Zum Inhalt der Seite

Seelenschatten

wenn das Dunkel sich erhebt
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ernest Solomon

One step closer (Linkin Park)
 

Everything you say to me

Takes me one step closer to the edge

And I'm about to break

I need a little room to breathe

Cause I'm one step closer to the edge

And I'm about to break
 


 

Ernest Solomon
 

Was genau Dumbledore mit dieser neuen Andeutung meinte, erlebte Harry am nächsten Vormittag in seiner ersten Unterrichtsstunde bei dem neuen Lehrer. Der hochgewachsene Mann betrat mit einem undurchdringlichen Gesichtsausdruck den Klassenraum, dessen Insassen verstummten und erwartungsvoll nach vorne sahen. Der Mann stellte sich zunächst vor die Klasse und taxierte die anwesenden Gryffindors und Hufflepuffs, bevor er zu sprechen begann.

„Mein Name ist Professor Ernest Solomon. Sie werden in diesem Jahr von mir ihren Unterricht in Verteidigung gegen die Dunklen Künste erhalten. Da dies Ihr UTZ-Kurs ist, werden ihre Ergebnisse hier sich wesentlich auf ihr Abschluss-Ergebnis auswirken. Aufgrund ihres dauernden Lehrkraftwechsels erwarte ich nicht, dass ihre Kenntnisse dem entsprechen, was der Lehrplan vorsieht. Also vergessen wir ihn. Bücher werden Sie in meinem Unterricht selten brauchen und auch Strafarbeiten werden Sie von mir so gut wie nie bekommen.“

Zwei der Hufflepuff-Schülerinnen aus der ersten Reihe hatten nach dieser Ankündigung angefangen zu flüstern und zu kichern. Solomon unterbrach er die beiden, indem er in missbilligendem Ton erklärte:

„Wenn ich einen Witz zu machen gedenke, meine Damen, gebe ich Ihnen vorher schriftlich bescheid.“

Er ließ seinen abschätzigen Blick weiter durch die Klasse schweifen, aber nach dem Rüffel an die beiden Mädchen wagte niemand mehr zu lachen.

„Ich erwarte, dass Sie hier diszipliniert lernen. Nicht weil ich besonders erpicht darauf bin, Ihnen ein gutes Zeugnis ausstellen zu können. Ich versuche Ihnen lediglich ein paar Grundkenntnisse zu vermitteln, die in diesen Zeiten lebenswichtig sein können. Darum denke ich, dass Sie mit zustimmen werden, wenn ich den Tod als ausreichende Strafe für Unaufmerksamkeit in meinem Unterricht ansehe.“

Unruhiges Gemurmel und Geraune glitt durch die Sitzreihen. Die Schüler schienen sich nicht einig zu sein, ob dies nun doch ein Scherz sein sollte, oder ob dieser Lehrer sein Job einfach nur sehr ernst nahm.
 

„Sie da!“, bellte Professor Solomon plötzlich und deutete auf Ernie Macmillan, den Vertrauensschüler der Hufflepuffs. „Nennen Sie mir die entscheidenden Merkmale eines Werwolfs.“

Hermines Hand schoss in die Höhe, noch bevor Ernie mit seiner Antwort begonnen hatte. Als der Lehrer sie ignorierte, begann sie ein wenig ungeduldig, mit den Fingern zu schnipsen, so dass Ernie seine Antwort irritiert abbrach. Der strenge Lehrer drehte sich daraufhin zu Hermine herum und warf ihr nur ein verärgertes „Was?“ entgegen
 

„Professor Solomon, wir haben Werwölfe bereits im dritten Schuljahr bei Professor Lupin durchgenommen.“, erklärte sie pflichtbewusst.

„Mir ist bekannt, dass Sie diesen Stoff bereits angeschnitten haben.“, gab der Mann süffisant zur Antwort. „Doch wie sie vielleicht gehört haben, Miss… lassen Sie mich raten… Miss Granger- habe ich bereits dargelegt, was Ziel meines Unterrichts ist. Wenn Sie also einem Werwolf, der ihnen gerade die Gurgel durchbeißen will, mit einem zaghaften: „Ich muss erst noch mal in mein Buch aus dem Dritten Schuljahr gucken“ kommen wollen, werde ich Sie nicht aufhalten. Sie dürfen gehen.“

Vereinzeltes Gekicher kam auf, als Hermine sich peinlich berührt wieder auf ihren Platz setzte und auch Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Trotzdem war ihm der Mann nicht besonders sympathisch war. Er erinnerte ihn in seiner herablassenden Art zu sehr an Snape.
 

„Ja, noch lachen Sie.“, sagte Solomon bissig. “Ich verspreche Ihnen aber, wenn sich ein Werwolf über Sie beugt, seine messerscharfen Reißzähne sich in Ihr Fleisch bohren und Sie zusehen müssen, wie mit Ihrem Blut zusammen auch Ihr Leben langsam im Boden versickert, werden Sie sich wünschen, hier besser aufgepasst zu haben. Aber vielleicht tötet er Sie ja auch gar nicht, sondern versenkt seine Kiefer lediglich mit der Kraft einer Bärenfalle in einer ihrer Gliedmaßen. Dann werden Sie fühlen, wie das Gift seiner Krankheit aus seinem Speichel tropft und sich unaufhaltsam durch Ihren Körper frisst, bis Sie schließlich ebenfalls zu einer mordenden Bestie werden.“

Harry blinzelte verblüfft. Er konnte nicht glauben, dass der Lehrer hier offensichtlich einen regelrechten Kreuzzug gegen Werwölfe aufzuführen gedachte. Der Letzte, den er bei so etwas erlebt hatte, war Snape gewesen. Der hatte in Harrys drittem Schuljahr versucht, sich an seinem ehemaligen Schulkameraden und Harrys damaligem Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Remus Lupin, zu rächen, indem er bekannt werden ließ, dass dieser ein Werwolf war.

Einige der Schüler waren bei Solomons ausführlichen Beschreibungen ein wenig blass geworden. Solomon hingegen dachte gar nicht daran, seine Rede zu unterbrechen und ging noch ein wenig mehr ins Detail. Als er gerade dabei war, die besonderen Fähigkeiten der Werwölfe zu beschreiben und wie sie diese auf der Jagd nach Menschen einsetzten, platzte Harry der Kragen.
 

„Es reicht jetzt!“, rief er unbeherrscht dazwischen. „Nicht alle Werwölfe sind so!“ In seiner Aufregung war er aufgesprungen und sein Stuhl polterte hinter ihm zu Boden. Durch die mucksmäuschenstille Klasse wirkte das Geräusch noch lauter als normal und sämtliche Anwesenden drehten sich zu ihm um.

Harry war seine Reaktion nicht im Geringsten peinlich. Immerhin war Remus Lupin nicht nur sein ehemaliger Lehrer. Außerdem war er einer der besten Freunde von Harrys Vater gewesen und ein Mitglied von Dumbledores Phönix-Orden. Er war einer der nettesten und friedfertigsten Menschen, die Harry je kennen gelernt hatte und litt selbst am meisten unter seiner Verwandlung.
 

