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Die Kindheit eines Wolfs

Hogwarts 1971 - 1978
von

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1.VIII.Kerkerstrafe

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1.Akt: Kapitel VIII: Kerkerstrafe

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Hagrid und Remus erreichten den Fuß der Wendeltreppe. Der Hüter der Schlüssel und Ländereien Hogwarts führte seinen Schützling durch die Korridore in Richtung des Treppenhauses. Remus lief schweigend neben ihm her, war er im Moment zu erschöpft um noch großartig viele Worte zu machen. Der Rückweg zu den Treppen erschien ihm wesentlich länger, als der Hinweg, was wahrscheinlich an seiner Müdigkeit lag. Wie spät war es wohl? Hagrid hatte vor geraumer Zeit auf Mitternacht geschätzt. Ob das gestimmt hatte? Was hätte Remus doch nur dafür gegeben in der im Schloss herrschenden Dunkelheit seine Uhr entziffern zu können, aber dies erwies sich als äußerst schwierig, war es ihm kaum möglich Hagrid von der Umgebung zu unterscheiden, wenn kein Fenster in der Nähe war, durch das ein wenig Mondlicht hereinströmte. Es war so still, dass der Brünette schon fast beim Laufen eingeschlafen wäre, hätte ihn nicht plötzlich eine scharfe Stimme aus der Trance gerissen.

"Wen haben wir denn da?"

Remus zuckte zusammen, als er diese Stimme vernahm. Hatte er sie heute nicht schon einmal gehört? Ein weiteres Mal fuhr er zusammen, als vor ihm ein Licht aufleuchtete und Professor Novis mit erhobenem Zauberstab auf sie zukam. Beide blieben abrupt stehen.

"Guten Abend, Professor", begrüßte ihn Hagrid, klang jedoch ein wenig nervös.

Novis ging nicht auf die Begrüßung ein. Stattdessen fixierte er Remus mit seinem Blick.

"Was macht ein junger Gryffindor - noch dazu ein Erstklässler - zu so später Stunde in einem Korridor, der sich noch nicht einmal in seinem Stockwerk befindet?"

Er klang spottend und tadelnd, gleichzeitig aber auch siegessicher. Der Schüler schrumpfte unter dem unnahbarem, verachtenden Blick regelrecht zusammen. Er brach in kalten Angstschweiß aus. Hatte er es nicht geahnt? Hatte er nicht gewusst, dass seine nächtliche Reise durch Hogwarts nicht unentdeckt blieb? In diesem Moment hätte der Brünette sich nur allzu gern selbst geohrfeigt. Das einzige, was er sich wünschte war, dass er nun in seinem Bett lag und das das alles gar nicht geschehen war. Der Professor sah müde und verstimmt aus. Sicherlich waren dies keine Pluspunkte dafür, dass er den jungen Gryffindor noch einmal glimpflich davonkommen ließ. Als Remus nichts erwiderte, wanderte Novis' Blick zu Hagrid.

"Und du Hagrid? Was hast du damit zu tun?"

"Nun, ich kann das erklären."

Novis runzelte die Stirn.

"Ich höre."

"Nun ja, ähm - die Knarle für die Prüfungen haben sich selbstständig gemacht und Remus war so freundlich mir beim Suchen zu helfen."

"Und ich soll glauben, dass sich die Knarle bis hierher verirrt haben?", fragte der Professor misstrauisch. "Na wo haben Sie denn die Tierchen?"

"Bis auf einen Knarl", warf Remus plötzlich ein, da Hagrid nicht mehr Herr der Lage zu sein schien, "haben wir alle gefunden, Professor Novis. Hagrid und ich wollten die Stockwerke durchsuchen, weil wir ihn draußen nicht mehr gefunden haben. Bis jetzt haben wir ihn aber noch nicht gefunden. Stimmt doch , oder Hagrid?"

Dieser nickte bestätigend.

"Der Kleine sagt die Wahrheit. Ich bitte Sie nachsichtig zu sein, Professor. Er kann wirklich nichts dafür, dass er um diese Uhrzeit noch nicht in seinem Gemeinschaftsraum ist."

"Tut mir leid. Das geht nicht. Egal was für Absichten dahinter steckten. Ich kann keine Nachsicht walten lassen. Nicht einmal, wenn er nichts dafür kann. Es gibt Regeln und an die haben sich die Schüler nun einmal zu halten. Vor allem die Erstklässler."

Noch immer sah er Remus mit einem Blick an, der einem das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen können. Der Braunschopf schwörte, dass es dazu auch gekommen wäre, hätte er nicht das Butterbier getrunken, das ihn sogar jetzt noch von innen her wärmte. Nach einiger Zeit der Stille brach Novis erneut das Schweigen.

"Ich werde Sie zu ihrem Gemeinschaftsraum geleiten, Mr. Lupin. Und Hagrid."

"Äh, ja?"

"Du gehst am besten ebenfalls zu Bett. Den Knarl kannst du auch noch später suchen. Er wird sich schon wieder anfinden."

"Ähm, ja gut. - Ja, mach ich, Herr Professor."

Novis packte Remus sacht, aber bestimmte an der Schulter und zog ihn mit sich.

"Gute Nacht, Hagrid", verabschiedete er sich und verschwand mit dem Jungen in einem anderen Korridor.

Remus' Magen verkrampfte sich regelrecht. Die Atmosphäre - so fand er - wurde mit jedem Schritt, den sie taten, erdrückender. Der Professor sagte kein Wort und gedachte dem Schüler nicht eines Blickes. Nichts desto trotz ließ er ihn nicht los. Wahrscheinlich - so vermutete Remus - hatte Novis Angst, dass er sich aus dem Staub machte, sobald der er ihn nicht mehr festhielt und somit seinen Streifzug fortsetzte. Er seufzte niedergeschlagen. War der Weg mit Hagrid schon unendlich lang gewesen, übertraf Professor Novis dies gekonnt. Es schien, als wäre die Zeit stehen geblieben und die beiden traten nur auf der Stelle. Sobald sie in einen neuen Gang abbogen, kam es Remus so vor, als ob dieser mit einem mal zu wachsen begann. Zwar schien das Licht des Zauberstabes weit, doch das Ende des Flures war nie zu sehen. Nach endlos langer Zeit erreichten sie das Treppenhaus. Der Professor ließ ab von seinem Zögling und ging voraus.

"Trödel nicht so", fuhr er ihn schroff an. "Ich will dich unterwegs nicht verlieren."

Mit diesen knappen Sätzen war das vermeintliche Gespräch auch schon wieder beendet. Lustlos trottete der Schüler hinter seinem Lehrer her. Mit der Hand glitt er über das Geländer. Der Stein war kalt und glatt. Wieder stieß er einen Laut der Unlust aus. Er beugte sich über das Geländer und warf einen Blick nach unten. Schwarz. Tiefes Schwarz. Das war alles, was er sah. Auch als er nach oben sah, entdeckte er nichts anderes. Für einen kurzen Moment fragte er sich sogar, ob er die Treppe nach oben oder nach unten ging, sah doch alles so gleich aus. Er erschrak heftig, als er unsanft an der Schulter gepackt und herumgerissen wurde. Professor Novis funkelte ihn wütend an.

"Du sollst dich beeilen, hab ich gesagt."

"E-entschuldigen Sie vielmals, Herr Professor. Kommt nicht wieder vor."

Novis murmelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart und ging weiter.

"Komm!"

"J-ja!"

Remus' Herz schlug ihm bis zum Hals. Es drohte ihm fast zu zerspringen. Musste der Professor ihn so erschrecken? Nachts war es im Schloss schon unheimlich genug. So etwas konnte er erst recht nicht gebrauchen.

