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My Beloved Enemy

JoeyxSeto/JonoxSeth u. a.
von

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Die Entführung

Hier ist also das nächste Kapitel! Danke für Eure Kommis! *alle Leser feste drückt* *Schokolade ins Publikum schmeiß* Viel Spaß beim Lesen!
 

Kapitel 23: Die Entführung
 

Auf Kairos Flughafen herrschte reges Treiben, unzählige Flieger erhoben sich in die Lüfte oder setzten zur Landung an, um Menschen unterschiedlichster Farbe und Form preiszugeben. Eine Gruppe von sechs Männern trat in den gleißenden Sonnenschein hinaus, der vom blauen Himmel stach als wolle er den ohnehin schon rissigen Asphalt der Landebahn noch mehr ausdörren. Ein Ägypter in traditionellem Gewand näherte sich ihnen.

"Odeon!" rief er und umarmte den Angesprochenen.

"Meister Marik! Ich bin glücklich, Euch wiederzusehen! Ich bedaure, Euch mitteilen zu müssen, dass Akitomo-san sich für uns geopfert hat, um uns eine Flucht aus Tokyo zu ermöglichen...."

"....Der tapfere Akitomo wird von den Göttern mit gebührenden Ehren empfangen werden, davon bin ich überzeugt. Aber....wo ist Joey?" Seto warf einen bittenden Blick zu seinen Freunden, trat zu Marik und schob ihn ein wenig beiseite, während die anderen sich Richtung Terminal bewegten, um ihr Gepäck abzuholen. Der Platinblonde spürte instinktiv, dass irgendetwas geschehen sein musste, dass ihn eventuell noch schlimmer traf als der Tod des treuen Bibliothekars.

"Joey ist mit Imhotep gegangen. Auf diese Weise hält er uns den Priester vom Leib, da er sich nun seinem ersten großen Ziel nahe sieht. Es war seine Entscheidung."
 

"Nein! NEIN!! Er darf nicht mit diesem Monster alleingelassen werden!! Wenn er Jonos Seele aus dem Henkelkreuz befreit, ist Joeys Selbst für immer verloren!! Wie konntest du das zulassen? Wie konntest du das zulassen?!?!"

Marik packte den Braunhaarigen am Hemdkragen und starrte ihn vorwurfsvoll an. Silberne Tränen bildeten sich in seinen lilafarbenen Augen. Langsam entfernte der Siebzehnjährige die beiden verkrampften, zitternden Hände und fragte sanft: "Du hast es ihm niemals gestanden, nicht wahr? Du hast ihm niemals gesagt, wie sehr du ihn liebst?"

"Was....? Woher...."

"Ich habe mich an die sehnsuchtsvollen Blicke erinnert, die Osiris stets auf Jono, dem stolzen Falken, ruhen ließ, wenn er mit ihm allein war. Damals warst du sein bester Freund, aber das hat dir nicht genügt....Was ist das da?" unterbrach er sich selbst und deutete auf den Gürtel um Mariks Taille, an dem ein goldener Stab befestigt war.

"Es wirkt wie ein Zepter, neh? In Wirklichkeit kann man es jedoch auseinander ziehen und es in einen Speer mit perfekt geschliffener Spitze verwandeln. Es sei denn, man ist nicht stark genug und kann den Verschluss über der Waffe nicht öffnen....einst war dieser Speer für mich bestimmt, aber als ich ihn benötigte, konnte ich seine verborgene Fähigkeit nicht nutzen....Der Gott Osiris, mein Namens- und Schutzpatron, hatte ihn mir überreicht, da ich aufgrund der Kraft meines Herzens würdig war, eine göttliche Waffe zu besitzen....doch als ich die Chance hatte, den Skorpionkönig zu töten, konnte ich den Speer nicht ausfahren....Ich war es nicht mehr wert, dieses heilige Geschenk mein eigen zu nennen...."