Ernest Solomon stellte sich vor Harry hin und sah ihn ernst an. „Mister Potter. Ich denke Sie haben gehört, was ich über Witze gesagt habe und ich scherze auch jetzt nicht. Werwölfe sind gefährliche Bestien, die man schnellstmöglich von ihren Leiden erlösen sollte. Ihre Intelligenz und die Gefahr, die durch eine Ansteckung mit ihrem Leiden ausgeht, macht sie zu einer heimtückischen Waffe. Wenn Sie also einen Kuschel-Werwolf zu hause haben, freut mich das zwar für Sie; es wird meine Meinung über diese Kreaturen jedoch nicht ändern. In jedem Werwolf steckt eine blutrünstige Bestie, die jeden Menschen sofort zerreißen würde, sobald er die Gelegenheit dazu hat.“

„Aber das stimmt doch gar nicht.“, begehrte Harry auf. „Es gibt doch auch welche, die unschuldig angesteckt wurden. Es gibt doch diesen Wolfsbann-Trank, der verhindert, dass ein Werwolf Menschen angreift.“ Er wollte nicht hören, was der Mann vor ihm da redete. Er hatte einfach nicht das Recht dazu, so über jemanden wie Lupin zu reden. Zitternd vor Wut ballte Harry die Fäuste und spürte, wie sich erneut eine große Menge Magie in ihnen sammelte. Wie so oft in den letzten Tagen fühlte er auch wieder die Anwesenheit von Sirius Schatten. Auch wenn Harry ihn nicht immer wahrnahm, so schien der Schatten doch genau zu wissen, wann er gebraucht wurde.
 

Solomons Augen glitzerten spöttisch und allein das ließ Harry fast explodieren. Er mahnte sich erneut zur Ruhe, denn es würde nichts bringen, den Lehrer anzugreifen. Niemand durfte von seinem neuen Verbündeten wissen, sonst würde Dumbledore es erfahren und einen Weg finden, sie zu trennen. Und doch wäre es verführerisch einfach, den Mann hier und jetzt für das zu bestrafen, was er über Remus Lupin gesagt hatte. Ein einziger Befehl von Harry würden ihn…

„Sicher gibt es diesen Trank.“, holte der Lehrer Harry zurück in die Wirklichkeit. „Und sicherlich wird sich niemand freiwillig von einer solchen Kreatur beißen lassen. Doch jeder Werwolf, der einmal Blut geleckt hat, wird sich wahrscheinlich weigern, ihn zu nehmen. Der Rausch, der von dieser Krankheit ausgelöst wird, ist viel zu stark und die Nebenwirkungen des Tranks nicht unerheblich. Macht ist ein ebenso starkes Suchtmittel wie einige der stärksten Drogen.“
 

Dean Thomas unterbrach das allgemeine Gemurmel mit einem resoluten Einwurf.

„Ich glaube, ich weiß, worauf Harry hinaus will, Professor. Wie Sie sicher wissen, war ein ehemaliger Lehrer von uns, Professor Lupin, ebenfalls ein Werwolf und er war einer der besten Lehrer, die wir bis jetzt hatten.“ Harry sandte seinem Klassenkameraden zunächst einen wütenden Blick. Er konnte durchaus selbst mit diesem Kerl fertig werden, doch dann gewann sein Verstand über sein Gefühl und er setzte sich wieder, nachdem er seinen Stuhl murrend vom Boden aufgehoben hatte.

Ernest Solomon ließ sich mit einer teilnahmslos wirkenden Geste gegen sein Pult sinken und verschränkte die Arme vor der Brust. Etwas an diesem Anblick kam Harry seltsam vor, doch er konnte nicht genau benennen, was es war.

„Das ist mir bekannt, Mister… Thomas nicht wahr?“, sagte Professor Solomon. „Das ändert jedoch nichts daran, dass die Dunkle Seite wahrscheinlich mit der Fraktion der Werwölfe in Verhandlungen getreten ist. Ein Werwolf ist eine sehr mächtige Kreatur. Sie kennt in ihrem Inneren jedoch keinen anderen Lebenszweck als das Töten von Menschen Es liegt in ihrer Natur und das dürfen wir auch bei den angeblich gezähmten Werwölfen nie vergessen. Sie werden jetzt also wohl die Güte haben, mich meinen Unterricht führen zu lassen, wie ich es für richtig halte. Meine Aufgabe besteht lediglich darin, ein wenig Wissen und Weitsicht in ihre kleinen, dummen Köpfe zu bekommen. Was Sie dann letztendlich damit anfangen, interessiert mich nicht im Geringsten, doch ich werde mir nicht vorwerfen lassen, Sie nicht ausreichend gewarnt zu haben.“
 

Das Gemurmel im Raum war inzwischen verstummt und Solomon hatte wieder das, was er die ganze Zeit gewollt hatte: die volle Aufmerksamkeit der gesamten Klasse. Er fuhr nun fort, ausgiebig darüber zu referieren, was für Besonderheiten einen Werwolf ausmachten, wie man einen Werwolf am besten töten konnte und worauf man bei einem Kampf zu achten hatte. Alle Schüler machten sich inzwischen eifrig Notizen und nur das gelegentliche Kratzen einer Feder unterbrach noch den Vortrag des Lehrers.

Harry hingegen starrte missmutig auf sein Pergament und zitterte unter der Anspannung des mühsam unterdrückten Zorns. Wie konnte dieser Mann es wagen einer seiner besten Freunde zu beleidigen? Einerseits wusste er zwar, dass Solomon eigentlich einen ganz guten Unterricht abhielt, aber das machte es nicht besser. Er hatte ebenso abfällig über Werwölfe gesprochen, wie Snape oder gar Umbridge. Diese alte Schachtel mit dem Aussehen einer fetten Kröte hatte im letzten Jahr im Auftrag des Zauberei-Ministeriums den Unterricht in Verteidigung gegen die Dunklen Künste übernommen. Harry konnte das nicht einfach so ignorieren, denn diese beiden Lehrer waren der Inbegriff dessen, was in Harrys Sicht Intoleranz ausmachte.

Er betrachtete seinen Freund Ron, der inzwischen mit Feuereifer dabei war, sich alles aufzuschreiben, was von vorne vom Lehrertisch kam. Ärgerlich stieß Harry ihn an und flüsterte:

„Willst du das nächste Mal etwa mit dem Silberbesteck auf Lupin zustürmen und ihn umbringen?“

Ron unterbrach sein Gekritzel und sah Harry ein wenig irritiert an.

„Nein, natürlich nicht.“, antwortete er. „Glaubst du etwa, ich würde Lupin was zuleide tun können. Aber Solomon hat Recht. Es gibt auch noch andere Werwölfe und wenn Du-weißt-schon-wer die auf mich hetzt, wäre ich gerne vorbereitet. Nicht das ich scharf drauf wäre, einen von denen zu treffen, aber ich glaube kaum, dass die uns die Wahl lassen. Ich war schließlich im Ministerium auch dabei, falls du es vergessen hast. Und ich hatte noch Wochen später Alpträume von diesen komischen Gehirnen, die mich da angegriffen haben. Das war nicht lustig.“

Mit einem Mal stand Ernest Solomon wie aus dem Boden gewachsen vor den beiden. „Wenn Sie einen wertvollen Beitrag zu meinem Unterricht haben, Mister Weasley, würden wir den gerne alle hören. Ansonsten würde ich Sie bitten, diese Schwätzereien in Zukunft zu unterlassen.“
 

Ron wurde rot und murmelte eine Entschuldigung. Dann widmete er sich wieder seinen Notizen und beachtete Harry nicht mehr. Dem gingen Rons Worte jedoch wieder und wieder durch den Kopf. Es war kein Vorwurf in seinem Ton gewesen, doch der Inhalt dessen, was er gesagt hatte, wurmte Harry. Sollte das etwa heißen, dass Harry auch daran schuld war, dass Ron zu Schaden gekommen war? Sein Freund war doch gestern noch so begeistert gewesen, als Harry erzählt hatte, dass Sirius vielleicht noch lebte. Sah Ron denn nicht, wie wichtig das für Harry war? Schließlich war er sein bester Freund und Freunde halfen sich doch.
 

