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Schicksal - und (D)ein Traum

Aus Ich wurde Wir - Aus Wir wurde Ich
von

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Aus Ich wurde Wir - Aus Wir wurde Ich...

Schicksal - und (D)ein Traum
 

Ich schreckte hoch. Fasste mir durcheinander an die Stirn: Kalter Schweiß. Schon wieder dieser Traum! Und zwar nicht irgendeiner...

Ich starrte neben mich. Ein leerer Platz - aber ein Kopf voller Erinnerungen, die mich bis heute quälten. Und heute war es besonders schlimm. Denn heute vor genau einem Jahr war es geschehen.

Ich stand auf. Schlafen hätte ich so oder so nicht mehr können. Zu viel hatte ich schon wieder ertragen müssen - und das nur in dieser einen Nacht. - Eigentlich müsste ich das schon gewohnt sein, denn es ist vor einem Jahr zum Alltag geworden.

Ich schaute zu den Sternen, fragte mich, ob Du wohl dort warst, ob es Dir gut ginge - und ob Du mich wohl vergessen hattest... Davor hatte ich Angst, denn das würde ich nicht verkraften. Denn ob Du es glaubst oder nicht: Ich denke jede Zeit meines Lebens an Dich, denn Du warst mein Ein und Alles, bist es noch immer - und ich hätte Dich niemals hergegeben - nie... Um keinen Preis der Welt.

Ich stand nur da, merkte gar nicht, dass ich mich inzwischen schon wieder eine Stunde lang mit dem Thema befasste.

Ich starrte zum Computer, der mir in dieser Zeit wenigstens ein bisschen Ablenkung verschaffte - aber bestimmt keinen Trost! Selbst das Internet und meine Lieblingsseiten konnten mich von meinen Gedanken nicht weiter ablenken - es saß inzwischen viel zu tief in mir drin...

Ich wandte mich wieder dem Fenster zu, öffnete es, um daraus zu klettern, so wie ich es schon öfters getan hatte. Bei dem Tun dachte ich wieder an den Tag - und was geschah...
 

"Ash, wach auf!" Mit einem Lächeln weckte sie mich. Ich erinnerte mich, als ich in ihr Gesicht sah und sie ebenfalls verträumt anschaute. Die vergangene Nacht war die schönste, die ich je mit ihr verbracht hatte und das würde mir nie einer mehr nehmen können. Zärtlich gab sie mir einen Kuss. Sie war total gut drauf, so wie immer eben und gab mir ein Gefühl, das mir kein anderer, geschweige denn keine andere, je geben könnte. Sanft und mit einem verlockenden Blick zog sie mich aus dem Bett, streichelte mich lieb. Endlich erwiderte ich ihren Kuss und er ging lange. Sie kitzelte mich ein klein wenig an meinem bloßen Rücken, streichelte meine Schultern und tastete jeden Muskel einzeln ab. Ich wollte für immer so sitzen bleiben, auf meinem Bettrand - nur mit ihr, ganz allein - für immer und ewig. Nie mehr allein, nie mehr einsam, da war ein WIR. - Und ich wollte es nie wieder hergeben wollen...

Doch dann die Frage, auf die sie schon die ganze Zeit hoffte, sie stellen zu dürfen:

"Es ist unglaublich schön heute." Ihre blau-grünen Augen versetzten in mir Berge. Sie waren viel schöner als alle Werke und Schöpfungen der Erde. Sie war einzigartig und so unglaublich hübsch. Ich war so stolz, nur ihr zu gehören und genauso sie mir - und ich fragte mich heimlich, warum es erst jetzt passiert war, aus diesem Gefühl, aus meinem Gefühl ein Wir-Gefühl zu machen. Es war das erste und einzige Mal, dass ich in meinem Leben selig war: Wunschlos glücklich...

Ich sah sie an und wartete darauf, dass sie ihren Satz beendete. Ich lächelte und strich ihr durchs Haar.

"Wollen wir spazieren gehen?" Ich schmunzelte und zog sie an mich, gab ihr einen kleinen, ganz sanften Kuss.

"Für meinen Engel tue ich alles."

Nachdem ich mich also gewaschen, angezogen und gestylt hatte, auch sie fertig war, ging es los. Mit Pikachu auf der Schulter und Togetic an der Seite ging es zu unserem Lieblingsplatz. Um dort hinzukommen, musste man einen kleinen Feldweg gehen, der sich kurzzeitig am Straßenrand entlang zog. Wie immer machten wir kleine Späße, jagten, ärgerten uns ein bisschen und lachten die ganze Zeit. - Dieses Lachen... Diese Ausstrahlung... Diese Grazie... Alles fehlte mir sehr...

Ich hatte, solange ich lebe, noch nie zuvor irgendetwas anderes als Spaziergänger an dieser Straße gesehen. Es war immer ruhig und friedlich hier, egal zu welcher Tageszeit. Man fühlte sich nirgendwo sicherer. - So dachten auch wir...