Nach einem kurzen gegenseitigen Schweigen gingen sie nebeneinander her zu Yami und Co., die schon auf sie warteten. Tristan reichte Seto sein Gepäck und gemeinsam brachen sie zum Museum für Ägyptische Geschichte auf. Die Japaner wurden in eine mit zahlreichen Antiquitäten ausgestattete Halle geführt, wo Marik und Odeon sich verabschiedeten und erklärten, sie würden gleich wiederkommen. Kaiba und die übrigen Anwesenden nahmen in den bereitgestellten Sesseln platz. Nach ca. zehn Minuten kehrten ihre Begleiter mit einem grauhaarigen Herrn zurück, und alle drei trugen jetzt das dunkelblaue Beduinengewand mit dem Turban und die umgegürteten Schwerter. Auf ihrer dunklen Haut waren fremdartige Zeichen gemalt und ihre Gesichter waren ernst und gemessen. Der Unbekannte ließ sich in einem kunstvollen Stuhl vor seinen Besuchern nieder, während Marik und Odeon ihn flankierten.
 

"Ich bin sehr froh, euch alle hier in Kairo willkommenheißen zu dürfen. Mein Name ist El-Bahr (arabisch: "Der Fluss", meint den Nil) und ich bin der Direktor dieses Museums. Ich fühle mich sehr geehrt, Pharao Atemu II. und dem Oberpriester Seth in diesem Leben gegenüberzustehen. Unsere Kleidung verwirrt Euch, Euer Majestät? Nun, wir sind die Mitglieder eines uralten Geheimbundes, die Nachkommen der Medjai, und es ist unsere Aufgabe, die Stadt der Toten, Hamunaptra, vor Eindringlingen zu schützen. Darüber hinaus haben wir uns fünftausend Jahre lang darauf vorbereitet, den Priester Imhotep wieder in sein Grab zu schicken, denn wir wussten, dass er gemäß des Fluches eines Tages zurückkehren würde....Ich bin einer der Anführer der zwölf Stämme der Medjai und als Ältester unter ihnen der Ranghöchste. Marik hat mir davon berichtet, dass Joey Wheeler, der die Reinkarnation Jonos ist, des wohl ruhmreichsten Kriegers in unserer Ahnenreihe, sich nun bei Imhotep befindet. Er verschafft uns Zeit und das ist es, was wir brauchen. Dennoch muss bald jemand Richtung Hamunaptra aufbrechen und jemand sich nach Ahm Shere begeben. Wir müssen an zwei Orten gleichzeitig operieren, denn gewiss wird Anck-su-namun, Verzeihung, Miss Kurokage, sich alsbald von ihrem Bruder trennen, um in der Zwischenzeit, während er Jonos Seele aus dem Henkelkreuz befreit, die Armee des Anubis aus ihrem Schlaf zu erwecken. Da wir momentan im Besitz der Millenniumsgegenstände sind und sich vorläufig nur das Auge und Ankh in den Händen unserer Feinde befinden, müssen wir uns erst einmal nicht um die Schakale kümmern, zumal Ihr, mein Pharao, den Armreif des Anubis tragt, der den Weg nach Ahm Shere weist. Noch haben wir eine Nacht der Ruhe, bevor die Verfolgung beginnt. Ihr könnt in einem der Medjai-Lager schlafen."
 

Der Abend hatte sich auf die Welt herabgesenkt und Joey kuschelte sich in die Decke, die Imhotep ihm gegeben hatte. Der Priester hatte ihm das Henkelkreuz noch nicht weggenommen, aber der Blonde ahnte, dass dies früher oder später geschehen würde. Das einzige, was er tun konnte, war, am Leben zu bleiben, bis Seto und seine Freunde ihn befreiten. Vorläufig war ihr Feind damit zufrieden, den Mann in seiner Gewalt zu haben, den er begehrte, doch nur zu bald würde er seinen teuflischen Plan in die Tat umsetzen. Am Himmel sah er Chons kreisen. Nachdem der Falke eine Maus erbeutet hatte, landete er in Joeys Nähe und fraß, wobei er hin und wieder den Kopf hob und seinen Herrn aufmunternd betrachtete. Der Siebzehnjährige streichelte ihm durch das Gefieder und seufzte.