Allgemeines Stuhlrücken und wieder aufkommendes Geschwatze riss Harry aus seinen Überlegungen. Die Stunde war beendet. Erleichtert packte Harry seine Sachen zusammen, als er hörte, wie Ernest Solomon ihn rief. Er war versucht, so zu tun, als hätte er ihn nicht gehört, aber dann fiel ihm ein, dass er ja von Dumbledore Okklumentik-Stunden verordnet bekommen hatte. Und tatsächlich sah Professor Solomon ihn ernst an und meinte dann:

„Professor Dumbledore sagte mir, dass er Sie bereits informiert hätte. Sie werden Dienstag, Donnerstag und Samstag jeweils um 19 Uhr in meinem Büro zu ihrem Okklumetik-Unterricht erscheinen.“

„Ja, Sir.“, entgegnete Harry.

„Gut, das war dann alles.“, schloss Professor Solomon.

Als Solomon sich wieder seinen Unterlagen zuwendete und keine Anstalten machte, noch irgendeine Verabschiedung anzufügen, drehte sich Harry um und wollte so eben den Klassenraum verlassen, als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. Das hatte ihn die ganze Zeit gestört. Solomon trug Handschuhe und das trotz der noch nicht allzu kühlen Temperaturen. Warum wohl? Ob er ihn fragen sollte? Andererseits würde ihm das wahrscheinlich nur einen dummen Kommentar einbringen und daher entschloss er sich, es bleiben zu lassen.
 

-
 

Harry quälte sich weiter durch den Unterricht und musste in Kräuterkunde sehr an sich halten, um nicht welche von Madame Sprouts „Singenden Glockenblumen“ in Flammen aufgehen zu lassen. Nach der achten Wiederholung von „Im Frühtau zu Berge“ sahen allerdings auch andere seiner Mitschüler aus, als wäre ihnen dieser Gedanke schon gekommen.
 

„Sie müssen darauf achten, dass Sie den Dünger genau dosieren. Wir wollen doch ein paar schöne Weihnachtslieder mit den kleinen Rackern üben.“, verkündete die rundliche Hauslehrerin der Hufflepuffs fröhlich und schüttelte dann lachend den Kopf, dass ihr Flickenhut fast hinunterfiel. „Mister Potter, machen Sie nicht so ein Gesicht. Ihre Campanula kriegt sonst keinen Ton mehr heraus.“

„Als wenn das schlimm wäre“, murmelte Harry und mühte sich weiter mit dem trällernden Gewächs ab. Die hatte zu allem Unglück auch noch angefangen, sich immer einen halben Ton über oder unter der Melodie zu bewegen. Bissige Blicke der anderen Schüler- Gryffindor ebenso wie Hufflepuff- veranlassten ihn dazu, sich den Blumentopf zu schnappen und sich in eine ruhigere Ecke zu verziehen. Dort versah er die Blume zunächst mit einem leichten Schlafzauber und fing dann mit dem Umtopfen an.
 

Während er so vor sich hin krümelte, drang mit einem Mal etwas an sein Ohr, dass seine Aufmerksamkeit erregte. Madame Sprout hatte Hannah Abbott, die weibliche Vertrauensschülerin von Hufflepuff, zur Seite genommen und redete leise mit ihr. Als sie den Kopf in Harrys Richtung drehte, senkte der seinen Blick wieder und tat sehr beschäftigt, denn er wollte nicht beim Lauschen erwischt werden. Trotzdem hatte er das Gefühl, er müsse erfahren, was die beiden zu besprechen hatten.

Ein paar Langziehohren wären jetzt nicht schlecht, dachte er innerlich seufzend. Diese Erfindung von Ron Brüdern, Fred und George, wäre ideal gewesen, um das Gespräch zu belauschen. So konnte er nur die eigenen Ohren spitzen und sich unauffällig ein wenig näher schieben. Gebannt hörte er zu, um auch ja kein Wort zu verpassen.
 

„Passen sie ein bisschen auf das Mädchen auf.“, sagte Professor Sprout gerade. „Ist ja wirklich nicht einfach. Aber die kleine Mullingtow soll sich in Hogwarts wohl fühlen. Ich vertraue Ihnen da, Miss Abgott.“

Hannah drehte langsam einen ihrer dicken, blonden Zöpfe zwischen den Fingern hin und her. „Aber Sicher, Professor. Emily wird sich schon wieder beruhigen. Ich glaube, das war nur der erste Schock. Sie braucht ein wenig Ablenkung und dann kriegen wir das schon hin. Ist ja ein süßer Fratz und…“
 

In diesem Moment erwachte Harrys Glockenblume wieder aus ihrem Schlafzauber und fing an lauthals loszuplärren. Erschrocken stieß Harry den Topf um und sein Inhalt verteilte sich auf dem Fußboden.

Fünf Punkte Abzug für Gryffindor, Mister Potter.“, seufzte Professor Sprout. „Und jetzt sehen Sie zu, dass die Kleine wieder ins Warme kommt und fegen Sie die Erde weg.“

Murrend machte sich Harry an die Arbeit. Ein missbilligender Blick von Hermine traf ihn. „Was denn?“, schnauzte er sie an, doch sie schüttelte nur den Kopf und wandte sich wieder ihrer- selbstverständlich perfekt umgetopften Glockenblume zu. Diese summte bereits die ersten Takte von „Oh Tannenbaum“ vor sich hin.
 

Harry verdrehte die Augen. Er wünschte sich, es gäbe wenigstens etwas, dass Hermine mal gründlich versaute. Er stellte sich vor, wie sie wohl schauen würde, wenn ihr Blumentopf mit einem Mal runterfiele. Dann würde Miss Superschlau wahrscheinlich nicht mehr so überheblich sein. Ja, diese Vorstellung begann Harry ernsthaft zu gefallen.

Im nächsten Moment klirrte es auch schon. Hermine starrte fassungslos auf die Scherben ihres Blumentopfs auf dem Boden, über die sich ein Bach aus schwarzer Erde ergoss. Gekrönt wurde das Ganze von einer heulenden Glockenblume.

„Was ist denn nur heute mit ihnen los?“, rief Madame Sprout ärgerlich. „Noch einmal 5 Punkte Abzug für Gryffindor. Lassen Sie sich den Besen von Mister Potter geben.“
 

„Das war ich nicht.“, flüsterte Hermine kurz darauf Harry zu. „Ich bin mir ganz sicher, dass die Blume richtig stand. Irgendwer muss da dran rumgepfuscht haben.“

„Aber Hermine, das kann doch gar nicht sein.“, stellte Harry sich ein wenig dümmer, als er war. Er wusste zwar nicht, wie er es angestellt hatte, aber anscheinend war er ja für diese Sauerei verantwortlich. Oder Sirius hatte seine Hände da im Spiel. So ein Streich sähe ihm schon ähnlich. Harry war sich ziemlich sicher, dass seinem Paten eine so strebsame Mitschülerin ordentlich auf den Wecker gefallen wäre. Außerdem musste er sich jetzt wenigstens keinen Vortrag darüber anhören, auf welche leichtsinnige Weise er doch Hauspunkte verloren hatte.
 

Auf dem Weg zum Abendessen dachte er über das Gespräch von Hannah und Professor Sprout nach. Vielleicht hatte er Glück und konnte noch ein wenig mehr über Emily Mullingtow erfahren. Irgendetwas schien ja passiert zu sein. Ob das tatsächlich mit seiner geheimnisvollen Toten zu tun hatte? Er setzte sich neben die anderen an den Tisch, füllte sich etwas auf seinen Teller, ohne hinzusehen und fing an zu essen. Auch jetzt ließ er seinen Blick immer wieder über den Tisch der Hufflepuffs schweifen, entdeckte die kleine Emily jedoch nicht.