Wenig später erreichten sie den siebten Stock. Von hier aus war es nicht mehr sehr weit bis zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Remus war über diese Tatsache äußerst erfreut, dennoch beschäftigte ihn eine andere um so mehr. Hatte der Professor vorhin nicht etwas wie ,er könne keine Nachsicht walten lassen' gesagt? Hieß das denn nicht, dass er gedachte ihm eine Strafarbeit zu geben oder ihm zumindest Hauspunkte abzuziehen? Wieso hatte er also noch nichts dergleichen gesagt? Remus konnte nicht glauben, dass Novis jemand war, auf den die Beschreibung ,harte Schale, weicher Kern' zutraf. Weder ihre erste noch ihre zweite Begegnung am heutigen Tage hatten bei dem jungen Lupin Glücksgefühle ausgelöst. Ein gewisses Misstrauen ließ sich nicht leugnen - und das, obwohl er Leute nur ungern voreilig beurteilte. Nein, Professor Novis hatte es entweder vergessen oder das dicke Ende kam noch.

"Da wären wir", sagte der Professor plötzlich.

Remus hatte nicht auf den Weg geachtet und wäre aufgrund des abrupten Abbremsens Novis' beinahe in diesen hineingelaufen. Sein Lehrer wandte sich zu ihm um.

"Dürfte ich Sie um das Passwort bitten?", fragte er und klang ein wenig gereizt.

Der Schüler vermutete, dass Novis' Geduldsfaden aufgrund der späten Zeit bereits äußerst gespannt war, denn selbst Monster brauchten ein wenig Schlaf. Ein schwaches Nicken folgte der Aufforderung, welche als Frage getarnt worden war.

"Lunatic."

Das Bild schwang zur Seite und erlaubte den Beiden den Zutritt in das Innere. Als Remus durch das Porträtloch gestiegen war, schwang das Bild wieder zu. Sie betraten den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, der bereits verwaist vorlag. Langsam begann sich der Schüler an dieses Bild zu gewönnen, war er in den wenigen Tagen des Öfteren in den Turm zurückgekehrt und war anscheinend dessen einziger Bewohner gewesen. Diese Szene brannte sich ihm mit jedem Mal stärker ins Gedächtnis. Und was kam meist nach dieser Eintöne? Er überlegte kurz, dann fiel es ihm wieder ein. Ja, meist waren danach Sirius und James bei ihm aufgetaucht und hatten versucht ihn mit Witzen und bissigen Kommentaren aufzubauen, was meist jedoch gescheitert war - zumindest in fünfzig Prozent der Fälle. Er schmunzelte. Was ihn später wohl noch erwartete? Ob die beiden noch wach waren? Ob sie nur abwarteten bis der Professor verschwunden war und sich dann regelrecht auf Remus stürzten und ihn mit Fragen bombardierten? Dieser Gedanke kam ihm jedoch suspekt vor. Im Raum herrschte klirrende Kälte. Das Feuer war somit bereits seit längerem erloschen. Er und Novis waren auch nicht gerade lauthals hereingeplatzt. Gehört haben, das konnten die beiden Schwarzschöpfe sie ebenso wenig. Also schien es nicht gerade sehr wahrscheinlich, dass sie im nächsten Augenblick hier auftauchten. Und schlafen? Remus sah sich im Raum um. Eine Lampe leuchtete noch, hatte man anscheinend vergessen sie zu löschen. Sie warf ein spärliches Licht auf die Große Wanduhr. Zwei Uhr morgens kündigte sie an. Für einen kurzen Moment war der Braunhaarige erstaunt. Wie hatte er das nur geschafft? War er nicht erst kurz vor Neun gewesen, als er den Gemeinschaftsraum verlassen hatte? Wenn er es überschlug und einige Minuten unter den Tisch fallen ließ, dann war er geschlagene fünf Stunden unterwegs gewesen. Das konnte doch nicht stimmen! Wie hatte er das nur geschafft? Sicher, er und Hagrid waren einige Zeit durch das Schloss geirrt und der Rückweg, den er mit Professor Novis gegangen war, war ebenso wenig kurz gewesen - doch fünf Stunden?! Volle, ganze, ungekürzte fünf Stunden?! Das kam ihm wie ein schlechter Scherz vor. Er unterdrückte ein Stöhnen. Nein, das konnte nicht war sein.

"Nein, Sie sehen ganz richtig, Mr. Lupin. Zwei Uhr morgens."

Novis hatte Remus' missmutiges Gesicht gesehen, als dieser zur Uhr geblickt hatte. Seine Stimme tropfte nur so vor Genugtuung. Der junge Gryffindor sah ihn verzeihend und regelrecht um Gnade heischend an, auch wenn er ahnte - nein, wusste, dass es bei diesem Mann vergebens sein würde.

"Herr Professor, ich bitte Sie. Es lag wirklich nicht in meiner Absicht-"

"Schweigen Sie!"

Der Braunhaarige brach abrupt ab. Er wusste, dass es nicht zu seinem Besten war, wenn der seinen Pädagogen reizte, indem er ihm widersprach.

"Ich denke, Sie wissen, dass Sie mit ihrem nächtlichen Streifzug gegen die Schulordnung verstoßen haben."

Ein schwaches Nicken.

"Dieses Vergehen kann ich nicht ohne Konsequenzen lassen, selbst wenn Sie dies aus vermeintlich guten Absichten", er schien Remus und Hagrid die Geschichte der Knarlsuche nicht abgenommen zu haben, "getan haben sollten."

Der Schüler getraute sich noch nicht einmal mehr mit dem Kopf zu nicken. Und wartete einfach schweigend den Richterspruch ab.

"Ich werde dieses Mal von einem Punkteabzug absehen. Sie haben Glück. Da wir uns jedoch noch nicht im Unterricht begegnet sind, halte ich es für gut, wenn Sie sich ein wenig mit dem Fach vertraut machen würden. Finden Sie nicht auch?"

Wieder keine Antwort seitens Remus'. Der Junge hatte den Kopf gesenkt.

,Und wie soll dieses ,vertraut machen' bitte schön aussehen?', schoss es ihm durch den Kopf.

"Bis zum ersten des nächsten Monats werden Sie mir als Gehilfe zur Seite stehen."

"Gehilfe?"

Remus sah auf. Fragende Augen trafen auf ernste.

"Gehilfe", betonte der Professor nachdrücklich. "Sie werden mir vor dem Frühstück bei den Vorbereitungen auf den jeweiligen Unterrichtstag behilflich sein. Nach dem Unterricht werden Sie die Kessel und Utensilien säubern und anschließend werden Sie für mich frische Zutaten besorgen gehen."

Wieder keine Einwände.

"Gut, ich hoffe wir haben uns verstanden."

Ein süffisantes Grinsen machte sich auf Novis' Gesicht breit. Es schien ihn äußerst zu befriedigen Remus eine solche Last aufzubürden. Er wandte sich zum Gehen um.

"Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nachtruhe, Mr. Lupin", wisperte er mit samtschwerer Stimme. "Wir sehen uns Montagmorgen, fünf Uhr vor den Unterrichtsräumen."

