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Die Kindheit eines Wolfs

Hogwarts 1971 - 1978
von

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1.XIX.Blutrotes Haar

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1.Akt: Kapitel XIX: Blutrotes Haar

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Remus schien recht zu behalten. Als er und die anderen wieder in der Eingangshalle waren, mussten sie feststellen, dass diese bereits vollkommen überfüllt war. Die anderen Junghexen und Jungzauberer schienen leicht ungeduldig, wollten sie wohl sehen, was die fleißigen Ballhelfer für sie bereit hielten. Als jedoch Lily und Andromeda erschienen, wurde es mucksmäuschen still. Aller Augen waren auf die beiden gerichtet. Remus lächelte. Wie es schien, hatte Lily ihr Ziel erreicht. Sie fiel auf. Die Reaktion der anderen sprach Bände. Selbst die älteren Mitschüler schienen beeindruckt von ihrem und dem Auftreten Andromedas.

Zwischen den Massen konnte er seine Freunde erkennen. Auch sie gaben ein Bild für die Götter ab. Voller Unglauben starrten sie Remus' Begleitung an. James kaute wütend auf seiner Unterlippe herum. Sicherlich ärgerte es ihn, dass Lily so viel hermachte. Die junge Hufflepuff, mit der er ging, konnte da nicht mithalten. Dabei hatte er doch erst am vergangenen Abend so große Töne gespuckt, dass Lily nur angab und auf dem Ball nicht gerade sehr auffallen würde. Aber da hatte er sich wohl sehr geirrt.

Während noch alles still stand, schlängelte sich eine dunkle Gestalt durch die Reihen. Zunächst konnte der Sprössling der Lupins nicht sagen wer es war, war dafür hier viel zu viel los. Erst, als sich Severus an einigen Ravenclaws vorbei gestohlen hatte, konnte der Gryffindor ihn auch als eben diesen identifizieren.

"Du siehst gut aus, Lily", entgegnete er, als er bei den dreien angekommen war.

"Danke", meinte diese nur und lächelte zufrieden. "Du aber auch. Der schwarze Anzug steht dir. Auch wenn du dadurch noch blasser wirkst."

"Wenn das ein Kompliment war, dann war es nicht besonders gut."

Die Rothaarige lachte.

"Entschuldige. War nicht so gemeint."

"Und ich?", fragte Andromeda und zupfte leicht an Severus' Ärmel. "Was ist mit mir?"

"Hm, ja. Ganz nett."

Wütend blies sie die Wangen auf und sah den Slytherin sauer an.

"Was heißt denn hier bitte ganz nett?"

"Wunderschönes Kleid, aber du bist trotzdem vollkommen überdreht. Außerdem hast du mich gezwungen mit dir hierher zu gehen, also erwarte nicht zu viel von mir."

Doch die kleine Black lächelte.

"Das Kleid gefällt dir? Na dann ist ja alles in Ordnung."

Sie hakte sich bei ihm unter.

"Das wird sicher ein toller Abend", meinte sie fröhlich, wobei Severus leicht genervt sein Gesicht verzog, dann aber wieder eine gleichgültige Miene aufsetzte.

Remus grinste ein wenig. Ihm tat der Erstklässler ja schon ein wenig leid, aber wenn er die beiden Schwarzhaarigen nun so nebeneinander sah, gaben so eigentlich ein herrliches, ideales Bild ab. Die zwei passten wirklich gut zusammen. Auch wenn es Severus vielleicht nicht ganz wahrhaben wollte. Remus war sich sicher, dass der andere nicht ganz so zu der Hexe neben ihm stand, wie er es vorgab. Die beiden kannten sich schon wirklich lang. Und so, wie der Braunschopf den Slytherin inzwischen einschätzte, so glaubte er, dass dieser nicht im Entferntesten so sehr abgeneigt war, wie er vorgab. Zwar hatte er ein starkes Gemüt und einen langen Geduldsfaden, aber irgendwann würde selbst dieser reißen. Und wenn er und Andromeda sich wirklich schon so lang kannten und die Dunkelhaarige die gesamte Zeit über so - wie sollte er es am besten sagen? - hyperaktiv war, dann musste Severus sie zwangsläufig mögen. Ansonsten hätte er es wohl schon lange aufgegeben und würde sich nicht mehr mit ihr abgeben.

Remus zuckte zusammen, als er etwas an seinem Arm spürte. Er sah an sich hinab und sah einen Arm, der sich bei ihm eingehakt hatte. Sein Blick glitt nach oben und er sah in das Gesicht der lächelnden Lily.

"Wollen wir rein gehen? Ich denke die anderen schaffen das mit dem Einlass schon."

Sie begann leicht zu schmunzeln.

"Außerdem habe ich die Reaktion, die ich wollte, bekommen."

Remus nickte leicht.

"Ähm, ja... Ja, lass uns rein gehen."

Er lächelte sanft. Sein Herz schlug ungewöhnlich schnell und das nicht zum ersten Mal an diesem Abend. Langsam begann er sich zu fragen, ob es noch normal war oder ob er Madame Pomfrey vielleicht einen Besuch abstatten sollte. Es war wirklich seltsam, dass Lily ihn immer wieder so sehr erschreckte, wenn sie ihn aus seinen Gedanken riss. Oder das sie und Andromeda ihn immer wieder aus der Fassung brachten. Das war doch sonst nicht so.

Er seufzte leise. Sicherlich bildete er sich das alles nur ein. Er war überarbeitet - mehr nicht. Erst die ganze Aufregung mit dem Ball und dann auch noch Vollmond. Das war eindeutig zu viel gewesen. Sobald der Ball vorbei war und er seine Ferien genießen konnte, würde sich schon wieder alles einpendeln. Davon war er überzeugt. Immerhin hatte er dann auch die Zeit sich zu erholen. Der nächste Vollmond war erst nach den Ferien - Mitte Januar. Bis dahin würde alles wieder normal sein und seinen geregelten Lauf nehmen. Davon war er überzeugt. Und wenn nicht - wenn er wirklich krank war - dann konnte er noch immer auf die Krankenstation gehen und um Hilfe bitten.

"Träum nicht schon wieder vor dich hin", meinte der Rotschopf lachend und zog Remus mit sich nach drinnen.

Hinter ihnen liefen Andromeda und Severus. Erstere hatte sich an ihren Begleiter geschmiegt, welchem das Ganze jedoch sichtlich nicht wirklich gefiel. Der Slytherin grummelte leise vor sich hin. Remus schmunzelte und wandte sich leicht zu ihm um, als er dies mitbekam.

"Denk dran, Severus. Immer schön lächeln und freundlich bleiben. Damit es ein unvergesslicher Abend wird."

Der Angesprochene grummelte leise und funkelte seinen Fordermann an.

"Ich glaube das wird auch so ein unvergesslicher Abend..."
 

Leise Musik ertönte. Gedämpftes Licht erhellte die Tanzfläche, welche im Moment von nur einer Hand voll Paaren genutzt wurde. Die Zeit war fortgeschritten. Die Band hatte vor geraumer Zeit mit den schnellen Liedern geendet, waren die Stunden der Besinnlichkeit - und für die Älteren die des Beisammenseins - angebrochen. Es hatten sich bereits einige Schüler zurückgezogen, aber im großen und Ganzen war noch immer viel los. Das Buffet hatten die Hexen und Zauberer schon längst geleert. Zu Beginn hatte man es immer wieder nachfüllen lassen, doch nach und nach waren die Speisen - bis auch einige Kleinigkeiten - verschwunden und nur die Getränke blieben zurück.

"Nicht so schnell. Ich komm nicht mit."

Remus lächelte.

"Das ist nicht so schwer", meinte er mit sanfter Stimme. "Einfach im Takt."

Lily schmollte.

"Das sagst du so leicht. Du kannst tanzen. Ich nicht. - Wo hast du das gelernt?"

"Geheimnis."

Er nahm die Hände der Älteren und legte sie vorsichtig auf seine Schultern, bevor er die seinen auf Lilys Hüfte legte und sie anlächelte.

"Es ist ganz einfach. Du musst nicht viel tun. Ich führe und du bewegst dich mit, okay?"

Doch er wartete ihre Antwort gar nicht mehr ab, sondern setzte sich einfach in Bewegung. Immerhin war die Praxis lehrreicher, als jegliche Theorie. Der Nachwuchs der Lupins hatte sich die gesamte Zeit über Sorgen deswegen gemacht, dass er sich beim Tanzen blamieren könnte. Daher hatte er ja auch mit Severus geübt. Und wofür? Nur um festzustellen, dass die anderen es auch nicht konnten und Lily ebenfalls ein wenig Übung bedurfte. Sie war nicht schlecht - das musste er ihr zugute halten - allerdings mussten seine Füße schon grün und blau sein. So fühlten sie sich zumindest an. Glücklicherweise schien der Rotfuchs schnell zu lernen, sodass es kaum mehr vorkam, dass sie ihn trat.

