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Das Erbe der Drachen - Band 1

Der Drachenkrieg
von

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Die Ankunft des Göttlichen

Ryu stand am Fenster und sah hinaus. Er wartete auf Fleera, die immer noch nicht aufgetaucht war. Er hatte den anderen noch nichts davon erzählt, weil er befürchtete alles nur geträumt zu haben.

Plötzlich öffnete sich die Tür und nun war Ryu sich sicher, dass er nicht geträumt hatte, denn: Fleera kam gut gelaunt herein und sah sich interessiert um. Sie lächelte und fragte: >>Na, was machen wir heute?<<

Russel hatte sich als erstes wieder im Griff und fragte: >>Seid Ihr die weiße Lady oder was macht Ihr in diesem Schloss?<<

>>Ich bin Fleera, die weiße Lady.<<

Ryu sah auf die Uhr, die inzwischen elf anzeigte. Er grinste und fragte: >>Sagt mal, Lady Fleera, sagtet Ihr gestern nicht >bis morgen früh<?<<

Die Lichtelfe lächelte verschmitzt: >>Im Prinzip wurde ich erst gestern geboren, also bin ich noch ein Baby. Im Gegensatz zu meinem Gegenstück Alexis bei den Menschen.<<

>>Warum hat der Lichtdrache jemanden zu den Menschen geschickt?<<, fragte Maryl.

Bevor Fleera antworten konnte, tat Russel dies: >>Als die Welt erschaffen wurde schlossen das Licht und die Dunkelheit einen Pakt, damit niemand die Kräfte ins Ungleichgewicht bringen konnte: zum Beispiel durfte es nur soviele Schwarzmagier geben, wie es Weißmagier gab. Das bedeutet, dass die Kräfte immer genau gleich verteilt werden müssen. Darum muss der Lichtdrache an beide Seiten einen Kämpfer schicken und zwar einen, der die Gruppe ausgleicht. In unserem Fall ist es eine Frau, weil wir mehr Männer sind.<<

>>Ja, aber ich glaube kaum, dass bei Luke eine Frau im Krieg mitmischt.<<, sagte Damian.

Maryl sah Russel an und fragte: >>Woher weißt du das alles?<<

>>Das...erzähle ich dir ein andermal.<<, antwortete er ausweichend.

Fleera klatschte in die Hände. >>Sehr gut, Russel. Das hätte ich selber nicht besser erklären können.<<

Damian stand aus dem Sessel auf und richtete sein Wort an Fleera: >>Entschuldigt, aber was ist jetzt mit dem Göttlichen?<<

Fleera sah ihn als wüsste sie nicht wovon er redete, aber schließlich wurde sie wieder ernst und antwortete: >>Also, wir müssen alle zusammen an einen Beschwörungsort gehen und unsere Kräfte bündeln. Jewel sagte, dass dann der Göttliche erscheinen - und mit gleißendem Licht die Dunkelheit vertreiben wird.<<

>>Wo gibt es einen Beschwörungsort?<<, fragte Ryu. >>Davon habe ich noch nie gehört.<<

Fleera überlegte kurz und antwortete: >>Nordöstlich von hier gibt es einen. Wir sollten uns auf den Weg machen, um ihn zu suchen.<<
 

***
 

Kai kletterte auf den Fels und ließ sich auf der anderen Seite vorsichtig wieder hinab. Er hatte inzwischen mehr als die Hälfte des Tales hinter sich gebracht, aber es lagen noch viele Meter vor ihm. Killey keuchte und kam Kai nur mühsam hinterher.

>>Können wir nicht eine Pause machen?<<, fragte der Schwarzwolf.

>>Nein! Ich spüre, dass ich bald gerufen werde. Wir müssen weitergehen. To na!<<

>>Sei stark? War klar, dass das von dir kommt.<<

Killey hörte auf zu jammern und folgte Kai nun wortlos.

Kai nahm die Anstrengungen, die er hatte, nicht wahr. Er fühlte sich wie betäubt.

Plötzlich färbte sich der Himmel völlig schwarz und kurz darauf schoss eine Lichtsäule in den Himmel. Die große Säule hatte sieben verschiedene Farben: rot, violett, schwarz, blau, grün, gelbgold und weiß: die selben Farben, die er im ersten Göttertempel gesehen hatte. Etwas zwang Kai auf direktem Wege zu dem Ursprung dieses Lichtes zu gehen.

Er lief einen Schritt vor. Der Schritt endete im Nichts, aber bevor er stürzen konnte, packte Killey ihn an seiner Jacke und zog ihn mühsam zurück. Kai stürzte und fiel auf den Rücken. Das Licht verschwand und auch der geheimnisvolle Drang einfach loszulaufen. Killey stupste ihn mit der Schnauze an und fragte: >>Was ist los?<<

>>Ich...ich weiß es nicht genau. Killey, wir müssen zu diesem Licht - sofort.<<

>>Aber das geht nicht.<<

Zitternd hob Kai seine rechte Hand mit dem Ring und sah ihn sich an. Ein Licht war in dem blassgrünen Stein zu erkennen. Kai wollte genauer hinsehen, aber das Licht schloss sich schon um Kai und Killey und sie verschwanden.
 