Das Porträt schwang einmal nach rechts, einmal nach links und schon stand Remus wieder allein da. Er war wie versteinert, wie hypnotisiert. Er bemerkte es noch nicht einmal, als er die Treppen nach oben in seinen Schlafsaal ging. Sein gesamter Kopf war wie vernebelt. Remus sollte Gehilfe sein? Gehilfe des Zaubertranklehrers? Assistent Novis'? Was hatte er ihm für Aufgaben gegeben? Morgens die Vorbereitungen, nachmittags die Reinigung der Gerätschaften und abends sollte er nach Zutaten - sprich: Kräuter, Echsen, Insekten etc. pp. - suchen? Das war doch eine Vollzeitbeschäftigung! Wie sollte er da noch seine Hausaufgaben machen? Sollte er die mitten in der Nacht machen? Und dann vollkommen verschlafen fünf Uhr morgens vor den Zimmern für Zaubertränke stehen? Wie lang hatte der Professor gesagt sollte das gehen? Bis zum ersten des nächsten Monats? Remus überlegte welches Datum heute war. Heute war der... Ach ja, der vierte, nein fünfte September, war es doch schon nach Mitternacht. Und er sollte bis ersten Oktober... Fast ein gesamter Monat. Remus verfluchte Novis. Wie konnte er Remus gegenüber nur so unfair sein? Es war das erste mal, dass er gegen die Schulordnung verstoßen hatte und er war noch nicht einmal eine Woche hier. Konnte man da nicht Gnade vor Recht ergehen lassen? Er seufzte schwer. Wäre er Professor McGonagall oder irgend einem anderen Lehrer in die Arme gelaufen - so war er felsenfest überzeugt - hätten sie ihm nicht eine solche Strafe auferlegt. Aber Novis - ja, Novis... Nein. Remus zwang sich diesem Gedanken nicht fertig zu denken. Nicht zu so später Stunde. Wie hieß es so schön? Im Dunkeln ist nicht gut munkeln? Eine Nacht drüber schlafen? Oder kommt Zeit kommt Rat? Er zweifelte, dass das wirklich etwas brachte. Am nächsten Morgen sah die Sache auch nicht gerade viel besser aus. Seufzend öffnete er die Tür und betrat den Schlafsaal der Erstklässler.

"Remus!"

Der Brünette zuckte zusammen. Hatte er noch nicht einmal die Tür ganz geöffnet, rief ihm schon jemand seinen Namen entgegen. Er trat ein und ließ seinen Blick durch das Zimmer wandern. Es brannte noch Licht. Sirius und James saßen auf James' Bett und spielten gerade eine Partie Zauberschach. Peter lag schnarchend in seinem Bett und Davy las ein Buch, hatte aber aufgesehen, als Sirius Remus' Namen lauthals durch den Raum geschrieen hatte.

"Ah, ihr seid noch wach?", fragte der Braunschopf und klang dabei ein wenig nervös.

"Wo warst du so lang?", fragte James und machte dabei seinen nächsten Zug, wandte sich jedoch anschließend wieder zu dem Neuankömmling um.

"Ich? Ähm..."

Sirius grinste.

"Du bist ein Nachtschwärmer wie's aussieht."

"Wie bitte?"

Die Wangen des Kleineren verfärbten sich rot.

"Das stimmt doch gar nicht. Ich..."

"Ja?"

Alle Aufmerksamkeit galt ihm. Er resignierte. Nein - auch diese Sticheleien konnte er jetzt nicht verkraften.

"Ja, schön. Ich geb's ja schon zu. Ich war bis grade eben unterwegs."

Er zog seinen Mantel aus, war es im Schlafsaal recht warm. Er ging zu seinem Bett und blieb wie angewurzelt stehen. Auf seiner Schlafstätte türmten sich Berge von Pergament. Er deutete auf diese und wandte sich zu den anderen um.

"Was ist das?"

"Das sind die Hausaufgaben", gab Sirius grinsend zurück.

"Das alles?!"

Die zwei Schwarzschöpfe lachten und nickten dabei. Remus starrte sie noch immer ungläubig an.

"So viel? Aber wie habt ihr das alles-"

"-fertig bekommen?", ergänzte Davy und schlug dabei sein Buch zu.

Remus nickte. Genau das hatte er sagen wollen.

"Wie habt ihr den ganzen Berg geschafft?"

"Wir haben uns reingeteilt und jeder ein-zwei Fächer übernommen. War nicht so viel."

"Ach... Aha."

Remus lächelt.

"Vielen Dank. Ich weiß nicht, wie ich euch danken soll."

"Indem du uns sagst, was du so spät noch draußen gemacht hast", warf Sirius ein und beäugte den jungen Lupin.

"Was ich...gemacht hab?"

Sirius nickte und auch James tat es ihm gleich. Remus antwortete nicht gleich. Er nahm den Stapel Pergamente von seinem Bett und legte sie auf den Tisch, welcher im Raum stand. Langsam trottete er zu seinem Bett zurück und suchte nach seinem Schlafanzug, den er auch recht schnell fand. Er setzte sich auf sein Bett und spielte einige Zeit an seinem Nachtgewand herum.

"Ich hab einen Brief abgeschickt", gab er schließlich zur Antwort.

"Einen Brief?", entfuhr es den beiden wie aus einem Munde.

"Mitten in der Nacht?", hakte James nach. "Und dafür brauchst du stundenlang? Da warst ja schon vor Zehn verschwunden. Da hat Sirius nämlich nach dir gesehen. Beziehungsweise wollte er da nach dir sehen."

"Ich wusste nicht, wo sie die Eulen untergebracht haben", begann Remus weiter zu erklären. "Deswegen hab ich mir gedacht, dass mir Hagrid vielleicht weiterhelfen kann. Weil er doch der Wildhüter ist. Naja, und da hab ich mich bei ihm verquatscht und dann hat er mir den Weg gezeigt und auf dem Rückweg, da bin ich dann Professor Novis in die Arme gelaufen."

Er stieß seinen Atem schwer aus. Sirius und James wechselten kurz ihre Blicke.

"Du bist echt Novis in die Schussbahn geraten?", fragte Sirius.

Remus nickte niedergeschmettert.

"Autsch! Das hat sicher gesessen. Dem Typen will ich ja noch nicht mal am Tag begegnen."

James konnte sich ein fettes Grinsen nicht verkneifen. Ein Seufzer von Seiten des Jüngsten folgte.

"Und was hat er dir als Strafe aufgebrummt?"

Sirius schien heute Abend äußerst wissbegierig zu sein.

"Wisst ihr wo Zaubertrank stattfindet?", erwiderte der Braunschopf mit einer Gegenfrage.

"Soll das heißen, dass du da bei ihm antanzen darfst?"

Remus nickte schwach.

"Ja, leider. Ich darf bis nächsten Monat seine Aushilfskraft spielen."

"Das heißt?"

"Dass ich ihn morgens, nachmittags und abends tatkräftig unterstützen darf. Toll nicht? Eine echte Ehre. Er meinte, dass ich mich so besser und schneller mit dem Fach vertraut mache, da ich ja die erste Stunde verpasst habe."

Remus ließ sich nach hinten fallen und drehte sich auch die Seite. Er rollte sich wie ein Fötus im Mutterleib zusammen und schloss seine Augen.

"So eine hinterhältige Kanalratte!", zischte James. "Wie kann er nur so ungerecht sein? Ist ja genau so schlimm wie im Unterricht. Lass mich raten, er hat sich richtig gönnerhaft gegeben?"

Ein schwaches Nicken.

"Hm, meinte ich solle froh sein, dass er Gryffindor keine Hauspunkte abzieht und das ich Glück hätte."

"Tse, sieht ihm ja mal wieder ähnlich. Ich konnte ihn von Anfang an nicht leiden. Siehst du, Siri. Was hab ich dir gesagt?"

"Es gibt eben auch solche Zauberer", antwortete dieser mit einem resignierenden Seufzen. "Aber mach dir nichts draus, Remus. Der Monat geht schneller vorbei als du denkst."

Er sah zu dem Brünetten. Mehr als ein "Hm..." erhielt er nicht. Sirius stand auf und ging zu Remus' Bett. Er beugte sich über ihn und musterte den Jüngeren. Nach einer gewissen Zeit setzte er sich neben ihn. Die Matratze gab unter seinem Gewicht nach. Remus öffnete die Augen und sah zu dem anderen Gryffindor auf. Sirius lächelte.

"He, wegen diesem Idioten solltest du wirklich kein Trübsal blasen."

"Und wieso nicht?", nuschelte der Braunhaarige in seinen Schlafanzug, den er teilweise unter seinem Kopf, teilweise vor seinem Gesicht liegen hatte.