Ein Lächeln stahl sich auf die Züge Remus'. Ja, Lily gehörte wirklich zu der Sorte Leuten, die schnell begriffen. Auch wenn es hin und wieder ein paar Ausnahmen gab. Wie beispielsweise Geschichte. Der Gryffindor fiel es unsagbar schwer sich etwas aus diesem Bereich zu merken. - Gut es ging sicherlich einigen Schülern so, war das Fach nicht besonders interessant, aber Lily konnte sich so sehr abmühen, wie sie wollte, sie konnte Zahlen und Ereignisse einfach nicht für sich behalten. Manchmal gab es hierbei einige mehr oder weniger lustige oder auch unterhaltsame Diskussionen, die oft mit einer Resignation oder einem geistigen Kollaps seitens der jungen Evans endeten. Er grinste leicht. Ja, es konnte wirklich amüsant werden. Allerdings durfte er sich auch nicht zu viel bei ihr erlauben. Meist folgte die Rache schon sehr bald. Spätestens in den Zaubertrankstunden, in welchen Lily immer wieder neu aufblühte.

Während er gegrübelt hatte, hatte er gar nicht mitbekommen, dass das Lied geendet hatte. Lily sah ihn ein wenig leidlich an.

"Remus. Bitte...", stöhnte sie leise.

Dieser blinzelte kurz und sah sie irritiert an.

"Äh... was?"

"Pause. Bitte. Sei gnädig."

Sie sah ihn flehend an, sodass er nicht anders konnte, als der Bitte nachzukommen. Er nickte leicht und lies sie lächelnd los.

"Natürlich. Wenn du willst."

"Danke."

Sie schien erleichtert. Ein großes Laster schien von ihren Schultern zu fallen.

"Meine Füße tun weh."

Der Spross der Lupins blickte sie entschuldigend an.

"Tut mir leid", murmelte er. "Ich hab es wohl übertrieben..."

"Nein, nein. Schon in Ordnung", meinte sie kopfschüttelnd und schmunzelte. "Das Tanzen mit dir macht wirklich Spaß, aber irgendwann ist die Luft raus. - Ich geh mich mal abkühlen, ja? Ich beeil mich auch. Dann können wir gern weitertanzen, wenn du willst."

"Ja, ist okay. Ich warte dann solange bei Severus und Andromeda", er wies auf die beiden. "Du kannst dir ruhig Zeit lassen."

Die Gryffindor nickte leicht und verschwand mit einem Lächeln auf den Lippen. Remus sah ihr noch kurz hinterher, bevor er sich abwandte und langsam die Tanzfläche - welche im Moment noch recht gut gefüllt war - überquerte. Er hielt direkt auf die beiden schwarzhaarigen Individuen zu, welche an einem Tisch saßen und jeder ein Getränk vor sich stehen hatte. Noch saßen die beiden ganz friedlich beieinander. Selbst Severus schien nicht so übellaunig dreinzublicken, wie der Jüngere es erwartet hatte. Aber nachdem Remus sein Resumé über den bisherigen Abend zog, so war ihm klar, warum der Slytherin noch relativ guter Dinge war. Zwar hatte seine umwerfende Begleitung immer wieder versucht ihn zum Tanzen zu bewegen, war aber schlussendlich gescheitert. Wenn er sich recht entsann, hatte Severus nur läppische zwei Male nachgegeben und sich ihrer erbarmt. Allerdings nicht um sich selbst zu amüsieren, wohl eher um das Gemüt des heutigen Anhängsels zu beruhigen und selbst ohne nervenzerreißende Kopfschmerzen schlafen gehen zu können.

Bei diesem Gedanken konnte Remus nicht anders als zu grinsen. Es war doch immer wieder herrlich, wie sich der Spross der Snapes anstellte, wenn er partout nicht nachgeben wollte und ihm die Dinge - so wie sie sich verhielten - einfach nicht in den Kram passten. Als er die beiden schon fast erreicht hatte, konnte er in beider Augen ein hoffnungsvolles Glitzern sehen. Sein Schmunzeln wurde breiter. Das Funkeln hatte bei ihnen wohl unterschiedliche Ursachen. Grob gesagt war es den Zweien der Gedanke an Erlösung. Allerdings erhoffte sich Severus wohl, dass er nun endlich jemanden - wenn Remus richtig lag, würde der Schwarzschopf ihn als vernünftig bezeichnen - zum mehr oder weniger stummen, aber verständigen Unterhalten gefunden hatte, währenddessen Andromeda darauf zählte Remus noch ein wenig entführen zu können, solang Lily nicht da war. Zumindest schätzte der Jüngste sie so ein. Ob er Recht behielt lag auf einem anderen Tablett.

"Wo hast du Lily gelassen?", überrumpelte ihn die Erstklässlerin prompt.

Bevor er auf die Frage einging, nahm er links von Severus und somit rechts von Lily Platz.

"Sie wollte sich ein wenig abkühlen", gab er schlicht zur Antwort.

"Warum das denn? Hast du sie zu sehr strapaziert."

Er lächelte auf diesen leicht überraschten Kommentar hin.

"Vielleicht hätte ich die letzten beiden Tänze lassen sollen. Sie konnte kaum noch stehen. Ich hab es übertrieben."

Andromeda schüttelte den Kopf.

"Ach Quatsch. Denk ich nicht. Lily meinte, dass sie sich vor allem auf das Tanzen freut. Und das Gefühl danach richtig am Ende zu sein."

Sie lachte leicht.

"Naja, das hast du ja dann auch geschafft, nicht?"

Der Gryffindor lief ein wenig rot an. Es war ihm unangenehm. Ja, vielleicht hatte Lily es so gewollt, aber es war nichts desto trotz falsch gewesen.

"Es tut mir trotzdem leid. Ich hätte es nicht übertreiben sollen."

"Jetzt kannst du es auch nicht mehr ändern", brachte Severus sich ein. "Schon sie den Rest des Abends als Wiedergutmachung."

"Und faul hier rumsitzen?", platzte es aus seiner Gegenüber heraus. "Das ist doch stink langweilig."

"Wenn es dir nicht gefällt, dann hättest du dir eben eine andere Begleitung suchen sollen. Du wusstest von Anfang an, dass ich nicht zum Ball wollte. Und dass ich dann auch nicht sonderlich viel tanzen will liegt doch da auf der Hand. Oder etwa nicht?"

Sie blies ihre Wangen auf.

"Severus Snape, du bist ein so was von aufgeblasener, besserwisserischer Tunichtgut. Das ist ja kaum noch zum Aushalten. Ich hab mich so gefreut und jetzt hocken wir hier schon eine geschlagene Stunde, weil du zu faul bist und ich dich ja schlecht allein sitzen lassen kann."

"Meinetwegen hättest du das gern tun können. Dann hätte ich wenigstens meine Ruhe gehabt."

"Wie bitte?!"

Sie sah ihn sauer an und wollte schon kontern, als Remus - der sich zurückgehalten hatte - dazwischen ging.

"Jetzt hört doch auf zu streiten. Das ist doch dumm. An so einem schönen Abend sollte man nicht streiten."

Er sah zu Andromeda. Sein Blick war fest. Ebenso wie seine Stimme. Er war von seinen Worten überzeugt.

"Wenn er nicht mit dir tanzen will, dann solltest du ihn nicht dazu zwingen. Und du Severus, du könntest ruhig netter sein. Ihr kennt euch schon so lang. Da solltest du mit ihr umzugehen wissen."

Er seufzte leise.

"Ihr streitet euch wie kleine Kinder."

Andromeda schmunzelte und kicherte.

"Aber Remus, wir sind doch noch Kinder. Du hörst dich schon wie ein alter Mann an. Vielleicht solltest du nicht mehr so viele Moralpredigten halten, sondern dich ein bisschen mehr an unseren Haarspaltereien beteiligen. Die gehören nun mal zu Kindern. Und du bist auch ein Kind. Also sieh nicht immer alles so ernst."

Sie lächelte Severus an.

"Außerdem hab ich das ja nicht so gemeint. Ihr wisst doch wie ich bin."

"Ja, leider", gaben die Jungs synchron von sich.

Sie sahen sich an, blickten zu der schon wieder leicht wütenden Andromeda und konnten nicht anders als - gemeinsam mit der Ravenclaw - zu lachen. Es war mal wieder typisch. So verschieden und doch ein und der selben Meinung.
 