Es war ein sehr abgelegener Platz. Außer uns kannte ihn fast niemand, weil er kaum noch besucht wurde. Gerade diese Ruhe und die Natur machten das alles aus.

Ich ging für einen kurzen Moment von der Straße, etwas abseits noch vom Rand. Ich wollte ihr die schönen Blumen pflücken, die dort standen. Pikachu und Togetic waren schon weiter voraus, vielleicht, um uns nicht zu stören.

Als ich gerade die ersten Blumen pflückte, hörte ich ein komisches Geräusch. Am Anfang reagierte ich nicht wirklich. Aber nach und nach wurde es lauter. Ich ging auf die Straße zurück, mit den wenigen Blumen, die ich bereits gepflückt hatte, und schaute mich um. Sie war ein paar Meter weiter, rechts von mir. Ich drehte mich nach links, um dem Geräusch entgegenzukommen, um es identifizieren zu können. Ich erschrak, als ich erkannte, dass es ein Auto war, das von dem Fahrer scheinbar nicht unter Kontrolle war oder es demnächst soweit sein würde und das außerdem mit rasender Geschwindigkeit in ihre Richtung gelenkt wurde. Ich drehte mich zu ihr, rannte hin. Sie drehte sich nicht um, hörte mich nicht; weshalb ist mir heute noch ein Rätsel.

"Misty! Geh da weg! Geh von der Straße! Misty, bitte! Misty!!!"...

In dem Moment wendete sie sich mir zu. Ich erstarrte, war wie eine Salzsäule, als ich es passieren sah. Ich hatte sie fast - aber eben nur fast...

Nach ein paar Minuten im Schock - und um die Tatsache verarbeiten zu können, was ich eben wirklich erlebt, mit eigenen Augen gesehen hatte, überkam es mich.

"M-I-S-T-Y...!!!" Ich rannte zu ihr - es schien kein Ende zu nehmen. Es kam mir endlos lang vor, bis ich sie endlich in meinen Armen liegen hatte. Ihren reglosen Körper, ihre blau-grünen Augen, vom Leben ins Nichts umgewandelt - und ihre Aura und ihr Herzschlag - erloschen...

Aus unserem Wir wurde ein plötzliches, vereinsamendes Ich...
 

Dass sie ein paar Wochen später den Täter gefunden hatten und ihm den Prozess machten, gab mir den Rest: 2 Monate auf Bewährung, nicht einmal eine Schuldstrafe - und das alles mit der Begründung, es wäre keine fahrlässige Tötung gewesen. Ihm wurde nicht einmal der Führerschein entzogen, schon gar nicht der Mord angehängt. Man schob es auf den Alkohol und beurteilte ihn als geistig behindert und unzurechnungsfähig. --- Er hatte nicht ein wenig Reue gezeigt, geschweige denn Mitleid...
 

Ich zog mir meinen Mantel über, ging nach draußen. Die Sonne ging langsam auf und ich wollte nur eines: Zu ihr. Ich ging sie besuchen. Jeden Tag machte ich das so, es würde für immer so bleiben. Ich brachte ihr Blumen. Heute sollten es Vergiss-mein-nicht sein und ich hatte mir dieses Mal noch mehr Mühe mit der Verzierung gegeben als sonst. Ihr neues Zuhause erinnerte mich an den Krankenwagen, wie er an der Unfallstelle eintraf, sie sie aufluden und abtransportierten. - Das vorletzte Mal, dass ich sie noch sehen durfte...

Ich redete mit ihr, lächelte als ich weinte, wollte ihr beweisen, dass ich stark sein würde, denn ich hatte ihr versprochen weiterzuleben, wenn ihr was passieren würde - genauso wie umgekehrt. In Gedanken küsste ich sie zum Abschied und ging mit meinen beiden Pokémon, die mir noch geblieben waren, an den Ort des Geschehens. Irgendwann musste ich es ja tun. Ich wollte diesen Weg, ihren Weg zu einem anderen Leben, nun jeden Tag gehen, denn ich wollte sie nie vergessen, niemals.

Und jeden Tag, wenn ich hier entlang ging, spielte sich alles vor mir ab - wieder und wieder... Und in jeder Nacht, die ich schlief, tötete ich sie erneut.

Jedoch eines Tages passierte etwas, das mich erlösen sollte. Dasselbe Geräusch auf demselben Weg - dasselbe Auto - derselbe Fahrer --- der gleiche Unfall... Würde man mich heute fragen, würde ich sagen, es war Schicksal gewesen... Jedoch eines war anders: Dieses Mal konnte ihn der Alkohol nicht mehr entschuldigen...
 

Ich hatte Dir geschworen, Dich nie zu vergessen.

Ich hatte Dir versprochen, dass wir uns wieder sehen würden.