Der Schwarzhaarige lachte.

"Na weil es sich bei so jemandem einfach nicht lohnt."

Er strich dem Kleineren ein paar verwirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht, wobei sein Gesicht noch immer von einem milden Lächeln geziert wurde. Remus rührte sich nicht. Wagte es aus einem bestimmten Grund nicht sich zu bewegen. Er schloss die Augen. Er empfand das Gefühl, welches er verspürte, als Sirius ihm sanft durch das Haar fuhr, als äußerst angenehm und hoffte, dass dieser nicht so schnell damit aufhören würde. Es beruhigte ihn ungemein.

"Ich schlag vor du schläfst erst einmal 'ne Runde. Morgen sieht die Welt schon viel anders aus. Und wenn dir Novis wirklich fertig machen sollte, dann kannst du ihm immer noch einen Fluch an den Hals hexen."

Er begann verschmitzt zu grinsen und wandte sich zu dem jungen Potter um.

"Oder wir übernehmen das, stimmt's James?"

"Klar!"

Dieser schmunzelte leicht, während er das Schachspiel zusammenräumte und in seinen Pyjama schlüpfte.

"Für das Ekel würde uns sicher was einfallen."

"Lieb von euch", meinte Remus, während er sich aufsetzte und sich durch das - dank Sirius - zerzauste Haar fuhr. "Aber ich denke, dass ich das schon allein schaffe. - Irgendwie zumindest."

"Schon klar. Aber unser Angebot verfällt trotzdem nicht so schnell", meinte Sirius und lächelte.

Er schien quietsch fidel zu sein. Remus erwiderte das Lächeln und stand auf.

"Ich merk's mir. Komm drauf zurück."

Damit verschwand er im angrenzenden Badezimmer. Er schloss die Tür hinter sich und legte seinen Pyjama auf dem Regal ab. Seine alte Kleidung ließ er unachtsam auf dem Boden liegen und stieg in die Dusche. Er drehte das Wasser an. Es war warm - so warm, dass er das Gefühl hatte, dass es ihn versuchte einzuschläfern. Daher beendete er die nächtliche Waschung schon nach wenigen Minuten. Er stand sich abtrocknend vor dem Spiegel und musterte sein Spiegelbild nach Narben. Madame Pomfrey hatte nicht zu viel versprochen. Die Verletzungen waren wirklich alle verheilt. Selbst die älteren, welche seinen Körper schon seit einem längeren Zeitraum geschmückt hatten, waren verschwunden. Er drehte sich vorm Spiegel und wandte seinen Kopf um auch seinen Rücken halbwegs zu begutachten. Bis auf eine große Narbe, die er schon seit Jahren trug, waren alle verheilt und nichts war zu sehen. Er lächelte. Die Krankenschwester bewirkte wahrlich Wunder. Er war ihr zutiefst dankbar. Als der Schüler seinen gesamten Körper abgetrocknet hatte, schlüpfte er in seinen Schlafanzug, sammelte seine schmutzige Kleidung zusammen und verließ das Bad. Inzwischen hatten sich sowohl Sirius, als auch James in ihre Betten verkrochen, schwatzen jedoch noch recht munter miteinander. Davy hatte sein Buch beiseite gelegt und schien zu schlafen. Zumindest dachte Remus das im ersten Moment. Hätte dieser nicht um ein wenig Ruhe gebeten, war es doch schon spät, hätte der junge Gryffindor wirklich gedacht sein Zimmergenosse schliefe bereits. Lediglich an Peters Zustand hatte sich nichts geändert. Dieser schnarchte noch immer munter vor sich hin und schien sich bis kurz vor dem nächsten Frühstück auch nicht davon abbringen lassen zu wollen. Remus schritt durch das Zimmer zu seinem Bett und verstaute seine Sachen unter diesem. Er kroch unter seine Decke und verschwand für einige Augenblicke vollkommen unter dieser, bis sein Kopf wieder zum Vorschein kam. Er ließ seinen Kopf in das weiche Kopfkissen sinken, schloss die Augen und lauschte den beiden Schwarzschöpfen. Diese schienen sich angeregt über einige Mädchen zu unterhalten, die ihre Aufmerksamkeit erregt hatten. Allerdings schienen sie noch nicht einmal deren Namen zu kennen, hieß es nur "die Blonde aus Ravenclaw" oder "die Kleine aus Hufflepuff" - keine genaueren Angaben also. Remus schmunzelte. Zumindest in einer Hinsicht waren die beiden den anderen Jungs ihres Alters weit voraus, so musste er feststellen. Bei Elfjährigen wurde das Thema Mädchen normalerweise noch nicht so oft beziehungsweise so hartnäckig durchgekaut, wie bei diesen beiden. Tja, als Schürzenjäger würde ihnen sicherlich keiner so schnell Konkurrenz machen.

"Ja, oder die mit den-"

"Seid endlich ruhig!", giftete Davy, wobei er James sein Kopfkissen an den Kopf schmiss.

Dieser rieb sich grummelnd den Kopf und warf es zurück.

"Is' ja schon gut. Keine Panik."

Er seufzte.

"Reden wir eben beim Frühstück weiter. Kann ja nichts dafür, wenn der werte Mr. Gudgeon keinerlei Sinn und Geschmack für das Wahre - die Kunst im Leben besitzt."

Sirius konnte sich bei den Worten seines Freundes einen Lachanfall nur schwer verkneifen. Er presste die Zähne stark zusammen. In seinen Augen hatten sich bereits Lachtränen gebildet. Davy murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und legte sich wieder schlafen.

"Also, wo waren wir stehen geblieben?", fragte James scheinheilig.

Sofort war Davy wieder hochgeschossen und hielt sein Kopfkissen schon wurfbereit in der Hand.

"Jetzt hört endlich auf", meinte Remus und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. "Wenn die Sonne aufgegangen ist, könnt ihr euch immer noch gegenseitig den Hals umdrehen."

Davy ließ das Kissen sinken und sah Remus äußerst missgestimmt an.

"Sag das den beiden! Oder willst du mir weiß machen, dass du bei ihrem Gequatsche schlafen kannst? Ich jedenfalls nicht."

"Ist ja schon gut", erwiderte James ein wenig beleidigt. "Das war ja nur ein Joke."

"Tse, toller Joke", grummelte Davy.

"Man, jetzt hab dich nicht so", stöhnte Sirius, der sich inzwischen wieder beruhigt hatte. "Wir sind ja schon still."

Davy erwiderte nichts mehr. Er legte sich hin, schloss seine Augen und hoffte inständig darauf endlich schlafen zu können. Die anderen drei legten sich ebenfalls schlafen.

"Nacht, Remus", sagten die beiden Schwarzhaarigen synchron.

"Gute Nacht", erwiderte dieser, klang jedoch schon stark verschlafen.

"Nacht Siri-Mausi-Zuckerpüppchen", sagte James mit honigsüßem Unterton.

"Schlaf gut mein Jammy-Bärli-Zuckerschnütchen", erwiderte Sirius ebenso übertrieben spitz.

Davy stieß entnervt die Luft aus und presste sein Kopfkissen auf seine Ohren. Der Nachwuchs der Hauses Black und Potter brachen erneut in schallendes Gelächter aus. Remus ignorierte es gekonnt, war er schon fast im Land der Träume, Davy resignierte und hoffte auf Gottes Gnade, damit die beiden übergeschnappten Jungs ihm wenigstens ein paar ruhige Stunden Schlaf gönnten. Der Einzige, der von alledem noch immer nichts mitbekam, war der kleine Blondschopf Peter, der sich in seine Decke eingekuschelt hatte und seelenruhig den Schlaf der kleinen Leute schlief.
 

