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Die Leiden des jungen Wheeler

von

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Freunde küsst man nicht!

Vorwort: Na ihr Lieben? Ja, ja, ja, es hat mal wieder gedauert *flausch*.

*auf die Knie fall*

Seid mir nicht böse!

Viel Spaß beim Lesen!
 

Freunde küsst man nicht!
 


 

Irritiert schaute ich den langen Flur hinunter. Links oder rechts?

Von wo war ich nur gekommen und hinter welcher der vielen Türen verbarg sich der junge Firmenleiter?

Eigentlich eine Unverschämtheit, mich ganz allein in diesem Labyrinth, das er Haus nannte, zurückzulassen.

Wahllos klopfte ich an das erste Zimmer. Niemand meldete sich.

Ob ich... ?

Nein, besser nicht, hielt ich doch noch das Ergebnis meiner letzten übertriebenen Neugierde in der Hand.

Auch hinter Türchen Nummer Zwei versteckte sich kein arroganter, charismatischer, jetzt um ein Parfum ärmerer Klassenkamerad. Tapfer pochte ich mich den ganzen Gang hinunter, mit mäßigem Erfolg.

Ein überraschtes Dienstmädchen wies mir schließlich den Weg ins Wohnzimmer, wo ich tatsächlich fand, was ich die ganze Zeit gesucht hatte.

Kaiba saß, den Rücken zu mir, auf einer hellen Couch, der man ansah, dass sie wohl das Monatsgehalt eines einfachen Arbeiters verschlingen mochte.

Großkotz! Es gehörte sich nicht, so mit seinem Geld herumzuprotzen, selbst wenn man es besaß, wie andere Leute Heu.

Vernehmlich räusperte ich mich.

Er zögerte gerade so lange, dass es unhöflich wurde, bis er sich zu mir umdrehte, seine kostbare Aufmerksamkeit von dem Laptop auf seinem Schoß weg, zu mir wandte.

Ich spürte schon wieder die Wut in mir emporsteigen, da fiel mir der Grund meines Kommens ein. Eigentlich hatte ich ja nach dem Waschen auf und davon stürzen wollen, auf Nimmerwiedersehen Kaiba, aber das ging jetzt natürlich nicht mehr.

Das hatte ich mir selber vermasselt, doch da ich ein Kind von Anstand war, stand ich wenigstens zu meinen Fehlern.

"Ich dachte, du wolltest gehen?" stichelte er, die Stimme troff vor Spott.

"Keine Sorge, ich hatte auch nicht vor, dich weiterhin mit meiner Anwesenheit zu beehren, aber..."

Da ich nicht wusste, wie ich es erklären sollte, hob ich einfach die Hand, in der ich noch immer die kleine Glasflasche umklammert hielt.

Er brauchte einen Augenblick, um sie als sein Eigentum zu identifizieren, dann breitete sich ein harter Zug auf seinem Mund aus.

"Es tut mir leid", beeilte ich mich, "ich wollte das wirklich nicht, aber es ist mir einfach so runtergefallen und..."

"Einfach so fällt nichts runter", fuhr er mir scharf ins Wort.

Oha, da war jemand sauer; sein gutes Recht, wäre ich an seiner Stelle auch gewesen.

Betreten starrte ich ihn an, wortlos, denn was hätte ich zu meiner Verteidigung schon hervorbringen können?

Natürlich war es meine Schuld. Erstens ging es mich ja gar nichts an, was in seinem Bad herumstand und zweitens sollte ich, wenn ich schon in fremder Leute Sachen herumwühlte, gefälligst auch aufpassen, dass ich nichts kaputt machte.

"Ich ersetzte es dir!"

Eine Augenbraue schoss spöttisch in die Höhe, sein Ton war trocken und bitter amüsiert.

"Ach ja? Wovon denn?"

"Na ja, ich könnte... ich würde... vielleicht", meine Stimme wurde immer leiser, ein dicker Klos hatte sich in meinem Hals gebildet. "Keine Ahnung", brachte ich endlich krächzend hervor.