Ich hatte Dir versprochen, dass ich auch ohne Dich leben würde.

Ich hatte Dir geschworen, dass ich schon sehr bald - wieder Dein sein werde...
 

Das Wir war zurückgekehrt. Nur dieses Mal war es für ewig...

Schicksal- und Dein Traum...
 


 

*Diese FF wurde für einen Menschen geschrieben, der diese Geschichte größtenteils selbst erlebt hat und es auch immer noch tut. Mich hat das alles wirklich sehr mitgenommen. Ich konnte ihm nicht helfen, nur zuhören. Und vielen anderen Menschen da draußen ergeht es wie ihm und dem Erzähler der Geschichte; vielleicht nicht in der Form - aber es gibt genug Schlimmes auf der Welt. Aus diesem Grund habe ich diese FF geschrieben, dargestellt mit meinem Lieblingspairing, das auch mein Leben stark verändert hat.
 

Jeder braucht jemanden an seiner Seite. - Es gibt aber welche, die das einfach nicht einsehen wollen...
 

Ich wünsche Dir (Euch allen) alles Gute.
 

Miya Toriaka*



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Kommentare zu diesem Kapitel (17)
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Von:  Honigschnute
2012-10-25T16:40:51+00:00 25.10.2012 18:40
Wääääääh. gebt mir Taschentücher. SOFORT! Es sei denn ihr wollt ne sinnflut. und wieder mal...ich brauchs eigentlich schon gar nicht mehr sagen. Top story. dramatisch und genial geschrieben. mehr muss ich echt nicht sagen. oh mir schwimmt schon meine tastatur davon. ich mach also besser mal schluss.

l.g. Honigschnute
Von: abgemeldet
2007-12-18T15:40:56+00:00 18.12.2007 16:40
Ich würd ja gerne ein Kommi abgeben, was beschreibt wie ich die FF fand, aber ich glaube, dafür reichen alle Worte dieser Welt nicht aus.

Ich weiß, das es etwas anderes ist ein Familienmitglied zu verlieren, als seine Liebe, sein ICH.

Aber auch das ist schlimm...

Ich habe vor etwas über meinem Jahr meine zweite Mutter (meine Oma) verloren, und es ging mir auch schlecht, aber das ist anders, als sein ich zu verlieren.

Das ist wie der schreklichste Liebeskummer der Welt, der nie aufhören wird.
Von:  _Mika_
2007-02-18T16:32:18+00:00 18.02.2007 17:32
T T eine wirklich traurige Geschichte.
Ich kann richtig gut mit empfinden wie er sich gefühlt hat.
Richtig gut geschrieben die Gefühle vom ihm.
Von:  SailorTerra
2006-12-07T15:50:06+00:00 07.12.2006 16:50
Schön geschrieben... traurig aber schön... mehr möchte ich dazu eigentlich gar nicht sagen.
Von: abgemeldet
2006-06-01T15:20:26+00:00 01.06.2006 17:20
Ich fand schon den Doji traurig ich habe in Misty meinen Opa gesehen. Als er am 21. April 2006 starb habe ich es erst am Sonntag erfahren. Mein Papa hatte es mir erzählt. Danach konnte ich nichts mehr richtig machen. Ich habe extra für meinen Opa zwei Gedichte geschrieben und sie mit ins Grab gelegt. Ich hoffe er hat sie auch erhalten. Ich fühle mich immer noch so, wie Ash sich fühlt. Ich durfte nicht zu meinen Opa und es kommt mir so vor, als währe alles allein meine Schuld. Ich mag deinen Schreibstil und auch der Doji ist cool. Mach weiter so

deine shisachan
Von: abgemeldet
2006-03-13T16:11:04+00:00 13.03.2006 17:11
Traurig aber wunderschön.
Von: abgemeldet
2006-03-13T16:10:49+00:00 13.03.2006 17:10
Traurig aber wunderschön.
Von: abgemeldet
2006-01-21T12:02:37+00:00 21.01.2006 13:02
die geschichte macht einen echt fertig! ich hab literweise tränen geheult.Die jenigen die das erlebt haben tun mir leid.....
Von:  Klein-Wolf
2005-10-19T16:43:01+00:00 19.10.2005 18:43
*flenn* ich find sowas immer voll traurig T____T und noch trauriger ist es das es wirklich passiert *heul*
Find die geschichte genauso klasse wie dein Doji dazu *sniff* ^-^

*flausch* dat Wolfy
Von: abgemeldet
2005-04-14T13:04:15+00:00 14.04.2005 15:04
Diese FF gibt es doch auch als Doujinshi? Den hab ich auch schon angesehen und fand ihn schon so traurig.
Ich liebe Fanfics die so geschrieben sind, einerseits eine Stimme auf mono geschaltet, andererseits so gefühlvoll und traurig.
Hat mir sehr gut gefallen.
bye


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