Tenebrä.

"Wieso?" Fragte Herr Caron verdutzt.

"Na ja Alea hat geschlafen, so konnte ich mich weder über ihren Zustand noch über den der Oberschwester informieren." Antwortete Tenebrä.

"Könntest du sie holen, ich mein, wir können sie ja schlecht schlafen lassen, aber wenn du meist, dass du sie nicht schaffst, trage ich sie runter." Sagte Herr Caron.

"Nein, kein Problem fährst du das Auto schon mal vor?" Meinte Tenebrä.

"Gut dann bis gleich!" Erwiderte Herr Caron und ging zum Fahrstuhl.

Auch Tenebrä machte sich auf den Weg, ab ins Krankenzimmer. Alea lag immer noch reglos neben der Schwester, nur ihre gleichmäßigen Atemzüge ließen ihren Körper etwas erschüttern. Vorsichtig trat er zu ihr, aufwecken konnte er sie wirklich nicht, also nahm er sie behutsam in die Arme und trug sie vorsichtig hinaus. Während der ganzen Zeit machte sie keine Anstalten zu erwachen oder sich zu regen, erst als er sie ins Auto setzen wollte, hielt sie sich im Schlaf an der Krawatte seiner Schuluniform fest. Herr Caron lachte sich fast kaputt, denn Alea hatte sich so fest gekrallt, dass Tenebrä sie kaum los bekam und sich einmal öfter den Kopf am Autodach stieß.

"Sie hängt ja ganz schön an dir!" Sagte Herr Caron grinsend.

"Ja, wenn das man immer so wäre!" Erwiderte Tenebrä als er es endlich geschafft hatte sie ohne seine Jacke ins Auto zu setzen.

Dann ging es endlich ab zu der Wohnung von Herrn Caron, während der Fahrt, die ungefähr noch eine viertel Stunde dauerte, wachte Alea endlich wieder auf, verschlafen trotteten sie hoch in die Mietwohnung, sie befand sich in der zehnten Etage eines Hochhauses. Dreihundert Stufen mussten sie hinaufsteigen, weil der Fahrstuhl kaputt war. Herr Caron schloss auf, man sah genau, dass er keine Freundin hatte, beziehungsweise nicht besonders ordentlich war. Überall lagen ungewaschene Sachen verstreut, Unterbuchsen, Hosen, Hemden, leere Papierbehälter von Fertiggerichten, Zigarettenstummel im Aschenbecher und leere Bierflaschen, die sich zwischen dem Fernseher über den fast total verdeckten Tisch bis hin zur Couch stapelten. Alea war schlagartig wach, am liebsten wäre sie umgekehrt und hätte im Auto übernachtet, aber um ehrlich zu sein, war ihr schrecklich kalt und so ein schönes kuschelweiches warmes Bett war jetzt genau das richtige.

"Wartet mal kurz hier." Sagte Herr Caron und ließ die beiden in dieser Stuben - Küche stehen.

Alea gähnte und trat etwas weiter in den Raum hinein, auch Tenebrä sah sich etwas um. Es sah aus als hätte er kurz vor seiner Abreise nach Feu noch eine riesige Fete geschmissen.

"Hier. Probiert das mal an!" Sagte Herr Caron und warf Alea ein langes weißes Hemd zu und Tenebrä einen alten gestreiften Pyjama zu. "Also das Bad ist hier rechts und links sind mein Schlafzimmer und das Gästezimmer. Alea du kannst dich in mein Bett im Schlaffzimmer legen, Tenebrä und ich, wir schlafen im Gästezimmer ... da stehen zwei Betten, keine Sorge ich steh nicht auf kleine Jungs."

Mit einem breiten Grinsen gingen dann alle zu Bett, der Tag war lang genug.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2004-05-16T16:28:05+00:00 16.05.2004 18:28
Ahh willst du mich umbringen. Soviel. Ich bin doch so vergesslich.
Wenn ich mit Seite 8 fertig bin hab ich wieder vergessen was ich vorher schreiben wollte. Nicht zum aushalten. *sollte mir dringend ein Langzeit Gedächtniss leihen*
Naja, deine FF war mal wieder spitze.
Hoffentlich wird Thomas *den langen Namen hab ich vergessen* gut und kommt mit Alea zusammen.
Wehe nicht! *droh*
mach schnell weiter *schwer begeistert bin*
hdl
cu lyn
Von:  katana09
2004-05-07T19:36:37+00:00 07.05.2004 21:36
komisch warum hat dir noch keiner ein kommi getippt??? o.O die story is doch spitze ;)
schreib schnell weiter!!!

grüße
katana


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