>>Ich vermisse dich, Seto....und ich bete, dass du mich rasch findest. Hm....Imhotep und Miss Kurokage besprechen schon seit einer geraumen Weile irgendetwas....und es ist sicher nichts Gutes. Was immer noch auf uns zukommt, es wird für uns alle eine große Prüfung sein....für meinen Geliebten, für Yami, für Bakura, für Tristan, für Duke, für Marik....und für mich. Mögen die Götter uns beistehen....!<<

In diesem Moment trat der Untote aus seinem Zelt und begann, seltsame Beschwörungsformeln zu murmeln. Der Sand vor ihm fing an, herumzuwirbeln und plötzlich schossen mannshohe Sandsäulen aus der Erde und manifestierten sich. Als die Körner von ihnen abfielen, hatten sie sich in Männer in roten Beduinengewändern verwandelt, mit grimmigen Gesichtern und furchteinflößenden Krummschwertern am Gürtel. Joey sog erschrocken die Luft ein, als die gesamte Gruppe, ungefähr fünfzig an der Zahl, sich vor Imhotep verneigte, dessen Lippen zu einem grausamen Grinsen verzogen waren. Er flüsterte dem dunkelhäutigen Anführer etwas auf Ägyptisch ins Ohr und dann befahl er: °°Geht! Und macht eure Sache gut!°° Es gab ein furchtbares Getöse und die Schwertkämpfer brausten in einem Sturm davon.
 

In dem Medjai-Lager, das hinter dem Museum von El-Bahr aufgeschlagen worden war, war die Bewachung verstärkt worden. Marik war unterwegs zum Beratungszelt, wo sich die zwölf Häuptlinge der Gotteskrieger versammeln würden, denn er war einer von ihnen. Als er an dem Brunnen vorbeikam, mit dessen Wasser die Pferde des Reitervolkes getränkt wurden, erstarrte er. Natürlich war auch jemand dazu eingeteilt, das Wasser und die Tiere zu beschützen, und dieser Jemand stellte sich ausgerechnet als Shadi heraus. Seit sein Jugendfreund ihn geküsst und ihm offenbart hatte, dass er ihn liebte, fühlte er sich in der Gegenwart des hübschen Schwarzhaarigen ungewöhnlich befangen und schüchtern. Und im Grunde war das lächerlich, da er Shadi ja schon so lange kannte! Verwirrt führte er einen Finger zum Mund und erinnerte sich an die heiße und doch sanfte Berührung, die ihm - so ungern er das auch zugab - durch Mark und Bein gegangen war. Nie hätte er gedacht, dass Shadi so küssen konnte! Er atmete tief ein und ging weiter, an seinem Freund vorbei, hoffend, dass dieser ihn nicht ansprach.

"Marik."

Der Platinblonde hielt an, ohne sich umzudrehen. Ein warmer Wind wehte an ihnen vorüber und ließ die Stille zwischen ihnen noch erdrückender wirken.

"Sieh mich an, wenn ich mit dir rede."

Der Sechzehnjährige blieb so, wie er war. Er wollte den Kontakt mit Shadis dunkelblauen Augen verweigern, denn dieser Blick konnte ihn durchdringen bis in die Seele und davor hatte er immer ein bisschen Angst gehabt, denn vor dem anderen hatte er noch nie etwas verbergen können. Ein weiterer Windstoß blähte ihm den Umhang.

"Ich sagte: Sieh mich an, wenn ich mit dir rede!"
 

Schließlich gehorchte Marik. Wie befürchtet fesselten ihn die ernsten Saphire sofort, noch ehe er es verhindern konnte.

"Hör zu - es betrifft das, was vorgestern passiert ist. Ich möchte dir etwas sagen und danach werde ich dich nie wieder bedrängen, ich schwöre es. Wir beide habe uns kennen gelernt, als du sechs Jahre alt warst und ich sieben. Das ist jetzt zehn Jahre her und du warst stets der wichtigste Mensch in meinem Leben für mich. El-Bahr hat mich aufgezogen, als meine Eltern bei einem Verkehrsunfall starben und wie viele andere junge Medjai hat er mich auch im Kampf ausgebildet, ebenso wie dich. Du und ich, Marik, haben eine Menge zusammen durchgemacht und schöne wie traurige Zeiten geteilt. Du hast dich darauf gefreut, Jono wiederzusehen, und ich schluckte meinen eigenen Schmerz hinunter, da du glücklich warst.... denn das hat mich glücklich gemacht. Aber ich will, dass du eines weißt: Ob damals oder heute, ob als Priester Shadires oder als Shadi, ich habe dich immer geliebt. Nein, ich mache mir keine Hoffnungen, das wäre töricht. Aber dennoch werde ich dich beschützen, was immer kommen mag - und selbst wenn ich mein Leben für dich geben müsste, ich würde es tun! Mein Herz wird auf ewig dir gehören. Und auch wenn du die ganze Welt absuchst...." Er kam näher, drückte dem Jüngeren einen zärtlichen Kuss auf die Wange und fuhr fort: "....du wirst niemanden finden, der dich so sehr liebt wie ich...."