„Was hältst du eigentlich von Solomon?“, fragte eine Stimme neben ihm. Als Harry sich umdrehte, sah er jedoch, dass er gar nicht gemeint. Dean Thomas sprach mit Ginny über den Lehrer.

„Ist O.K.“, meinte diese achselzuckend. „Eigentlich ganz cool und auf jeden Fall besser als Umbridge oder dieser Nichtskönner Lockhart.“

„Um mehr zu können als die, muss man sich aber nicht besonders anstrengen.“, warf Seamus Finnigan, der vierte Junge aus Harrys Schlafsaal, dazwischen. „Die haben sich beide nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Aber das Solomon so von den Werwölfen erzählt hat. Mann, da lief es mir kalt den Rücken runter. Dabei dachte ich, ich wäre gar nicht so anfällig für Grusel-Geschichten.“

„Das sind ja auch keine Grusel-Geschichten, sondern Tatsachen.“, mischte sich nun Hermine ein. „Ich war zwar erst auch nicht begeistert davon, dass er so einen Wind um die Werwölfe macht, aber im Grunde genommen hat er ja Recht.“

„Ich wollte im ersten Schuljahr unbedingt mal einen Werwolf sehen.“, kicherte Lavender Brown. “Ich dachte das wäre romantisch.“

„Ich auch.“, stimmte ihre beste Freundin Pavarti Patil ihr zu. „Aber wenn man sich das Ganze mal genau überlegt, fragt man sich wirklich, wie dumm man mit elf sein kann.“

„Ziemlich dumm, wie´s aussieht.“, frozelte Ron. „Auf der Seite von Du-weißt-schon-wem sind Werwölfe aber bestimmt nicht zu unterschätzen. Die Todesser waren schon nicht ohne. Weiß jemand, wie schnell man sich nach einem Biss verwandelt?“

„Liest du eigentlich auch, was du aufschreibst, Ron?“, stichelte Hermine. „Es dauert bis zum nächsten Vollmond. Es sei denn, du tötest den Werwolf, der dich gebissen hat vorher. Allerdings glaube ich nicht, dass ich das könnte.“
 

„Dann sollten sich vielleicht lieber keiner von uns mit einem Werwolf abgeben. Am besten einsperren und den Schlüssel wegwerfen, was?“, warf Harry trocken dazwischen.

Wie ihn das alles nervte. Da saßen sie hier und redeten, als sei überhaupt nichts los. Diskutierten fröhlich über den Kampf gegen Voldemort und dunkle Mächte, als wäre es ein Nachmittags-Spaziergang. Wussten sie überhaupt, wie es sich anfühlte, diesen Gefahren wieder und wieder ins Auge blicken zu müssen. Das alles mit der Aussicht, irgendwann mal zum Mörder zu werden oder selbst getötet zu werden. Alles nur wegen einer lächerlichen Prophezeiung.
 

Hermine sah ihn verständnislos an. „Davon habe ich doch gar nichts gesagt. Aber falls es dir um Lupin geht. Ich denke, er wäre ähnlicher Ansicht wie Solomon. Schließlich ist er nicht nur ein Werwolf, sondern quasi auch ein Opfer eines solchen. Außerdem hat er seinen Job hier in Hogwarts sicherlich nicht gekündigt, weil er glaubte, der Wolf in ihm sei total harmlos und ungefährlich.“

Dieser Logik musste sich Harry wohl oder übel beugen. Egal, er hatte seine kleine Rache an Hermine bereits gehabt, warum sollte er weiter auf dem Thema herumreiten. Schließlich hatte Solomon irgendwann noch so was wie einen kurzen Test Anfang der nächsten Woche angekündigt und dann waren sie mit dem Thema durch.
 

„Wir haben gleich mit Solomons Spezial-Gebiet angefangen.“, verkündete Ginny in die unangenehme Stille hinein. Dann fing sie an, genüsslich ihren Nachtisch zu löffeln.

„Spezial-Gebiet?“, fragte Ron mit vollem Mund. „Was ist denn das?“

„Geister und Dämonen.“, antwortete Ginny ruhig. „Erst wollte er ja auch mit den Werwölfen anfangen, aber ich hab ihn gleich danach gefragt. Schließlich weiß ich schon alles über Werwölfe und außerdem sieht man ja, was dabei rauskommt, wenn man das Thema bei Solomon hat.“

„Und woher weißt du soviel über unseren neuen Lehrer in Verteidigung.“, bohrte Ron weiter und auch Harry spitzte die Ohren.

„Von Bill“, gab Ginny nur knapp zur Auskunft. Als sie nun allerdings fast alle am Tisch sitzenden Vier- und Fünfklässler aus Gryffindor anstarrten, setzte sie ein schelmisches Grinsen auf. „Also schön, ich erzähl euch heute Abend, was ich weiß. Aber das wird euch was kosten. Ich verlange jeweils zwei Schokofrösche Eintritt dafür.“

„Was?“ krächzte Ron und sah seine jüngere Schwester entgeistert an.

Auch Harry war milde gesagt, verwundert. Warum wusste Rons ältester Bruder Bill etwas über Ernest Solomon? Andererseits war der junge Mann mit dem Pferdeschwanz und dem Drachenzahn-Ohrring viel in der Welt rumgekommen. Bevor er seine jetzige Stelle im Innendienst der Zaubererbank Gringotts angenommen hatte, um besser für Dumbledore und den Phönixorden arbeiten zu können, war er meist in Afrika tätig gewesen. Das zweite Erstaunliche war, dass Ginny offensichtlich nicht mit Ron über diese Sachen geredet hatte, zumal Bill ja auch sein Bruder war. Die dritte und wahrscheinlich am wenigsten verwunderliche Sache, war es jedoch, die Ron am meisten aufregte.
 

„Schokofrösche?“, keuchte er. „Als Eintritt? Sag mal, spinnst du jetzt völlig? Du wirst uns sofort sagen, was du weißt.“

„Kommt gar nicht in die Tüte, Brüderchen. Ich erkenne ein gutes Geschäft, wenn ich es sehe. Du vergisst, dass ich nicht nur mit dir, sondern auch mit Fred und George aufgewachsen bin. Da die beiden ja nach Umbridges Auftritt hier die Schule verlassen haben, steht noch ein Nachfolger für sie aus. Da du ja aber so mit deiner Karriere beim Quidditch beschäftig bist, werde ich das eben machen. Außerdem wollen Fred und George Weasleys Zauberhafte Zauberscherze unter die Leute gebracht werden und ich habe jede Menge Kostproben mit. Die kann ich euch bei der Gelegenheit gleich mal vorführen.“
 

Damit stand sie auf, küsste Dean noch kurz auf die Wange und verließ grinsend die Große Halle. Immer noch völlig perplex, sah Ron ihr nach. „Ich glaub´s ja nicht.“, stöhnte er. „Ich habe ein Monster erschaffen…“

„Warum du?“, fragte Harry erstaunt.

„Naja“, druckste Ron ein wenig herum. „Nachdem du jetzt ja wieder Quidditch spielen darfst, hatten wir einen Spieler zu viel in der Gryffindor-Mannschaft. Angelina hat mir aufgetragen, das zu regeln. Und...äh… ich hab Ginny gesagt, sie darf Ersatz für dich machen. Sie war nicht begeistert.“
 

Harry sah noch einmal zur Tür. Das konnte er durchaus verstehen. Vom eigenen Bruder erzählt zu bekommen, dass man gerade noch gut genug für die Zweitbesetzung war, war sicherlich nicht gerade einfach für Ginny. Zumal sie im letzten Jahr, als sie Harry wegen seines Spielverbots vertreten musste, noch zu ihm gesagt hatte, dass sie sich darauf freute, im nächsten Jahr vielleicht als Jäger spielen. Dass Ron sie jetzt einfach so auf die sprichwörtliche Ersatzbank schob, war alles andere als fair. Dann stutzte er, zählte in Gedanken noch mal die Spieler durch und sah Ron durchdringend an.