***
 

Die Gruppe hatte ihre Kräfte gebündelt. Als das Licht wieder erlosch sahen sie -

>>Nichts.<<, sagte Lionet enttäuscht.

Russel setzte sich mit Maryl auf die Stufen des Beschwörungsortes und seufzte.

>>Was machen wir jetzt?<<, fragte Ryu.

>>Warten.<<, antwortete Fleera gleichgültig. >>Mehr können wir sowieso nicht tun. Er wird schon kommen. Vertrau' mir.<<

Fleera setzte sich neben Russel und nach anfänglichen Zögern, setzte sich auch der Rest dazu.

Schweigend saßen sie nebeneinander und starrten nach Westen. In der Ferne konnte man die Stadt mehr erahnen, als erkennen.

Russel wollte etwas sagen, als plötzlich wieder ein Licht erstrahlte. Die Gruppe stand auf und sah in das Licht. Nach ein paar Sekunden wurde das Licht blasser, bis es schließlich ganz verschwand. Zum Vorschein kamen ein Schwarzwolf und ein junger Mann: Killey und Kai.

Damian schüttelte ungläubig den Kopf und fragte: >>Killey, bist du das?<<

Der Schwarzwolf sah zu Kai hoch, der wiederum nickte. Langsam lief Killey auf Damian zu und winselte. Der Schwarzmagier strich dem Wolf immer noch ungläubig über den Kopf. >>Was ist passiert?<<

Statt Killey antwortete Kai: >>Killey und Lionheart wurden von dem Echsen-Ritter angegriffen. Dein Wolf konnte schwerverletzt entkommen. Ich traf ihn bei Sweety.<<

Ryu überwand seine Überraschung und fragte: >>Sweety? Was ist mit ihr?<<

>>Sie...ist tot. Ich konnte sie nicht beschützen.<<

Fleera trat vor, kniete sich nieder und sagte demütig: >>Göttlicher, wir haben dich gerufen, weil...<<

Kai gähnte laut und sagte: >>Ich denke, ich sollte mich vorstellen: mein Name ist Kai. Ich bin - wie nanntet Ihr mich? - der Göttliche.<<

Die Gruppe sah ihn schweigend an. Nun war endlich der Moment gekommen auf den alle gewartet hatten und keiner wusste, was er sagen sollte. Ryu fasste sich an die brennende Stirn, um irgend etwas zu tun. Lain verspürte den Drang loszulaufen und Kai um den Hals zu fallen. Der Göttliche hatte etwas an sich, das ihn in Lains Augen einfach liebenswert machte. Maryl und Fleera fühlten jedoch anscheinend nicht so.

Kai lächelte sanft über die Szene, was seinem Gesicht einen Heiligenschein zu verleihen schien. Fleera stand auf und sagte beschämt: >>Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll. Ihr seid so anders, als Ihr immer beschrieben wurdet.<<

>>Ich kann nichts dafür. So bin ich nun mal.<<

Russel und Maryl rangen sich zu einem Lächeln durch und Russel fragte: >>Wollen wir nicht lieber wieder nach Drakani? Es wird langsam kalt.<<

Kai nickte und folgte den anderen zur Hauptstadt. Russel, Maryl, Lionet und Rena liefen neben Kai her, während Ryu, Damian und Fleera leicht konfus vor ihnen herliefen. In keiner Legende war je die Rede davon gewesen, dass der Göttliche so jung war. Aber was anderes hatten sie denn erwartet? Einen alten, blinden Greis?

Russel sah Kai von der Seite an und fragte: >>Sag mal, woher kommst du eigentlich? Ich kann deine Kleidung beim besten Willen nirgends einordnen.<<

>>Ich weiß es selber nicht genau. Ich weiß nicht einmal, wo mein Ursprung - also mein Erwachen - war. Aber ich weiß, was ich hier tun soll und das ist alles, was zählt.<<

>>Was denn?<<, fragte Maryl.

>>Ich bin hier, um den Dämon Melzesa zu zerstören. Er hat die Menschen benutzt, um seine Bedürfnisse zu erfüllen: die Zerstörung des gesamten Universums.<<

>>Verstehe. Aus dem Grund bin ich auch hier.<<, sagte Russel.

Kai sah Russel abschätzend an und wandte dann den Kopf zu Lionet, der angesetzt hatte etwas zu sagen, bei Kais Anblick aber schwieg und den Kopf senkte.

Den Rest des Weges schwiegen alle.
 

***
 

Argus sah sich Kai eingehend an und meinte: >>Ich habe mir den Göttlichen etwas größer vorgestellt. Nun, gut, das tut jetzt nichts zur Sache. Wir brauchen jetzt nur noch einen Plan, um die letzten zwei Krieger zu töten.<<

>>Es wird nicht leicht sein, Alexis zu töten.<<, erwiderte Fleera. >>Immerhin ist er ein Geschöpf des Lichts - genau wie ich.<<

>>Überlasst ihn mir.<<, sagte Russel aus dem Hintergrund der Bücherregale. Alle Köpfe wandten sich zu ihm und sahen ihn erstaunt an.