Damit setzte er sich wieder auf den Brunnenrand, zum Zeichen, dass das Gespräch beendet war. Marik rührte sich nicht, denn er hatte die Tränen bemerkt, die in Shadis Wimpern hingen. Langsam wandte er sich um und verließ seinen Freund aus Kindertagen. Sein Herz pochte heftig und sein Innerstes war aufgewühlt und glich einem Chaos. Was war nur los mit ihm? Weshalb verunsicherte es ihn so, dass Shadi ihn liebte? Er erreichte endlich das Beratungszelt und wurde freundlich von dem alten El-Bahr begrüßt, doch irgendwie fehlte es ihm an der nötigen Konzentration für die folgende Unterhaltung. Immer wieder erschollen in seinem Kopf ein und dieselben Worte: "Und auch wenn du die ganze Welt absuchst....du wirst niemanden finden, der dich so sehr liebt wie ich...."
 

Seto und seine Freunde hatten ein mittelgroßes Zelt zugewiesen bekommen, in dem genug Platz für sie war und wo sie übernachten konnten. Im Moment sassen die jungen Männer um einen prachtvollen Teppich herum, auf dem verschiedene Speisen appetitlich angerichtet worden waren. Während die anderen es sich schmecken ließen, trainierte Tristan draußen mit seinem Katana und kämpfte gegen einen imaginären Gegner. Duke warf einen Blick auf ihn und erbebte, denn der silberne Mondschein tauchte die anmutige, athletische Gestalt des Brünetten in ein beinahe übernatürliches Licht. Die Klinge zerschnitt in fließenden, geschmeidigen Bewegungen die Dunkelheit und die Agilität von Tristans durchtrainiertem Körper kam auf diese Weise besonders gut zur Geltung. Der Dungeon-Dice-Erfinder konnte sich gar nicht sattsehen, und schließlich erhob er sich und trat zu seinem Liebsten hinaus.

"Reagierst du dich auf diese Art ab, oder warum führst du einen Krieg gegen Unsichtbare?" neckte er ihn und erntete dafür ein vorwurfsvolles Zungenschnalzen.

"Tse! Was glaubst du? Klar reagiere ich mich ab! Mir ist klar, dass Joeys Entscheidung richtig war, weil er uns damit Zeit verschafft hat, aber deswegen muss ich sie noch lange nicht begrüßen! Immerhin reden wir hier nicht von einem harmlosen Kleinkriminellen, sondern von einem fünftausend Jahre alten Untoten mit gigantischen Zauberkräften, der ohne mit der Wimper zu zucken Leute um die Ecke bringt! Erinnerst du dich an das, was du in Tokyo zu mir gesagt hast? Dass Imhotep schon gar nicht mehr weiß, was Liebe ist? Du hast recht, er weiß es nicht mehr, er hat es vergessen. In seinem Herzen ist nur noch Platz für Hass, Verachtung und Zorn. Mitgefühl und Reue sind ihm fremd geworden. Er ist ein mächtiger Feind, Duke, und wenn es ihm gelingen sollte, die Armee des Anubis zu befreien, wird die Menschheit unter eine Schreckensherrschaft fallen!"

"Du tust ja gerade so, als hätte ich keine Ahnung davon! Ich bin mir dessen ebenso sehr bewusst wie du! Wenn ich mir vorstelle, dass Akitomo-san bereits sein Leben gelassen hat, um unsere Flucht zu decken....! Ich...." Seine Stimme sank zu einem Flüstern herab. "Ich habe Angst, Tristan. Furchtbare Angst."
 