Seufzend, oder war es ein Zischen, erhob er sich. Gerade noch konnte ich mich beherrschen, nicht zurückzuweichen, als Kaiba näher kam. Irgendwie war das zwischen uns alles noch sehr unausgegoren, so dass ich mir nie sicher sein konnte, wie er als nächstes reagierte.

Im ersten Moment fand ich ihn unausstehlich, dann vermisste ich ihn wie die Hölle und nun wäre ich schon wieder am liebsten weggerannt. Doch ich riss mich zusammen.

Er würde mir schon nicht den Kopf abreißen... oder?

Oder?!

Vielleicht wollte er sich rächen, pauschal für alles, inklusive der Ohrfeige, die er zwar nach wie vor verdient hatte... aber... mir war gar nicht wohl in meiner Haut!

Abwehrend streckte ich die Hand mit dem kleinen Flakon aus. Vielleicht konnte ich ihn fernhalten.

...

Konnte ich nicht. Da stand er schon wieder direkt vor mir, so nah, dass ich seine Wärme durch meine Kleider sickern spürte.

Unsicher schaute ich in das Eis, welches er Augen nannte. Mir wäre, als sei es schon einmal getaut, aber jetzt wirkte es wieder so kalt und abweisend, wie eh und je, nur auf eine Art bedrohlicher, weil ich ihm sonst nicht so nah war, wenn er mich auf diese Art und Weise anfunkelte.

Lange Finger schlossen sich um meine Hand, sperrten die zierliche Glasflache darin ein.

Unwillkürlich zuckte ich zurück.

Und plötzlich schmolzen seine Augen... also, nein natürlich nicht in dem Sinne, dass er mit leeren Höhlen dastand sondern... sein Blick wurde weicher, sanfter.

"Hast du etwa Angst vor mir, Joey?" ehrliches Bedauern schwang in seiner Stimme mit.

"Quatsch!" erwiderte ich heftig. "Das hättest du wohl gern. Ich und Angst, vor DIR! Dass ich nicht lache, total bescheuert ist das! So furchteinflößend bist du wirklich nicht. Angst- pah! Ich habe vor gar nichts Angst!"

Mein Klassenkamerad schmunzelte belustigt.

"Ach, eben sah es aus, als hättest du die Hosen gehörig voll, wo es darum ging, mir zu beichten, dass du -mal wieder- nichts als Chaos verbreiten kannst."

"Du leidest unter Wahnvorstellungen!"

Gut, möglicher Weise hatte ich ein ganz klein wenig Schiss gehabt, ihm zu sagen, dass sein Parfüm nun das Wasser der Kanalisation beduftete.

Ich schüttelte energisch den Kopf.

Nein! Nicht einmal das war der Fall gewesen.

Höchstens war da eine kleine Unruhe in meiner Magengegend, mehr aber auch nicht!

"Dann ist ja gut." Seine Hand hielt die meine weiterhin fest umschlossen, warm, schützend. "Ich will nicht, dass du dich vor mir fürchtest, denn dazu hast du keinen Grund, gerade du nicht."

Er klang beinahe ein bisschen traurig. Ich konnte seine weichen Finger an meiner Wange spüren, wie sie Muster zeichneten, die scheinbar nur er sehen konnte.

Spielerisch wanderten sie über meine Haut, hinunter zum Kinn, das sie behutsam umfingen. Sein Daumen verbrannte meine Lippen, strich kosend darüber, als Seto sich ein Stück zu mir beugte.

...

Also der konnte sich auch nicht entscheiden.

Erst jagte er mir mit dieser Mördermiene einen Heidenschrecken ein und dann wurde er wieder so sanft und... ja, ähm, irgendwie erotisch.

Mal Hüh, mal Hott... ja, hot, im heißesten...äh, wahrsten Sinne des Wortes!

Kurz bevor er meinen Mund wieder zweckentfremden konnte, machte ich einen Schritt zurück, drehte den Kopf weg.

"Ich muss jetzt wirklich gehen, die Hausaufgaben und die Wohnung sollte geputzt werden und mein Meerschweinchen muss ich füttern."

"Du hast doch gar kein Meerschweinchen."

"Nicht?"