„Moment mal, selbst wenn Angelina noch da ist, weil sie den Abschluss wiederholen muss, ist doch immer noch Alicias Platz unbesetzt.“

Rons Ohren wurden rot und er widmete sich höchst konzentriert der Schüssel vor ihm auf dem Tisch. „Den hatten sie schon im vorigen Jahr Katies kleiner Schwester Monika zugesagt. Weil die sich aber irgendwie verletzt hatte, hat Alicia doch noch weiter gemacht. Jetzt hat Monika natürlich die älteren Rechte.“

„Ich verstehe.“, murmelte Harry. „Vielleicht können Ginny und ich uns ja abwechseln. Oder sie wechselt mal mit den anderen drei Jägerinnen. Da wollte sie sowieso lieber hin.“

„Bist du nicht ganz bei Trost?“, antwortete Ron, während er sich bereits übers seine dritte Portion Kartoffelbrei hermachte. „Du musst auf jeden Fall Sucher machen, sonst haut das alles nicht hin. Angelina wird ihr letztes Mal im Team nicht aufgeben und Katie und ihre Schwester werden ebenfalls zusammen bleiben wollen. Vielleicht kann Ginny nächstes Jahr in die richtige Mannschaft. Dann sind zwei von ihnen ja eh weg und wir werden eine neue Jäger-Truppe brauchen. Vielleicht sollte ich jetzt schon mal anfangen, nach Talenten zu suchen. Was meinst du, Harry.“

„Klar, mach mal.“, brummte der nur und vertiefte sich in seinen Nachtisch, der jedoch nicht so gut schmeckte, wie er es vielleicht an anderen Tagen getan hätte. Er hatte im Moment noch wichtigere Probleme als Quidditch; er musste Emily Mullingtow finden. Wo sie wohl steckte?
 

Möglichst unauffällig stieß er Ron an. „Sag mal, hast du eine Idee, wie wir die Kleine aus Hufflepuff erwischen? Ich will nicht, dass Dumbledore mitbekommt, das wir mit ihr reden. Aber sie ist nicht zum Essen gekommen und wenn wir einen der anderen aus ihrem Haus beauftragen, sie zu holen, ist das zu auffällig. Ich kann schließlich keinem sagen, warum ich mich mit ihr treffen will.“

Ron dachte einen Augenblick scharf nach. „Warum schreibst du ihr nicht einen Brief?“

Harry dachte kurz über diesen Vorschlag nach und wollte ihn schon verwerfen, bis ihm etwas einfiel. „Ron, du bist genial.“, grinste er

„Bin ich?“ meinte Ron verblüfft und grinste dann ebenfalls. „Naja, wenn du das sagst, muss es wohl stimmen.“

Harry beschloss, dass er lieber nicht wissen wollte, wie Ron das gemeint hatte. In seinen Ohren klang das eher nach einer Beleidigung. Er stand daher eilig vom Tisch auf und machte sich auf den Weg in die Eulerei. Sein Freund hatte etwas von einer wichtigen Besprechung mit Angelina gefaselt und so hatte Harry ihn nicht weiter gedrängt mitzukommen. Wahrscheinlich war es sowieso besser, wenn Harry das alleine übernahm.

Als er den Turm betrat, begann es bereits zu dämmern. Hedwig störte das selbstverständlich nicht. Sie hatte Harry sofort erkannt und klapperte zur Begrüßung mit dem Schnabel. Viele der anderen Eulen begannen ebenfalls bereits sich zu regen, um kurz darauf zur Jagd aufzubrechen.

„Hey, Hedwig. Ich habe eine Aufgabe für dich.“, rief Harry zu Hedwigs Sitzstange hinauf.

Hedwig flatterte zu Harry hinunter und streckte ihm würdevoll ihr rechtes Bein hin. Er lächelte. Vorsichtig streichelte er über ihr weiches Gefieder.

„Nicht so ein Auftrag.“, lächelte er. „Du sollst mir ein Treffen mit jemandem organisieren. Meinst du, du kannst das?“

Die großen, gelben Augen sahen Harry fragend an.

„Du erinnerst dich doch an diesen schicken Waldkauz oder?“, sagte er und als Hedwig bestätigend mit dem Schnabel klapperte fuhr Harry fort, ihr seinen Plan zu erklären. „Ich möchte, dass du das Mädchen, dem er gehört, hierher bringst und zwar jetzt gleich. Ihr möchte mit ihr reden, aber wenn ich ihr einen Brief schreibe, erzählt sie es vielleicht jemandem und dass will ich nicht. Meinst du, du schaffst das?“
 

Hedwig kniff Harry kurz in den Finger, wie um ihm zu zeigen, dass er nicht an ihr zweifeln sollte. Dann breitete sie die weißen Schwingen aus und verschwand aus einem der Fenster.

Harry setzte sich auf eine einigermaßen saubere Stelle des Bodens und wartete. Er war sich ziemlich sicher, dass Hedwig es schaffen würde, das Mädchen hierher zu bringen.Was er nicht wusste, war, was er sie fragen sollte. „Hey, hast du eigentlich eine Verwandte, die Mafalda heißt und zufälligerweise ein bisschen tot ist?“, klang nicht grade gut. Vielleicht sollte er das Gespräch doch lieber erstmal auf die Eulen bringen, um sie in Sicherheit zu wiegen. Außerdem wollte er sich nicht lächerlich machen, indem er ein wildfremdes, kleines Mädchen mit komischen Fragen löcherte.

Das brachte ihn schließlich zu dem Gedanken, dass er verhindern musste, dass sie jemandem von dem Gespräch erzählte. Aber wie? Mit Gedächtnis-Zaubern kannte er sich nicht genug aus. Wenn er ihn falsch anbrachte, verlor sie womöglich völlig das Gedächtnis. Zumal wäre es möglich, dass jemand den Zauber entdeckt und Fragen stellte. Fragen, die Harry nicht gebrauchen konnte, besonders nicht von Dumbledore.

Während er noch darüber nachdachte, wurde es immer dunkler. Ohne darüber nachzudenken, holte Harry seinen Zauberstab heraus und sprach ein „Lumos!“, das die Spitze des Stabes zum Leuchten brachte. Als er aufsah, blickte er in das Gesicht seines Paten. Vor Schreck hätte er fast den Zauberstab fallen lassen.
 

"Sirius!", keuchte Harry. "Was soll das? Ich hab mich total verjagt. Mach so was nie wieder, ok?"

Sirius sah ihn nur an. Harry fühlte den unterdrückten Zorn und die Ungeduld, die von dem Mann ausging. Er rutschte ein wenig unruhig hin und her.

"Ich kann es doch nicht ändern. Warum sagst du mir nicht einfach, was los ist?"

Doch Sirius antwortete nicht und zog sich langsam von ihm zurück. Hastig stand Harry auf und folgte der Gestalt.

"Dann verrat mir wenigstens, was mit den anderen ist!“, verlangte er. „Kann ich ihnen trauen?"
 

Wieder erhielt er keine Antwort. Es folgte eine fast greifbare Stille. Reglos stand Harry auf dem dunklen Dachboden und lauschten dem unruhigen Pochen seines eigenen Herzens. Sehen konnte Sirius nicht mehr, aber er nahm seine Anwesenheit noch wahr. Er spürte, wie er eine Gänsehaut bekam. Hektisch drehte er sich um und versuchte, irgendetwas in der Dunkelheit zu erkennen, aber es wurde immer dunkler in dem abgelegenen Turm. Das Licht von der Spitze seines Zauberstabs schien schwächer zu werden. Inzwischen sah Harry nicht einmal mehr den Ellenbogen seines Arms, in dessen Hand er den Stab hielt. Das einzige Geräusch, dass er hörte, war das Geräusch seines eigenen Atems.