Der Braunhaarige steckte das Schwert in die Scheide zurück, die er um die Taille gegürtet trug und schloss den anderen sanft in seine Arme. Er streichelte ihm über das weiche Haar und den Rücken und drückte ihn fest an sich.

"Mach dir keine Sorgen, Duke. Ich habe auch Angst, aber bisher haben wir alle Gefahren mit heiler Haut überstanden, weil wir zusammengehalten haben. Ja, Akitomo-san ist gestorben, aber er hat seinen Tod selbst gewählt. Er hat sich im Dienst einer Sache geopfert, die ihm wichtig war und an die er geglaubt hat. Ohne seine Hilfe wären wir heute nicht hier. Denk also daran, dass wir es uns selbst und auch ihm schuldig sind, Imhotep wieder in sein Grab zu verbannen! Sicher, es steht uns noch vieles bevor, aber ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende den Sieg davontragen werden! Das einzige, worum ich dich bitte, ist: Gib nicht auf!"

Duke starrte wie hypnotisiert in diese tiefen, glühend braunen Augen und spürte, wie seine Gefühle ihn überwältigten. Er schlang seine Arme um Tristans Nacken und gab ihm einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Yami, der das Paar aus höflicher Entfernung beobachtet hatte, musste lächeln. Er schlüpfte zur gegenüberliegenden Seite des Zelts hinaus, reckte und streckte sich ein wenig und betrachtete die wüstenartige Landschaft mit ihren sanften Hügeln, den vereinzelten Palmen und den Häusern aus Lehmziegeln. Wenn man sich die Gegend so ansah, kam man wohl kaum auf den Gedanken, dass man sich hier in Kairo befand, aber die Medjai hausten, wie zu erwarten gewesen war, nicht im hochmodernen, schnelllebigen Zentrum der Hauptstadt, sondern dort, wo ihre jahrhundertealte Tradition als Krieger und Reiter noch spürbar und gegenwärtig war. Er setzte sich in den Sand und schloss die Augen, um seinen eigenen Überlegungen nachzuhängen. Aber er war nicht allein, denn Bakura war ihm auf leisen Sohlen gefolgt. Nun stand der Grabräuber in der Nähe des Pharaos und betrachtete ihn. Das enge schwarze Hemd zeichnete seine muskulöse Brust deutlich ab und die Muskeln und Sehnen seiner entblößten Arme waren von Mondlicht übergossen, so dass sie wie aus Marmor gebildet wirkten. Seine elfenbeinfarbene Haut hob sich gegen die dunklen Farben seiner Kleidung sehr reizvoll ab, ein Effekt, den er auch damals mit seiner braungebrannten Haut und den Gewändern in hellen Farben erzielt hatte. Lange schlanke Beine leiteten in perfektem Schwung zu den schmalen Hüften über und sein Oberkörper hob sich leicht unter den gleichmäßigen Atemzügen. Verführerisch schimmerte das Licht auch auf seinem Hals und auf seinen sinnlichen, matt glänzenden Lippen. Das Haar hatte infolge der Dunkelheit zwar einiges an Leuchtkraft eingebüßt, dennoch setzten das feurige Rot und das Gold frische Akzente. Bakuras Mund wurde trocken und der Dieb fühlte sich geradezu betroffen von so viel männlicher Schönheit. Sie schnitt ihm förmlich ins Herz und seine Liebe brannte in diesem Augenblick so stark, dass er schon fürchtete, sich nicht mehr beherrschen zu können. Behutsam neigte er sich über Yami und küsste ihn zärtlich.
 

"Aton?" sagte der ehemalige Herrscher Ägyptens fragend und blinzelte. Sein Blick traf frontal auf ein Paar dunkelbrauner Augen, in denen begehrliche Flammen glommen. Der wohlgeformte Mund des Grabräubers war angefeuchtet und seine lange weiße Mähne schien wie aus Silber gewebt. Eine feine Schweißperle rann ihm von der Stirn über die Schläfe, von der Wange über das Kinn und den Hals, bis zum Schlüsselbein, hinunter zu dem makellosen Torso, der dank des locker sitzenden, nur halb zugeknöpften Hemds gut sichtbar war. Atemlos verfolgte Atemu den Weg dieses Tropfens und schluckte. In jeder Faser seines Körpers fühlte er das Verlangen aufkeimen und er erschauerte unter der Aura der Erregung, die Bakura verströmte. Dieser hielt es indessen nicht mehr aus. Sehnsüchtig presste er seine Lippen auf die des Pharaos und glitt mit seiner Zunge spielerisch aber fordernd über sie hinweg. Sein Geliebter öffnete sich ihm ohne Widerstreben und es entspann sich ein heißer, fast gieriger Kampf zwischen ihnen, den keiner von beiden aufgeben wollte. Schwer nach Luft ringend, lösten sie sich schließlich voneinander. "Ich....ich liebe dich, mein stolzer Bandit...."