Am liebsten hätte ich mir selber die Hand vor den Kopf geschlagen. Natürlich hatte ich kein Meerschwein!

Besser, ich ging nicht weiter darauf ein.

"Warum hast du es nur immer wieder so eilig, vor mir zu fliehen? Dabei möchte ich dich um mich haben", sein feines Lächeln wurde breiter, verkam zu einem absolut dreckigen Grinsen, "möchte dich unter mir haben, bebend und stöhnend und..."

"Es reicht!" Wütend schlug ich seine Hand beiseite, stapfte hinaus in den Flur.

Gemächlich tigerte Kaiba mir hinterher, lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand, während ich mir meine Schuhe zuband, und kam sich wieder so unglaublich toll vor, dass mir schlecht wurde.

"Zu dir kann man auch nicht ehrlich sein", stichelte er.

Ich verdrehte nur die Augen. Jetzt machte es nicht mehr viel Sinn mit dem jungen Firmenleiter zu reden, der hatte Überwasser und so schnell würde er sich nicht mehr von seinem Seepferdchen hinunterwerfen lassen.

"Doch, aber du bist nicht ehrlich, du bist pervers."

"Das ist die Wahrheit immer, denk mal drüber nach", das war das Letzte, was er mir mit auf den Weg gab, bevor die Tür krachend hinter mir ins Schloss donnerte.

Rauchender Weise marschierte ich im Stechschritt den breiten Kiesweg hinunter.

Es war doch von Anfang an klar gewesen!

Zwischen uns konnte es gar nicht gut gehen, Streit und Ärger waren vorprogrammiert, wieso versuchte ich es also immer noch?

Ich würde scheitern, scheitern, scheitern, denn etwas anderes konnte man bei dem Sturkopf ja gar nicht.
 

*~*~*~*~*

Ein langweiliger Schultag zieht an unseren Lieblingsschnuffies vorbei. Gerade klingelt es zum erlösenden Stundenende, als...

*~*~*~*~*
 

"... wischen Sie bitte die Tafel?"

Erleichtert ließ ich mich in meinen Stuhl zurückfallen. Sonst war immer ich der Gelackmeierte, doch diesmal war es nicht mein Name gewesen, der todesurteilsgleich in die prickelnde Luft, der letzten paar Sekunden geschleudert worden war.

Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch, als ich sah, wie Yugi aufstand, ergeben nach vorn trottete.

Der Lehrer schenkte ihm einen ungehaltenen Blick. Das war man sonst gar nicht gewohnt.

Unser lieber, kleiner Yugi, beschützens- und liebenswert, intelligent und höflich wurde angestarrt wie ein ekliges Insekt.

Um mich herum sprang alles hektisch auf, wollte dem Raum entfliehen, bevor dem Tyrannen dort noch ein paar nette Aufgaben einfielen, die uns den Nachmittag verdarben.

Normalerweise hätte ich es ihnen ja gleich getan, doch heute blieb ich freiwillig sitzen, ignorierte selbst Kaibas süffisantes Grinsen, als er, ganz aus Versehen natürlich, auf dem Weg zur Tür meinen Ranzen mit der Schuhspitze umstieß, kümmerte mich nicht um die Bücher und Hefte, die herausrutschten.

Meine ganze Aufmerksamkeit galt meinem kleinen Freund, der den dreckigen Tafelschwamm zur Hand genommen hatte und begann, das grüne Brett mit mechanischen Bewegungen zu säubern.

Was war nur mit dem Jungen los?

Er stand so neben sich. Ob das alles dieser Josephine wegen war?

Verwirrte seine Liebe ihn so sehr? Ein Lächeln grub sich in meine Mundwinkel.

Wäre ja niedlich, er musste mir seine Flamme unbedingt mal vorstellen!

"So kann das mit Ihnen nicht weitergehen", hörte ich unseren Lehrer düster in Yugis Richtung unken, er schloss die braune Aktentasche.

"Reißen Sie sich ein bisschen mehr zusammen, immerhin geht es um Ihr Studium. Ich würde es begrüßen, in der nächsten Stunde wieder eine Antwort zu bekommen, wenn ich Sie dreimal frage."