Die Zeit verging rasch. Die drei Erstklässler hatten sich über den bisherigen Abend ausgetauscht. Die Organisation war wirklich perfekt gewesen. Bis jetzt war noch nichts schief gegangen. Bis auf die Tatsache, dass Andromeda bis jetzt kaum Gelegenheit hatte sich ihre Füße wund zu tanzen, wie sie immer wieder betonte. Irgendwann hatte Remus beschlossen sich einen der gestapelten Zaunspfähle zu schnappen und seiner Freundin den indirekten Wunsch zu erfüllen. Einen Tanz hatte er ihr geschenkt, wobei er es sofort bereute nicht eher auf ihre Bedürfnisse eingegangen zu sein. Sie war eine fabelhafte Tänzerin. Anders als Lily trat sie ihm kein einziges Mal auf die Füße. Sie passte sich perfekt seinen Bewegungen an, drehte sich schwungvoll, lies sich ohne Probleme führen. Bei jeder Drehung flog ihr Rock mit und schmiegte sich, wenn sie wieder zur Ruhe kam, eng an ihren Körper, wobei der Stoff hin und wieder auch Remus streifte. Mit ihr über die Tanzfläche zu gleiten war einfachtraumhaft, so dachte der Nachwuchs der Lupins. Innerlich war er wirklich enttäuscht, als die Musik schließlich verklungen war und sie ihn lächelnd ansah. Wobei ihr Atem ein wenig erhöht war. Eigentlich hatte er sie um einen weiteren Tanz bitten wollen, aber nachdem sie sich kurz nach der Uhrzeit erkundigte, wurde ihm erst recht bewusst wie spät es eigentlich schon war und wie lang seine eigentliche Begleitung schon fehlte. Abrupt lies er von Andromeda ab.

"Ich geh mal nach Lily suchen", meinte er entschuldigend. "Sie ist schon ziemlich lang weg. Wenn sie draußen ist und die Zeit vergessen hat, dann holt sie sich den Tod."

"Ja, versteh ich. Aber versprich mir nachher noch mal mit mir zu tanzen!"

Den letzten Satz hatte sie ihm hinterher gerufen, hatte er sich bereits auf den Weg gemacht.

Zurück in der Eingangshalle blieb Remus stehen und lies seinen Blick schweifen. Bevor er sich auf die Suche nach Lily machte, musste er sich wohl oder übel überlegen wo sie sein konnte. Würde er einfach Hals über Kopf drauflos rennen, dann würde er früher oder später in einer Sackgasse landen und nochmals von vorn anfangen müssen. Wenn er Pech hatte, dann würde er sie unter Umständen gar nicht mehr ausfindig machen und am nächsten Morgen eine ihrer Standpauken aushalten müssen, da sie wieder beim Ball gewesen war, er allerdings verschwunden geblieben war. Er seufzte leise. Nein, eine Moralpredigt der Rothaarigen war das Letzte, was er hören wollte.

Ein paar Schritte ertönten. Remus sah sich um und erspähte Professor Redwing, welche eingehakt bei ihrem Mann, langsam auf ihren Schüler zukam. Sie redete mit ihrem Begleiter und bekam den Jungen erst mit, als sie wenige Schritte von ihm entfernt waren. Ein seichtes Lächeln zierte ihr Gesicht.

"Guten Abend, Remus", begrüßte sie ihn mit sanfter Stimme.

"Guten Abend, Professer. Mr. Redwing."

Die junge Lehrerin lachte leicht.

"Sei doch nicht so verkrampft. Nicht an einem solchen Abend."

Der junge Gryffindor wurde ein wenig rot und nickte nur leicht.

"Was tust du so allein um diese Uhrzeit hier? Ich dachte du bleibst bis zum Schluss. Immerhin hast du mit bei den Vorbereitungen geholfen. Oder hast du keine Lust mehr?", fragte sie neugierig.

"Doch, doch!", gab er rasch zur Antwort und lächelte ebenfalls. "Es ist nur... Ich suche meine Begleitung. Sie müsste schon vor einiger Zeit zurück gekommen sein, aber da sie das nicht ist, habe ich beschlossen sie zu suchen."

Der Blick Professor Redwings wurde von Besorgnis geziert.

"Sollen wir dir vielleicht helfen?"

Ein wenig zaghaft schüttelte er den Kopf. Fast so, als wäre es ungehörig oder unverzeihlich dieses Angebot abzulehnen.

"Ich denke ich werde sie schon finden. Weit wird sie denke ich nicht sein."

Seine Erzieherin seufzte leise und nickte.

"Wie du meinst. Aber wenn du es dir anders überlegst, dann sag uns bescheid, ja?"

Sie lächelte erneut.

"Ich bin deine Lehrerin und da um dir zu helfen, ja?"

"Ja", erwiderte er kurz.

Es tat ihm inzwischen schon regelrecht leid abgelehnt zu haben, aber so lang dürfte es sicherlich nicht dauern sie zu finden. Die Hexe hakte sich bei ihrem Begleiter ein und schmunzelte ihn an.

"Noch einen schönen Abend, Remus. Ich hoffe du findest Lily bald. - Komm Vlad."

Sie setzte sich in Bewegung und zog den Hünen hinter sich her. Leicht irritiert sah der Brünette ihnen hinterher. Er fragte sich in diesem Moment wie es eigentlich möglich war, dass die beiden zusammen gekommen waren. Bis auf den Kleidungsstil - schwarz - waren Mr. und Mrs. Redwing so verschieden wie Tag und Nacht. Er schien schon ein wenig älter zu sein - fünfunddreißig vielleicht - war riesig und sprach kaum. Sie war an die zwanzig bis fünfundzwanzig - so alt musste sie mindestens sein, war sie Lehrerin, ansonsten hätte er sie für weitaus jünger geschätzt - hatte eine normale Körpergröße und war äußerst nett und schien auch gern zu reden. Grübelnd kratzte er sich am Hinterkopf. Wie hieß es doch so schön? Gegensätze ziehen sich an. Er seufzte leise, als er bemerkte, dass seine Gedanken in falsche Richtungen gingen. Lily war im Moment entscheidend.

,Also was hat sie gesagt? Sie wollte sich abkühlen?', dachte er bei sich und sah zum großen Eichenportal.

Vielleicht war die Erstklässlerin nach draußen gegangen. Ein wenig frische Luft und kühlender Nachtwind tat gut, allerdings blieb dies zu bezweifeln. Es war bereits Winter und somit eiskalt. Lily hatte ohne Mantel die große Halle verlassen. Wenn sie nach draußen gegangen wäre, dann wäre sie niemals so lang fortgeblieben. Wenn doch, dann müsste ihre Haut inzwischen eine bläuliche Färbung angenommen haben und die Gryffindor müsste vollkommen unterkühlt sein. Zudem würde Lily sicherlich des nachts nicht mehr das Schloss verlassen wollen. Weshalb? Ihr und Remus war das Ereignis mit Elena noch zu gut im Gedächtnis. Der Rotschopf hatte selbst gemeint, dass sie nur ungern in nächster Zeit hinunter zum See gehen wollte. Zwar war dieser ein Stück vom Schloss entfernt, allerdings konnte Lily einfach nicht rational bleiben und hegte ab und an den Verdacht, dass "diese seltsamen Wesen" - wie sie Elena und die grollenden Geräusche selbst tituliert hatte - sich nachts weiter von ihrem Gewässer entfernten und es nicht auszuschließen sei, dass sie vielleicht sogar ins Schloss eindringen könnten. Bei diesem Gedanken lief es Remus eiskalt den Rücken hinunter, auch wenn er sich das Ganze selbst nicht vorstellen konnte. Allerdings war es kein anregender Gedanke - so fand er. Aufgrund der Befürchtungen jedoch hielt er es für recht unwahrscheinlich, dass die junge Evans zu dieser Zeit - es war inzwischen weit nach Mitternacht - noch nach draußen gegangen war. Aber wo konnte sie dann sein?

"Fiffy, lang nicht gesehen", unterbrach eine schneidende Stimme seine Gedankengänge.

Der Spross der Lupins biss sich leicht auf die Unterlippe. Er kannte diese eiskalte, herablassende Stimme nur zu gut. Und es gab nur einen einzigen Menschen, der ihm so wenig Respekt entgegen brachte und ihn mit Hundenamen rief.

"Ist unser kleiner Straßenköter etwa schwerhörig geworden? Soll ich dir vielleicht ein wenig behilflich sein mit einem Sonorus? Vielleicht hörst du uns ja dann? Oder sollen wir dir die Ohren putzen. Scheinst das ja länger nicht gemacht zu haben, so wie du aussiehst."

Wütend fuhr Remus herum und starrte in die kalten blauen Augen des Siebtklässlers.