Der Angesprochene küsste den rechten Handrücken des Königs und wollte antworten, als er plötzlich einen Peitschenknall hörte. Er drehte sich um und sah sich einer großen Zahl von rotgewandeten Beduinen gegenüber. Die wachsamen Medjai schlugen Alarm und rasch war eine Schlacht im Gange. Shadi kämpfte in Mariks Rücken, um ihn zu verteidigen und stürzte sich tapfer ins Getümmel, stets darauf bedacht, die Angreifer von seinem Liebsten fernzuhalten. Duke hatte sich von El-Bahr Pfeil und Bogen ausgeliehen, denn soweit er sich erinnerte, konnte Dukedas ausgezeichnet mit dieser Waffe umgehen. Jetzt würde sich zeigen, ob er es verlernt hatte oder nicht. Der erste Schuss verfehlte sein Ziel nicht und der getroffene Gegner wurde zu einem unkenntlichen Haufen Sand. Tristan schien, ähnlich wie Aton und Atemu, in seinem Element zu sein, was bei seiner Vergangenheit als Feldherr nicht verwunderlich war. Blitzschnell trennte er den Kopf vom Körper eines Beduinen, der in sich zusammen bröckelte wie trockener Ton. Gleichzeitig näherte sich einer von hinten, doch der Braunhaarige reagierte im Bruchteil einer Sekunde - sein Katana bohrte sich tief in den durch Magie belebten Leib. Yami bewies seine Fähigkeiten als begnadeter Schwertkämpfer; gedeckt wurde er von Bakura, der eine Sarazenenklinge schwang und den einen oder anderen Dolch von sich schleuderte. Seto, der sich nach dem Essen eine Weile hingelegt hatte, war entsetzt hochgefahren, als ein Pfeil neben ihm einschlagen war und ihn eine dämonische Fratze in roter Kleidung angegrinst hatte. Ohne groß nachzudenken, hatte er den Millenniumsstab gepackt, der sofort seine ursprüngliche Länge annahm. Eingedenk Seths Wissen zog Kaiba die goldene Ummantelung herunter und eine scharfe Schneide kam zum Vorschein, der Aufsatz mit Kugel und Hörnern (ich nenne die Dinger an den Seiten jetzt mal so....) stellte den Griff dar. Damit zerteilte er seinen Widersacher und eilte seinen Freunden zu Hilfe. Der nächste Hieb lehrte den Firmenchef eine Menge, denn er spürte, wie die lange Klinge einen weiten, tödlichen Bogen beschrieb und eins mit seinem eigenen, gewandten Körper wurde. Er war sich sicher, dass diese Sandwesen von Imhotep geschickt worden waren, doch weshalb?
 

Gerade in diesem Augenblick, da der Jungmillionär sich das fragte, tauchte hinter Yami der dunkelhäutige Anführer der Bande auf und zurrte seine Peitsche um den adeligen Hals. Der Meisterduellant wehrte sich verzweifelt, aber die unbarmherzige Schlinge um seine Kehle würgte ihn so fest, dass er aufgeben musste. Der Hüne bellte seinen Gefolgsleuten einen harschen Befehl zu und bevor irgend jemand es verhindern konnte, fegten sie in einem Windwirbel davon.

"Atemu!! ATEMU!!!!" schrie Aton und wollte schon in den Tornado hineinspringen, als Kaiba ihn stoppte. "Lass mich los, verdammt!!! Lass mich los!!! Dieser schwarze Bastard hat ihn mitgenommen!!! Lass mich!!!"