>>Ich denke, dass ich ihn zumindest solange aufhalten kann, dass ihr Melzesa töten könnt.<<

>>Sollte nicht eher Damian das tun, denn immerhin ist er...<<, begann Maryl, wurde jedoch unsanft von Fleera unterbrochen: >>Das ist kein Problem. Russel ist stark genug und für Damian habe ich außerdem schon eine andere Verwendung.<<

>>Welche denn?<<, fragte er.

>>Du wirst gegen den Drachentöter Reuten kämpfen. Das ist die ideale Partie und Damian kann dabei nur gewinnen, denn er ist viel stärker.<<

Damian lächelte etwas verlegen und streichelte sanft über Killeys Kopf.

>>Ich glaube, wir sollten uns jetzt mal trennen, damit jeder seinen eigenen Hobbys nachgehen kann. Vielleicht sollte jemand Kai herumführen.<<, schlug Fleera vor.

>>Ich mach's.<<, erklärte Lain sich bereit.

Fleera nickte dankbar und scheuchte alle aus der Gruppe außer Ryu aus dem Zimmer. Er stellte sich neben das Fenster und sah auf den Marktplatz hinunter. Er hörte wie Argus hereinkam und drehte sich um. Der kaiserliche Berater trug ein Schwert, das Ryu sofort als das von Lionheart wiedererkannte. Es hatte kleine Drachenflügel am Griffübergang und ein blaues Juwel am Griffende.

>>Das ist ein Drachenschwert.<<, sagte Ryu ungläubig.

Argus nickte. >>Es wurde von den alten Drachenmagiern aus purer Magie gefertigt. Wenn es von der richtigen Person genutzt wird, kann es unglaubliche Kräfte entwickeln. Lionheart schien jedoch nicht der richtige zu sein. Ich möchte, dass Ihr es vorerst nehmt, Kaiser Ryu.<<

Ryu nickte zögernd und nahm das Schwert an sich. Es fühlte sich kalt an - genau wie jedes andere Schwert, das Ryu je gehabt hatte.

>>Es gibt nur drei Drachenschwerter und die zwei anderen sind verschwunden. Ich frage mich wo Lionheart es herhat.<<, sagte Argus.

>>Hat Lionheart Familie?<<, fragte Ryu tonlos.

>>Ja, einen Bruder. Er erwägt übrigens Euch vor den Scharfrichter bringen zu lassen.<<

>>Ich kann ihn verstehen. Mir würde es an seiner Stelle nicht anders gehen. Aber wir sollten uns lieber darauf konzentrieren den Träger des Schwertes zu finden.<<

Argus nickte und verließ das Zimmer, um Nachforschungen zu betreiben. Ryu sah erneut aus dem Fenster. Auf dem Marktplatz konnte er inzwischen auch Lain, Kai und Lionet erkennen. Es schien, als ob sie sich dazu entschlossen hätten die ganze Stadt in weniger als einer Stunde zu erkunden und bei dem Tempo, das sie vorlegten, könnten sie es sogar schaffen. Ryu lächelte unmerklich und spürte selbst von hier oben die Energie, die von Kai ausging. Es war nicht so, dass Kai irgendwie besonders stark wäre, nein, er hatte einfach etwas an sich - und plötzlich fiel es Ryu, wie Schuppen von den Augen, während er darüber nachdachte: Es war Kais Wissen, das Ryu so verwirrte. Diese unglaublich alte Wissen, das in Kais Augen lag, in jedem seiner Worte mitschwang. Diese Wissen, das gleichzeitig so wunderbar - und doch so grausam war. Ob Kai wirklich wusste, worauf er sich bei diesem Krieg eingelassen hatte?

Die kleine Gruppe verschwand aus seiner Sicht. Ryus Stirn begann wieder zu brennen und plötzlich wünschte er sich sein altes, langweiliges Leben wieder zurück. Wie sehr er es doch vermisste!

Oft merkte man erst wie sehr man etwas mochte, wenn man es nicht mehr hatte. Ryu lachte leise über diese Ironie und verließ den Raum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2004-08-29T12:58:25+00:00 29.08.2004 14:58
>Kai nahm die Anstrengungen, die er hatte nicht wahr, nicht wahr.
Uh... das klingt schlimm. Was immer nach dem Komma kam, wenn überhaupt, fehlt.

>wie Schuppen von den Augen, während er darüber nachdachte: es war Kais Wissen, das Ryu so verwirrte.

Nach dem Doppelpunkt kommt ein eigenständiger Satz, zumindest wirkt es so, und müsste demnach groß angefangen werden.

Ein Wolf, der außer Atem kommt klingt mir auch spanisch. Und Kai wirkt mir doch etwas egoistisch.


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