Er schien noch mehr sagen zu wollen, doch sein Blick traf mich und er verstummte. Offenbar war das hier nicht für dritte Ohren bestimmt.

Scheinheilig grinste ich ihn an.

Wegen mir brauchte der gute Mann sich doch keine Umstände machen, sollte er doch sagen, was ihm auf dem Herzen lag. Ich konnte schweigen. Wie ein Grab konnte ich das.

Ich wollte nur nicht.

Yugi nickte knapp, gedankenverloren, als hätte er ihm gar nicht richtig zugehört.

Der Erwachsene schnaubte ungehalten, dann schob er geräuschvoll seinen Stuhl zurück, die Beine schrammten laut über den Boden.

"Einen schönen Tag noch", er ging an mir vorbei, blitzte mich böse an.

Moment mal, machte der etwa mich dafür verantwortlich, dass sein kleiner Pfiffikus plötzlich so wortkarg und still war?

Am Ende glaubte er noch, ich stiftete Yugi dazu an, verstockt und ignorant zu sein. Das ging nicht, schlussendlich gefährdete sein seltsames Gebaren noch meinen Durchschnitt, der sicher nicht berauschend war, für den ich aber hart und ehrlich gearbeitet hatte, für den ich Kaiba in Kauf nahm, um ihn nicht durch Musik zu ruinieren.

Wenn ich nur daran dachte ... all die Zeit, all die langen Nächte, die ich mir um die Ohren geschlagen hatte, für die Katz, weil unser Erdkundelehrer meinte, ich übte einen schlechten Einfluss auf die anderen Schüler aus.

So nicht!

Außerdem interessierte es mich sowieso, warum mein Freund mit einem Mal so fremd und nachlässig geworden war.

Als die Tür geräuschvoll ins Schloss gezogen wurde, stand ich auf, trat an den Kleineren heran.

"Hey... wie geht's?" versuchte ich ein bisschen harmlos Smalltalk zu betreiben, musste ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.

Yugi schaute mich nicht an, stierte auf die Tafel und tat, als gäbe es plötzlich nichts Wichtigeres, als perfekt symmetrische Linien mit dem Schwamm zu erzeugen.

"Hm", machte er kurz.

" ,Hm ja, danke ich kann nicht klagen' oder ,hm, lass mich bloß in Ruhe, du alter Sack'?"

Scheinbar gegen seinen Willen kroch ein Lächeln über die kindlich anmutenden Züge.

"Hm hm."

Ich verdrehte die Augen.

"Alter, hast du deine Zunge verschluckt oder warum redest du kein anständiges Wort mehr?"

"Wort", ein Glucksen stieg in seiner Kehle auf.

Dieses kleine Kerlchen fand das wohl lustig!?

"Yugi!" Ich griff nach seiner Hand, entwand ihm den Schwamm, damit er nicht mehr weiter tun konnte, als sei er in seine Arbeit vertieft. Nachlässig schmiss ich das keimige Ding auf den Lehrertisch.

"Was ist eigentlich mit dir los? Du machst keine Hausaufgaben, bist so still, dass man dich kaum noch bemerkt. Tristan hat mir neulich vorgeschlagen, bei dir einen Krankenbesuch zu machen, dabei warst du den ganzen Tag da. Verstehst du, was ich meine? Du bist zu klein, um auch noch so ruhig zu sein."

Yugi ließ meine knappe Rede über sich hinwegziehen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Überhaupt haftete sein Blick wie versteinert auf meiner Hand.

Irritiert schaute ich ebenfalls auf meine Finger, doch außer einem bisschen weißen Kreidestaubs, konnte ich nichts Außergewöhnliches daran finden.

"Hörst du mir zu?"

Nichts.

"He~ee!" Ich wedelte vor seinen Augen herum, beugte mich ein wenig zu ihm hinab und legte eine Hand auf seine Stirn.

Vielleicht war er ja doch krank, vielleicht hatte er hohes Fieber, irgendeine Tropenkrankheit von... tja, wovon?