"Noch ein Wort und du wirst es bereuen je geboren worden zu sein!"

Für diese ruppige Antwort erntete er lediglich Gelächter. Sowohl von Malfoy, als auch von dessen Begleitern - die zwei ältesten der Blackschwestern, die Lestrangebrüder, der Nachwuchs des Hauses Crabbe und der des Hauses Goyle.

"Fiffy, Fiffy, Fiffy. Es ist wirklich nicht normal, dass du immer so schnell aus der Haut fährst. Du solltest dir helfen lassen, sonst könnte es chronisch werden."

"Das Einzige, was hier chronisch ist, das ist deine krankhafte Ignoranz, deine krankhafte Ichbezogenheit und dein übersteigertes Selbstwertgefühl! Für wen oder was hältst du dich überhaupt?"

Amüsiert blitzte ihn der Ältere an. Ein Hauch eines Grinsens deutete sich auf seinen Lippen an.

"Für einen reinblütigen, talentierten Zauberer", erwiderte Narcissa anstelle ihrer Begleitung.

Sie sah ebenso herablassend auf den Jüngeren hinab, wie es ihr Verlobter tat. Lucius' Schmunzeln wurde bei diesem Kommentar deutlicher. Anscheinend hatte sie genau das gesagt, was ihm auf der Zunge gelegen hatte.

"Vielleicht sollte ein Halbblüter - wie du - es sich genau überlegen was er wie sagt", fuhr sie in fast schon drohendem Ton fort. "Du gehörst einer Bande von Blutsverrätern an, also solltest du einem Reinblüter gegenüber mehr Respekt zeigen. Aber allen Anschein nach fehlt dir der. Aber wer soll ihn dir schon beigebracht haben? Deine Eltern sind sicher ebenso unnütze Taugenichtse wie du. Was willst du da schon an Manieren gelernt haben?"

"Sei still! Du weist doch gar nicht, was du da sagst!", entfuhr es dem Braunschopf. "Meine Eltern sind keine Taugenichtse! Sie sind sicher mehr wert als eure ganze Bagage zusammen! Wenn sich jemand nicht zu benehmen weiß, dann ja wohl ihr. Oder was sind das für ein Benehmen, wenn man andere Leute grundlos fertig macht und piesackt? Sehr viel gehört dazu sicher nicht."

"Es wundert mich", warf die andere Blackschwester ein, "dass ein Bengel wie du das Wort Bagage überhaupt in seinem Wortschatz hat."

Die Slytherins lachten laut und gehässig auf. In Remus stieg die Wut empor. Wieso musste er sich mit diesem... diesem Pack abgeben? Wieso konnten sie ihn nicht einfach zufrieden lassen? Wenigstens heute? Aber anscheinend war das zu viel verlangt. Er ballte seine Hände unbemerkt zu Fäusten. Er spannte und entspannte sie immer wieder um sich leicht abzuregen. Er lies seinen Blick durch die Gruppe schweifen, blieb schlussendlich jedoch wieder an dem Platinblonden hängen, welche langsam auf ihn zukam - mit einem selbstsicheren Grinsen auf den Lippen. Kurz vor Remus begann er die Richtung ein wenig zu ändern. Mit bedächtigen Schritten umrundete er den Erstklässler ohne ihn aus den Augen zu lassen. Remus sah ihn ebenfalls an, blieb jedoch stehen. Er hörte wie Lucius die Luft ausstieß.

"Weißt du was ich mich gefragt hab, Fiffy?", begann er in nachforschendem Ton, erhielt jedoch keine Antwort. "Hast du sie wirklich gebissen?"

Verständnislosigkeit stand in den Augen des Erstklässlers geschrieben.

"Unten im Kerker", wisperte Malfoy und setzte zur zweiten Umrundung an. "Die Slytherin. Das blutüberströmte Mädchen."

Mit einem Schlag begann sich im Gryffindor alles zusammen zu ziehen. Sein Herz hämmerte in kaum vorstellbarem Rhythmus gegen seinen Brustkorb. Seine Fingernägel gruben sich tief in seine Handflächen; den Schmerz bemerkte er gar nicht. Die Pupillen Lupins verengten sich - fast schon zu Schlitzen - und starrten geradewegs ins nichts. Sie zitterten leicht. Nein, nicht nur seine Pupillen. Sein gesamter Körper hatte sich augenblicklich versteift und zu zittern begonnen. Er brach in kalten Schweiß aus.

Wieso spielte der Slytherin auf diese Sache an? Remus hatte gehofft, dass sich alles bis jetzt wieder gelegt hatte. Das man ihn deswegen nicht wieder behelligen würde. Gerade hatte er die Sache weitestgehend verarbeitet und für sich abgeschlossen und nun riss Malfoy ohne Vorwarnung die verheilte Wunde mit aller Gewalt wieder auf. Beim bloßen Gedanken an das Szenario wurde ihm schlecht. Sein Hals war wie zugeschnürt. Vor seinem geistigen Auge spielte sich alles wieder ab. Sein erstes Treffen mit Elena... Später hatte er in der Eingangshalle gestanden - genau wie jetzt - und diesen seltsamen Schatten gesehen, ihn jedoch für Einbildung gehalten. Erst als er den gellenden Mädchenschrei in seinen Ohren hatte klingeln hören, hatte er begriffen was für einen fatalen Fehler er begangen hatte, als er den Schatten - der sich später als Vampir entpuppt hatte - für ein Hirngespinst gehalten hatte. Sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht, als er seinen Gedanken weiter folgte. Er war in den eiskalten Kerker hinab gerannt und hatte schließlich den Missetäter auf frischer Tat ertappt und in die Flucht geschlagen. Nach und nach gingen die Erinnerungen in Fetzen - Bruchstücke über. Das Mädchen, welches verblutend in seinen Armen lag - der süßliche Geruch, welcher in seine Nase stieg - der Blutrausch, welcher langsam von ihm Besitz ergriff und das brutale, gefühlskalte Tier in ihm weckte - die erschrockenen Schrei der anderen, das grobe Entreißen der Verletzten - ... - die Verurteilung durch die anderen. Diese grausamen Blicke. Diese bedrückende Kälte. Alles stieg wieder in ihm auf und ließ ihn schwer schlucken.

"Erinnerst du dich?", wisperte Lucius in das Ohr des Jüngeren, welcher daraufhin erschrocken zusammen fuhr, hatte er nicht damit gerechnet.

Mit einem sadistischen Lächeln umkreiste Malfoy sein Opfer abermals.

"Hast du sie gebissen?", fragte er in tonlosem, fast schon quälendem Ton. "Hast du dich an ihr gelabt? Hast du sie fast blutleer gesogen?"

Immer wieder murmelte Remus auf die Fragen hin ein leises, ängstliches "Nein." Er wollte sich verteidigen, aber es viel ihm unsagbar schwer. Er hatte sich schon so oft gerechtfertigt. So viele Nächte aufgrund der Vorwürfe sich selbst gegenüber kein Auge zugetan. Er konnte nicht mehr. Er wollte das nicht mehr.

"Hast du nicht?", flüsterte der Reinblüter in neugierigem Ton. "Und warum hast du dann solche Angst? Wenn du unschuldig bist, dann sollte es dir nicht so viel zu schaffen machen."

"Ich hab nichts getan!", rief er aus und fuhr zu dem Siebzehnjährigen herum.

Es ging schneller, als der Nachwuchs der Lupins es erwartet hatte. Lucius hatte ihn noch in der Bewegung geschnappt. Mit Daumen und Zeigefinger hielt er den Kopf des Jüngeren fest, dass er diesen nicht mehr fortdrehen konnte. Die anderen Finger ruhten unterm Kinn. Die kalten Augen erdolchten ihn förmlich.

"Soso, hast du das also nicht."

Fast schon behutsam strich der Siebtklässler ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und lächelte dabei fast schon herzlich.

"Vielleicht glaub ich dir das sogar, Lupin", meinte er im Plauderton. "Einem kleinen Unschuldslamm wie dir ist so eine grässliche Tat nur schwer zuzutrauen. Findest du nicht auch?"

Der Erstklässler konnte nichts erwidern. Er war wie gelähmt vor Schreck. Seine Gedanken verrannten sich ineinander. Was sollte das Ganze? Was wollte Malfoy? Und wieso spielte er plötzlich den Freund? Den heiligen Samariter, der alle Vergehen sofort für null und nichtig erklärte und zu ihm stand? Hier musste es mehr als nur einen Haken geben.

"Aber weist du", fuhr er fort, wobei sich seine Mimik veränderte und wieder die teuflischen Züge von vor wenigen Minuten annahm. "Wie heißt es so schön? Stille Wasser sind tief und schmutzig. Außerdem sind deine Eckzähne recht gut zum Beißen zu gebrauchen, wenn ich mich recht entsinne."