"Nun sei doch vernünftig, du Idiot!! Du kannst ihm nicht helfen!! Was wäre gewonnen, wenn du dich jetzt da hineinwirfst?! Das hat keinen Sinn!!"

Aber der Dieb riss sich los und zückte sein Schwert, als der Wirbel mit einem Mal ins Nichts verschwand - und der Pharao mit ihm. Bakura starrte ins Leere, nur Wüste und Stille um ihn herum. Die Waffe entglitt seinen Händen und fiel lautlos zu Boden.

"Nein....!" stieß er leise und zitternd hervor. "NEIN!!!! GELIEBTER!!!!" Es lag so viel Verzweiflung in diesem Aufschrei, dass Seto sich an seinen eigenen Schmerz erinnert fühlte, den er empfunden hatte, als Joey mit Imhotep gegangen war. Er legte dem Weißhaarigen, der in die Knie gesackt war, den Arm um die Schultern und erklärte: "Ich weiß, wie dir jetzt zumute ist. Aber nun zu toben und zu wüten, bringt dir Atemu nicht zurück. Du musst einen klaren Kopf behalten. Wir beide wollen die Männer, die wir lieben, aus den Klauen dieses verfluchten Priesters befreien, doch das kann nur gelingen, wenn wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren und unsere Gedanken nicht von dem Wunsch nach Rache trüben lassen. Wir haben erlebt, was Vergeltungsdurst aus Menschen machen kann, Imhotep ist das beste Beispiel. Sag mir nur eines: Bist du bereit, alles zu geben, um den Pharao zu retten?"
 

"Diese Frage ist unnötig. Was glaubst du, ist er für mich? Der einzige Mann, der mir Trotz geboten hat. Der einzige Mann, den ich als solchen akzeptiert habe. Der einzige Mann, der mir Respekt abringen konnte. Der einzige Mann, dessen Stolz ich nie untergraben konnte. Der einzige Mann, dessen Wille unbezähmbar für mich war. Der einzige Mann, dem es glückte, mich wirklich wütend zu machen und mir einer Herausforderung wert zu sein. Der einzige Mann, der glühendes Begehren in mir entfacht hat. Der einzige Mann, den ich je geliebt habe....Nein, Seto. Damit wird mir diese wiedererwachte Pest in Menschengestalt nicht davonkommen, darauf kannst du wetten!!"

El-Bahr schob sich in den Vordergrund des Geschehens und meinte: "Das waren Schergen von Imhotep, ganz ohne Zweifel. Es dürfte auch klar sein, warum sie Seine Majestät entführt haben - er trägt den Armreif von Anubis bei sich. Hoffen wir, dass sie die magische Karte in ihm noch nicht aktiviert haben...."

"Was soll das heißen?" erkundigte sich der Grabräuber.

"Der Armreif des Anubis zeigt den Weg nach Ahm Shere und dort ruht die Armee der Schakale. Das ist euch gewiss bekannt. Allerdings....wenn der Armreif erst einmal begonnen hat, die einzelnen Stationen der Route zu zeigen, bleiben noch genau sieben Tage, bevor der Armreif die Goldene Pyramide im Zentrum der Oase erreicht haben muss. Bei Anbruch des siebten Tages muss sich der Armreif über der Torgrenze dieser Pyramide befinden....wenn nicht....."

"Was ist dann?!"

"....wenn nicht....dann wird er seinen Träger töten!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2013-03-22T11:08:17+00:00 22.03.2013 12:08
Hi ~.*

Jetzt ist auch noch Atemu verschleppt worden? Oh nein und das
was du über den Armreif erzählt hast, schmeckt mir auch nicht,
Yami schwebt in größter Gefahr.

Was du sehr, sehr gut beschrieben hast, waren die Gefühle die
Marik und Shadi haben. Auch die Beschreibung von Bakura im
Mondenschein und Atemus Begeehren war toll in Worte gefasst.

CuCu Jyorie

Von: abgemeldet
2005-07-16T20:07:21+00:00 16.07.2005 22:07
das war ein tolles und auch spannendes kap.
jetzt hat der fiese schon zwei in seiner gewalt.
jetzt freu ich mich schon wenn es wieder weiter geht und warte voller vorfreude auf das nächste kap.


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