Der darauf folgende Tag verlief relativ ruhig. Remus verbrachte fast den gesamten Tag im Gemeinschaftsraum der Gryffindor und wiederholte den Stoff der verpassten Unterrichtsstunden und der Hausaufgaben. James und Sirius streunten im Schloss umher, auf der Suche nach ein paar interessanten Entdeckungen. Bis auf eine Standpauke seitens des Hausmeisters, da sie sich die Nasen an den frisch polierten Vitrinen mit den Quidditch-Pokalen und Quidditch-Plaketten platt gedrückt hatten, hatte sich für sie heute nichts wirklich weltbewegendes ereignet. Davy war mit einigen Ravenclaws und Hufflepuffs umhergezogen. Und Peter? Peter hatte Remus beim Lernen geholfen, hatte er selbst nichts besseres mit sich anzufangen gewusst. Die vier Jungs waren an diesem Abend recht früh zu Bett gegangen. Zu Gudgeons Glück hatten die beiden Schwarzschöpfe auf eine nächtliche Debatte verzichtet. So waren sie auch schon kurz nachdem sie in ihren Betten lagen auch schon eingeschlafen.
 

Gegen vier Uhr morgens wurde Remus aus seiner Traumwelt gerissen und kehrte in die harte Wirklichkeit zurück. Lauter Glockenschlag hatte ihn geweckt und klang noch immer in seinen Ohren. Müde und vor sich hingrummelnd tastete er nach seinem Zauberstab und umschloss diesen.

"Finite incantatem!", murmelte er leise und schon verstummten die Glocken.

Leise stöhnend richtete er sich auf und fuhr sich herzhaft gähnend durch das verwirrte Haar. Einige Haare hatten sich beim Schlafen verknotet. Vorsichtig fitzte er sie auseinander und sah sich dabei im Raum um. Soweit er das in der hier anherrschenden Dunkelheit sagen konnte, schienen die anderen vier noch zu schlafen. Er seufzte. Kein Wunder. Es war schließlich noch mitten in der Nacht. Remus stand leise auf und schauderte, als seine Füße den kalten Holzboden berührten. Er lief zum Fenster und schob den Vorhang ein wenig zu Seite. Draußen war es ebenfalls noch stockfinster. Nicht einmal ein schmaler Streifen des Sonnenlichts war am Horizont zu sehen. Nacht - es war Nacht. Selbst die Sterne konnte man perfekt beobachten, da sie noch immer nicht verblasst waren, trotz der fortgeschrittenen Nachtzeit. Remus zog den Vorhang wieder zu. Deprimiert so früh aufstehen zu müssen, schnappte er sich seine sauberen Klamotten samt Zauberstab und verschwand im Badezimmer. Er schloss die Tür. Auch hier war es noch dunkel, obwohl die Vorhänge des Fensters beiseite geschoben waren. Er legte seine Sachen auf den Schrank und nahm seinen Zauberstab zur Hand.

"Lumos!"

Von der Spitze des Stabes ging ein helles weißes Licht aus. Zwar war es spärlich und nicht allzu stark, dafür genügte es aber um den Raum notdürftig auszuleuchten. Hätte Remus gewusst, wo er Streichhölzer herbekommen könnte oder wie irgendein Feuerzauber ging, so hätte er die Kerzen, welche sich wie in der Heulenden Hütte in den Lampen an den Wänden befanden, entzündet, um nicht im Halbdunkeln da zu stehen. Er legte seinen Zauberstab neben seine Kleidung - so platziert, dass er den ganzen Raum ausleuchtete - und ging duschen, nachdem er sich seines Pyjamas entledigt hatte. Das kalte Wasser belebte seine Sinne und seinen Geist und brachte seinen Kreislauf allmählich in Schwung.

"Wie soll ich das heute nur durchstehen?", murmelte er ein wenig geistesabwesend, während er das Wasser abdrehte und sich abtrocknete. "Nicht nur, dass ich Novis vor und nach der Schule ertragen muss, nein, nach dem Frühstück gleich noch eine Doppelstunde Zaubertränke mit ihm."

Er seufzte resignierend und zog seine Schuluniform an. Nachdem er dies getan hatte, putzte er sich die Zähne. Als er damit fertig war, bleckte er sie. Sauber waren sie. Sein Blick blieb wie so oft an seinen Eckzähnen hängen. Er öffnete den Mund leicht fühlte mit seinem Daumen den rechten oberen Eckzahn ab. Sehr spitz - wie nach jedem Vollmond. Seine Zähne wuchsen, wenn er sich verwandelte - besonders die Eckzähne. Selbst wenn er sich zurückverwandelt hatte, dauerte es mindestens eine Woche, bis sie wieder ihre normale Länge erreicht hatten und er mit ihnen keinem Vampir mehr Konkurrenz machen konnte. Er schloss seinen Mund wieder und betrachtete sich im Spiegel. Unter seinen Augen - noch immer leicht verklärt - waren schwarze Schatten zu sehen. Anscheinend hatte er diese Nacht doch zu wenig geschlafen. Sechs Stunden waren anscheinend nicht ausreichend gewesen. Aber wenn er noch früher ins Bett gehen würde, wann sollte er dann noch die Zeit finden Schulaufgaben zu machen? Wieder seufzte er. Die Wochen mit dem Lehrer für Zaubertränke würden mit Sicherheit kein Zuckerschlecken werken. Nachdem er sich die Haare ausführlich gekämmt hatte - sie glänzten im schwachen Licht des Zauberstabes - hatte er sie am Abend noch gewaschen - und waren stark elektrisch aufgeladen - hatte er sich heute einen Pullover angezogen, wurde es draußen langsam immer kälter. Er wusch sich noch einmal mit das Gesicht um den restlichen Schlaf loszuwerden und kehrte anschließend mit Pyjama und Zauberstab - er hatte das Licht bereits wieder gelöscht um die anderen nicht zu stören - zurück in den Schlafsaal. Dort suchte er im Halbdunkeln die Sachen für den heutigen Unterrichtstag zusammen - ging er nicht in der Annahme, dass er vor dem Frühstück noch einmal hierher kam - warf sich seinen Mantel über und machte sich auf den Weg zu Professor Novis. Leise Schloss er die Tür hinter sich, schlich die Treppe hinunter, durchquerte den Gemeinschaftsraum, stieg durch das Loch nach draußen und fand sich nun in dem verwaisten Korridor wieder. Auch hier herrschte Finsternis.

"Lumos!"

Mit erhobenem Zauberstab lief er durch die Gänge, bahnte sich seinen Weg hinunter in die Eingangshalle und blieb in deren Mitte stehen. Er sah sich um. Sirius hatte gesagt, dass sich die Räumlichkeiten für Zaubertränke im Keller befanden. Das hieß, dass es hier eine Treppe geben musste, die weiter nach unten führte, endete die große Marmortreppe schließlich hier. Er wandte sich zur Marmortreppe um und ließ seinen Blick umherschweifen. Rechts von ihm befanden sich die große Halle und das Zimmer mit den vielen Bildern, in dem der Geheimgang endete, den Madame Pomfrey ihm gezeigt hatte. Links von ihm lag das Lehrerzimmer soviel er wusste. Und sonst? Er ging an der Treppe vorbei und wurde schnell fündig. Ganz in der Nähe der Treppe befand sich eine Art Durchgang. Treppenstufen führten weiter nach unten. Hier musste er richtig sein. Für einen kurzen Moment blieb Remus stehen. Es war fast so, als hielte ihn etwas zurück. Etwas hielt ihn vor dem Kerker zurück. Nur was war das? Was war das für ein merkwürdiges Gefühl? Mit einem Mal machte die Stufen, die in die Tiefe führten einen schrecklichen Eindruck auf ihn. Der Bogen, unter dem er stand, ähnelte einem riesigen Maul, das alles zu verschlingen drohte. Remus schluckte. Als er sich vorstellte wirklich von irgendetwas verschluckt zu werden, schauderte er. Doch gleich darauf schüttelte er den Kopf. Was er sich nur wieder für dumme Gedanken machte. Dies war nichts weiter als der Eingang hinunter in die Kerkergewölbe. Was war schon dabei, wenn er dort hinunter ging - zumal er dort hinunter musste. Seine Bedenken waren einfach kindisch. Als ob kalter Stein leben konnte.