Grob und wie bei einem Hund, besah er sich Remus' Gebiss. Dieser stieß ihn heftig von sich und landete durch die Wucht selbst auf dem Boden. Erschrocken sah er Malfoy an. Sein Herz schlug noch immer rasant. Das Blut pochte in seinen Schläfen.

"Was soll das?!", schrie er den Blondschopf an.

"Bei deinen Zähnen kann man wirklich Angst bekommen", meinte Malfoy lachend. "Vielleicht ist Fiffy für dich doch nicht die richtige Bezeichnung. Blutsauger passt da schon eher."

"Sei still!", rief Remus und zog seinen Zauberstab.

Zu einem Zauberspruch kam er jedoch nicht mehr, wurde ihm der Stab auch schon aus den Händen gerissen. Sein Blick irrte zu den anderen Slytherins. Einer der Lestranges hielt seinen eigenen Zauberstab - welcher noch glühte - in Händen und schüttelte den Kopf.

"Du solltest dich nicht mit uns anlegen", meinte er nur in teilnahmslosem Ton.

Remus knurrte leise. Natürlich. Wie hatte er vergessen können. Die Slytherins spielten nicht fair. Besser gesagt, sie taten es schon. Sieben Slytherins gegen einen Gryffindor war natürlich fair - in ihren Augen. Wie hätte er auch etwas anderes denken können?

Als er sich wieder zu Malfoy umwandte, blieb sein Herz stehen. Der Ältere hielt ihm seinen Zauberstab direkt vor's Gesicht. Der Nachwuchs der Lupins schluckte schwer. Sicher würde der Siebtklässler nicht zögern ihn zu verfluchen. Weshalb auch? Der Gryffindor war in seinen Augen nur Abschaum. Nicht nur aufgrund des Hauses. Ebenso wegen seiner Familie und seines Blutstatus'. Und soweit er Malfoy kannte, würde er sich diese Chance nicht entgehen lassen ein potentielles Opfer zu quälen.

"Du sagst ja gar nichts mehr", witzelte Lucius und schmunzelte belustigt. "Hat es dir etwa die Sprache verschlagen?"

Remus' Blick wanderte zwischen der Spitze des Holzstabes und dem Antlitz seines Angreifers hin und her. Kalter Schweiß stand ihm ins Gesicht geschrieben. Wut stieg in ihm auf. Sowohl auf sich, dass er sich so leicht hatte in die Enge treiben lassen, als auch auf den Slytherin, da dieser es immer wieder problemlos schaffte ihn zu erniedrigen und dabei noch ungeschoren davon kam.

"Spielen wir ein kleines Spielchen, Fiffy?", fragte er lächelnd. "Das macht sicher Spaß. Gut, vielleicht nicht dir, aber uns."

Der Braunschopf knurrte leise. Wie er ihn hasste. Diesen selbstgefälligen, ignoranten Egozentriker. Nie hatte er es für möglich gehalten solche Gefühle zu hegen. Aber nun - da er Lucius kannte - war es für ihn ein Leichtes. Das Knurren Remus' wurde lauter. Tief in sich spürte einen unbändigen Zorn aufsteigen. Ein Groll, den er für gewöhnlich nur an Vollmondnächten hegte, wenn der Wolf in ihm durchbrach. Niemals Tage vorher. Seine Pupillen verengten sich noch ein wenig. Nicht vor Angst - wie es der Siebtklässler vielleicht denken mochte. Es war eher dem Reflex ähnlich, wenn ein Jäger seine Beute fixierte. Für einen Bruchteil einer Sekunde flimmerte der Blick des Jüngeren. Alles nahm einen grauen Schleier an, doch dann war wieder alles scharf und in Farbe. Doch dieser Augenblick hatte gereicht um Malfoy aus der Fassung zu bringen. Leichtes Überraschen stand in sein Gesicht geschrieben. Er rührte sich nicht. Remus nutzte diesen Moment und entriss dem Älteren seinen Zauberstab und stieß ihn zu Boden. Selbst sprang er auf die Füße und nahm nun selbst eine drohende Haltung über dem anderen ein. Er keuchte leise und hatte die Spitze des Stabes an Malfoys Hals gesetzt.

"Spielen willst du?!", keifte er ihn in lautem Ton an. "Das kannst du gern haben! Wir amüsieren uns so lang, dass du nicht mal mehr eins und eins zusammenzählen kannst!"

Der im Moment Unterlegene starrte ihn nur voller Unglauben an.

"Was bist du?", wisperte er. "Was bist du für eine Kreatur?"

Remus entglitten die Züge. Wie bitte? Was sollte das heißen? Hatte Malfoy etwa wirklich Angst? Oder spielte er nur? Oder hatte er Remus' kurzen Fassungsverlust mitbekommen? Doch zum Nachdenken blieb ihm keine Zeit, verspürte er einen stechenden Schmerz in der Seite, wobei er von den Füßen gerissen wurde und einige Meter durch den Raum flog. Keuchend blieb er am Boden liegen und hielt sich einen Teil der rechten Körperhälfte. Es dauerte einige Minuten bis er wieder klar sehen konnte. Er blickte auf und sah, wie die Horde Slytherins auf ihn zukam. Fast schon panisch sah er sich nach seinem Zauberstab um, konnte ihn jedoch nicht entdecken. Er hatte sich dafür wohl mehr Zeit genommen, als er gedacht hatte, wurde er ohne Vorwarnung in den Magen getreten. Stöhnend drehte der Gryffindor sich auf den Rücken und starrte in die Gesichter der älteren Hexen und Zauberer. Lucius hatte sich seinen Zauberstab inzwischen zurückgeholt und stand nun über ihm. Sein Gesicht sah keineswegs entspannt aus. Allerdings war der Anflug von Angst schon wieder nahezu verflogen.

"Ich weiß nicht was du bist, Lupin", begann er, "aber eine normale Küchenschabe wie das Rothaarige Schlammblut sicher nicht."

"Sprich nicht so von Lily", brachte er zähneknirschend hervor.

"Du bist nicht so harmlos wie du anderen Glauben machst", fuhr der Platinblonde fort ohne auf ihn einzugehen. "Aber solchen Kreaturen sollte man von Anfang an zeigen, wer das Sagen hat, damit sie es gleich verstehen."

Nun kam wieder das sadistische Grinsen hindurch.

"Und ich weiß auch schon wie."

Er richtete seinen Zauberstab auf den Jüngeren.

"Sonorus."

Remus erblasste. Er wusste was das hieß. Oder besser - was es nicht hieß. Ohne Stimme würde ihn niemand hören... Er war den Launen der Sieben ausgeliefert. Das Grinsen des Ältesten wurde breiter.

"Ich gebe dir heute nur eine einzige Lektion. Schätz dich glücklich. Aber wenn du nicht lernst dich zu benehmen, dann könnten daraus auch mehr werden. - Sag: weißt du wie es sich anfühlt, wenn du von innen her verbrennst?"

Bei diesen letzten Worten ging ein gedämpftes Lachen durch die schwarz gekleideten Gestalten. Noch langsamer als in Zeitlupe schüttelte Remus seinen Kopf. Ein stummes "Nein" entfleuchte seinen Lippen.

"Doch. Crucio!"

Remus Augen weiteten sich. Er krallte sich mit den Fingern in den Boden. Unerträgliche Hitze wallte durch sein Inneres und drohte ihn zu verbrennen. Alles in ihm schien zu glühen. Seine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt. Es fühlte sich so an, als würde er am lebendigen Leibe in siedendem Öl gebraten werden. Nicht nur Haut und Knochen. Selbst die Knochen fühlten sich hundert Grad heißer an als normal. Sein Kopf und sein Herz schienen fast zu zerplatzen, rauschte das kochende Blut durch seine Venen und brachte ihn fast um den Verstand. Er schrie nach Leibeskräften und aus voller Seele, doch vergeblich. Es nützte nichts. Kein Laut kam über seine Lippen. Verzweifelt und der Qual vollkommen unterworfen wand er sich am Boden. Er drehte sich zur Seite und kauerte sich schließlich auf allen vieren zusammen. Der Verzweiflung nahe presste er sich gegen die kalten Steinfließen, doch Kühlung verschafften sie ihm nicht. Hoffnungslos - von dieser Pein erlöst zu werden - schlug er mit seiner Faust gegen den Boden. Sein Blick verschleierte. Es fehlte nicht viel - das wusste er - und er würde der Ohnmacht erliegen. Innerlich flehte er um Erbarmen und Erlösung. Heiße Tränen traten aus seinen Augen und liefen seine Nase hinab, bevor sich von deren Spitze auf den Boden träufelten. Das Gelächelter der Slytherins hallte während der ganzen Zeit in seinen Ohren wider. Er schrie. Schrie sich Leib und Seele heraus, doch nichts. Alles still.