Ah, er aß ja so gern Annanas, da zog man sich bestimmt die übelsten Sachen zu. Immerhin wurden die Dinger ja weit exportiert.

Mein Verdacht wurde noch von seinen glühenden Wangen unterstützt, er machte jeder Tomate Konkurrenz, problemlos wohlgemerkt.

Er wich einen Schritt zurück, stieß polternd gegen die Tafel. Seine Augen huschten überall hin, nur nicht zu mir.

"Ich... danke Joey, ich fühle mich bl-blendend."

"So siehst du aber nicht aus, blendend, eher, als bräuchtest du ganz dringend ein Bett."

Er wurde noch zwei Nuancen röter, stammelte "B-bett" vor sich hin und starrte mich wie ein Alien an.

Langsam machte ich mir wirklich Sorgen um ihn. Vielleicht war Liebe ja doch eine Krankheit.

"Joey... ich... ich hab eine Bitte an dich."

Ich wurde hellhörig.

Mit "Bitten" hatte ich mich in letzter Zeit genug reingeritten, da war ich vorsichtig.

Wie hieß es doch, ein verbranntes Kind ließ nichts mehr anbrennen und das hatte ich mich ja wirklich, verbrannt. Die Finger verbrannt an Kaiba, weil der heißer war, als die Polizei erlaubte.

"Was denn?" fragte ich misstrauisch.

"Na ja, du weißt ja, dass ich mich in Jo ... in Josi verliebt habe und ich", er druckste herum, als wäre es ihm schrecklich peinlich. War ja direkt niedlich, das Mädchen konnte sich glücklich schätzen, Yugi war schon ein liebes Kerlchen, 'n bisschen sehr anständig und gutherzig vielleicht.

"Würdest du mich küssen?" platzte er heraus.

Ich riss die Augen auf, hastete einen Schritt zurück.

"Wie?!"

"Na ja", er kam mir nach, "ich hab doch noch nie jemanden geküsst und ich wollte mich vor ihr nicht blamieren."

Eine ungeahnte Entschlossenheit lag in den dunklen Augen.

"A-aber wieso gerade ich? Ich meine... vielleicht ist es dir entgangen, aber ich bin ein Junge. Warum fragst du nicht Thea?"

Er verzog das Gesicht.

"Thea ist ein MÄDCHEN", als wäre allein diese Tatsache Erklärung genug.

"Aber Josi doch auch."

Er runzelte kurz verwundert die Stirn, seine Augen taxierten mich, bevor er den Kopf schüttelte.

"Ja, ja schon. Gerade deshalb geht es doch nicht. Das wäre dann, als würde ich sie betrügen. Aber wenn ich einen Jungen küsse, dann ist das etwas anderes. Außerdem", sein Blick wurde anklagend, "dachte ich, du wärst mein Kumpel und ich könnte immer zu dir kommen, wenn ich ein Problem habe."

Das war gemein. Mir mit der Freundschaftsmasche zu kommen, war nicht sehr fair. Da konnte ich schlecht nein sagen.

Stockend fuhr er fort: "Oder... bin ich so eklig?"

Heftig wehrte ich ab. "Nein, nein das ist es nicht aber..."

Aber was?

Weil ich mir nicht vorstellen konnte, jemand anderen zu küssen, außer IHN? Sofort schoben sich zwei blaue Augen in mein Bewusstsein. Nein, nein, nein, wo kam das denn her?

Das lag auch gar nicht an Kaiba, ich wollte einfach nur nicht meinen besten Freund küssen. Es kam mir falsch vor, Freunde küsste man nicht!

Das zerstörte doch alles.

Allerdings sah er mich mit so großen, ängstlichen Augen an... wie könnte ich ihn da vor den Kopf stoßen? Ich wollte ihn doch nicht verletzten und wahrscheinlich machte er sich wirklich Gedanken um seine Flamme.

Er wollte sie wohl beeindrucken.

Eine merkwürdige Idee, der Kleine und jemanden beeindrucken, aber gut, am Ende war Yugi eben auch nur ein Mann... ein zierlicher Mann, eigentlich eher noch ein Junge, trotzdem hatte auch er seinen männlichen Stolz.