Trotzdem wurde Sirius` Anwesenheit immer greifbarer und Harry fühlte, wie eine unsichtbare Hand nach seinen Gedanken griff. Er verstand nicht, was da passierte, doch es machte ihm Angst. Große Angst. Er konnte sich nicht bewegen. Nicht schreien. Nicht fliehen. Erinnerungen wurden durchsucht; das spürte Harry, als sie kurz an die Oberfläche traten und sofort wieder verschwanden, bevor er sie richtig wahrgenommen hatte. Dann erhob sich eine Erinnerung vor seinem geistigen Auge, die bestehen blieb.
 

Die Szene in der Heulenden Hütte aus Harrys drittem Schuljahr manifestierte sich. Remus Lupin und Sirius waren ebenso anwesend, wie Ron, Hermine und Harry selber. Aber es war natürlich noch jemand im Raum: Peter Peddigrew. Der kleine Mann, der selbst als Mensch seiner Animagus-Form, noch so sehr glich, dass man fast von einer „menschlichen Ratte“ sprechen konnte. In der Tat war dieser Mann dafür verantwortlich, dass Voldemort damals den Aufenthaltsort von Harrys Eltern erfahren hatte, so dass dieser zu ihrem Haus gehen konnte, um sie zu töten. Dabei war Peter einer der besten Freunde seines Vaters gewesen, das Sinnbild eines hinterhältigen Verrats. Harry sah, wie die Erinnerung verblasste und er sich wieder bewegen konnte.

„Ich verstehe.“, murmelte er beklommen. „Ich soll also vorsichtig sein.“
 

Er ließ sich wieder auf dem Boden nieder. Die Eulerei lag immer noch in völliger Dunkelheit da, aber es waren keine Schatten mehr darin verborgen. Sirius stand am Fenster und blickte in die Schlossgründe hinunter. Ein quietschendes Geräusch ließ Harry herumfahren. Die Tür schwang auf und die kleine Emily Mullingtow stand im matten Schein der Fackeln, die draußen auf dem Gang angebracht waren. Auf ihrem Arm saß Hedwig, die höchst zufrieden wirkte.

„Hallo?“, fragte das Mädchen mit dünner Stimme. „Ist hier jemand? Ähm… diese Eule ist irgendwie…“ Noch bevor sie den Satz beendet hatte, erhob sich Hedwig und flog lautlos in die Nacht hinaus.

Harry stand auf. Er sah, dass das blonde Mädchen zusammenschrak und sich dann aber entspannte, als sie ihn erkannte. „Oh, du bist es. Das war deine Eule, nicht wahr? Was hatte sie denn? Sie kam zu mir ans Fenster und hat sich ganz seltsam benommen. Anscheinend wollte sie unbedingt, dass ich in die Eulerei gehe. Ich dachte, es wäre etwas mit Rasputin.“

„Nein, deinem Kauz geht es blendend.“, beruhigte Harry sie. „Ich habe sie geschickt. Ich wollte dich etwas fragen, weißt du.“

„Du wolltest mit mir sprechen?“, staunte Emily und ihre Augen wurden groß. „Du bist Harry Potter, nicht wahr?“

Er sah, dass ihr Blick noch einmal kurz zu der Narbe auf seiner Stirn huschte und er bedeckte sie in einer unbewussten Geste mit ein paar Haarsträhnen.

„Schließ die Tür, ich will nicht, dass uns jeder zuhören kann.“, befahl Harry. Obwohl das Mädchen kurz zögerte, gehorchte sie schließlich doch und kam dann näher. Ihr Gesicht war ernst und Harry sah, dass ihre Augen gerötete waren, als hätte sie geweint. In ihrem Blick jedoch lag neben einer kindlichen Trauer auch Neugier. Er wusste nicht, ob sie nun besonders mutig oder besonders vertrauensselig war, doch im Grunde genommen konnte ihm das auch egal sein. Er musste nur erfahren, was sie wusste, danach würde er sie nicht weiter belästigen.
 

„Tja...äh, setzen wir uns doch.“, meinte er ein wenig unsicher und deutete auf den Boden. Sie nickte stumm, setzte sich auf den Boden und schlang die Arme um die Knie. Er räusperte sich und wollte eben nach der alten Frau fragen, als er bemerkte, wie verletzlich die Kleine in dem großen, dunklen Raum wirkte. Irgendwie kam es ihm falsch vor, sie so auszunutzen, doch es half nichts. Er musste etwas über Mafalda Mullingtow erfahren.
 

„Warum bist du so traurig?“, hörte Harry sich fragen und wunderte sich ein wenig über sich selber. Das war eigentlich nicht, was er hatte sagen wollen. Andererseits schien ihm das ein geeigneterer Einstieg für ihr Gespräch zu sein.

Sie schüttelte den Kopf. „Das interessiert dich bestimmt nicht.“, sagte sie leise. „Ist wegen Mum und Dad.“

Harry schluckte.

„Was ist mit ihnen?“, fragte er.

„Sie sind böse aufeinander.“, antwortete Emily. „Dad hat mir einen Brief geschrieben, aber ich darf es nicht verraten.“

„Was darfst du nicht verraten?“, hakte Harry behutsam nach.

Sie schüttelte wieder den Kopf. „Wenn ich dir das jetzt sage, ist es ja kein Geheimnis mehr. Und dann wird Mummy bestimmt auch böse auf mich. Auch wenn Dad sagt, dass es alles nicht meine Schuld ist, sondern die von dieser komischen Frau.“

Harry horchte auf. Sollte es möglich sein, dass er mit seiner Frage zufällig genau in die richtige Richtung gegangen war. Er grinste innerlich. Manchmal musste man eben Glück haben. Jetzt musste er sie nur dazu bringen, ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Unschuldig fragte er: „Welche Frau denn?“

„Oh, ich hab schon viel zu viel gesagt.“, behauptete sie mit einem Mal und stand wieder auf. „Wenn mit meiner Eule alles in Ordnung ist, kann ich ja wieder zu den anderen zurück. Ich finde es hier nämlich gruselig. Aber du bist echt nett. Die andere haben nämlich gesagt, dass du gar nicht so nett bist und dass du manchmal ganz komische Sachen machst und ich lieber nicht mit dir reden soll.“

„So?“, knirschte Harry. „Sagen sie das? Aber willst du mir nicht verraten, über was für eine Frau du vorhin geredet hast.“

„Nein, Daddy hat es mir verboten. Wegen der wohnen wir jetzt in London, aber Mummy will lieber zurück nach Irland, glaube ich.“
 

Harry konnte sich nur beglückwünschen, dass das Mädchen offensichtlich immer noch nicht begriffen hatte, dass er langsam aber sicher, alles herausbekam, was er wissen wollte. Trotzdem sollte er diese Sache nicht länger dauern lassen, als unbedingt notwendig war. Schließlich war er noch mit den anderen im Gryffindor-Turm verabredet und wenn er zu lange wegblieb, hätte er womöglich Verdacht erregt.