Und plötzlich. Der Schmerz verschwand so plötzlich wie er gekommen war. Kraftlos und betäubt lies er sich gänzlich auf den Boden sinken und blieb mit rasselndem Atem liegen. Das Einzige, was er noch von den Schülern um sich herum mitbekam waren die letzten Worte seines Peinigers, bevor dieser sich auf und davon machte und den Abend auf sich beruhen ließ.

"Lass dir das eine Lehre sein, Fiffy. Das nächste Mal beschäftige ich mich ein wenig länger mit dir. - Ach und versuch ruhig deinen Freunden von heute Abend zu erzählen. Es gelingt dir ohnehin nicht."

Eine Ewigkeit schien zu vergehen bis Remus es fertig brachte sich hinzusetzen. Zusammengesunken hockte er da und rang noch immer nach Atem. Alles in ihm schmerzte. Das Schwindelgefühl war stark und er glühte immer noch. Denken konnte er nun nicht mehr. Selbst seine grauen Zellen schienen unter diesem Leid gelitten zu haben, wollten sie nicht arbeiten und versagten den Dienst. Die gesamte Motorik stand nur einen winzigen Schlag vom Versagen entfernt. Leise wimmernd und die Übelkeit unterdrückend kämpfte sich Remus auf die Beine. Im Moment wusste er nur eines. Er brauchte dringend Abkühlung. Mehr nicht. Wasser um wieder zu Sinne zu kommen und klar denken zu können. Ohne recht zu wissen wohin er ging, taumelte er durch die Eingangshalle. Alles wackelte und flimmerte vor seinen Augen. Wenn er aus dem Gleichgewicht geriet, so spürte er nicht, wenn er gegen eine kalte Steinmauer lief, tat ihm ohnehin alles weh. Er taumelte durch die Halle. Mit einer Hand tastete er sich an der Wand entlang und schleppte sich voran. Mit einem Mal wurde ihm schwarz vor Augen. Fast schon krampfhaft versuchte er die Balance zu halten, doch sinnlos. Er kippte nach recht weg und fiel erneut gegen etwas Hartes. Doch diesmal war es kein Stein. Als er gegen es geschlagen war, hatte es ein dumpfes Geräusch gegeben. Mit seiner Hand fuhr er über die raue Oberfläche.

,Holz...'

Er hob seinen Kopf und sah auf. Er lehnte gegen eine Tür. Sie führte zur Mädchentoilette. Einen Moment zögerte er, drückte dann jedoch die Klinke nach unten um hinein zu stolpern. Um diese Uhrzeit war niemand hier, also würde es nichts ausmachen, wenn er sich hier Kühlung verschaffte. Ob er es bis zur Jungentoilette in diesem Zustand schaffte war fraglich, also konnte er auch gleich hier bleiben. Er stolperte durch das Dunkel, waren die Lampen schon gelöscht. Gerne hätte er den Raum erhellt, allerdings lag sein Zauberstab noch immer irgendwo in der Eingangshalle. Er hatte vergessen ihn mitzunehmen. Doch dies tat im Moment nichts zur Sache. Er würde ihn sich später holen. Er würde schon nicht abhanden kommen.

Keuchend erreichte er das Waschbecken. Verkrampft hielt er sich an dessen Rand fest und starrte in den Spiegel. Das Mondlicht zeigte ihm in was für einem grauenhaften Zustand er eigentlich war. Er war kreidebleich und wirkte vollkommen ausgezehrt. Unter seinen Augen hatten sich Augenringe gebildet. Fast so, als hätte er nächtelang nicht geschlafen - genau so fühlte er sich auch. Mit zitternden Händen drehte er das Wasser auf. Er atmete erleichtert auf, als das kühle Nass über seine Handgelenke floss. Langsam senkte der Braunschopf seinen Kopf und hielt diesen unter den Wasserstrahl, wobei er die klare Flüssigkeit immer wieder zusätzlich in sein Gesicht spritzte. Ab und an nahm er ein paar wenige Schlucke, behielt die Erfrischung einige Sekunden im Mund und schluckte sie schließlich hinunter. Er konnte regelrecht spüren wie sie seine ausgedörrte Kehle hinab rann. Remus drehte das Wasser ab und richtete sich auf. Er wischte sich mit dem Ärmel über's Gesicht um sich so ein wenig zu trocknen. Abermals sah er in den Spiegel und murmelte vor sich hin, wie schrecklich er doch aussah, allerdings erfüllte kein einziger Ton den Raum. Zähneknirschend wandte er sich ab und lehnte sich leicht gegen das Waschbecken. Nicht mal sein Seufzen hatte Klang. Und woran lag dies? An diesem vermaledeiten Malfoy. Hätte er ihn nicht diesen Sonorus-Zauber auf den Leib gehetzt, dann wäre er nun stumm wie ein Fisch. Normalerweise verflog dieser Fluch schnell. Der Siebtklässler schien ihn jedoch besser zu beherrschen, als Remus gedacht hatte. Oder er hatte ihn verändert. Sonst war es kaum möglich, dass der Gryffindor noch immer nichts sagen konnte. Aber im Moment tat dies nichts zur Sache. Wenn er seinen Zauberstab wiederhatte, dann würde er sich davon schon befreien können. Um sein Zauberutensil jedoch zu erhalten, musste er zurück in die Eingangshalle. Resignierend setzte er sich in Bewegung, kam jedoch nicht weit, stolperte er über etwas Großes. Da er noch immer nicht voll auf der Höhe war, ging er recht unsanft zu Boden. Stumm fluchend sah er sich um über was er gefallen war. Dabei verzog er leicht das Gesicht, als er eine klebrige, zähflüssige Substanz an seiner Hand spürte. Langsam hob er sie an und roch daran, um festzustellen in was er gegriffen hatte. Sein Herz setzte für einen Moment aus. Das konnte doch unmöglich das sein, wofür er es hielt. Abrupt wandte er sich auf dem Boden um um nachzusehen wer oder was hier lag. Seine Augen weiteten sich, als er die Gestalt erkannte. Ein stummes "Nein" kroch über seine Lippen. Millimeter für Millimeter kroch er näher, wollte und konnte er es nicht wahrhaben. Er schüttelte den Kopf.

,Bitte nicht... Nein...'

Tränen begannen über seine Wangen zu laufen, als er die Rothaarige in ihrer eigenen Blutlache liegen sah. Er griff nach ihrer Hand, welche eiskalt war. Sein Körper begann zu zittern.

,Lily... Bitte. Das darf nicht war sein...'

Fast schon behutsam zog er sie in seine Arme und strich ihr das verklebte Haar - ironischer Weise konnte man es heute wirklich als blutrot bezeichnen - aus dem Gesicht. Immer wieder wisperte er ihren Namen, doch alles blieb still. Er saß mit ihr in diesem dunklen, vereinsamten Raum, der lediglich durch spärliches Mondlicht erhellt wurde. Leise schluchzte er und schüttelte die Ältere sacht. Er flehte sie an die Augen zu öffnen, doch sinnlos. Voller Verzweiflung starrte er auf ihr blutverschmiertes Antlitz. Sein Blick war durch die Tränen verschwommen. Verzweiflung erfüllte ihn. Was sollte er nur tun? Wie sollte er ihr helfen?

Der süßliche Geruch des Blutes stieg ihm in die Nase und begann ihn zu betäuben. In ihm begann der Wolf nach frischer Beute zu lechzen. Er fletschte regelrecht die Zähne nach dem zarten Frischfleisch. Angewiderte schüttelte Remus den Kopf und atmete tief durch.

,Reiß dich zusammen. So etwas darfst du noch nicht einmal denken.'

Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, sodass er wieder klar sehen konnte.

"Ich helfe dir, Lily. Keine Angst", wisperte er, noch immer ohne sich selbst zu hören.

Er kreuzte die Arme der Rothaarigen vor der Brust und schob seine eigenen unter den Achseln hindurch, um die Gryffindor - ähnlich wie beim Rettungsschwimmen - ebenfalls überkreuzt festzuhalten. Er kämpfte sich auf die Beine und begann Lily mit sich zu ziehen.

,Das wird wieder, Lily. Keine Angst. Madame Pomfrey kriegt das wieder hin.'