Und eben jener gestattete es ihm wohl nicht, sich vor Josephine zu blamieren.

"Also schön, komm her."

Bildete ich mir das ein, oder strahlte er mit einem Mal übers ganze Gesicht? Wie ein Honigkuchenpferd.

Zwei magere Arme schlossen sich um meine Taille, er drängte sich an mich, zielstrebig strichen vorwitzige Fingerchen über meinen Rücken, schlüpften unter das Shirt.

Ich runzelte die Brauen.

Also SO unerfahren wirkte er gar nicht, wie er vorgab, aber vielleicht wollte er sich auch nur selbst beweisen, dass er dominant sein konnte. Hätte nicht gerade ich darunter leiden müssen, ich hätte mich halb schief gelacht. Allein sein Name und das Wörtchen dominant in einem Gedanken waren eine Lachträne wert!

Mein Kopf senkte sich ein Stück, ich zögerte kurz, bevor ich meine Lippen auf die seinen legte. Es war seltsam, einen Jungen zu küssen... ja, gut, Kaiba war eine Ausnahme...

Ich hatte dabei kein gutes Gefühl. Es war Yugi, YUGI, mein Kumpel, mit dem ich gescherzt und gestritten hatte, gegen den ich bei jeder Duelmonsterspartie verlor und der Einzige, bei dem eine Niederlage halbwegs erträglich war.

Und nun waren wir uns auf eine Art und Weise nah, die nicht richtig war.

Sein Griff wurde fester, er drückte unsere Körper enger aneinander, krallte sich richtiggehend an mich. Mit einem Mal war da etwas Feuchtes, Heißes an meinen Lippen, das Eintritt verlangte.

Überrumpelt presste ich den Mund zu. So weit ja nun doch nicht. Wenn er sein Mädchen so küssen wollte... bitte, aber nicht mich, seinen Freund.

Und da war noch etwas in mir, ganz tief und sehr leise, doch es fühlte sich verdammt so an, als wollte ich einen jungen Firmenleiter mit strahlenden Augen nicht betrügen.

Dabei wollte ich Kaiba eigentlich nicht, also, doch ich wollte ihn schon ich... wusste selber nicht mehr, was ich wollte. Nur betrügen mochte ich ihn nicht und jemand anderen küssen auch nicht.

Das hieß natürlich keinesfalls, dass es okay war, wenn er mich immer wieder so überrumpelte!

Yugi war allerdings kein Stück besser.

Soviel Elan traute man ihm sonst nicht zu, schon gar nicht in solchen Sachen und ich kam mir reichlich verarscht vor. Der brauchte niemanden, der ihm das Küssen beibrachte, er sollte lieber mal an seiner Selbstbeherrschung arbeiten.

Ich war so vertieft in meine Gedanken und die Frage, ob ich ihn gleich entschieden von mir stoßen sollte, oder seine Gefühle doch besser nicht verletzte, dass ich nicht hörte, wie die Tür klappte, lange Schritte auf uns zukamen.

Ich bemerkte erst, dass wir nicht mehr allein waren, als eine Hand sich unsanft auf meine Schulter legte, kräftige Finger bohrten sich durch den dünnen Stoff und in mein Fleisch.

Grob wurde ich herumgerissen, aus Yugis Armen. Ich prallte gegen jemanden, ein Arm schloss sich besitzergreifend um meinen Bauch, drückte so fest zu, dass mir die Luft wegblieb.

Ich brauchte gar nicht mehr nach oben schauen, um zu wissen, wer uns da so rüde unterbrochen hatte.

Die Stimme tat ihr Übriges, sonst kalt und immer ein bisschen spöttisch, klang er jetzt einfach nur noch wütend, hitzig.

"Finger weg von meinem Eigentum!" blaffte er Yugi an.

Und wieder versetzte der Kurze mich in Erstaunen. Sonst die Ruhe und Höflichkeit in Person, funkelte er jetzt herausfordernd zu dem Jungmillionär hoch.

"Ich denke, das kann Joseph selbst entscheiden, wessen Eigentum er sein möchte", sein Ton war eisig, schneidend.