„Du kommst also aus Irland.“, nahm er das Gespräch wieder auf. „Und warum seid ihr dann hier?“

„Das darf ich doch nicht sagen.“, erwiderte sie ungeduldig und bewegte sich auf die Tür zu. „Ich glaube, ich gehe jetzt wirklich besser.“

Harry stellte sich zwischen sie und die Tür. „Ich muss es aber wissen.“, herrschte er sie an. Diese Kleine sollte ihn hier nicht länger hinhalten. Er wollte schließlich auch zurück, aber nicht, bevor er erfahren hatte, was sie wusste. Darum beschloss er, es doch auf die direkte Art zu versuchen. „Kennst du eine Mafalda Mullingtow?“

Auf ihrem Gesicht erschien ein ungläubiger Ausdruck. „Du kennst sie? Aber Dad hat gesagt, niemand kennt sie und deshalb darf ich auch nicht darüber reden.“

„Doch, ich kenne sie. Oder besser, ich kannte sie. Sie lebt ja nicht mehr.“, bog sich Harry die Wahrheit ein bisschen zurecht. Schließlich hatte er die Frau getroffen und kannte ihren Namen.

„Ja stimmt.“, antwortete sie und dann sprudelte es aus ihr heraus. „Ich hab sie zwar nicht gesehen, aber Dad hat gesagt, dass wir wegen ihr hier sind. Sie ist wohl meine Ur-Ur-Ur-Großmutter oder so und wir haben ihr Haus geerbt, weil sonst keiner es wollte. Aber Mummy will es auch nicht, weil sie meint, dass es Unglück bringt. Jetzt ist sie wütend auf Daddy und ist zurückgegangen zu Oma. Aber Dad will das Haus behalten und deswegen streiten die beiden sich ganz doll.“

Harry filterte aus dem Wortschwall die für ihn relevanten Informationen heraus. „Deine Ur-Ur-Ur-Großmutter?“, fragte er dann nach. „Aber das kann nicht stimmen, da musst du dich verhört haben.“

„Hab ich nicht. Ich hab es mir extra gemerkt. Dreimal Ur, genauso wie beim Drei-Uhr-Tee.“, widersprach Emily ein wenig beleidigt und streckte ihm drei Finger entgegen.

„Aber das kann nicht stimmen:“ wiederholte Harry genervt. „Dann wäre diese Mafalda an die zweihundert Jahre alt und so sah sie gar nicht aus. Da musst du dich verhört haben.“

„Hab ich nicht.“, beharrte Emily. „Ich glaube, die anderen haben wohl doch Recht. Du spinnst, weißt du das? Ich geh jetzt.“

Damit drehte sie sich um und wollte an Harry vorbei. Er griff blitzschnell zu und hielt sie am Arm fest. Emily quiekte erschreckt.

„Au, das tut weh. Lass mich los.“, beschwerte sie sich.

„Erst musst du mir versprechen, dass du niemandem verrätst, worüber wir geredet haben.“, zischte Harry. Er verstärkte den Griff noch ein wenig. Diese Entwicklung gefiel ihm nicht. Er hatte das Risiko auf sich genommen, sich an Dumbledore zu verraten und hatte nichts dafür bekommen, außer einer für ihn völlig wertlosen Familie-Geschichte. Das machte ihn wütend.
 

Sie schien zu merken, dass es ihm ernst war und sah ihn furchtsam an. Sein schlechtes Gewissen begann sich zu melden; dann spürte er einen Blick in seinem Nacken. Ein kurzer Blick nach hinten zeigte ihm, dass Sirius wieder auf seinem Platz am Fenster erschienen war. Das war die Lösung. Er hatte das Gedächtnis vom Madame Pince geändert, vielleicht konnte er das auch bei dem Mädchen machen. Sie war gefährlich für seine Mission und schließlich würde sie sich hinterher an nichts mehr erinnern.

Er nahm nun auch die zweite Hand zur Hilfe, um die Kleine von der Tür weg in Sirius Richtung zu dirigieren. Sie wehrte sich zwar, aber Harry war viel stärker als sie. „Los“, sagte er zu Sirius. „Sie muss unser Gespräch vergessen. Kannst du das einrichten?“

Sirius sah ihn einen Moment lang an, lächelte dann und nickte.

„Aber tu ihr nicht weh!“, fügte Harry noch hinzu, denn ganz wohl war ihm bei der Sache nicht. Er spürte, wie sie sich in seinem Griff kurz versteifte und dann anfing zu zittern. Es tat ihm weh, das mitzuerleben, doch im Grunde genommen, war es das Beste, was er für sie tun konnte. Das Mädchen hatte genug eigene Probleme, da sollte sie sich nicht auch noch mit Harrys Bekanntschaft belasten. Wenige Augenblicke später war es vorbei. Ein wenig verwundert sah das kleine Mädchen Harry an.

„Was ist denn nur los?“, wunderte sie sich. „Wo ist deine Eule hin.“

Innerlich aufatmend sandte Harry einen dankbaren Blick zu Sirius, der nur kurz nickte und dann verschwand. Dann wandte er sich wieder der kleinen Emily zu. „Ähm…ja. Danke, dass du Hedwig hergebracht hast.“, versuchte Harry das Mädchen so schnell wie möglich loszuwerden. „Vielleicht können wir sie und Bibo ja mal gemeinsam mit ein paar Eulenkeksen füttern.“

„Oh fein, die mag er total gerne.“, antwortete sie, doch wirklich überzeugt sah sie nicht aus. „Ich geh dann mal. Ist ja schon spät.“

Das Mädchen drehte sich um und lief zur Tür. Schneller als Harry gucken konnte, war sie verschwunden. Wahrscheinlich musste er sich jetzt keine Sorgen mehr machen. Immerhin hatte Sirius schon bewiesen, dass er diese Sache beherrschte. Seufzend machte sich Harry ebenfalls auf den Weg zurück in den Gryffindor-Turm.
 

Als er kurze Zeit später dort ankam, begrüßte Ron ihn ungeduldig. „Mensch, ich dachte schon, du kommst nicht. Ich hab deinen Eintritt nämlich schon ausgelegt. Allerdings hat sich Ginny auf einen Rabatt runterhandeln lassen, so dass du mir nur anderthalb Schokofrösche schuldest.“

Harry grinste. Dass Ron sich von einigen Exemplaren seiner Lieblings-Süßigkeit trennen musste, schien dem Rotschopf gar nicht recht zu sein. Verständlich, dass er jetzt erpicht war, sie wiederzubekommen. Das konnte Harry eigentlich mal ein wenig ausnutzen.

„Eigentlich bin ich ziemlich müde. Vielleicht sollte ich lieber schlafen gehen. Du erzählst mir morgen doch sicher, was sie gesagt hat.“ Harry gähnte ausgiebig.

Ron sah ihn entgeistert an. „Aber dann hab ich ja einen Frosch zu viel bezahlt, Harry. Das kannst du mir nicht antun.“

„Kann ich nicht?“, triezte Harry ihn noch ein wenig. Dann musste er seine Tarnung jedoch aufgeben, weil sein Freund ein dermaßen verzweifeltes Gesicht machte, dass es ihm unmöglich war, ernst zu bleiben. „Ach was, natürlich will ich hören, was Ginny zu sagen hat.“

„Dann komm, die sind alle schon oben bei ihr im Schlafsaal.“, drängte Ron.

„WAS?“, fragte Harry nun total überrascht. „Aber da können wir doch nicht rein, schon vergessen?“

„Eben darum auch der Eintritt. Ginny hat einen Weg gefunden, wie sie den Zauber für eine Weile unterbrechen kann. Aber wir müssen und beeilen. Trink das hier, denn wenn wir nicht rechtzeitig sind, kriegen wir nicht alles mit.“

„So ein Aufwand.“, brummelte Harry und schluckte aber gehorsam den Trank, den Ron ihm reichte. „Aber Talent hat deine Schwester, das muss man ihr lassen.“, fügte er hinzu, als die beiden Jungen anschließend die Treppe zum Mädchen-Schlafsaal erklommen. Bei seinem ersten Versuch war Ron ziemlich unsanft von einem Schutzzauber wieder an das untere Ende der Treppe befördert worden.