Langsam rückwärts laufend kämpfte er sich zur Tür vor. Er keuchte leise, war die Ältere eindeutig zu schwer für ihn. Schweiß stand auf seine Stirn geschrieben. Mit einigen Umständen gelang es ihm mit dem Ellenbogen dir Türklinke nach unten zu drücken. Mit dem Fuß stemmte er sie auf und schleifte die Freundin weiter. Dort, wo ihre Füße den Boden berührten, blieb eine Blutspur zurück. Noch immer stieg ihm dieser seltsame, süßliche Geruch in die Nase. Remus musste sich sichtlich beherrschen, dass er nicht der inneren Bestie nachgab. Mehrmals hatte er die Augen schließen müssen und war blind den Gang entlang getappt, um sich selbst zu besinnen und nicht wirklich noch die Kontrolle zu verlieren. Mit rasselndem Atem erreichte er die Eingangshalle. Hilfe suchend sah er sich um. Jemand musst ihm doch helfen. Er schrie aus voller Kehle nach Hilfe, doch vergebens. Noch immer wirkte der Fluch. Erneut rannen ihm Tränen über das Gesicht, war er voller Verzweiflung. Noch spürte er einen schwachen Puls bei Lily, aber wenn nicht bald jemand half...

Schritte wurden laut. Sein Blick wanderte umher und blieb an zwei dunklen Gestalten, wobei eine der beiden die Hände erschrocken vor's Gesicht geschlagen hatte. Der Blick des jungen Lupins war zu verschleiert um genaueres zu erkennen. Die zwei Figuren kamen schnell näher. Als er in ihnen Severus und Andromeda erkannt, entspannte er sich fast schon. Doch das war ein Fehler, verlor er dadurch den halt und ging mit Lily zu Boden. Ihm war schwarz vor Augen, doch er war noch immer da. Er hörte, wie die beiden mit ihm und Lily redeten, doch antworten konnte er ohnehin nicht, selbst wenn er es gewollt hätte. Er spürte, wie sie den Rotfuchs sacht von ihm zogen und ihn selbst auf den Rücken drehten. Die Augen konnte er nicht öffnen. Grässliche Übelkeit erfüllte ihn.

"Ich hole Madame Pomfrey", meinte Andromeda schnell. "Kümmere du dich um die beiden."

Der Gryffindor hörte, wie sie sich mit schnellen Schritten entfernte. Dann riss Stoff und es war still - bis auf leises Rascheln. Ganz langsam öffnete Remus die Augen. Er sah überall Sternchen.

"Bleib liegen", meinte Severus mit bestimmender Stimme.

Remus drehte leicht den Kopf und sah zu ihm. Er hatte ein Stück seiner Jacke abgerissen und die blutende Wunde an Lilys Hals verbunden, welche ihr Begleiter des Abends in seinem Zustand selbst nicht mitbekommen hatte.

"Was ist passiert?", fragte Severus und sah kurz zu ihm, kümmerte sich dann aber weiter um die Erstklässlerin, war diese eindeutig schlechter dran. "Wer hat sie so zugerichtet? Und wie geht's dir."

Remus wollte antworten, aber noch immer drang kein Laut über seine Lippen. Leicht schüttelte er den Kopf und blieb erschöpft liegen. Es hatte ohnehin keinen Sinn. Solang ihn niemand vom Sonorus befreite, konnte er sich eigentlich jedes Wort sparen, blieb es so oder so ungehört. Malfoy würde er dafür zahlen lassen, ganz sicher. Aber bevor dies geschah, musste Lily geholfen werden. Was für ein Glück war es gewesen, dass Andromeda und Severus gerade zur Stelle gewesen waren.

"Wir haben uns Sorgen gemacht", meinte der Dunkelhaarige als es klar wurde, dass er keine Antwort erhielt. "Und da der Ball sowieso gleich vorbei ist, haben wir uns gedacht, dass wir euch suchen."

Ein spitzer Schrei lies Remus auf dem Boden leicht zusammenzucken. Er stützte sich ächzend auf den Ellenbogen und sah sich um. Aus der Großen Halle strömten die verbliebenen Schüler, blieben jedoch wie erstarrt stehen, als sie die drei sahen. Einige Mädchen hatten sich ängstlich an ihre Begleitung gekrallt und zitterten am ganzen Leib, schienen sie es nicht wahr haben zu wollen.

"Er hat es schon wieder getan", rief ein älterer Hufflepuff. "Er hat schon wieder ein Mädchen angefallen!"

"Das ist der Beweis", keifte ein Slytherin. "Er ist doch ein Vampir! Er hat uns allen was vor gemacht!"

Ein riesiger Tumult brach aus. Alle möglichen Anschuldigungen gingen auf den Spross der Lupins nieder. Dieser starrte nur ungläubig auf die Schülermassen und war sprachlos. Er wusste gar nicht, was er sagen sollte. Nun hielten sie ihn also wirklich für schuldig... Für die anderen jungen Hexen und Zauberer musste es so aussehen, als habe Severus ihn auf frischer Tat ertappt - aber so war es gar nicht. Doch für die Wahrheit würde sich wohl kaum einer von ihnen interessieren. Wie bereits beim ersten Mal - in den Kerkergängen - war er für sie schuldig. Nur würde es diesmal sicher nicht in Vergessenheit geraten, war es nun schon das zweite Mal, dass er zur - sehr falschen - Zeit am - ebenso falschen, verhängnisvollen - Ort gewesen war. Er schluckte schwer. Wie sollte er das nur wieder gerade biegen? Das würde ein Spießrutenlauf werden. Er sah in die vorwurfsvollen Gesichter und schien förmlich unter ihnen Worten und Blicken immer mehr zusammenzuschrumpfen. Noch nicht einmal wehren konnte er sich - dank Malfoy.

"RUHE!", rief plötzlich eine herrische Stimme, worauf hin alles Gerede erstarb.

Ungläubig sahen die Anwesenden zum Nachwuchs der Snapes. Severus funkelte sie wütend an. Er holte kurz für seine Moralpredigt Luft.

"Was fällt euch ein über ihn so daher zu ziehen?! Ihr habt doch überhaupt keine Ahnung, was hier überhaupt passiert ist. Nicht einmal rechtfertigen kann er sich vor euch. Obwohl - das muss er auch gar nicht. Ihr habt mit alledem nichts zu tun, also verschwindet entweder oder helft, aber steht nicht dumm in der Gegend herum, beschuldigt Leute und erdreistet euch eines Urteils!"

"Es ist bereits das zweite Mal, dass so etwas passiert und dass er in der Nähe ist!", warf eine Ravenclaw ein. "Da liegt es fast schon auf der Hand, dass er schuldig ist oder nicht?"

"Außerdem kann er sich doch rechtfertigen. Hindert ihn jemand daran?", rief ein Hufflepuff.

Severus sah zu Remus. Sie hatten Recht.

"Sag doch was, Remus. Was ist passiert."

Fast schon verzweifelt blickte der Braunschopf seinen Freund an und schüttelte mit dem Kopf. Es war ihm nicht möglich etwas zu sagen.

"Siehst du", spöttelte ein Slytherin. "Er sagt nichts. Und Schweigen kann man mit einem Geständnis gleichsetzen."

"Von wegen!", zischte jemand in ihren Reihen. "So ein Unsinn!"

Der Gryffindor sah auf. Er kannte die Stimme, nur konnte er sie im ersten Moment niemandem zuordnen. Er sah, wie sich Sirius, dicht gefolgt von James und Peter, durch die Massen kämpften und auf die drei Erstklässler zukam. Fast schon beschützend blieben die zwei Schwarzhaarigen vor ihm stehen - Peter stand ein wenig verloren an der Seite, fast so, als frage er sich, was er hier überhaupt tat - und warfen den anderen Schülern drohende Blicke zu.

"Er ist an überhaupt nichts Schuld", brachte sich James ein. "Wenn er wirklich ein Vampir wäre, dann müssten wir schon längst blutleer sein. Immerhin schlafen wir mit ihm in einem Schlafsaal. Sehen wir für euch in irgendeiner Art und Weise angeknabbert aus?!"

"Er ist ebenso wenig ein Vampir", meinte Sirius bemüht zurückhaltend, "wie wir es sind. Oder wie ihr es seid. Also lasst diese dummen Anschuldigungen!"

"Genau. Das hat er nicht verdient", rief nun Peter, der anscheinend ebenfalls nicht tatenlos zusehen wollte, wie sein Freund fertig gemacht wurde. "Außerdem, hat er sich vielleicht vor euren Augen schon mal in eine Fledermaus verwandelt oder ist er schon mal zu Staub zerfallen, als er nach draußen in die Sonne ist? Daran kann ich mich nicht erinnern. Und ich denke, wenn ihr einen ganzen Eimer Weihwasser über ihm auskippt, dann wird er - denke ich - ganz fürchterlich nass, so wie jeder normale Mensch auch. Aber auflösen wird er sich dann trotzdem nicht."