"Remus, langsam wirst du wirklich seltsam", murmelte er und stieg endlich die Treppe hinab.

Er folgte den Gang bis zur ersten Abzweigung. Etwas unentschlossen stand er da. Wo sollte er lang gehen? Es gab drei Möglichkeiten. Geradeaus, links oder rechts. Da ihm das Grübeln als recht sinnlos erschien - kannte er sich hier nicht aus und brachte es ihn nicht gerade sehr viel weiter - entschloss er sich geradeaus zu gehen. Nach einiger Zeit machte der Flur einen Biegung nach rechts und Remus stand kurz darauf wieder an einer Abzweigung. Der erste Weg führte in eine Sackgasse, womit er halt machte und sich mit dem Zweiten Gang versuchte. Wenn er an eine Abzweigung kam, ging er zunächst immer geradeaus, konnte er sich so am wenigsten verlaufen. Irgendwann stand er vor einer schweren Holztür. Ob er hier richtig war? Er klopfte an. Keinerlei Reaktion. Kurzerhand öffnete er sie und fand dahinter eine Treppe vor, die weiter nach unten führte. Er vernahm einen leises Säuseln des Windes, welches aus der Tiefe zu ihm herauf stieg.

"Fehlanzeige", meinte Remus geknickt und schloss die Tür.

Dort unten würde er wohl nicht fündig werden. Somit blieb ihm nur eine Möglichkeit. Umkehren und den ganzen verfluchten Kerker noch einmal abzusuchen. Während er lief, warf er einen Blick auf seine Uhr. Es war kurz vor Fünf. Wenn er nicht allmählich die Unterrichtsräume fand, würde er zu spät kommen und der Professor würde ihm den Kopf abreißen. Vorausgesetzt Remus ging in diesem Wirrwarr aus Gängen nicht verloren. Das Kellergewölbe war riesig. Es erinnerte ihn an eine Art Labyrinth. Selbst die anderen Stockwerke waren nicht so verzweigt wie der Kerker. Der Brünette schlang seinen Mantel fester um sich. Je länger er lief desto steifer wurden seine Glieder. Hier unten herrschte eine Eiseskälte. Er hätte schwören können, dass hier unten bereits der Winter eingekehrt war. Wurde hier unten geheizt? Zumindest waren die Wände nicht eingefroren.

"Wo ist dieser blöde Unterrichtsraum?", grummelte Remus, während er sich seine Arme warm rieb.

Er bog um die nächste Ecke. Dort entdeckte er eine Tür. Er las das Schild und als dort das Wort Zaubertränke stand, erhellte sich sein Gesicht sofort. Er warf erneut einen Blick auf seine Uhr. Kurz vor fünf Uhr. Er war also noch pünktlich. Er klopfte gegen die schwere Holztür und wartete. Es dauerte einen Moment, bis er ein "Herein!" als Antwort erhielt. Er folgte der Aufforderung und trat ein. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, sah er sich um. Vom Professor, der ihn hereingebeten hatte, war keine Spur zu entdecken. Der Schüler war ein wenig verdutzt. Wo steckte er nur? Remus zuckte mit den Schultern. Je länger er ihn nicht zu Gesicht bekam desto besser. Der junge Lupin widmete seine Aufmerksamkeit dem Klassenzimmer. Das Zimmer war beleuchtet - und bildete so wohl die einzige Ausnahme im gesamten Schloss - was ihn veranlasste das Licht des Zauberstabes zu löschen und diesen wieder in seiner Manteltasche verschwinden zu lassen. Vor ihm standen mehrere leere Bänke, die anscheinend für die Schüler gedacht waren. Davor befand sich ein etwas größerer Tisch - sicherlich Novis' Platz. Remus stieg die Stufen zu besagtem Tisch empor und nahm das Regal an der Wand unter die Lupe. Es war vollgestellt mit unzähligen Glasfläschchen und Glaskolben, in denen sich die wundersamsten Dinge befanden. In einer gelben Flüssigkeit schwammen ein Paar kleiner Beine. Ob die einem Liliputaner gehörten? In einer roten Flüssigkeit - sie wirkte sehr zäh - befanden sich einige Zähne. Das meiste waren Eckzähne. Von welchem Tier die stammten, vermochte er nicht zu sagen. Remus ging weiter. Seine Augen weiteten sich, als er an einem größeren Glas vorbei kam. Der Deckel war aus Metall, in dem Luftlöcher waren. In dem Gefäß flatterte etwas wild umher. Es bewegte sich ziemlich schnell und funkelte im Licht von Remus' Zauberstab golden und ab und zu rot. Was war das? So was hatte er noch nicht gesehen. Für einen Moment hielt das Tier in der Bewegung inne und starrte seinen Betrachter an. Zumindest vermutete Remus dies, hatte das Tier anstatt Augen zwei blutrote Rubine. Es war ein kleiner Vogel, welcher mit einem runden Ball Ähnlichkeit hatte. Sein Gefieder war durch und durch golden. Sein Schnabel war sehr lang und dünn. Wieder schoss das Tier los. Remus Augen - welche zu funkeln begonnen hatten - folgten ihm unentwegt. Irgendwie erinnerte das Tier ihn an etwas. Nur an was? Es lag ihm auf der Zunge, doch kam er nicht drauf.

"Mr. Lupin."

Erschrocken fuhr Remus hoch. Novis schloss eine Tür zu Remus' Rechten und kam auf den Jungen zu.

"Guten Morgen, Professor", begrüßte er ihn ein wenig holprig.

Sein Herz schien ihm fast zu zerspringen, so schnell schlug es.

"Wenigstens pünktlich sind Sie", meinte Novis nur knapp, ohne ihn zu begrüßen. "Legen Sie Ihre Sachen irgendwo hin. Ich glaube nicht, dass Sie sie so schnell benötigen werden."

Der Braunhaarige kam dieser Aufforderung nach. Er ging zu den Schülerbänken und legte seine Schultasche und seinen Mantel dort ab. Dann drehte er sich wieder zu seinem Lehrer um. Dieser stand gerade vor einem Schrank und öffnete diesen.

"Kommen Sie", forderte er den Schüler auf.

Ein wenig missmutig - sich aber nichts anmerken lassend - trat er näher und warf einen Blick auf den Inhalt des Schrankes.

"Das hier sind der Vorratsschrank, in dem sich alle selteneren beziehungsweise gefährlicheren Zutaten befinden. Für Schüler ist er außer in den Stunden tabu. Auch Sie werden sich nur auf meine Erlaubnis hin mit seinem Inhalt beschäftigen. Haben wir uns verstanden?"

"Ja, Professor Novis."

"Gut, dann kommen wir zu Ihrer eigentlichen Arbeit."

Er wandte sich von Remus ab und ging zu einem weiteren Schrank und öffnete ihn. Eine Sammlung mehr oder weniger antik anmutender Kessel kam zum Vorschein.

"Diese Kessel werden Sie morgens und abends putzen."

"Morgens und abends? Aber Herr Professor, wenn Sie die während des Unterrichts benutzen, dann reicht es doch, wenn ich sie abends putze. Über Nacht können sie doch schlecht wieder verdrecken."

Remus schluckte, als er feststellen musste, dass er anscheinend etwas falsches gesagt hatte. Novis fixierte ihn. Sein Blick war so durchdringend, dass der Braunschopf Mühe hatte nicht am ganzen Leib zu schlottern.

"Wie bitte?", zischte der Lehrer. "Haben Sie sich gerade über meine Anordnungen beschwert?"