„Da seid ihr ja endlich.“, nölte Seamus sofort, als die beiden durch die Tür traten. „Der Zauber hält schließlich nicht lange, Wenn wir nicht rechtzeitig wieder draußen sind, gibt das einen Höllenärger.“

„Reg dich ab.“, schnappte Harry zurück. „Also los, Ginny, rück schon mit der Sprach raus.“
 

Ron Schwester räusperte sich ein wenig umständlich und genoss offensichtlich die Aufmerksamkeit, die ihr alle anwesenden Schüler entgegen brachten. Außer Ron, Seamus und natürlich Dean, waren insgesamt fast zwanzig Leute anwesend und in dem nicht ganz kleinen Raum war es durch die entstandene Enge ziemlich warm. Harry fühlte, wie ihm ein Schweißtropfen den Rücken runter lief und hoffte, dass Ginny endlich anfing zu erzählen, bevor er sich völlig auflöste.

„Also“, begann Ginny schließlich und alle hingen an ihren Lippen, „unser lieber Bruder Bill kennt Solomon von seiner Arbeit in Afrika. Wie viele von euch wissen, war er dort für Gringotts zuständig, um neue Schätze zu finden und zu bergen. Leider werden diese Schätze oft von Fallen bewacht. Ein ziemlich großer Schatz, lag in einer der großen Pyramiden in Ägypten. Bill hat gesagt, dass sie die meisten Sachen aus dem Weg geräumt bekamen, doch die letzte Hürde, war einfach nicht zu knacken. Ein sehr angriffslustiger Geist bewachte die letzte Schatzkammer und dann trat Solomon auf den Plan.

Bill hat mir nicht verraten, was sie wirklich gemacht haben, aber er war schwer beeindruckt von Solomon. Zwar hat niemand der Anwesende Solomon jemals selber zaubern sehen, doch er scheint sich wirklich auszukennen mit der Bekämpfung von Geistern. Außerdem hat Bill angedeutet, dass Solomon früher eng mit dem Ministerium zusammen gearbeitete hat. Doch irgendwann hat er sich völlig zurückgezogen. Man munkelt, dass er damals ein ziemlich übles Zusammentreffen mit einem Werwolf hatte und danach so schwer verletzt war, dass er nicht mehr weiterarbeiten konnte.“
 

„Moment mal, Ginny.“, warf Hermine ein. „Das kann nicht stimmen. Wenn es wirklich so wäre, wäre Solomon doch ebenfalls ein Werwolf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so ist. Ihr habt ihn doch erlebt. Wer über Werwölfe mit so einer offensichtlichen Abneigung spricht, kann selber keiner sein.“

„Vielleicht ist das nur Tarnung und er ist doch einer.“, überlegte Neville, der neben Harry saß, laut.

„Quatsch.“, antwortete Dean ihm. „Wenn Solomon ein Werwolf ist, dann fress ich meinen Besen mitsamt allen Borsten.“

„Das lässt einen fast hoffen, dass er doch einer ist.“, grinste Ron. „Das würde ich zu gerne sehen.“

„So würdest du?“, giftete Dean zurück und es war offensichtlich, dass die beiden sich gleich in die Haare bekommen würden. Harry konnte nur vermuten, dass sowohl die große Wärme, wie auch Deans Beziehung zu Ginny daran schuld waren. Ron war sichtlich nicht begeistert davon gewesen, als er davon erfahren hatte, dass seine Schwester ein reges Interesse an seinem Klassenkameraden hatte.

„Streitet euch nicht.“, fuhr Ginny die beiden an. „Sonst schmeiß ich euch beide raus. Solomon ist mit Sicherheit kein Werwolf. Das Ganze ist ja schließlich auch schon eine ganze Weile her und ich weiß nicht, ob die Geschichte wirklich stimmt. Auf jeden Fall war Bill sehr begeistert, als er davon erfuhr, dass wir Solomon bekommen und meinte, wir hätten da einen ziemlich guten Lehrer.“

„Und das ist alles?“, fragte Ron mit langem Gesicht. „Deshalb hast du uns die Schokofrösche abgeluchst? Ich dachte, du weißt ´Wunder was´ über den Mann.“

„So was nennt man Werbung, Bruderherz.“, grinste Ginny. „Außerdem wollte ich mal ausprobieren, ob dieser Trank tatsächlich wirkt. Und jetzt darf ich die Anwesenden bitten, mir in dem Gemeinschaftsraum zu folgen. Es erwartet Sie eine Vorstellung der neuesten Ideen aus dem Hause Weasley und Weasley. Die absolut innovativsten Kreationen im Bereich der Streichkunst.“
 

Mit großem Gehabe machte sich Ginny auf den Weg nach unten und die anderen Schüler folgten ihr wild durcheinander schwatzend. Anscheinend waren die anderen nicht so enttäuscht über das, was sie von Ginny erfahren hatten.

Missmutig sah Ron Harry an. „Sie hat uns gelinkt. Meine eigenen Schwester hat mir das Fell über die Ohren gezogen.“

Harry grinste nur. „Aber sie ist ziemlich gut. Wenn du schlau bist, gehst du genauso wie ich jetzt schlafen, sonst wirst du auch noch einen Teil deines Taschengeldes an sie los. So wie die drauf ist, trau ich ihr glatt zu, dass sie einem Eskimo einen Kühlschrank verkauft.“

„Was ist ein Kühlschrank?“, wollte Ron verdutzt wissen und Harry schob seinen Freund lachend zur Tür hinaus, bevor er ihm die Vorzüge dieses modernen Muggel-Haushaltsgerätes erklärte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  DisorientedDarcy
2010-11-29T14:54:23+00:00 29.11.2010 15:54
"was ist ein Kühlschrank?"
ich lach mich tot!

oh, ich will auch wissen warum solomon handschuhe trägt.
Von: abgemeldet
2004-12-12T15:11:33+00:00 12.12.2004 16:11
Wenigstens Zweite *g*, ich find die Ff spannend und gut geschrieben!! Bin übrigens auch gespannt was mit diesen Handschuhen los ist! Außerdem hoff ich, dass Harry es schafft, Sirius zurück zu holen!!! Mir gefällt die Ff insgesamt wirklich gut! Bitte schreib so schnell wie möglich weiter! Bye Mausi
Von: abgemeldet
2004-12-06T19:13:21+00:00 06.12.2004 20:13
>Er konnte durchaus selbst mit diesem Kerl fertig werden, doch dann gewann sein Verstand über sein Gefühl und er setzte sich wieder.

Hoffentlich stellt er vorher den Stuhl, der hinter ihm umgefallen ist, wieder hin, sonst gibt es eine unliebsame Überraschung. ;-)

Tja, solangsam gehen mit die Kommentare aus...
Mir ist für meine Korinthensammlung diesmal nichts aufgefallen, dieser Teil ist wieder mal logisch dicht und stilistisch ausgereift.
Was mir aber auffällt, anders als die anderen Fics von dir verlangt einem der hier viel Hintergrundwissen ab, vielleicht habe ich deswegen oft ein wenig Problemchen, dem Plot zu folgen.
Vielleicht leihe ich mir zu Recherchezwecken mal die Filme aus, oder so.
Du erklärst zwar viel, aber so schnell kann man sich die ganzen Namen und Zusammenhänge nicht merken.
Was bedeutet: Seelenschatten ist eine extrem komplexe, in die Originalhandlung verflochtene Geschichte.
So, mehr fällt mir jetzt wirklich nicht ein.
Bin gespannt, was es mit den Handschuhen Solomons auf sich hat.


Zurück