Severus und James stimmten dem Blondschopf dabei nur zu und verteidigten weiter. Remus hatte bei dem Wort Weihwasser schlucken müssen. Vielleicht war er ja kein Vampir, aber noch immer ein Werwolf. Ein Freund von Weihwasser war er da wirklich nicht.

"Ich denke", begann eine tiefe Stimme und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich.

Auf der Treppe stand Professor Dumbledore, der - zusammen mit Professor McGonagall, Novis und Madame Pomfrey - Andromeda nach unten gefolgt war. Er sah in die Runde.

"Ich denke, dass wir gut und gerne darauf verzichten können, dass einer der hier Anwesenden baden geht. Findet ihr nicht auch?"
 

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1.Akt, Kap. XIX - Ende

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2005-10-30T12:32:27+00:00 30.10.2005 13:32
Das war ein Dumbledore typische Kommentar ^^ Musste wohl loslachen als ich das gelesen hab... Was anderes hab ich von ihm gar nicht erwartet *gg*
Was Lucius angeht: *Lucius schnapp* *dessen Kopf gegen Wand haut* So ein Arsch... Ein Crucio und eine Blockade, damit Remus nichts weitererzählen kann. also dass... *sich aufpluster* *Lucius eine Standk´pauke halt* So ein mieser Arsch... Und Narzissa und dieses Slytherin-Gesindel auch... Hoffe die bekommen noch ne gerechte Strafe.
Ich hoffe, dass Lily es überlebt, was aber eigentlich klar ist, oder? Immerhin muss sie ja noch James heiraten ^^
War klar, dass jeder Remus die Schuld zuschiebt und keiner denkt daran, dass ohne ihn Lily wohl gestorben wär...

Was deine Frage im Vorwort betrifft:
Was Elena ist weiß ich nicht... Da hab ich keine Ahnung und enthalte mich auch lieber ^^
Bei dem Vampir vermut ich, dass es Vlad ist... Der ist mir nicht so ganz geheuer, wenn ich ehrlich bin...
Und Pairings: Also wie es bisher aussieht würde ich vermuten Lily/Remus und Andromenda/Severus... Obwohl mein Lieblingspairing Sirius/Remus ist *gg*
Aber das überlass ich auch dir und freue mich schon total auf das nächste Kapitel. *knuddl*
Hast du wirklich gut geschrieben und vor allem so viel *dich nochmal drück*
Bis dann.
Selen
Von: abgemeldet
2005-10-24T17:44:24+00:00 24.10.2005 19:44
Schließe mich in allen Punkten Grauwolf an. Armer Remus, Lucius ist echt ein Mistkerl. Warum kommt Professor Dumbledore eigentlich erst immer, wenn es zu spät ist? Grr, das regt mich auf *Malfoy wegkick*. Öhm, ja, ich fand ja auch süß, wie Remus überlegt hat, wie er Lily findet. Detektiv Remus ^^.
Stimmt, dieser Mr. Redwing ist schon verdächtig (Pst, kannst du nicht einmal Lucius beißen?). Süß fand ich auch, wie Sev, James und Sirius Remus verteidigt haben. Und sogar Peter. Sieh einer mal an, dachte ich mir.
Was die einzelnen Paare angeht, die Du Dir gedacht hast: Mir ist jedes Recht, solange Malfoy und Co. leiden (Uh, irgendwie habe ich das heute mit dem. Normalerweise finde ich ihn ja okay, aber in dieser FF.). So, jetzt muss ich mich erst einmal von diesem Kapitel erholen (*würde Malfoy Hals umdrehen, wenn sie ihn nicht weggekickt hätt*).
Bin schon total auf das nächste Kapitel gespannt.

VG
Gaia00
Von:  _-NanayA-_
2005-10-24T16:48:39+00:00 24.10.2005 18:48
XDDDDDDDDDDD~
;________________________; REMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII​IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII !
*heulz*
Der tut mir so leid..............
*knurr* Ich hassehassehassehassehassehassehasssehassssssseeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee Lucius !
Uarrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr ! Ich hasse ihn ja eh schön,aber egal XDD~~~
Ansonsten wieder ein schöner langer *-* und gelungenes Kap ^--------------^

aber...REMÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜ ! T_T
*Sturzbachtränen heultz*
Und Lily tut mir au leid ^-^'
JA,*grauwolf zustimmtz*
hoffendlich rengt sich das wieder ein ! ^.~;
*zwinker*
Hoffnung gibt es immer wiedr.....*träller*

..hrmhrm....*hüstel*
Okay,is ja gut !
Ich hör ja schon auf zu singen -.-;
*grinz*
..oder auch net !

Schreib schnelle weida ^---^
*knuddelkmuffz*
Lüb Ya !

*singend winkz* XDDD~~~

See Ya !
~*Kunus-Chan*~
Von:  Drachenherz
2005-10-24T14:27:56+00:00 24.10.2005 16:27
Kazu du weißt das dein Vorwort nich gerade "berauschend" war was Remis Gesundheit angeht ò.ó
Und was soll mit meiner Elena-chan sein? Sie is ne süße kleine Wasserdämonin (denk ich ma XD Is meine Vermutung)
Wer der Vampir sein könnte? Hm *grübel* Sev vielleicht? XD Is doch ne Miniaturausgabe von Draclua ^^
Kafka ... Kafka <.< den kenn ich irgendwoher >.> egal XD
Ähm Lily is größer als Remi? O.O Seit wann dasn?
>>Bevor er auf die Frage einging, nahm er links von Severus und somit rechts von Lily Platz.<<
Ich glaub da muss eher Andromeda hin, oder? ^^°
Oder .... ich hab grad ne andere Idee mit dem Vampir ^^ Es is Mr. Redwing! oder? Oder?! ODER?! Weil er dochmit Vornamen Vlad heißt, also Vladimir und so heißt doch auch Dracula oder? Oder? ODER?
*gefährlich mit der Augenbraue zuck* Was hast du mit Remi nu schon wieder vor? *Lucius mit Blicken erdolch* (wieso eigentlich nur mit Blicken? *Sense zück*)
jajaja Werwolf brich durch >.< brich durch und fall Lucius an >____< (eigentlich mag ich Lucius ja <.<)
KAZUMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! KOMM HER UND LEG DEINEN HALS ZWISCHEN MEINE HÄNDE DAMIT ICH ZUDRÜCKEN KANN!!!!!!!!!!!!!!!! Ich kill dich!!!! WIE KANNST DU ES WAGEN DEM ARMEN REMI EINEN CRUCIO AUSZUHALSEN!!!!!!!! Da hilft dir auch kein Vollmondspauiergang Ò__________________Ó Das is unverantwortlich!!!!!! GROAAAAAAAAAAAAAAAAAAH Wenn ich dich erwische!!!!!! Dann weißt du wie sich n Crucio anfühlt *knurrrrrrrrrrrrrr* Das regt mich jetz tierisch auf *grrrrrrrrr* *Zähne fletsch* *Krallen wetz*
O______________________O KAZUMIIIIIIIIIIII JETZ HAST DUS ZU WEIT GETRIEBEN!!!!! Remi schön und gut (*Remi knuddl* Sorry) ABER LILY!!!!!!!!!!!!!!!! WARTE BIS ICH DICH ERWISCHE! KRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR DU BIST SO GUT WIE TOT!!! BESTELL DIR SCHONMAL DEIN GRAB!!!!!!!! Die arme Lily!!!!! Und jetz beschuldigen sie sicher wieder den armen Remi! Ich könnte dich ò.ó Das wird noch Nachwirkungen haben (und zum Glück kennste die Sache nich womit man mich wieder ganz ruhig stellen kann ...... hoff ich jedenfalls)
Wie kannst du das den armen beiden nur antun ò.ó Zum Glück verteidigen Siri und James ...................und peter (-.-) Remi. Wer weiß was sonst wieder passiert wer! Wehe das rängt sich im nächsten Kap nich wieder ein *knurr* Dann gibt es aber so was von einem Donnerwetter

Deine dich-nich-mehr-so-ganz-lieb-habende Grauwolf

P.S.: Sorry, wenns n bissl übertrieben rüberkommt, aber argh >.< Wie kannst du es den armen nur antun brauch jetz unbedingt was zu Beruhigung *umschau* *ihre damit-wird-das-wölfi-100%ig-wieder-ruhig-sache nimmt und futter* 8hey du weißt schonma es is was zu Essen ^-^)
P.P.S: Das is wieder n Monsterkommi, obwohl ich hab schon lange kein Kommi mehr geschrieben, weil ich dir immer alles glei über ENS gesagt habe Oo naja egal ^^°

ui ich bin 1. X3


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