"Nein, aber ich meinte doch nur, dass..."

"Seien Sie still!"

Remus zuckte augenblicklich zusammen und verstummte. Novis kam auf ihn zu. In diesem Moment wirkte er wie eine Raubkatze, die sich ihrer hilflosen Beute näherte und nur auf den günstigsten Augenblick wartete, in dem sie sich auf sie stürzen konnte. Seine Augen funkelten.

"So etwas unverschämtes ist mir noch nicht unter die Augen gekommen. Ein Schüler, der meint etwas besser zu wissen, als die betreffende Lehrkraft. Tse. Glauben Sie nicht auch Mr. Lupin, dass ein ausgebildeter Zauberer für das Fach Zaubertränke auch genauestens über eben dieses Fach und über die verwendeten Utensilien bescheid weiß? Oder glauben Sie wirklich, dass Sie es besser wüssten?"

Er kam dem Jungen noch näher. Ihre Gesichter berührten sich fast.

"Denken Sie nicht, dass es für jemanden wie mich nur den Unterricht gibt. Ich bin ebenso zu anderen Dingen verpflichtet, was Forschungen - und somit den Gebrauch von Kesseln - nach der eigentlichen Schulzeit einschließt. Glauben Sie also wirklich, dass es so unratsam wäre sowohl früh als auch abends die Gerätschaften zu säubern? Wenn Sie der Meinung sind und mir überzeugende Argumente liefern, dass Sie es nicht für nötig erachten dies zu tun, dann verraten Sie sie mir doch."

Wieder schluckte Remus hart.

"Nein, Herr Professor. Ich... Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass Sie... Verzeihen Sie bitte meine Anmaßung."

"Ich will auch sehr hoffen, dass es Ihnen leid tut. Aber was soll man schon anderes von einem dummen, kleinen, einfältigen Gryffindor erwarten?"

Novis bedachte seinen Schüler mit einem äußerst abwertenden Blick. Wieder erinnerte er Remus nur allzu stark an Lucius Malfoy. Er entfernte sich von Remus, welcher augenblicklich aufatmete.

"Beginnen Sie mit Ihrer Arbeit. Bürsten und Reinigungsmittel befinden sich ebenfalls im Schrank. Ich erwarte, dass Sie bis zum Frühstück damit fertig sind. Dann sind Sie entlassen."

"Ja, Herr Professor."

Remus tat was ihm geheißen wurde. Er räumte zunächst die größeren Kessel heraus, da diese mehr Zeit in Anspruch nehmen würden und es besser war mit diesen zu beginnen, würde er mit fortgeschrittener Zeit - so war er sich sicher - zu schludern beginnen. Er füllte Wasser in einen kleineren Kessel und dieses dann in den größeren, war es ihm unmöglich den größeren bis zum Wasserhahn zu schleppen. Er krempelte die Ärmel seines Pullovers zurück, gab den scharf riechenden Reiniger in den Kessel, nahm die Bürste und begann mit seiner Arbeit. Ab und zu sah er auf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Dabei stellte er fest, dass der Professor nie am gleichen Platz war. Entweder wuselte er vor dem riesigen Regal oder einem der Schränke herum, saß an seinem Tisch und notierte sich etwas oder er war ganz verschwunden. Wenn letzteres der Fall war, schien Remus die ganze Schufterei viel leichter von der Hand zu gehen. Gegen sieben Uhr leerte er seinen letzten kleinen Kessel und wusch sich anschließend die Hände. Sie rochen ungemein nach allerlei Kräutern. Was hatte der Zaubertranklehrer da nur alles gebraut? Remus stellte den Kessel zu den anderen und verstaute Reinigungsmittel und Bürsten. Er rollte die Arme seines Pullovers wieder nach vorn. Dabei fiel sein Augenmerk auf seine Hände. Sie waren beide gerötet. Am Nachmittag würde er sicherlich Schwielen haben. Ein leises Seufzen entrang seiner Kehle.

"Herr Professor?"

Remus wandte sich zum Lehrertisch, an dem Novis saß. Dieser sah auf.

"Ja?"

"Ich bin fertig."

"Haben Sie auch keinen vergessen?"

"Nein, habe ich nicht."

"Gut, dann können Sie gehen."

Damit war für ihn das Gespräch beendet und er konzentrierte sich wieder auf die vor ihn liegenden Dokumente. Remus erwiderte nichts mehr. Er warf sich seinen Mantel über. Als er seine Schultasche nehmen wollte, hielt er inne.

"Ähm, Professor?"

"Ja, was ist denn noch?"

"Kann ich meine Sachen hier lassen? Nach dem Frühstück-"

"-haben Sie mit bei mir Unterricht. Ich weiß. Machen Sie, was Sie wollen!"

Novis hatte noch nicht einmal aufgesehen, als er mit Remus gesprochen hatte. Der Ton war unfreundlich gewesen, doch das ärgerte den jungen Gryffindor noch mehr.

"Danke", murmelte der Brünette und verließ das Zimmer.

Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, stieß er zunächst erleichtert die Luft aus - froh darüber endlich aus diesem Zimmer heraus gekommen zu sein. Fast augenblicklich wurde er wieder von der klirrenden Kälte ergriffen, die schon Stunden zuvor in dem Kellergewölbe geherrscht hatte. Zwar hatten im Klassenzimmer genauso niedrige Temperaturen ihre Posten bezogen, doch während er gearbeitet hatte, hatte er sie kaum wahrgenommen. Die Gänge wurden nun von einigen Fackeln, die in regelmäßigen Abständen an den Wänden angebracht waren, beleuchtet. Mit zielstrebigen Schritten lief er durch die Korridore und erreichte kurze Zeit später die Treppe, welche nach oben in die Eingangshalle führte. Eigentlich waren die Räumlichkeiten für Zaubertränke gar nicht so weit entfernt gewesen, doch wenn man den Weg nicht wusste - so wie Remus, der heute zum allerersten Mal den Kerker betreten hatte - konnte man sich hier unten nur allzu leicht verlaufen. Der Gryffindor stieg die Stufen nach oben. Als er am oberen Absatz angekommen war, flutete ihm gleißendes Sonnenlicht entgegen, welches durch die riesigen Fenster über dem Eichenportal hereinströmte. Er kniff die Augen zusammen um etwas sehen zu können, hatten sich seine Pupillen in der Dunkelheit stark geweitet. Einige Ravenclaws kamen gerade die Marmortreppe herunter und gingen in die Große Halle. Remus folgte ihnen. Erst jetzt bemerkte er, wie groß sein eigentlicher Hunger bereits war. Er betrat den Saal und sah sich um. Es hatten sich noch nicht allzu viele Schüler zum Frühstück begeben. Es wunderte ihn nicht. Schließlich war es erst kurz nach sieben Uhr. Normale Menschen standen zu dieser Zeit gerade erst auf. Die meisten Schüler saßen - wie man auf einem Blick erkannte - am Ravenclaw-Tisch. Bei den Hufflepuffs und Gryffindors hatte sich noch kein einziger Schüler blicken lassen und am Haustisch der Slytherins saß eine Hand voll älterer Schüler. Remus war unheimlich froh, dass sich ein gewisser Vertrauensschüler nicht unter ihnen befand. Mit gedehnten Schritten schritt er am Gryffindor-Tisch entlang und ließ sich ungefähr in dessen Mitte auf eine Bank fallen. Seinen Mantel zog er aus und legte ihn neben sich auf die Bank, war es hier angenehm warm. Vor ihm erschien ein Teller mit frischen Brötchen, Semmeln und Hörnchen. Sie waren so heiß, dass sie noch dampften. Auf einem anderen Teller erschienen die verschiedensten Brotsorten. Schwarzbrot, Toastbrot, Roggenbrot, Baguette, Zwiebelbrot, Fladenbrot und noch viele mehr. Er nahm sich ein helles Brötchen und warf es von einer Hand in die andere, war es noch recht heiß. Er ließ es auf seinen eigenen Teller fallen und blies in seine schmerzenden Handflächen. Nach dem er das Brötchen aufgeschnitten hatte, sah er sich nach Aufstrich oder etwas ähnlichem um. Die verschiedensten Käse- und Wurstsorten türmten sich vor ihm, verschiedenste Konfitüren, Honig, Nusscreme - Schokoladen- oder Nugataufstrich - auch Apfelmus stand da, welches für die Eierkuchen gedacht war. Er griff nach der Erdbeermarmelade und strich sie auf sein Brötchen. Danach begann er zu Essen. Nach und nach strömten immer mehr Schüler in die Halle. Auch der Gryffindor-Tisch füllte sich. Lediglich von den Erstklässlern dieses Hauses war nichts zu sehen. Allmählich begann Remus sich zu langweilen. Wo blieben die anderen nur. Er starrte bereits seit einer knappen viertel Stunde unentwegt zum Eingang, als eine Gruppe junger Ravenclaw endlich eintrat. Sofort hellte sich seine Stimmung auf, als er unter ihnen Andromeda ausmachte. Diese unterhielt sich angeregt mit den anderen Mädchen. Sie wollten sich schon nahe der Tür niederlassen, als Andromeda Remus entdeckte und mit einem Lächeln auf den Lippen um den Tisch der Hufflepuffs ging und auf ihn zu kam.