Kaiba fauchte, wie eine gereizte Katze.

"Nein."

Nein?

NEIN?!

Bei dem waren wohl einige Schrauben locker! Ich war doch nicht sein Spielzeug, ich gehörte niemandem, weder Yugi noch Kaiba. Was bildeten sich diese beiden Streithähne ein?

Sie konnten mich doch nicht hin und her schieben, ich war doch kein Ding, über dessen Besitz man sich die Köpfe einschlug!

Unwillig zappelte ich in dem harten Griff um meine Taille, erfolglos.

"Loslassen!" verlangte ich harsch.

Kaiba schien meine Worte gar nicht zu registrieren, er war viel zu sehr damit beschäftigt, Yugi in Grund und Boden zu starren.

Noch einmal verlangte ich, freigelassen zu werden, als Antwort packte er nur stärker zu.

So, das Fass war übergelaufen!

Arroganz konnte ja sexy sein, in einem gewissen Maße, Dominanz hatte etwas Verlässliches, in gesunder Dosierung, doch was Kaiba tat, das war schlichtweg ignorant und egoistisch.

So konnte er mich nicht behandeln!

Rücksichtslos schlug ich meine Krallen in seinen Arm, kniff so fest zu, dass er schmerzvoll keuchte und sich zurückzog, als hätte er sich verbrüht.

"Ihr tickt doch beide nicht mehr ganz richtig!" ich brüllte meine Klassenkameraden an, machte sie zur Schnecke.

"Ihr tut beide so erwachsen, doch in Wirklichkeit benehmt ihr euch wie kleine, unreife Kinder, besonders du, Kaiba!

Ich bin doch kein Gegenstand, den ihr für euch beanspruchen könnt! Neuigkeiten: Ich bin ein Mensch! Ich habe auch Gefühle und ich spreche aus Erfahrung, dass es sich verdammt scheiße anfühlt, einfach übergangen zu werden. Legt euch ein Haustier zu, aber verschont mich!"

"Joey..." wollte Yugi mit dazwischenfahren, doch ich schnitt ihm mit einer unwirschen Geste das Wort ab.

"Lass mich bloß in Frieden, lasst mich beide in Ruhe!"

Ich stieß Seto aus dem Weg, stampfte an ihm vorbei.

"Ich will euch nicht wiedersehen!"

RUMS, schmetterte ich die Klassentür hinter mir zu, dass es durch die Gänge hallte.
 

Nachwort: So, es hat gedauert, aber nun ist endlich ein neues Kapitel da, meine erste Schnappszahl, ich gebe einen aus *lacht*.

Vielen lieben Dank für eure phantastische Unterstützung, das bedeutet mir so viel!

Ihr seid echt klasse *alle umflausch*!

So, jetzt können Yugi und Seto sich die Köpfe um Jo einschlagen. *smile*

Ob er am Ende einen nehmen wird?

Jo: Na sicher!

Azra: Argh, du kannst doch nicht die ganze Spannung verderben! *Jo aus dem virtuellen Raum schmeißt*



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Kommentare zu diesem Kapitel (37)
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Von:  lilac
2013-10-08T16:34:53+00:00 08.10.2013 18:34
Joey ist so dumm ...Yugi verhält sich ja nun mehr als offensichtlich. Da kann man echt nur den Kopf schütteln.
Von: abgemeldet
2007-09-20T15:16:53+00:00 20.09.2007 17:16
hehe, klasse. schön lang~
außerdem ist es schön das du yugi miteinbeziehst^^
einfach genial, dein humor, ich krieg immer lachanfälle XXD
Von: abgemeldet
2007-01-02T00:13:48+00:00 02.01.2007 01:13
Jeah! Zeig’s ihnen! Ich fand’s toll wie Joey die beiden angeschrieen hat! Wer sich wohl zu erst entschuldigt? Ob sich überhaupt einer von den beiden entschuldigt? Und ob es Joey noch jemals auf die Reihe bekommt dieses blöde Stück auswendig zu lernen? Ich mein es gibt schließlich Situationen in denen man sich einfach nicht konzentrieren kann^^
Wenn seto hinter einem (explizit Joey) steht zum Beispiel^^
LG
Von:  bebi
2006-12-10T23:24:30+00:00 11.12.2006 00:24
Wie genial! Ich hätte ja erwartet, dass Kaiba das sieht und dann schmollt und wieder alles furchtbar is. Sone geile Aktion hätt ich ihm gar nicht zugetraut. Yugi is ja auch ne Linke Socke. XD
Alles in allem: Ich liebe diese ff...*weiterhüpft*
Von: abgemeldet
2005-09-21T13:08:09+00:00 21.09.2005 15:08
Oh man(n)!!!
Is das süüüüß!!!
Aaarmer Joeyyy!!!
Richtig sweet von Yugi-chan^^
Und Kaiba-kun, oh nein wie geil ^.~
Mach weiter so Süße ^^
Von: abgemeldet
2005-05-26T21:56:35+00:00 26.05.2005 23:56
du schreibst sehr gut und was ich gelesen habe gefällt mir.
werden joey und seto noch zusammen kommen oder wird er merken das yugi in auch gern hat.
was wird aus yugi?
wird es auch jemand finden der in mag?
mach so weiter.
kannst du mir bescheid geben wenn es weiter geht. danke
Von:  Firesplash
2005-05-16T16:49:46+00:00 16.05.2005 18:49
.. ich habe jetzt alle Kapis durchgelese und ich kann nur eins sagen: WOW!!!! XDDD

Deien FF ist wirklich sehr schön geschrieben und man kann sich gut in Jounochis Gedankengänge evrsetzen.. jaja.. Jou wie er leibt und lebt *kicher*
Diese Kapis haben mich geradezu gefesselt, dass cih die FF an einem Stück durchgelesen habe *.*
Es ist einfach nur irgendwie niedlich, wie Jounochi sich mit der Zeit immer mehr in Seto Kaiba verliebt und es so lange dauert, bis er es sich wenigstens ein bisschen eingesteht *.*
Und Seto nimmt sich natürlich das, was was er will, so wie er es gewohnt ist XDDD Wer kann's ihm schon verübeln *hrhr* Außerdem fallen ihm gefühlsregungen ja nie eicht und daher ist es doch immer wieder süß, wenn er Jounochis etwas sanfter und freundlicher ansieht und auch als er ihm gestanden hatte, dass er ihn liebt und nach Jounochis Reaktion darauf nur sauer war XDDD Herrlich!!
Du hast wirklich wunderbare Ideen, es macht einfach nur Spaß deine Kapis zu lesen ^.~
Yuugi tut mir natürlich etwas Leid, da er sich in Jou verliebt hat und dieser ja aber mehr zu Seto neigt.. aber Herrchen und Hündchen passen einfach besser zusammen *kugel*
Ich hoffe jedenfalls, dass es bald weitergeht und bin schon gespannt, was als nächstes geschieht und was Jounochi als nächstes Problem anzieht XD

Baibai!!
Firesplash
Von: abgemeldet
2005-05-09T23:20:58+00:00 10.05.2005 01:20
*baff* du kannst doch nicht SO aufhören? *in tränen ausbrech+ weiter schreiben >.< genail! unglaublich! aaaaah ist das geil >.<
Von: abgemeldet
2005-05-02T20:27:30+00:00 02.05.2005 22:27
oh mann du bist
sooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo​ooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo
gemein
wie kannst du jetzt aufhören
erhe es dauert zu lange
deine ff ist eine wahre droge
schreib mir ne ens wenns weitergeht
Von: abgemeldet
2005-04-25T19:37:02+00:00 25.04.2005 21:37
sooo,ich hab jetz die komplette fanfic gelesen und ich muss sagen O_______O das ist bisher die beste jou/seto ff,die ich je gelesen habe!!! du stellst joey total realistisch da,nahezu perfekt! und auch wenn kaiba ooc ist,ich finde,alles was er sagt und macht wirkt so wie du es schreibst,total realistisch^^ ich hoffe es geht bald weiter! ich bin total neugierig ;P

liebe grüße,deine geta


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