"Morgen Remus", begrüßte ihn die Schwarzhaarige und ließ sich ihm gegenüber an dem Gryffindor-Tisch nieder.

"Morgen Andromeda."

Er schenkte ihr ebenfalls ein fröhliches Lächeln.

"Wie war dein Wochenende?"

"So lala", meinte sie und seufzte. "Naja, ich war mit den Hausaufgaben beschäftigt. Blieb nicht wirklich viel Zeit. Und bei dir? Sirius hat gesagt, dass es dir nicht so gut ging. Warst du deswegen nicht im Unterricht?"

"Spricht sich das so schnell rum?"

Remus gefiel das gar nicht.

"Nein, nein. Ich hab ihn nur nach dir gefragt. Sirius ist immerhin mein Cousin."

"Ach so, stimmt ja. Hatte ich ganz vergessen."

Er begann zu lachen. Andromeda schmunzelte lediglich ein wenig, setzte jedoch ein ernstes Gesicht auf.

"Ich wollte mit dir sprechen."

"Mit mir sprechen? Worüber? Um was geht es?"

"Um Lily."

Remus hatte es sich schon denken können, wieso sich die junge Black zu ihm gesellt hatte, doch nun bestätigte sie seinen Verdacht.

"Was ist mit ihr?", fragte er unbeteiligt.

"Tu nicht so, als ob du das nicht wüsstest. Ich rede von eurem Streit."

Als Remus ihr nichts entgegenbrachte, fuhr sie fort.

"Du solltest noch einmal mit ihr reden."

"Ich mit ihr reden?"

Remus lächelte bitter.

"Wie soll ich das denn machen? Immer wenn ich in ihre Nähe kommen, dann ignoriert sie mich und lässt mich einfach stehen."

"Naja, nachdem was du ihr an den Kopf geworfen hast..."

"Was ich ihr an den Kopf geworfen habe?"

Remus konnte seinen Ohren nicht glauben. Dachte Andromeda etwa wirklich, dass er an dem ganzen Schlammassel schuld war? Das er allein der Schuldige war? Das Lily recht hatte und er vollkommen daneben gelegen hatte? Langsam wurde er wütend. Wieso eigentlich immer nur er?

"Sie hat mir ebenso Dinge an den Kopf geworfen! Und sie hat mich noch nicht einmal zu Wort kommen lassen. Bevor ich etwas zu meiner Verteidigung vorbringen konnte, ist sie doch wie von der Tarantel gestochen aus dem Zimmer gerannt."

"Immer mit der Ruhe, Remus. Jetzt fahr nicht gleich aus der Haut. So hatte ich das nicht gemeint. Ich ergreife weder für dich noch für sie Partei. Ich mag euch beide. Und ich finde, dass ihr euch wieder vertragen solltet. Ihr habt euch so gut verstanden, da kann ich es einfach nicht glauben, dass ihr euch wegen so einer Kleinigkeit zerstreitet und jetzt im Hader liegt. Ich wäre wirklich glücklich, wenn ihr beiden euch wieder vertragen würdet."

"Das sagst du so einfach", murmelte Remus und seufzte. "Was soll ich denn machen, wenn sie nicht mehr mit mir reden will?"

Andromeda lächelte. Remus schien diese verfahrene Situation ebenso wenig zu gefallen, wie ihr selbst. Er wollte sich anscheinend ebenso gern mit der Rothaarigen vertragen, wie Andromeda sich das wünschte.

"Das Beste ist, wenn du ihr etwas Zeit zum Nachdenken gibst. Wenn du jetzt gleich wieder zu ihr rennst und sie zu einem Gespräch zwingen willst, dann verläuft das im Sand."

"Du meist ich soll die ganze Geschichte sozusagen ein wenig abkühlen lassen?"

"Genau."

Remus sah Andromeda an und lächelte.

"Du bist zurecht eine Ravenclaw."

Kurzzeitig spiegelte sich Verwirrung in ihren Augen wieder, wurde jedoch von einem aufgeweckten Leuchten abgelöst. Sie stand auf.

"Ich wünsche dir viel Glück. Bis später."

Sie kehrte zurück an der Ravenclaw-Tisch und überließ Remus seinen Gedanken. Dieser beobachtete sie noch eine geraume Zeit lang. Mit diesem Gespräch war ihm ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Zum einen hatte Andromeda sich doch nicht von ihm abgewandt, zum anderen schien sie auch noch Hoffnung in Hinblick auf die Beziehung der beiden Gryffindors zu haben. Nicht nur das. Sie hatte ihm auch Mut zugesprochen und gemeint, dass er es sich mit der gefühlvollen Rothaarigen doch noch nicht ganz verspielt hatte. Es würde sicherlich nicht einfach werden sich wieder mit ihr zu vertragen, doch so leicht würde er sich nicht von ihr abwimmeln lassen. Früher oder später würde sie mit ihm reden müssen - das war ihm klar. Und auf diesen Moment würde er sich einfach vorbereiten müssen. Aber bevor dies geschehen konnte, musste Remus sich noch mit jemand anderem unterhalten. Er sah hinüber zum Haustisch der Slytherins. Severus saß zwischen den anderen Schüler und aß sein Frühstück. Seine Miene war finster wie eh und je. Ja - mit ihm würde Remus zuerst sprechen müssen um sich Klarheit zu verschaffen.
 

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1.Akt, Kap.VIII - Ende

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Drachenherz
2004-11-10T16:08:17+00:00 10.11.2004 17:08
*zu der szene mit ramus und sirius am bett schiel* *dir fotoapparat in hand drück* SO du machst mir jetz imma fotos >.< *ham will*
Ich könnte diesen Professor Novis >.> *mit schwerter in gegend rumfuchtel*
Aber wer schafft es bitte in der ersten schulwoche SO eine Strafe zu bekommen <.< *remus anstarr* *sich denkt: wie schafft der das nur?*
Jaaaaa Andromedar (<-- hieß sie so? ^^" vergessen ^^"") hat sich wieder mit meinem kleinem remi vertragen *froi* Hoffe nur das Lily es auch tut *ganz angst und bange is*
STELL/SCHREIB SO SCHNELL WIE MÖGLICH DAS NÄCHSTE KAPI ON >___________________________________________________<

Grauwolf ^.^
Von: abgemeldet
2004-11-10T13:39:01+00:00 10.11.2004 14:39
ma wieder tolles chap, mach schnell weida ^^


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